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Full text of "Hufeland's Journal der practischen Heilkunde"

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■,IJ  ?^  ■  ' 


J  o  u  T  n  Ä  I 


^. 


practifchejj^, 

rzneykunde 


und 


-  \ 


Wundarzneykunft 


herausgegeben 


▼  OA 


./ 


C.      W.       H    u    f    e    1    a  ,n    d,' 

KonigLPreuCi.  Geheimen  Rath>  wirkl.Xeibarxt«  Director 
'dei  Golleg,  med.  diirurg.^»  erltem  Arxt  der  Chiurit<$ 

-        u.  f.  w» 


I^  und  zwanzigster  Band.    Erstes  Stück. 


Berlin   i8o5. 

In  Commission  bei  L.  W.  Wittich. 


■  I 


k 


% 

Ueber 
Aerzte    undRoutiniers. 

Vom 

-  Herausgeber. 


/ '. 


Mein  verebrter  Freund,  Heit  Ober-Bergratk  Reii,  ht^ 
in  seiner  Schrift:  Uebcf  Pepinieren  fiir  ärztliche  Ron" 
tiniersy  einen  Gegenstand  von  neuem  zur  Sprach« 
gebracht»  und  mit  seinem  gewohnten  Scharfsinne  ba« 
arbeitet,  der  die  Aufmerksamkeit  der  medixiniscben 
Staatsverwaltung  im  hoben  Grade  verdient,  und  sie 
auch  schon  lange  beschäftiget  hat.  -^  \&s  ist  tnir  an- 
geäehra,-vom  Herrn  /{^//selbst  aufgefordert  in  seyn, 
meine  Ideen  darüber  öffentlich  mitzutheileni»  und  ich 
lege  dieselben  ihm  und  dem  Publikum  hi<?r  eben  so 
freimüthig  Vor,  ^rrie  er  die  seinigen';  überaSeugt^  dafs 
lYdnn  wir  auch  in  einigen  Ansichten  abweichen^  doch 
unser  Zweck  einerlei  *ist«  nämlich  0ef<5rderütig  det 
allgemeinen  GesundheitsWQhls  rund  Vervölikomminpitif 
•  der  Kttast«  '     "  .  .  v:.iT  ■ 


•  -  A  •  • 


—       XQ       — 


s, 


^o  lange  wahre  Heükunst  ezistirty  hat  es 
immer  Routiniers  und  rationelle  lierzle  gege- 
ben,  und  so  wird  es  ewig  bleiben.  Dies  liegt 
in  der  Natur  der  Sache. 

Die  Heilkunst  ist  eine  wissenschaftliche 
Kunst 9  das  heilst^  sie  begreift  Wissen  und 
Handeln;  sie  reriangt  wissenschaftliche  Gel-- 
stebbilduDg/  aber  auch  Kunstfertigkeit  Nur 
durch  die  Vereinigung  beider  entsteht  der  voll« 
kommene  j4rze  oder  Heilkünstlen  Hat  er 
blos  das  Wissen  ohne  die  Kunstfertigkeit,  so 
ist  er  ein  medizinischer  Gelehrter,  aber  kein 
Arzt)  denn  dazu  gehört  durchaus  das  «Talent 
des  Handelns.  Hat  er  blos  die  Kunstfertig- 
keit ohne  die  Wissenschaft,  so  ist  er  ein  Rou- 
iinier.  Das  Unterscheidende  eines  vollkom- 
menen Arztes  liegt  -also  darin ,  dafs  sein  Geist 
mit  den  Grunde  und  Hülfswissenschaften  der 
Naturkenntnifs  vertraut,  und  an  philosophi- 
tches  Denken  gewöhnt,  die  Krankheitsent- 
stehang  und  Enoheinung  in  ihren  innern 
Quellen  aufsucht,  die  Km*  nicht  auf  die  Er- 
scheinungen,  sondern  auf  die  Ursachen  der 
Krankheit  gründet,  und  sie  sonach  selbst  er- 
fijMiW  (coBstmirt)«  und  nichts  tfaut,  ohne  sich 
hiareicJienden  Grund  dafiir  angeben  au 
>  Das  Untersaheidende  eines  Aouti- 
f^gfiu  besteht  darin,  dafs  er  sich  be- 


—     xt     -* 


gnfigt,  diiSy  was  er  gesehen,  geMrt'oder  g^^ 
lesen  htt^    den  ihm  vorkommenden  Krank- 
heitserscheinungen anzupassen,    und   dafs  er 
nicht  erfindet  >   sondern  nur  nachahmt  oder 
nachmacht,   dafs  also  sein  Kuriren  nicht  das 
Product   einer   gründlichen  Erforschung    der 
Krankheitsursachen  und  dejt  Gesetze  des  Hei- 
lem (rationelles  V'^rfahren),  sondern  das  Pi;*o-' 
duot  der  äufserlicben  Anschauung  der  Krank- 
heit imd  einer  eben  so  äulserlichen  Keüntnils 
der  Mitrel  und  ihrer  blos  analogischen  Anwen- 
dung (empirische  Verfahren)  ist;'  wobei  es 
denn   allerdings  möglich  ist,    dafs  er  durch* 
viele  Uebung  öder  durch  ein  glücUiches  Kunst- 
lertalent  die  Gabe  erhalt  sehr  glücklioh  nach- 
zuahmen^  oder,  welches  eben  das  heifst,  mit 
den   Krankheitaefacheinungen   recht  passend 
die  Heiln^thoden  2u  verbinden,    ohne    sich 
eben  darüber  einen  wissenschaftlichen  Grund 
angeben  zn  können^  oder  ein  klares  Bewufst- 
sejrn  von  dem  zu   haben,    was  er  thut.  -*- 
Natürlicherweise  aber  ist  diese  GescMcklich- 
keit.  da  sie  blos  Sache  des   Gefühls  und  der 
Uebung  ist,  unsicher  und  trüglich,    und   es 
kann  die  geringste  Stöhrung  in  dieser  mecha- 
nischen Ideen»  Association  zu  Fehlgriffen-  ver- 
leiten; nicht  gerechnet,  dals  neue  Krankheits- 
fqrmen  vorkommen  können,  sie  mögen  nun 
entweder  wirklich  neu  (durch  neue  epidemi«* 


/ 

t 


I  •* 


^      la     —  ^ 

I  "  ■        , 

\    • 

scbe  und  inrlividuelle  Combinationen  entstan- 
deo)  od^r  /Am. nur  noqh  nicht  vorgekommen 
seyn;  wo  er  entweder  sich  gar  nicht  ^u  hel- 
fen wissen  oder  unrichtig  handeln  wird,  denn 

'hier  feh)t  ihm  das  yorl>ild  und  ohne  dieses 
kann  er  nicht  bandeln. 

Die  Urs^che^  wodurch  Routiniers  entste- 
hen, Kann  doppelt  seyn;  entwedei"  Mangel  an 
Geistesanlagen,  odör  Mangel  an  Gelegenheit 
zur  %issenscbaftlioheQ  üitdiing.  Kommen  bei- 
de tTrsacb«^n  zusammen,  so  wird  d4s  Resultat. 

r  desto  yollkommner  seyh. 

Es  kann  demnach  sowohl  der'  Arzt  als 
d0r  Chirurgus  ein  Routinier  seyn^'  nur  dafs 

.  es  bei  letzterm  häufiger  der  Fall  seyn  wird, 
weil  die  letztere  Ursache,  Mangel  an  Gele- 
genheit zur  Ausbildung,  bäufi^er  bei  ibm  ein- 
tritt, 

Nach  dieser  Entwickelung  'des  Gegeostan- 

-  des ,  kann  wohl  über  die  Frage ;  ob  der  Staat 
eigene  Insfüute  zur  Bildung  von  Roudniersy 

,  und  andere  zur  Bildung  gelehrter  AeH(e  an^ 
legen  solle?  kein  Zweifel  seyn, 

Ünmöglicb  kann  4er  Staat  eigene  In- 
stitute zur  Rildung  des  Unvollkommenen 
und  Mangelhaften  anlegen  wollen,  denn  das 
hiefsen  nach  obigen  Begriffen  y  Institute 
^blos  zur  Bildung  yon,  Routiniers,  Es  yf ür- 
de    aufser    dem    in    der  ,  Sache    treibst    lie- 


/  ' 


^enden  Widerspruch,  folgende  nnvermeidli* 
che  Inconvenienzeii  haben;  einmal,  dafs  da-' 
durch  der  Stopd  des  Routiniers  gleichsam 
sanctionirt,  also  das  TVIangelhafte  yom  Staa-^ 
te  uls  rechtmif^ig  anerkannt,  und  zum  Ziel 
einer  eigenen  Bildung  gemacht  würde;  wo- 
durch nothwer,dig  der  Werth  einer  höhend 
wisseuschaftlioben  Ausbildung  und  das  Stre- 
ben darnach  im  .  allgemeinen  sehr  verlieren 
mUlstet      Ferner  würde  es    Ificht   geschehen, 

-dals  mancher  talentToU^  f^^^g^  Mensch  in  eine, 
~  solche  Anstalt  aufgenomoien,  eine  blofso  ßou- 
tiniertbildüng  erhielte,  da  er  doch  in  einer 
höhern  Anstalt  ein  grolset  und  yollkommener 
Mann  hatte  werden  können«  Und  obei^  so 
gut  könnte  ein  untauglicher  Köpf  in  die  höber« 
Anstalt  lammen,  und  trotz  aller  Yortrel^icfa« 
.keit  der  Anstalt  ein  Routinier  werden;  denn 
so  viel  ich  weifs  ist  die  Prüfung  der  Köpfe 
noob,  nicht  ao  weit  gediehen,  um  einem  in 
dhf  Jugend ,  gleich  einzusehen,  was  aus  ihm 
werden  könne, 

Ich  meyne  daher,    den  Staat  müs^e  nur 

'  solche  medizinisch^  Bildnngsanstalten  haben, 

'  wo  die  Wissenschaft  sowohl  als  die  Kunst 
in  ihrem  ganzen  Umfange  erlernt  werden 
und  jeder  Studirende  die  Entwickelung  und 

-  Ausbildung    seines    Geistes    ohne     alle    Be« 
schr$nkung   so  weit  treiben  könne,  als  ihm 


;    * 


^    i4    ^ 


I 


seine  KÄfte  Te^statten« —  Die  Routiiiiers  wer- 
den sich  schon  selbst  bilden  j^  und  es  bedarf 
in  der  That  dazu  keine  besondere  Ans talten, 
denn  wit  sehen  ihrer  leider  Ton.  den  bieten 
und  yoUkommensten  Akademien  hervorgehen. 
Der  einzige  Unterschied,   den  ich  unter 
Academien  kenne  und  der  mir  ih  wenig  be«« 
herzigt  zu  seyn  scheint,  ist  der  Unterschied 
unter  Academie  der  ff^issenschaß  und  unter 
Academie  des  Unterrichts  oder  der  Bildung« 
Eine  Academie  der  Wissenschaft  hat  le- 
diglich   die    VerYoIlkoitimnung    der  >Yissen- 
schaft  und  die  Entdeckung  heuer  Wahrhei* 
ten  zum  Zw.eck.    Eine  Akademie  des  Unter-  ^ 
richts  hingegen,  lediglich  die  Difittheilung  der 
schon    erkannten    Wahrheiten    zur    Bildung 
junger  Leute.     Diese  rersehiedenen  Bestim- 
mungen müssen  nothwendig  beiden  Instituten 
eine  sehr  wesentliche  Verfchiedenheit  in  der 
Form  und  in  dem  Material  geben.     Was  für 
eine  Akademie  der  Wissenschaften  interessant 
und  zweckmäfsig  seyn  kann,  ist  es  deswegen 
noch  nicht  für  dep  Unterricht.     Anf  unsein 
Universitäten  ist  gew:öhnlich  bi^ides  vereinigt, 
und  es  erhöjbt  ohnsti^eitig  den  Werth  dieser 
Institute  und  ihrer  Vorsteher^  dafs  sie  für  bei- 
des ,  sowohl  für  Unterricht  als  für  Veryoll- 
kommnung  der -Wissenschaften,  zugleich  wür- 
.    Nur  wäre  wohl  tu  wünschen^  dafs  man 


\  • 


N 


^  i5 :  —   ■ 

in  det  Auaubuog  dich  ßrJinz]ini%  unter  Aem, 
wa»  bIo$  für  die  wisseiuohaftliche  Erfor$cbung| 
■nnd  deip,  was  tut  den  Unterricht  gehört,  5org« 
faltige^  ■  beobachtete.  Niclit  jede  neue  Hy- 
pothese»  nicht  je^e  genialische  Schwärmerei, 
aey  sie  auch  systematisch  genug  dargestellt, 
nicht  jedes  rohe  Experiment^  gehört  für  den 
Anfänger.  Es  kann  für  den  geübten  Denker 
greises  Interesse  haben ,  aber  das  junge  Ge« 
müth  wird  dadurch  irre  gejeitet,  vom  gründ- 
lichen Studium  afcgeieogen,  statt  fleiC;  gern  Ler- 
nen an  phantastisches  Träumen  gewöhnt,  iind 
State  solider  nützlicUer  Keüatnissa  mit  lufti- 
gen Spekulationen  ang'^fültt*  Besonders  soll 
aber  eine  medizinische  Academie  des  Unter-- 
richts  nie  vergessen,  däfs  der  letzte  Zweck 
alles  medizinischen  Studiums  der  Akt  der  Hei- 
lung^ und  seine  Ba^s  einzig  und  allein  die 
Erfahrung  sej;  und  da(s  sie  niclit  medizini- 
•che  Gelehrte  und  Philosophen,  sondern  Heil- 
künstler bilden  solle.  Sie  sollte  wohl  beden- 
ken, dafs  der  spekulative  und  transcendentelle 
Unterricht  diesem  Zweck  keinesweges  ange-> 
messen,  sondern  da/s  vielmehr  Achtung  fiir 
die  Erfahrung)  die  Gewöhnung  an  nichts  Hy- 
pothetisches sondern  lediglich  an  Factische 
aus  der  Erfahrung  abgezogene  Wahrheiten  zu 
glauben,  und  Cultur  der  Beob'achtungskunsfi^ 
d.  h«  die  Kunst/  die  Natur  richtig  ins  Auge 


1  ■' 


I 


tVL  fassen^  sie  211  befrage^  und  ihre  Sprache 
zu  verstehen,  —  die  Gpindlage  der  medizini- 
schen Bildung'  s§y«     Dies  wird  um  so  wichti* 
ger,    da  es  dem  jugendlichen    Gemüth   und 
seiner   lebhaften  Phantasie  weit   angenehmer 
und  bequemer  ist  4   zu  spekuliren,   aU  fleifsig 
tidd  mechanisch  zu  lelrnen,  (welches  aber  doch 
das  einzige  Aüttel  bleibt^   die  Ausbruche  der 
jugendlichen  Phantasie  zu  zähmen  und  zu  ord* 
üen),  und  da  so  unendlich  yiel  äu(  die  erste' 
Richtung  ankommt  ^  die  der  Geist  bekömmt, 
Undes^  wie  ich  aus  häufigen  Erfafarüngeni^eii^, 
äüfserst  schwer  ist 9    dafs   ein  junger   Mann^ 
der  zuerst  an  das  .transöendentelltf  Hasonne'*^ 
ment  und  Verachtung  der  Erfahrung  gewöhnt 
'  ist,  nachher  den  reinen  Sinn  für  Naturbeob- 
achtung,  praktische  Kunstfertigkeit^  und  Ge- 
achmack  am  empirischen  Wissen  erhalten  soll- 
te 9  welches  allein  •  doch  den  Arzc  (im  Gegen- 
satz des  medizinischen  Gelehrten)  constituirt.— * 
Es  möchte  sonst  leicht  geschehen^   dais  der 
Staat  I  statt  nützlicber  Aerzte,  nur  medizint-* 
sehe  Gelehrte  oder  wohl  gar  nur  medizinische 
Schwärmer    ydü .  seinen  Akademien  erhielte^ 
und  dafs  ihm  am  Ende  wohl  gar  mit  Höuti» 
niers  mehr  gedient  wärey  als  mi£  solchen  jPfo-* 
dukten,  die  alles  wissen^  nur  nicht ^  was  man 
am  Krankenbette  zn  thun  hat« 

Die  Fr^ge  wäre  also  nach  meinet  Mei- 
nung 


^     X7     — 

tkXkn%  nithti  ob  und  wie  man  Routiniers  bil- 
den soll  f  sondern  da  es  auch  ohne  dies  ewig 
Routiniers  geben  wird,  wie  lie  der  Suuti  he^ 
nutzen  oder  wenigstens  u^sehädlich  mächen 
ionncn  Hier  müssen  wir  Rontiniers  yon  der 
ihöh^rn  und  von  «der  niedern  Classe  unter- 
scheiden. Zu  Routiniers  von  der  höhern  Classe 
rechne  ich  solche  Aer^te  und  Wundämte,  die 
sich  durchwein  glückliches  Kunstlergenie,  oder 
durch  lange  £r£Eihrung  eine  solche  Geschick- 
lichkeit  erworben  haben ,  dafs  sie  richltig  han<- 
dein:  diese  können  in  praktischer  Hinsicht 
den  Tollkommenen  ^eniten  an  die  Seite  ge- 
stellt werden;  was  jene  an  Wissenschaft  yor^ 
aus  haben/  ersetzt  bei  diesien  die  Kunst.  Routi- 
niers Ton  der  niedem  Classe  hingegen  nenne 

^  ich  diejenigen,  die  ohne  Genie  und  ohne 
Künstlertalent  sich  nur  fragmentarische  Kennte 
nisse  und  einige  mechanische  Fertigkeit,  oft 
nur  in  einzelnen  Partien  der  Kunst,  erwor- 
ben haben,  die  aber,  wenn  sie  auch  zuweilen 
glückt»  bei  weitem  nicht  zureicht,  sie  immer 
richtig  zu  leiten.  Diese  Classe  kann  allerdings 
für  das  Publikum  sehr  gefährlich  werden,  und 
sie  wird  es  um  so  mehr,  je  mehr  ein  solcher 
Mensch  Einbildung  von  sich  selbst  hat,  oder 

'  je  mehr  er  die  Gabe  besizt  dem  Publikum  tu 
imponiren  und  den  Charlatan  zu  spielen.   Uue** 
übersehbar  ist  das  Unglück,  was  duMb  sdt- 

Jonni.  XXI.  6.  x.  St  B 


—     i8     « 


\ 


gthmm  Yctbrotet  wird,  waaBfj&A  m 
Zeifoiy  wo  sie  daxdi  den  hariiflwdf 
«ad  dmrck  nicht  TeidaBCiB  Brockea  eioseiti* 
ger  Sjrsfie  nodi  das  EiBsge,.  war  sia  bis- 
Imt  soffickhiek,  die  Actoug  für  die  Natur 
ond  die  Fvdit  für  geOlirliche  llittd,  a.  E. 
das  Opianif  Yerioren  liabeii.  Es  bleibt  ewig 
wahr,  da£i  es  besser  ist  die  Krankheiten  gans 
dar  Natar  xu  überhusen,  ab  solche  Helfer 
anaswendeo,  und  beson&rs  auf  dem  Lande 
wate  es  gewils  oft  weit  besser,  wenn  die 
hiifidgeren  Natnren  lieber  gar  nichts,  als  die 
zweckwidrigen  Methoden  soldiar  Pfuscher, 
brauchten« 

Diese  Classedarf  demnach  dorchans  nicht 
sich  selbst  überlassen  bleiben,  sie  muls  im-i 
mer  unter  Aufsicht  Tollkommener  Aerzte  ste«> 
heUi  und  nur  als  Instrument- und  Mittelspeiw 
son  zwiM^hen  diesen  und  dem  Kranken  be- 
nutzt werden*  Dies  seheint  mir  der  einzige 
Weg,  wodurch  sie  unscbadBch  und  sogar  dem 
Staat  noch  nützlich  gemächt  werden,  und  ih- 
ren bestimmtan  Platz  in  demselben  erhalten 
könne*  Die  Ausführung  dieses  Vorschlags 
wUrde  folgendergestalt  einzurichten  seyn: 

Der  Staat  stelle  strenge  und  unparthe;ii- 
iche  Prüfungen  an^  welche  sorgfältig  unter- 
soheidan,  ob  der  Camdidal  sich  zu  der  Wür- 


-   I»  --. 

de  eines  rc^kommenen  Arztes  oder  nur  eiaes 
Halbarztes  oder  Rouitiniers  qualificire. 

Nur  der  Erste  erhält  freie  Erlaubni&  zu 
practiciren,  der  Zweite  aber  Aicht,  sondern 
er  wird  unter  Sunreilfance  gesetzt,  und  ihm 
zur  Pflicht  gemacht  y  keinen  Kracken  ohkie 
Zuziehung  eines  erfahrnen  Arzies  zu  überneh- 
men I  sich  aller  heftig  würkenden  Arzneimit- 
tel zu  enthalten  und  sie  wenigstens  nur  mit 
dem  Beirathe  eines  soiöhen  Arztes  zu  rerord« 
nen ;  dabei  kann  'er  als  Mittelsperson  zwi* 
sehen  dem  Arzt  und  dem  Kranfi;en  dieüeui 
die  nöthigen  Berichte  er^^tten  und  die  Aus- 
fuhrung der  gemachten  Verordnungen  besor- 
gen ;  auch,  wenn  er  ein  Ghirurgus  ist)  die  chi- 
rurgischen Dienstleistungen  des  Aderhssent, 
Scfiröpfehs^  Gljrstierens,  Pflasterlegens  u.  s«  w* 
fibernehmen. 

'  Auf  diese  Weise  kann  er  sowohl  in  deli 
Städten  als  auf  dem  Lande  seinen  Platz  und 
sein  Brodt  finden«  Es  wäre  wohl  etwas 'ijn<- 
l>illig,  blos  den  begüterten  Stadtbewohnern 
den  Vortlieil  vollkommener  Aerzte  zukommen 
zu  lassen,  und  das  arme  Landvolk  blos  den 
Routiniers  zu  übergeben«  ^-^  Nein«  — •  Sowohl 
auf  dem  Lande  als  in  der  Stadt  sey  der  Arzt  der 
IKrigirende  und  der  Aoutinier  das  Instrument^ 
jener  der  Aufseher  utid  dieser  der  Üoter^lb- 
erdaete. -  ^  Auf ''^diese  Weise  wird' tM'^aüith  mö^' 

B  st 


20       — » 

Uchi  daft  der  Arzt,  besoliden  suf  dem  Lab<» 
dov  €in<^  weit  grölserd  Menge  Kranke  be|or- 
gen*^  und  ihnen  seine  bessere  Einsicht  durdi 
dieses  Vehikel  zukommen  lassen  kann^  in- 
dem Ihm  jene  Mittelspersonen  eine  Menge  m^ 
chanischer  Beschwerlichkeiten  seines  Geschafcsy 
weitläuftige  Reisen  und  dergleichen  abnehmen« 
So  würde  es  z.  B«  hinreichend  seyn^  wenn 
auf  dem  Lande  auf  vier  tausend  Menschen 
ein  Arzt  gerechnet  würde ,  ihm  aber  drei  bia 
Tier  Routiniers  als  Gehülfen  zugeordnet  wären. 

Ein  gewils  sehr  wichtiger  Nebenrortheil 
dieser  Einrichtung  würde  seyn,  dafs  der  Rou- 
tinier durch  diese  fortgesetzte  Uebüng  -anter 
der  Ai|fsicht  und  Leitung  eines  rationellen 
Arztes«  sich  selbst  mehr  Kenntnisse  und  me«» 
dizinische  Ausbildung  erwerben,  und  nadfe 
und  nach,  wenn  es  ihm  nicht  an  Kopf  nn4 
Fleifs  gebricht,  sich  ^u  dem  Range  eines  roll* 
kommenen  Arztes  erheben  könnte  ^  so  daia 
diese  Einrichtung  zugleich  statt  einer  fortge- 
setzten Bildüngsapstalt  dienen  könnte.  Des- 
wegen müfste  es  ancSi  dem  Routinier  frei  ate* 
hen,  sich  nach  einer  gewissen  Zeit,  wenn  er 
weiter  gekommen  zu  aeyn  glaubte,  lu  einer 
neuen  Prüfung. zu  melden. 

Dafs  et  bei  diesen  YorschlSgen  auf  den 
gewöhnlichen  Unterschied  2:wischen  Arzt  und 
Wundarzt  nicht  ankoitiunen  könne ,  sieht  je- 


der  Sachkundige  leicht  ein.  Das  Wort  AfU 
allein  umfafst  den  ganzen  Begriff  des  Heil* 
künstlers,  das  heifsty  eines  Menschen,  der  die 
Grundsätze  der  Heilkunst  ulierhaupt  kentfl 
und  ihre  Ausübnng  yersteht.  * 

Der   Chirurg   im   eigentlichen  Sinn   dea 
Worts  ist  blos  Operateur ,  und  alles,   was  ib 
der^  gewöhnlichen  Chirurjgie  nicht  Mauualge« 
Schaft  ist)  ist  Medizin,     kt  also  der  Wund- 
arzt nicht  blos  Operateur,   spndem  zugleich 
wahrer  HeilkSnstler,  so  ist  er  eigentlich  Arzt^ 
mit  dem  Verzuge,   da£^  er  zugleich  die  Fer- 
tigkeit des  Operirens  hesitzt.    Ist  er  hingegen 
l^los  Operateur,    so   ist  und  bleibt  er^  ewig 
nur  ein  Instrument  5  was  immer .  noch  einen, 
Arzt  nötbig  hat,  um  'mit  Nutzen  gebraucht 
zu  werden.     Solche  Chirurgen   müssen  also, 
Vie  die  Routiniers,  immer  in  einem  unterge» 
ordneten  Zu jfii&t^  bleiben,   da  hingegen  der 
yollkbrhmene  Wundäritt  gleiche  Würden' und 
gleiche  Vorziige  äit'  deni  yollkomlilhenen  Arzte 
habep  mnfs  oder  yiiflinehr  mit  ihipi  eins  ist. 


•  '  ■    '  . 


•   ■ 


It. 

Heilung 

*iner    Sackwä«ser»iicht 

•  .  _  .- 

mit  Opium  und  Quecksilber. 
Pr.  G.  W.  Becker  in  Leipzig.      ', 


D-      •  •     .-■      ...... 
ie  nachfolgende  BeobacbtjtfDg  scheint  mii; 

in  mehr  als   einer.  Hinsicht  so  merkwürdige 

dals    ich    sie  schon  längst  mitgetheilt  hätte« 

wenn  mir  picht  daraq. gelegen  wäre»  erst  durch 

Vorbeilassung  eines  geraumen  Zeitraums  die 

Sicherheit  der  Herstellung  bewahren  zu  können. 

Schon    seit    mehrern    Jahren    hatte    der 

Kranke,   dessen  GescfiTcfite  hier  folgen  soU^ 

an   den  Beschwerden  einer  herumsdi  wöifen* 

den  Gicht  gelitten ,   die   ei*  sich  theils  durch 

seine  Geschäfte,  er  war  ein  Buchdrucker  tind 


— -    a3i    — ^ 

daher  in  deinem  ohnediei^  nieist  feucfatdn  Zim- 
mer  noch  häufig  der  bedeutendsten  Abwech* 
seiung  der  Winnetemperatur  ausgesetzt,  theils 
durch  den  ungemein  häufigen  Gennb  dies 
Brdnfitweins  9  theils  durch  die  malinichfaUi« 
gen  häuslichen  Sorgen,  den  Kummer  und  mo- 
dere schwächende  Aülsenverhältnisse  zngeto- 
gen  hatte,  ^  Jeddi  Jahr^  tneistentheüs  im  Früh- 
jahre und  Herbste  fla^  er  iregehnäfsil;  swel« 
mal  darnied€fr  und.  nieistentheils  war  eulwe* 
der  die^  Brust,  oder  das  Gesicht»  odiei^  das 
Kreuz  eingenommen,  wobei  denn  immer  ein; 
bedeutendes  remittirendes  Fieber  noch  war» 
Der  Gebrauch  des  Spir*  Mind.^  in  dringen» 
den  Fällen  selbst  Gampher,  Hirschhornspiri- 
tus und  ähnlicher  Reisinittel,  befreite  ihk  im- 
mer der  Hauptsache  nach  binnen  drei  bis 
vier  Tagen.  Wurden  dann  gelind  stärkende 
Mittel,  bittere  Extrifte  z»  B*  noch  einige  Wo- 
chen mit  einem  Dekofcte  des  Bittersnfsi  oder 
in  Verbindung  mit  den!  Akonitextract  Terord^ 
net,  so  war  er  denn  gemeiniglicb<~ei&  mll^ 
Vierteljahr  von  seinen  Beschwerden  frei,  bis 
diese  bei  den  von  nettem  und  in  stärkerin 
Grade  wieder  eiuMrärkenden  SchädKöhiceiten 
in  immer  und  iminer  »eriilicher  Stärke  za- 
ruckkehrten,  und  «ndlith  die  alte  Ordnung 
wieder  da  War,  deren  Verhütung  durch  Fk- 
nellkleidnng  yergebens  wm  rersudit  Worden. 


j. 


-    *4    -     ^ 

Heftiger  ds  je  wir  dam  im  Fralqaliitt 
f  8oi  ein  Anfall  nbaistanden  woiden«  Dia  Be- 
handlnngMit»  üb  ihn  so  oft  gerettet  hattet 
half  auch  diesmal;  adion  war  er  wieder  au* 
Gier  dem  Bette,  um  durch  den  Gebraudi  des 
Akonitextracn  im  Minderitchen  Liquor  an%e* 
löst  Ton  einer  «nriidcfldiliebenen  Steifheir  der 
Achseln  und  des  Rftckena  befireit  m  werden^ 
als  mich  eine  dringende  Angelegenhi^  su  ei» 
ner  Reise  nöthigte,  und  idi  ihn  der  Besor» 
gong  eines  meiner  Collegen  übergeben  mnlatew 
Be?or  ihn  noch  dieser  besudite^  machte  er 
die  Bekanntsdiaft  eines  andern  Arstes,  dem 
er  theils  freiwillige  theOs  befiragt,  seine  Ge- 
sunäheitsumstande  entdeckte  und  Ton  di^em 
das  Versprechen  erhielt ,  nicht  allein  für  jetit 
ToUkommen  wieder  hergestettt^  sondern  auch 
¥or  dem  Wiederkommen  seines  Uebels  für 
immer  gesichert  au  werden.  Ein  solches  Ver- 
sprechen  war  zu  gfinstig^  um-  es  nicht  ansg&* 
fuhrt  zu  sdm.  Von  beiden  Seiten  ward  der 
Versuöh  mit  großer  Hofnung  angefangen  und 
IKwar  bestand  die  neue  Verordnung  des  Arz* 
tes  in  dem  Gebrauche  der  Sohwefelblumen 
mit  ^ie&glanz,  nebst  den  spanischen  Fli^en 
in  Gestalt  einer  Salbe. 

Der  Kranke  hatte  -das  Eigene,  daia  ihm 

f  Anwendung,  der  spanischen  Fliegen  unge* 

bn  admell  eine  Ubrigexls  nicht  |iUlü  schmerz* 


—     ft5     ~ 

hafte  Haniirttthaltuogy  odEtr  viehnehr  yermin> 
derte  Harnabsondemog*  zii«og.    Seit  den  vier 
Jahren,    daJEi  ich  ihn  immer  behandelt  hatte, 
war  es  nie  mSglich  gewesen,  aus  der  erwähn«« 
ten  Ursache   ?oa  dieseid  Mittel,   so  wie  ea 
wohl  zu  wünsohen  gewesen  wäre,   Gebrauch 
au  machen.      In  dringenden  Fällen  hatte  ich 
wenigstens  immer  die  grökte  Sorgfalt  ansu-!* 
wenden  gehabt,  durch  nur  kurs  dauernde  An* 
Wendung  dieses  Mittels,   durch  Verordnung 
des  Camphers  und  dergh  diese  Folge  zn  yer^ 
hüteA.     Jetzt  ward  dieses,  wie  leieht  gesche*« 
hen  konnte,  vom  Kianken,  der  nicht  wuIste 
was  ihm  verordnet  wurde,  yom  Arzte,  der  die- 
sen Umstand  nicht  ahndete,  übersehen  und 
je  allmähliger  die  Einwürkung  der  spanischen 
Fliegen  hier    statt   fand,    desto   bedeutender 
konnte  sie  werden,  mu£ite  sie  werden.    Nadk 
achttägigem  Gebrauche  der  Salbe  fing  der  Leib 
des  Kranken  an  zu  schwellen,  und  ein  erträg- 
licher  Schmerz   war  in    den   beiden   Seiten* 
Weder  er  noch  der  Arzt  vermuthete  die  Ur- 
^sache ;  der  letetere-bestand  auf  den  forrgeseta« 
ten  Gebrauch  seinei;  Mittel  und  nach  noch 
einigen  Tagen  wurde  ich,  kaum  zurKckgekom- 
men  yon^  der  Heise,   dringend  ersucht  hioiu« 
eilen.     Dia   Schmerzen    waren,  unerträglich* 
Der  Leib  so  angetrieben  und  zugleich  in  den 
Bauchmuskeln  so  angaspannti  dals  der  Kranke 


»* 


-►   «4    -     ^ 

Htftigcr  ab  je  wir  dam  im  Fral^akfe 
#8oi  em  Anfidl  «iMntaBdeii  woiden«  Die  Be- 
hmMsmguatf  Um  ihn  so  oft  gerettet  hatte, 
hM  each  üetmAi  wAxm  wir  er  wieder  an* 
b«  dem  Bette,  um  durch  den  Gebrandi  des 
Ahmnteactnicti  im  Minderitdien  Liqnor  aii%e- 
Idft  Ton  einer  iiirocirgeMid>enen  Steifheit  der 
Achseln  nnd  des  Rickens  befreit  m  werden^ 
ab  mich  eine  dringende  Angelegenheit  zu  ei- 
ner RriM  nothigte,  und  id  ihn  der  Besor- 
gung eines  meiner  Ccdlegen  übergeben  mnfste. 
Beror  ihn  noch  dieser  besudite,  machte  er 
die  Befcanntsdiafi:  eines  andern  Arztes,  dem 
er  dieOs  freiwillig,  theOs  befiragt,  seine  Ge- 
snnäheitftnmstände  entdeckte  und  tou  diesem 
das  Versprechen  erhieh,  nicht  allein  für  jetst 
Tollkommen  wieder  hergestdlt,  sondern  auch 
vor  dem  Wiederkommen  seines  Uebels  fiir 
immer  gesichert  zn  werden.  Ein  solches  Ver- 
iprechen  war  zu  gunstig»  um-  es  nicht  ansge- 
fBhtft  zn  sdin.  Voil  beiden  Seiten  ward  der 
Versndi  mit  großer  Hofnnng  angefangen  nnd 
zwar  bestand  die  neue  Verordnung  des  Arz* 
tes  in  dem  Gebrauche  dejr  Sohwefelblumen 
mit  %>ielsglansf  nebst  den  spanischen  Fliegen 
in  G^talt  einer  Salbe. 

Der  Krsnke  hatte 'das  Eigene,  dais  ihm 
die  Anwendung.  Aet  spsnischen  Fliegen  unge- 
mein schnell  eine  übrigens  nicht  |iUiu  schmerz- 


—     ä5     ~ 

hafte  HaraTttthaltuogy  oikv  vielmehr  yerm{n> 
derte  Harnebsondenuig*  zii«og*    Seit  den  vier 
Jahnen,    dais  ich  ihn  immer  behandek  hatte, 
war  es  nie  inSglich  gewesen,  aus  der  erwähn«« 
ten  Ursiache   von   diesem  Mittel>   so  wie  es 
wohl  zu  wünschen  gewesen  wäre,   Gebrauch 
au  machen.      In  dringenden  Fällen  hatte  ich 
wenigstens  immer  die  grökte  Sorgfialt  ansu<* 
wenden  gehabt,  durdr  nur  kura  danemde  Axt» 
Wendung  dieses  Mittels,   durch  Verordnung 
des  Campbers  und  dergl.  diese  Folge  zn  yep* 
hüteA.     Jetzt  ward  dieses,  wie  leieht  gesche« 
hen  kooiite,  vom  Kianken,   der  nicht  wuiste 
was  ihm  verordnet  wurde,  vom  Arzte,  der  die» 
sen  Umstand  nicht  ahndete,  übersehen  und 
je  allmäbliger  die  Einwürkung  der  spanischen 
Fliegen  hier    statt   fand,    desto   bedeutender 
konnte  sie  werden,  mufiite  sie  werden.    Na4sk 
achttägigem  Gebrauche  der  Salbe  fing  der  Leib 
des  Kranken  an  zu  schwellen,  und  ein  ertri^« 
lieber   Schmerz   war  in    den   beiden   Seiten« 
Weder  er  noch  der  Arzt  vermuthete  die  Ur« 
^sache ;  der  letetere-bestand  auf  den  forrgeseta« 
ten  Gebrauch  seineir  Mittel  und  nach  noch 
einigen  Tagen  wurde  ich,  kaum  zurSckgekom- 
men  von  der  Aelse,   dringend  ersucht  hioiu« 
eilen.     Die   Schmerzen    waren   unerträglich« 
Der  Leib  so  angetrieben  und  zugleich  in  den 
.  Bauchmuskeln  so  angatpannti  dals  der  Kranke 


«* 


mit  usgemdiiier  Miihe  ua4  Anitreogung  nnf 
«thmen  konnte*  Ueber  das  Wesen  der  Krank- 
heit war  ich  nach  durchgesehenen  Verordnung» 
gen  meines  Stellrertreters  und  einen  Blick 
auf  die  hier  obwaltende  {leizeinpfänglibhkeit 
des  {larmysteins  kelneii  Augenblick  in  Zwei- 
feL  Ich  Terordnete  sogleich  i  die  Althaesalbe 
mit  vielem.  Campher  und  Quecksilber,  zur 
Einreibung  in  den  Untwleib,  besonders  in 
die  Nierengegfendy  gab  innerlich  Mandelmilch 
mit  Oampher,  und  liefs  die  ersterd  verdünnt 
suin; gewöhnlichen  Getränke  nehmen. 

\n  Aden  ersten  vier  ui|d  zwanzig  Stunden 
War^  die  heftigsten  Schmerzen  gemindert^ 
und  der  Harn,  dar  seither  immer  nur  in  sehr 
geringer  Menge  abgegangen  war,  ging  jetzt 
in  iingemein  grofser  ab.  Die  Spannung  der 
Bauchmuskeln  war  gemindert,  dagegen  aber 
zeugte  das  Schwappen,  die  der  Lage  des 
Kraiiken  folgende  Qeschwiilst  und  einige  an- 
dere Umstände,  deutlich  eine  Anhäufung  von 
Wasser  im  Unterleibe,  die  sich  nach  dem 
Verlaufe  einiger  Tage,  wo  die  erwähnten  Ein«» 
reibungen  fortgingen,  nur  zu  deutlich  ab  eine 
SadMassersucht  verrieth,  in  wieCem  der  Kranke 
bei  mangelnder  wäJsriger .  Otechwulst  /eder 
andern  Art^  (z*  B*  der  Fi)(se,  des  Scrotums) 
doch  die  des  Unterleibes  toöch  in  ungemein 
hohem  Grade  befa£i  und  vorher  sehr  mager. 


kinm  übei^^iBan  Unterleili  selMn  kerntet 
pie  Schpierzen  m  der  einen  Seit«  waren  voU 
lig  iftgi  dagegen  klagte,  er  fonwälu*€9^  über 
die,|ui  der  rechten,   die  bald  erträglich ,  bald 
UQ^c^ein  hefc^  Vfurenu      Ob  sie  nur  in  dev 
Niere  waren?   ob  sie  von  einem  Druck  der 
Ges^Kwalst  finfidie  NerTe%  von  einem  Deh- 
nen^ irgend  einer  Membr,ane ,  oder  yon  einet 
Verh;ärtung,   öder,  yon  gittern  andern  organi!» 
sehen   Fehler  jj^erJcamen,    wer  wollte    dieses 
ausmitteln,   da'^die  fortwährende  Geschwulst 
selbst  das  einzige  der  Uhterisuchung  hier  übiig 
gelassene  Mittel,  das  Befühlen,  Betasten,  hier 
theils  unnütz,  theils  unmöglich  mächte.    Für 
dU'lieilung  der  äa'ckWassersucht  schlug    ich 
das  Abzapfen  vor;   worein  der  Kranke  nicht 
willigte.      Sq  /Vfw  •  denn   nun    weiter   l^ichts 
übrig,   ^Is  zu    Tersuchen ,    ob    sich   yielleiehc 
duroh  ^ine  gröfsere  Thätigkeit  der  Ljmphge^ 
fafsre  das  angebaufka  Serum  allmählig  entfer- 
nen liefj^iw    Da  ^ie  ,^f:wäl|9t^n  Schmeraeo  da- 
her nicht  selten  die  nächtliche  Ruhe  störten 
und,  es  dennoch  nicht  möglich  war«    auf  die 
Ursache,  die  sie  begründete,  nur  mit  einiger 
Wabracheiolichkeit  zu  Schneisen^   so  glaubte 
ich  der  ersteran  Anzeige  mcht  besaer  Genüge 
leisten  und  augleich  auf  diesen  Umstand  Rück- 
sidit  nehmen  zu  können^,  aU^ durch  den  Ge- 
brauch eines  Mercurialmtuels  in  Yerbindung 


tfiit  Opium*  Beides  witi'de  demnaäi  in 
lenform  mit  einem  bittera  Extrtct  und  des 
Alikan^nseife  gegebep^  die  i^  etVra,  da  di» 
»Bte  Portion  yerbrancht  war,  mit  Rhabarber- 
]pnlver  yertattschte,  da  sie  den  Magen  an 
achwäehea  schien. 

So  bekam   defr  Kranke  jeden   Tag   drei 
Oiran  versüfstes  Qaeeksilber  mit  einem  Gitei 

Opium  nach  folgender  Formel: 

•         .  1  ■  • 

Opii  pur.  3f 

Puli^.  rh.  opt^  3/  .         . 

I.xtr.  Quassi  5/)/ 

M.  F.  PulU    D.  5,    Täglich  drei 
mal  g  bis  lo  Stück. 

Die  ersten  zwei  Portionen  wiirkten  nichts^ 

« 

als  eine  aolialtende  Linderung  und  oft  gütiz« 
liches  Verschwinden  des  Schmerzes*  Um 
-  den  Speichelflufs  zu  rerhindem',  zu  dem  Bbri- 
gens  noch  keine  Neigung  da(  au  seyn  schien, 
liels  ich  bis  zum  Anfang  eines  neuen  Ge- 
braudis  fjer  Tage  verstreichen,  mit  aromati- 
schen Dämpfen  den  Unterleib  täglich  zwei- 
mal räudfaern  und  sanft  mit  l^aneli  ^  reiben. 
Die  zweite  ausgebrauchte  Portion  Pillen  liefs, 
mit  diesen  Nebetihiilfsmitteln  verbunden,  die 
günstigste  Würkubg  wahrnehmen.  Die  Ge^ 
schwulst  nahm  in  'ebto  dem  Verhältnisse  ab. 


-  ^  - 


m  itr^Mieüi  «idi^tUe  Schmerlen  miljertea'^iiiid 
das  Befinden  des  Kranken  wurde  leidlicmery 
als  es  seit  langer  Zdt  gewesen  war«  Die  Pil^ 
len  wurden  dann  vier  Wochen  lang  ausgesetit, 
binnen  welcher  Zeit  die  GeschwnliC^demolui* 
geachtet  immerfort  ablahm^  Dann  gab  idh 
noch  eine  dritte  Portion ,  so  dab  täglich  nnr 
lö  bis  x5  Stück  genommeiai  wurden,  und  n 
hatte  ich  dais  Vergnügen,  au  Anfang  illes  Win^ 
ters  meiaen  Kran|cen  yon  einem  Uebei^  wi»* 
der  hergestellt  zu  sehn,  das  um  so  unheilba* 
rer  schien  >  je  mehr  dhr  dftmit  Verknüpfte 
Schmers  auf  einen  organischen  bedeutende 
Fehler  zu  deuten  schie^n.  '  Eine  yeränderte 
hlusliche  Lage  befreite  ihn  seitdem  yon  der 
Ausübung  seiner  ehemals  getriebenen  Kunst^ 
^  und  so  ist  er  denn  also  auch  ungleich  weni- 
ger den  nachtheiligen  EinflUsseti  ausgesetit, 
welche  bis  dahin  immer  seine  gichtischen  Zu- 
fälle yeranlafst  hatten.  Geländer,  als  er  seit 
Jahren  wary  lebt  e^  auch  ^iicklicher  und  nur 
bisweilen  bei  nasser  Luft  erinnert  ihn  ein 
leicht  erträglicher  Schmerz  in  den  Knien  oder 
dem  Kreuze  an  ein  Uebel,  das  er^  um  es 
ganz  zu  entfernen^  leicht  todbringend  gemacht 
hätte. 


—      ^6       — 


•        L- 


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^  *>    '"    .'i^       ■  >.    :       .  i,;  ■■  «M^    ''■       .  -' 


*-  JB» 


Metfifsdüplisch  -  practischö   Bf Dbachtungeu 


'.von 


4-  I 


Fr.v  Otto   Conradi, 

Dr,  nnd'Laiiilpbysikua  in  den  Aemtern  UsUr,  Lauca- 
*  .  forde,  Nicnover  uitd  Uardegsen.     ' 


Geschichte  einer  'von  TVurmern  entstan* 
denej}  und  'yölÜQ  geheilten  KothfisteU 

JTl  A  0»  April  i6d2  würde  ich  zvl  einer  Frau 
gerufen,  die  als  Witlwe  mit  sieben  Kindern 
eibh  durch  Taglöhneril  ernälirte«  Sie  war  4^ 
Jahre  alt  und  von  ziemlich  starkem  Körper- 
bau* Bei  näherer  Untersuchung  ihres  Kranit- 
heitszustandes'  zeigte  sich  folgendes :  heftige 
Kolifcschmerzen  im  ganzen  Unterleibei  welche 


—     3i     — 

t 

mil  eiaem  beftig^n  Erbrechen  verbutideiii  wt« 
ren,  to  dals  sie  alles  Genossene  wieder  ans- 
brach;    fünftägige   Verstopfung    des   Leibes, 
wogegen   Kümmel^   Pfeffer   und    BranntWeip, 
^ucb  einige  Layements  ob^e  Erfolg  gebraneht 
Waren;  geschwinder,  harter  und  ziemlich  vol*. 
1er  Puls,  rothe,  trookni^^  nicht  belegte  Zunge, 
yiel  Hitse,  starker  Durst  ,^  aufgetriebene,  je- 
doch weicher   Unterleib«,    Auf.  meine  Frage 
über  etwanig  vorhandenen  Bruch,  erfuhr  ich, 
dals  sie  einen  härtlichen  Knoten  am  Unter- 
leibe habe*    Bei  der  Untersuchung  ifand  ich 
eine  Geschwulst  in  der  Gröfse  eines  Guldens, 
hart,    nicht  schmerahaft  beim  Dniok,   nicht 
entzündet 9    in  der  Gegend  des  weichen: Lei* 
bes  über  dem  rechten  Darmbein.     Ich  hielt 
diese  Geschwulst  für  eine  Verhärtung,  die  sich 
vielleicht  zertheilen  liefse,  oder  in  einen  Ab- 
scefs  übergehen  könnte;  und  da  inich  die  Frau 
versicherte^.dais.  sie  diese  Krankheit  von  ei- 
nem kalten  Trünke,:  den  :sie  bei  der  Arbeit 
auf  grofse  Erhitzung  gethan,- sogleich  bekom- 
men habe,  so  glaubte  ich,  die  Ursach  dieser 
Kolik  in  einet    Tratupiraiione  suppiessa  an- 
^  eben  zu  müssen«     Ich  lieth  daher  mit  den 
Lavements  fortzufahren,    und  da  ich  der  Ar- 
muth  der  Patientin   wegen    nicht  mehr  ver- 
ordnen konnte ,  gab:  ich ,  die  Verstopfung  au 
beben,   Leinöhl  mit  G^laub.  6als  und  etQras 


'  \ 


—     Sa     — 


.  Extr.  Hyose. ,    und  Ueh  dabei  ein  flüchtige» 
Liaimeiit  in .  den  Unterleib  und  die  Vevluhw  ^ 
tung  einreiben« 

Den  9*  ApriL  Es  waretwes  von  yerhSt^ 
tetem  K^tke  ebgegangen ,  die  Uitse  stark^^ 
der  Puls  kleiner  und  hSrter  wie  gMem^  dat^ 
Erbrechen  dauert  fort^  die  Sdimerzen  eben '  eo 
itai^y  ziehen  sich  mehr  nach  dec.  verhärteten 
Stelle.     Ich    gab    0    Seidüu*   oU   Lini  und 

Ich  konnte  auswärtiger  Geschäfte  hai*'. 
ber  die  Frau  erst  aov  X2.  April  wieder  sehen. 
Nun  fand  ich  sie  wie  fplget:  das  Erbrechen 
hatte  aufgehört,  der  Schmerz  hatte  sich  ganr 
'  nach  der  Geschwulst  am  Unterleibe  fainge» 
sogen,  und  war  hier  nun  desto  stärker.  Diese 
Geschwulst  War  nun  eine  Faust  grofs,  zog  sich 
an  dem  ganzen  obem  Runde  des  oss.  Hei  dex-^ 
ßri  bis  nadi  den  ^Geniuilien  herunter,  war 
hart,  sehr  entzündet  und  bei  der  geringsten 
Berührung  schmerzhaft ;  auch  eia  Thdl  des 
Oberschenkels  war  mit  entzündet  und  schmerz- 
te. Sie  hatte  nicht  nur  Oeffnung  gehabt,  son- 
dern auch  zwölfmal  laxirt«  Der  I^nls  voll, 
hart,  geschwind,  die  Zunge  sehr  roth,  viel 
Durst*  Ich  gab  Pol  Biwerty  Boäb.  sämbuc*, 
extr.  Hyoscy  Syr.  Diao;  liels  eine  erweichen- 
de Salbe  von  l/ng.  AUh  mit  OL  Cham,  und 
HyoMCn  einreiben,  und  erweichende  Umschläge 

darüber 


—     35     — 

I 

darüber  machen.    Zum  Getränk  Wasser  mit 
etwas  Weinessig. 

Den  i3.  April*  ^  Der  Zustand  eben  der* 
jselbe^  nur  war  die  Hiaut  dünner- auf  der  Ge- 
schwulst,  und  die  Schmerzen  hatten  sich  in 
Stiche 'Terwandelt.  Das  Fieber  hatte  etwas 
nachgelassen/  die  Zunge  nicht  mehr  so  roth, 
weniger  Darst»  Es  waren  einige  Spulwürmer 
durch  den  Stuhl  abgegangen. 

Den  i4*  April.  Heute  nahm  ich  meinen 
Freundy  den  Herrn  Regimentschirurg  Sao' 
dery  mit  zu  der  Patientin  ^  weil  ich  rermu- 
thete,  dafs  die  Geschwulst  chirurgische  Hülfe 
nöthig  haben  .würde.  Jene  war  denn  auch 
in  ihrer  Mitte  aufgebrochen,  etwa  zwei  Fin- 
,  ger  breit  über  der  Gegend  der  Leistendrüsen, 
und  etwas  mehr  rechts.  Ein  unerträglicher 
aalshaCcer  Geruch  kam  uns  entgegen,  welcher 
von  einer  aus  dem  Geschwüre  Bielsenden  Gau- 
che herrührte.  Die  Schmerzen  und  übrigen 
-Zitfälien  h<kten  mit  dem  Aufbnudie  des  Ge- 
schwürs auf.  Wir  erkannten  sogleich  eine 
Kothfistel  in  diesem  Geschwüre;  und'  dieses 
bestätigte  die  Aussage  der  Patientin  an    • 

Dem  i5.  April,  wo  sie  uns  erzähltei  wie 
sie  am  vorigen  Abend  unter  viel  Beängsti- 
gung einen  Wurm  ausgebrochen  habe,  und 
wie  ihr  auch  ein  solcher  lebandi|;  ans  dem 
Geschwüre  gekrochen  sej. 

Journ.  X3CI.  B.  i.  St..  C 


I 

-_     5^     - 

i^  4Hii|rte  «flb  mm  dar  wmMifiwuiflit  Kadi 
'ifiK  MMfCWii^utiiKaii  CBiamirj^..    SSus-  ^ irli  iiliai 

4M/0fi  Ciittr  '«tw!»  Hkae^  Dtaac«   vaBi£ 
t«oiifu««r  «im  ^  OitiSiaBg  dies 

iiai'  «itfM«  lAigfcatifStt&e  zx  icifcMifa 

4i4jfci  <;iLX4i  ^vmA  6sxsk  Oieo  Tkgnümäkimmr 

Um^'^iA  tMttm  Wannoütnl  gelben  W4 
^Aw^  4m^  vann  aber  obne  boasca  Gold  wen. 
4^  AyAÜudLe  oicht  zu  liaben,  and  Geld  fehlte. 
Uih  f/tth  $ho  was  idi  in  meiner  UeineB  Hana- 
M^>iU0k^  UmVU,  und  dieses  war:  Infus,  f^dte', 
fd/dn,  miunuimm*  mit  China  and  etwas  Rha- 

Dm  i6.  April  hatte  die  Rödie  des  Ge- 
*#;bwiir«f  so  wie  auch  die  Härte  im  Umfange 
#itbr  ab(|;enommeD9  der  aalshafte  Gavch-war. 
r<»r«i}hwaiideny  das  Fieber  war  fast  ganz  wegi 
A\m  Patientin  sähe  mehr  wohl  ans»  Die  Mit» 
t«»l  diesalbeji. 

D«fli  17*  April.  Es  war  noch  ein  Wurm 
iluroh  du  GesdiwUr  abgegangen,  der  ühle 
Ueraoh  hatte  sioh  völlig  gegeben ;  kein  Fiebert 
die  Zunge  feucht  1  nicht  so  roth,  in  drei  Ta- 
gan  keine  Oeffinung.  Es  wurde  Arcan.  «fa- 
fßUcwi  der  Afixtur  gesetzt  9  und  Lavements 
verordnet. 


—     35     — 

■ 

Den  i8«  Aprä^  Durch  ein  Clystier  Oeff- 
nung  gehabt.  Der  Gestank  ist  nun  völlig 
weg,  £UitzüQdung)  Röthe>  Geschwulst^  hat  sehr 
abgenommen,  es  geht  noch  immer  etwas  Koth 
durch  die  Oeffnung  des  Geschwürs  ab. 

Den  ig.  April.  Viel  Besserung.  Oeffnung 
des  Leibes  gehabt,  keine  Spuren  von  Wür- 
mern mehr,  der  Puls  dem  natürlichen  mehr 
gleich;  das  Geschwür  rein  und  ohne  Geruch^ 
die  ^tercora  gehn  nicht  mehr  so  stark  duroh 
das  Geschwür  ab;  die  Mittel  dieselben. 

Den  20.  Apnl.  Es  gehen  kaum  noch  Ster- 
cora  durch  das  Geschwür  ab«  Patientin  be^ 
Rnddt  sich  sehr  wohl,  nur  matt. 

So  besserte  es  sich  von  Tage  zii  Täge^ 
und  ohnerachtet  die  Patientin^  ^ihrer  Armuth 
wegen^  nicht  länger  im  Bett  bleiben  konnte, 
sondern  wieder  arbeiten  mufste.  um  Brod  zu 
haben,  so  hellte  doch  das  Geschwür  so  ganz 
zu,  dals,  nachdetn  nocji  einige  Wocheil  eine 
dünne  wä.lsrichte  Feuchtigkeit  durch  die  im- 
mer kleiner  werdende  OeBFüUDg  des  Geschwürs 
abgegangen  war,  am  Ende  gar  nichts  mehr  ab- 
gieng,  sondern  dasselbe  gaipz  zuheilte,  und 
der  Stuhlgang  seinen  gewöhnlichen  Weg  nahm» 

Es  wa|:en .  in  alleni  siYölf  Spulwürmer  ab* 
gegangen,  theils  von  oben,  .theils  von  ^pptea 
und   drei  durch   die  Fistel  selbst.    Nachdem 


^    56    — 

T§  Jahr  verflossen  sind,  bildet  sidi  die  Frau 

f 

noch  Jetzt  gut  und  wohl» 

Wenn  man  bedenkt,  wie  geschwinde  ein 
solches  faulichtes  Geschwür,    und  üntef  wel- 
chen  ungünstigen  Un^ständec  es   geheilt  i8t> 
da   di(3  arme  Person   gar    nicht    diät    leben, 
nicht  der  Ruhe  pflegen  konnte,  sondern  bald 
wieder  arbeiten  mufste,   dabei  aller  kräftigen 
Nachkuren  beraubt  war,    und  gleich  wieder 
grobe  Ko8t  geniefsen  mufste,  so  mufs  man  er^ 
staunen  und  die  Naturen  der  Menschen   be- 
wundern.    Uebrigens  hat  das  OL  Therebinth^ 
hier  wohl  einen  grossen  Antheil  an  der  baldi- 
gen Heilung,  oder  doch  Verbesserung  des  Ge* 
schwUrs«    Es  hat  sich  mir  dieses  Oel  bei  al^ 
len  faulichten  Geschwüren  als  vorzüglich  wirk« 
sam  gezeigt*     Es  verbessert  schnell  das  Eiter, 
nimmt  den  faulichten  Geruch  aufs  schnellste, 
und  befördert  die  Heilung.    Würmer  sind  bei 
uns  gleichsaüi  endemisch.     Kein  Kind  ist  fast 
ohne  sie,    und  auch  bei  Erwachsenen  findet 
man  sie  häufig.     Ich  glaube  die  Ursachen  Iiie>^ 
von  in  der  Diät  zu  finden.    Der  gemeine  Mann 
lebt  hier  fast  ausschlierslich  von  Kartoffeln  and 
Mehlspeisen ;  daher  sieht  man  die  vielen  auf^ 
gedunsenen  Leiber  der  verfutterten  Kinder. 
Hiiean  kommt  eioi  schledites   Wasser.    'Kein 
Brunnen  ist  in  dem  Städtchen,  als  einer,  nus 
dem  ein  Wasser  springt,  welches  durch  Höh* 


-    4i    - 

deny  welche  bis  zum  bersten  gespannt  war^< 
wurde  schon  e;twa5  krauls  und  scbia£F,  d^r 
Unterleib  mehr  gesunken ,  Hitze,  Durst,  ge^ 
reizter  Puls  hatten  nachgegeben  ,1  die  Zunge 
verlor  ihre  hohe  Rdthe,  Naohts  etwas  ruhi- 
ger Schlaf.    Dieselben  Mittel. 

So  besserte  es  sich  von  Tage  zu  Tage 
heim  Gebrauch  dieses  einzigen  Mittels*  Das 
Wasser  ging  durch  Urin  und  Stuhlgang  häufig 
ab,  Patient  fühlte  sich  täglich  leichter,  konnte 
mehr  ausgestreckt  auf  dem  Rucken  liegen,' 
der  Unterleib  fiel  ganz  zusammen,  kurz  al-« 
les  Wasser  war  in  Zeit  von  drei  Wochea 
beim  Gebrauch  obiger  Mittel  verschwunden 
und  nur  .noch  wenig  Geschwulst  in  den  Fü- 
Ise^  übrig.  , 

Es  wurden  nun  stärkende  Mittel  gege- 
ben, Jbiezu  die  Herb.  Card.  Benedict,  zum  Thee, 
wie  auch  ein  Zusatz  vom  Extract  desselben 
zii  obiger  Mixtur  gewählt.  Es  wurde  dem 
Patienten  ein  Glas  Wein  erlaubt. 

Hierbei  besserte  es  sich  immer  mehr^  und 
Patient  wäre  völlig  hergestellt,  hätte  er  sei- 
nen unmälsig^en  Appetit  nicht  befriedrigt«  Ob- 
gleich ihm  nur  erlaubt  war^  Fleischsuppen, 
mürbes  gebratenes  Fleisch,  wenig  Mehlspei- 
sen und  keine  gröberen  Gemüse  zu  genielsen, 
so  hatte  er  doch  Kartoffeln,  Fische,  Schweiz 
neileisch  und  ^dergl.   in  der  Maafse    zu    sich 


—     38     — 

ser   aufgeduQsen ,    die  Beioe  bis  znm  platien 
dick,  die  Genitalien  äu(serst  geschwollen,  der 
Unterleib  voll  und  das  Schwappen   des  'Was- 
sers  darinnen   deutlich  bemerkbar,    das   Ge- 
sicht aufgedunsen,  die  Zunge  dunkelroth,  dick; 
Beängstigung,  tfockner  Hnsten,  kurser  Atherom , 
*  Patient  konnte   nicht  horizontal  liegen,  son- 
dern sals  im  Bette,    kein  Schlaf,    Auffahren 
im  Schlaf  unter  Gefahr  der  Erstickung,   Tiel 
Durst  und  Hitze,  trockne^  rothe,   gespannte 
Haut;    der  Puls   geschwind,   hart  und  etwas 
voll,    wenig   Urinabgang.     Da1)ei   laxirte    er 
sehr   stark,    welches    ihn  abmattete.     Dieses 
letztere  aber,   so  wie  auch  die  stärkere  Er- 
hitzung des  Körpers,   glaubte  ich,   yon  dem 
Gebrauch  der  Medicamente  herleiten  zu  kön- 
nen,    indem  Patient   ein   Infus*    lunip.    mit 
Extr*    Colocynth.    stark    versetzt   gebrauchte. 
Der  Regimentschirurgus  Sander  war  Arzt  bei 
dem  Kranken.      Um  den   Kranken  nicht  zu 
milströsten,  machte  ich  ihm  HoflFnung  zur  Bes- 
serung seiner  Beschv?erden,  die  ich^  eigentlich 
unter    solchen    Umständen    selbst    nur    sehr 
schwach   liegen  konnte.     Ich   versprach  ihm, 
mit  Herrn  Sander  zu  reden,  und  ihn  mit  die- 
sem zu  -  besuchen.      Der   Bericht    des  Herrn 
Sander  über  den  Patienten  lautete  folgender» 
mäfsen : 

Patient  sey  in  den  60  Jahren,   sej  mit 


-     39     -      •  V 

den  hannöyrischea  Truppen  auf  Minoren  ge- 
wesen, habe  yiel  Strapistzen  erlitten,  und  über- 
haupt eine  unordentliche  Lebensart  gefuhrt. 
Er  habe  yoü  jeher  starken  Appetit  gehabt, 
alles  durch  einander  gegessen  und  yiel  Spiri- 
tuosa  getrunken,  habe  schon  längere  Zeit  an 
hypochondrischen  Beschwerden  gelitten,  em- 
mal  sogar  Lienterie  gehabt«  Sobald  er  sich 
ein  wenig  fiihle,  hielte  er  keine  yorgeschrie- 
bene  Diät^  sondern  essQ  was  ihm  schmecke*. 
In  der  letzten  Zeit  habe  er  stark  gegessen 
und  wienig  Bewegung  gehabt.  JV^or  den  Zu- 
fällen-d^r  Wassersucht,  als  welche  nach  und 
nach  aus  den  hypochondrischen  Beschwer- 
den entstanden,  habe  er  auflösende  Mittel 
mit  bitteren^  starkenden  yerbundeo  gebraucht; 
doch  auch  unordentlich,  indem  er  die  Kosten 
für  die  Medicamente  scheuetel  Bei  der  Was* 
sersucht  selbst  waren  nun  Hydrogaga^  aller 
Art  gebraucht,  unter  andern  die  Digiialis 
und  zuletzt  das  Coloefuintenexträct. 

Ich  äufserte,  dafs  ich  hier,  tiefer  liegende 
Stockungen  in  den  Eingeweiden  des  Unter- 
leibes, vielleicht  vorzüglich  in  der  Leber  ?er- 
muthe,  und  wir  kamen  überein,  ihm  fol- 
gendes Mittel  zu  geben,  welches  mir  in  vie- 
len ähnlichen  Fällen  gute  Dienste  that.  Es 
war  dieses  das  Extr.  Chelidonii  mit  dem  Ar- 
cano  duvplicatp;  und  den  gereizten   Zustand 


-    4o    - 

ZU  mindern  9    mit  einem  Zusätze  von  E,xt^^ 
Hyoscyami^  auf  folgende  Art: 

Jjl  Arcan.  duppUc.  ^§ 
B,xtr.  Chelidon.  ^jß 
—  Hyosc.  3/ 
Tan.  emet.  gr.  i 
Solv*  in 
Aq.  FL  Samb.  ^vj 
add. 
Oa^m.  sq.  5/ 
M.  D.  S.    Alle  2  Stunden  |  jBCsIöffel  voll. 

Hiebei  wurde  dem  Patienten  erlaubt  dtinne 
Bouillon  zu  genieisen^  und  zum  Getränk,  Wai- 
ser mit  geröstetem  Brodte,  weil  er  dieses  am. 
liebsten  trank. 

Den  5.  JulL  Patient  fühlte  sich  selbst 
etwas  erleichtert y  die  Haut  war.  nicht  mehr 
so  roth,  der  Puls  nicht  so  schnell  und  voll, 
der  Urin,  weilcher  vorher  hochroth'war,  und 
äufserst  wenig  abging,  war  blasser  geworden, 
und  ging  in  gröfserer  Menge  ab.  Er  hatte 
vier  äufserst  fibelriechende  Stühle  gehabt* 
Conün.  remed. 

Den  7.  Juli.  .  Das  Wasser  ging  stark  ab, 
sowohl  durch  den  Urin  als  durch  häufige  wäs- 
serige Stuhlgänge,  die  den  Patienten  gar  nicht 
schwächten  \  die  Haut,  vorzüglich  an  den  Len- 


—    4«    — 

den,  welche  bis  zum  bersten  gespannt  war»* 
wurde  schon  e;twa5  krauls  und  schla£F,  d^ 
Unterleib  mehr  gesunken »  Hitxe,  Durst »  ge^ 
reizter  Puls  hatten  nachgegeben«  die  Zunge 
verlor  ihre  hohe  Rdthe,  Nadhts  etwas  ruhi* 
ger  Schlaf.    Dieselben  Mittel. 

;  So  besserte  es  sich  yon  Tage  zu  Tage 
heim  Gebrauch  dieses  einzigen  Mittels.  Das 
Wasser  ging  durcb  Urin  und  Stuhlgang  häufig 
aby  Patient  fühlte  sich  täglich  leichter,  konnte 
mehr  ausgestreckt  auf  dem  Rucken  liegen/ 
der  Unterleib^  fiel  ganz  zusammen ,  kurz  al- 
les Wasser  war  in  Zeit  von  drei  Wochea 
beim  Gebrauch  obiger  Mittel  verschwunden 
und  nur  .noch  Wenig  Geschwulst  in  den  Fii- 
Isen  übrig. 

Es  wurden  nun  stärkende  Mittel  gege« 
ben«  Jbiezü  die  Herb.  Card.  Benedict,  zum  Thee. 
wie  auch  ein  Zusatz  vom  Extract  desselben 
zik  obiger  Mixtur  gewählt«  Es  wurde  dem 
Patienten  ein  Glas  Wein  erlaubt. 

Hierbei  besserte  es  sich  immer  mehr,  und 
Patient  wäre  völlig  hergestellt ,  hätte  er  sei- 
nen unmälsig^en  Appetit  nicht  befriedrigt«  Ob- 
gleich ihm  nur  erlaubt  war^  Fleischsuppen, 
mürbes  gebratenes  Fleisch ,  wenig  Mehlspei- 
sen und  keine  gröberen  Gemüse  zu  genielsen, 
so  hatte  er  doch  Kartoffeln ,  Fische,  Schwei- 
nefieisch  und  ^dergl.   in  der  Maafse    zu    sich 


-    4»    — 

gmtoBmm,  daft  er  bald  -friedor  ein»  Dmek 
«sd  Völle  in  <lf»iD  Machen  imd  LAetgcgend 
empfand.  —  Ich  iialte  ihn  schon  mehrere  Wo- 
chen nicht  mehr  gesehen,  ak  ich  eines  ALcmdi 
MM  ihm  gemfen  wurde.  —  Er  faatre  eine  wnhre 
(iholts^a.  — *  £r  hatte  sechsmal  TC«iixt,  anfangs 
die  g-^noaaenen  Speisen,  dum  viel  Galle  nnd 
eine  Menge  Wasser,  so  da&  die  ganze  Scnlie 
daTon  schwamm.  Zwischen  )edi«maHgein  Er- 
brechen hatte  er  puigirt,  nnd  rwar  sehr  nbel- 
riechenden,  schadhaften  Abgang.  Der  Pols 
war  kl^ia  nnd  zusammengesogen«  Er  bekam 
poL  hmeri  mit  Esctr.  ffyoMCm  nnd  Napki^ 
VurioL 

Die  Nadbt  durch  hatte  er  nodi  einige  mial 
lazirt,  aber  nidbt  mehr  gdxochen.  Den  fol- 
genden Tag  befand  er  si<^  besser  nnd  den 
dritten  Tag  war  er  wiedo*  röUig  heigestaUt, 
bis  auf  einige  Schwade.  Er  sagte,  dais  es 
ihm  aiua  nodi  leichter  wäre  als  Torho*,  in- 
dem die  Völle  nnd  der  Druck  im  Untnrlmbe 
gleichsam  mit  weggebrochen  waren ;  auch  ge* 
Ictbte  er  ao,  sich  bei  wiederkehrendem  Appe- 
tit mafsiger  zu  halten,  nur  wenig  und  lieber 
r>:terer  zu  essen,  und  überhaupt  diäter  zn  le- 
ben. Nachdem  er  die  potio  Riw.  noch  einige 
mal  gf'braucht  hatte,  gab  ich  ihm  China; -nn- 
igs  im  Decoct,  dann  in  Pulrer.  £r  befiand 
,  biebei  so  wohl,  dals  er  in  kurzem  wie- 


-     43    '- 

dier  an  Kraßen  zucafim;  sein  Körper,  der 
wie  ein  schlaffer  Bf^utel  nach  der  -Kriinkheit 
aussah,  wurde  wieder  genährt^,  voll,  und  fetzt 
fiinf  viertel  Jahr  nachher  befindet  er  sich  mun- 
ter  und  wohl. 

Das  Exiract.  Chelidon.y  dem  ich  einen 
Hauptantheil  an  dem  glücklichen  Ausgange 
dieser  Krankheit  zuschreibe,  hat  mir  in  vie* 
len  ähnlichen  Fällen,  gute  Dienste  gethan. 
Nur  muß  es  in  steigenden  Gtben  gereicht 
werden,  und  hatte  der.  Patient  in  obiger  Mix-  ^ 
tur  zuletzt  3/^  genommen.  —  In  zwei  an- 
dern Fällen  schatte  mir  dieses  Mittel  das 
Wasser  bei  der  Wassersucht  fort,  die  Ki^an- 
ken  starben  aber  späterhin  an  der  Auszeh- 
rung >  vielleicht  aber  mit  aus  der  Ursache, 
weil  es  sehr  arme  L^ute  waren,  denen  alles 
fehlte,  was  zur  Beförderung  der  Heilung  gün- 
stig gewesen  wäre.  ^ 

Auch'  bei  chronischen  Augenentzun dün- 
gen, votzüglioh  da,  wo  die  Drüsen  der  Au- 
genlieder leiden,  und  bei  denen,  die  skrofu- 
löser Alt  sind,  oder  von  Verschleimun^  des 
Unterleibs  herrühren,  thut  das  Extr.  Chelidon^ 
äurserlich  als  Augenwasser  mit  Aq.  Rosar^  und 
innerlich  nach  Umständen  mit  Terra  ponde^ 
tosa  gegeben,  herrliche  Würküng. 

Die  neueren  Erfahrungen  eines   JVtndt, 


• 


W 


-    44    -. 


t  *|t    ■  H«  t  -. 


i6tea  Bmad»  A» 
gdben  viftlleicht  Gdiegwuheit^  Jim«  gwpifc 
wirkjaoM  SCttel  a  mAbsanni  KzankboäBB 
Teffsaciiea^  lUkd  uaaem  Fissift  dar 
baren  Krankltcitefi  zii  boceicliem» 


-    45    - 


IV.     . 

y  e  rmis  cht e 

Aufsätze    und    Beobachtungen 

•    .     •     .    , 

ftuf  der 


-v-^ 


Arzeneiwissenschaft,  Wnndarzneikunst 

und  Geburtshülfe, 

Vöfi 
Adolph  Friedrich  LöffUr, 

der  Anoeiwis&enscfaaft  und  Wundarzneikunac  Doctör, 
RuBsich  -  Kaiser!.  Hoirath^*  Ehenmitglied  des  Keic^sme- 
dicinischen  Colleglums  in  St.  Petersburg;  der  freieti 
ökonomischen  Geselltchafc  daselbst  Mitglied-  und  der 
MedicinaU Verwaltung  des  Gouvernements  Witepks  Ac- 
coiicbeur. 


1. 

tUeber  den  Gebrauch  des  Phosphors  in 

früheren  Zeilen^ 

Xch  will  Jbier  keio^]  vollständige  .Abhandlung 
dieses  wichtigen  chemischen  Products,  sondern 


-•    46    ^ 

nur  tinige  Materialien  dazu  mittheilen;  die- 
ser kleine  Aufsatz  darüber   soll   nur    zeigen, 
dafs  iitere  Aerzte  den  Phosphor  schon,  wenn  * 
auc^  nicht  ganz  so  gut  wie  wir^  dennoch  ihn 
als  Medicament  zu  würdigen  verstanden» 

Möchten  doch  die  Rückblicke  über  dieses 
yortrefliche  Arzneimittel,  auch  noch  dazu  die- 
nen, desselben  Gebrauch  mehr  ip,  Aufnahme 
zu  bringen ;  denn  obschon  noch  jetzt  lebende 
deutsche  Aerzte  die  Bahn  dazu  eröffnet  ha- 
ben, so  scheint  man  doch  auf  halbeip  Wege 
stille  zu  stehn,  wo  nic^t  gar  umkehren  zu 
wollen. 

Obgleich  einige  Scheidekunstler  bewiesen 
haben,  dufs  das  Acidum  Phosphoricum^  wel- 
ches, mit  Pbtogistpn  verbunden-  diesen  son- 
derbaren Körper  bildet,  nicht  allein  den  tbie- 
rischen  Substanzen  als  eine  ausschliefsliche  Ei- 
genschaft  gehört,  sondern  auch  in  einigen  ' 
Pflanzen '  besonders  häufig  angetroffen  wird; 
denn  Albinus  ^),  Hoff  mann  ^),  Marggraaf  ^)y - 
haben  den  Phosphor  vorzüglich  aus  dem  wei- 
fsen  und  schwarzen  Senfsaamen,  und  aus  meh- 
reren Saamen  der  sogenannten  Plantae-  an^ 
iiscorbuiicae  bereitet:    so  ist   es  dennoch 


I)  Diät,  de  Phöspkoto»     Francof,  |(S83. 
a)  In  notis  ad  Poterium.  pag.  477. 
')  Chemitch«  Schriften.  Berlin  l76l.'Tom.  I.  Seite  78. 

$.  34. a^- 


'  ■      •.  • ) 


-    47     - 

vrifs,  daf»  der  Pho5jihr>r  vorzüglich  in  den 
Thieren  befindlich  ist,  und  dafs  man  densel- 
ben ans  dem  Urine  und  Knochen  in  grü&er 
rer  Menge  und  bequemer  durch  Hülfe  der 
Scheidekunst  erhalten  kann. 

Nicht  aus  dem  Urine  allein^  wie  man  in 
frühern  Zeiten  glaubte,  soDdem  auch  aus  an- 
dern thielischen  Th eilen,  besonders  aus  den 
Knochen,  luinn  man  den.  Phosphor  leichter, 
wohlfeiler.undingröfsererMenge  erhalten,  wie 
aolchea  <ier  schwedische  Chemiker  Gähn  zu- 
erst entdeckte  und  lehrte» 

Seine   Versuche  wurden    vorzüglich,  von 
Scheele,    Macquer ^    Houeliei    Nicolas y.Cri^ll^ 
ßerniardy    SpMmann^  Lauth^  und  mehreren 
Scheidekünstlern  wiederholt  und  bestätigerr  ^) 
Der  Phosphor  ist  nicht  allein  wegen  des 
Inhalts  einit  heftigen  Säure,  sondern  voi  züg- 
lich durch  die   Vej^einiguog    des  Phlogistoos 
und  daher  erhaltene   brennende  £igensoha&, 
ein  scharfes,    fressendes    und    verbrennendes 
Gift,  welches  im  innern  genommen  sich  ent- 
zünden und  die  Aeftigs^en  und  gefährlichsten 
Zufälle  verursachen  kann»  ^) 

4^  Macquer  Dictionaire  de  Chymte,    Paris  I778*  Tom  5. 

p(^»  68.  —  Lauth  Diss,  de  jinafysi  Urinae  etc»  wir- 

gentor.  1781.  pag.  47.  §,  27. 
5)   PVeikatd  vexmisthte  mediz'tmBthe  Schritten,    Theii  4* 

S«it.  ic5*  107,  11^^—  Journal  der  praciischen  Arjs> 


f-    48     — 

Man  wagte  dennoch  diesen  brennenden 
sich  selbst  enzundenden  Körper  im  innern  an- 
zuwenden, stellte  in  geringer  Menge  und  mit 
Behutsamkeit  vorsichtige  Versuche  bei  Krank« 
heiten  an,  und  fand  sich  belohnt)  indem  es 
einige  derselben  hob,  andere  linderte. 

Schon  Kunkel  ^)  bereitete  aus  dem  Phos- 
phor stärkende  und  schmerzstillendo  Pillen* 

^  Hx Krämer^)  gab  denselben  mit  dem  be^ 
sten.  Erfolge  wi^er  die  Fallsucht.  ^^  Bei  eini- 
gen Personen  war  die  Epilepsie  schön  Jahie 
alt  und  täglich  geworden  ^  und  sie  wurden 
durch  dieses'  Mittel  Jahre  lang  davon  befreit. 
Wahnsinnige^  und  melancholische  Personen 
(Maniavi  et  Meianeholici)  bekamen  wie  her- 
geiaubert  nach  dem  Gebrauch  des  Phosphors 
ihren  Verstand  wieder« 

Bei  hitzigen  anhaltenden  Fiebern  mäfsigte 
die  Anwendung  dieses  Mittels  die  brennende 
Hitze  ungemein. 

Auch   in   einer  Abhandlung  von   Hart-- 

mann 

neikimde  und  Wimdsrssneiktuist  herausgegeben  vbn 
Hufeland  etc.  Siebenter  Band  1799^  Seite  114.  '*- 
LoffUrs  vermischtet  Aüfsäue  etc.  Stendal  1801. 
Seite  !k64. 

6)  Op,  Ckem,  pag*  3o3.  —  Reinlein  Dlss^  de  Pkospho' 
ris^     f'lenN,  1768.  pag*  6i» 

7)  Commerc,  Norimberg.     An,  1733.  pag%  18O.  und  An, 
1733.  helfäom.  17.  pag,  x3j.  , 


^     49     ^ 

mann  ^)  liest  iiian  ein  Beispiel,  wo  die 
til^ping  einer  'IPaUsucht  durch  dea  Gebrauch 
des  Phosphors  bewUrkt  wurdei 

J.  O.  Menü  ^)  beschreibt  drei  Fälle,  wo- 
4nreh  die  vortreflichen  schweifstr^ibend^n  und 
krampfstillenden  Kräfte  des  Phosphors  bewie« 
sen.  werden. 

Bei  eineoi  Kranken ,  der  am  bösarrigen 
Fleoklieber  (/efrm  petachialis  maligna)  ütt, 
war  die  Schwäche  so  grols,  dafs  er  ftthllös 
nnd  ohne  Verstanfi  lag;  es  wurden  ihm  £wei 
Gran  Phosphor  des  Morgens  und  Abends  mit 
Theriak  gegeben,  und  es  entstand  darnach 
ein  atarker  Schweifs  noch  während  dessen  dadi 
der  Kranke  fühlend  und  verständig  wurde» 

Drei  Gran  Phosplior  mit  Conserv.fl*  Tu^ 
nie»  zweimal  gegeben,  nahmen  bei  einem  Kran« 
lodn^  der  lange  und  gefährlich  am  Gallenfie-« 
ber  gelitten,  eine  Beängstigung > und  Schlaflo- 
sigkeit gänzlich  weg;  auch  hier  bewürkte  das 
Mittel  einen  starken  Schweifs*  < 

Ein  bösartiges  Flufsfieber  raubte  schon  den 
dritten  Tag  einem  Kranken  Sinnen  und  Kräfr 

8}  Quaesäö  tuper  Plontm  Zincl  uso   interno»  Francöfl 

ad  Fiadr*  1778* 
9}  Diss,  de  Phoiphori^   loco  medi^ftieHU  adtumti,  vir» 

tute  meäica,  aliquot  tuuibus  nngularibus  conßrmata, 

Witeherg,  iy5l.  —  Malier  Coli.  Diss,  praotic,    T.  7. 

pag,  abS.  agir. 
Jonra,  XXI.  B.  x.  3i,  |>  ^ 


t»;    iiL  diesem    Ge£alir   iiokuBdmt  Znst^idt 
^ab    .Ifenr^    iiixn    zwinmal    drei    GtaiL    PImis* 
pi'.'.r  mit  Conserv»  ßoiar.;  Srä^e  und  Si 
kf^h^ten,  be^^leitet  mit  e^ner  atazken 
Stange  zurück,  nnd  der  Krmnke  war 

Ein  Kranker,  der  nicht  boren,  seiiaBi 
fühlen  noch  sprechen  konnte,  nnd  dabei  m« 
vnlilvische  Zufalle  hatte,  wurde  innerilBlb  Tier 
Stunden  von  diesem  gefährlichen  Zostands 
durch  den  Giebrauch  des  Phosphors  gerettet; 
es  erfolgte  darnach  Schweils  und  Schlaf,  nnd 
schon  am  dritten  Tage  konnte  der  Kranke 
im  2ammer  umher  gehen. 

Die  Schrift  des  Herrn  Mentz  findet  maa  . 
von  Crell  ^^)  übersetzt. 

Der  Herr  Rath  ro/E  Crell  fugt  eine  wich- 
tige Anmeikung  hier  bei ;  —  er  wfinscht  näm* 
lieh ,  dals  die  Aerite  nach  den  gehörigen  Voi^ 
sichtsregeln  den  Gebrauch  des  Phosphors  ge- 
Bsuer  zu  bestimmen  suchen  möchten,  weil  es 
sehr  wahrscheinlich  ist,  dals  man  sehr  viel 
mit  ihm  ausrichten  könne^  wenn  man  ihn  bei 
bömrtifffBa  Krankheiten  mit  sinkenden  Krä£- 

^TÜkseitJg    gäbe,    und    seinen    Gebrauch 

9^  Hmßer,  Beiträge  <ur  BeförderuDg  der  Go- 
Htfiliiiig  der  Krankheiten  etc.   in  einen 
Aflinig  gebracht  und  mit  Anmerknnr 
woa  Dr,  L.   Cnll  etc.     Vierter  Band. 
Uli  §mü»  1783.  Mte  266. 


—     5f     - 

Btdit»  wie  bisher,  auf  rerzweifeke  und  fast 
aufgegebene  FäUe  rersparte. 

Noch  fragt  Herr  von  Crtll,  •—  und  diese 
Frage  Terdient  die  grö&te  Aufmerksamkeit 
dte  pracdschen  Aerzte,  —  ob  es  nicht  rath- 
sam  seyn  möchte,  das  aus  den  Knochen  aus« 
geiebiedene  Salz  in  solchen^  Krankheiten  an- 
xn^^nden,  wo  man  bisher  die  Vitriol-  und 
and ei^  mineralische  Säuren  gab,  indem  jenes 
Sab  nicht  so  fressend  als  diese  sind,  und 
nelleidit  doqh  eben  so  kufilend,  dabei  aber 
unserm  Körper  angemessener  ist,  weil  es  einen 
Bestandtheil' desselben  ausmacht?  — 

Auch  möchte  dieses  Sals  wohl  gegen  die 
WMchh^it  der  Knochen  der  englischen  Krank- 
heit und  Nervenkrankheiten  nüulich  seyn; 
wenigstens  verdiente  es  dagegen  eben  so  gut, 
wo  ^nicht  besser  4ils  andere  Mittel  yersucht  ta 
werden. 

'  Morgenstern  '')  beobachtete,  dals  der 
Phosphor  als  ein  schweilstreibendes  Mittel  ded 
besten  Nutzen  beim  Scharlachfieber  (Jehrü 
Soarlaäna  s»  Rubor  Scarlaänus)  leistete« 

Barchewüz  '^)  theilet  folgende  Erfahrun- 
gen über  den  Gebrauch  des  Phosphors  mit: 

li)  Sekulzii  pradtd^   in  dispensator,    BontssQ- Brandt 

burgicum,     Norimb,  1753.  pag,  4^5* 
is)  Speciieg,  aä  Phoiphori  ürinarii  usum  iniernum  m«- 

dicum  ptrtinentia*    ßmta^'Alagd,  1760.  *~  In   Tht» 

D  a 


—  -  5a     — ! 

Zurückgetretene  Masern,  die  schon  mit 
Todesgefahr  droheten,  kamen  dadurch  wie- 
der zum  Vorschein. 

Bei  einer  Lungenentzündung ,  die  mit  Ii>' 
rereden  und  Zuckungen  begleitet  war,  leistet* 
dieser  Selbstzunder  vielen  Nutzen« 

Ein  Mann ,  den  heftige  rheumatische 
Schmerzen  in  beiden  Beinen  lange  plagten,  Wür- 
de davon  innerhalb  xwei  Tagen  befreit;  er  be» 
kam  jeden  Abend  drei  Tropfen  von  einer 
Auflösung  des  Phosphors  in  Ifaphiha  Furioä 
und  des  Tags  die  Essent.  Pareir.  Bravae. 

Der  Durchbnioh  eines  Zahns  venirsad^tt 
einem  Kinde  einigemal  des  Tags  heftige  Znk« 
kungen;    es  bekam   einen  Tropfen  von  der 
PhospborauflÖsung,    und  .  der    2jiahnreis   ver^'^ 
•chvirand  und  mit  ihm  die  Zuckungen.  ^^^  ' 

Soeneken  '')  befreite  mit  diesem  Mittel 
eine  Frau  von  allgemeinen  Zuckungen.  (Pleuro' 
thotonus  unwersalU)»  Er  liefs  ihr  täglich  drei 
Gran  nehmen^  und  nachdem  die  Kranke  acht<* 
zehn  Gran  genommen  hatte,  waren  alle  Zu« 
falle  weg. 

Weihard  '^)  versuchte  den  Phosphor  an 

selbst,  er  meinte  damit  seine  zu  grolse 


%aur.    DUsettat,     Fol,  x«  ^o^.   i5g.    de«  PxofMSo^s 

Sandl/on, 
l3}  Fränkische  Sammlungen.    Thsil  6.  Seite  ai. 
14)  ^'  c.  (ß)  Theil  Q.  Seite  Z4s. .  x45. 


^    55     — 

Empfindlichkeit  der  Nerven  herab  zu  stünmen; 
aber  er  empfand  davon  wenig  Hülfe.  Wenn 
er  aber  Schwindel  und  Beängstigungen  von 
KoJBFee-  und  Chokoladetrinken  n.  a.  w«  bekam» 
io  worden  diese  ZufiUIo  durch  dieses  Blictd 


^  £in  Blann ,  .  der  anhaltende  Sohmemen 
dnrch  d^n  ganaen  Körper  empfand,  welche 
mit  hefdgemi  Zittern  der  Glieder  begleitet  wa- 
rettj  wurde  durch  den  Gebrauch  des  Phos- 
^ors  Ton  seinen  Schmersen  yoUkommen  ge« 
keilte  nur  das  Sttem  der  Glieder  blieb. 

Ein  alter  Mann,  der  schon  lange  ron  tag« 
Beben  Kopfschmeraen  und  einem  anhaltenden 
Geräusche  im  Kopfe  geplagt  war,  wurde  end-* 
lieh  von  allen  Zufallen  eines  leichten  Schlages 
befallen;  nach  einem  Aderlafs  wurde  es  schlim- 
mer. Drei  Gran  in  Oel  au^elöfstes  Phosphor 
gegeben,  yersdiaften  eine  sehr  ge^hwinde 
Besserung.  Den  folgenden  Tag  bekam  er  wie- 
der zweimal  einen  gelinden  Anfall  seiner  ge- 
wöhnlichen Zufalle;  der  Gejbrauch  des  Phos- 
phors wurde  wiederholt,  und  von  jetzt  an 
war  der  Kranke  gesund  hergestellt. 

In  diesem  Falle  bewirkt«^  dieses  Mittel 
mne  stärkere  Absonderung  des  Urins  ^'). 

Meflin  '^)  gebrauchte  den  Phosphor  bei 

l5)  L.  c.  Theil  4.  Seit  io3. 

iQ)  Fharmae,  seculo  moderno  »ocomodma.  'AUenk,  l^j^» 


_    54    - 

«bem  Faulfieber,  wider  weichet 

gea^  ChiiU»  Campher,   Kermes  ohne  Nutzen 

gehraocht  worden  war,  mit  gutem  Erfolge. 

Die  TorzügUchsten  Kräfte  des  PhoephoiS 
mach  allen  die«en  £r£dnEiiDgen  rtduciren  sich 
auf  Dampfung  der  Fänliing,  schweilstreibend| 
lununp£rtilleod ,  und  Kräfte«  gebend. 

Crantz  '^)  -giebt  den  Ritth,  den  Phosphor 
aflein  zu  geben.  Ob  er  ihn  fo  versucht  hat| 
dann  ist  wohl  zu  zweiftjn;  dann  Tor  den  furcb« 
terliehen  Folgen  aeiner  Verbrennung  ist  m«9 
nicht,  gesdiutzt.'  Wenigatens'  muis  man- ihn 
so  Tidi  als  möglich  zu  zertheilen  suchen  J  da:* 
wit  er  yiele  Fläche  bekämmt,  leicht  TocsteGlff 
oder  eingehüllt  und  ao  yör  Entzündung  b6« 
wahrt  werden  kann.    « 

Nach  Hoffmanns  Bemerkung  aoU  sich  .der 
Phosphor  nicht  entzünden,  wenn  man  ihn  mit 
Campher  und  Salpeter  yermischt;  es  käme 
daher  auf  Versuche  an,  wie  sich  seine  Yfit^ 
kuDg  rerhieltei  wenn  man  ihn  in  Verbindung 
nie  diesen  Mitteln  im  ionem  anwendete. 

Der  selige  Gener alchirurgus  Theden  '>) 
hat  mit  der  änisem  Anwendung  des  Phos^ 
phors  kallöse'  Oberflächen  in  Fisteln  au^elÖ- 
set  und  sie  dann  geschwinder  geheilet.      * 

17)  Mater.   Medtc,  et  Chirurg,     T.  2.  pag,  172.  Edii,  a. 

18)  Unterricht  für  die  Unterwunilärste  bei  Armsen  ^tc. 
Theil.  2.  Seit.  s3i.  Berlin  1773. 


—     55     — 


Tabelle  oder  Üehersichi^  hei  welchen  ZufäU 
len  und  Krankheiten  sich  der  Phosphor 
nüizlicli  bewiesen  hat. 


Aeltore  Zeit. 

Vom  Jahr«  i683  (Aibinu»)  hu 

1773  CTheden). 

I 

Alt 

i)  stärkend» 

a)  9ehm«tM$iillen4j  ' 

3)  krampiehebend, 

.  •       ~f 
'■'■'■  ■   '  ■    .    ■ 

4)  scliWeilstreibend« 


Neuare  Zeit« 

Vom  J«hre  1773  (Theden)  bie 
1801   (Vf^urzer)^ 

AU 

•  * 

l)  Secretions  befördernd, 

22)  böcbstes  Excitans,  wi- 
der r 

5)  Unordnungen  de«  Mo« 
natiluiies* 

4)  Magen-  und 


\ ' 


5^^Purat*imdHit9«lindexnc(,,,,  fk)  A^riakrämpjEivv 
wider 

6)  Epilepsie, 

7)  Wahnsinn ,.  .      ,      ; 
,  8)  Melancholie» 

'g)  Bösartige - 

10)  Nerven - 

11)  Faul -Fieber^ 
la)   convulsivische  Zufälle, 
l3)  Zuckungen, 
14)'  Fuhlloiigkeit,'. 
i5)  Sinnenlosigkeit, 

16)  Scharlachfieber, 

17)  zurückgetretene  Masern, 

18)  rheumatische  Schmerlen, 
ig)  Zahnreiz , 
S2o)  Schwindel» 
S2i)  Beängstigungen, 
22)  Kopfschmerzen, 


o-.v 


a  /.T?)  Nervenaiihwach« 
.-  8)  atonische-   •  ..       .... 

9)  knotig»  Gicht, 

10)  Lähmungen, 

11)  Impotentta  Vlrilis, 
13)  Blei- 
l3}  Arsf^nikvergiftopigen, 

r.  14)  Erschöpfung, 

15)  Bösartige - 

16)  gallen- 

17)  hektische  Fieber/ 

18)  Knochenfäui'e>  ' 

19)  Mutterkrebs, 
i2o)  colliquative  Schweifse, 
ai)  asthenische  Biutflüsse, 
S2S)  Auszehrung, 


-.     56     •. 

Aelter«  Zeit.  Neaere  Zeit. 

S^9)  AolaUe  von  SchUgSnlk^      a5)  LaB^enraclit« 
94)  JmüIöm  FisteliL  24)  ObnnuLcliteii, 

95)  Vereitenuigeii» 
26;  Wallungen, 
37)  Erbrechen, 
98)  kritiftclie  Ezantli 

09) 


I 


Folgende  drei  Schriften  fiber  die  Heu* 
krifte  des  Pbv^phon  kann  der  pracdsche  Aul 
noch  mit  Nutzen  lesen: 


$)  C»  fV»  Petwfy  DUi,  sisfeiu  Pkospkori  mrtnae  mmafyä» 
ti  tuwn  uudicum,  Pmaid.  Bücher,  Halae  Mmfdtk. 
1755. 

h)  J.  H,  Thommt  DUs,  de  mm  Phatphori  in.  Medidaä^ 
Megiomtmii  1762. 

c)  Q,  H.  Hudemann  Dies,  eisteru  oBserpot»  ^uudmm  ai 
dciuäe,  Mercurti  sitbliautt,  et  Photpkort  usum  inter^ 
Wim  peninenUi»    Praes,  Banmann,    Helnutmd,  1763. 


2,. 


% 


PJnige  Bemerkungen  über  das  schwache 
Sehen.  (^Amhlyopia) 

xJie  Lebenskräfte  der  Organe  des  innem  Au- 
ges käonefi  auf  sehr  viele  Arten  von  ihrer 
uatürlicheo  gesunden  Beschaffenheit ,  ihrer 
Norm  abweichen.     Sie  kennen  erhöht,   yer- 


-^   s?   ^ 

t;^  :gesdiwacht>  einaeln  oder  wsammen, 
yolIkoBlxiien  oder  unvoUkommeD,  znm'Theil, 
od^.  gändidi ,  gelftbmt  werden.  Ein  loldier 
Knmkhmtsasnstaad  ist  entweder  niehr  oder  we- 
iiiger  ?orhandep>  nad  die  Folge  da^on^  das 
mehr  oder  weniger  schwache  Seben^  bestimmt 
den  gröfs^m  oder  geriagern/  Grad,  nnd  die 
aOhwcvere  oder  leichtere  Cur  dessdhen. 
..  •  Eine  Person^  welche  einen  Gegenstand.» 
VBisSey  Make  oder  ferooy  mdit  tejoht  und.  in 
«einer  ganzen  Vollkommenheit  sehen  hanipi 
sondern  sich  in  der  Erkennung  desselben  mehr 
oder  weniger  Mühe  geben  muis,  nnd  an  de« 
l^föiAugenliiHMa^  keinen  F^er  entdecken  kann, 
|}^t  die$e  Augenkrankheit. 

.  9äo  ist  also  dieser  Bestimmung  in-  Folge 
verschieden  von 

ü)  der  Kurssicfaiigkeit» 

b)  dem  eingebildeten  Gesicht , 

o)  dem  SQbwan^cMi  :und  grauen  Staar«   : 
Jede  dieser  Krankheit;  hat  einer  andere 
Stdle^  eine  andere«  Ursache  wie  siefffsie  be« 
steht  am  Vorzüglichsten  und  am  öftersten  in 

i)  einem  rerminderten  Gefiibl  der  Netzhaut; 

s)  einer  zu  grofsen  Empfindlichkeit  der 
Haut  dor  gläsernen  Feuchtigkeit  ^  im  der 
sogenannten  Hyalpidea; 

3}  einer  Entartung,  sowohl  der  Qualitiit  als 
Quantität  der  Augenfouchtigkeiten; 


—     58     — 

I 

4)  ^i«r  Abweiehncg  ibres  Vitaldits*  uad  cke- 

5)  iin  ^er  Yerüdenuig  der  Lage  dieicr 
F^Bchtigbeiten;  die  eiiie  Ilub  so  fiel  dit 
«0060»  ZB  wenig  wefden,  jene  «lio  iHmi 
fserdraages; 

<6)  m  der  Vermitdnnig  dersell^eii. 

VMdba  mm  too  diesen  jeehs  —  nnd  nodk 
I^MkI:  et  igewijii  eine  gr5fiiere  Menge  :^—  Ter* 
eeUedenen  UrtädMn  des  SchwiduekeBs  die 
mebte  c^f  d^ufifier  betitsen  wir  noch  keine 
fiektiige  Erkeuanifiiy  vir  empirische  Mntli» 
audGNUigen. 

{jftr  die  m  grolje  innere  Eapfindlidikeit 
oder  ReiibarkeiC  (2)  des  Auges  giebt  sid, 
olme  RSdie  des  inlsem  Anges,  dnrdi  die 
Licbtsclieu,  und  du  leichte  ThriLnen  beiiA 
Anbliek  li^Iler  gUnsender  Gegenstände  sa  er- 
kennen. 

Die  entfernten  nnd  Gelegenheit»- ürsa- 
eken  dkses  Fehlers  können  sehr  mennigFaltig 
■h  1 


se^n:  flh  will  davon  nur  einige,  die  ich  am 
öftersten  taxtd,  anfuhren; 

a)  vorhergegangene  heftige  Entzündung  des 
Auges;  ^ 

b)  Blut» Xk>ngestionen«WalIiingen,  Hämonv 
hoidalzufalle ; 

c)  scharfe  Dünste  und  Gasarten; 

1)  Onanie  aller.  Arten.  —  Viele  unsrer  jun- 


—    59^    — 

"gtn  Heiren  zeigen  nu^  za  deutlich  diesfo 
Verbrechen  durch  den  frfihen  und  häu- 
figen Gebrauch  der  Lorgnette  an.  — 
Jedoch  die  Auffindung  der  Ursache  dieses 
Feblecs   hat  im    Grunde   für    den  heilenden 
Arzt  keinen  groisen  praktischen  Nutzen ;  denn 
die  Heäung  gründet   sich  hier  vorzugsweise 
auf  zwei  wichtige  Heilmömente; 
.  einmal:  auf  di#  Entfernung  und  Vermeidung 

Jallei  dessen 9  was  die  Augen  schwächt; 
'.sweliens:  auf  die  Genielsung  und  Anwen* 
,=      den^  alles  d^sjfenig»,  was  zur  Stärkung 
.^   :;der  gesdiwfediten  Augen  dienet. 
'■"  loh  will  dS&e  Heilanzeige  für  den  jungen 
praktischen  Arzt  noch  etwas  näher  entwickehi  t 

1)  er  verbiete  dem  Schwachsichtigen  düs  An-« 
sehen  jedes  starken  Lichts;  den  Gebrauch  ^ 
vielelr  LichteTi  der  Fem-*  und  Vergröße- 
rungsgläser; das.  Betrachten  kleiner  Gcs- 
genstände;  vieles  Lesen  und  Schreiben; 
Nachtwachen.*"-*""^ 

2)  Warne  ihn  für  einen  öftern  B'mschlaf^ 
vorzüglich  aber  für  das  Laster  der  Selbst- 
befleckung; für  Unmälsigkeit  jeder  Art, 
im  Essen,  Trinken ^  Tanzen,  u.  dergl. 
Seine  Diät  und  Lebensart  mufs  stärkend 
aber  nicht'  erhitzend  seyn. 

'  Nebst  diesen  Warnungen  und  Verbietnn- 
gen   empfehle  man  dem  Sehschwaehen  stets 


i—     6o     — - 

einen  grünen  Lichtsohirm  ror  deii  Angein  zu 
tragen  I  sich  in  einem  Zimmer  mit  gronckn 
Vorhängen  au£Euha]ten;  auch  ist  es  zur  Star» 
kung  der  schwachen  Augen  nöthig,  sich  sehr 
flacher  hellgrüner  Brilien  oder  Gläser  zum  Se- 
hen zu  bedienen* 

Aeufserlich  wmde  man  noch  an,  die 
Elektricität  y  den  Galvanismus,  zertheilendls 
pämpfe,  das  WasserstolFgas,  das  Vorhateen 
eindringender  stärkend^  und  flüchtiger  Gei^p 
ater,  das  öftere  Waschen  mit  kaltem  WasaeTi 
reiben  d.er  Augen  mit  Eib»  das  Dondiba^ 
IBlutigel)  und  andere-  ortlidii6  Anh&nfoiigeBy 
«vermindernde  und  ableitende  Mittet,  das  üe- 
Iberlegen  eiserner  magnetischer  und  nnma|^ 
itischer  Platten  u«  s.  w.^ 

Auch  komme  man  mit  dem  abwechselnden 
innem  Gebrauch  abführender  und  stärkender 
Mittel  zu  Hülfe. 


3^ 

Nutzen  des  Erbrechens  in  der  Brust' 

Wassersucht. 

JLiine  Dame  yon  sehr  fetter  Korperconstitu- 
lion  verlangte  meinen  Beistand  in  ihrer  ehe* 
majigen  Krankheit  |   da  sie  yon  einigen  ge« 


>-     6<     •> 

• 

schlokten  Aerzten  ein«  lange  Zcfit  her  ohne 
Hülfe  war  behandelt  worden» 

Sie  litt  schon  einige  Jahre  an  überh3a£» 
tem  Schleiip  auf  der  BrustJ  alles  was  den  Aus* 
wnrf  desselben  erleichterte,  yermehrte,  ver- 
besserte ihre  Beschwerden;  alles  was  ihn  er* 
Schwerte,  noter  drückte ,  verschlimmerte  auch 
die  Zufälle  **-  Dieses  war  hier  eine  so  be- 
kannte &&thrangy  dals  es  schon  z^  einer  aU 
ten  Regel  geworden  War,  vonügliche  Rück* 
sieht  darauf  zu  nehmen.  ' 

Die  Zufälle»  an  denen  die  Patientin  jetzt 
litte  f  hatten  einen  so  hohen  Grad  von  Ge- 
fahr erreicht ,  dals  man  sie  für  eine  Candi- 
datin  des  Todes  erklärte* 

Ich  fand  sie  bleich  und  sehr  elend  au&se» 
hend,  init  hohlliegenden  ängstlich  stierenden 
Augen;  ihr  entstelltes  Gesicht  ächzte  nach' 
Linderung;  die  Zunge  war  stark  mit  gelbem 
Schleim  überzogen;  die  Athemzüge  waren 
schwer  und  röchelnd;  sie  konnte  nur  eine  ru« 
hig  sitzende  Stellung  ertragen,  denn  bei  einer 
Lage  auf  dem  Rücken  oder  zur  Seite,  und 
bei  einer  Bewegung  bekani  sie  solche  Beäng- 
stigung in  der  Brust,  die  an  Erstickung  grenz- 
te ;  —  überhaupt  war  ihr  jetziges  Leben 
auch  aulser  diesen  ein  beständiger  asthmati- 
scher Zustand;  sie  fühlte  dabei  eine  lieber- 
fülle,  einie  Schwtre  in  dar  Brust,   die  sie  zu 


—     6ft     -=. 

erdrücken  schien«  Dm  Folse  und  IBade  wa- 
ren wassersiiditig  geschwollen;  denn  et  hli»» 
ben  die  in  die  Geschwolit  gedruckte  Gruben 
lange  ttehen,  ehe  sie  sich  wieder  fällten;  alle 
Ab-  und  Aussonderungen  waren  in  Un<Hrd> 
nung,  weniger  und  schlechter  als  ihr  Normal- 
zustand  erforderte;  Schweils  zeigte  sich  sot- 
ten und  nur  wenig,  gewöhnlich  dann  nuTi 
wenn  die  Beäogstignngen  an  Ohnmacht  grona* 
ten  oder  in  sie  übergingen;  der  Pub  schlag 
kaum  Fühlbar,  geschwind  und  irrend* 

Diesen  Zufallen  zufolge  hielten  die  Aerzte 
die  Krankheit  fUr  eine  Brustwassersncht,  nnd 
ich,  nachdem  ich  den  ganzen  Zustand  der 
Zufalle  gefa&t  hatte^  war  geneigt«  sie  für  eine 
Atonie  der  Lunge  mit  Schleimanhanfiuig, 
Schleimiofarkten ,  zu  halten. 

'Eine  kranke  Absonderung  in  der  Lunge 
brachte  nach  und  nach  Anhäufung,  Stockung 
hervor,  und  wurde  so  zur  mechanischen  Ur* 
Sache  der  Respirationsbeschwerden« 

Die  Lunge,  so  bald  als  müglidi  yon  ihrer 
drückenden  Last  zu  erleichtern,  eine  gröfsere 
Freiheit  dadurch  in  ihren  Geschäften  zu  erre* 
gen,  schien  mir  nichts  heilsameres ,  als  ein 
Brechmittel  zu  seyn» 

loh  brachte  solches  in  Vorschlag  —  alles 

ke  dagegen ,    aus  Ursache  des  Wassers 

9rnst  —  die  W«ssersäcke  könnten  bei 


—     63     ^ 

der  firechkrafc  zerspringen,,  di^s  Wasser  irgend 
wohin  einen  Erguls  mach^^oy  wo  es  nicht  ab« 
geleitet  werden  könnte;.-*«  es  wiirde  alsdani^ 
die  Kranke  erdrücken ,  dAftolbst  verfaulen,  o. 
s«  w,  u.  s.  w.  — • 

Diese  und  nfehrere  Argumente,  die  dem 
Weg^tUtk  ein  Brechmittel  zu  geben,  entge- 
gengesetzt wurden,  konnte  ich  mit  nichts  an-* 
.  derem  erwiedenii  als  mit  der  vielleicht  mög- 
lichen Rettung  der  Kranken,  da  sie  doch 
auch  ohne  dieses  sterben  müfste.  — 

Die  {Hauptpersonen  willigten  ein  —  und 
zwar  mit  Zutrauen,  aber  doch  furchtsam  und 
achfiohtem  —  denn  würde  die  Kranke  wUi« 
risnd  des  Erbrechens  sterben,  wAr  war  mir 
gut,  dals  nicht  Neid  und  Verläumdung  auf- 
trat und  mich  als  Urheber  ihres  Todes  anschul- 
digte ? !  —  gab  ich  den  Brechwein  in  getheil- 
ten  Dosen  $o  lange  bis  zur  Wirkung;  sie  er- 
folgte und  mit  jeder  Brechopera  rion  eine  Er- 
leichterung des  furchtbaren  Zustandes.  — 

Ich  und  die  Kranke  athmeten  freier,  und 
mit  einem  siebenmaligen  Erbrechen  war  es  für 
dieses  mal  genug. 

Der  Unrath,  den  die  Kranke  ausgebro- 
dien  hatte,  betrug  mehr  denn  vier  Pfund,  das. 
Getränk  abgerechnet;  und  es  war  so  golati« 
nös  schleimig,  dals  man  es  pfuodevfreiis  auf 
eine  Ruthe  nehmen  und  herumttagen  konnte; 


-     64     - 

f 

auch  befaftdeii  sich  darutiter  einigtB  so  merk» 
würdige  festere  Schleimpfröpfe,  die  einer  Ab» 
zeicbnuDg  yerdientbatcen.  Und  die  tnich  aa 
die  Wichmaonsche  Zeidmung  eines  Schleim« 
gewächses  in  seinem  wichtigen  Werke  erin- 
nerten. 

Auch  der  Niditarzt .  konnte  jetzt,  nadi 
einer  Zwisddenikeit  von  sechs  Stunden,  erken* 
nen^  da(s  sich  die  Kranke>  wie  durch  einem 
Zauber  bewirkt)  gebessert  hatte  und  gerettet 
war;  auch  ging  sie  von  dieser  Zeit  an,  bei 
dem  Gebrauch  einiger  stärkender  Mittel,  einer 
bessern  Di&t)  und  nach  dreimal  wiederhohem 
Erbrechen,  den  .Weg  zur  vollkommnen  Ge- 
sundheit, ifie  sie  jetzt  nach  zehn  Jahren  noch 
genieist. 

Doch  ist  es  nSthig,  dals  sie  von  Zeit  zu 
Zeit   ein    Brechmittel    wiederholt,    weil    ihre' 
Lunge  die  eigne  kranke  Beschaffenheit  an  sich* 
hat,   Schleim  in  grofser  Menge  zu  erzeugen 
und  anzuhäufen» 

Da  mir  dieser  Zufall  in  pr&ctiscfaer  Hin«» 
iicht  so  merkwürdig  zu  seyn  scheint,  dals  er 
in  vorkommendem  ähnlichen  Falle  sehr  wohl 
einer  Nachahmung  verdient,  **--  und  da  der* 
selbe  mit  einem  andern  Falle,  den  ich  jetzt« 
gelesen,  Aehnlichkeit  hat,  wo  wegen  eines  hart* 
näokigen  asthmatischen  Zustands  die  Squille 
bis  zum  heftigen  Erbrechen  mit  grofser  Erb- 
leich- 


—    65    — 

leichterong  gegeben  wurde  *) ;  so  bescheixiige 
ich  die  Wahrheit  dieser  Erfahrung  mit  An- 
zeige des  Namens  der  Patientin  (Frau  öene« 
nun  Vm  Hohosine)  und  Benennung  der  Aefste, 
Cdie  Herrn  Hofrath  Demüro/ski  und  Dr«  Ao^ 
mneheur  Süinz*) 


4. 

■ 

f^an  dem  'widernatürlichen  Beben  der 
Augenlider.  {^ISfictitatio^ 

jLinige  öhirurgische  Schriftsteller  nennen  die- 
sen Fehler  an  den  Augenlidern  auch  das  Au- 
genwinken* 

Diese  Krankheit  ist  zwar  selten,  jedoch 
habe  ich  sie  während  meiner  medicinischen 
Laufbahn  dreimal  beobachtet,  und  ich  werde 
in  diesem  kleinen  Aufsatze  die  Resultate  der- 
•elben  mittheilen. 

Sie  charactorisirt  sich  durch  ein  unwill- 
kürliches, selbstständiges,  schmerzloses,  schnial« 
les  auT  und  nieder  Bewegen  eines  oder  bei« 
der  Augenlider. 

Dieser  Zufall,  der  wahrscheinlich  sn  den 
lokalen  Krämpfen  gehört,  nimmt  am  Öftersten 

*)  S.  Allgemeino  mediciniscbe  Annalen  des  Jahrs  i8oi. 

April.    Das  KorresponcfaiiJEbUtt »  Se{tft  iSf 
Journ.  XXI.  B.  u%t,  £ 


^     66     — 

d«s  oben  Aogimlid,  leltiier  das  unten  «iOi 
nad  noch  laitener  findet  es  nnr  an  eineni  Amt 
genlide,  gewöhnlich  immer  an  beiden  $UXU 

Personen,  die  schwache  und  reiibara  Nev- 
Ten  haben,  die  an  Nervenkrankheiten  leiden» 
sind  diesem  Muskekpiei  am  hänfigiten  nntw» 
werfen;  zuweilen  ist  es  ein  Fehler  übler  Aup 


Ich  sah  diesen  Zufall  einmal  bei  einem 
dem  Trünke  ergebenen  Menschen;  es  liiei% 
er  wäre  nach  einem  heftigen  Erschrecken  ent» 
standen.  Auch  im  Schlafe  bewegten  sich  beida 
Augenlider,  doch  nie  so  hefdg  als  wachend* 

Etwas  der  Nictitatio  ahnliches  sah  idi 
bei  einer  jungen,  bliihettden^  hübschen  Dame; 
sie  winkte  einige  male  mit  den  Augenlidem». 
dann  drückte  sie  selbige  fest  in,  rieb  sich 
die  Hände  und  der  Paroxysmus  war  vorubery 
und  man  blickte  gerne  in  ihr  schönes  grolse 
blaues  Auge  hinein  und  bedauerte  die  Entstel- 
lung desselben  bei  jedem  neuen  Anfall,  der 
am  öftersten  und  gewohnlichsten  erschien, 
wenn  sie  Freude  oder  Beifall  äulsem  wollte. 

Er  yeilor  sich  bei  aller  Bemühung  nicht 
yöUig. 

Im  heftigen  Grade  entstellt  diese  Krank- 
heit nicht  allein  den  Kranken,  sondern  sie  ist 
I  auch  lüatig  und  kann  gefährlich  werden, 
ist  sie  ihm  beim  Lesen  und  Schrei- 


b0»^  und  manchen  andern  feintti' Arbeiten;  in 
den  Fällen,  die  ich  sah,  konnte  keiner,  sol- 
che  Arbeiten  lange  und  gut  yerrichten:  ge^- 
,^Uirlich  kann  dieser  Zufall  den  Kranken  wer- 
den, indem  ei  dem  Eindränge  des  Staubes  u» 
dergl.  in  die  Augen  mehrere  Freiheit  als  sonst 
giebtf  selbst  des  Nachts  ihn  nicht  abwehret, 
nnd  dadurch  Veranlassungen  zu  gefährlichen 
Entsfindungen  und  ihren  Folgen  geben  kann* 
Die  Heilung  dieses  Zu&lls  mufs  Vorzug* 
lieh  den  Verschiedenheiten  der  Entstehpngs» 
nrsadie  angemessen  sejrn;  -^  ist  nämlich  all* 
gemeiner  oder  partieller  Krampf  zugegen,  so 
sucht  man  diesen  sowohl  durch  innere  als 
aulsere  krampf widrige  Mittel  zu  heben;  leuch- 
tet Nervenschwäche  stark  hervor,  oder, ist  ein 
schon  würklicfh  vorhandenes  Nervenfieber  nicht 
mehr  zu  verkennen,  to  bestrebt  man  siohf 
beide  zu  heben ;  zeigen  sich  scharfe,  schlechte» 
verdorbene  oder  krankq  2>iäfce  im  Körper,  so 
dafs  schon  die  festen  ^heile  Antheil  daran 
nehmen,  und  giebt  sich  ihre  Art  au  erken- 
nen, so  aibeitet  man  ihnen  mit  den  bekannten 
Mitteln  entgegen,  sucht  sie  zu  entschärfen,  zu 
versii&en  und  zti  ve^essern  —  wenn  man 
das  9  wie  es  der  humorrhal  Pathaloga  gemei- 
niglich  leicht  glaubt,    überhaupt   kann?!  — 

m 

Wenigstens  führe  man  die   gröbsten   Unrei- 
nigkeiten  aus  dem  Körper,  und  schütze  die 

£  a 


:^ 


•jru  jii 


—    65     — 

ieifihtemii|[  gegeben  wurde  *) ;  so  bescheinige 
ieh  die  Wahrheit  dieser  Erfahrung  mit  An- 
isige  des  Namens  der  Patientin  (Frau  Gene- 
nMn  V»  Mohosine)  und  Benennung  der  Aerste, 
(die  Herrn  Hofrath  Demüro/ski  und  Dr«  Ao^ 
ooooheur  Siunz.) 


4. 

\:  Von  dem  'widematü.rlichen  Beben  der 
Augenlider.  {NictiCatio^ 

jLinige  bhinirgische  Schriftsteller  nennen  die- 
ten  Fehler  an  den  Augenlidern  auch  das  Au* 
;  {enwinken. 

Diese  Krankheit  ist  zwar  selten,  jedoch 
Itbe  ich  sie  während  meiner  medicinischen 
Laufbahn  dreimal  beobachtet^  und  ich  werde 
in  diesem  kleinen  Aufsatze  die  Resultate  der« 
selben  mittheilen. 

Sie  characterisirt  sich  durch  ein  unwill- 
kfirliches,  selbstständigesi  schmerzloses,  schnel- 
les aüF  und  nieder  Bewegen  eines  oder  bei«  . 
der  Augenlider. 

Dieser  Zufall,  der  wahrscheinlich  zu  den 
lokalen  Krämpfen  gehört,  nimmt  am  öftersten 

*)  S.  Allgemeino  mediciniscbe  Annalen  des  Jahrs  iSoi. 

April,    Dai  KorresponclenibUtt »  Sejtö  i2« 
Journ.  XXI.  B.  uSt.  £ 


»     70     — 

eher«  sie  wBffcten  km,  spaoBten  die  Blase 
mir  eis  wang,  und  druckten  den  Kopf  end- 
fich  gar  nickt  mehr  Tont ins. 

Die  Gestalt  des  Unterleibs  schien  ee  je- 
doch sa  beireiseo^  dafs  die  ZosaiinenaiiHmiw 
gen  des  Utems  stark  sejn  müfitM^  denn  der 
Unterleib  theilte  sich  in  seiner  Mitte  dnreh 
eine  £ut  zwei  Finger  breite  Qoerforcdiep 
die  sich  za  beiden'  Seiten  bis  zn  den  Darm- 
beinen hin  erstreckte,  doch  aber  in  der  llitte 
am  stärksten  und  tiefsten  war;  diese  Forche, 
während  der  scheinbar  schwachen  Wd^n 
stärker,  yerschwand  aber  beim  Nachlels  der« 
selben  nie  gaiu;  etwas  diesem  ähnliches  hatte' 
weder  ich  noch  die  Hebamme  jemals  gesehetfi 

Strikturen  der  Gebärmutter  waren  mir 
bekannt,  aber  keine  so  starke  und  heftige» 

Die  Wehen,  die  immer  schwächer  wur- 
den, und  mit  gänslidiem  Ausbleiben  droh« 
ten,  suchte  ich  zu  yerstärken,  indem  ich  alle 
Stunden  6  Gran  Borax  mit  Zucker  zu  Pulver 
gerieben  nehmen  lieb» 

Krampfstillende  Mittel  innerlich  und  au« 
Ijerlich  hatte  ich  schon  lo  Stunden  angewandt» 

Ich  erinnere  mich  bei  dieser  Gelegenheit 
an  die  Frage  in  dem  Journal  der  Erfindungen 

^.  St.  nämlich 

es  auch  ein  Ifittel  giebt^  das  die  We- 


Iiaa;  tand  mancben  andern  feintti' Arbeiten;  in 
den  Fällen,  die  ich  sah,  konnte  keiner  aoL- 
die  Arbeiten  lange  und  gut  yerrichten:  ge- 
fiUirlich  kann  dieser  Zufall  den  Kranken  wer- 
den, indem  es  dem  Eindränge  des  Staubes  u» 
deigL  in  die  Augen  mehrere  Freiheit  als  sonst 
giebtf  selbst  des  Nachts  ihn  nidht  abwehret, 
und  dadurch  Veranlassungen  zu  gefährlichen 
Entsfindungen  und  ihren  Folgen  geben  kann* 
Die  Heilung  dieses  Zufalls  mufs  Torziig* 
lieh  den  Verschiedenheiten  der  Entstehungs» 
unache  angemessen  sejrn;  —  ist  nämlich  all* 
lemeiner  oder  partieller  Krampf  sugegen,  so 
SDcht  man  diesen  sowohl  durch  innere  als 
ittisere  krampf widrige  Mittel  zu  heben;  leuch- 
tet Nervenschwäche  stark  henror,  oder  ist  ein 
schon  würklicfh  vorhandenes  N  ervenfieber  nicht 
mehr  zu  verkennen,  %o  bestrebt  man  sich, 
beide  zn  heben ;  zeigen  sich  scharfe,  schlechte, 
verdorbene  oder  krank^  i>iifce  im  Körper,  so 
dals  schon  die  festen  'l'heile  Antheil  daran 
nehmen , '  und  giebt  sich  ihre  Art  zu  erken- 
nen, so  aibeitet  man  ihnen  mit  den  bekannten 
Bütteln  entgegen,  sucht  sie  zu  entschärfen,  zu 
versUfsen  und  zu  verbessern  —  wenn  man 
das,  wie  es  der  hqmorrhal  Pathaloge  gemei- 
niglich leicht  glaubt,  überhaupt  kann?!  — 
Wenigstens  führe  man  die  gröbsten  Unrei- 
ttigkeiten  aus  dem  Körper,  und  schütze  die 

E  a 


—    .7»     — 

yanlringang    der    Kopfknodten    TerhinSert» 
mich  daran. 

Wegen  Enge  des  Beckens,  nnd  aichar 
auch  wegen  der  Striktiir  der  Gebärmutteri  Ter^ 
zögerte  sich  die  Gebort  yon  Anfang  an  ge« 
rechnet  über  48  Stunden,  ehe  sie  Tollen  deie. 

Obgleich  der  Kopf  des  Kindes  geburts- 
recht stand  I  so  hätte  ich  doch  w^en  des  ad« 
gemden  und  schwachen  Wesens  die  Zange  an 
Hülfe  genommen)  um  die  Geburt  schneller  sa 
beendigen,  weil  ich  ans  Erfahrung  wnlste^ 
dals  eine  solche  schläfrige  und  lange  dauern- 
de Entbindung  dem  Leben  des  Kindes  und 
folglich  auch  der  Wöchnerin  schädhcher  ist»  als 
die  Mithülfe  der  Zange;  —  allein  mit  Recht 
scheuchte  mich  die  zu  starke  und  lange  an- 
haltende partielle  Zusammenziehung  der  Ge- 
bärmutter yon  diesem  besseren  Wissen  und 
Willen  zurück. 

So  wie  der  Kopf  geboren  war,  so  sah  ichi 
dals  sich  die  Nabelschnur  um  den  Hals  des 
Kindes  gewickelt  befand. 

Noch  während  ich  beschäftigt  war»  die 
Nabelschnur )  die  sich  zweimal  umgewickelt 
hatte)  abzunehmen^  drängte  eine  .kraftige 
WehO)  womit  auch  die  Striktur  gänzlich  yer- 
abwand)  das  ganze  Kind  nebst  Nachgeburt 
tyor. 

Pas  Kind  war,  wie  ich  schon  yermüthet 


-     73     - 

*- 

hatte,  todj  und  durch  mancherlei  Bemühung 
gen,  die  lange  forrgeseUt  vmrdeni  nicht  zn 
beleben. 

Um  den  Leib  des  Kindes  war  ein  drei 
Finger  breiter  rothblauer  blutiger  Streif^  und  ,  ^ 
Tome  und  an  der  rechten  Seit0  desselben  war 
die  Haut  fast  wie  abgestreift ;  so  auch  das 
ßcrötum  der  nämlichen  Seite  aufgetrieben, 
Üan  und  enthäutet»;  .     '       .. 

>  ,,.  Die  Entbuzi^dne  wurde,  gehörig  bes<»'gt,. 
ate  befand  sicb^  auTser  Scbwaohife  und  Unruhe, 
ai^mlich  gut^  und  wurde  sehr  bald  ToUkom- 
meA  gesund,  i&t  aber  seitdem  noch  nicht  wie- 
der schwanger  geworden* 
<  .  Jetzt  will  ich  über  diesen  FaU  folgende 
Bemerkungen  den  Geburtshelfern  zu  beden- 
ken  mittbeilen: 

i)  Er  lehrt»  dafs  die  Nabelschnur  mehr«- 
mals  um  den  Hals  des  Kindes  geschlungen 
seyn  kann,  ohne  das  sonst  gewölmliche  Zei- 
chen y  nämlich  dafs  sich  der  Kopf  bei  jedem 
Nachlals  der  Wehen  wieder  zurück  zieht,  statt 
findet. 

Denn  bei  aller  Aufmerksamkeit,  die  an- 
gewandt wurde,  konnte  weder  ich  noch  die 
Hebamme  Philippe  den  geringsten  Zuriicktritt 
des  immer  tiefer  steigenden  Kopfes  bemerken. 
Hätte  ich  dieses  wahrgenommen,  so  hatte 
ich  dennoch  bei  aller  Furcht  für  der  Striktur 


-    74     - 

aer  (^bänmitter  aaders  grfiwuMf,  ab  ich  haa- 
delte:  ich  hätte  umlidiy  da  die  Gd>iut  ra- 
dem  cv>ch  so  stark  sogerte,  unil  schon '  des- 
wegen dem  Leben  des  Kindes  drohte,  die  Blase 
gespreng;t,  mit  der  Hand  znr  Seite  des  KopEi 
eingedrungen»  mich  bemüht  die  Mabebchnnr 
vom  Halse  abzawickeln,  nnd  wäre  mir  dieses 
gehingen,  sie  dann  nach  meiner  Methode  in 
dem  Ausschnitte  einesSchwamms  eingeklenunti 
sie  so  sur  Seite  des  KopCi  gelegt»  alsdenn 
den  Kopf  eingeleitet  nnd  so  die  Vollendung 
der  Geburt  abgewartet»  oder  auch  bei  einer 
Bu  langen  Venögening  die  Zange  su  Hnl£s 
genommen. 

d)  Da  in  diesem  Falle  die  Nachgeburt|  sehr 
wahrscheinlich,  schon  früher  getrennt  war;  denn 
sie  folgte  sogleich  mit  der  Geburt  des  Kindesy 
auch  zeigte  sich  mit  dem  Wassersprunge  Blut, 
welches  mit  jeder  Wehe  wiederholte;  so  hätte 
ich,  wenn  ich  dieses  bei  der  Entwickelung  der 
Nabelschnur  wahrgenommen  hätte,  bei  diesen 
xögeruden  Wehen,  sogleich  die  Zange  ange- 
litgt,  die  Geburt  damit  zu  beschleunigen,  und 
w  wäre  wahrscheinlich  das  Kind  beim  Leben 
rihalaan  worden. 

"^ie  erwähnte  starke  Querfurche  am 

I  entitand  wohl  Von  'keiner  andern 

i|i  Ton  einem  lokalen  krampfhaften 

M§  der  Gebärmutter?  —  Auch  war 


—     76     — 

dieser  sicher  die  Ursache  des  blutigen  Strei-^ 
fes  um  den  grölsten  Theil  des  Unterieibes 
des  Kindes. 

Die  Enthäntungen  in  der  Nähe  des  Na?* 
bels  und  des  Scrotums,  so  wie  auch  dessen 
Alisehwellung,  waren  wahrscheinlich  von  der 
Anspannung  und  Reibung  der  durch  die  Um- 
schlingung  der  Nabelschnur  entstandenen  Ver- 
kürzung derselben  entstanden. 

Auch  dieser  Zufall  wäre  dem  Lieben  des 
Kindes  nicht  gefährlich  geworden,  hätte  ich 
nach  i)  gehandelt« 

4)  Wie  leicht  hatte  dieser  Fall  nicht  zu 
einem  unglücklichen  Verdacht,  zur  Verurthei- 
lung  einer  Unschuldigen,  als  Kindei'mörderin, 
Anlafs  geben  können;  wenn  diese  Schwanger» 
Schaft  und  Geburt  irgend  eine  nicht  vereh- 
lichte  Person  getroffen,  und  die  beide  ztf 
'  yerheimlichen  sich  bemiüht  hätte,  aber  den- 
noch wäre  entdeckt  worden.  —  Die  Geschwulst 
des  Scrotumsy  die  Enthäutungen ,  und  d^. 
blutige  Streif  um  den  Unterleib  hätten  ^gen 
die  unglücklich  Verirrte  schuldlös  gesengt  und 
sie  zur  Mörderin  gemacht. 

Wie  leicht  hätte  nicht  in  diesem  Falle  bei 
einem  guten  weiten  Becken  das  Kind  bis  zum 
Nabel  können  geboren  werden ;  hier  hätte  es 
aber  die  Znsammenschnfirung  der  Gebrrmutter 
ftttgehalten  und  erdrückt;  ehe  aber  noch  dieses 


-     76    - 

gHAehea  wir,  bitte  das  Kind  Adion  ceholt^ 
sajr  es  auch  oidit  ganz  Tollkommen»  so  hitts^ 
deanoch  die  Lungenprobe  das  Leben  des  Kuip 
des  angezeigt,  nnd  die  änlserea  Verletsafigai 
den  rermeiotlicben  Mord  bewiesen. 

Ach !  die  grofse  Terewigte  Catharimm.  hMtik 
nar  zo  recht,  als  Sie  das  erhabene  Cveseta 
sanctionirte: 

»es  ist  besser  sehn  Sefanldige  an  befiretesif 
als  einen  Unschuldigen  an  Terartheilen« «  — - 


6. 
Ein  Augenfehler. 

jOjia  jnnges  Kind  bekam  anf  beiden  Angen 
eine  heftige  Entzündung,  die  durch  Yemach- 
lälsigung,  und  nicht  rechten  Gebrauch  des 
dagegen  Tsrordneten  Mittel,  das  eine  Auge 
ganz  nnd  dsis  andere  zum  Theil  zerstörte» 

Auf  dem  rechten  Auge  bildeten  sich  Wun^ 
den  auf  der  Hornhaut,  es  schrumpfte  atro- 
phisch zusammen,  endlidi  flofs  die  wisserichte 
Feuchtigkeit  gänslich  ab,  das  Auge  fiel  zu« 
sammen,  fUllte  sich  nicht  wieder,  es  ging 
^ho.  nebst  dem  Sehen  damit  auf  immer  yer> 

B  «—  denn  an  eine  Regneration  dessel- 
wie  ich>eiamal  90  etwas  von  einer  Wie- 


^     77.    — 

deäisrstellüog   eines    zerstörten    Aug^    be- 
merkte *)y  kann  wohl  nicht  gedacht  werden* 

Das  linke  Auge  wurde  mit  grolser  Mühe 
und  Sorgfalt  in  so  weit  erhalten,  dafs  die 
Hornhaut  zwar  leucomatisch  nndürchsichtig^ 
aber  dodi  ganz  und  gewölbt  blieb. 

AHe,  die  dieses  Auge  sahen,  Aerzte  und 
•onst  geschickte  Oculisten,  erklärten  das  Kind 
fBr  ewig  blind» 

'  So  abschreckend  diese  Elntscheidttng 'waiy 
so  wenig  tröstend^  Hofiaung  mir  der  Zustand 
des  Auges  euch  übrig  liels,  so  dachte  ich^ 
doch,  »»vielleicht  ist  es  ])[iogIich,  dals  durch 
Aufweckung  der  I^ebenskraft  in  dem  gelähm« 
ten  Organismus  der  Hornhaut  die  Natuf  bei 
wenigen'  ihre  biilfreiche  Hand  zur  Zertheilung 
.dieser  Dunkelheit  reicht,  und  wann  dtwes 
geschiehet,  wie  glückliche  ist  dann  nicht  das 
Kind?«  — 

So  dachte  ich  I  und  ich  belebte  die  Muta^ 
ter  mit  Muth  ^  und  Zutrauen  i  das  folgsam 
und  mit  Geduld  zu  thun,  was  ich  für  gut 
finden  und  verordnen  würde. 

Mein  Heilplan  ging  dahin^  vorzüglich  dia 
Verdui:AceIuDg  der  Hornhaut  an  Ort  und  Stelle 
anzugreifen,  und  hierzu  wählte  ich  als  örtlicli 
anzuwendendes  Mittel  folgende  Mischung : 

*)  S.  meine  Beitrag«  aar  Arznei wiassnscluft  und  WundU 
«raasikumt  ttc. 


-     7«     - 

Meiiiea  xerthrilenden  nad  «BflStaBdeB 

Spiritu.  *) 
Nu&öl.  *•) 

Galle,  von  federn  gleich  yieL 
Einen  Tropfen  dayon  liels  ich  mit  einem  fei- 
nen Haarpinsel  einigemal  des  Tagt  aanft  anf 
die  yerdonkelte  Homhant  streidien,  nnd  die 
Augenlider  eine  Zeit  lang  offen  halten ,  dar 
mit  sich  das  Mittel  nicht  so  schnell  dmch  den 
iSudruck  der  Augenlider  yerwischteb  «-  D§m 
Kind  vertnig  dieses  Mittel  ohne  Berngnag 
Ton  Schmerzen,  waches  ich  auch  als  einen 
BeirrtCi  annahm,  dais  Leben  und  Empfindung 
dieses  sehr  gelittenen  Theib  ¥on  seinem  Nor- 
malanstande  abgewichen  ^y» 

Innerlich  gab  idi  nur  mweilen  eine  ge* 
linde  Mercurial- Abführung. 

Nach  sechs  Monaten  täglichen  unabUssi- 
g0ii  (jebrauchs  dieses  Mittels  sind  wir  so  gluck* 
ktih  SU  bemerken,  dafs  sich  die  Verdunkelung 
«Int  Hornhaut  merklich  aufgeklärt  hat;  wir 
•almn  sio  Stulfenweises  durchsichtiger  werdoi» 
t$9mlm%  uns  d(fjis»n  mit  innigem  Antheil,  und 
IMIiaiii  WIM  stiirauuiigsvoller  gestärkt  in  An-» 
lins  Mittels. 
4l  ilas  Kind  äulsert  einigen  Erseht 
§utu\fin  den  Sinn  des  'Wiedersehens 

f  AmC««!«»  vtc.    Ssits  173. 

I   |lllH»4l#llih   SIC. 


^     79     — 

» 

«neicht  ZU  haben,  indem  es  mit  dem  Auge 
und  Nachdrehen  des  Kopfes  yerändertes  Licht 
nild  gebende  Mensthen  verfolgt,  im  dunkeh^ 
nicht  liebt  zu  seyn,  sondeirn  immer  nach 
dem  Hellen  strebt. 

Wir  haben  Versuche  dieser  Art  mit  d^m 
Kiodie  oft  und  mit  solcher  Sicherheit  gemacht^ 
dais  solches  kein  Betrug  des  Gehörs  von  Sei- 
ten  des  Kindes^  sondern  wirkliches  SeMen  ist.-<- 
Wenn  man  das  Auge  seitwärts  umher  out 
tSenauigkeit   betrachtet,    so   kann    man   die 
schöne  himmelblaue  bis  durch  die  kjarer  ge- 
wordene Hornhaut  erblicken — ;  nur  habe  ich 
beim  öftem  emsigen  Zusehn  leider  die.  trau* 
rige  Bemerkung  gemacht ,  dals  die  Iris  ausam- 
mengezogen  und  wahrscheinlich   auch  unbe- 
weglich ist;  —  die  genaue  Betrachtung  mit 
einem  Vergrölserungsglase  hat  mir  diese  Be- 
merkung noch  deutlicher  und  gewisser  bestä- 
tiget    Noch  werde  ich  hier  die  Anwendung 
des  Belladonnaextracts  nach  den  Erfahrungen 
des   Herrn  {Professors    Himly  zu  Göttingen 
yersuchen,  um  zu  sehen,  was  es  fUr  Wirkung 
und  Nutzen  auf  die  •  zusammengezogene  und 
wahrscheinlich  gelähmte  Regenbogenhaut  ätt<- 
Isert. 

Dals  die  Iris  die  Pupille  nicht  ganz  ver- 
achfieist,  ist  mir  daher  wahrscheinlich,  weil  das 
mit  dem  Auge  zu  sehen  äufsert» 


—     8o     — 

Sollte  die  Hornhaut  rollkoiiimea  duzet 
sichtig  werden,  wie  ich  Jetzt  fast  glaube,  dafi 
es  nach  Jahren  geschehen  wird,  und  soilte  dam 
die  Iris  nur  eine  kleine  unvollkommene  Oeff« 
Kiuiig  zeigen,  wodurch  das  Kind  auch  nur  seb 
unv\>Ilkommen  zu  sehen  im  Stande  wäre,  odor 
sollte  sich  nach  einer  langen.  Zeit  auch  mv 
:m  eiuer  Stelle  die  Hornhaut  zum  töII^bb 
iielleo  Sehen  autlelär^n,  so  bm  ich  willens»  ab- 
dann  oine  künsüiciie  Pupille  zu  machen,  d^ 
mit  uu'iir  I  .ichcstmhien  zur  Netziiaut  drxngw 
kouiuui  und  dadurch  das  Sehen  ▼oükommnw 

Ptt»  »Uli  ort*  Bei!»()iel  des  Oculxsten,  Blff* 
iHH'  ihiitkymrs^  ^•lebc  mir  aierzu  mehr  Hoff* 
iiiiii^  und  luvt»isicht  de«  glücklichen  Erfolgs.*) 


./^'/...f^. 


i. 


f    iltt    ^cil^4wus«:k*hen    Gouveme* 
i|  lu  «vici  üouvtfmementsy  näm* 

lidi 


//f>i/K"i/.  .^;./«    -'!'■  ./-'c?  Sx^^^i^^^zpockenr 


—    8i     — 

h  lieh  in  das  Molulefsche  uiid  Witepskiphe  ge* 
;  jtheilt  ist»  verbreitet  sich  der  Segen  def  wohl- 
thütigen  Schutzpockenimpfung  immer  melur, 
.  indem  «ich  ihrer  einige  würdige  Aerzte  (die 
'.  jeh  noch  in  der  Folge  namentlich  bekannt 
machen  werde)  mit  einer  Herzlichkeit  ange- 
nonmien  liaben,  die  ihrem  Herzen  und  Sinne 
fiar  Verminderung  des  Menschenelends  Ehre 
macht;  auch  muls  ich  es  zum  Ruhme  des  hie- 
- '  figen  Publicums  gestehen,  dais  sich  sowohl 
imter  den  Aerzten  als  Nichtarzten  nur  wenige 
Gegner  der  Kuhpocken  finden  — ;  einige  von 
crstereo  sind  durch  einige  mifslungena  Ver* 
suche  I  andere  aus  Furcht  vor  den  zuweilen 
lange  und  lästig  nachbleibenden  Geschwüren 
und  Ausschlägen  abgeschreckt  worden ,  der 
guten  Sache  weiter  die  Hand  zur  Ausbreitung 
zu  bieten;  jedoch  durch  Zureden  und  lieber- 
Zeugung  des  dadurch  bewürkten  Wohls  sind 
sie  schon  wieder  grälstentheils  dahin  gebracht;, 
dafs  sie  sich  derselben  abermal  freundschaft« 
lieh  annehm  en,  und  die  wenigen  noch  Abtrün- 
nigen hoffe  ich  bald  zu  gewinnen. 

Das  Reichsmedicinische-CoUegium  zu  St« 
Petersburg,  wo?on  ich  zu  meiner  Ehre  Mit^ 
glied  bin,  läfst  es  sich  ernstlich  angelegen 
aeyn,  alle  Medioinalrerwaltungen  des  Aeicha 
ofit  mit  gnter  un4  frischer  Schutzblattemlym« 

Journ.  XXi.B.  X.St.  F 


—     8a      — 

phe  zvL  renfhen  ,  und  w»rkt  so  cum  Wohler- 
gehn  des  gan^^en  Varerlandes  sehr  kräftig  mit; 

^  j  viel  ich  kann,  verbreite  ich  das  Selbi^ 
ifii|)ron  der  f^rhutzblattern  auch  unter  de& 
Ntchtiinteii ,  —  ich  habe  deiwegen  hie  und 
(In  ^rhuU{>ocken'vin^ihe  an  sie  ausgetheilt,  sie 
das  liM|>tVa  git'lebrt«  so  auch  die  Art  uodZeit 
%iv\\  l.yinpho  SU  verschaffen,  und  sie  auch  anf- 
iiinrk«iiin  f^oniAolity    auf  die  Pocken  an  den 

Iiiti  wrÜH  xwar»   dafs  hierdurch  yielLsicht 

iiiafifliiw  riiNdlirii  Impfung,  so  manchem Irrthii- 

Ol»  flli*  llfiiiil  ^;obotf?a  wird;  —  aber  ich  w^ifs 

Nififh«   flAlii   niiiii    bni  dieser  Einschränkung  m 

llMf(«lhrli  vnrfiihrt»  dafs  man,   zumal  hier  bei^ 

/l'H  «vnni^  friilni  Aorsrcn,    der  Wohltfaat  der 

^.  Mff|i'irki»Miiii|iliiii/i;  r.ii  we«iig  Spielraum  läfst 

f^^i  fl»»i   Mntuf^hhoit  durch  die  Schutsim- 

fttfiitft    if*rlif    iilii/.|jcb  zu  werden,    so  maülie 

tfiHh  ilt-it  fifilfui  ifiii;  i\o\\  ächten  und  falsehen 

(f  i^iff'itktiH  liitknniit,    l(*hre   sie  die  Art  nnd 

^tthfh,  /,hii  ilfti   Abnahme  der  Lymphe,  ihre 

itff^4i0h  AhivwiiIiiii^  lind  Aufbewahrung,  war» 

h^  ifh  Iht'  <Imi  (Itiliifinrh  der  Kuhpockenljrm- 

V  ffh^  klhi\ht  ,  vim  drnrn  man  nur  yermu- 

rt^li  irlf«  «f»l«Mit  die  Mensohenbkttem  ge^ 

iiffhhht  ImJmIii»  sie,   dafs  solche  Lymphe 

^/|f*f    iltMih    nur   Mnsichere  schütuenda 


—     83     — 

Kraft  für  den  Menschenbktteril  enthält,  daüi 
nnr  die  Ljrmphe  von  noch  ungepockten  Kin- 
dern dazu, tauglich  ist,  u.  s.  w. 
^  '  Man  thue  dieses  so  kurz,  fafslich  und  gut 
ds  möglich  is",  theile  zugleich  diese  Anwei- 
sung und  Regeln  schriftlich  mit,  und  dann  •— 
wird  das  in  der  Ferne  grofse  Phantom  des 
Sdureckens  falscher  Kuhpockenimpfupgen,  in 
,der  Nähe  zu  einem  sehr  kleinen  schwinden. 

Es  werden  aiw:h  unter  diesen  Laienimpfnn« 
gen'  manche  gute  ächte  schutzende  Kuhpocken 
IierTorkommen ,  mancher  Mensche^tod  und 
MenschenyerkriippeIuD|[  verhütet  werden.  — 

Zudem  was  schadet  die  Impfung  der  Kuh- 
pocken, wenn  sie  auch  nicht  immer  für  Men- 
schenblattern schützt?  — -  Die  Sache  bleibt 
sich  gleich  -^  die  Gefahr  der  Menschenpocken 
wurd  dadurch  nicht  vermehrt;  und  es  drückt 
ein  wohlthätiges  vielleicht  veinundert,  die 
Waagschale,  worin  ihr  Gtiick  für  die  Mensch- 
-häit  gewogen  wird  y  noch  etwas  tiefer  herab. 

3. 

Es  ist  vollkommen  wahr,  Jafs  nicht  im-' 
mer  bei  scheinbar  unregelntälsigem  Verlauf  der 
Schutzblattern^  die  Ansteckung  der  Mensdi^n* 
pocken  nicht  vermindert  sey  —  sondern  dals 
auch,  wenn  die  Schutzpocken  nicht  alle  ihre 
wahre  Zeichen  haben,  dennoch  nachher  die 
Einpräaglichkait  für  Menschenblattern  vertilft 


-     34     - 

ist.  —  Abor  volikaaunne  Sii:kerli«iC  für  eint 
Ansteckung  dar  Mezuchenporkui  in   der  Zo- 
kui;fc  gewahri:  eine  uayclikouLiuoKS  Vollendmi^ 
der  Kulipock^n  «locxi  nur  in  -..rlmen  Fäilttu 

Man  mils traue  -ialiär  i:id:ioir  nicht  immmt 
and  baue  darai&f  kusb«  Vecsprechuzgexi,  dcvea 
Niciitigkeit  die  X^r^r  nur  z:x  It^iciit,  spät  oder 
fruh^  durch  Hervor bricgun^  aditer  MeaarfiMi" 
pocken  bewei^ea  müeli£e. 

Wahrlidi  man  kann  für  diesen  Xcnliiig 
der  Kunst  cicbt  sichere  Miaüiregeln  genag 
nehmen,  um  ihn  nicht  im  Auixommen  sn  Un» 
derni  nnd  sich  für  Schaden  zu  häten. 

4. 
Häufig  bedienen  ^Ich  Aeczte  de%  fatalen 

Ausdrucks  » Kuhpockeng.ft  c  —  es  wäre  xn 
wünschen  y  dafs  man  diese  Benennimg  ab-r 
Schafte^  daüi  man  an  ihre  Stelle  Sohatzpjofc- 
kensto£F  setzte.  —  So  geringe  anch  diese  An- 
merkung zu  seyn  scheint,  so  hat  es  doeh  mehr- 
mals die  Erfahrung  gelehrt ,  daL  der  praktif 
sehe  Arzt  auch  behutsam  in  Benennungen  seyn 
muls»  — ''  dals  er  auch  auf  kleine  Dinge  grofse 
Rücksicht  zu  nehmen  oft  nöthig  hat.  —  Ich 
kabeerfahren^  dafs  mancher  Nichtarzt  mit  je- 
lenennuDg  einen  üblen  Begriff  zum  Nach- 
der  Schutzblattern  verband;  «—  et  erin« 
einige  an  das  Verwandtv?erden  mitdem 
'he« 


-     85     - 

Kleinigkeiten  führen  manchmal  den  Arzt 
sn  groJTsen  Thaten :  —  Ein  Aitt  in  Kurland  er- 
warb  sich  und  der  Kunst  viel  Zutrauen  da- 
durch,  indem  et  öfter  das  Krankenzimmier 
früher  als  den  Kranken  untersuchte;  »dieses^ 
»Fenster  taugt  hier  nicht,  es  muls  dort  seyn, 
'  Mder  Ofen  hat  eine  ungesunde  Stelle,  er  muTs 
'dort  stehen^,  s.  w.*«  sagte  er  oft  —  und 
wirklich  g'5S«Äah  es,  dafs  Fenster  zugemauert 
und  an  anderen  Stellen  durchgebrochen,  der 
Ofen  abgerissen  und  an  einem  anderen  Orte 
aufgebaut  wurde.  •— 

Diese  kleine  wahre,  und  ich  setZQ  hinzu 
wichtige  I  Anekdote  aus  dem  Leben  eines  be- 
rühmten Arztes,  dessen  Schriften  wir  vereh- 
ren und  doch  leider  zu  sehr  vernachlässigen 
—  schließe  ich  deswegen  hier  an,  um  den 
jungen  Aei^zten  zu  zeigen ,  was  der  Arzt  zu- 
weilen  vermag,  wenn  er  als  pathologischer  Po- 
litiker gewissen  Heilzwecken  sichere  Annahme 
und  Erfolg  verschaffen  will  —  der  Kranke  denkt 
und  glaubt  an  Fenster  und  Ofen,  das  Spiel- 
zeug des  Arztes  mehr,  und  der  Arzt  an  di« 
Wirkung  seiner  Mittel  -—  er  sucht  die  Seele 
dfis  Kranken  auf  entfernte  Gegenstände  2^ 
lenken  und  zu  fixiren,  indem<^  er  als  Heil- 
künstler in  der  Nähe  den  Körper  bearbeitet.  -^ 
Wissenschaft,  Kranker  und  Arzt  gewin- 
nen  oft  dur^h  eiiien  unscliädlichen  Kunst- 
griff —  durch  heilende  Empirie!  -^ 


—     8C     — 

5. 

Um  das  Zntammenfiieiiieii  der  Impfwim- 
d«iy  als  gLT  nicht  aödiigery  aber  oft  lang- 
wieriger und  unangenehmer  Felgen,  zu  Ter« 
hüten;  —  Tor£Ü£;lich  aber  auch  deswegen,  da- 
mit eine  LocalaffecdoD  nicht  die  andere  io 
ihrer  Wurkung  stört,  oder  wohl  gar  aufhebt^ 
sondern  jede  ror  sich,  als  ein  eignet  Oigan, 
ihren  wohlthätigea  Gang  zur  Hervorbnngung 
der  Schuublattem  geht  —  inf£e  ich  jet^c 
nicht  mehr  \7ie  sonst,  und  ziemlich  allgemem 
geschieht,  mit  drei  parallellaufenden  perpea- 
diculärea  Schnitten  |  J  | ;  soodero  .mit  drei  xwei 
Zoll  weif  von  einander  entfernten  Quer-  oder 
Horizontal  Schnitten  =;  v<enn  dar  Arm  eine 
solche  Entfernung  erlaubt.  Der  obere  und 
untere  Schnitt  sind,  weno  der  Arm  eine  sol- 
che Lnifernung  es  erlaubt ,  also  vi<.r  2äo\l 
weit  von  einander  entferfit. 

Wenn  ich  nicht  mit  frischer  Lymphe  Yon 
Arm  zu  Arm  impfe,    so   lege   ich    den   mit 
S«hutspockenlyniphe  getränkten  trodcnen  Fa- 
den in  die  kleinen  Wunden,  indem  ich  sel- 
bige mit  den  Fingern  von  einander  zu  spal- 
um  anchei  und  vorher  den  Faden  (ein  Stück- 
%  ein  viertel  Zoll,  oder  wenig  grölser) 
MUg  heraussieckernden  Blut  über  der 
iig^.mal'hin  und  her  geweigert  ha- 
mlcbe  Art  guim^ift,    hat  mir  die 


-     87     - 

Impfung  der  Kuhpöckea  nur  da  yerssgt,  wo  * 
die  Lymphe  schon  ihre  Kraft  Terloren  hatte« 
Nachden.  ich  die  Impfung  so  weit  vollen-. 
iet  habe,  bedecke  ich  die  Wunden  mit  Pa- 
pier mit  weifsem  Wachs  bestrichen,  und  lege 
eine  Binde  über;  den  andern  Tag  nehme  ich 
diese  ab^  und  lasse  ein  Stückchen  Wachspa- 
pier im  innem  des  Hemdermels  anheften, 
damit  die  Wunden  fürs  Reiben  geschützt 
werden* 

6. 
Mochte  man  doch  die  Sc}iutzpockenim« 
pfung  von  Arm  zu  Arm. nicht  gar  zu  s^hr  ver- 
vielfältigen,  nicht  zu  oft  wiederholen,  sondern 
sie  um  der  mehrern,  sichern,  schützenden  Kraft 
willen,  wo  möglich  öfters  mit  Kuhpockenlym« 
phe  von  Kühen  wechseln.  —  Ich  warne  hi^r- 
vor  aus  dem  Grunde,,  weil  durch  jenes  öfte- 
re Vacciniren  von  Menschen  zu  Menschen 
der  KuhpodLenstoff  ausartet,  zu  analog,  zu 
verwandt  mit  unserm  Körper  wird,  und  dai- 
durch-  seine  für  Menschenblattem  schützende 
Kraft  verliert,  obgleich  die  äulsere  Physiogno- 
mie derselben  sich  gleich  bleibt«  *—  Die  iForm 
der  Schutzpockeh  kann  in  ihrer  ganzen  äch- 
ten Gestalt  da  seyn,  und  ihnen  doch  die 
Würkung  auf  unsern  Körper  fehlen,  nämlich 
ihm'  die  Fähigkeit  für  Ansteckung  der  Men- 
schenpocken zu  eniziehen.  — 


—     88'   — 

Einen  Fall  dieser  Art  sehen  wir  an  den 
Schutzblattern  derjenigen,  welche  sichon  die 
Menschenpocken  überstanden  haben. 

Noch  habe  ich  seitdem  folgende  zwei 
wichtige  Bemerkungen  die  Schutzpockenim- 
pfiing  betreffend  gemacht y^  die  obgleich  ihr 
Ursprung  nur  die  Folge  einiger  Erfahrungen 
ist,  V  dennoch  gewiis  der  weitem  Prüfung, 
und  Aufmerksamkeit  der  Aerzte  verdienen. 

7- 
Nach  der  Impfung  der  Jennerschen-BIat-i 

tern  geschiehet  es  zuweilen,  dafs  die  Impf-^ 
wunden  einige  Tage  lang  durt:h  Erhebnng 
und  Rothe  eine  Wiirkung  des  Kuhpockenstof- 
fes andwten,  aber,  dafs  sie  schon  den  Ta|[ 
darauf  diese  Freude  vereiteln^  und  anfangeui 
nach  und  nach  zu  verlöschen.  — 

In  diesem  Falle  machte  ich  die  Erfahrung, 
dafs  wenn  man  diese  im  Verschwinden  be- 
griffene Impfwunden  mit  irgend  einem  Instru- 
mente aufs  neue  reizet,  dadurch  der  gleichsam 
eingeschlaffene  Sohutzblatternstoff  aufgeweckt 
und  in  Würkung  gesetzt  wird  und  seinen  Lauf 
vollkommen  vollendet. 

In  einigen  Fällen,  wo  ich  dieses  ünter- 
liefs,  war  den  vierten  und  fünften  Tag  die 
Impfung- nicht  mehr  zu  erkennen  oder  gänz- 
lich von  der  Bühne  verschwunden. 

Ich  machte  diese  Erfahrung  mit  einerlei 


\ 


-    ag    - 

* 

und  zwar  guter  Schutzblatternlymphe ;  bei 
einem'  Sabfekte  srchritt  die  Impfung  ihrexi  na* 
tOriicIien  Gang  fort;  indem  sie  bei  einem  an- 
dern im  Verloschen  begriffen  war,  mnd  nur 
durch  eine  Reizung  belebt  wurde  und  jene 
eibhoke;  bei  einem  dritten  auf  jgleiche  Art 
mäd  mit  gleicher  Iiymphe  und  gleicher  Er^ 
wSlrtniag  des  Erfolgs,  abejr  ohne  Reizmig  wirk-* 
lieh  vcrioscH. 

Ich  sah  einigemal,  "^dafs  die  Impfung  auf 

■ 

dem  einen  Arm  wSrkte  und  auf  dem  andern 
vertrocknete«  und  in  einem  andern  Falle  nur 
durch  eine  Aufreizung  mit  der  auf  dem  an- 
dern Arm  wieder  in  gleichen  Schritt  gerieth. 
Entweder  die  Impfmethode  oder  der  Impf- 
stoff hat  nicht  bei  allen  Individuen  einerlei 
Kraft  zu  wirken,  oder  aber  die  Empßingüch-^ 
keit  der  geimpften  Subjekte  ist  stärker  und 
schwächer  -^  daher  kann  nicht  bei  aifen  einer- 
lei Impfmethode  geltend  seyn;  daher  sind  bei 
dem  einen  Subjecte  die  flachen  Hautstiche 
zur  Fassung  und  Hervorbringung  der  Jenner- 
sehen  Pocken  hinreichend,  indem  sie  bei  an- 
dern nichts  ,  vermögen ,  wo  nur  tiefere  Ein« 
schnitte  und  Fadeneinlegung  wUrksam  sind; 
daher  kann  das  wollende  Einschlummern  der 
Schutzimpfung  durch  irgend  eine  Reizung 
wieder  auPgeweokt  und  ihre  sinkexide  Kraft 
wieder  erhoben  werden. 


—     9«     — 

8. 

Die  zweite  Bemerkung  yermehit  die  WoU* 
that  der  Jennerschen  Olattein  fiin  Mep- 
•ebeiige.schlec]it  um  vieles ;  — <•  DimlictifSie  hat 
noch  au(<;er  den  schon  bekanaten  grolsen  wohl* 
thätigen  Würkangen  das  G'.il*)  rja  sich^  dalii 
wenn  aucU  die  Impfung  derselben  keine  achte 
Schatzblattern»  sondern  unächte  hcrvorbringti 
so  ist  drnnoch  die  Gefahr  der  Menschenpok- 
ken  dadurch  vermindert  wo^denit  — ^ 

Alle  die  mit  den  Jennerschen  Pocken  Go- 
impften,  und  die,  nachdem  sie  Menschenpok- 
ken  bekamen,  also  keine  wahre  Schatzblat- 
tern gehabt  haben,  bekamen  selbige  auf  eine 
leichte  Art  und  rollendeten  sie  ohne  Gefahr.  — 
Welcher  Gewinnst  fiir  die  Menschheit,  wenn 
diese  Erfahrung  sich  allgemein  bestätigen  soll- 
te. —  Hier  spreche  ich  nur  von  einigen  Fal* 
len,  die  ich  beobachtet  habe,  es  giebt  ja  wie 
bekannt .  keine  Regel  ohne  Ausnahme. 

9- 
Folgeodo    Eriahrung    lehrte    mich     die 

schützende  Kraft  der  Jennerschen  Blattern  im 
hohen  Grade  kennen.  — • 

Von  drei  Kinder  wurden  zweien  dieSehut«- 
blättern  gegeben ,  das  dritte,  der  Stolz  seiner 
Eltern,  wurde  damit  vet schont,  weil  es  etwas 
krank  war,  es  sollte  mit  Lymphe  seiner  Ge- 
schwister geimpft  werden,  —  ehe  dieses  noch 


—     9«     — 

i 

gascbehen  koiuite,  bekam  ea  die  natitilichen 
Pocken  —  die  hier  eine  Zeit  lang  in  ikrer 
ganzfsn  Kraft  würgen  —  sie  blieben  flach  und 
wurden  brandig,  keine  Kunst  l^alt',  e^  atarbr 
wibreud  die  andern  beiden  mit  den  im  Ab» 
blüben  begriffenen  Kuhpocken  tm  üiren 
l^aiiken  Bruder  urd  seine  Leiche  gesund 
Herum  .tanzreo. 


'8. 
Einif^3  kleine  aber  für  die  Kunst,  wich\ 
Ijore  jänmerkunseii  zu  Loders  Jour- 
nai  "Vierten  Bandes  erstem  Stücke 

Zu  Seite  80, 

Jlft  ist  hier  die  Rede  \on  dem  schnurrenden 
Ton  und  der  Erschütterung,  welche  der  Tre-^ 
pan  bei  der  Trepanation  durch  seine  schnei- 
dende Zacken  verursacht»  rorasügliph  sind  an 
diesem  znangenebniCn Umstand  die  schneiden- 
den Seiten  des  Trepans  schuld«  cumal  wenn  die 
Trepankrone,  wie  häufig  der  Fall  ist»  eine 
schräge  Gestalt  hat,  nämlich  unten  schmaler 
und  oben  breiter  ist ,  also  wie  eine  umge* 
kehrte  Pyramide  zunimmt.  -— 


—     9»,    —        ' 

-Aber  anch  dann,  wenn  die  Trepaiikr#iie 
eiä»  grade  oder  konische  Gestalt  bat|  kam 
dieser  Umstand  bei  der  geringsten  AbireidniBg 
▼OD  der  perpandicularen  StelluDg  eintreffUi 
indem  alsdann  die  bervorrage^e  SeitenzShne 
im  Knoehen  eingreifen« 

Ich  habe  dje  Wundärzte  auf  dieseB  Ge* 
genstand  und  eine  Verbesserung  der  Tie- 
pankroce  schon  lange  in  mehrern  Schriften 
aufmerksam  gemacht.  *) 

Allein  aueh  dieser,  wie  so  mancher  an^ 
dere  nicht  unwichtige,  Vorschlag  für  Wnnd- 
ärzte,  scheint  nickt  die  gehörige  Aufmerksain- 

* 

.   •)  S.  Richters  cliimrgiscbe  Bibliothek  etc.  —   van    G#- 
sek^r,   iiber  die   Wunden   und  deren  Verband  und 
.  Heilung.      Aus    dem    UoUänditchen     übersetzt     und 
mit   vielen    Anmerkungen    vermehrt    und    verbessert 
von  ^.  F,  iJSffler  etc.     Diese  Schrift  ist  ohne  mei- 
ne Einwilligung   und  Wissern  zum  zweitenmale  auf- 
l^elegt  worden  und  in  deri  Sommerschen  Buchhand» 
lung  zu  Leipzig  herausgekommen.     Es   ist   Schade 
'    und  Verlust  für  die  Wissenschaft,  dafs  so  vi^e  Buch- 
händler   so   eigenmächtig  handeln,    ja   selbst   ihren 
eignen  Vortheil  entgegen  arbeiten.     Ich  hätte  diesem 
Bache  wichtige  Verb esseriiD gen   und  Zusätze  gege- 
ben,   und  es   so   der  brauchbarsten  VoUkoromeBheit 
näher  gebracht,  die  es  so  sehr  verdient  —  die  Wund- 
ärzte halten   dann  mit    diesem    Buche    den    ganzen 
*^eichthnm   der  neuesten  /  und  wichtigsten  Erfahrup- 
1  die|#r  Lehre  in  einen   Kern  ^s  am  mengedrängt 
!t«n. 


-   '93     - 

keit.  eirregt  zu  baben^  und  in  derm  Macte  dvit 
Vergessenheit  verschlungen  au  seynj  - —  ich 
ergreife  daher  diese  Gelegenheit^  dUran  nodh" 
mals  dringend  zu  erinnern^  dafs  man  zur  £r»> 
aparung  der  Schozerzen^  d^s  Aufenthalts,  der 
achadlichen  Erschütterung,  und  der  Vermiu^ 
deruag  des  höchst  widrigen  Scburrens  des  Tre^ 
paijiif,  dafs  man,  um  alles  dieses  zu,  vermei- 
den ^  sage  ich,  die  schneidenden  Seit^nzähne 
der  Krone  des  Trepans  abschaffe ,  sie  £anz 
gla^  maöhen  lasse;  —  nur  unt^n  darf  der 
Trepan  kleine  enge  Schneidezähne  und  nicht 
xuF  Seite  haben,  hier  sintl  sie  nicht  allem' 
g^anat  nutzenlos ,  sondern  audi  sehr  schädlich^ 
frie  ich  an  ei^wähntesL  Orten  noch  mehr  er« 
wiei^ezi.  habe% 

Zu  Seile  ibS. 

Ich  habe  die  absichtliche  Eröffnung  eines 
eingeklemmten  Darms  in  manchen  Fäy[e|L- 
acho^  la^ge  als  eine  .Operation  empfpfilen^ 
wovon  nur  allein  die  RetXuQg  einea  solcheja 
Kranken  erwartet  werdep  kann,  und  ich  h^tj^ß 
dieselbe  mehreremale  mit  dem  glückl|cl]us(jßil 
Erfolge  verrichtet»  *) 

Es  ist    mir  zum  Besten  der  Kunst  und 

*)   S.   meine  Beiträ|;ci  su9  Anneiwiftstnsebafc  etc.  '2t«r 
Theil.  Seite  72» 


-    94     - 


VTobl  d«  lÄf-<mJen  M^wmAktüU  «n  deren  i«sp. 
VerrcfllosaDiESilp  «sd  Umdcrong  irir  gemcic- 
sch«£dieb,-HeD£  a  Hu:J  als  Freunde  detset- 
ben«  arbeiten,  i«^  as^eodiD.  d:  ^  auch  Heir 
Jonat  auf  d  31  EinfsS  kac.  einen  Ihclichen  Vor* 
«chfag  wie  der  meinige  an  tfain.  und  dais  der 
Herr  Geh.  Ra'h  JL^d^r  denselben  schon  wie 
in  meinesi  Fxlie  es  Herr  Hoävth  hichier  *) 
that,    xar  weirem  X&chatunang  in  gev^iaseo 

besdminten  Fallen  eni:>fiehlt. 

* 

Nur  ist  es  schai^e«  dals  be:de  geschickte 
und  gc!  hrte  Männer,  öie  sich  mit  ganaem 
Herten  und  Sinne  die  Bereicherung  unsrer  Wis- 
senschaft angelegen  sojn  lassen,  oeinen  Vor« 
schlag  der  ahsivhitichen  Eröffnung  manche^ 
eingeklemmtien  Hruchs  und  meine  Beobachtun- 
gen datüber,  übersahen  —  ihn  nicht  zu  meh- 
rem  sichtirn  Besiiätigung  seiner  hülfreichen, 
gefuhnost'n  Anwondung,  und  ab  Öfteres  Mittel 
der  einxlgon  möglichen  Rettung  des  Leiden* 
den,   als  rinrn  boweifs  anführten. 

Du  Irh  auni  Besten  dieser  Operation  m^h- 
ww^  gllnafige  Erfahrungen  darüber  gesammelt 
hahe^  sfi  theile  ich  sie  wohl  einmal  bei  meh-- 
ferer  Mrtliia  dorn  mediciniscben  Publicum  mit» 

^  ^       Ina  thirurgUchs  Bibliothek,  ix  Bd.  ßog,. 


-     95     - 


.'V. 

Tabellarische    (Je bei  sieht 

aller 

der   Kranken    und   Krankheiten 
beiderlei  Geschlechts, 

welch«        ..... 

ia  der  von  Ihrd  Majestät  der  Torwittnretan 
Kulserin  am  Kaiserlichen  Mosk-owischen  Et*' 
ziehuDgshause  errichteten  Krank.eriansta|t  für 
Arme  vom  Tage  ihrer  Eröffnung  an,  das  iit; 
Tom  I*  Juny  i8o3  bis  zum  i.  Januar  1804 
aufgenommen  und  behandelt  worden. 

In  Rusmcber  Sprache  verfault  und  iug  DeuttbheaibaratU^ 

O  p  p  e  1, 

Ober*Wundarst,  Rutsiach-KaiterUcheii  Staabtchintr- 
gus  und  Coliegien-AasfHor.  . 


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welch«        .... 

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ia  der  von  Ihrd  Majestät  der  rt.rwittwetBa 
Kuherük  am  Kaiserlichen  Moskowischen  Er-» 
ziehungshause  errichteten  Krankenanstalt  für 
Arme  vom  Tage  ihrer  Eröffnung  an,  das  ist, 
Tom  I*  Juny  i8o3  bis  zum  i.  Januar  1804 
aufgenommen  und  behandelt  worden. 

In  Rustiscber  Sprache  verfallt  und  ing  Deutttheruberitut 

von 

O  p  p  e  1 , 

Ober-Wundarst,  Russisch -KaiBerlichen  Staahschirur- 
gus  und  CoUegien- Assessor.   ■ 


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Tuf  Medicamente  upd  für 
die  jur  Ablaa^unedersel- 
ben  oöihi^'efrQiwä&eaU 
Gläsir,  Töpfio.  etc. 


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Sberhuipt'Ae  Svaat 
der  Aasgsbe  beläii& 


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August  . 
September 
October  . 
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3o5'  ;  nubol  So  Copeken  U 
itrbendfn  Summe,  iMldl 
tut  Einrif^^irung  uml  bflClä» 
digeallnierbiliimgdeiKns''. 
kenhiiuet  bottoIiI,  «U  fil 
den  Ge}»]<  aller  a<bei  h> 
gexelllen  BeimEen  und  Ifi^- 
lerbidienlc-n  noch  dielurHft. 
(Jkanienle  «erbnutfate  SuA>. 
ras  biniu  thut,  m  bfetrjdf,! 
die  Toral-SiimOje  dot  Au^'y 
gäbe  «on  Moni[  M^j  I^ij 
«um    I.   Januar   1804   dtat 


■  äi»  Ihro  KtiMri.  Blhjestät  den  groftmü- 

dügea    EnttdUnia    &fiiten,    ein   Krankenhau» 

— ■«mijfcbch  filr  jrfme  yWer  Nation  za  er* 

ridUDf  dM  Unt  dM  Stttnten    au$  zwei  Ab- 

dbdlM|W  bfffWb^  mU:   Dämlich   au»  einer, 

fif»  mMm  JÜMok«,  dia  ins  Hospital  nur  nach 

wrf  ktimmmt,  tmd  «ich  denelben  nach  je- 

4  HW  JliibMKW  faxtliclier   Vorschrift  M 

VkAmuM«  JUfnnen,  und  Für  deren  AnnU 

Itmtm  bMtiflimt.  »lad:  und  einer  mic 

ill«S  fitr  liegende  Kranke  beid«ki 


Geschlechts  versehenen  Afitheilung;  so  woll- 
ten Allerhöchst  -  Dieselben  schon  vor  der  Voll- 
«kdiing  des  gans  neu  ra  erbanenden  Hospfr 
tals  •—  en  welchem  bereits  nnsblässig  geatbei^ 
tet;  wird  ^^  wenigstenis  diesen  so  grofsmüthi- 
gen  ^tschlttls  durch  die  schleunige  Einrich- 
tung fener  ersten  Abtheilang  illergoidigst  in 
i^osßihrung  bringen,  was  auch  ^urch  die  Er- 
öffnung derselben  den  i,  Juni  pr.  ü.  würk- 
lidi  gMcheheuv  tuid  worauf  einsig  und  allein 
diese  Tabelle  Beziehung  hat  Obgleich  sich 
awoh  bei  dieser  Abtheihuig  für^hleunige  und 
auliierordentliche  Fälle  io  Bettstellen,  4uim-» 
Kch  5  fär  männlrehe  und  eben  so  viel  ftte 
w^bliche  Kranke  befinden,  so  hat  sich  abeöt 
doch  bis  dahin  kein  Fall  geftindeh,  der  da- 
von, GdtMfuuch  SU  machen  veranlaßt  h&tte* 

Die  Classification  der  Krankheiten  ist  s# 
viel  als  mögli4^  gedrängt,  um  die  Hohe  Stif- 
terin,  au  Höchstweiche  sogar  die  täglichen 
Rapporte  gelangen,,  im  Lesen  nicht  su  er« 
müden* 

f  Hieher  werden  alle  krankhafte  widema- 
tBrliche  Verfaaltangen  und  Ausleerongdn  Mu- 
tiger und  anderer  nicht  blutiger  Fenchtigkei'« 
ten,  mit  und  ohne  fieberhafte  Bewegungen  ge- 
rechnet. •  Z.  E.  Bltttspeien,  Hämorrhoiden,  Hä«> 
morrhagien,  weilser  Fluls,  Schleimtripper  etc» 


—    ioi   — 


\     ■  •  r    - 


in  den  mooatl^dien  RtpportBn.  bi^ndil 

auf  auadrSckliclieii  Befiphl  Unro'  Bla^Mt 
eifl^'besondece  Scalk.  in  ^^elcher  die  Auttt 
de? jmigen..  Kranken,  welche  aar  bastiiiUDim 
J!ifAli..«ieh  nicht  eingefunden  oder^ans§aUifr^ 
ben^aiild,  allemal  angegeben  ist«        c*  '■■  *%'ii;' 

iAlle  dergieiehen  Kranke  wurd^aaBltife 
d^  Jahres  ausgeachlostea,  wie  .diea^  ^m.  ilpl 
3*4bQUa  n  eitehen  ist.    Meldet  aiok^^taTW 
t^gfmgßnen  Jalv9  ai^ebliebener  niiid?  4Mi 
msg^aohlossMief :  Kiffiiker  im  Coigehdait  -'*^; 
li^Pü^/fo  wird  deiadbe  i — wenn  .sich  seine  Kradb 
h^t  abermai  aut  Alifiiahafi»  j^iaaliiiotfS':.-^'  akfi^ 
iieMe  ÜM  Kiynkei»-  I)iaritimt^ingesefcrialt<tt.led  ^ 
lf£sde^^Init  cSUiaüH.-^euep  BiUet-TjMielUrii^'vdl 
welchem  er  dann  abemab  das  ^oapiCalJnb': 
an  seiner  Genesui^  besuoheii  kann*>     ( 

Das  Kraakenbillet  lautet  in  dw^UateVr 
•otsning  folgendermafsen: 

»Bittet  des  Moscowischen  KrankMi|hanaii 
i»fiir  Arme  gegeben  dem  (oder  der),  gekem« 
3»nren  N.  N*,i wohnend  in  dem  und  diaHOi  Sta4^ 
a^ibteile  im  Häuser  N.  N*  zvr  Höünng^  ■•.-& 
«eines  Geschwiires  am  ;Fu(5e^.:flut  vdd^ta 
»er  (oder  sie)  su  der  yom  Oberanfea  1>eatnBiB^ 
»tctn  Zeit  sich  wieder  einaufinden  hat.   Datm 

w 
m 

I»  und  Jahr  unterschrieben  yom  «Obenantei^^v: 


'7eder  Kf^nke,  dev  sich  eum  erstenmaie 
m6ldet  j  yrhfA  von  dem  Oherfi^Rte  untersuclif , 
lind   wenn  er  laut  der  Fbstim^tioa  a[oge«Dra« 
-Bi^i' werden,  Jcann^  ins  Krai&.en-I)iafiuiii  ein« 
^^g^schrieben  ^   södana    mit   Medicio  Yertehea, 
sind  ihm  mündlich  eiae  yerstäadiiche  Vonchtift 
Btt.  deren  GetFao^h  ertheilt.      ^ 
n.  .:  ^1^  weiden  für  diese  Abth^iluBg  oder  nn« 
.^idl  die  Zaiil  der  atnbulirenden  Kranken  mir 
im^hse^  &ti%6nonitfiea,>deren  Kräfte  4ind  Krank- 
«SHtftsumaetäinde  es*  ^iaabeil ,   »ufser  Haus&  su 
•  |;eiienj  odev^wesi^nena^^stt  der  ihnen  bestimia- 
ten  Zeit  wiederholt  ins  Hospital  Aach  Arznei 
zu  kommen«     Schwäche  Kranke  oder   deren 
Krankheitsfarm  überhaupt  einer  genauem  ärzt^ 
liehen  Aufsicht  erford^t^.  werden  dann,  wenn 
/  beides  im  Hospital  vereinigt  seyn  wird»  in  die 
liir  liegende  Kranke  bestimmte  Abtheitung  auf- 
genommen.   Und  bis  zu    ihrer  Genesung   so 
wie  alle  insgesammt  mit  Medicin  und   allen 
zu  ihrem  Unterhalt  nöthigen  .Bedürfnisseil  un- 
entgeltlich versehen. 

Was  das  medidnische  Personale  betiift, 
.  welches  dermalf^n  angestellt  ist^  so  besteht 
dasselbe  jetzt,  aufsecdem  dirigirenden  Ober- 
Wundarzt  auch  aus  einem  Apothekergesellen, 
dermalen  Herrn  Apotheker  Schröder,  und  jdes« 
sen  Discipuly  zv^ei  Chirurgen  und  drei  Unter« 
Wundärzten«    ^err  Chirurgus  Tschirofshy^  der 


•chon  «li  GAndidftt  d«r  Medicia..  imd  Ghinu 
glo  is.ib  ftuf  Jiiattge»  Kaiiftl&rK  Aca^emie  dntd 
iMMii  Fleiis .  nnd  K^nntniiia  rShvüicIut  'di 
•tia|;iiirt»9  uod,  hern«cli  als  RegHneottclttCv 
§BS  diente,  besorgt  unter  meiner  Aa&icht  dii 
weibHehan  Kranken;  so  wie  Herr  GUraqpu 
BoMchmlin  \  der  schon  vormals  dem  Pniiecato- 
tat  auf  der  hiesigen  und  St*  l^eteiibaig[iadmi 
Academie  rUhmliohst  rorsitand^  .hernach  M 
der  Oarda  an  Pferde  und  dann  ab  fihiriii'gai 
bf)i  andern  Kaiser!.  Feldregimentete»  dienftl^ 
die  minnUchen  KraigU^en  au  behend^  li^; 


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—    107    — 


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"VI. 

■    -•:•        ■  "'  .    •         ■'- 

U  6  b  er 

die     S  c  h  u  t  z  b  1  a  t  t  e  r  n 

im  südöstlichen  Pommern 

und 

ihre  Verbreitung  durch  PreSdiger. 

't 

-^  Von  .      , 

F.    W,   B.   Wilde, 

Prediger« 


iVieta  Vorschlag  *)y  dals  die  Scbutiblattern 
durch  die  Landpvediger  upd  LandschuUehrer  ge- 
impft werdea  durften,  ist  awar  von  den,  dasGe- 
sundheitswohl  det  Preu&ischenStaata  dirigiren« 
den,  Patrioten  der  Aufmerksamkeit  werth  ge- 
achtet; aber  es  bleiben  doch  noch  riele  Men- 

*)  VcrgU  d.  Journal  XV.  B.  3.  St. 


.1«    loS    -^ 

sehen  der  Gefahr  ausgesetzt»  von  dett  Menschen- 
pocken  angesteckt  und  verstummelt  zn  werden« 
In  dieser  Gegend  impfen  bis  jetzt  nur  ftuftacst 
wenige  Prediger  *)  und  noch  weniger  SehuU 
halter.  Die  Schuld  liegt  wohl  nicht  inimer 
ganz  altein  an  dem  gemeinen  Manne;  dem 
es  kommen  Leute  mit  vielen  Beschwerden  i 
Meilen  weit  fast  an  jedem  Sonntage  i^  mb, 
um  sich  bder  ihre  Kinder  impfen  znrlasMm 
und  ich  wurde  auch  von  verschiedenen  nicht 
nahen  Dorfschaften  (z.  B.  Kowalk,  KuroWt-^ 
Zettuha  etc.)  in  ihr  Dorf  g^olet^  wo  sich 
oft  einige  Grän^nachbaren  einfanden«^  Wie 
könnte  ich  sonst  in  so  kurzer  Zeit  Über  sie- 
ben hundert  geimpft  haben,  da  hier  schon 
seit  1^01  erst  durch  mich  ynd  den  JEIerrn 
Chirurgus  Deeezj  dann  während  des  Verbots 
durc^  den  Kreisphysikus«  Herr  Dr.  Scheele  ge« 
impft  ist  '^'^)y  und  die  Menschenpocken  uni  mich 
her  hauseten.  Lieisen  mich  die  Gutsbesitser 
SU  diesem  Geschäfte  hinkommen;  so  wareii 
die  Eltern  mehr  wegen  des  empfipdlich  seyn 
sollenden  «Stichs  oder  Schnitts,  als  wegen  gött- 
licher Strafen  oder  neuer  Anstcclcung  besorgt* 
Sobald  ich  einige  Kinder  von  dem  Gegentheil 
tiberzeugt  hatte,  so  war  der  gröfste  Theii  der 

*)  Hr.  I^«d.  La.uahn  in  Fritzow«  Hr.  Fred.  Lehtikow 

in  Schwellln. 
♦')  Vergl.  d.  Journal  XV.  3.  St. 


4  —       IQ9      — 

Ehjam  bereil  «nd  firoli,  so  gar  in  Döfffern, 
wo  der  Prediger  nicht  fdr  diese  ImpFang 
stimmte.  Was  wäre  siso  zm  erwarten,  wenn 
em»  jedem  im  Dorfe  Ton  Person  bekannter. 
Mann  das  Geschäfte  Terricfatete!  Wie  yiel 
mehrere  hatte  ich  impfen  können,  wenn  ich 
nicht  mit  nDgewöbnlich  lielen  ganz  yerschie* 
denarügen  Geschäften  so  überhäuft  wäre,  dalji 
ich  sehen  mehrere  Tage  nach  einander  Herr 
meiner  Zeit  bin  und  mehrere  Meilen  verrei* 
sen  kann. 

Die  Ursachen,  warum  viele  von  meinen 
Ämtsbrüdem  bei  ihrer  Mulke  weder  für  ihre 
Gemeine,  noch  fiir  diesen  edeln  Zeitvertreib 
eingenommen  sind,  mögen  wohl  nicht  gans 
allgemein  seyn;  sie  gehören  auch  nicht  in 
eijie  Zeitschrift  fiir  Aerzte%  Oft  könnten  auch 
die  Gutsbesitzer  m/ehr  für  die  Verbreitung  der 
Schntzblattern  thun,  als  sie  zu  tbun  gepeigt 
sind*  Einige  sagen  zu  laut,  dals  m^n  die 
Kinder  doch  der  Natur  d.  h»  der  Ansteckung 
überlassen  sollte.  Auf  dem  Lande  fangen  dip 
Sdiutzbliattern  jedoch  an,  sich  mehr  zu  yei^ 
breiten,  als  in  kleinen  Städten,  wo  ein  ein- 
liiger  theurer  Chirurgus  das  Impfen  des  Pre- 
digers hindert.  Der  Landmann  sucht  sich  ei« 
nen  benachbarten  Prediger,  wenn  der  seinige 
nicht. impfen  will;  denn  selten  ersucht  hier 
ein  Prediger  den  andern  in  seiner 
zu  impfen. 


■^. 


'     —      HO     —  * 

I 

weni^n  ErFalirtiDgeii  und  iwar 
ün))ed6ätend  gegen  die  grofsen  Aettte;  aber 
An  Theil  d^  Nicht8i*zte  traut  dem  Quacksal- 
ber mebr  «la  dem  Artte,  rieHeicht  hört  di»- 
ser  einiges  yon  meinen  Bemerkungen."  Ich 
gehöre  zu  denen,  welche  in  Pommern  «aefit 
rmpfea  lielsen  vnd  impften.  Zu  der  Zfeit  als 
ich  nicht  selbst  durfte,  impfte  der  hiesige' Hr« 
Kreisphysikus  sehr  yiMe  in  meinem  Hanse. 
Alle  diese  sind  der  Ansteckung  bef  der  hier 
umher  herrschenden  Pockenepidemie  ohne 
Nachtheil  ausgesetzt  gewesen.  Funfe  waren 
schon  yor  meiner  Impfung  angesteckt  und  be^ 
kamen  am  3 — 5ten  Tage  sehr  leichte  Men* 
scheHpocken;  achte  liefsen  sich  nicht  wiedlSKT 
impfen,  als  die  erste  Impfutfg  ohne  Wiirkuag 
blieb  und  wurden  nach  einigen  Wochen  ta 
gutartigen  Menschenpocken  krank.  Keiner 
yon  den  Geimpften  ist  an  einer  besondem 
oder  gar  neuen  'Krankheit  gestorben.  Bei  ei- 
nigen fanden  sich  einige  Wochen  nach  der 
Impfung  GeschwUre  und  ausgeschlagene  Köpfe, 
mich  nach  Abführungen  *).  leh  habe  in  die« 
aem  Jahre  wegen  meiner  Geschäfte  swar  srar 
727  selbst  impfen  können;  ich  unterrichteie 
aber   einige   Sdiulhalter  (z.  B.  Huniuch  in 

*}  Gewohnlicb  gebe  icb  keine  Arcnei,  brauche  audi 
oicbt  Wiijai  Mb.en  und  Pfluttr  sor  Heilung  dpi  Ar» 
beiters. 


,1  •      .  _  i 


-*     XUi    — 


■• 


I  I 


IfiliiiH  iinrBTrnimti|in  ruiTititiHij  <ihd  4im. 
M«iniih»iiprtflf«n  mit  mir  gtwiihfiii  f?ntirin  hrf 
'It  irAlliy;i  idi  impiito  aof^  in  maügaa  XMfr 
'!■*>(«.%&  iit  Sühnünntt»  Hochfco»»  KattoW 

I  üok^  Ae;  P^DckM  aclioo  in  einigMi  H|i4t<iii 
[  !Hi^Bit0t  liatMi';  ^die  Oeunpften  tÜMi  »mI 
itMhylpfi .  b«!  deor  an  M^ntchenpookra  Knm* 

■ 

md   baMttwoUane   KleidimgMMQclui^ 
,  .'beitriclMii  sidi  mit  EMrMii 
MgimhntipfWBlüW»  ateofcten  uch  «bgiriiteBM 
ariiocsf  wtfr  die  Hemden}  «b«r  obgjUieli  ip4t» 
jli^rtOT  IflOfaing  in  Nea -Sorge  anr  adit  iSlI^l 
vmi  der  ÜMrte.  In  bargen  an  foafsiii  JälM#- 
dt  war;  obgbipb  ich  Väter  und  MQiter  idir 
Qeaelhchaft  ihrer  Kind^,  Knechte,  SiMättü, 
«mrahaene  TS  ehter^  Sehwangere,  Kinder  toa 
afltehen  ttod  iron  bürgerlichen  Stande^periö*-' 
BBBii  Midfr  aogar  anf  dem  Sandkmge  ein  eeii- 
tmkMi  Midchen  und  auf  dem  LiÜenbofi»  autaf ' 
Beahrffttthnerin  nersehn  Tage  aaeb  der  Em-^ 
Uttdnag  gjBimpft:  habe ;  io  ist  mir  doch  keiil 
aiaaiger,   welcher  die  ^Schutsblatlem  gehabt' 
hatte,  fon  Menschenpoeken  angeateckt  oder 
während    der   Sohutsblatterokrankheit ,    auch 
Dicht  safüllig,  geatorben.    Nur  einer  hatte  Aua- 
schlag  über  den  ganien  Körper.     Eiaaelne 


lern 

VbnwBtfc)  tiiifcAwipM     Di« 

MM  nad  «m*  j^f— »*  iVwhtec-AH 
in«  ¥riAämrgm  ist*  naunuA-^  didb  .^on.) 
Hm.  .KmkpfajFiiluu,  theib  TOiLjoirsif. 
•ririmiaäfc  Art  «nd  m  -  Tflncfaied^en 
aioM  die  ngflringste  WuEkiing  geioipfit^j  44i# 
geaditet  ikre  InebeiL  iUei»  «ad  jo^ggnB. 'jBlif 
schwiit«  alle  mit  glucUichea  EMg^gdit^ 
ßimdf  MO  Bie  das  vaterHcka  Ha«s  ^,wm^itm0il 
Imt^  auch  rnie  der  AnaiaAeng  amijyiMnif^a^|jj| 
waifltt  üu    OieZ^'iritdlelirei^  waaidtaiit 
Kell  anirieiiteii  werde, odm,  me 
llird«'  Meise.  Frau   ist  Vbriier  biejidaB; 
-■ttialtfmg   abgesetzt   gaiHBsöa,  iiar  41110I1  pl|||; 
eipe  denMepiohettpookefe  ähhtiche KrpaJU|Mi|& 
gebajbt;  sie  ist  theili  von  dem  Hnu  Or»  ynfciM|&  • 
tUld  dem  Hn.  Clw  Deetz,   thdtfs  .imk  «fe^ 
•albtt.  fünf sehnmal  auf  rnr  nhinrlnna  i^wii]|g|bi 
iinpft  irordctt..,  Das  eritemal  Jbe^itf  >aa9 'j^jfei; : 
lüftigef  Fieber>./eiBe  scbmerftha&ei:.-A>|«e^^ 
tige  *(se«;tiwii]st  aa  der  Unk^n  Haad^..iMu|i^ 
gfdimpft  war^  und  eme,  klare  Bla^e  ^wiiAaÜ 
OaSfse.  emer  Nuft  aitf  der  Imj)£iteUe>B^Jiilri^ 
Haod)  aiif  der  andern  an  cfem  rechtei»  Qlpßfri( ' 
anne  war  adobta  «a  sehen».   Ich  wnge  esi^Ac  ^ 
sie  der  Ansteckung,  aussusetzen»  obgläidi  |^l|i4> - 
k#|lkjEai9ka  bald  nach  ihrer  Genesung;  sui.ia^ 

. meinem 


« «    '  I 


t< 


—     U5  — 

*9einem  Baute  ohne  NaphtheE  tiiertaschten, 
*tSiÄ  älteste  Tochter  d^s  hiesigen  Försters  zog 
liläk   durch  Zucken  einen ' tiefen  Schnitt  zu; 
.  I^legte  Lymphe  in  die  Wunde;  Fieber,  Ent* 
;%&dditiig  und  andrd  Zeiohed  Sohter   Schutz- 
'  4Uattttn  waren  sichtbar  ydrhahden ,    aber  es 
'"^i^^  keine  Piga/iel  da ;  die  Wunde  bekam  end« 
'  4illi  einön  schwarzen  Schorf,  welcher  an  vier 
..  "Wocdien  sab.    Seitddib  ist  jede  Impfling  ohito 
-  'Wtitknikg   geblieben*     An  einem  Sohn  einea 
iMsigea  Tagelöhners  haftete  erst  bei  der  Sßdis- 
Itola.'; Impfung  JBrische  Lymphe  aus  Berlin,  abte 
.  dUi   Post^l  'ohne   Fieber  hatte   kein  einziges 
dStotohsn  der  -  Atehtheit  und  doch  wollen  die , 
neuen  Versuche  mit  il^m  nicäit  glücken,  ob  mit 
^iejch  sonst  die  meisten  zum  ersten  Male  zv 
jAaften  pflegen»    Der  Herr  Dr.  Bremer  in  Bor- 
hla  forderte  mich  unter  dem  stS.  Januar  1804 
auf  mit  der  Mauke  der  Pferde  Versuche  ift 
•flicchen;  aber  obwohl  viele  Pferde  tmter  mei- 
ner« Aufsicht  stehen  und  ich  auch  in  der  Nach- 
t^rschafr  sOTgfiUrig   geforscht  habe  ^    so  tnf 
ich  in  diesem  Jahre  doch  nitSht^  die   wahrii 
Manko  an ,  nm  diesem  Wnnsehe  gsnflg(§n'  ztt 
kjlniidh«    Vielleiobt  gelingt  oxi^  die^in  der 
Folge;  vielielcht  wirkt  sie  bei  daimn,  welch)i 
so-  oft  TSTgeb^is  geimpft  sind«    Seitdem  hiec 
geimpft  ist)  haben  hier  aufser  den  Mensclien^ . 
pocken  keine  tnsteck^tnden  KxaxkkMMa  ab 

Journ.  XXI.  B.  x.  St.  f£. 


-    "4   - 


} 


die  Mtiem  und  seit  einem  Vieiteljehr  ^ 
^lierUohfid>er  geherrsdit.  Weder  dieses  niMb 
fene  waren  durch  die  Schutiblattem  abfewwidt 
oder  bösartigßeworden ;  denn  tn  beiden  Knpjt 
heiten  starben  wenige,  obgleich  die  Mufm 
in  der  grölsten  Wjnterkilte  Iierrschf^i  «id 
die  meisten  keinen  bessern  Rethgeber  ab  flpjidi 
hatten.  Die  Lymphe  Fon  awei  mit  der  Kiitt^ 
behafteten  wiiikte  bei  andern  lohte  S^dlaA» 
blättern,  aber  keine  Krätse.  £rwacheene  und 
TOtnämlich  Kinder,  welche  während  derSctan' 
blatternkrankheit  Branntwein  tranken,  haitsa 
gewöhnlich  ein  heftiges  Fieber  und  eine  steifes 
Entsündung.  Diese  traf  auch  die,  deren  Idi^ 
stellen  ron  dem  Regen  nais  geworden  wenn. 
Hefidge  Kälte  schadete^ weniger;  aber  dieSöi^ 
nensuahlen,  Arbeiten  in  der  Hitze,  Dresdun 
und  andere  starke  Bewegungen  der  Arme  wih 
ren  xiachtheilig.  In  Zettuhn  hatte  Bernds  Fm 
während  ihrer  Schwangerschaft  die  M#>w#jA^^ 
pocken  überstand^i«  Bei  dem  von  ihr  ecm 
drei  bis  vier  Blonate  nachher  gebomen  KjinAi 
brachte  ich  ohngefähr  in  seinem  siebettm 
Jahre  ächte  Sohittxbiattem  berror. 

Obiges  kannte  ich  mit  glaubwiird%tt 
jSeagnissen  belegen ;  aber  ich  fÜrekte  nscldl^ 
dafs  nun  mich  der  Lügen  yerdächtig  lialmn 
Wird,  da  ich  mich  nenne  und  dies^  Zekadn^ 
mch  in  meiner  Gjsgend  gelesen  wird.    Was 


im  Ikridit  de»  biesigen  Heixn  -  KreisphjriiJUis 
idATon  erwähnt  iit,  weils  ich  oiobt.  Em  sey 
jBJr  edai&bt  9  hier  einige  Vorsohlige  sur  allg»- 
meiuar^  Verbreitapg  der  SchütsbUtte^n  sur 
JrKfvng  vonulegen.  Ich  wUniche,  dßSk  der 
jefotirte  Herr  Herausgeber  sie,  so  wie  meine 
jpriBgQO  vorher  angefiio/ten  £rfahruiigen,  sei- 
•Per  Aniaerkiuigea  werth  hatte  und  mich,  wo 
.uh  irr^y  belehre* 

Wiiiden  nicht  manche  Gemeiiien  der  Iia« 
l^pag  empßnglieher  werdea»  wenn  aie  eine 
.bft^ondere  Predigt   ihres   eignen  Seelsorgeijs 
iber  di0  Schutabkttem  hörten?  Könnte  die- 
4er  ihnea  nicht  die  BedenfcUchkeiten  von  dea 
.EiDgrifien  in.  die  Rechte  der  gpttlichen  Vor* 
Ziehung,  oder  von  der  Gefahr  dennoch  ange- 
.Iteckt  SU  werden,  benehmen?  Würde  er  sidi 
.nicht  selbst  dadurch  noch  mehr  xur  Impfung 
:be.v.og''9    oder   wohl  gar  geoöthiget  finden? 
Warum  soiire  man  nicht  Ubjer  die  Schutzblat- 
.jtern  eben  so  anstandig ,  als  über  das  Bräunt- 
wein(iinken,  worüber  wir  doch  predigen  sol« 
.leoi   von.  der  Kans^-l  oder  iu^  einer  öffentU- 
chen  Katechi^ation  reden  könijien«     Dies  ist 
•chion  von   eicigoa  sehr.  yemuAftigen  Predi- 
gern in  Pommem  und  «war  nicht  olineNuta^ 
.geschehen«    Ich  leugpe  nicht,  dafs  selbst  eini.« 
ge  Prediger  das  Impien  noch  bedenklich  Bm" 
don  unud  dies  a'Uch  dem.  gemeinen  3f  ann 

'     '     H  9 


-    "4   .-  ] 

^  Mtiardi  wai  «eit  eiaem  Viertaljahr  iki ' 
.^SclurUohfi^er  gshemcht.  Wedar  diecas  acMb 
jens  waren  durch  die  ScbuUbUttem  abgewandt 
odf  r  bQsutig geworden ;  dann  an  beiden  Kraak- 
beiten  atarben  weni£|e,  obgleich  ili«  Mafalqi 
in  der  grollten  Winterkälte  tierrscbl«  Uld 
.die  meiiten  keinen  bewarn  RAtbgeber  ala  tfjA 
.  kaueo.  Die  Lymphe  ron  xwei  mit  der  Krjiti« 
.tiehafteten  würkte  bei  andern  jtohte  S^batttt 
b}attero,  aber  keine  Krätse.  Erwacliaene  nad 
.TOfnämlich  Kinder,  welche  während  derSfdmts- 
.  blatterokrankheit  firanmwein  tranken,  hatten 
genÖluiUcb  ein  heftige«  Fieber  und  eine  ateifce 
EntaiisduDg.  Die«e  traf  aneh  die,  deren  Im^ 
ateUen  von  dem  R^en  naiä  geworden  wvea. 
HeEtige  Kälte  schadete, weniger;  aber  die  fiol^ 
nen&trahlen,  Arbeiten  in  der  Hitze,  Dresehea 
und  andere  starke  Bewegungen  der  Arme  w^- 
ren  nachtheilig.  In  Zettuhn  hatte  Bernds  Fan 
Während  ihrer  Schtvattgenchaft  die  Menidienr 
.pocken  überstanden.  Bei  dam  von  ihr  ecm 
drei  bis  Tier  Uonate  nachher  gebomen  Kinde 
4tzftcbte  ii;h  elingierähr  in  lem^  siebentes 
^jAn  icb^  Sdn^iUattera  betror. 

Ob^ea  k^nte  ioh  mit  glabbwardigW 
^Sctügniuen- Riegen;  abe«:  ioh  fttrobra  ai^ 
.(iars  nun  mich  der  Lügen  Terdächtig  bähen 
yrix4,  da  ich  mich  nenne  und  dieap  Zaltacioät 
auch  in  inftitier  Quälend  galeBen  wird.    W«a 


-  11$  ^ 

BelSdit  de»  hiesigen  Heixn  *  KrflispljBilUs 
-jlavon  erwilioti^t,  weiis  ich  nicht.  Eft.  sey 
4ßi$  ecUiibtt  hier  einige  Vorschlag»  xur  allge- 
jpff^nrp  Verbreitaiig  der  SchnubUttei'n  sur 
^SrBt^ng  vonukgen.    Ich  wimsche,   dßü  der 

'  «^dUiite  Herr  Herausgeber  sie,  so  wie  meine 
ePBingqp  vorher  angefiiaiten  £rfahrungen,  sei« 
«Mpr  Anmerkungea  werth  hake  und  mich,  wo 
lilEii  irre,  belehre. 

.  VVurden  nicht  manche  Gemeinen  der  Im« 
^iPiing  empßngjLieher  werdea»  wenn  ai^  ein/e 
.l^^ndere  Predigt  ihres  eignen  Seelsoi||eijs 
.i^  di0  Schtttabkttern  hörten?  Könnte  die- 
.Mf  i}u»en  nicht  die  BedenkUchkeiten  von  den 

'  JBiQCnffen  in.  die  Rechte  det  gptljiichen  Vor* 
jut^nUgi  oder  von  der  Gefahr  dennoch  enge* 
{^Üpokt  stt  werden,  benehmen?  ^iirde  er  ^jch 

.  TffMbt. selbst  dadurch  noch  mehr  jsur  Impfung 

)^uvpge9   oder  wohl  gar  ge^öthiget  finden? 

Warum  holitö  man  nicht  über  die  Sohutzblat* 

■  ■  ■      *  :      ■  ■ 

(jHf^  eb^n  so  anständig ,  als  über  das  Brennt- 
•nVjatcipkeni  worüber  wir  doch  predigen  spl- 
Jfig^  .\pn  der  Kansel  oder  in^  einer  öffentU« 
chen  Katechiftation  reden  könfien.  Di^^i  ut 
jfslij9>n  von  «icigea  §4)hr,  yeciiu^&igen  Predi- 
(gin  :ip,  Pompieni  und  awar  nipht  oline  Nuta^ 
'^ge^ehen«  Ich  leugpe  nicht,  dafs  selbsit  e,injir 
je  P:f«dig^r  daa  Impien  noch  bedenklich  £b*- 
'  :40&  un4  diif s  alich  4^in.  g^meine^  ü^f^  '^ 

Mi  9 


—    xi6    ~ 

der  &&r^  su  deutlich  merken  lasten ;  met  diei 
sind  doch  nnr  wenige  und  es  werden  19  der 
Folge  noch  wenigere  seyn«  Gesotst  et  uM^ 
pföhle  euch  einer  nicht  die  gute  Saohai  ab 
wfirden  et  doch  benadibarte  Prediger  in  ili- 
ren  Gemeinen  thnn,  und  tie  würde  wü^ 
tcbeinUch  schn^er  digemein  werden,  alt  welim 
wie  jetzt  y  Tiele  Prediger  davon  gantr  schv^tf« 
gen*  Mir  tcheint  es  nicht  nnzwecdfciftSfajg'  lii 
aeyn^  wenn  für  jetzt  jihrfich  an  ÄnemiSoibii^ 
tage  über  ein  Eyangeiinm,  worin  etwa.  iM. 
Kranken  oder  Ton  der  Sorge  ftir  Kinder  (li-ik 
Reminitcere  14»  19,  21  n.  Trinit.,  3  n.  Ep^[Au 
etc.,  je  naohdem  die  Denkungsart  der  Öi»^ 
meine .  Ton  diesen  wählen  hie(ae , )  geipaJBlt 
wiirde,  darSber  in  der  Stadt  und  aof.'dbil 
Lande  geprediget,  und  die  Predigt  an  dit 
Konsistorium  eingeta^dt  werden  miiCite.  ¥Nr . 
wider  die  gute  Sache  ist,  wird  der  Plred^ 
tieber  ausweithen,  als  jene  herabseuen.  ""- 
Die  MedaiUen,  yomämUch  die  öffendidib 
Bekanntmachung  dieser  ehrenvollen  BläcA- 
nüng,  werden  zwar  hie  und  dort  einen  fti- 
diger  aus  seinem  Schlummer  erwedcen;  alw 
diese  .Königliche  Gnade  wird  wohl  nicht --^lib 
viel  Wie  der  Titel  eines  Raths  auf  die^Aems 

■ 

wirken.  Verdient  nicht  die  unbezahlte  Mfihe 
einet  Predigers,  der  aufser  seinem  Fache  f&r 
den  Staat  wUrkt,  eben  die  Belohnnsg,  >cAdie 


—    119    — 

det»  betrachtet  dieser  die  Impfung  einzig  und 
illein  als  unversiegbare  reiche  Qi^elle  des  Er« 
werbea ,  verachtet/  Medailleui  und  fordert  von 
ieo  dürftigsten  Tagelöhner  für  jedes  Kind 
I  Rtfal.,  also  für  sechs  Kinder  6  RthL,  wel« 
die  d^  anpe  Tagelöhner  und  Burger  nicht 
bexahleJEi  kann.  Er  muls  also  die  Kinder  dem 
Staat  durch  den  Tod  entziehen  oder  durch 
Blindheit  und  .Lähmung  verkrüppeln  lassen« 
Die  inpere  Klasse  der  Stidtebewohner  ver- 
dient keine  Zurücksetzung  oder  Vernachlas* 
sigung.  Wie  leicht  wire  diesem  Uebel  abge- 
holfen i  wenn  der  dürftige  Städtar  sich  von 
seinem  oder  einetn  benachbarten  Prediger 
dürfte  impfen  lassen!  Der  reiche  würde  von 
\  selbst  den  Arzt  vorziehen  y  jedodi  mülste  je- 
nes an  Oertern^  wo  der  Arzt  die  Armen  im 
Orte  umsonst  oder  für  einige  Groschen  im- 
pfen wollte j  gar  nicht,  an  andern  aber  nur 
dem  notorisch  Armen  nachgegeben ,  oder  ein 
unentgeltlich  auszustellendes  Armenattest  von 
einer  einzelnen  Magistratsperson,  von  dem 
Prediger  oder  Rector  etc.  zur  Bedingung  ge- 
macht werden.  Dieses  Attest  müfste  der  Im« 
pfer  zu  seiner  Rechtfertigung  ein  Jahr  aufbe- 
wahren* Eine  solche  Verordnung  würde  man« 
che  gute  Würkung  hervorbringen.  *) 

*)  Sollten  die  Schutxblattern  allgemein  werden,  eo  mSe» 
•en  eie  nicht  gans  allein  Quelle  dca  Erwerbes,  son- 


-*    ii8    ^ 

kämmen  9  dtnit  üe  in  ihraii  Gvieni  impfeSy 
nml  erhalten  iftdarck  dem  Staate  gesunde  nnd 
braucfabare  Einwofaner;  andre  hindern  hing»ii 
ge^en  den  Piediger  mid  gemeinen  -Mafln. 
Mioh  ford^tten  mdirere,  z.  B.  der  Hr.  La&d- 
rath  von  HelUrmann  in  Karzin,  der  Hr.  «a* 
Wenden  in  Gribniti,  der  Hr.  Haiqptttttli 
von  Helltrmann  in  Gerfin,  der  Hr.  Lievtia» 
nant  von  Kld$t  in  Wamin  etc.  ^,  »na  Im*' 
pfen  in  ihren  Gntem  aaf ;  andere  hiaderiMr 
die  Verbreitong,  wann  idi  gelegentlich. odtr 
itf  meinem  Hause  jemanden  ana  ihrem  Doiftr 
geimpFt  hatte.  Verdienten  nicht  jene  einil 
Ehrcmbezengang  von  einem  Staate,  welehar 
jedaa  Wohl  der  Unterthanen  auf  alle  eraiatt- 
Hchd  Art,  wie  der  Prenisische  beföcdeftf 
W&rde  sie  ganz  ohne  Würkung  bleiben? 

In  einigen  kleinen  Städten,   worin  aiah 
nvr  ein  einziger  hartherziger  Ghimigna  befind 

'^  Ich  glaub«  durch  ilie  öffentliche  Erwihiiimg  dUml- 
b^n  in  diM^r  allgemeiD  gelesenen  Zeitachrifc  dsnid* 
bAn  tvin  bleibandef  DAnknual  an  errichtoD.  In  daa 
ffiir# rik  def  Hrn.  L«ndr.  von  Heliermanm  wmdea 
dfirrh  rn-rb  f  n,  in  denen  des  Urn.  vom  Wm^äak 
187,  iit  Af^ni^n  dm  Wtn,  HAuptm.  von  Heliermmmm^ 
m  Arn  WnrrtinUnhnn  42  «uf  ihre  Veransulcvag  lu-' 
A^r^^lrii'K  ^AiM^rTr.  OI>iger  Hr.  von  IVendem,  der 
kU  t'nff  .^fff»»ff*  in  Gromtdolrf,  die  Hrn.  ikmi  GIv- 
^^h'9fp  rrv  fftßtnfinM  und  Balfans  n.  a.  liefMa  anch 
4'r/<'h  A*ffir4^  Ufiptim, 


~    119    — 

d«tii  betrachtet  dieser  die  ImpfluDg  einzig  nnd 
alkjiti  «Is  unversiegbare  reiche  Qi^elle  des  Er- 
iparbea  ^  yerachtet/  Medailleni  und  fordert  von 
d«m  diirfti|[8ten  Tagelöhner  für  jedes  Kind 
1  Rtfal«,  also  ftir  sechsi  Kinder  6  Rthl«,  vrel- 
dm  dir  aripe  Tagelöhner  und  Bürger  nicht 
biskhiejei  kann.  Er  muls  also  die  Kinder  dem 
Staat  diirch  den  Tod  entziehen  oder  durch 
Blindheit  nnd  .Lähmung  verkrüppeln  lassen. 
Die  ibtpere  Klasse  der  Stidtebewohner  ver-^ 
dient  keine  Zurücksetzung  oder  VemachlSs» 
<igu>ig«  Wie  leicht  wäre  diesem  Uebel  abge- 
holfSen,  wenn  der  dürftige  Städter  sich  von 
a^em  oder  einein  benachbarten  Prediger 
ifürfta  iinpfen  lassen!  Der  reiche  wOrde  von 
aelbst  den  Arzt  vorziehen ,  jedoch  müfste  je- 
BM  an  Oertem,  wo  der  Arzt  die  Armen  im 
Orte  umsonst  oder  für  einige  Groschen  im- 
pfon  wollte,  gar  nicht,  an  andern  aber  nur 
dam  notorisch  Armen  nachgegeben ,  oder  ein 
unentgeltlich  auszustellendes  Armenattest  von 
einer  einzelnen  Magistratsperson ,  von  dem 
Prediger  oder  Rector  etc.  zur  Bedingung  ge- 
macht werden.  Dieses  Attest  müfste  der  Im« 
pfer  zu  seiner  Rechtfertigung  ein  Jahr  aufbe- 
wahren* Eine  solche  Verordnung  würde  man* 
die  gute  Würkung  hervorbringen«  *) 

*y  SoUt^n  die  Sckuublattem  allgemein  werden,  so  mus« 
gen  eie  nicht  gani  allein  Quelle  dca  Erwerbes,  aon- 


—    lai 


1  « 


*       V 


S' 


vn. 

Geschichte 

•  einet 

glüGklich   geheilten  Pemphigus 

durch  die  Belladonna. 

Vom 

Hofmedikus  Henning  zu  Zerbst. 


iV-Lit^  vieler.  Verwunderung  und  mit  herzli« 
cliem  Bedauern  h^ue  ich  die  Erzählnngen  so 
manches  redlichen  Arztes  über  den  Pemphi-  > 
gas  und  dessen  Unheilbarkeit  gelesen,  ohno 
dafs  ich  mir  nur  selbst  den  Gedanken  ein* 
kommen  liels^  je  eine  Erfahrung  dieser.  Art 
npchen  zu  wollen,  um  über  die  Heilbarkeit:^ 
oder  Nichtheilbarkeit  dieses  Ueb.els  richtig 
etwas  versuchen  nnd  urtheilen  zu  kSonen. 


Noch  0(9.  hatte  ich  anoh  in  memar  iwaiua|y 
jährigen    Praxis    Gelegenheit  gehabt,    dieaei 
acheusliche  Uebel  lu  sehen,  und  konnte  aIio# 
aufser  was  ich  darüber  gelesen  hatte,  in  nidilil 
ZDits|>rechen.     Ganis  unvermnthet,    ohnedallf . 
ich  Rechnung  darauf  machen  konnte)  ward 
mir  das  Schicksal  zu  Theil^  im  hiesigen  Zacfat- 
hause  eine  Frauensperson  krank  lu  bekomm 
men,   die   nach  halbjährigen   yielEachen  Lei- 
den endlich  an  einem  :v^ahren  Pemphigus,,  so 
wife  ihn  einige  Scfarifsteller ,  besonders  llm> 
Dr.  Jl^inhard  in  Leipzig  schildert,,  erkrankte^ 
Die  Erscheinung  dieses  Uebels  machte  miek. 
so  stutzig  und  traurig,   dals   ich  diese  arme. . 
Perton .  schon  in  Gedanken  ftir  verloren  an«! 
sah,  und  nur  das  Mitleiden  mir  sagte:   »yer» 
suche  alles!« 

Am  6.  Mai  ido3  wurde  eine  arme  Wefba- 

■ 

person  Charlotte  Sehr  -^  Armuths  halber  in 
das  hiesige  Zucht-  und  Arbeitshaus  abgelii^ 
fert,  weil  sie  sich  über  dem  Betteln  hatte 
betraten  lassen.  Diese  Person  sähe  seht  ge* 
sünd  aus  und  hatte,  aufser  einer  geringen  Knri-' 
athmigkeit,  keine  Spur  irgend  etner.  Kranit- 
heit  sin  sich.  Sie  sähe  wohl  genährt  ausj  wtf 
ihrer  Aussage  nach  an  einem  österreichischem 
Soldaten  yerhenrathet  gewesen  und  war  Bi^rlw 
acjhen  3o  und  40  Jahre  alt  Sie  war  kanifaf 
Wochen  in  detooi  hiesigen  Arbeitshaus,  txtii 


«  ■ 

iMtielitere  willig  und  gern  did  oestimmte  Ar- 
hüt^   ohne-  d&fs  je  über  sim  wäre  Klage  sa 
fiikreB  nothig  gewesen;  überhaupt  war  diese 
Fenotfi  Ton  einer  mhißen  nnd   sanften  Ge* 
mBthsart  ^  TertrSglioh  und  unverdrossen ,  war 
*  lilidiy  'dm  sie  sehr  arm  war,  omit  ihrem  Schick*«! 
eile  sehr  snifneden;  als  sie  auf 'einmal  sich 
.  «Wir  heftige  Brustschmerzen  ^u  bekhrgen  an« 
r  fiojg^  dabei  verlor  sie  allen  Appetitf  ward  zu- 
i'  sdtends  matt,    und  fieberte  heftig.     Da   ihr 
: '  jPnla  keinen  e^fxündtidmB  Zustand   Terrieth, 
^'  anob  nicht  offenbare  Spuren  gastrischer  Un^ 
.  eänhiungeipi^  da  waren,  sie  gehörig  menstruirc 
;   wir,  nnd(  um  sich  zu  verstellen  ztf  aufrichtig- 
eich  bishisr  betragen  hatte,    so    befragte  ich 
SBe>'  ob  ^ie  irgend  vor  ihrer  Inhaftirung  krank 
gewesen  sey ,    oder  sonst  auf  eine  Art  eine 
Vertetsung  als  Fall,  Stols  ii.  s.  f.  erlitten  habe. 
Da  sie  aber  dies  alles  mit  Nein  beantwortete, 
tie  nur  eine  gehabte  Erkältung  schuld  gab^ 
ao  muiste  ich  diesUebel  für  einen  rheumaf^' 
tisiihen  Zustand  halten,  zumal  da  unsre  Oe» 
üiaigenen  sich  mit  dem  Waschen  häufig  tn 
beschäftigen  haben*    Ich  verordnete  ihr  daher 
eine  Mixtur  aus  Spirit.  Minderen  §/   Tinct.' 
Antimonii  Husfh*  5/    A/juae   Sambuc.    §/V., 
nnd  liels  dai^on  alle  zwei  Stunden  einen  Efii«< 
löffel  voll  nehmen^   die  schmerzhafte  Stelle 
aber  mit  der  fluchtigen  fialbe^einreiben«   Plötz- 


liob  abw  sog  sich  der  Scliinerx  BMh '  di» 
rechten  Hypochc^Bdrium  unter  des  'Iuhmb 
Hippen  9  und  schien  daselbst  sich  in  fixlffiB|. 
auch  schwoll  der  Magen  stark  anf^  die  Zaaigt 
belegte  sich  mit  einem  schmuttigen  SohlttiM^ 
•s  stellte  sich  Neigung  um  ErbreohtfR^Ci%: 
der  Pols  fieberte  stärker,  die  Respiratiba  iMa 
kurz  intenrumpirt 9  der  Durst  heftig/ di«;Qifi. 
nong  sparsam  und  wie  verbrannt^  tief  üa  I^'. 
teilcibe  fühlte  sie  Bewegungen,  wie  nsBilla^ 
Franen,  die  die  Periode  bekbmmeo  aolU»^ 
anch  war  der  Kopf  heftig  eiagetnonODeB^  jdio^ 
Haut  gespannt,  heifs  und  trocken.  Ich  Ulfr 
Senfteig  auf  die  Waden  legen»  ein  aiwgi^ 
ohend -dystier  geben,  und  zu  obiges 'MniBt 
30  Laudanum  Liquidum  mischen.  Aftieb|ia 
bekam  '^ie  ein  heftiges  Blutbrechen-^  woSei 
aogl^ch  einige  Spulwürmer  mit  ausgebrodm 
wurden.  Der  Schmerz  in  der  Brust  stifg  bia 
luim  ErstiokeUf  und  ein  anhaltendes  Winaab 
linderte  ihr  die  folternde  Brustempfindimgi. 
Unter  diesen  Umständen  ward  ich  g^rufeis.  hik^ 
fand  die  Kranke  bis  zum  Sterben  matt,  Söhwaek^ 
und  sprachlos,  den  Puls  äuGierst  zusaaunen^ 
gezogen,  den  Unterleib  gespannt  anfgjetriä-^ 
ben»  am  rechten  Hypochondrium  besondatt 
schmerzhaft  und  abgetrieben.  Ich  lie£s  äo* 
niaich  von  erweichenden  Mitteln  warme  Ih»» 
auf  den  Unterleib  I^en,  in-  dar  Lc«^ 


llerge^e^}  die  ich  rorzuglicli  hh  die  Qaellif 
dte.  Uebels  ansah,  die  Quecksilbersalbe  mit 
JüaiobTittifs  XU  gleichen  Theilen  einreibed,  und 

'  idb  Standen  fünf  Tropfen  Laudänum  mit  ei- 
Bern.  E&IöfFel  toU  Mandelöl  und  Feochelwas- 

.  fear  iiehiaen*  Hietauf  legte  sich  dieser  Anfall 
«lid  idp  fand  die  Kranke  den  andern  Morgen 

•  'Kesä^r.  Sie  hatte  einige  Stunden  gelchfafen, 
itark  geschwitzt,   und. der  Blhtautwürf  hatte 

.  .^Qiöhgelassen.  Eine  auffallende  Heiseikeit  U&d 
iH^meine  Schwäche  zeigte  sich  besonders, 
w6  wie  ein  steter  kitzelnder  Husten,  bald  mh 
,bftld  ohne  Auswurf,  der  nur  einem  schleimi- 

'  -  ■ 

'  gen  Speichel  ähnlich  war.  Appetit  hatte  die 
Kranke  gar  nicht,  hatte  auch,  au&er  einigen 
Tatseii  Hollunderblumenthee  nichts  zu  eich 
glommen»  Dieser  Zustand  hielt  eiinij^e  Wo- 
cheii  hindurch  abwechselnd  bald  mit  einiger 
BdeiUiterung ,  bald  mit  bedenklichem  Sym- 
•^lomen  yerknSpfi:  an;  auffaltend  war  es  aber, 
dafs  diese  arme  Person:^  so  oft;  sie  einen- Blut- 
uawurf  erlitte,  allemal  einige  Spulwürmer 
1^'  ausbrach.  Gewöhnlich  stellte'  sich  atich 
der-Blutauswürf  um  die  Zeit  der  mönadiohion 
Feriode  ein  ^  und  allemal  war  das  Gefühl  in 
der  Lebergegend  am  empfindlichiten ;  oft  err 
streckte  sich  auph  der  Schmerz  bis  zur  Herz- 
grube, wo  alsdann  suffokatörische  Symptome 
eiBlnittai,  die  dann  nach  Reiben  und  Umla- 


gta  TOB  SoiftMg  widittii;  alM  nrnhfjfi^tj^ 
•paktUcher  Natw  warei^.  Qeligie  Mitt^  ft4fii^ 
nen  der  KrimkoB  am  besten  an  beJu>(|MM|[ti 
welche  ich  dann  mit  er j^ffioenden ,  'oda*^^  niRJi 
Beschaffenheit  der  Umstände  mit  k^WBVpMb 
landen  yereinigte.  Oft  erschien  in  d^  ßfailjlt 
gängln  ein  blutig  scfaleimiger  Abgai^;  yfji 
erfo^lte  dieser^  4^  ^^^  grö£itentheila  4W.:4|^ 
weichenden  Clystieren  zu  yerdankeii  JhpJHi 
so  hatte  die  Kranke  in  der  fast  ^^ht^Mr 
schmerzhaften  Lebergegend  gro&e  Frlijiittii 
ning.  Auffallend  war  die  Geduld  4^e9|Mr  jit 
men*  Person  9  und  nur  ein  schwacher  84MP  < 
von  Qessemng  vermogte  bei  ihr  alles  }^  ^^ 

so  abgezehrt  und  jLr<^^>  ^^  ^^nif^jli^ 
Stande  war,  sich  ohi^e,  Hülfe  ^ns  dem  ^^ifp 
m  bewegen*  Ich  konnte  unter  fdiesf^i.jQmi 
ständen  auf  nichts  anders  mein  AxigjtnjAmj[ 
haben,  als  auf  eine  Induration  der  Le^ha^ m^ 
des  epiploitischen  Systems,  mit  ;fermia$iy 
Complication.  ,      .  .  , 

Da  sich .  einige  Zeit  lang  wührend  dijF 
Gebrauchs  obiger  Mittel  der  Zustand  der  Kvu^ 
ken  in  etwas  g<::bessej:t .hatte*  so  TemrdB«9 
ich  nächst  den  Einreibungen  in  der  Lebeig^ 
gend ,  die  Diguaüs  purpuraa  mit  dem  Qu^ ' 
cktnexfraitf  Abends  «ber  vor  Schlstengel^eii 
einen  halben  ^  .Gran  .?er5iiCi:es  Quecksilber. 
Dieser  Heilplan  schien,  von  grgfiem  Nut^KygKSU 


.  .—     127   ^r- 

:.  jff^fl'y  «ad  nur  selten  erschien  ei4  AnfaU;  fg- 

.-s"  i9%PM^  Beachwerdeq  9  di^,.  wenxi  »ie  ja  kamqif, 

^  ,ifi|ifiih    sehn  Tropfen   Laudanum  und    einen 

;  lIEIi^ffel  Leinöl  besänftigt  wurden.    Die  Kranke 

^  fippilde'  qiuntrer^  naiim  wieder  etwas  zu^  und 

^  jübielt  '€iia  lebhafteres  Ansehen,  auch  leigte 

^  -ifipb  wieder  mehr  Eislust  ^  die  freilich  manch- 

^pi|i  auf  Dinge  yerfiel,  die  ich  nicht  gestatten 

iUüfAte.    Auch  erschien  die  monatliche  Rei- 

JKilgiiBg  wieder«    So  W4ren  beinahe  drei  Mo-- 

.  jHlte  f;erstrichen,  als  sich  auf  einmal  ein  krätzi- 

^  ;fpr  Ausschlag  äulserte.    Nun  glaubte  ich  gana 

i  'jgtßfl^j  obgleich  die  Kranke  hartnäckig  leug* 

'-.  .Hate^  je. von  dieser  Krankheit  befallen  gewe-^ 

mßx  sa  seys,  da(s  eine  aurüdkgetriehene  Kräts^ 

^IMWbfe  an  allen  Erscheinungen  Ursaoh^ejr«  ^) 

Iah  jmderte  meinen  Kurplan  i^  etwas,   ret- 

.kiqkd  einige  schwefelhi^ltige  Mittel  mit '  den 

9Üg«n  und  heilte  nach  einigen  WoeheDL  die 

lttink#   von   diösem    Ausschlage.     Allein   «i 

.HPtf^Mm  Leidwesen  erschienen  nunralle  obige 

'ZnJEÜUe  wiedeir,  die  arme  Kranke  erbrach  Eiter, 

^  Wodi  immer  kann  icb  mick  nicbt  übenimigflaj,  dalt 
4i«to  ü^jrankhm  nucl^    dei    vtrawij^en    Wiekiäatm* 

■    Thfii^tie,  ia  dar  Q9g^vu%  g^yfiuet  Xiu 

ob  sie  gleich  in  teii^ein  niedlicihea  Werkeben :  übfr 
die  Aeuolo^e  der  Kraue  «bgebildet  sind!  Ich  gUi^ 
'  be  immer  nocb,  sie  beAel^e  in  einer  beaondeni  Bd> 
Aiisdiung  der  Safte  d«t>Hft«torganf,  dia  mit  d^aU- 
yyrn^  L/mphniaisa  in  Verbioditaf  9Uhml'^  ■ 


"      / 


Bhtt,  Würmör,  bekam  wieder  die  li6Ai|jKJMi 
Krämpfe  y  und  kurs,  d^s  ganze  rite  Lied^fiiiA 
wieder  erneuert*  Ich  mufae  also  wie^tf'A 
anfangen  9  wo  ich  stehen  geblitben  waörV  'Mi 
mit  vieler  Mühe  konnte  ich  den  Sturm  in  drfe 
Maschine  wieder  beruhigen.  Die  Kradlto  4i^ 
holte  sich  doch  und  da  wir  uns  dem>'FHil- ' 
fahre  wtied^  näherten ,  auch  di^  Zeit'  ih^ 
Entl^jsiift'g  heranrückte,  so  glaubte  ich,  Afc 
sie  2u  der  Zelt  ^ewib  hergestellt  sejm^VfUlft 
Ich  hatte  die  Kranke  wohl  in  >iet  Ml 
sechs  Tagen  schon  nicht  mehr  gei&eheta,'ii|i. ' 
mir  auf  einmal  gemeldet  ward,  dafs'  sie^flhir 
den  ganzen  Körper  einen  Ausschlag.  y<m||tüi 
besonderer  Art  bekommen  habe;  So^fteidi^d^ 
iuchte  ieh  die  Kränke,  fand  sie  im  hefiigiiM  - 
Fieber,  mit  trockner  Haut,  hocbrotherFslIlito 
im  Gesichte,  grofser  Aesgstlichkäit,  -geheäin* 
ter  Rlsspiration,  vielem  Durste  im  Bettli  lie- 
gend, sie  konnte  k&nm  sprechen^  äuTs^f^'^yi^ 
kraftet.  lieber  den  ganzen  Körper,  •  Vonitjg^ 
imGresicfate^  amHalse  und  auf  der  BrusrfNiit'die 
mit  einem  •  AuaschUige  befallen^  der  niidÄsiiAi 
bnuiogelbe  Blasen  eines  preufsischen  Offoschea 
grois  bildete.  In'  diesen  Blaset^  war  eine  ^elb> 
lichte  seröse  Feuchtigkeit,  die  weHA  's!fS  as£ 
der  Haui:  nach  £rö&iung  einer  älase  hi^Ue^ 
sogleich  die  Haut  heftig  reitzte  und  bi;|iüitk 
Vom  Kopf  }>is  auf  die  Füfse  war  sie  >4pmit 

b#- 


-    —    lag    *- 

ll^edttp  und  klagte  uf>er  ein  kaum  zu  citlta- 
Mfide«  Jucken  und  Brennen: 
:-.'  «Idh  gestehe  gern^  dafs  ich  in  dem  ei^sten- 
Üittgenblicke  nicht  Wulste^  wofür  ich  die«a 
Ibwbeinung  JiaLten,  und  was  für  einen  Na- 
mm  iob  dem  Kinde  geben  sollte;  verordnete 
Ithair^^niirr  ein  lauwarmes  Fufsbad  und  reichte 
^nudercjFsgeisti  mit  Klapprosensaft;  weil  ich 
jpiuhfr  '^  iiii  soy  eine  det  filatterrose  ähnliche 
JlipBschlagskrankheity  durch  unterdrückte  Aus- 
4iitistbog  entstanden«  (Denn  schon  war  die 
Kranke  wieder  im  Arbeitssaale  gewesen^  und 
iMttesioh,-  um  sich  die  Zei^  zu  verkUrzeoy  mit 
Slruinpfstricken  '  beschäftigt. )  Auch  sah  ich 
dtie  Kranke  gegen  Abeiad.  Allein  des  andern 
Morgen^  erschrack  ich,   als  ich   diese  Elende 

ttfal^  und  über  wie   mit  grindigen  Eiterbeu- 

■ « 

Ion,  übersähet  sah,  und  diejenigen,  die  ich  ge* 
gteitL  aufgestochen    hatte,    in    dunkelbraune 

•diwärze  '  Schorfe  verwandelt   erblickte.     Un- 

■        •  *  \  ■ 

lüiUbar  waren  die  Beulen,  am  häufigsten  aber 
Im  Gesichte,  auf  der  Brust  und'  auf  den  Armen. 
/  Unter  diesen  Erscheinungen  eotechlofs  ich. 
mich,  mit  der  Belladonna  einen  Versuch  zu 
tnachen.  Ich  fieng  also  getrost  >und  piit  inni- 
gem Zutrauc*n  im  Februar*  v.  J.  an,  dieses 
ICittel  anzuwenden,  und  gab  alle  vier  Stun- 
de&'  die*  ersten  Tage  hindurch  einen  h;(tben 
Graä  gepulverte  Blätter  mit  etwas  iivucker  ab* 

Jonrii.XXLB.  x.  St.  I 


.  gerieben.     Gleieb  w  enten  Dosen  Terunacb* 
'  ton  hti  dieser  äu&erst  ichTvachen  Kranken  dif 
^wc^Uchen  Errolga,  als   Schnriadel,  Trol 
fcraheit  im  Halte,  DoppeUeheo  u.  s.  f.     IM 
ioh  4itiv  nnn  dutqhatn  '  vorgenommeo    batl 
mit  heilem  Mittet;  Mhlechthia  so  lange  in  sti 
gAnd«n    Gabeii   foitmCilirenj    bis  ich    einig 
VerinderaDg  gewahr  werden  würde,  so  mu&j 
ti»  nai^  Tier  TcgeA  (ii6.  Febr.)  einen  gans€ 
Gran  pro   Dosi  n<U)meiL     Nach   deni  ersti 
Piilrer  bekam  die  Kranke  völlige  Bewnfadi 
•igkeit^  8diwii^delr~  aaiie  alles  doppelt,  und  ve 
Lehrt,  iadeuen  half  eine  Tesse  taue   AAiU 
den  bald  ab;    naeb  dem  zweiten  Pulver  ei 
/olgn.dMielbe  Zuitaäd  mit  vieler  Ang»t, 
auf  nach  einer  Stunde   eia   heftiger  Schw^ 
,  erfolgte.     Das   dritte  Pulver  verursachte  bla 
einige  Zuckungen  in   den  Extremitäten ,    u 
auf  daa  vierte  erfolgte  ein  blos  lautender  h 
tig' stickender  StuhlgBug.     Am  i.  Mars  wi 
de' die  Gabe  «bermals  um  einen  halben  Gri 
ventfi^kt;    büi  dahi4  aber  hatte  sich  in 
•ioht   des  Austcbla^  noch    nichts   verändei 
Die  Krank»  waf  immer  noch  elend, 
'    abgelehrt,  und  jammvte  über  Brennen,  JijcMli . 
und  :Sehmera.     Die  Diät,  die  ich  bisher  Int^f 
beobachten  lauen;    bestand  grö|staiithett»^||^. 
Hafertddeim  ^it  tiitrenentaft,  dSnnnrndMii|t',: 
brüh*  mit  Granpsü«  Nudeln,  Oria«  ii.f«,'|u^. 


1  Ab 

idertA 


—    i3i    — 

ÄudRi  liefs  ich  isuweilefi  ein, halbes  Maafs  Ter* 
domites  Bier  reichen»,    Vom  i.  März  an,  wo 


I 


Kranke  i|  Gran  des  Mittels  bekam ^  und 

einige  Tage  datnit  fortgefahren  war^  änderte 

dch'  die  Scene.     Der  gröfste  Theil   der  Ge-* 

.  tjchwiire  trockni»te>  lind  die  schwarze  faulichte 

'  oder  *  brandige  xCruste  fiel  ohne  Schmerz  ab^ 

['  Woirnnter  die  Haut  schön  roth  und  rein  er* 

ichien.     Gern  hätte  ich  nun  ein  lauwarmes 

Bad  nehmen  lassen;  allein  die  Kräfte  der  Kran-* 

"^ken  verstatteten  mir  dies  nicht;  wiewohl  ich 

vöilig  überzeugt  war,    dafs  erstlich  durch  ein 

laues  Bad  das   Hautorgan  gereinigt,    sodann 

von  seinem  krampfhaften  Zustande  befreiet,  so 

wie  auch^   da  die  Kranke  so  äuFserst  reizbar 

Wit.    gäwifs   in    ihrem   Nervensysteme    eine 

grofse  Bei'uhigung  erfolgt  seyn  würde/ 

Hin  und  wieder  erschienen  zwar  neue 
Pusteln,  allein  doch  nie  mehr  von  der  vori- 
gell  Grofse  und  Umfangt  es  wurde  daher  mit 
der  Belladonna  fortgefahren.  Auch  fieng  die 
Kranke  an,  sie  ohne  alle  Unbequemlichkeit 
SU  ertragen,  nur  beklagte  sie  sich,  dafs  sp 
o|c  sie  ein  Pulver  nehme,  sie  allemal  eipige 
Zeit  nachher  eine  brennende  Empfindung  Im 
Rabe  und  nachher  im  Magen  verspüre,  wes«» 
halb  ich  ihr  anrieth ,  jedesmal  cioe  Tasse  Ha-» 
fe'rgrUtae  nachzutrinken.  .Bis  zum  t5.  März 
'  ging  die  Sache  ununterbrochen  fort>  der  Aus- 

la 


< 


—    i3a    .— 


i 


sciilig  nahm  abi  die  Kranke,  die  vorher  k^itit 
Nitcht  geschl'fen  hatte,  bekam  NachtnÄei 
und  mit  dieser  erachienen  die  physischtsn  KdLf- 
tH|  die  bis  dahio  noch  immer  sehr  geman« 
gelt  hatteji.  Sie  verlangte  nun  einige  Tage 
ohne  Arinoi  lu  aeyn,  und  aus  dem  Bette 
blüiben  zu  diirfoni  welches  ich  ihr  auch  um 
6o  lieber  gestattete,  um  zu  sehen,  ob  die.  | 
Sache  von  reeller  Wirkung  sey  oder  mcht^ 

Zu  meiner  nicht  geringen   Freiide  giflg*   j 
alias  gut|   und  ob  ich  gleich  die  Kranke  ybm 
i5.  bis  2i4*  März  ohne  alle  Arznei  IiefS|  so  er*, 
.schien  doch  nichts  vom  Ausschlage,  das  mir. 
auffallend  gewesen  wäre.     Mit  dem  aS.  Man 
!Iong  ich  die  Belladonna  wieder  j^n  und  gftb^ 
zu  jeder  Gabe  nun  .zwei  Gran ;  dabei^  liels  4di 
der  Kranken  ein  bitteres  Elixier  nehmeui  ireil 
sie  sich  über  schwachen  Magen  beschwertcf, 
und  offenbare  Symptome  einiger  Verdauungs* 
fahler  äufserte.     Sie  befand  sich  auch  in  eini^ 
gen  Tagen  besser,  und  nahm  nun  unverdros« 
aen  ihre  Pulyer  bis  zum  Anfange  des.  Apribj^ 
wo  ich  denn  noch  zu  jeder  Gabe  einen  Gi«n 
zusetzen  liefs.     Vom  Anfange  Aprils  an  liefs 
ich  die  Kranke  alle  Morgen  und  Abende  mit 
der  Abkochung  von  Kleie   und  Seife ^Qberall 
waschen,  und  nach  dieser  Expeditron  allemal 
in  Bett  gehen«     In  der  Mitte  des  Äprila  war 
neine  Kranke  völlig  rein,  ihre  Haut  ohne  alie 


—     i33    — 

Pusteln    nnd^  nicht    das    geringste    MerkmaT 
aü&erte^ich  mehr  vom  Wiederkebrendem  Aus* 
^chlal;e^     Dem  alleü  ohnerachtet  aber  lieh  ich 
YÖiD  i4*  April  An  nur  tägh'ch,  nämlich  Mor- 
gens und  Abends,    ein  Pulver  von  drei  Gran 
•  •  'der  Blätter  nehmen^  am  Tage  aber  verordnete 
'ich  den'Aufgufs   aus   Baldriafn  und   Nelken- 
>    wiiris^l.     Auch  liefs   ich  sie   von  dieser  Zeit 
'    an  aus  dem   Krankenzimmer  in  dem  weibli- 
'. ,  dbi^n  Arbeitssaale  täglich  einige  Stunden  zu- 
bringen, und   auf  den  Korridors   des  Hauses 
bei  heiterer  Witterung  umhergehen,  damit  die 
-  Kranke  theils  einige  Veränderung  uüd  Zer- 
'  Streuung,   aber  auch  einige  Ermunterung  ge- 
ttifefsen  könnte.    Am  Ende  des  Aprils  war  ei- 
gentlich die  Zeit  ihrer  Entlassung;  allein  auf 
mbine  Vorstellung  ward  sie  bis  Ausgangs  Mais 
im  tlaiise  behalten ,  utn  sie  ganz  gesund  und 
sicher  entlassen  zu  können. 

Bis  zum  Anfange  des  Mais  ^mufste  die 
Kranke  Tag  fiir  Tag  noch  iJbre  Arzneien  ge- 
hörig fortbrauchen,  sich  allen  Verordnungen 
unterziehen,  und  die  ihr  vorgeschriebene  Diät 
pünktlich  halten,  welches  sie  dann  auch  mit 
aller  Folgsamkeit  that.  Meine  Kranke  hätte 
also  im  Gahzen  während  ihrer  Kur  278  Gran 
oder  4  Drachmen  38  Gran  Pulver  der  Bella- 
donnablätter yerzehrt,  und  wurde  zu  meineiv 
grofsen  Freude  ,>  selbst  zum  Vergnügen  aller 


—    i36    — 


vm. 

TraurigQ    Folge» 

einer 

durch  eine  seröse  Bräune 

■      ■         -        ■      .  .  * 

▼  eranlafsten 

Vereiterung     der     Luftröhre. 

Vom 

. Hofmedikus  Henning,  - 


« 
1 


Urin  hiesiger  Bierbrauer  und  Böttcher  Gr^^^ 
52t  Jahr  alt,  bekaiu  im  März  d;  J.  einen  An- 
fall von  Halsweh,  wobei  er -einen  Wundr 
arzt  um  Rath  fragte ,  welcher  ihm  auch  gani 
zweckdienliche  Mittel  angerarhcn  hatte.  Die*' 
ser  M'\nn  liebte  s«;hr  das  hiesige  starke  Bit« 
terbier  und  trank  auch  daneben  seine  hin- 
reichendd  Föftion  Branntwein.  Er  war  ein 
langer  hagrer  Mann,  liebte  sehr  die  Baquim- 


—    i55    — 


•    Sollte  sjch  wohl  diese  Krankheit  als  eine 
Fotm  darstellen,  zu  der  ein  sogenanntes  Mias- 
ina  erforderlich  ist?  —  und  sollte  dieses  Mias- 
flia  sich  per  Contactum  fortpflanzen  und  wei* 
ter  Terbreiten  ?  —  sich  auch  wohl  eine  Zeit  > 
lang  in  unsrer  Maschine   aufhalten   können^ 
bis  dnich  irgend  ei|ie  sogenannte  Opportuni- 
tät die  .völlige  Entwickelung  und  E^rscheinufig 
'^folgte?  —  Endlich  noch,  wäre  es  wohl  mög- 
lich^ dafs  z,  B«  Krützgift,    wie  hier  der  Fall 
wi(r,   sich  so  umändern  könnte,'  dafs  durch 
.apeciellere  und  ganz  eigene  Veranlassung  itt 
irgend  einem  öder  dem  andern  Subjecte  eine 
ganz  andere  Krankheitsform  erscheinen  könn- 
te, die  sie  eigentlich  der  Natur  nach  nicht 
hat  —  und-  sich  gleichsam  als  ein  Amalgama 
▼efschiedener  in  einapder  wirkender  Poten- 
zen darstellte?  —  ; 


—     »36    — 


vm. 


I 

i 


TraurigQ    Folgen 

einer 

durch  eine  seröse  Bräune  ^     - 

/ 

▼  eranlafsten 


i 


.  s 


Uria  hiesiger  Bierbrauer  und  Böttcher  Gr^-^y 
52  Jahr  alt,  bekaiu  im  März  d;  J.  einen  An- 
fall von  Halsweh,  wobei  er -einen  Wund- 
arzt  um  Rath  fragte ,  welcher  ihm  auch  gani 
zweckdienliche  Mittel  angerathcn  hatte.  Die*' 
ser  M.mn  liebte  s«;hr  das  hiesige  starke  Bit-^ 
terbier  und  trank  auch  daneben  seine  hin« 
reichendd  Portion  Branntwein.  Er  war  dia 
Unger  hagrer  Mann,  liebte  sehr  die  Baqu&m- 


Vereiterung     der     Luftröhre. 

,  .Vom 

. Hofmedikus  Henning*  - 


f"    '39 

;  h»fp%  zitt$mmeißf^of(fin\  die  b^  m  di«  Pa- 
roli« ^i^^v  Seite  lienrnf  atieg.    O«  icll  «ibe» 
dafii  $n  keine  Zerüieilung  «u  denken  wer»  $o 
Heb  ich  erweicheiide  Breiumsclilage  ui- legen, 
;'nm'Aob»U  eb  möglicli«  ^e  Geschwulst   nri 
.  JUifo  in  bringen,,  damit  nicbt  etwa  dnr^b  obn- 
^gcfilhff  nach  innen'  zu  die  Sacbe  lieh  einen 
Aneyeg  bahnen  mögte,  der  fiir  den  Kranken 
mii  so.  nachrheiliger  werden  konnte.    Meine 
Wraimhniijg  ward  leider  achon  einige  Tage 
nichber  erfiillu    Der  Kranke  konnte  kaum 
■;adilvckenf  nnd  mit  der  grö&ten  Mühe  braphte 
e^  einiga  Läffel  Haberschleima  hinunter;  je^ 
dea  Anmeiioittel   verursachte   don  heftigsten 
Rei«  tum  Ersticken;   denn  innerlich  war  der 
Gauoibogen,  die  sogenannten  Mandeln  .(7brt» 
Miae)f   das  Zäpfchen  '(^f^vulA)^  sum  zerplaz« 
aen  angeschwollen  und  entzündet*    Das  Fie-* 
4>^  war  hoftig  und  der  arme  Kranke  konnte 
nicht  -  einen    Augenblick    aufser    dem    £ette 
dauern,    dabei   gab    er  einen    fremdartigen 
-^igukz   auffallenden   knarrenden  Ton  au$   der 
Luftröhre  ypn  sich,  A&r  mir  gleich  nichts  gu« 
taa  für  dieses  Organ  yermutben  liefs.     Am 
A3b^d  war  alles  noch  schlimmert  und  ich  be* 
fürchtete  nichts  gewisser,  als  yöllige  Suffoca** 
tion,    .Dämpfe. yon  Flieder  in  Milch  'gekocht, 
üeiTsiges  Pinseln,  bthutsamea  Ai^sspytitseii  des 
Halses  aifleicbtertiBn  nur  kurae  2eit^  brachten 


fiter ^  freier.  Bild  Uo^mbi«  geworica»  Idi 
li^fs  64  bei  der  Verordsniig  bewenden»  vad 
lieEi  nar  sock  SuMpismen  en  die  Waden  1^ 
geo.  Den  Morgen  nachher  schien  aDns  eia 
betserea  Ansefan  m  geif innen,  luid  ick  holla 
icbon^  eine  Töllige  Zeitheilong  dea  ganzaa 
ZnKandes  erwarten  an  dürfen.  Allein  am  den- 
talben  Tage  gegen  Abend  steUte  «idi  rom 
neoeat  ein  befiigeft  Fieber  mit  io  heftiger 
Vef»chlimoiening  aller  Zufalle  ein,  dab  ich 
noch  io  dieter  Nacht  eine  Errtickang  an  be* 
filrcbrfrn  Urtach  hatte.  Der  Hala  war  heftig 
goichwollen,  dicke  und  hart,  die  G^end  dei 
l««rynx  to  aufgetrieben,  daia  ich  nichts  an- 
dm*«  ah  SitlFocation  befürchten  mulste.  Da- 
bei der  Pols  äolserit  klein,  hart,  geschwind, 
die  Unruhe  stieg  aufs  höchste*  Da  der  Kran- 
ke den  Tag  keine  Oefaung  gehabt  hatte,  so 
verordnete  ich  ein  erweichendes  Gly^tieri  nnd 
nar.h  diesem  ein  lanes  Bad ;  um  den  Hah  lieis 
ich  Breiumschläge  mit  Opium  legen,  nnd  be- 
fahl (leirsig  mit  erweichenden  Decocten,  worin 
ich  Hnige  Tropfen  Salmiakgeist  tröpfeln  lieii, 
»u  gurgein,  auch  wo  möglich  das  Blaa;enpRa- 
•ter  KU  ernoueia.  Allein  alle  die^  Vorkeh- 
rungen, um  eine  Ableitung  dadurch  zu  erre- 

m 

f(nn,    waren  vergeblich,   vielmehr  hatte  «ich 

den  Morgnn  darauf  eine  so  grofse  harte  ent* 

ich«   Geschwulst  asur  rechten  Seite   det 


^  ,39  ±. 

I  ^ 

iaoTfnx  zusainaieiigezogeo',  die  bis  «o  die  Pa- 

roti«  4]ieser  Seite  herauf  stieg.    Da  ich  aabe» 

dafii  an  keine  Zertbeiluog  zu  denken  war^  so 

fiefÜi  ich  erweicheade  Breiumschläge  ur^legen, 

nm' sobald  als   möglich  die  Geseh>^ulst   zurs 

.   Heifo  zu  briDgen,  damit  Dicht  etwa  dur(;h  ohn- 

.gefähr  nach  innen  zu  die  Sache  $ich  einen 

.Ausweg  bahnen  mögte,  der  für  den  Kranken 

L.   nm  sOv  nach(heiliger  werden  konnte.    Meine 

P-  Viannmhung  ward  leider  schon  einige  Tage 


I' 


l 


nachher  erfdllr«  Der  Kranke  konnte  kaum 
aehlucken»  und  mit  dergröfsten  Mühe  braphte 
er  einige  Lö£Pel  Haberschleims  hinunter;  je«- 
des  Arzneimittel  verursachte  den  heftigsten 
Reis  zum  Ersticken;  denn  innerlich  war  der 
Gauoibogen,  die  sogenannten  Mandeln  >(7b/?* 
Mlae)^  das  Zäpfchen  (l^t^ula)^  zum  -zerplaz« 
.sen  angeschwollen  und  entzündet«  Das  Fie«* 
i>et  war  heftig  und  der  arme  Kranke  konnte 
nicht  *  einen  Augenblick  aufser  dem  Bette 
dauern  9  dabei  gab  er  einen  fremdartigen 
sganz  auCFalienden  knurrenden  Ton  aa$  der 
Lultröfare  von  sich,  der  mir  gleich  nichts  gu« 
taa  fUr  dieses  Organ  yermuthen  liefs«  Am 
Ab^d  war  alles  noch  schlimmer^  und  ich  be^ 
fürchtete  nichts  gewisser,  als  yöUige  Suffoca^ 
tion«  Dämpfe  von  Flieder  in  Milch  'gekochti 
ileifsiges  Pinseln,  bthutsamea  Apsspttitzen  des 
Halses  erleichtertien  nur  kurze  Zeit,  b|*a9htfn 


hatte  dufgehort,  der  Pub  War  schneit  und 
klein  und  die  Entkräftung  aufs  höchste.  Der 
Kränke  War  nicht  vermögend  den  MuAd  tu 
öfnen  ^  also  war  mir  eine  Untet'suchüng^  un« 
mögliche  Indess<3n  s^h  loh  wohl  ein,  data 
durch  ein  Heilmittel  der  Äusflufs  wieder  her»' 
beigesofaaft  werden  mufste^  Wenn  ich  den' 
Kranken  nicht  gerade  xml  Wbllte  ersticken  las* 
sen.  Ich  drang  durchaus  darauf  ^  dafs  der 
Kranke  durch  einen  Trichter  reizende  DämpGa 
einhauchen  innr^te^  welches  Auch  wahrlich 
von  dem  unaussprechlichsten  Nutzen  war,  vtL* 
dem  dadurch  ein  künstlicher  Husten»  2War 
mit  vielem  Schmerz  erregt  wurde ^  wodurch 
eine  grofse  Menge  Schleim  mit  blutigem  Ei- 
ter hervorgebracht  und  der  Kranke  erleichtert 
Wurde»  Morgens  früh  den  29«  hatte  sich  def 
Abscel's  freiwillig  gpofnet|  und  dadurch  eine 
ziemliche  Portion  Eiter  ausgeleert ;  da  ich  aber 
die  von  freien  Stücken  entstandene  Oefnung 
noch  nicht  hinlänglich  gtrofs  genug  fand » .  aa 
licfs  ich  Solche  noch  erweitern  ^  worauf  eine 
sehr  beträchtliche  Menge  eines  stinkenden  Ei« 
ters  ausflöfs«  Der  vorne  am  Larynx  seit  ge«^ 
Stern  entstandene  Fleck  und  Erhöhung  wären 
merklich  weicher,  und  schienen  sich  ebenfalls 
zum  Aufbruche  2u  fcrrmiren«  Auch  hatte  tlcr ' 
Kranke  eiae  beträchtliche  Menge  eines  ätilaerst 
tibolschmeckenden  Eiters  mit  Blut  vermiachr. 


—     l/n     — . 

"  nig.päer. nichts  veränclert^   daher  wurj«  mit 
Si|^jtseQ>^ Pinseln,   Pampfeinathmon  u.   s.  £. 
via  gestern  Mitgefahren ,'  auf  den  sich  for* 
'   nureiiden  Äbscels  aber,    um  da^  Reifv^erdei^. 
%a  besofalfeunigeja 9    noch,  dt*    Rmplastrum  a 
;  ihammat*  übergelegt,  und  die  UmschUge  fort» 
,  '  gfimiucht.     Sein  Zustand  war  in  etwas  bes- 
ser, als  gestern  Abend,  aber  noch  nicht  viel, 
l^,  auch  konnte  der  Kranke  ieiniges  vernehmlir 
f  cÜw  sprechen,  und  das  Pochen  war  auch  in 
einiges  minder.     Abends    berichtete  mir  der 
■   Wundarzt,   dals  alles  wieder  wie  gestern  ^ey, 
:  npd  der  Kranke  sey  sp  unruhig,  phantasire 
upd  könne  sich  gar  nicht  aufhalten,    er  be« 
furchte  bei  dem  schwachen  Pulse,    und  dem 
fortdauernden   Fieber  in   dieser    Nacht    eine 
Erstickung.     Ich  ging  sogleich  mit  ihm  zum 
Kranken,   und  fand  ihn  in  der  gröbsten  Ge* 
.  fiilir;    alles  war  wieder  auf  dem,  alten  Flecke» 
Die  Respiration  wurde  mit  der  grOfsten  DilFl- 
Ottltät   yerrichtet,    das  Rasseln  in    der  Luft- 
^hre  war  entsetzlich^  und  nur  schwach  durch 
2jeichen  äufserte  der  Kranke^   dafs  es  wieder 
heftig   poche    in    derselben.  .  Das    Geschwür 
Bach  aulsen  hat^e  sich  merklich  erhoben,  und 
war  beinahe  zunji.Eröfiien   geschickt,    allein 
ein  neuer  Abscefs  formirte  sich  gerade  vorn 
auf  dem  Larjmx  und  verursachte  heftige  Schmer- 
zen.    Aller  Auswurf  eines  eitrigen  Schleims 


—       l42^      — 

hatte  unfgehort,  der  Pub  War  ichiitft  «Äd 
klein  und  die  Entkräftung  aufs  h2fcliate.  Dar 
Krimke  War  nicht  vermögend  den  MaAdi  so:' 
öfnen  ^  also  war  mir  eine  Untet'sncbdiig^  li^' 
mögUch^  Indess<3a  s^h  ich  wohl  eia»  ätib' 
durch  ein  Heilmittel  der  Ausflufs  Wieder 'hfl^* 
beigesshaft  werden  nrnfste^  Wenn  ich  dek* 
Kranken  nicht  gerade  tu  Wbllte  ersticken  lis*' 
sen.  Ich  drang  durchaus  darauf^  dais  der 
Kranke  durch  einen  Trichter  reizende  DämpEs 
einhauchen  mufue^  welches  Auch  wahrlida 
von  dem  unaussprechlichsten  Nutzen  war,  in« 
dem  dadui  ch  ein  künstlicher  Husten  >  twar 
mit  vielem  Schmerz  erregt  wurde ^  wodnith 
eine  grofse  Menge  Schleim  mit  blutigem  Ei* 
ter  hervorgebracht  und  der  Kranke  erleichtcst 
Wurde»  Morgens  früh  den  29«  hatte  sich  d^ 
Abscel's  freiwillig  gpöfnet|  und  dadurch  ninar 
ziemliche  Portion  Eiter  ausgeleert ;  da  ich  aber 
die  von  freien  Stücken  entstandene  Oefnung 
noch  nicht  hinlänglich  grofs  genug  fand|.a6 
licfs  ich  solche  noch  erweitern  ^  worauf  eine 
sehr  betrachtliche  Menge  eines  stinkenden  El« 
ters  ausflöfs«  Dor  vorne  am  Larynx  seit  ge^i 
Stern  entstandene  Fleck  und  Erhöhung  wären 
merklich  weicher,  und  schienen  sich  ebenfalls 
zum  Aufbruche  tu  formiren«  Auch  hatte  tle!t*' 
Kranke  eiue  beträchtliche  Menge  eines  ätalaerst 
»bcfameckenden  Eiters  mit  Blut  vermiachTi 


I 


«•i> 


/  ^ 


-   »45  -        . 

Eiter  aiugeWorFen,  sich  .  zum»ö(terii  libök*  ein 
Brennen  nnd  Klopfen  in  der  Luftrohre  be» 
klagt 9  häufig  getrunken,  und  mitunter  yiel 
Hitse  geaulserti  auch  über  den  Schmerz,  der 
aich  bis  zur  5—- 6.  wahren  Hippe  der  reck- 
ten Brust  erstreckte,  beklagt,  uod  oft  schnell 
deshalb  aufges4ufxt»  *  Der  Urin  war  fumentös, 
der, Puls  geschwind,  roUer  wie  gestern ^  et». 
was  hapt.  Die  Mundhöhle  nach  hinten  zu  im- 
Bier  noch  nicht  ron  aller  Entzündung  frei^ 
geschwollen,  voll  eines  häfsUchen  stinkenden 
Schleims.  Die  Verordnung  wie  gestern,  und 
da  der  Kranke  gar  keinen  Schweifs  gehabt 
hatte,  wurde  ein  Versuch  gemacht,  ob  er  allö 
fier  Stunden  ein  Pulver  von  Extr.  Opiu  grf 
Kernt*  min,  grj  Sacchar  alb,  grx  und  eine 
Tasse  Thee  von  Liehen  Islands  und  der  Rad. 
Senegal  mit  Sj^rup,  de  AUhuea  nahmen  konnte» 
Abends  leider  war  alles  wieder  schlimmer, 
besonders  hatte  der  Schmerz  in  .der  LuftrdhffO 
und  tief  in  der  Brust  sehr  zugenommen^  die 
Respiration  war  ängstlicher,  der  Puls'  kleiner»- 
sdineller  und  härter,  auch  gaben  die  geöf-' 
neten*  Abscesse  mehr  eine  jauchigte  Feuchtig« 
keit  als  wahres  Eiter,  welche  heftig  stank; 
die  Mundhöhle  war  weit  mehr  entzündet 
und  angeschwollen,  ein  klebriger  mehr  keim 
ter  Schweifs  überzog  das  ganze   Gesicht   des 

Kranken,  der  Unterleib  war  gespannt  und  ein 
jQoni.  XXI.  B.  ^91.  I^ 


^   »44   - 

■ 

Biit.  Mlieesaft  in  geben»  und  lielt  übrigeiii 
die  Sache  wie  ge&tefn,  den  Absce&  äbm 
gehörig  ohirargiscli  behandeln.  Heute.  bUeb 
der  Kranke  leidlich,  yerlangte  auch  ^etWai 
filahruDgsmitfel.  Ich  rerordnete  ihm  d^ahaft' 
'  dünne  Kalbfleischbiiihe  mit  Eierdocter  fbg»#. 
rieben  I  und'  weiter  nichts  vorjeut  aU/  lei« 
eben;  eam  Getränk  rieth  ich  Habencblein 
mit  Sauerhonig.  Am  Abend  fand  ich  den 
Kranken  so  ziemlich,  und  nun  fieng  ich|  da 
er '.wenigor  Fiebnr,  etwas  muntrer  und  .  n* 
b'ger  ^ar,  selbst  Hofnung  sEur  würkficbäB 
Besserung  zu  schöpfen  an.  Der  geöfnete  Ab* 
SC'^fs  gffb'  viel  £iier;  auch  hatte  ^ich  der  ge* 
rade  auf  dem  schildf{$rmigea  Knorpel  des  La* 
ryiix  formirte  AbscaCs  in  so  weit.yeriqd^rd 
d'tfs  ich  ihn  durch  dea  Wundarzt  konnte  pf-' 
n/^n  lassen  ;  es  drang  bein  :he  ein  halber  Thea* 
köpf  eines  guten  miichweilAen  Eiters  hexam 
Auch  konnte  der  Kranke  seinen  Mund  bei» 
ser  öfnon;  nur  war  der  stechende  Sohimrs 
tief  in  der  Brusthöhle  mir  noch^sebr  verdäob- 
iig.  ^Der  Puls  war  etwas  voller  und  langsii« 
mer;  auch  hatte  der  Kranke  etwas  Fkiacli* 
brühe  geaosfien,  und  mf:hr  als  sonitt  getrun^ 
ken.  Öffnung  ^r  durch  ein  Ciystier  erfolgt 
£s  wurde  nichts  abgeändert  Den  3o*  frjihat 
Der  Kranke  hatte  in  dieser  Nacht  etwas  ge» 
acbialeny  viel  gehustet ,  und  stets  stinkenden 

Eiter 


-    i45   - 

Eiter  aiugeVorFen,  sich .  zum»Ö(tern  lib^r  eia 
Brennen  und  Klopfen  in  der  Luftröhre  be» 
ÜBgC,  häufig  getrunken,  und  mitunter-  viel 
.Hitse  geauberti  auch  über  dea  Schmerz,  der 
jich  bis  zur  5—- 6«  wahren  Hippe  der  rech- 
tea  Brust  erstreckte,  beklagt,  -uod  oft  schnell 
deikalb  aufges4ufxt»  -  Der  Urin  war  fumentos, 
dvr.PuIs  geschwind,  roUer  wie  gestern^  et* 
was  hap^  Die  Mundhöhlei  nach  hinten  zu  im- 
aier  noch  nicht  ron  aller  Eatzüzidung  frei, 
geschwollen,  voll  eines  häfidichen  stinkenden 
Schleims.  Die  Verordnung  wie  gestern,  uod 
da  der  Kranke  gar  keinen  Schweifs  gehabt 
hatte,  wurde  eia  Versuch  gemacht,  ob  er  allö 
'Tier  Stunden  ein  Pulver  von  Exir.  OpiL  grf 
Kerntm  min,  grj  Sacchär  alb,  grx  und  eine 
Tasse  Thee  von  Liehen  Islands  und  der  Rad. 
Smegae  mit  Syrup.  de  AUhuea  nahmen  konnte» 
Abends- leider  war  alles  wieder  schlimmer, 
besonders  hatte  der  Schmerz  in  .der  Luftröhre 
and  tief  in  der  Brust  sehr  augenommen.,  die 
Respiration  war  ängstlicher,  der  Puls'  kleiner»^ 
•dmeller  und  härter,  auch  gaben  die  geöfr^ 
neteu'  Absoesse  mehr  eine  jaucfaigte  Feuohtign 
keit  als  wahres  Eiter,  welche  heftig  stapk;. 
die  Mundhöhle  war  weit  mehr  entiündel 
und  angeschwollen,  ein  klebriger  mehr  kaln 
ter  Schweil's  Überzog  das  ganze  Gesiebt  -.  dea 
Kranken,  der  Unterleib  war  gespannt  und  tim 

jQongi.  XU.B«  ix%U  K 


triialteodet   Poltern   ia   den  Gedärmen    ba» 
nnruhigte  ihn  uiiauiliörlich.     Der  Hasten  war 
lUMufhörlidi,  mehr  trocken,  und  suweilen  ürar- 
de  mit  grolser  Mühe  eine  purulente  stinken- 
de Materie  ausgeworfen*     Der  Hak  schwoll' 
aulserlioh)   besonders  in  der  Gegend  des  L^ 
rynz  wieder  mehr  en^  wozu  sich  eine  sta^ 
diende  Empfindung,  die  zuweilen  ein  Brennen 
äufserte,   tief  durch  die  Luftrökre  äufserte* 
Chinaumschlage  mit  Gampher  uüd  Weinessige 
fleilsig  erweichende  Dämpfe  und  ein  ^'r^nktat 
aus  Ghinaextracti   Goldschwefel  und  Diako- 
djensafi;)  über  die  Brust  aber  lauwarmer  Wein- 
essig mit  Camphergeist  gelegt*     Den  3i. 
flols  viel  stinkender  Eiter  aus  den 
Abscessen,  auch  hustete  der  Kranke  eine  Menge 
ähnlicher  Materie  aus,  yöllige  Atonie,  Kälte 
über  den  ganzen  Körper  und  kliebriger  SchweiiS| 
unaufhörliche    Angst  in   der  Brust  Und  der 
Luftröhre,  auch  zeigte  sich  Über  den  reckten 
Clavicula  ein  neuer  Absciels^  der  ganze  halft 
geschwollen  9  ein  dumpfes  Röcheki  >  alles  Voiw 
boten  eines  sdirecklichen  Ausgangs«  Ani  Abend 
fällige  Bewurstlosigkeit^  und  alles^  irerschlim« 
mertf  so  daXs  idh  nun  in  dieser  Nacht  das 

des  Kranken  gewiis  erwartete.    Ich  Meb 
innen  Leidenden  etwas  Theo  mit  Rhein» 

ifaiflfflsMf  Um  die  Lebenskritfto  an 
\d  an  die  Waden  Biafenflüter  Jbia 


,49   — 


IX/ 


Da«    gelbe    Fieber, 


I. 

Schreiben  des  Herrn  Professor  Joseph 
Fr ank  zu  Wilna  an  den  Heiaus^ 
geber.  '        .   ^ 


's 


o  eben  erhielt  Weh  das  2te  Stück  des  208ten 
Bandes  Ihres  Journals  der  practiscfien  Heil* 
kunJe,  Ich  sehe  aus  demselben^  dab  auch 
Sie  die  Entstehung  des  gelben  Fiebers  in  Eu- 
ropa unter  d/rmjenigc^n  Gesicht^pühkte  be- 
trachten, den  die  Sache  ihrer  Natur  nach  er- 
heischt. Besonders  freute  mich,  dals  Sie  die  ge- 
sammten  Aerzte  nicht  allein  aufforderten,  die- 
ser neuen  Krankheit  ihre  besondere  Aufmerk- 
samkeit zu  schenken,  und  nun  mehr  als  'je- 
mals auf  die  epidemischen  Fieberkrankheiten 
Rücksicht  zu  ncthmen:  sondern  dafs  Sie  auch 


Meoga  ttinkendea  Schleims;  indefs  erfolgte 
der  Tod  in  der  Nacht  Toni  ersten  bis-inm 
zweiten  auffokatoxisch ,  und  endigte  eine 
Kiaokhi'ity  die  mir  wä^irend  meiner  praoli- 
achen  Lauibahn  noch  nxht  vorgekommen* wiCi 
Ich  bat  die  Ängf hörigen  um  die  Leichenc^ 
nung;  allein  diese  wurde  mir  nicht  geatattflt^ 
blos  daium,  weil  die  hinterlassene.  Wittwe 
während  ihres  Wochenbättea  nicht  gern 
sen  Auftritt  haben  wollte« 


'••.:  "  j 


-*-    i49    — 


t  V 


IX. 


Das    gelbe    Fieber, 


Schreiben  des  Herrn  Professor  Joseph 
-  Frank    zu   JVilna    an    den  Heiaus^ 
geber.  ^ 

do  eben  erhielt  ^'ch  das  2te  Stück  des  sosten 
Bandes  Ihres  Journals  der  praciischen  Heil* 
hinde.  Ich  sehe  aus  demselben^  dafii  auch 
Sie  die  Entstehung  des  gelben  Fiebers  in  Eu- 
ropa unter  d/^mjenigen  Gesicht«pu>ikte  be- 
trachten, den  die  Sache  ihrer  Natur  nach  er- 
heischt« Besonders  freute  mich,  dal«  Sie  die  ge- 
sammten  Aerzte  nicht  allein  aufiForderten,  die- 
ser neuen  Krankheit  ihre  besondere  Aufmerk- 
samkeit zu  schenken,  und  nun  mehr  als  je- 
mals auf  die  epidemischen  Fieberkrankheiten 
Rücksicht  zu  nehmen:  sondern  dafs  Sie  auch 


Ihr  Joftmal  nun  VereinjgnDgspQnkte  all^r  bitr- 
ttber  gesammelten  einzelneii  Beohacfatiii^eii 
bestimmten.  Es  wäre  allerdings  luiTerKeIhKcli 
für  unser  Zeitalter,  wenn  dasselbe  der  Nach- 
kommenschah  nicht  allein  keiiie  VplU^ommeiie 
Geschichte  der  Krankheit ,  die  es  in  eittiigen 
und  lu  befurchten  hatte,  geben ;  sondern  ftndi 
die  zur  Bearbeitung  derselben  ppthigen '  Hat»- 
riali^n  xuriickbehalten  wollte. 

Wo  ich  nicht  irre,  iniifii  die/ Getühidiia 
einer  solchen  Krankheilf  wenn  sie  yoUlLpnr 
men  se^n  soll,  nicht  allein  von  der  Engste» 
hung  i  den  Fortsphntteiii  der  yeri>reitiing  und 
dem  Snde  deaf  Uebels,  dort  wo  ^  wirklidl 
Platz  gefunden  hat:  sondern  auch  yon  den 
blofsen  Gefahren  und  Unruhen,  in  MnalcfaA  an- 
dere Länder  da4urch  versetzt  wordeni  pn4deB 
Mitteln,  deren  sie  sich  bedisnten,  um  dieaet 
ben  abzuwenden  oder  zu  besänftigen,  Rechen? 
Schaft  ^bst^tteUf  Paher  theile  ich  Ihnen  eine 
Nachricht  mit)  welche  piir  ip  letzter  {liJisicht 
nicht  unwürdig  «icbelpt,  in  die  Ge^ohichie  de| 
gelben  Fiebers  auFgenommen  zu  werdeo« 

Sr.  E^ecellen^  der  Geperal  -  Gouverneur  tob 
Liühßueny  Baron  Bennigseri,^  erhielt  w  An- 
fang des  Monats  Pecepiber  i8q4  die  Nach^ 
ffirJit;    es   befinde   sich    auf   dem  Baltischen 
\  ein  Schiff,    üb^r  dessen  Volkes  Ge- 

it99!Wtm>^  IQ4II  iiicht  oboi?  ulto  Sor- 


—    i5i    — 

gm  tej. .    Er   «tfiihr   i^erner,    das 

jSebiflF  sey  bereits  yoti  hinein  Hafeo  zurückge« 

WJaiieii  worden.      Diese  Nachricht   hatte   di« 

Fcig&j  dais  Sr.  ExctUeriz  die  in  Uthauen  siur 

Abwendung  der  Gefahr,  des  gelben   Fiebers 

^cteits   gegebenen   Befehle  yo|i   neuem  ein« 

achärft^n» 

Vierzehn  Tage  nachher  erhielten  der  Herr 
.Oenerid- Gouverneur  einen  Brief  Tom  Aus^ 
JandB.in  weichem  man  ihm  \ron  der  Aeufse». 
rnng  des  gelben  Fiebers  in  Lalasa  in  der 
JNachbarschaft  von  Tauroggen  im.  Rossiani'' 
Mchm  Kreise,  ak  \ron  einer  bekannten  Sache 


.  So  wenig  es  möglich  schienv  dals  sich  ein 
eolches  UngiUck  habe  ereignen  könneo,  ohne 
daCi  das  Gouvernement  sogleich  dayon  wäre  be* 
'nmohrichtiget  worden;  so  glaubte  doch  Se.  Ex« 
eellenz  der  Herr  General* Gouyerneur  nicht 
vorsichtig  genug  seya  au  können,  upd  diels 
besonders  wegen  der  vorher  erhaltenen  Nach- 
rieht,  und  weil  die  Erfahrung  nur  zu  of^  ge* 
lehrt  hat,  dafs  die  Entstehung  der  pestarti- 
gen Krankheiten  von  den  Bewohnern  der  Orte, 
yvo  sie  Plat^  finden ,  gern  verheimlicht  und 
duher  inanchmal  eher  im  Auslände  bekaiint 
wnrdci  *).     Sie    beorderten'    daher    sogleich 

^)  £ia«r  meiner  xaTerläsiigateii  italieniechen  Rorreepon* 
dUnten  ? eriickeite  aiid:^  mto  habe  die  in  l^vqrno  herr- 


#   ■ 


i 
(den  8.  Dec.  alten  Stiels)  eineii  Arsf  samiBt, 
einem  Ober-Polizmbeamten  im  Ort  und  Stelle» 
Jedem  «?urden  nicht  allein  die  gehörigen- Vet^ 
lialtungsregeln  durch  den  Protomedicus  yob  ' 
Lithauen  den  vortreflichnn  Hrn.  Or«  £Ü9Aate 
mitgetheilty  sondern  Sr.  Exoeilenz  forderttfl 
zugleich  meinen  Yatc^r,  als  Stifter  der  m<di- ' 
zinifchen  Polizei,  äu£,  sich  dieser  wrcntigen 
Atigeiegenheit  ganz  besonders  anzimehmvi« 
Mein  Vater  übergab  yordersamst  dem  ^b^* 
schickten  Arzte  die  Beschreibung  des  gelhoB 
Fiebers,  die  er  ans  Italien  erhalten  hatte« "% 
und  entwarf  sodann  in  Eile  die'HanptmaxlQMBi 
welche  in  dem  Falle,  dafs  ein  solches  Ulh '» 
glück  wUrklich  eingetroffen  seyn  dürfke^^za. 
befolgen  gewesen  wären.  Unter  diesen  Msd? 
men  befand  sich  besonders  eine^  welche  we- 
nigstons  in  Lworno  **)  yeroachläibiget  wurde. 
Sie  Lestand  in  dem  Verbote  aller  f^ersamsH* 

# 

sehende  Krankheit  zucrtt  in  Lucca  erkannt/  tind  von 
da  aus  tey  vordersaoist  der  Lerm  ^entatanden.  Du ' 
Gouvernement  von  Hetrurien  sey  hierüber  aehr  va« 
gehalten  gewesen;  und  habe  im  Anfaagd  diegfuse 
Sache  Eiilr  eine  kaufmännische,  zum  Vortheil  dea  G^ 
nuesischen  Hafens  erdachte  Spaciilapaa,,  angioaebta'.' 

*)  Es  ist  die  nämliche,  welche  sich  in  Ihrem  Jojipnial 
aus  der  Hamburger  Zeitung  eingerückt  findet. 

**;  Man  w^ifs  ,  dafs  eich  allda  bei  oiner  ReligiOQafeiar- 
lirhkeit,  die  we^gen  des  gelben  Fiehers  g^alcen  wor- 
*^^n ,  Ciber  doooo  Menschen  Tersammelt  hattM.   ' 


.V 


—    i53    —        ^ 

i      ■  ... 

kmgen  von  Mensehen  y  daher  in  dem  Sperren 
der  Kirchen,  öffentlichen  Schulen  u.  s.  w. 

Es  rergingen  sieben  Tage  (i5.  Dec.  a.  St.) 
bis  der  Geitkeralv- Gouverneur  die  gewünschte 

iN'tohriohtxerhalten  konnte*  Sie  können  sich 
ffie^Lage  der  Personen,  welche  a^  diesem,  da- 
mals grofsen  GeheimniTs  Antheil   hatten,   in 

^Keser  Zwischenzeit  leicht  Torstellen!  Endlich^ 

'  ttifen  die  Abgesandten  mit  der  Erklärung  cfin : 
däts  die  gante  Sache  nicht  den  geringsten 
Gntod  habe^  indem  der  angegebene  Ort  gar 
niofat   existire,    und   in    der  ganzen  Gegend 

^Bidu  einmal  eine  was  immer  für  epidemische 
Krankheit,  geschweige  das  gelbe  Fieber,  herr- 
•eiie.  Diese  nämliche  Erklärung  pafiit  in  dein 
gegenwärtigen  Augenblicke  auf  ganz  Lithauen, 
welches  keine  ungewöhnliche  Krankheit  aufzu« 
weisen  hat:  eine  Behauptung,  die  man  uin 
so  -eher  verbürgen  kann ,  als  der  Protomedi- 
GUS  djesa^  Prorfci^  von  aHen  ihm  untergeord- 
neten Kreisphjsicis^  monatlich  zweimal,  einen 
officiellen  Sanitätsbericht  ihrer  respectiven  Di- 
Stricte  erhält«  .  Diese  Sanitätsberichte  können 
gegenwärtig  nicht  beFriedigender  lauten. 

Beir  dieser  Gelegenheit  habe  ich  zugleich 
die  Ehre  Ihnen  zu  versichern ,  dals  die  Lage 
Ldchauens  und  besonders  jene  dieser  Haupt- 
stadt fVilna  so  gesund  ist,  dafs  man  allda 
selten  etwas    von    epidemischen  Kraokkeiten 


liärt.  Die  Aerste  PFilnas  yersichem  ibir  «in* 
i^tioimig,  d>4fs  seit  3q  Jahren  nur  swei  ^ide« 
inien  von  bösartigen  Fiebern,  und  diese l^lot 
unter  den  Juden  geherrscht  jhaben;  daCi  dar 
Jieftige  Typhus  oder  ^ie  fahren  Neiyenfiebor 
sq  selten  spönadi^ch  yorkoipmen , '  da£a  dia 
Aerzte  yon  der,  ausg^^breitetsteu  Prai4§  diesa 
Kfaitkheiceii  pftep  Jahre  lang  gar  pjidkp  zu 
sehen  l^ekommen.  Von  den^  ftirchtei-liehe^ 
Scharlachfieb'er  soll  Ypan  hier  ebenfalla  hii^U 
-wissen,  indem  diesem  IJebel  durchaus  aehr  ge- 
Jiade  und  gutartig  zu  aeyn  pfleget^  Die  Pok* 
kea  sollen  hingegen  yor  der  £ix^fuhr|ing  der 
yi|ccine  filrcUterliel)  gewüthet;  h4ben. 

Qbronische  Krankheiten  kon|ine4  in  Wilna 
#ehr  häufig  TPry'  und  unter  diesen  am  mA 
9ten  (|ie  Phthisis  pulmonaliSf  die  JFfämorrhoi* 
4en  und  der  Fluor  albus.  Erstere  Krankheit 
isf;  im  Verhältniis  so  fürchterlich,  als  aia  es 
pur  iimner  in  Wi^i  P^ns  u>^d  London  aeyn 
fcanii, 

Von  unserer  hqhen  Schale  spreche  ich 
liicht,  weil  icl|  mir  vorhehs^Ite  Ihnen  keine 
ProjcQfe,  sondern  die  Ausführung  derselben 
initsiitheileD.  Die  nötbigsten  Anstaltexi  müs- 
sen erst  erschaffen  lyercjon. 

Indessen  behelfen  wir  ^ns,  wie  wir  Ken- 
nen, fch  führe  bereits  me^ne  Zuhörer  in  das 
Spital  der  barmheriüigen  Sobwesteriiy  um  -ih- 


7 


■^ 


*  .  -  ■* 

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^S»  £^  mtr^wurdiger  GebumCAll.         »        •  '     .      69 
•     6.  Ein 'Angen  fehler»       *        ".        .   *     .  «7^ 

7.  Bemerkungen  über 'die  Scbuupockenimp£ung,    \   80 

8.  Einige  k'ein«  aber  für  die  Kunst  wichtige  An« 
.  snerkoneen  ^u  Loden  Jouraml  tterten  Bftndet 

erecflfin  Sturk.         .        •        .     '  •        »        *      0^ 
y.TAbelüriicbe'Ueberticbt  aller  der  Kninken  und 
Kr«hkh^«[|.  brnderiei  G^acblechu,  welche  in 
'    ,)4^  von  Ihro  Mejettät  der  rerwittweten  Keiee- 
vin  «m  K¥i|er.lichen  MoÄowischcn  Erxiehungi* 
'hauie  erricliteten  tCrankentDttait  iur  Arme  vom  . 
"^ege  ihrer  £rö£Pnnng  an,  das  Ut,  Toni  i.  Juny    * ' 
1605.  hie  «am  r. -Januar  1804  anfgenoitiftien  und 
behandelt.  wQrden.    In  Riistiacher  Sprache -Ver- 
£i(at  und  ine   Deuuche  übenetat   von    Opp^l^ 
Ober-Wnndarat,  Huasisch*Kaiierlicher  Slaabiv..' 
^imrgnt  und  Collegien-Aasetior,     .        «  .>    •      ^5'« 

VL  Ueber, die -S^ebutablAttern. im  audöst liehen  Poin*  ' 

mem    nnd    ihre    Verbreitung    durch   Prediger» 
•      Von  F.   W,  B,  Wilde,  Prediger.       .         .         .107 

YU.  Gctchichte    einee  glücklich  ^ehfjlten  Pemphi- 
gus durch   die  Belladonna.     Vom  Hofmedikua 
.  Henning  tVL  Zerbft.    .         .         ......     xai 

VUL  Ti^urige  Feigen  einer  durch  eine  eerote  Bräu* 
ne  reranlaüiteii  Vereiterung  (Ur  Luftröhre,  Vom 
Hofmedikua  Il&nning  au  Zerbtt,        ...        ,  *x36 

i)r  Dae  gelb«  Fieber.  * 

icbreihen'det  Harm  Profeuor  J09.  Frank^vk  Wil- 
'  na  an  dfn  ^er^uigeher.         .        .        •        «     i^ 


•  / 


-^    158   — • 


I    n    h    a    1  ^t. 


Sttte« 

I.  lieber  AerztQ  und  Routiniert.    Vom  HeraAigBbwr*        9 

II.  Heilung  eln^r  Sackyratsetsüclit  durch  Opiuih  nnj 

Quecksilber.     Vod  Dr.  G.  W,  Becker  in  Leipsig.       as 

III.  Medixiniftch-pfacrischo  Beobachtungen  ron  Fr^ 
Otto   Conradi,    pr.  und  Landpbysikua   in  des  , 
Aemtern  Uslar,  Lauenförde,  Nienover  und  Halü 
degien. 

I.    Geicbichte   einer  von  Würmern  entstandenen     ^ 
und  völlig  geheilten  Kothfistel.       •         .         •       3o 

s*  Hydrops   ana^^arca,   mit  Ascites  und  Hydrops    . 
pectoris  verbunden.         .         .         .         «         «^ «    37 

IV.  Vermiscbte    Aufsätze    und   Beobachtungen    tat. 
der  Arzneiwi^senschaft,   Wundarzneikunst  und 
Geburtfbulfe.    Von  dem  Russisch -Kaiserl.  Hof- 
rath  ^dofph  Friedrich  Löffler,    . 

I.  lieber  den  Gebrauch  des  Phosphors  in   &uhe-' 

ren  Zcrten.      .  .         .         .         ,         .  ^   4^ 

s.  Einige  Beraeikungen  über  das  schwache  Sehen 

(Amblyopia). ^56 

3.   Nutzen    de»    Erbrechens    in  der  Bruatwasser- 

s  licht.  '.         .         ,         ,         ,00 

\,  Von  dem  vridernatürlichen  Beben  der  Augenli« 

der  { IVictiiatio) .65 


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hUoihek  det  pmknj/oheflb  Meäkunde^  .'P\ 
,  a^biUer  Ban4.     JSfsiöi  Sißdu 


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."■■■■/; 


|f4^dit  von  Dr.  Ludwig  Forme y,  '^  .r:  .' 

£rii«^  Hotui,   KUniithäi  Täschmbiitjk  ßa^.^M'f^. 
Und  Wuni&JtUß.  y  j 

türkei^  fif,  Oütickenland,  U   de^  Motdaäi  'in-tkM^ 
Hnd  im^Pemien.    Jims  dem  PraniäsUthen  ub^m^  l|lfi d' 
fiigeri  jdntnerkmHge»  iegieit^  von   Ftiedrifik  ^$it/ttf^ 
Frie^ih  i    '■■'!•  '^  ■ 


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I. 

Erfahrungen  und  Bemerkungen 

fibar 

die  KranUieitecL   auf  der  Insd.  Rug^nii 

nie 

-    «]VQrg6|ius«iiteA  iürwM»eitfg6icliioliCM* 

■ 

# 

Vir.  Monte  von  Wülick , 

Kdnigl.  Schwadiichem  Leiblirjt. 


Z7  u^ebceitetc  praktuche  Q^chiftei  Eiit£^« 
nuBg  Von  wdfsrn  Gelehrreai  Maogel  an  Zup 
gMg  zu  grofieft  Bibliotheken  9  und  Storun« 
gen  inaipicher  Art  erlaui^en  es  ^ir  >durchai)i 
Itücfati  ein  eijgeoe^  Werk  Über  m^in^  ebenen 
prakti^en  Erfahirungen  und  Beai<»rkung«p 
V^  sc|^reihe|u  Ich  wähle  didi^  dieteh  Weg^ 
meine  grSfstentheils  auf  der  Insel  Rügen  gf^ 
]|iachte|i  Erfahrungen  und-  BeobaohtungeUi 
dfsm  AM^iW^i^^  jPifblicp  nac^  find  nao|^ 


,--Ti 


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I 


I. 

Erfahrungen  und  Bemerkungen 

über 

diA  KrankheitecL   auf  der  Insel  Rugea 

nie 

-    ttütorgdmisciiteA  Krwiüieitfgeicliiobcea. 
Dr.  Morite  Ton  WJlliGh> 

Königl.  Schwtdiichem  Leibarjt. 


y\  QSgebceitetc  praktische  Qß^chSSte^  Eiit%« 
nuog  yon  andern  Gelehrten ,  Mangel  an  Zu- 
;gMg  zu  großen  Bibliotheken  ^  und  Storusi« 
gen  inanoher  Art  erlan^^  es  ^ir  >4urchai)i 
Ipichtf  ein  eiigene^  Werk  über  moine  ebenen 
praktischen  Erfahrungen  und  Beo^^rkungev 
iu  sc|^reihe|u  Ich  wähle  dcd^f  diesen  Weg^ 
meine  grSfstentheils  auf  der  Insel  Rügen  gf^ 
^achteii  Erfahrungen  und*  BeobaohtungeUi 
dem  Ä^<«üwfhen  jPifblicp   nac^  find  VHäSÜf. 

A  a 


—      6      — 

TC^rsiiUj!^a  Y   ick  hiffe  cad  wSnsdift,   daß  fle 
nicht  g«cx  <JiBe  Notsen  seyn  mögen. 

Da  aH^  seit  etncgea  Jahren  dim  Intel 
Riigi^n  rcn  sa  riel^n  Fremden,  ans  allen  Ge- 
gend«D  DdatscUands^  bemcht  wird,  md  dio 
SchuDheiten  Riigms  von  so  manchem  Gelahr- 
ten und  Unj(^Iehrren  besehen  nnd  bairvn« 
den  vM'xdctt«  so  kum  es  nicht  fishlen,  ißA 
nieht  ^v>|K:rnvrurti^  di'^se  Insel  recht  oft  der 
CtCi;fSi«taniI  der  Untethahnngen  in  Ges^ 
so.hafien  seve  sollte;  d^her  wcnlen  es  m^ auch 
AViihl  dic^  mehrestoji  Leser  dieses  so  viel  gde* 
s.M.cMi  J«>urDals  sehr  gerne  rersaihen,  wenn 
ii  ii .  obgleich  aufser  der  einmal  fiir  dies  Jour* 
ml  bf^>tiniinten  On^nung,  meinen  ESrfahron* 
gon  tind  hemerkuogen  einige  nicht  mediciai« 
t^rho  xV.iohrichten  roraus  schicke.  Ja  idi  hoff» 
\.(ii  M>  mehr,  dafft  auch  diese  Nachrichten 
von  Riig^n  von  den  mehresten  Aersten  ans 
dem  Grunde  gerne  werden  gelesen  werdeUi 
vrciil  es  ausgemacht  ist.  dafs  die  Lsge  nnd  das 
Clima  eine»  Landes,  auch  Erwerb*  und  NaK- 
ruogsmittel  einen  grofsen  Einfluls  auf  den  aB^ 
gemeinen  Gang  der  Krankheiten  haben,  nnd 
auch  daher  dem  denkendem  Arzte  ohnm<fg- 
lioh  ganz  unwichtig  nnd  überfliissig  scheinte 
können. 

Die  kleine  InseJ  Rügen  Begt  an  dem  in-* 
en  Ende  Deutschlands,  £%«n  Osten  in 


1 


^     7      -^ 

der  0«ti^,  Stralsand  gegenüber.  Man  giebt 
gewöhnKch  die  Länge  und  audi  die  Breite 
der'  Inftdl  m  7  Meilen' an ,  allein  wenn  man 
die  {röfseste  Lange  und  die  gröfseste  Breite 
der  Inad  dnrchreiset,  ao  sind  ea  immer  nur 
G.  Meilen«  Die  Südwest <»»  West-  und  Nord« 
ifeaUeiten  der  Insel  sind  ganz  flach,  beson- 
dban  die  mit  Rügen  verbundenen  beiden  Halb* 
ifiscln,  Zudor  und  Witter;  beide  haben  auch 
ganz  Tortreflichen  Boden«  Gegen  Nordost, 
Oaten  und  Südost  aber  i&t  die  Insel  mit  vie- 
Ifsn  und  grofsen  Bergen  und  grölstentbeils  mit 
Bobe  bedecket.  Ueberhaupt  sind  auch  diese 
Oigenden  minder  fruchtbar. 

Stwa  14  det  Mitte  Rügens  liegt  die.  Stadt 
Bi^g«n  auf  so  hohen  Bergen  y  daCs  man  die-* 
«Alb*  fast  von  allen  Seiten  Rügens  sehen  kann« 

Die  ganae  Insel  ist  sehr  von  den  soge- 
naBBtfiti  Binnengewässern  durohi^jssen,  so  dafa 
«nf  der  ganzen  Insel  kein  einziger  Ort  isty 
der  auch  nur  eine  Meile  vom  schi£Pbaren  Was« 
amr  entfernt  läge. 

Viele  Gegenden  Rügens  sind  ^ehr  aum« 
pfig,  andere  mit  Hole  bewachsen,  dennoch 
bedient  man  sich  an  den  mehresten  Orten  dea 
Torfes  zur  Feuerung;  einein  den  kleinen  nie- 
drigen Landstnben  meistens  sehr  ungesunde 
Feurung. 

Die  Insel  Rü^en  ist  bis  vor  wenigen  Jah^ 


m  so  wenig  b^merlct  Worden,  daft  lle  rid- 
leicht  j[ani  in  Vergetsettheit  g^rathen   wit#y. 
wenn  nicht  der  ifti  An^ltnde  toallgeitoeitt-be» 
kannte  und  geehrte  Dichter  Kosegmitaii  du 
prachtToIte   und    in   seiner  Art   ga'nk  eigeni 
Stubbenkammer,  dam  Rugard»  Jbt^oai^  lind' 
mehrere   achöne    Gegenden   Riigena,    WVlritt 
hier  wahrlich  kein  Mangel  ist,  ao  meiattrkttdl  , 
beauDgen   hätte,    -^    Vom    Glima   und'  dtt 
Krankheiten  RUgent  ist  aufser  den^ .  rem  ^ndr 
in  des  Herrn  Geh.  Rath  ßäUingen  Mtfjpiaftl. 
für  Aerate,  bekannt  gemachten  'Btfmnriunsgasi 
auvor  noch  nie  etwas  bekannt  gewmdea;^*^ 
Die  Geschichte  Kosegartens  ^  die  Reia^'iMb 
ners  durch  Rügen  ^   die  Badeanstaltea  lal  S»- 
^rd,  anf  Jasmnnd,  %  Meilen  ton  BevgäaKMl 
6  von  Stralsund ,  habän  seit  einigelt  taiJMi 
Tiele  Fremde  nach  ROgen  gebraeht,  vtmS  nie^ 
fnanden  hat  es  bUher  gerenet,  diehe^ -iekfllM 
Würklich  reisende  Insel  besuchet  nnd  geteÜen 
SU  haben.     Wer  sie  mit  Wahrem  VergttSgtt^ 
und  bei  dem  hier  schönsten  Wetter  bAmÄasi 
will,   muls  sie  von,  der  Miete   Juni   bis  am 
Ende  August  Monats  besuchen.  -  Nur  Sühadb, 
dafs  die  Reisenden,  wenn  sie  so  flucht^  Mi» 
aen  und  sehen,  wie  Zöllner  und  ItaUsiäitftA 
niatiohes    Schöne   und  Merkwürdige <,  •w&ßMk. 
iiese  Insel  würklich  Ueberflufs  hat,  übennlMii. 
id  meistens  nur  das  l)emerketi «  wca^  ihnen 


—     II     — 

Steinbutte  9    (ist  eina  sehr  grolse,  domichte 
Flunder,  Pltiuronecier  maximus  L.)  Stoer,  Ma.« 
kreJe,  Lachsforelle  und  ZoniiUcb,  teken  auch, 
der  Delphin  und  der  Schrenüsch. 

2)  In  der  Ostsee  und  in  den  Binnenge- 
ifäisern  zugleich:  Schnäpel,  Hechr,  öfters  bis 
zur  Grölse  Ton  20  und  mehreren  Pfunden, 
Barsche,  auch  Sandbarsche,  glatte  und  rauhe 
Flundern,  Pleuronectef  Plutersa  und  Flüus, 
Heeiingey  Ahle,  auch  Meer-  oder  Ahlquap« 
peB,.GWitf  Musula  L. 

3)  In  den  Binnengewässern  allein:  Plätzen, 
Weifsfische,  Blechfische,  Hartkopt^  Brachsen, 
Ksivlbenche,  Tobias,  Ammodytes  ^obianus, 
noch  Krabben,  wenn  ich  dies  Insekt  hier  mit 
anfuhren  darf? 

4)  In  den  Landgewässern,  Bächen  und 
Teichen  allein:- Karpfen,  Karauschen,  Bach- 
forellen, Neunaugen  und  Krebse,  welche  ich 
anch  hier  mit  aufzähle« 

Das  Pflanzenreich  liefert  auf  Rügen  viele 
seltene  und  schöne  Gewächse.  Die  yorzug« 
liebsten  Holzarten  apf  dieser  Insel  sind:  Ei- 
chen, Weifsbuchen,  Hainbuchen,  Erlen^  Bir- 
ken, Ahorn,  Ulm,  Esche,  Espe,  weilse  und 
schwarze  Pappel,  Weiden  mancher  Art,  wor- 
unter die  gröfsesten  Salix  alba  und. /ragiliSf 
und  die  klein«^ten  Salix  repens  und  rosmari^ 
nifolia^  auch  amygdalina  und  riminalis  sind 


—       lO      — 

# 

aiancher  Art^  welche  von  «dem  Herrn  Ptslor 
Frank  zu  Bobbin  auf  Jasmnnd  sehr  sorgfiU- 
tig  gesammelt  werden,  und  ^ von  welchen  Üef^ 
selbe  auch  schon  hin  und  wieder^  besonden 
in  de^  Herrn  Archiater  fVeigels  Magazin  Ar 
Freunde  der  Naturlehre,  einige  Nächrichtw ^ 
gegeben  hat. 

Das  zahme  Vieh  ist  auf  Rügen  dat  ge- 
wohnliche; die  Pferde  sind  gut  und  daoey- 
haß;,  aber  gröfstentheiU  nur  klein.  •  Das  Rind- 
vieh schÖU)  doch  von  mitlerer  GrÖise;  Schaaii ' 
in  Menge,  aber  die  Wolle  nur  mitteIinSJsi|^ 
und  das  Fleisch  derselben  recht  fettig  db 
Schweine  sehr  schon  und  in  so  grofser  MoM 
ge,  dafi  hier  jährlich  viele  nach  QnedlinlNi|| 
und  Nordhausen  abgeholet  und  thener  jbep; 
zahlet  werden.  Ziegen  findet  man  hier  sel^ 
selten  und  Esel  gar  nicht. 

.  Das  Federvieh  ist  hier  sehr  vonu|^ehy 
am  meisten  die  Gänse  und  die  Enten,  beide 
werden  hier  in  grolser  Menge  gezogen^  iwd 
erreichen  häufig  ein  Gewicht  von  ao  Pfnöd. 
Fische  sind  in  dieser  Gegend  der  Ost- 
see und  in  den  Rügenschen  Binnengewissea 
sehr  häufig;  dienen  den  mehresten Bewohnen 
Rügens  zur  häuslichen  Nahrung,  und  vielen 
zum  Erwerbe.  Die  hier  gewöhnlich  vozkom* 
menden  mir  |>ekanQten  Fischarten  sind« . 

z)  In  der  Ostsee  allein:  Lachs,  Ponch, 


—    II     — 

BUtbutte,  (üt  eina  sehr  grolse,  domichte 
iljDder,  PUuronecter  maximus  L.)  Stoer,  Ma« 
Sl^y  Lachsforelle  und  Zonißscb,  'teken  auch . 
X  ^IMphia  und  der  Schrenüsch. 
..  a).  In  der  Ostsee  und  in  den  Bümenge- 
liaiem  zugleich:  Schnapel,  Hechr,  öfters  bis 
^'  Grölso  Ton  20  und  mehreren  Pfunden, 
nche,  aüoh  Sandbarsche,  glatte  und  rauhe 
gM^djeixi,  Pleuroneaer  Plueersa  und  Ftüus, 
iiefinge,  Ahle,  auch  Meer-  oder  Ablquap« 
mf.Gudus  Musiela  In 
'  3)  In  den  Binnengewässern  allein:  Plötzen^ 
^«ifsfische,  Biech£siche,  Hartkopt^  Brachsen^ 
Hldbarsche,  Tobias,  Ammodytes  ^obianus, 
IC^  Krabben,  wenn  ich  dies  Insekt  hier  mit 
ifiihren  darf?     . 

4)  In  den  LandgewSssern,  Bachen  und 
etdien  allein:- Karpfen,  Karauschen,  Bach- 
nllen,  Neunaugen  und  Krebse,  welche  ich 
ich  hier  mit  aufzähle« 

Das  Pflanzenreich  liefert  auf  Rügen  viele 
fltene  und  schöne  Gewächse.  Die  yorzUg« 
chsten  Holzarten  auf  dieser  Insel  sind:  Ei- 
len, Weifsbuchen,  Hainbuchen ,  Erlen,  Bir- 
sn,  Ahorn,  Ulm,  Esche,  Espe,  weiXae  und 
Jiwarze  Pappel,  Weiden  mancher  Alt,  wor- 
nter  die  gröfsesten  Salix  alba  und. /ragilisy 
nd  die  klein«^ten  Salix  repens  und  rosmari^ 
ifoHa^  auch  amygdalina  und  riminalis  sind 


.  —     lo    — 

aiancher  Art,  welche  von  «dem  Herrn  Pastor 
Frank  zu  Bobbin  auf  Jasmund  selir  sorgfäl- 
tig gesammelt  \i«:erdeny  und  von  welchen  Üer« 
selbe  auch  schon  hin  und  wieder,  besonders 
in  de^  Herrn  Archiater  ^ei^e^f  Magazin  fUr 
Freunde  der  Naturlehre,  einige  Nachrichten 
gegeben  hat. 

Das  zahme  Vieh  ist  auf  Rügen  daa  ge- 
wöhnliche; die  Pferde  sind  gut  und  dauef« 
haß;,  aber  gröfscentheils  nur  klein.  •  Das  Rind- 
vieh schÖU)  doch  von  mitlerer  Groise;  Schaafis 
in  Menfe«  aber  die  Wolle  nur  mittelmiälsiiEi 
und  das  Fleisch  derselben  recht  fe€t;  ^ 
Schweine  sehr  schon  und  in  so  grofser  Meov 
ge,  da£«  hier  jährlich  viele  nach  Quedlinlrarg 
und  Nordhausen  abgeholet  und  theuer,  be- 
zahlet werden.  Ziegen  findet  man  hier  sehr 
selten  und  Esel  gar  nicht. 

.  Das  Federvieh  ist  hier  sehr  vorzUglieh, 
am  meisten  die  Gänse  und  die  Enten,  beide 
werden  hier  in  grolser  Menge  gezogen,,  und 
erreichen  häufig  ein  Gewicht  von  ao  Pfand. 

_  I  _ 

Fische  sind  in  dieser  Gegend  der  Ost- 
see und  in  den  Rügenschen  Binnengewasaem 
sehr  häufig;  dienen  den  mehresten Bewohnern 
Rügens  zur  häuslichen  Nahrung,  und  vielen 
zum  Erwerbe.  Die  hier  gewöhnlich  vorkom- 
menden mir  |>ekisnQten  Fischarten  sind* 

z)  In  der  Ostsee  allein:  Lachs,  Ponch, 


—     II     — 

•  *  '  • 

Steinbutte,  (ist  eina  sebr  gfolsei  domichte 
Flunderi  PUuronecter  maxintus  L»)  Stoer,  Ma« 
ki-ele,  Lachsforelle  und  Zoni&scb,  'seken  auch, 
der  Delphin  und  der  Schrenlisch* 
^  2)  In  der  Ostsee  und  in  den  Binnenge- 
wässern zugleich:  Schnapel,  Hechr,  öfters  bis 
£ur  Grölse  Ton  20  und  mehreren  Pfunden, 
Barsche,  auch  Sandbarsche,  glatte  nnd- rauhe 
Flupdern,  Pleuronectef  Plutersa  und  Flüus, 
Heeriage,  Ahle,  auch  Meer-  oder  Ahlquap« 
pen ,  Gudus  Musiela  L* 

3)  In  den  Binnengewässern  allein:  Plötzen^ 
Weifsfische  y  Biechfische,  Hartkopt^  Brachsen^ 
Kaulbarsche,  Tobias,  Ammodytes  ^obianus, 
auch  Krabben,  wenn  ich  dies  Insekt  hier  mit 
anfuhren  darf?  .   . 

4)  I^  ^^^  Landgewässem,  Bächen  tind 
Teichen  allein:- Kai^fen,  K^auschen,  Bach- 
forellen, Neunaugen  und  Krebse,  welche  ich 
auch  hier  mit  aufzähle« 

Das  Pflanzenreich  liefert  auf  Rügen  yiele 
aeltene  und  schöne  Gewächse.  Die  yorzug« 
liebsten  Holzarten  auf  dieser  Insel  sind:  Ei- 
chen/ Weifsbuchen,  Hainbuchen,  Erlen,  Bir- 
-ken,  Ahorn,  Ulm,  Esche,  Espe,  weiXse  und 
schwarze  Pappel,  Weiden  mancher  Äit,  wor- 
unter die  gröEsesten  Salix  alba  xmA.  fragilisj 
und  die  kleint^ten  Salix  repens  und  rosmari^ 
nifolia^  auch  amygdalina  und  riminalis  sind 


,Mä>         X^         -W. 

t 

YAttt  fkiiM  86l»ra.  CfMtät^güä  ^a^cänihäf  ISiiU« 
dort);  an^h  Hagßdoro  |[oiiantit,  wird  hier  reolil 
<(ft  iin4  €0  Tialea  Stellen  bis  inr  BMiiigl*0&f 
gefunden«  Fichten  findet  ttan  in  tielM  Gj»^ 
geeden  der  Insel,  und  •$  werden  jibrlick 
inehrere  geaäet,  doch  aiad  sie  hier  nie  wiU.'^ 

Das  Gliniä  ist  auf  dieier  Insel  tteiitetta* 
tkuh,  vnd  oft  herrschen  hier  atarke  und  kahl 
Winde,  Dem  Friihlinge  iat.  faat  aUb  Jährt 
ein  «ehr  scharfer,  kalter  niad  anhaltender  OMn 
wind  eigen,  der. oft,  wie  man  hier  sagt, »Ml- 
anF  die  Knochen  dnrehdringet.  Im  Sottmci 
sind  der  Süd-,  Südwest <»  und  Wtitwii»!  4U 
herrsühenda!d,  nttd  denn  ist  es  ofc  am  ^i|i- 
erstaunend  heirs>  nnd  doch  atnd  die  MidiM 
meistens  sehr  iiiihi,  oft  kalt.  Ini  Herbace  ^ftei«* 
atens  Nordwest-  find  Nordwind,  äiUsk  Mhund« 
est.  Im  Winter  ist  es  ein  klirrten  bei  NMd» 
ost-  nnd  Südwind,  Welche  dann  aadi  ul* 
liäufigsten  wehen,  oft  heftig  stürmen»  St^rm' 
iind  starke,  wenigs^ns  scharfe,  dnrohdrii^«»» 
de  Winde  sind  hier  überhaupt  sehr  «iriin{-^ 
misch;  so  dafs  wir  hier  selten  länger  ala  üihl 
Tage  hinter  einander  stilles  Wetter  habna; 
im  Sommer  aber  sind  die  starken  Winde  isvA 
Sturme  selten  anhaltend.  '   > 

Der  Frühling  ist  li^  meistens  sehr  fedtlHv 
Wenn  nicht  vom  Hegen,  doch  von  kaltcto^ 
fettchteo  Nebeln ;  der  Sommer,  weMgstena  hi* 


.  I  * 
—     iS     — 

JöhMnis  sehr  trocken;    bis   SokluCl  AügMf 
gind  die  Tage  gewöhfllich  sehr  warm ,  jedeoli 
kerrschende  Wiade  Terändemauch  lA  Sotat« 
tfter  dii9  Luft  sehr  sohneil,  deiin  es  kann  die 
eine  Stunde  nürMich  heifa  sciyif,   ülid  wteik 
dann  der  Wind  plötslicfa  nach   Osten  pder 
Nordosten  umspringt,  so  ist  es  eben  so  s<;hneU 
die  «w^ite  Stunde,  nicht  kUhl  sondern  kalt, 
jMnKfe^n  fn^n  hier  auch  nie^  ohne  eioe  war* 
mm   Bedeckung'  mitsunehmeA,    reisen    ihuGi. 
Der  Herbat  ist  fast  immer  sehr  rauh,  windig, 
oft  atUrmiicb,  nafs  und  kalt,   dann  ist  auch 
dSe  ganae  Insel  sehr  häufig  mit  einem  dicken, 
£ast  gana  nndurohsichtigen  Nebel  überapgen^ 
der  oft  in  24  Stunden  drei  bis  viermal  rer^ 
echfTmden  und  wieder    aurSckkehren  kann« 
And  sich^    Toi^&glich  in  den  Th&lem,    seht 
IHbg^  aiäfhält;  der  unangenehmste  und  kalte« 
•re  iftt  der,   welcher  von  der  Seeaeiti»  übeift 
ii&  Iiiisel  ziehet,  und  #elchen  man  hier  ge^ 
Aeioigtich  Seedaack  nennet.    Der  Winter  i»% 
hiß^  o(t  heftig  und  lange  abhaltend  kalt.  Und 
na  ken^chen  alsdann  fast  immer  sehr  knlt<^> 
acharfe  Winde,  die  eine  aa  aehneidendo  Kaiie 
Siit  eich  führen ,  dafs  nian  es  auf  den  Land^ 
aliraften  kaum  aushalten  kfon ;  am  sOhneideit^ 
4Wä .  fhid  siey  wenn  aaan  über  daa  Eis  dei^ 
groisen  Bicneugewässer  fähret.    Zuweilen  UXk 
«ntauneiid  tiet  fidmee/und  es  gieftt  nicht 


^    »4    -    • 

selten  -dm  T^ge  hinter  einander  ae  furdltfV-« 
liches  Schneegestöber,  dafs  fastk^n  Men^cii^ 
,  von  eikiem  Orte  cum  andern  konyne»  kaiEmi  > 
und  wenn  sie  es  dennoch  wagen,  so  kommen 
hier  nicht  so  ganz  selten  Menschen  in  die« 
sem  Wett^  um.^  Das  Eis  wird  hier  öfter  bii' 
,su  ^  Ellen  dick ,  und  man  fähret  nicht  sd^ 
ten  ohne  alle  Furcht  und  Gefahr  ^lit  4  Pfer^ 
und  den  Schweresten  Lasten  meilenweit  übar 
die  tiefsten  sonst  schiffbarsten  '  Binnengewii- 
ser^t     (Binnengewässer  sind  Theile  der  offe»« 
baven  See,  welche  zwischen  das : Land  hi|i6ia 
treten,  oft  grolse  Gewässer  bilden,  und,"d6oll 
mit  der  offenbaren  ^ee,  von  irgend  einer  Seil- 
te, in  unmittelbarer  V erbindang  stehen,  und 
fast  alle  schiffbar  sind).    Die  Stürme  ri^tM    • 
hier,    besonders^  im   Frühlinge  und   Herbiti 
grof&es  Unglück  an,  sie  stürsen  zuweilen  ganva 
Hänser  und  Scheuren  um,  reiben  die  beateiif  . 
nützlichsten  und  tragbarsten  .  Batune  ens  dav 
Erd^f  werten  oft  die  gröfsten  Schiffe  i^iif  den 
Strand,  so  dafs  man  hier  zuweilen  schreckK«. 
ehe  Strandungsscenen  erlebt,  wobei  a^unch- 
mal   für  den  Arzt  höchst  merkwfirdigQ/und 
intereasante   Dinge   vorfallen.      Doch  finden 
diese  unglücklichen  Menschen  bei  den  Bewoh«' 
nern   Rügens    die    menschlichste    An&iahm% 
Hülfe  und  Unterstützung. 

Der  Regen  verursachet  hier  nnr.  selten 


—       ig       _ 

menkunst  ausüben  zu  dürfen.  Im  ganzen  sind 
unsere  Hebammen  nicht  schlecht,  wenigstens 
giebt  es  in  manchen  Gegenden  Deutschlands 
mehrere  todte  Geburten,  auch  sterben  die 
Wöchnerinnen  in  vielen  Gegenden  häufiger 
wie  hier)  auch  herrscht  in  manchen  Gebil- 
den Deutschlands  noch  weit  gröfserr«  Finster* 
iii£i*  nnd  Aberglaube  als  hier.  Es  giebt  hier 
jetit  schon  mehrere  Hebammen  auf  dem  Lan- 
de,  welche  einen  Steinschen  Hebammenstuhl, 
eine  zinnerne  (^lystierspritze  und  manche  an^ 
deie  nützliche  Bedürfnisse,  wenn  sie  zum  Ac- 
couahiren  gerufen  werden,  mit  sich  führen* 

Die  vernünftige  Behandlung  der  Kreis- 
senden  und  Wöchnerinnen,  welche  hier  schon 
meisten^  ron  den  Hebammen  ohne  Hinzuru- 
faog  eines 'Geburtshelfers  oder  Arztes  besor- 
get werden,  ist  vielleicht  eiue  wichtige  Mitur- 
sache, dafs  vom  !•  July  lySS  bis  zum  Tetzten 
Juny  1787,  als  so  lange  ich  meine  Berech- 
nungen und  Bemerkungen  über  Rügens  Be- 
wohner und  deren  Krankheiten  ftir  des  Herrn 
Geh.  Rath  Baldtnger  Magazin  für  Aerzte  aus- 
gearbeitet und  aufgesetzt  habe,  also  in  4  «I^ab- 
ren  im  schwedischen  Pommern ,  und  auf  der 
Insel  Rügen  2087  Kinder  mehr  geboren,  als 
Menschan  gestorben  sind.  Gewifs  würde  die- 
ser Ueberschufs  noch  gröfser  sejn,  wenn  hier 
nicht  so  mancher  Mensch  unglücklicher  Weise^ 

B  3 


^   Iß  -» 

Tiele  unserer  IntnUmef  gek^pfJt^  Sß, 
und  i^ooDmen  nickt  wieder;  andecs  UfUßA  (jp 
HAndwerk,  gehen  dann  auf  die  WApdw^bffJt: 
und  fipden  liecnach  an&wäits  ihr  Biod'  o 
ihren  Tod;    das  alles  sind  Männfi;     OiS^ 
hijmaut  es   denn  auph,  dafs  u^  den  fi^dtH' 
und  auf  dem  Lande  die  Anzahl  d^r  Fi 
aimmer  weil  größer  ist«  als  die  der  MijiBWff 
gewifs    eine    für    den    Arzt"  hiesigen- 
höchst  wichtige  Bemerkung.    Jedooh.  gjebt  Sl< 
hier  auf  der  Insel  auch  wenige  Männer, 
che  im  Coelibat  l^ben,  wenigere  Witfwer  40^^ 
Witrwen ,     und    mehreres    ui|f  e^heiripthaHi 
Frauenzimmer,  vornehmen  al|  gieriiig^  Sflllr 
des«    Man  findet  aueh  hier- viele  V^fß,  ^jfäf 
<^e  gaos  den  weisen  VorschUlg^  di»>.bi<iiip 
ten  Peter  Frank  entgegen  sind»  swfft^JitM l|t 
ten  und  lungen,  gesunden  und  fct|pkHdii% 
-wo  noth wendig  uDglUcklicbe  Ehep  m^d  ,ii|- 
gesunde  Nachkommenschaft  die  foi^ge  ;laC«{;- 
Geboren  werden  in  Rügen,  i<0  YP'gM^ 
mit  der  Menschenzabl«  viele  Kind^,fi|i4j%|t 
alle  Jahre  mehrere  Knaben  als  Maddii«;. ..  }^ 
ter  diesen  Neugebornen  ist  die  Zahl  4ct|I|*^ 
ehliohen  geringe  9  etwa  daa  sstehaehjMiß  f^'if^ 
diese  Anzahl  ist  auch  aac^  den  Geg^adoa  faB- 
S€hiedeh;  ißa,n  in  einigen  Ge|;en4^D  Riif^ 
werden  weit  mehrere  unehliche  K3,n^fi|r  geb^ 
Ben  als  in  andern«     M^J(»Wii«dijg  jisft  W  .dO<^ 

daß 


...       ^  -     »7     - 

imlk  In  einer  Gegend  dieser  Insel ,  wo  sonst 
in  lo  Jshf^n  kaum  ein  üneheKches  Kind  ge- 
boren* worden ,  fetit.  in  einem  Jahre  drei  soL- 
dbj»' geboren  sind ;  dies  ist  um  so  merkwür- 
diger,  da  sbhön  seit  undenklichen  Zeiten  die 
Kiieehte  und  Magde  dieser  Gegend  immer  in 
knem  ZimAi4r,  iind  so  gescbldfen  hahen>  dals 
tede  iioL  reki^hiedenen  Betten^  entweder  mit 
deto  Kopfe'  öder  auch  mit  den  Fiilsen  gegen 
ei&ander  lagen,  und  dennoch  waren  die  un- 
ehlichen Kinder  vormals  dort  so  selten:  die 
•o  merklich  yergrö&erte  2^hl  derselben  ist 
oBne  Zweifel  Polge  d^r  auch  hier  abnehmen- 
de Strenge  der  Sitten.  Ganz  ausgemacht 
werden'' hier  die  mehresten^  unehlichen  Kin- 
ait  im  JuljT,  August  und  September ,' also  in 
ä^n  hiesigen  Erndtemonaten ,  erzt^uget,  aber 
eben  so  ausgemacht  die  wenigsten  ehelichen 
in  eben  diesen  Monaten. 

Todte  Geburten  sind  hier  nur  selten; 
etwa  yon  lio  bis  lao  Kindern  nur  eines; 
doch  kommen  auch  hier,  so  wie  allenthalben, 
Irai  schweren  und  langsamen  Geburten  todt- 
idieinetide  Kinder  zur  Welt,  welche  aber, 
Bftoh  dem  den  Qebammen  mitgetheilten  sorg- 
fiütigen  Unterrichte  kur  Wiederbelebung,-  oft 
wieder  idm  Leben  suriickgebracht  werden; 

'  Zwillingsgeburten  sind  hier  nicht  gans 
sehen,  denn  nach  meinen  schon  yorlängst  in 

JoiiJiuXZI.B.  a.St.  B 


■         —      i8     — 

ßalJingers  Magazin  für  Aenta-gemachtei^  ge^ 

Hauen  Beredii^apgen  ist  hier  ^tw^^f}^^  QOt'^ 

Geburt  eine  ^willingsgeburt»    •  .    ; 

/        Drillinge  kommen  auch,   jedoch  nur  sei- J 

ten,    vor,   und.Müsgeburten    nach^j^elteliei'. 

Doch  muTs  ich  gestehen^  dafs  ich  e%  sefa.  son» 

derbar    finde,    da&    der  Herr^jQ^.  ffofer  iQ 

Augsburg  an  der  hier  im  Jahr  \y^  geboniQj^ 

so  äufserst  merkwürdigen,  Ubd  ^ang^aU  von  nub 

in  des  Herrn  Höh.  Blumenbac/i^^ia,CjQitinfffmf 

medicinischen  Bibliothek,   Bd«  2.  Su  3,  Seitf 

49  und  ferner  beschriebenen,  und  im  XVIL' 

Bd.  4*  St.  dieses  Journals  abgebildeten,  iaibrv 

Art  wahrlich  ganz  einzigen  Mifsgeiiuxt»  mdit 

nur  Kweifelty  sondern  auch  sogar  sein^  Z^f^* 

fei  so  ganz  freimiitbig'und  öffentlich  bakanikt 

machet*    Ich  berufe  mich  auf  die  Herren  JSFf* 

feland  und  Heim    aus   Berlin,    Kolpin* und 

Brügmann  aus  Stettin,   Nolde  aus  Rbstock| 

voTk  Halen%   aus  Emden,   von  welchen  diett 

Mifsgebun  mit  vieler  Verwunderung  und  adbr 

genau  besehen  worden  ist. 

Hebammen  sind  hier  fast  in  jedem  Xirchr 
Sprengel ;  sie  werden  von  dem  jederzeitigen 
ersten  Physico  unterrichtet,  von  ebendemsel- 
ben vor  dem  ProtocoU  examinirt,  von  dem- 
Königl.  Sanitäts  -  Collegio  zu  Greif&walde  ap- 
probiret^  und  dann  erst  erhalten  sie  von  ib* 
rer  Onsobrigkeit  die  Concession  dieHdMun* 


-■  H 


—     19     — 

menkunst  au&uben  zu  dürfen.  Im  ganzen  sind 
unsere 'Hebammen  nicht  schlecht,  wenigstens 
giebt  es  in  manchen  Gegenden  Deutschlands 
mehrere  todte  Geburten ,  auch  sterben  die 
Wöchnerinnen  in  vielen^  Gegenden  häufiger 
wie  hier  9  auch  herrscht  in  manchen  Geben- 
den Deutschlands  noch  weit  gröfserr«  Finster* 
'fljjs'  und  Aberglaube  als  hier.  Es  giebt  hier 
|«tit  schon  mehrere  Hebammen  auf  dem  Lan- 
de, welche  einen  Steinschen  Hebämmenstuhl, 
eine  zinnerne  Cljstierspritze  und  manche  an^ 
dere  nützliche  Bedürfnisse,  wenn  sie  zum  Ac- 
oottohiren  gerufen  werden,  mit  sich  fähren* 

Die  vernünftige  Behandlung  der  Kreis^ 
.  «enden  und  WäcAneritinen,  welche  hier  schon 
'  meisten^,  von  den  Hebammen  ohne  Hinzuru-.. 
luifg  eines  ^Geburtshelfers  oder  Arztes  besor- 
get werden,  ist  vielleicht  eine  wichtige  S([itur- 
sache,  dafs  vopi  i.  July  lySS  bis  zum  Tetzien 
Juny  1787,  als  so  lange  ich  meine  Berech» 
pungen  und  Bemerkungen  über  Rügens  Be-^ 
wohner  und  deren  Krankheiten  für  des  Hernpi 
Geh.  Rath  Baldlnger  Magazin  für  Aerzte  aus- 
gearbeitet und  aufgesetzt  habe^  also  in  4  J^h* 
ren  im  schwedischen  Pommern,  und  auf  der 
Insel  Rügen  ao37  Kinder  mehr  geboren,  ab 
Menschan  gestorben  sind.  Gewifs  würde  die- 
ser Ueberschufs  noch  gröfser  sejn,  wenn  hier 
.  nicht  so  mancher  Mensch  unglücklicher  Weiaa^ 

B  2 


I 


x\ 


und  auf  eine  widernatürlichen  Art  um  sab 
Leben  käme  9  denn  aulser  den  auch  in  aiiF 
dem  Lindern  gevrohnlich  vcNrkbmmendan  wi- 
dematiirlichen  Todeaarten,  kommen  hier  jähr- 
lich viele  Men&chen  im  Wasser  um,  welche 
tfieila  auf  der  offenbaren  See  mit  und  Ton  ih« 

reh  Schiffen  versinken  und  ertiinken;  theib 

. '  ■  ■  ■  ■    ' . 

ertrinken  sie,  wenn  sie  mit  Böten  von  einea 

■  •       ■     ■  .   ■' 

Oite  zum  andern  segeln;  theils  auch  bmm 
Fisohen,  welches  hier  sehr  häufig  und  von 
vielen  Menschen»  fast  an  alleil^Kiisten  der  la* 
sei  betrieben  wird;  theils  gehen  un.d.£ahMi 
sie  EU  frühe  oder  zu  spät  auf  das  scfawäolia  ' 
Eisy  und.  ertrinken  dann  oft  im  Angeaicbtil 
mehrerer  Menschen  .ohne  alle  Rettung,  if^, 
niemand  ihnen  zu  Hülfe  kommen  kanuy  ohnis 

1 

mit  ihnen  einerlei  träurJges  Schicksal  za  haben. 
Die  Anglomanie  des  Selbstmords  ist  hier 
selten,  und  wenn  es  vorkömmt,  sq  sind  es 
gewöhnlich  offenbar  Melancholische,  und  u»> 
ter  diesen  waren  in  den  letzen  Jahren  zwei 
über  70  Jahr  alte  Weiber,  die  sich  ertrXnk» 
ten,  und  ein  alter  6o)tihr]ger  Mann  wollte  sidh 
erhangen,  wurde  aber,  wie  es  hier*nickt  so 
ganz  selten  geschiehet,  yon  einem  guten  Man- 
schen so  früh  wieder  ]osgei»chnitten,  dals  er 
noch  zum  Leben  wieder  zurück  gebracht  wer 
den  konnte.  Das  Erstachen ,  Erschielsen  und 
Vergeben   mit   Gift,    kommt   hier  nur    sehr 


•  —     aS     — 

H^I>ft0  manche  bSsartige  und  hartnlokige  ter- 
tiaa  >uid  quartan  Fidber. 
^  ^  Winter  aind  hier  alle  Krankheiten 
mehr  entsündongiartig;  je  meht  anhaltende 
scharfe  Kalte^  desto  mehr  neigen  sie  sich  suf 
Entzündung  9  veriirsädhen  auch  dann  Lungen- 
und  andere  örtliche  Entzündungen,  fixe  Rheu- 
matismen |  und  plötzlich  eintretende '  heftige 
Gichtbeschwerden»  Letztere  beide  werden  ge^ 
yritk  ron  den  yielen  und  plötzlidien  ErkUtnn« 
gen  verursachet)  wozu  auch  die  sehr  niedri- 
gen und  heilsen  Stuben  des  gemeinen  Mannes» 
beidndecs  auf  dem  Lande  sehr  yieles  beitra- 
gjBni  denn  wenn  sie  aus  diesen  oft  erstau- 
nend warmen  und  beklommenen  Stübcben, 
durch  und  durch  heifs,  plötzlich  in  die  hef- 
tige Kalte  kommen  ^^  so  muis  dies  ja  solchie 
Folgen  haben. 

Uebrigens  findet  man  auch  hiei'  auf  die* 
ser  Insel  alle  die  Krankheiten,  welche  andern 
Landern  und  Gegenden  Deutschlands  gemein 
sind  und  sich  an  keine  Jahreszeit  binden. 
Torzuglich  die  epidemischen :  diese  treten  hier 
oft  ganz  plötzlich  ein,  ohne  dsfs  man  im 
Stande  ist  nachzuspüren,  woher  sie  gekom- 
men; aber  oft  verschwinden  sie  auch  eben 
so  unerwartet  und  plötzlich  wieder,  und  grei- 
fen nur  in  einem  Orte  oder  einer  Gegend 
um  sich,  und  wenn  die  Menschen  bei  solchen 


—      49      — 

theln  oder  Biddeln;  originellen  epidemische 
Friesel  sähe  ich  noch  nie^  wohl  abor  hin  und 
wieder  aocidentellen  Friesel  und  Flecken. 

Im  Frühlio^i^e,  nach*  anhaltender  strenger* 
Kälte  und  Frost,  findeif  sich  häufi^^r  entsiin- 
dongsartige  Fi'6ber  wie  sonst ;   oft  kuch  nnr 
Sitliche  Entzündungen  in  den  Augen,  im  HaUk 
und  in  der  Brust:  wechselt  dje  Kälte  imWiii- 
ter  mit  Regen  und  feuchter  Luft  ab,  so  giebt 
es  sogenannte  hitzige  Gallenßeber  oder  KrUnV 
heiten,    bei  welchen  die  Entzündungsdispo- 
sition  niit  gäbrender  gallichter  SchXirFe  ~  rer^  . ; 
bunden  ist,  und  wo  bald  die  eine,   bälä  die  J 
andere  praedominirt,  am  häufigsten  aber  doch    ; 
die  gallichte,   so  wie  üBerhaupt   und^  in  Jtr 
Regel  hier  fast 'alle  Krankheiten  mit  iurgei^  \ 
cirender  Gallen  oder  scharfem  gährißndefm  SMei- 
me  verbunden  sind.     Vorzüglich  gegcnt  Ende 
des  Aprilmonats^  und  im  Mai  kommen'-  Ukeu* 
matismi  und  rheumatische  Fieber  häufig  tw, 
welche  ebenfalb  bald  mehr  entzündlicher^  biß 
mehr  gallichter  Natur  sind,   und  dann  nach  . 
dieser  rerschiedenen  Anlage  auch  gana;  ver- 
schieden  behandelt   werden   miissen.      Anoh 
die  kalten  Fieber  sind!  hier  im  Frühling  seht 
häufig,  vorzUglich  bei  den  Kindern,  am  htur 
figsten  Febris  tertiana^  auch  duplicaia jnuiäBL 
nicht    selten  quotidiana^   seltener  quärtanOf 
auch  duplicata  zuweilen, 


-     27     -^ 

I 

lern  Alter;  die  mebresten  sterben  in  der  zar* 
testen  Juge^,  und  unter  lo  Jaliren  recht 
viele  am  Husten;  und  dann  nach  dem  6oten 
Jahre  oft  alt  und  lebenssatt.  Die  Weiber  er* 
reichen  hier  in  der  Regel  ein  höher6|S  Alter 
als  die  Männer,  und  nach  meinen  ehemals 
far  'dis  Baldingersche  Magazin  fiir  Aerzte  dar- 
fiber  ^emaebfen  Bereclinungen ,  waren  unter 
36  über  go  Jahr  alf  gewordenen  Menschen» 
'.  welche '^bintfen  4  Jahren  in  Pommern  und 
Rügen  gestorben  waren,  nur  i3  Männer  und 
{lS  FVäuenzioimer;  wahrscheinlich  weil  sich 
die  Männer  hier  weit  mehr  der  rauhen  oft 
sehr  reränderBchen  Witterung,  und  daher  weit 
hanfigern  Erkältungen  aussetzen  müssen  als 
die  Weiber« 

Ich  werde  mich  beniülien  über  fede  hier 
auf  der  Insel  Torkommende  Krankheit  dasje- 
nige nach  und  n?ch  yorzutrageu,  was  mir  vor- 
züglich merkwürdig  scheint,  besonders  aber 
doch  daSy  welches  den  praktischen  Wundarzt 
und  Arzt  intressiren  kann.  Hauptsächlich 
werde  ich  auf  meine  hiei  «mgewandte  Cur- 
methode  Rücksicht  nehmen,  die  yon  mir  an- 
gewandten und  vorzüglich  erprobten  Mittel 
empfehlen )  dagegen  aber  für  andern ,  auch 
fiir  IrrthSmern,  warnen. 

Zuerst  werde  ich  meine  Gedanken  und 
Bemerkungen  über  die,   mir  auf  dieser  Insel 


-      84     - 

erhalten  9  weil  dts  Neue  docTi  besser  tmä  ge- 
lehrter klinget,  al^  das  schon  langst  gewohnte 
bekannte  Alte.  Zuweilen  werden  hier  am 
Ende  des  Sommers  nnd  im  Herbste,  besonp 
den  wenn  der  Sommer  sehr  schwul  und  heib^ 
und  mit  Tielem  Regen  uotermisoht  gewasea 
ist ,  die  Gallenfieber  so  bösartig,  dab  aie .  sidi 
fast  dem  Fanifieber  nihem ;  doch  sind  ea  bei 
meinem  Hierseyn  noch  nie  wahre  Fanifieber 


Die  gewöhnlichsten  Begleiter  des  Hei)»- 
stes  sind  manche  Arten  des  Hnstenas   ^>^ 
gallichte   Bräunen    und   Augenentxiindüogen; 
letztere  kommen   auch   häufig  im  Frühlings 
vor,  sind  dann  aber  ganc  anderer  Natur,  weil 
die  Augenentaündnngen  im  Friihlinge  nur  den 
scharfen  Ostwind,  und  wenn  der  mit  Trocken- 
heit verbunden  ist,  den  alsdann  in  der  ganzen 
Luft  vertheilten  Sandstaub  zum  Grunde  ha- 
ben,  im  Herbste  aber  allemal  Erkaltnngen. 
Auch   findet  sich  hier  im  Herbste  oft  und 
häufig    ein   leichtes,   gallichtes,   aussetiendes 
Fieber  ein,  welches  hier  von  manchem  Stojh 
pelfieber  genannt  wird,    weil    es   gewöhnlich 
dann  ankömmt,   wann  es  Stoppeln  im  FelUe 
giebt«    Mit  demselben  finden  sich  audi^  zu« 
weilen  zu  gleicher  Zeit  würkliche  kalte  Fie- 
ber ein,  welche  meistens  einen  ganz  eigenen 
Gang   haben ;    doch   giebt  es    hier  audi  im 


.  t 


H^xbtfe  manche  bösartige  und  hartnlokige  ter- 
tiaa  >iiid  quartan  Fidben 
/^  Ipi  Winter  tind  hier  aHe  Krankheiten 
mehr  entsündungiartig;  je  mehr  anhaltende 
scharfe  Kalte^  desto  mehr  neigen  sie  sich  zur 
&Dtzündnng9  veriirsädhen  auch  dann  Lungen- 
und  andere  örtliche  Ejqitzfindungen,  fixe  Rh^n- 
matismeni  und  plötzlich  eintretende  heftige 
Gichtbeschwerden.  Letztere  beide  werden  ge^ 
,  fvila  ron  den  ylelen  und  plötzlidien  ErkUtnn« 
gen  verursachet  9  wozu  auch  die  sehr  niedri« 
gen  und  heilsen  Stuben  des  gemeinen  Mannes» 
.besdndecs  auf  dem  Lande  sdw  yieles  beitra- 
gen; denn  wenn  sie  aus  diesen  oft  erstaü- 
Bend  warmen  und  beMommenen  Stübcben, 
durch  und  durch  heifs,  plötzlich  in  die  hef- 
tige Kalte  kommen  ^^  so  muis  dies  ja  solchie 
iPoIgen  haben. 

Uebrigens  findet  man  auch  hiei'  auf  die* 
ser  Insel  alle  die  Krankheiten/  welche  andern 
Landern  und  Gegenden  Deutschlands  gemein 
jdnd  und,  sich  an  keine  Jahreszeit  binden^ 
Torzilgiich  die  epidemischen : .  diese  treten  hier 
oft  ganz  plötzlich  ein,  ohne  dafs  man  im 
Stande  ist  nachzuspüren ,  woher  sie  gekom- 
men; aber  oft  verschwinden  sie  auch  eben 
so  unerwartet  und  plötzlich  wieder,  und  grei- 
fen nur  in  einem  Orte  oder  einer  Gegend 
um  sich,  und  wenn  die  Menschen  bei  solchen 


I 

-  > 
Ansteckungea  nur  vorsichtiger  warfen,  ib  ivice 

hier» .  n^ich  der  Lage  der  Insel,  dereü' Ydiv 
bceitung  sehr  oft  und  sehr  leicht  sa  Verhü- 
ten* Zuweilen  sind  und  werden  sie  aber  auch 
^anz  allgemein  und  breiten  sicli  manchmal 
tsehr  schnell  aus;  meisteiis  aber  verbreiten  sie 
sich  sehr  langsam,  und  beehren  und  belisti- 
gen uns  Jahre  lang  mit  ihrem  höchst  widri- 
gt^n  Besuche  wie  fetzt  die  Blattern  und  das 
Schariach£eber;  die  Ursache  dieser  langsamen  ' 
'^''erbreituDg  ist  ohnstreitig  darin  zu  suchen, 
dafs  diese  Insel  nicht  allein  so  sehr  mit  Bin- 
nengewässern durchschni]t-en  ist,  sondeiioi  aucE 
*i  '  ■' 
aus  mehrern  Halbinseln,   welche'nur  mit  ei- 

iiem  sehr  schmalen' Striche  Land  mit  der  gan* 
\zeti  Insel  verbunden  sind,  und  aus  dreien  Ne^ 
Ijcninseln  bestjohet.  Auch  die  epidemischen, 
Iktankheiten  verändern  hier,  nach  der  ver- 
sichiedenen  Jahreszeit,  in  welcher  sie  grassi« 
ron,  ihre  Natur,  und  nehmen  nach  deJbelben 
anch  einen  ganz  verschiedenen  Gang,  wollen 
daher  auch  %YahrIich  nicht  zu  allen  Jährst« 
ten  nach  eiuer  und  derselben  Methode  be* 
handelt  seyn.  Im  Ganzen  sind  sie  hier  mei- 
stpus  nicht  bösattig,  wenigstens  nach  meinen 
Erfahrungen» 

Ohnerachtet  der  hier  würklich  häufig  vor« 
kommenden  Krankheiten  mancher  Art,  ster- 
ben hier  doch  nur  v/^enige  Menschen  im  mit-* 


—     3i     -!. 

.   ■  I 

gans  wohL  Die  Eltern  achteten  daher  dar' 
Verl^tzjtng  gar  nicht.  Am  Tage  darauf  vc»r-  . 
lor  der  Kn^be  die  Besinnung  plötzlich  wied«»-, 
und  nan  eilte  der  Vater  p^ch  Hiilfe^  allein 
wie  er  wieder  xuriick  kehrte,  war  der  Knabe 
bereits  todt*  Die  llntersuchuog  wurde,  avas 
unwichtigen  und  hier  gesetzwidrigen  Grtindien 
unterdrückt;  doch  bin  ich  Überzeugt,'  diiTs 
diese  kleine  sonst  unbedeutend  scheinende  V  er« 
IjtxvLUfLJExirai'asai  und  den  Tod  bewUrkt  habe. 
Auch  bei  heftigen  Erschütterungen  des 
Kopfs,  {Commono  Cerebri^)  leisten  die'Schniu* 
okerschen  kalten  Umsclfläge  die  schnellste  u.ad 
»oberste  Hülfe 9  so  sicher,  dafs  selten  etwas 
Bedenkliches,  nicht  einmal  petiodisclbe  ynb^ 
Sinnlichkeit,  oder  luigewöhnliches  Stilleseyn 
nachbleibt.  Der  Bauer  G.  in  B.,  dessen  Kr»n- 
kengeschichte  ich  vorlängst  im  Balding'^rschien 
Magazin  für  Aerzte  erzählet  habe,  ist  nach 
seiner  1781  erlittenen  heftigen  Commotio  Ce^ 
rebri  noch  heute  vollkommen  gesund  und  wohl, 
obgleich  er  jetzt  schon  ein  Greis  ist.  Be- 
merkepswerth  ist  es  doch;  dafs  alle,  de- 
ren Kopf  durch  eine  aufsere  Gewaltthätigkeit, 
oder  durch  eine  Commotio  Cerebri  jgelitten  hat, 
fast  immer  an  Verstopfung  leiden  ^  und  dann 
gewöhnlich,  mehr  als  noch  einm^  so  viel  wie 
gewöhnlich,  von  Eröfhungsmitteln  bedürfen, 
uin  diese  zu,  heben.    Man.  mufs  ja  bald  dahin 


^     d8     ~ 

yorgdkommenen »  chirurgischen  Krahkhtiim 
Tortragen^  jedoch  muls  ich  um  Voneihuiig 
bitten  y  wenn  ich  manchet  aniuhren,  sollte^ 
was  schon  Andere  tot  mir  gesagt  haben,  nnd 
wovon  s<^ar  schon  manches  allgemein  bektnnt 
seyn  mag.  Aber  ich  hoffe,  dafa  anch  BestiU 
tigungf^n  niitdicher  Erfahrungen  und  heüsa« 
mer  Wahrheiten  nioht  unnütz  Ad  iibecAüasfg 
aeyn  werden,  wenn  sie  nur  mit  reiner  Wafai^ 
heit  und  ohne  Vorliebe  für  iiifend  mne  Mai* 
nung  vorgetragen  und  erzählet  werden;  und 
diea  werde  ich  anwils  zu  thon  benuuht  aenb 


Erste  Abtheilung. 

Ueber  die  von  mir  beohachieien  und  behan^ 
deUen  chirurgischen  Krankheiien  auf  der, 
Insel  Rügen. 

VVenn  hier  einmal  Koptwimden  TOikom* 
men,  ao  sind  es  meistens  gequetschte^  T0& 
einem  erlittenen  Falle  oder  von  einem  eD- 
haltenen  Schlage ;  denn  Hieb  •  und  Schniswan* 
den  aind  mir  hier  nodi  gar  nicht  rorgekom«» 
meti.  Soldaten  sind  nicht -auf  derlnaely  und 
sonst  ist  das  Duelliren  hier  nicht  Mode«  Au- 
hev  einigeir  gewaltsamen  Todtschlagen  j»  wo* 
von  hier  die  Rede  nicht  seyn  kann,  und  wel- 


—     »9     — 

che  mit  den  ftirchterlioluteii  Kopfvei^letzun* 
gen  Terbünden  vrären,  sind  mir  noch  gar 
keine  andere  als.  solche,  welche  nur  durch 
die  altern  Bedeckungen  des  Kop£s  gingen^ 

.  TOirgekomraen.    . 

Je  einfjacher  solche  Kopfverletzungen  be<« 

,  liandelt  werden ,  desto  besser!  Nach  meiner 
Üebeneugung  am  besten  so:  Man  wasche  die 
Wunde  tüchtig  mit  dem  sogenannten  The- 
deiUchen  Schn&wasser,  {Aqua  vulneraria  The^ 
Jfeniij)  bringe  und  zi&he  die  Lefzen  der  Wun- 
de mit  Hülfe  einiger  Heftpflaster  ordentlich 
zusammen  9  bedecke  dieselbe  dann  mit  trock* 
ner  GhatpiCj  und. lege  über  dieselbe  ^in  nicht 
zu  grofses  ganz  unschuldiges  Pflaster,  etwa 
Emplaurum  diachylon  Simplex  ^  und  oben 
über  dies  alles,  wenn  der  Schlag  irgend  ge« 
waltthätig  gewesen  ist,  die  ganzrortreflichen 
Schmuckerschen  kalten  Umschläge;  doch  müs- 
•en  zuvor,  wenigstens  in  der  Gegend  ^es 
Kopfes,  wo  der  Schlag  hingekommen  ist,  die 
Haare  abgeschoren  werden« 

Ist  die  Quetschung  nicht  mit  einer  bis 
auf  den  Knochen  penetrirenden  Wunde  rer« 
banden,  oder  ist  auch  ein  grofs^  Umkreit 
der  Quetschung  mit  der  Wunde  verbunden^ 
so  lasie  ich  über  die  ganze  gequetschte  Stelle 
Gharpie,  oder  auoh  recht  weiche  zusammen- 
gelegte Leine  wand  ^  wiederholt  mit  dem  ror- 


—       -iu       — 

Urtf  U:i!*',u;    es  tf-ilst  xifju:  ra  Anfiuigey  «ber 
«!«  fi«'fr:ht  Auch  bald  Alles  bell  and  gnt. 

Min  huto  sich  aber  ja  bei  KopFredetsim- 
firfi  tftutinA^^  die  Eitemog  befördernde  Sal- 
him  anxu wenden*  Denn  wenn  der  Kno'chen 
if |{^nr] wo  von  der  Knocheohant  eatblolset  wor« 
Ami  ihtp  so  folget  nach  Anwendung  solcfaer 
fislbeii  ^ewils  Ah»blättening,  die  sdir  oft  bei 
di9(ii  fi'ockn«fn,  oilor  ganz  einfacLen  Verbände 
VttrifiiftJfttt  wird,  und  gewils  sorgfältig  xu  yer- 
fii<sidi;n  iit,  weil  Kopfwunden  mit  Abblattd- 
tui%^  ilf)r  Knochen  sehr  langsam  nnd  sehr 
»#Jiwar  Iieilcn.  Hoffentlich  glaubt  auch  kein 
Wundarzt  hounVer  Zeiten  mehr,  da&.ejne 
]*u\i*  VVunde  eitern  miisse,  ytena  sie  heilen 
(tollf.% 

Wie  vor&ichtig  man  überhaupt  bei  Kopf«- 
wiifiiS^n  KU  Aüyn  Ursache  hat,  undwie  wenig 
iii;fcLifiiuit  man  auch  bei  der  dem  Scheine  nach 
Iniühtafeton  Vürwundung  des  Kopfes  sagen 
kt'infu;  und  iiiü»2i«,  o.s  ibt  keine  Gefahr  damit 
^niliUDilen,  hfiwoisot  auch  nachstehender  merk- 
wUnliji^Ar  Fall.  Zwei  kleine  Knaben  spielten 
mit  dinunüer;  einer  warf  den  andern  im  Spiele 
mit  einem  Stocke  an  den  Kopf,  an  welchem 
vorne  ein  kleines  spitzes  Eisen  safs»  Der  ge- 
worfene Knabe  tlel  sogleich  sinnlos  zu  Boden, 
besann  sich  aber  sehr  bald  wieder  und  war 


—     3i     -,. 

I 

gans  wohL  Die  Eltern  achteten  daher  dar' 
V  Verl^tzfing  gar  nicht.  A^  Tage  darauf  ver- 
lor der  Kn^be  die  Besinnung  .plötzlich  wied^u-, 
un^  nun  eilte  der  Vater  n^ch  Hülfe ^  allein 
wie  er  wieder  xuriiek  kehrte,  war  der  Knabe 
bereits  todt.  Die  Untersuchung  wurde  aras 
unwichtigen  und  hier  gesetzwidrigen  Grtindien 
unterdrückt;  doch  bin  ich  überzeugt,'  diifs 
,4ie§e  kleine  sonst  unbedeutend  scheinende  V  er- 
JgjttnnsLExerai^asat  und  den  Tod  bewUrkt  habe. 
Auch  bei    heftigen    Erschütterungen    des 

Kopfs,  {Commotio  Cerebri,)  leisten  die* Schmu* 

■  » *  i 

okerschen  kalten  Uqischläge  die  schnellste  u.ad 

iiicherste' Hülfe,  so  sicher,  dafs  selten  etwas 
Bedenkliches,  nicht  einmal  periodisclbe  ynb^ 
ainnlichkeit,  oder  yngewöhnliches  Stilleseyn 
nachbleibt.  Der  Bauer  G.  in  B.,  dessen  Krnn- 
kengeschichte  ich  vorlängst  im  Balding^rsdiien 
Magazin  für  Aerzte  erzählet  habe,  iist  nach 
seiner  i7iBi  erlittenen  heftigen  Commotio^ Ce^ , 
rebri  noch  heute  vollkommen  gesund  und  wob!, 
obgleich  er  jetzt  schon  ein  Greis  ist.  Be- 
'  inerkepswerth  ist  es  doch;  dafs  alle,  de- 
ren Kopf  durch  eine  aufsere  Gewaltthätigkeit, 
oder  durch  eine  Commotio  Cerebri  jgelitten  hat, 
fast  immer  an  Verstopfung  leiden  ^  und  dann 
gewöhnlich,  mehr  als  noch  einm^  so  viel  wie 
gewöhnlich,  von  EröfjQungsmitteln  bedürfen, 
ukn  diese  zu  heben.    Man.  mufs  ja  bald  dahin 


-;     Sa    » 

m 

strebefly  diesa  zu  heben ;  dfinn  soMd  Um  Ycr- 
stopfiing  gekobea  iit,  hsiai  dU  Zafib  ätd^ 
und  alle  Leidende  fühlen  sogicick  Bi  Iliciilte* 
mag.  Heilende  Gy stiere  mit  JlfnJlln,  Aۤ' 
gum  vüizj  aach  sogar  mit  Xanants  gwyifMi 
wüzkea  hier  am  schnellsten  nnd  lichentM, 
nnd  sind  gewlfs  weniger  schädlich  ab  staik 
reizende  Äbführungsmittel. 

Eine  Fraa,  welche  schpn  über  So  Jahr 
alt  war,  <Sr.  in  V«,  fiel  yoa  einem  SflhenttJ* 
baiken,  etwa  5  Ellen  hinonter;  sie  fid  aaf 
die  linke  Seite  des  Kopf,  brach  daa  Schlis- 
selbein {clavieulä)^  hatte  aber  sonst  gpr  kfehe 
bedeutende  Verletzungen;  doch  lag  aia  n4 
Stunden  ohne  Besinnung.  Nach  Anwandusg 
der  oben  angezeigten ,  nur  bei  solchen.  Tev- 
fallen  .ganz  gewöhaÜcher  Mi:tel,  bdua  M 
ihre  Besinnung  wieder;  nnd  nun  erfuhr  ich, 
dafs  sie  bei  dem  Falle  plötzlich  anf  dem  lin* 
ken  Auge  blind  geworden  sej.  Sie  ist  noch 
blind,  sonst  aber  so  yiel  ich  weils  noch  im- 
mer ganz  wohl.*  Gewöhnliche  ableitende  nnd 
Angeumittel  bewiirkten  bei  dieser  Blindheit 
gar  nichts.  Eleuricität  wäre  vielleicht  das 
rechte  Mittel  zur  Hebung  dieser  Blindheit  ge- 
wesen ,  wenn  sie  sogleich  dort  im  Orte  hätte 
angewandt  werden  können;  Tielleicht  wäre 
der  darr  als  noch  nicht  bekannte  Galvaiiismns 
Qooh  wUrksamer  gewesen^  doch  fcaba  ich  bis 

jetzt 


«=    35     — 

• 

.  jeut  andi  noch  wenig  Nutzen  von  dieser  ,Kui^ 
methode  gesehen,  so  viel  sie  anch  angeprie« 
len  und  iMEigewandt  wird. 

Hier  war  doch  wohl  Commona  Cerebrij 
'wid  insbesondere  Nervi  optici,  als  die  einzige 
Ursache  dieser  so  plötzlich  ^entstandenen  Blind* 
keit  auf  einem  Auge  anzusehen,  denn  das 
Aiige  selbst  war  durchaus  gar  nicht  verletzet, 
nicht  einmal  entzündet,  und  doch  war  die 
Frau  plötzlich  bei  dem  Falle  blind  geworden» 

Kinder  werden  zuweilen^  besonders  E^st« 
•geborne  bei  langsamen  und  schweren  Gebur- 
t0Bj  und  yorziigliGh  solche,  deren  Mütter  schon 
liber  So  Jahre  alt  zum  erstenmale  gebären^ 
mit  einer  mehr  oder  weniger  gr<'f.%en  6e- 
Ükußfuht  oben  auf  dem  Kopfe  geboren;  die« 
ae  vergehet  gewöhnlich  innerhalb  acht  Ta- 
gen ijiach  dem  $eilsigen  Waschen  mit  Wein 
vund. Essig,  oder  mit  Branntwein  uifü  Essig, 
und  ist  nur  allein  Folge  des  bei  der  Geburt 
erlittepen  Drucks  öder  Einklemmung  des 
Kopfs.  Mir  aber  ist  hier  in  Bergen  bei  dam 
JSt.  H.  Kind  der  Fall  vorgekommen,  dali  die- 
aes  Kind,  welches  über  ein  halbes  Jahr  aU 
Wlir>  eine  solche  mitten  auf  der  FontaneHe 
•itzende^aiza  Aar/e  Geschwulst  hatte,  die  etwa 
a  Zoll  im  Durchmesser  und  \  Zoll  in  der 
Höhe  hatte,  ganz'  blau  war,  und  sobald  sie 
von  oben  im  mindesten  angedruckt^  ?rurd?, 


-     34     - 

rerlor  dM  Kiod  die  Beeimioiig  und  lieb  den 
Kopf  wie  todc  hangen.  Ich  liels  sa  AaCuige 
wohl  3  bis  4  Tage  Weixenbrodt  mit  BI«was- 
•er,  SU  einen  dicken  Brei  gdLocht,  in  Leine- 
wand gefüllet I  kalt  auflegen,  hernach  nahm 
ich  sechtfach  zosamnien  gelegte  weiche  Leine- 
wand,  nihete  eine  ganz  dünne  hohl  gaachla- 
gene  Bleiplatte  darauf,  legte  rund  nm  die  Ge- 
schwulst Compressea  bis  lur  H^he  der  Ge- 
schwulst, und  nun  die  zusammen  gdegte  Lei-^ 
newand  mit  der  leichten  Bleiplatte  so  oben 
darüber,  dafs  die  Bleiplatte  nach  oben  iagi 
und  also  zu  Anfange  nur  einen  ganz  gelin- 
den Druck  bewiirken  konnte;  nach  und  nach 
nahm  ich  die  nntem  Compressen  nnd  so  auch  •/ 
die  Leinewandlagen  weg,  um  den  Druck  allf 
mählig  zu  verstärken.  Wie  das  Kind  d^ 
Druck  der  Bleiplatte  ertragen  könnte  |be- 
wUrkte  ich  einen  anhaltenden  Druck  yon  oben 
auf  dieselbe,  und  zwar  vermittelst  der  ge- 
wöhnlichen Kopfbinde  {Oiuure  che/),  die  ich 
nach  und  nach  nicht  nur  stärker  anspan* 
nete,  sondern  auch  noch  allmählig  dicke- 
re Compressen  unter  dieselbe  auf  die-  Blei^ 
platte  legte,  so  dab  der  Druck  immer  star-' 
}  Tnrde  und  werden  mufste.  Hiedundi 
der  Tumor  allmählig  kleiner,  nnd 
Jbe  fast  gänzlich  verschwunden  war, 
eine   dickere  und  schwerere  Blei- 


r-     39     - 

nem^  Mittel  Wfeicket.  Mir  ist  sie  in  aeiner 
praktiaoheo  Laafbahn  nur  einmal  Torgekov- 
men  und  ich  konnte  darch  keine  Mittel  UKlfe 
und  Erleichterung  bewiirken,  multte  mich 
dAlier  cur  Auftschaeidaiig  des  Äuget  entsohlie- 
Isen.  Die  Kianke  war  ein  kleines  vierj&hri- 
gba  Mädchen  in  Mühlhausen  in  Thüringen, 
loh  stach  den  stark  hervorstehenden  Augapfel 
kreutswjeis  mit  einer  Nadel  ^  in  welcher  ein 
gewipluter  Faden  war,  durch,  sog  mit  deren 
Hul£^  das  Auge  langsam  und  yorsichtig  her- 
vor, lösete  dann  mit  einem  Messer  den  Aug« 
ipfel  rundum  von  der  Augenhöhle  ab,  zog 
ihn  nun  noch  stärker  aber  sehr  langsam  her- 
vor,  und  schnitt  den  Sehenerven  mit  einer 
jknunnien  Knop&cheere  durch,  und  nahm  ihn 
so  leicht  und  schnell  heraus.  Der  Angapfel 
hatte  mehrere  Auswüchse  und  angefressene 
Stellen^  nnd  wog  87  Loth.  Die  Augenhöle 
wuoha  bei  einer  ganz  einfachen  Behandlung 
langsam  aus,  und  die  Augenlieder  wuchsen  an 
einander,  so  dals  die  Augenhöle  verschlossen 
war,  und  wenig  eingefallen  schien.  Das  Kind 
befand  sich  hernach  gans^wohl,  bis  es  nach 
Verlauf  von  anderthalb  Jahren  an  einem  epi- 
demischen Husten  starb. 

Das  Schielen  gewöhnt  man  den  Kindern 
am  besten  dadurch  ab,  wenn  man  sie  zu  dem 
Alter  kommen  läfst, .  dafs  sie  selbit  einsehoa 


—    S6     — 

Waschen  der  Augen  mit  Bleiv/iksseri  Termiscbt 
mi(  gebranntem  Alaun  und  Tutia»  yarbunden, 
mit  einer  vorsichtigen  Diät  und  mftfing  war-, 
men  Verhalten ,  nothwendig.  Ist  §bef  die 
Entzündung  so  tief  eingewurzelt,  da(s  anch 
die  Augenlieder  schon  mit  angegriffen  ain^y 
so  thut  die  bekannte  rothe  Augensulbe .  atä: 
a  Unzen  ungesalzener  Butter,  2  Quent  wei* 
fsem  Wachs  und  einer  halben  Quente  fothom 
Präcipitat  [Mercuriiu  praecipitntus  ruber)^  TQf^ 
trefliche  Dienste*  Am  besten  würkt  *Sm^ 
Salbe,  wenn  man  etwas  davon  in  feine  didi» 
te  Leinewand  bindet*,  dann  so  driici(t«  dals 
sie  gleichsam  in  Form  feiner  Fäden  dfaldi 
die  Leinewand  heraus  spritzet,  und  ttan 
dann. die  zusammto  gefügten  Augenlieder  et" 
wa  dreimal  täglich  damit  bestreichet,  die  An- 
gen  aber  bald  darnach  wieder  mit  Roite- 
wasser  oder  ein  wenig  warmer  Milch  aus- 
waschet« Oft  sind  die  AugenentzSndmigea 
hier  äuiserst  heftig  und  hartnäckig  und  wol- 
len durchaus  nicht  weicheUi  hieran  tind^dann 
meistens  Difitfehler,  besonders  der  iiSt^By 
Genufs  geistiger  Getränke  oder  ein  *  in  den 
Eingeweiden^  angesammleter  zäher  lUeistar 
schuld.  Sobald  die  Gedärme  gehörig,  am  be- 
sten durch  langsam  und  .anhaltend  wfirkenda 
Ausleerungsmittel  j  als  z.  E.  durch  eine  Ab« 
kechnng  von  IvhabArber,^  Glaubeiaabe  nadlet« 


-41    - 

es  oft  schon  in  spät,  und  dem  Arste  Hülfe 
Btt  schaffen  ohnmöglich.  Gerade, 'wenn  dem 
Auge  gar  nichts  anzusehen  ist  und  doch  das 
Gesicht  allmäblig  schwächer  wird,  ist  der  o»- 
iangende  scbwarae  Staar  am  gewissesten,  und 
dann  heilst  es  prineipiis  obsiaJ 

•  8o<  mannigEaltig  auch  die «  Ursachen  des 
schwanen  Staares  sind,  so  lassen  sich  diesel- 
ben doch  in  gewisse  Abtheilungen  bringen^ 
«nd:itoch  diesen  AbtheiluDgen  auch  die  mög- 
liche Kur  desselben  bestimmen« 

.  Je  bestimmter  die  Ursache,  desto  siche- 
rer oder  wenigstens  wahrscheinlicher  die  gliick* 
liehe  Kur. 

Je  tangsamer  der  schwarze  Staar  entste- 
het, desto  schwerer  die  Kur* 

Der  schwarze  Staar,  dessen  Ursache  im 
Kopfe  au  suchen  ist,  ist  schwerer  zu  heben 
als  der,  dessen  Ursache  im  Unterleibe  lieget. 
Ein  schnell  oder  plötzlich  entstehender 
Staar  ist  ^  meistens  durch  schnell  würkende 
Btittd  schnell  Ieu  heben  oder  gar  nicht;  dft 
mit  einem  einzigen  Brechmittel! 

Ein  oder  mehrere  dunkle  Flecken  (Sco^ 
iomd)  sind  freilich  ein  Beweifs  einer  Schwäche 
i|i  der  Retina,  oder  im  Seheneryen;  allein 
aus  sicheren  Erfahrungon  weifs  ich,  dafs  Men- 
•ehen  diese  Erscheinung  20  Jahre  haben  kön« 
aen,  ohne^blind  zu  werden. 


—     38     — 

der  rechten  Hand  das  gerade  über  das  offene 
Auge  gehaltene  Pulven  aus  dem  Fed«riuelet 
so  dafs  es  gerade  in   das  Auge  hinein  faUtf 
mid  sobald  das  Pniver  hinein  gefallen  ist,  lafit 
man  den  Patienten  das  Auge  schtiefsen  und 
dtn  Augapfel  unter  dem  yerschlossenen  Ao- 
genlieda  so  yiel  als  möglich  hin  nnd  lier  be^ 
wegen.    Ist  aber  das  Pulver  nicht  recht  feiäi 
oder  wird  es  in  das  Auge  hinein  geUbuen,  so. 
erfolget  meistens ,  wenigstens  zu  An£inge  das 
Gebrai^cbs,  Schmerz  und  Entzündung^  nnd  diei 
muls  sorgfiltigst  yermieden  werden,  weil  es 
die  Kur  entweder  yerhindert  oder  doo|i  er* 
schweret  und  yernögert.     Mehrere  nuSaUead 
glückliche  Kuren  habe  ich  mit  diesem  wohl- 
thätigen  Pulyer  selbst  gemacht,  und  beson- 
ders bleibt  mir  eine  an  einem  bettelnden  Bild« 
eben  Z.  S.  y.  P«  stets  merkwürdig;;  aie  war 
lo  Jahre  stock  blind  gewesen  und.  ike  eines 
Auge  ausgeflossen,  das  andere  aber  wi^e  durch 
Hülfe  dieses  Pul?ers  yöUig  sehend^;    ao  dais 
sie  hernach  ohne  alle  Begleitung  OBieilenweit 
Über  Land  gehen  konnte*    Auch  bei  den  Pfisr- 
den,  wenn  diese  ein  schon  ganz  dickes  Fell 
über  die  Augen   haben,    ist  dies  BulFer  oft 
sehr  würksam  und  hülfreich* 

Eine,  dem  Himmel  sey  dank,  seitens 
Krankheit  der  Augen  ist  das  Krebsau£ß  (Car* 
einoma  oculi)^    Eine  Krankheit^  die  wohl  jLei«*  ' 


^     39  — 

nem^  Mittel  irjeicket.  Mir  ist  sie  in  aeiner 
praktischen  Laafbahn  nur  einmal  yorgekovi« 
men  und  ich  konnte  darch  keine  Mittel  Hülfe 
und  Erleichterung  bewiirken,  mulste  mich 
diher  Bur  Ausschaeidoiig  des  Auges  entsohlie- 
Isen.  Die  Kranke  war  ein  kleines  vierjähri- 
ges Mädchjen  in  Mühihausen  in  Thüringen. 
Ich  stach  den  stark  hervorstehenden  Augapfel 
kreutswjeis  mit  einer  Nadel  ^  in  welcher  ein 
gewichster  Faden  war,  durch,  sog  mit  deren 
Hülte:  das  Auge  langsam  und  vorsichtig  her- 
vor, lösete  dann  mit  einem  Messer  den  Aug« 
apfel  rundum  von  der  Augenhöhle  ab,  tog 
ihn  nun  noch  stärker  aber  sehr  langsam  her- 
vor,  und  schnitt  den  Sehenerven  mit  einer 
krummen  Knop&cheere  durch,  und  nahm  ihn 
ao  leicht  und.  schnell  her  ans*  Der  Angapfel 
hatte  mehrere  Auswüchse  und  angefressene 
Stellen,  und  wog  8^  Loth.  Die  Augenhöle 
yruohs.  bei  einer  ganz  einfachen  Behandlung 
langsam  aus,  und  die  Augenlieder  wuchsen  «n 
einander,  so  dals'die  AugenbJtle  verschlossen' 
war,  und  wenig  eingefallen  schien.  Das  Kind 
befand  sich  hernach  gans^wohl,  bis  es  nach 
Verlauf  von  anderthalb  Jahren  an  einem  epi- 
demischen Husten  starb« 

Das  Schielen  gewöhnt  man  den  Kindern 
am  besten  dadurch  ab,  wenn  man  sie  lu  dem 
Alter  kommen  läfst,  defs  sie  selbit  einsehen 


-    4^    - 

;UiJ  fiiUen  können,  was  anstSndig  und  gut 
Vit  und  was  hä&lich  kleidet*  Blan  lasse  sie 
alstlann  öfters  Tor  eio^n  Spiegel  treten-,  und 
sie  sich  von  dem  Widrigen  4es  Schieleni 
selbst  überzeugen,  und  wenn  man  bemerkt^ 
daiä  sie  d^'es  recht  fühlen ,  so  erinnere  man 
sie  alsdann  recht  oft  und  ernstlich  daran«  ^e 
weniger  man  es  zuvor  bemerkt  hat,  desto  tie» 
fere  Eindrücke  machen  dann  ernste  vnd  flei- 
Isig6  Erinnerungen,  und  desto  sicherte  wer- 
den sich  die  fühlenden  Menschen  des  8ehi6- 
lens  zu  entwöhnen  bemüht  seyn. 

Ohne  Zweifel  ist  der  schwarte  Staar  die- 
jenige Augenkrankheit,  deren  Knr  am  unsi- 
chersten und  schweiften  ist,  weil  derselben 
nicht  nur  so  mancherlei  Ursachen  lum  Gnm«* 
de  liegen  können,  sondern  weil  sie  anoh  oft 
in  ihrem  ersten  AuEange  sehr  schwer  tu  ent- 
(lucken  ist.  Mancher  leidet  an  der  Entste- 
hung eines  schwarzen  Staares,  und  wähnet 
dessen  Entstehung  keinesweges,  weil  er^lanbti 
die  Ursache  seines  gegenwärtig  schwiohem 
Sehens  liege  in  einer  Erkaltung  oder  in  ö- 
nem  andern  DiStfi^ler,  und  besorget,  gerade 
W0U  seinvm  Auge  gar  nichts  anzusehen  isi 
und  er  in  demselben  gar  keine  Sdunerzen, 
gtr  keine  Beschwerden  fiihlt,  auch  durdhaus 
ine  Gefahr,  und  wenn  er  sie  erst  be« 
icd  einen  Arzt  zu  Rathe  sieht,  ao  ist 


-..4t    - 

es  oft  schon  au  spät,  und  dem  Arste  Hälfe 
SU  schaffen  ohnmöglich.  Gerade, 'wenn  dem 
Auge  gar  nichts  anzusehen  ist  und  doch  das 
Gesicht  allmäblig  schwächer  wird,  ist  der  an- 
fangende scbwarae  Staar  am  gewissesten,  und 
dann  heilst  es  prineipiU  obsta! 
ir  -  So  mannigfaltig  auch  die«  Ursachen  des 
achwanen  Staares  sind,  so  lassen  sich  dieael- 
hen  doch  in  gewisse  Abtheilungen  bringen^ 
mid'Aaeh  diesen 'Abtheilungen  auch  die  mög« 
liehe  Kur  desselben  bestimmen« 

.  Je  bestimmter  die  Ursache,  desto  siche- 
rer oder  wenigstens  wahrscheinlicher  die  glück-, 
liehe  Kur. 

Je  langsamer  der  schwarze  Staar  entste-» 
het,  desto  schwerer  die  Kur* 

Der  schwarze  Staar,  dessen  Ursache  im 
Kopfe  zu  «uchen  ist,  ist  iK^hwerer  zu  heben 
ala  der,  dessen  Ursache  im  Unterleibe  lieget. 

Ein  schnell  oder  plötzlich  entstehender 
Staar  ist  meistens  durch  schnell  würkende 
Mittel  schnell  zu  heben  oder  gar  nicht;  oft 
init  einem  einzigen  Brechmittel! 

Ein  oder  mehrere  dunkle  Flecken  (iSco*- 
/oifid)  sind  freilich  ein  Beweifs  einer  Schwäche 
ip  der  Retina,  oder  im  Seheneryen;  allein 
aus  sicheren  Erfahrungen  weiTs  ich,  dals  Men- 
schen diese  Erscheinung  20  Jahre  haben  kön« 
nen,  ohneil>lind  zu  werden. 


-    4»    - 

Eben  di«se  Er£ahruiig  hat  mich  überseiigt, 
dafii  die  PupiHe  bei  einem  fast  Tollkonunenan 
sohwaizen  Staate  auf  einem  Änge  bewegüoh 
a^^.  könne. 

Nicht»  sohadet  bei  einem  langsam  entaM* 
henden  chronischen  schwarzen  Staat  mehr  all 
U^betmaaft,  besonders  im  Genussa  hitiigsr 
Getränke  und  der^Liebe;  die  Unaeha  mag 
liegen  wo  sie  will 

Männern  drohet  .die  Gefahr  des  adiwac» 
sen  Staares  häufiger  als  den  Weibern* 

Die  hifufigsten  Ursachen  des  sohwanan 
Staares  sind  in  zurückgetretener  ScbärEa  an. 
suchen.  Sind  es  chronische  Hantansachlaga^ 
als- ein  schorfiger  Kopf  (Achores)^  böset  Gtihd 
(Tinea  capitis),  Ansprung  oder  Milchscüioif 
(Crusta  lacteä)^  Flechten  {Herpes),  oder  Ktäts# 
(Scabies)  ^  oder  auch ;  scorbutische  Ausscldfige ; 
$ej  es  nun,  dals  diese  von  selbst  rerschwnn- 
den,  oder  durch  unvorsichtige  KurenV  oder 
durch  ganz  zweckwidrige  Mittel  zuriiekgotiie- 
ben  worden  sind,  so  ist  und  bleibt  .allemal 
die  Wiederherrorbringung  dieser  Hant^us- 
schlüge' das  sicherste  Mittel,  diese  so  entstan* 
deoe  Blindheit  wieder  zu  heben«  Hiet  wäre 
die  Inoculation  dieser  sonst  so  unangeneh- 
men Hautkrankheiten  ohnstreitig  sehr  passend, 
um  etwa  dadurch,  deren  Erscheinung  yon 
neuem  bewürken  zu  können.    Wftre  dies  aber 


.^    43    — 

nicht  mö'glidi,  so  mülste  man  ;duroh  andere 
xwc^ckmälsige  Mittel  etwas  ähnliches  au  be-* 
wüiken ,  oder  wenigstens  durch  stark  und 
schnell  ableitende  Mittel  die  zurückgetreten^ 
Schärfe  von  dem  Auge  wieder  wegzubringen, 
Vßd  nach  äufseä  tiinzulooken  bemüht  seyn.  . 
Hier  würden  ohne  Zweifel  Umschläge,  erwej« 
chende  auch  reizende  Senfpflaster,  spanische ' 
Fliegenpflaster ,  Seidelbastrinde  ,  Bähungen, 
Fu&bäder,  auch  wohl  warme  Bä4er,  am  be- 
sten' passen. 

Sind  aber  acute  Ausschläge,  als  Pestbeu« 
len,  Blattern  (Fariola^)^  Scharlach  {Scarla-^ 
iina}^  Röthein  oder  Riddeln  (Rubeolae)^  Ma- 
sern {Morbilli) j  Friesel  (Miliaria),  Flecken 
(Peiechiae),  Scropheln  oder  gar  ein  unvor- 
sichtig abgeschnittener  Weichselzopf  {TaichQ* 
mania  vel  Plicae  polonicae  resectio)^  die  Ur- 
sachen des  entstandenen  schwarzen  Staares, 
daiin  ist  das  Uebel  schon  bedenklicher ,  und 
die  Kur  weit  beschwerlicher.  Freilich  ist  die 
Kur  des  schwarzen  Staares,  welcher  den  acu- 
ten Hauuusschlägen  folget,  weit  schwerer^  als 
die  desjenigen,  welcher,  auf  einen  chronischen 
Hautausschlag  erscheint;,  aber  gewifs  folget  der 
schwärze  auch  einem  chronischen  Hautausschla- 
ge weit  häufiger  als  einem  acuten*  Ableitende, 
vorzüglich  aber  schnell  angewandte  und  stark 
würkende  ausfuhrende  Mittel,  verbunden  mit 


-    44    - 

«iner  sehr  strengen  Diär^  sind  Ucv  ohnstnir' 
tfg  die  passendsten  MitteL  Doch  nmb  man 
dabei  f«  nicht  die  allererste  Entsfehnngwiffia* 
che  ans  den  Augen  lasten,  aber  eben  so  we- 
Big,  ^enn  ein  acuter  Ausschlag  Tomag^gan- 
gen  fsty  diesen  alsdann  als  ganz  amgemadil 
für  die  erste  uqd  wahre  Ursache  dieser  Nind« 
hdit  annehmen.  Et  kann  ja  ancfa  gerade -n 
dieser  Zeit  eine  andere '  accidenteile  UnadM 
eingetreten  seyn  und  diesen  Staar  b^vrSckt 
heb«n.  «So  kenne  ich  einen  Fall,  wo  bei  ei- 
ner inflarnmatori^cben  Ro&e  am  Kopfoy  dorch 
att  hiofiges  Baden  und  Waschen  d^  nttscdiad- 
baften  Auges  der  leidenden  Seite,  in  damsel-i 
ben  ein  anfangender  schwarzer  Staar  erzeugt 
wurde,  der  schon  alles  Lesen  und  alles  ge- 
meine Sehen  verhinderte,  und  dnrckaua  kei« 
nem  andern  Mittel,  als  dem  Beilsigen  Bäben 
mir  maUig  warmen  Decocte  ron  Herha  Ct" 
cueao  Stoerk,  und  Floribus  Mals^ae  kariensis 
wieder  weichen  wollte. 

Ist  aber  noch  eine  andere  rersetzle  öder 
zurückgetretene  Schärfe,  ab  catarrhallache, 
1  henmatische,  gichtiscfae,  scrophulöse  oder  ve* 
nerischo  die  Ursache,  ao  werden  die,  diesen 
Krankheiten  vorzüglich  angemessenen  Mittel, 
auch  gewifs  vorzügliche  Hülfe  bringen.  Hie« 
her  rechne  ich  in  diesen  Fällen  vorzüglich 
^l^entia  y  Icnia  e^^acuantia ,  anümoniaUa 
mfa^  y/conitum^  Guo/acum  et  Mercurialia, 


V 


:^    45    -- 


Wlmn  aber    ein    plötzliches   Ausbleihen 
oder   Aufhören  irgend  einär  kritischen   oder 
gewöhnlichen  Ausleerung  nach  genauer  Un« 
tertuchuüg  die  ausgemachte  Ursache  des  sohwar- 
xen    Staares    wäre^    nämlich    eine    plötzUdie 
,  Hemmung  eines  Speichelflusses,  eines  oft  ein*» 
tfejtenden  und  schon  ^ur  Gewohnheit  gewor^ 
'denen  Nasenblutens,   der  Mensium,   Lochio« 
Tom,  der  Hämorrhoiden,  der  plötzlichen  Zu« 
rScktretung  der  Milch,   der  plötzlichen  .Hei- 
lung oder  Austrocknujig  alter  Geschwüre,  so 
jffirde  man  diese  daraus  entstandene  Blind- 
lieit  wohl  am  leichtesten   heben,  wenn  m^n 
diese*  verlornen  Dinge  wieder  in  Ordnung  au 
bringen  b^nüht  wäre  und  sie  würklich  wie* 
der  in  Ordnung  brächte. 

Hier  passen  gewils  MasUcatoria^  Mercu* 
^rialuif  auch  Tartarus  em'eäcus  et  Ipecacuanha^ 
refracta  dosi  am  besten;  femer  Sternutato^ 
fia  und  andere  Reizmittel  der  Nase,  auchv^ 
warmer  erweichender  Qualm  über  und  in  der 
Nase;  dann  Frictiones  der  untern  Extremität 
teiiy  Fufs*-  und  Qüialrabäder  am  Unterleibe, 
warme  erweichende  Umschlage  auf  densel- 
ben; Bähungen  und  warme  Bedeckungen  der 
Briiste,  verbunden  mit  fleifsigem  Saugen  der- 
selben von  Menschen  und  junjgen  Hunden; 
endlich .  das  Einreiben  des  spanischen  Fliegen« 
pulvers  auf  der  Stelle  des  zu  schnell  zugeheil«* 


-  ^  - 

ten  oder  trocken  gewordenen  GidiwBrai,' 
das  Auflegen  eines  spanischen  FiegeBpfltUm 
auf  dieselben,  und  erweichende  warme  Ubt 
sdiläge  Ton  Kräutern  oder  Leiasaamen  in  MiUi 
oben  darüber. 

Findet  man  die  gewisse  yrsacbe  desschwsr . 
zen  Staares  in  heftiger  Erhitzung,  ioi  nnfor» 
sichtigen    Gebrauche   warmer   Bädflr,  in   st 
grolser  Anstrengung ,  oder  in  zu  haftiger  an» 
haltender  Arbeit,  in  einer  yon  auCiea  olilfeMi 
nen  Gewalt  ohne  Verletzung  des  Auges  i  in 
gewaltsamen  Niesen,   in  zu  starker  Anspaii» 
nung,  oder  Anstrengung  der  Augen,  od^rgitf 
in  einem  heftigen  Schreck^  in  zu  stark  as- 
([preifendem  und  eindringendem  Lichte ,  atich  • 
in  der  plötzlichen  Erscbeinung  eines  heCtigni 
Blitzes;   in  dem  zu  heftigen  Eindringen  und 
plötzlichen    Einfallen   der  Sonnenstrahlen  in 
das  Auge  oder  gar  im  Sonnenstiche»    so  ist 
die  Ki^r  wahrlich  sehr  schwer;  vollkommen  so 
schwer  aber  wird  sie  auch  seyn,    wenn  dieie 
Art  der  Blindheit  vorangegangenen  Krämpfen 
(Spasmi)^  Gichtern  (Contfulsiones)^  dem  Schia« 
ge  (Epilepsiä) ,  dem  Schlagflusse  {Apoplexie), ' 
folget,  oder  gar  mit  einer  Lahmung  irgend 
eines  andern  Theiles  des  Körpers  vergmall« 
schattet  ist» 

An  dfese  Stelle  gehört  ohne  Zweifel  die 
oben  angezeigte  Blindheit  ex  com'moiiime 
rmbri,  Von  einem  FaiW  Nom  ^\i^\ia^bilken. 


—     5i      — 

Alles  Operiren  ist  oft  yergeblioh,  beson- 
ders der  anhaltende  Druck  yon  anhen  gegen 
den  ThränenSftck)  auch  die  Durchstoükung  dea 
Thränenbeijües  bewUrkt  gewifs  nur  seltene 
Hülfe »  nicht  ganz  selten  sogar  NacffatheiL 
Das  Aufsuchen  des  Thränenganges  mit  einer 
Sonde  ist  meistens  ganz  ohnmöglich;  was  bleibt 
dann  also  üBrig?  Eine  bichere  I^ur  gar  nicht! 
Eloigemale  habe  ich  in  meiner  praktischen 
Laufbahn  auf  eine  ganz  einfache  Weise  Hülfe 
bewürkty  di«)  ich  hier  erzählen  will.' 

Wenn  der  Thränensack  aufs  höchste!  durck 
Entzündung  in  die  Höhe  getrieben  und  mit 
Eiter  angefiillet  worden  ist^  so  schneide  ich 
ihn  kreutzweise  durch ,  und  dann  mache  ich 
sogleich  mit  nachfolgender  Kurtnethode  de£ 
Anfang*  Ich  reinige  erst  den  Thränensack 
durch  dienliche  Mittel ,  und  bedecke  ihn  von 
aulsen  mit  dem  Emplastro  diachylo  cum  GuihX 
matibus;  sobald  die  Eiterung  nachlSist,  Aei^ 
Sack  rein  ist,  uod  die  Wunde  anfängt  Sich 
zu  schliefsen,  so  Fängt  auch  meine  eigefitlf- 
che  auf  gänzliche  Hebung  des  Uebels  ab- 
zweckende  Kur  an,  und  dann  spritze  ich  "v^e- 
nigstens  alle  Tage  zwei  bis  dreimal,  jedesmal 
mit  eben  so"  oft  gefüllter  Spritze  den  Thra? 
nensack  mit  einer  Mischung  aus  Essentia  IMyrr* 
häc^  Mastichis  mit  Md  Bosarum  und  Ha- 
fersähme  aus,   und  zwar  mit  der  Anellschen 

Da 


■.' 


-    48    - 

'  wahre  stockende  Scharfe  in  den  Eingmrndea, 
scharfe  pder  schwarte  Gallen  Gallen-,  inflaia^ 
matorische-,  auch  Blei*  Koliken  dasu  dieVar 
anhftsnng  gegeben  haben,  oder  wenn  derselbe 
als  eine  Versetzung  irgend  eines  Fiebws.an«. 
zusehen  ist;  eben  ßo  wird  es  scfn,,  wenn  Inna.  i 
Ophthalmie,  heßige  Congesnones  nd  oaput^ 
Wiirmert  oder  unvemüofriger  Gebrauch  8ti^ 
ker  Purganzen ,  tler  Brechmittel ,  der  ^Meicn- 
rialien,  dieselbe  bewürkt  haben;*  denn  hier  ] 
heifst  es  cessante  caussa^  cessat  effeoeus^  vmA  '■ 
kann  man  nur  die  Ursache  heben,  ao-wird 

I  H 

auch  schon  das  Uebel)  wenn  es  nicht  gar/ju 
alt  ist,  wieder  weichen» 

Weniger  glücklich  wird  ohne  Zwei&l  der 
Arzt  seyn,  wenn  er  bei  dem  höchstea^  Grade 
der  Asthenie,  als  Folge  anhaltend^  und  he& 
tiger  Blutverluste,  des  m  häufigen  Harnens, 
des  lange  fortwahrenden  Weinens,   des  an« 
haltenden    und    erschöpfendeu    Stillena    oder 
Säugens  der  Kinder  ^   des  heftigen  Speichd-   j 
flusses,  des  unmäfsigen  Schwitzens,  des  su  oft 
wiederholten  Aderlassens,  der  ausmergelnden   ] 
Ausschweifong  in  der  Liebe»  des  schwächend- 
sten  Lasters  der  Onanie,  einen  entstandenen 
schwarzen  Stäar  heben  soll   und  wiU,  ^^eon 
hier   ist  wiedergegebene  Stärke  des  Körpers- 
selten  im  Stande,  die  einmal  entstandene  Blind- ' 
heit  zu  heben;  am  wenigsten,  wenn  sie.  b«i 

'  einem 


i  «1 


i      ^ 


5S    — 


Zaweüen  «nttteliet  dlM  AtuiSielsen  deV 
Ohren  von  Erkältung,  uttd  daiin  Folget  mdi- 
st0DS  ein  schweres  Gehör,    besonders  wend 
nicht  rar  rechten  Zeit  irorgebeug^t  linÜ  es  l)sld 
mi^  Aufnierksattrkeit  behnüdelt  wird.     Isrdäl 
Bebel  ans  diesehr'  Ursache  «Mit^tanden^  so  hilft 
^h  iftn  hier  ii!ii  Lande  Vbliches  'HausmitteL 
fosondeis  "wenn  'ehr  Ausfluls  ^chon  ^ergangen, 
nh^'iiur'ein:  schweres  Gehär  mit^Säasen  nnd 
Rttiigina  im  -Kopfe  nacbgetiSieben   ist     Diea 
J9idlibntt€lt  Itt»st«het  ikt  einem  frisch  gebaok-»' 
i9€fii^  nnd  mei&tens  mit  Kumäiel '  Yermlschtedf 
Böggen  ^BAdf^i'^Ton  der  Gri^e  äne^  Tas« 
s^äpfeii;^ill(e)r4i'odt  wirdi'  so  heiftwie  nif^ 
Kefay  'üiV^öft  düfcfifgesfehnittenv  uiid*  wenn  et 
s6  ▼i^l'ldigelnlittiitj  dalji'mhtt  es  if^end  auf 
deiii  (%re  l«iden  kann^  to^wfra  es  fest  äür- 
dRS3elb6   ftiotgebundeh ,    und  so  lange  unge«' 
stört  darauf  gelassen  9   bis  es  kalt  gcwotdien 
ist;  iobdtd- knan  das  Brodt  abnimmt,  bindet 
ma^  ein  wiirmes  Tnch  fest  um  das  Ohr;;  'itcm^ 
dies  Alles'  ieitng^male  Wiedi&rtidit  wird,  so  reri 
sehaft  es  te^istcfi^  Hülfe,  o'der-doch  wen%-< 
stens  gröfiie  Erl^ht^rung.;   Hilft 'dies  iHcht^' 
so  mnfs  man  öfters  swarme  Dilmpfe  ronmitf 
Miieh   uifd- IVass^^gekooiiter   Weiaenkleie^' 
mit  wilden- Ghamillen  niftd  Hollui&derbluteky 
rermisdir,  in'das  Ohr  gehen  lasiien ,  sj^anisch 
Fliegebpftssteroder  anch  nur  g^ebenen  Meer« 


—     6o     » 

dem  Scheine  nach  A^rholiclikeit  mit  dem  schwar- 
zen Staare  bat,  bewurken  k^cn.  oder  in  ei- 
ner nnronicbtig-^^n  \i*:dei(fiär.k!iog  des  granen 
StaareSy  die  Entstehufig  rioes  scbwarxea  Sta»- 
res  drohet,  oder  gar  scbon  bewürkt  hat. 

So  schwer  es  i->r,  h-er  Hülfe  zn  schaffen,  so 
lacheriich  ist  es^  wenn  Jemand  dieselbe  tob 
einem  Stolso  des  Kopfes,  von  einem  fimche 
oder  Brennen  der  Hirnschale,  Tom  ptotiliehen 
Einbringen  und  Eindriogen  der  Ferstürkten 
Lichup'ahlen ,  vom  M.^gnef,  von  der  Durch- 
bohrung des  Trommelfells  \Mcmbranae  iym' 
pani)  erwarten  wollte. 

Vom  grauen  Staare  (Cataracta)  wmb  ich 
nichts  beionders  an  sagen,  weil  ich  nie  selbst 
einen  operirt  habe,  nnd  yon  der  Anwendnng^ 
auch  der  kräFtigsien  Arzneimittel,  darf  der 
Arzt  wohl  selten  Hülfe  erwarten.  Nach  inei- ' 
ner  UeberzeuguDg  ist  die  Extractio  der  2>e* 
pretsio  Torzuziehen. 

Die  Thränenfistel  ist  auch  hier  nicht  so 
ganz  selten,  und  meistens  Nachbleibsel  det 
Blattern  und  der  'Masern,  andere  Ursachen 
sind  gewifs  höchst  selten» 

Bekanntlich  ist  die  Verstopfung  des  llira- 
nengao^es  aus  dem  Thränensacke  nach  der 
Na&e  die  Ursache  der  Thränenfistel.  Wer  also 
diese  Ursache  hebt,  der  hebt  die  so  unange* 
nehme  und  oft  so  Terunstaltende  Thränenfistel. 


—     5i      — 

Alles  Operiren  ist  oft  Tergeblich,  beson- 
srs  der  anhaltende  Druck  von  aul^iea  gegen 
3n  Thränehstck)  auch  die  DnrchstoCiung  de$. 
hränenbeiües  bewUrkt  gewifs  nur  seltene 
!alfe>  nicht  ganz  selten  sogar  NadfatheiL 
as  Aufsuchen  des  Thränengange^  mit  einer 
)nde  ist  meistens  ganz  ohnmöglich;  was  bleibt 
inn  also  üßrig?  Eine  bichere  I^ur  gär  nicht! 
inigemale  habe  ich  in  meiner  praktitchidn 
ftufbahn  auf  eine  ganz  einfache  Weise  Hülfe 
BW'ürkt»  dii^  ich  hier  erzählen  will*' 

Wenn  der  Thräoensack  aufs  höchstei  durch 
ntztindung  in  die  Hohe  getrieben  und  mit 
Eter  angefüllet  worden  ist 9  so  schneide  ich 
m  kreutzweise  durch ,  und  dann  mache  ich 
^gleich  nut  nachfolgender  Kurtnetbode  deii 
nfang.  Ich  reinige  erst  den  Thränensad^ 
iirch  dienliche  Mittel ,  und  bedecke  ihn  ydn 
Ilsen  mit  dem  Kmplastro  diachyla  cum  Guih^ 
xatibus;  sobald  die  Eiterung  nachlalst,  fiei 
ack  rein  ist^  und  die  Wunde  anfängt  sich 
1  schliefsen,  so  fängt  auch  meine  ^igeiit|f- 
tie  auf  gänzliche  Hebung  des  Uebels  ab- 
deckende Kur  an,  und  dann  sj^ritze  ich  We« 
igstens  alle  Tage  zwei  bis  dreimal,  jedesmal 
lit  eben  so"  oft  gefüllter  Spritze  den  Thräo- 
ensack mit  einer  Mischung  aus  Essentia  TMyrr^ 
äe^  Mäsnohis  mit  Mel  Bosarum  und  Ha!<^ 
•rsähme  aus,  und  iwar  mit  det  Anellschen 

D  2 


9pi3tM.  ,Die«   A^foitten  getcliiebet  fedes* 
,iim1  in  der  RülitBflg  rjaoh  dem  jNa»Gnbetoe, 
und  zvu  immer  mit  einiger  Gewalt,  uod  mit 
.fon  aufsen  ziemlich  feät  und  genau  ge.ict.Los- 
••ner  Wunde.     In  das  Nasenloch    dur   Seile, 
'   ,an  welchfut  die  Thrünenfistel  ist,  la&se  ich  oft 
^^^arme' erireicheode  Dämpfe,  durch  HüHe  ei- 
.fi^t  Trichters  gehen,  usdiiAch  jedesmaligem 
^QilupriUen.  laue' ich  die   Sflite  d«r   Nase,   aa 
'  welcher  der  Fehler  ist,  mit  fester  Andt  ücktiDg 
;4tt  entgegengesetBtsn  Seite. stark  schnäuzea. 
]3at  ^nspritzfen  geschiehet  »o   lange  täglich, 
-Jtu  die  feine  Spritze  durchaus  gar  nicht  mehr 
in  die  V^iiüdo  hihein  sb  bringen  ist.    Aul^er 
4wr  Z»t  de«  Spritzern  wi^d  die   Wunde  be^J 
.  fitindig  mit  ein  frenig  ovckcier  Charpia  ub^ 
mjt  d^m^  angezeigten  Pflaster  bedeckt*':      .•.< 
,      Dieae  Methode  ist  gewifs    aehr  eiofidl,' 
't^^  Trabrfioh^iücht  ganz  unwirh«un ,  ftai^  - 
.  Jiifn  yaiü  da^  Uebel  nicht  gar  zu  alt  md  iät 
^hrftoeQgang  nicht  ^ar  zu  fest  tt^^mm^d^tt 
,'i»4>T  S""  Twkoöchert  ist  ■  '.  vir'%' 

;:  j.  SlaiL  findet  oft,  besonders  b^<  dan  "KM^ 
^eni,  gießende  Ohren,  ein  Uebel,  wob«i..i|ifir.' 
:^icht nachlassig  seyn  darf.  Denn  oftkli^dA-  : 
.0]br  vom  autfiielsendeQ-  Eiter  iton  aiUäea^  nj.'' 
der'Eiter  ftiit  alsdann  nach  inW9iid% .lHiiä%' 
and  lerstört  die  fiehörirerksenfe,  bat^A^WW  ^ 
.8«  vtrmn'thst«  "'  /    -^     /,.  r,.,'.-!: 


,  ' 


,        ,  .        --     55     — 

Zaweilen  entstehet  dies  Ausflielsen  der 
Ohren  von  Erkältung,  und  dann  folget  mei- 
stens ein  schweres  Gehör,  besonders  wenn 
nicht  zur  rechten  Zeit  irorgebeuget  und  es  bM. 
mit  Aufmerksamkeit  behandelt  wird.  Ist  das 
tJebel  aus  dieser  Ursache  entstanden^  so  hilft 
oft  eSn  hier  im  Lande  fibliches  Hausmittel^ 
Ij^esonders  wenn  der  Ausflufs  schon  vergangen, 
iubd  nur  ein  schweres  Geho'r  mi^Sausen  und 
Rlittg^  hn  Kopte  nacbgebBeben  -ist.  Dies 
Hsnsniittel  bisstehet  in  einem  frisch  gebaok« 
Ben,  und  meistens  mit  Kümmel  vermischteir 
Roggen  *  BrodtO)  -  Ton  der  Gröfse  eines  Tas« 
üBVikopfes;  dies^'ärodt  wird,  so  heiis  wie  mdg« 
Eiefa,  mitten  durchgeschnitten,  und  wenn -es 
lö  yi^l  abgeknÜt  ist,  däfs'm'an  es  irgend  auf 
leni  ^hre  leiden  kann  ^  so*  wird  es  fest  auf 
iasselbe  aufgebunden,  und  so  lange  unge- 
»tört  darauf  gelassen ,  bis  es  kalt  geworden 
Ist;  sobald  man  das  Brodt  abnimmt,  bindet 
siait  ein  warmes  Tuch  fast  um  das  Ohr;^  wemt 
lies  Alles-  eii^igemale  Wiederholt  wird,  so  rer^ 
le&ait  es  ^eistelis  Hülfe,  oder -doch  wemg- 
rtens  grolse  Erleichterung»  Hilft  -  dies  iticht/ 
\o  mnfs  man  öfters  warme  Dätnpfe  Ton«mit 
SAilebi  uiid  Wasser  gekochter  Weizenkleie/ 
mit  wilden  Chamillea  und  HoUunderblütett. 
vermischt,  in  das  Ohr  gehenlassen,  spanisch 
PliegenpSaster  oder  auch  nur  geriebenen  Meer- 


-    54    - 

rattig  hinter  da&  Ohr  legen,  und  w«m  dem- 
ohnerachcet  das  Gehör  noch  schwer  bleibt» 
hssenna  Masticiü  4ans  concentrata  cum  Oko 
j§mj[gäalarum  dulcium  fldif^ig  in  das  Ohr 
titfpCein  lassen«  Man  kann  anch  pulviM  Moni- 
chü  stark  mit  dem  Oleo  AmygdoiaruMn  did» 
dum  Ffriben.  dann  durch  Leinewand  drfickaa 
und  so  eintröpftidn.  Dies  Mittel  hebt  oft  eij^ 
sehr  tief  eiagewurseltes  schweres  Gehör  gina» 
lieh  oder  verbessert  doch  wenigstens  dasfielba 
tehr  wieder,  wenn  es  nur  fleU§Ü8  ^^^  anhili 
ttnd  gehraucht  wird.  .    i 

Ist  der  Ausflols,  wie  mdslewi  bei  de% 
Kindern»  eine  nach  dem  Oha% JungepShlia. 
^«»uchUgkcic^  so  sind  gewöhnlich  gdinde  Äbr; 
fuhrungen  ui9d  das.fleifsige  £i|itxöp&lii  das 
MsnJttlöIs^  allenfalls  gewannter  aber  ja.  nicht. 
beiiVer  >ütseBr  Miloli  hinlänglich,  das  lUbd  iffc 
einigen  \N  och^n  yölilg  lu  heben. 

Ich  habe  schon  gei^agt^  daCi  xuweilM  der 
Gehüigang  von  der  ciusflietsendea  Fluchtig* 
keit  auklebt,  seltener  ist  der  Fall,  dab  er 
von  der  ausiUef««ini)eji  scharfen  FMC^tigfceit 
wand  gefressen  wird,  und  so  suwichtt.  Ist 
er  gänclich  aufwachsen,  so  mnls  «r  adt  &r 
aar  Lanietie  durch^^linitt^^i,  oder  aait  einer 
bfritto  Nadei  durchstochen  werden.  Beides 
abe«  lauis  ja  mit  alief  Versieht  (geschehen« 
d^nui  man  dem  TrommeUVUe  nicht  sdude. 


k      - 


^  ^     SS     ^ 

c. 

^  Ist  dier«  geseheben  9  so  mvdk  sogleich  ein  der 
i  Oefnung  ang^^messeaer  QueUmei^sei  ton  gu- 
^  tem  Prersschwamme  in  dieselbe  gebracht  wer* 
I  den  3  jedocb  muDi  derselbe  zuvor  )a  sich^ 
und  ordentlich  mit  einem  Faddn  durchzogen 
seyn,  damit  er  nicht  etwa  in  den  Gehörgang 
hinein;  schlüpfen ,  und  so  noch  grölseres  Un« 
glUcK  anrichten  k;önDe«  Zuweilen  i^t  der  Ge« 
hörgang  nicht  völlig  zugewachsen,  wie  ich 
diesen  Fall  noch  ohnlängst  beobachtet  habe« 
Hier  ist  das  tägliche  JEiinbringen  des  Prefs« 
scbwiunms  allein  hinlänglich,  die  natürliche 
Weite  der  Oefnung  wieder  herzustellen.  Der 
Preisschwamm  mufs  aber  nicht  so  lang  ge- 
schnitten werden,  dals  er  das  X^ommelfell 
beriihren  kann,  weil  er  sonst  durch  seinen 
Jkei2^  schaden  würde;  ich  tröpfele  auch  vor 
'  dem  ]ede$maligen  Einbringen  des  Prefs- 
achiiramin^  einige  Tropfen  Mandelöl  in ,  den 
Gehörgapg^ 

Z^uweilen  ist  nur  allein  ein  Vorrath  von 
angesammeltem  und  verhärtetem  Ohrenschmal- 
ze die  Ursache  des  schweren  Gehöres;  dies 
löset  das  eir.-getröpfelte  Mandelöl  auf,  und  kann 
dann  leicht  ausgeräumct  werden. 

Ein  gröfNeres  Uebel  ist  es,  wenn,  wie  es 
nicht  sehen  bei  Kindern  und  Erwachsenen  ge- 
schiebet,,  eine  Eitersammlung  nahe  am  Ohre, 
beäonJers  nach  unten  entstehet.     Dies  Ui^bel, 


i-     56     — 

%o  geringe  es  scheint,   rerdienet  grolse  Auf- 
merksamkeit« Denn  Sberlilst  mail  es  sich  selbst^ 
so  geschiehet  es  zuweilen,  und  wahrlich,  nicht 
so  ganz  selten,   besonders  wenn  der  Kranke, 
selbst,    oder   die   Eltern    eines  so   leidenden 
Kindes,  das  Messer  scheuen  und  das  Gesohwiir 
nicht   zur  Techten  2jeit  wollen   dfnen  bssen, 
dafs  der  Eiter  sich  tief  nach  innen  und  end- 
lich bis  zum  GehÖrgange  hinein  einen  Weg 
bahnt  I    und  dann  meistens  die  Gehörwerkr 
zeuge  zerstöret  oder  doch  wenigstens  ans .  ih« 
rer  Verbindung  trennet.     Wenn  aber  der  Ei« 
ter   diese   Zerstöru|ig   auch    nicht  bewfirken 
sollte  f  so   ist   ein  solches    Uebel   doch .  sehr 
schwer  wieder   zu  heben,    denn   ein  solcher 
fistulöser  Gang  schliefst  sich  ^r  sehr  leicht^ 
und  gar  gerne  nach  auTsen,   und  bleibt  nach 
innen  offen  und  im  bestandigen  eitern.    Das 
kann  man  nur  dadurch  verhüten,  wenn  man 
recht   bald  erweichende  Umschlige,    Leinsa* 
men  odef  Weilsbrodt  in  Milch  gekocht^-  flei- 
Isig   warm   Ton   aulsen  auflegt  9    und  sobald 
man  nur  irgend  fühlet,  ^afs  der  Eiter  WUrk« 
lieh  iluctuire,  das  Geschwür  mit  der  Lanzette 
'öfnety  die  Eiterung  sorgfältigst  nach  aufsen  zu 
unterhalten  bemüht  ist,  in  das  Ohr  selbst  aber 
beständig  Charpiepfropfen,  mit  LiquamenUfyn^ 
hae  und  etwas  Oel   befeuchtet,  hiJaeinbringt 
und  nicht  gerne  trocken  werden  iälst;    die 


.  Gbarpie  inüls  ja  mit  einem  starken  zum  Ohre 

^  hixiau»  hangenden  Fa^en  gebunden  werden^ 
damit  sie  nicht  in  den  Gehorgang  hirvein^glei« 
ten  könne  y  weil  dies  sehr  schwer  wieder  Jierr 
ans  zu  bringeh -ist«  ^   • 

Zahnschmerzen  $ind  hier  ganz  erstaunend 
hfttifig,  weil  ihre  erste  und  leichteste  Ursa« 
eke,  Erkältung  y  hier  auf.  der  Insel  oft  fast 
ganz   unvermeidlich   ist.      Sind   keine   hohle 

.  iZähne  da ,  so  heben  warme  Kräuterkissen  auf 
d»  Backen  gelegt^  Senfpflaster  oder  geriebe«^ 
ner  Meerrettig  hinter  das  Ohr  gelegt  9  diesel« 
ben  gewöhnlich.  Ist  aber  ein  hohler  Zahn 
Schuld  9  so  ist  ohnstreitig  das  einzige  sichere 
Mittel,  den  doch  sonst  wiederkehrenden  Zahn« 

'schmerz  los  zu  werden 9  man  reifse  ihn  aus 
lind  w6rfe  ihn  Yon  sich!  Cajeputc)!  auf  kleine 
Gharpiekuchen  getröpfelt 'und  an  den  hohlen 
Zahn  gelegt  9  ist  das  sicherste  Linderungsmit» 
tel,  noA  besser  und  wirksamer  ist  es,  wenn 
es  mit  etwas  Tinctura  ihebaica  vermischt  ist« 
Yor  verschiedenen  Jahren  gebar  hier  in 
Bergen  des  Soldaten  K,  Frau  ein  Kind^  wel» 
chesa  Schneidezähne  mit  zur  Welt  brachte  | 
da  es  a4  Wochen  alt  war,  bekam  es  noch  % 
Zahne,9  und  starb ,  nachdem  es  36  Wochen 
alt  geworden  war  und  überhaupt  8  Schneide« 
zahne  bekommen/  die  beidezi  mitgebörnea 
aber  wieder  verloren  hatte. 


-^     SS     ^ 

DiA  vorEiigUchste  -Mittel  zur  Erhaltung 
und  Rainigung  der  Zähne  ist  nach  meinen 
Erfahrungen  eine  liatwerge,  die  -mir  unter 
■dem  Namen  der  2^1mlatwerge  der  Mad«  Pöb^ 
padour  bekannt  geworden  ist;. sie  ist  (bigen» 
de;  9^  puhms  sanguinis  Draconis  Unc.  !# 
Cöralliorum  rubrorumf  BoU  armeui^  Otsium 
Sepiat  ää  Orachm»  j.  MelUs  Bojiarum  Unc  i^ 
Olei  CaryOfihyllorum  Gutii  v^  J^ssmiiße  Cin* 
natnomi  Drachm-  f.  Mt  D^  Nur  darf .  es 
nicht  7A\  oft  gebraucht  worden«  Das  Reini- 
gen di^r  Zähne  vom  Weinsreine  durch  I^iiife 
der  gewöhnlichen  Zahnärzte,  ist  den  gähnen 
gewifs  öfter  nachtheilig  als  vorthellhaft« 

E4  ist  bekannt)  dafs  Menschen  auweilea 
Jremde  Korper  hioterschlucken,  die  ihnen  im 
üchlunde  stecken  bleiben  und  oft  groüsfe  Angst 
Terursachen,  besonders  weqn  sie  so  hoch 
liegen,  dafs  sie  die  Luftröhre  ausammenpresr 
sun;  allein  dafs  auch  ganz  tief  hinunterlie- 
gende  fremde  Körper  eben  so  heftige  Angst 
hewüikcd  wurden»  hätte  ich  kaum  geghiubt. 
Kine  Frau  zu  B-*tz  verschluckte  ein  ziK  we* 
nig  gekauetes  Stück  Hammelflefsoh  ohi^e  alle 
Kuorhen;  es  blieb  ihr  im  Schlünde  stecken. 
Jtei  meiner  Ankunft  bei  derselben  iand  ich 
sie  der  Erstickung  nahe;  sie  war  gana  braun 
im  Gesichte,  hatte  einen  sehr  beengten  Athem- 
g,   konnte  kein   vernehmliches  Wort  spre- 


•ben,   war  «a  deQ  /Extremitären   gan«  kalt, 
Wd  hatte  ^ine  fürchteriiolia  Ängste    Wie  gfi^ 
wohnlich  wollte  ich  da«  .i^rachluagene  Fleisch 
mit  .6ioeai  Schwämme  an  Fisehbeio  befesti- 
get Jiinuater  stofsen,  allein  ^u  meiner  grö&e- 
stea^^Verwimderung  muTate  ich  mit  dem  Fisch* 
lieiiie  so.  weit  in  den  Schlund  hinunter  iah- 
veOkvdaCs  ich  nach  dfit  *«ulsern  Ausmeasung 
dat  jf aiischluckte  Stüok  Fleisch  nur  erat  auf 
dem  Magenoiund  liegend  antraf.    Ich  mufste 
'  grofte  Q^walt  anwenden,  um  das  Stück  Fleisch 
inr;^^ii  Magenoiund  hinein  «U:  atofsen,  so  dals 
es, das  f»iqh  biegende  Fischbein  kaum  "bewUr- 
k^O.  .wollte^    Als  ich  meinen  Zweck  erreichte, 
gab».€^  ein  lautes  Geiäusch,  und  die  Frau  be- 
sann und   erhohlte   sich  sehr   bald  darnach 
wieder,      .      ■  ' 

Der  Schwamm  muls  nicht  nur  recht  gut 
an.  dem  Fi^chb^ine  befestigt  seyn,  sbudem  es 
niela  auch  zn  mehrerer  Sicherheit  ein  star- 
ker Faden  in  den  angebunden eui  ja  gnpz  wei- 
chen Schwamm  befestiget  werden ,  der  Toli- 
kommen  die  Lauge  deis  Fischbeins  haben  muls; 
dafuit,  wenn  etwa  upglücklicher  Weise  der 
Schwamm  .sich  vom  Fischbein  trennen  sollte, 
er  mit  dieaem  gut  befestigten  Faden  wieder 
heraufgesögtn  werden  könnte* 

Kinder  und  Erwachsene  bekommen  hier 
oft  Drüsengeschwülste    ?on    Erkältungen    am 


^     6o     ^ 

Halse  Bnd  unter  den  Acliseln,  et  sind  niete 
Scropheln.  Am  besten  man  legt  sobald  ab 
möglich  das  Emplastrum  diachylojt  cum  Gum^^ 
tnatibuM  anf;  denn  nach  diesem  Pflaster  Ter^' 
theilet  es  sich  oft  und  bald,  wenn  e^  sidi- 
nooh  Tertheilen  lassen  will;  ist  ee^ber  dasa 
schon  zu  spat,  Sö  gehet  es  auch  desto  leidi» 
ter  und  sehneller  zht  •  Eiterung  über.  Wird 
•8  in  wenigen  Tagen  gröfser,  so  ist  die  schikeDa 
und  fleifsige  Auflegung  des  wannen  Umsclila« 
ge/|f  von  Leinsamen  oder  Weifsbrodt  ia  Ifueh 
isu  einem  dicken  Brei  gekocht^  xnr  leichte* 
rea  Beförderung  der  Eiterung  am  niitslicihsteB 
und  zuträglichsten.  Sobald  sich' nur  eine.wei« 
che  reifen  Eiter  anzeigende  Stelle  fühlen  md 
entdecken  lä&t,  mufs  es,  besonders  am  Halse, 
sogleich  geöfnet  werden,  damit  der  Eiter  nidit 
weiter  um  sich  oder  tiefer  hinein  fresse,  oder 
gar  noch  neve  Eitersammlungen  an  eintritt« 
dem  Stelle  beveUrke ;  dies  ist  besonders  noth« 
wendig ,  wenn  versetzte  rheumatische  Scharfe 
oder  Ausschlagsfiebermaterie  die  Ui^iaehe  iH. 
Besonders  in  diesen  Fällen  frifst  deir  Eit« 
sehr  leicht  und  sehr  schnell  um  sich  und' 
dann  folget,  auch  noch  nach  gesohdiener  Oef-' 
nung  des  Geschwüres,  nicht  so  gani  aeiten 
Blutung,  nicht  als  Folge  des  Schnitts,  soo* 
dern  aus  einem  vom  Eiter  durchgefrestenen 
^'       ^fäfso ;  und  diese  Biutang  wird  bei  Kin- 


—   fil    — 

» 

dorn  iaweilen»  awch  bei  der  Anweudiidg  dien« 

li0her   Mittel   tödtiiclu     Die    erste    Oefnuog 

Biiils.  ja  nicht  zu  klein  gemacht  werden,  da« 

mit  «Dan  f    sich  selbst  -aur  Schande ,    es  nicht 

-liemach.  noch-  einmal   wieder    ÖfneÄ   miisse. 

Ist  nnd  bleibt  es    nach   gemachter   Oefnung 

umher   noch   hart^    so  bebandie  man   es   so 

lange  wie  zuvor  mit  dem  Pflaster  und  war« 

men  Umschlägen  oben  darüber,  bis  alleHärte 

tersdiwunden  ist»    Allenfalls   kann  man  nur 

trockne  Gliarpie  an  der  Spitze  mit  eid  Wi^nig 

von ^  dem  genannten  Pflaster  bestreichen ,   in 

die  Obfnung  bringen^   damit  sie  offen  bleibei 

Wfil  das  zu  frühe  Schliefsen  derselben  durcb- 

ana  gar  nichts  tauget. 

Krankheiten  der  Brüste.  «^  Man  kann 
•a  nicht  oft  genug  wiederholen,  fast  ein  je» 
des  Frauenzimmer,  welches  im  Stande  ist»  ein 
Kind  bis  zur  reifen  Geburt  in  ihrem  Leibe  zn 
•mähren^  so  zu  ernähren,  daCi  das  Kind  ge». 
annd  geboren  wird»  ist  auch  wahrlich  im 
Stande,  wenn  sie  nicht  ihre  dazu  nöthige  Ge* 
aiindh^t  bei  oder  nach  der  Entbindung  zu« 
gesetzet  hat,  das  ?on  ihr  geborne  Kind  au^ 
Jier  ihPem  Leibe  mit  ihrer  eigenen  der  Natur 
ihres  Kindes  am  besten,  Ja  völlig  augemesse«- 
nan  Milch  zn  ernähren,  und  wenn -e&.  auch^ 
wie  der  erfahrne  Geburtshelfer  Steidele  an^* 
zath^  nur  wenige  Monate  geschehen  kdnntei 


—     €*     — 

•t>  wtif 'le  doch  das  Kisd  dabei  adr  ^M  ge- 
wisaea;  ick  weiTs  es  irdbrlui  mm  wMBäogtB 
£i'fabrtts^[ac^  es  gewixint  »ebr  viel  dalMEi,  «aek  io 
f^nTfWeüzi  munck&lei  küuliobe  oder  endevsNi- 
be&sjCi&tände  es  sonst  za  indenaxliea  iichieaga. 

DaBtk.9  i/ffeadicher  Dank  Sfy   dtM   bei» 
^ra  Müttera  Dieiaes  VarerLsies  dafär  gi- 
sag^t  d«is  sie   den  Trenat^Ldiea  and  eraslti 
Vorsteüangea  immer  melix  aa d  mehr  nacllij||S' 
gebea  haben,    and    vorgetngepen   Citfia^lea 
nicht  aur,   boadern   auch   der  Veraanft  «ad 
deneo  ia  nuncbea  Hänsera  schon  wiedaihok 
gamachtea   aad    bekaDntea   Erfahrangeii  so. 
geroe  folgea ;  solche  Frinea  gestehen  es  sdMm 
jet2t  öSentiich  und  fühlen  sich  ia  »A  selbst 
tiberzeugt«  daCj  ihre  yom  Schöpfer  so  dardi-./ 
aus  künstlich  eingeiichteten  Brüste,  wahrlich  , 
nicht  zur  Erhebung  ihrer  Schönheit,  odc^  zur 
Zierde  ihres  Körpers,  sondern  einzig  und  aU 
lein  dazu  gegeben  worden  sind,  um  ihre  neu- 
gebomea  Kinder  mit  Liebe  und  Wollust  dar-' 
aus  zu  ernühren. 

Kaum  sollte  man  es  sich  in  unsem  Zd* 
ten  noch  denken  können,  dafs  es  noch  Aecaib 
geben  könnre,  deren  es  dennoch  unaiöghcli 
scheint  9  dais  Mütter  aus  einer  gewissen  Me» 
scheaklasse  auch  so  wie  andere  Menschen  im' 

r 

Stande  soyn  sollten  >    ihre  Kinder    selbst  zu 
stillen,  und  doch  giebt  es  würkUch  noch  faeaCs 


—     63     — 

^mehrere  solche  Aerzt6>  die  solöhen  MUttetto, 

irelche  xdohtgetd  stillen  wollen^  nicht  alloin  /.ui^« 

theo,  et  nicht  zä  thün;  sondern  die,  wenn  die 

Bttfittefauch  sehr  gerne  ihre  mütterliche  Pflicht 

erfüllten,  ^'O  lacge  abrathen,    und   zneistcüs 

üit  dem  Manne  gemeinschaftiicho  Sache  jna- 

«ben.  bis  isie  ihren  Zweck  erreicht  ^  und  das 

.gute   edeldedieende  Weib  von  ihrem   so  ver- 

äOnftigen  Vorsatze  abgebracht  haben*    Verdis 

'aen  solche  wohl  den   Namfen   eines   wahren 

Arztes  und  Menschenfreundes?    Nein  wahr« 

liioh  nicht! 

Freilich  leiden  die  stillenden  Mütter  auch 
zuweilen  dafür,  dafs  sie  selbst  stillen  ^  «n  ih- 
ren Brüsten,  vorzüglich  diejenigen  Mütter, 
Welche  zum  ^ersten  male  ein  Kind  säugen.  Die« 
MB  sauget  das  Kind  gewöhnlich  die  Brust« 
werzen  durch  öder  wund,  und  dies  ist  mei- 
jtens  sehr  schmerzhaft  Doch  dafür  ist  auch 
Ratb)  den  Lange  uns  gegeben  hat:  man  soll 
fBÜmlich  weifsen  Zucker  am  Lichte  brennen, 
auf  eine  Theetasse  tröpfeln  lassen,  und  so 
unter  einen  Schrank  oder  Bettstelle  hinstel- 
len; hier  wird  der  gebrannte  Zucket  nach 
und  nach  flüssig,  und  wenn  er  flüssig  gewir- 
den  ist,  so  bestreichet  man  mit  demselben 
schon  vor  der  Entbindung«  die  Warzen  Otters, 
und  nach  der  Entbindung  /edesmal,  wenn 
das  Kind  an  der  Brusc  gesegen  hat;  dies  hilft 


—     6a   .— 

SO  würde  doch  das  Kind  dabei  sehr  ylet  ge-^ 
winnen;  ich  weifs  es  wahrlidh  aus  vtelFältigen 
ErfahrüDgen,  es  gewinnt  sehr  viel  dabei,  auch  so 
gar,  wenn  mancherlei  Httttsliohe  oder  andere  Ne- 
benumstände  es  sonst  zu  widertathen  sibhienen. 

Dank  9  öfiFentlicher  Dank  sey  den  bes<- 
setn  Müttern  meines  Vaterlandes  daftir  ge- 
sagt ^  dafs  sie  den  freundlichen  und  ernsten 
Vorstellungen  immer  mehr  und  mehr  nachte- 
geben  .haben,  und  vorgetragenen  'Gründen 
nicht  nur,  sondern  auch  der  Vernunft  und 
denen  in  manchen  Häusern  schon  wiedetholt 
gemachten  und  -  bekannten  Erfahrungen  so. 
gerne  folgen ;  solche  Frauen  gestehen  es  schon 
jet2t  öffentlich  und  fühlen  sich  in  sich  selbst 
überzeugt,  dals  ihre  vom  Schöpfer  so  durch-, 
aus  künstlich  eingerichteten  Brüste,  wahrlich 
nicht  irur  Erhebung  ihrer  Schönheit,  oder  zur 
Zierde  ihres  Körpers,  sondern  einzig  und  al- 
lein dazu  gegeben  worden  siod»  um  ihre  nen- 
gebornen  Kinder  mit  Liebe  und  Wöllnst  dar- 
aus zu  ernähren. 

Kaum  sollte  man  es  sich  in  unsem  Zei- 
ten noch  denken  können,  dafs  es  noch  Aerate 
geben  könnte,  deren  es  dennoch  unmögtidl 
scheint,  dals  Mütter  aus  einer  gewissen  Me» 
schenklasse  auch  so  wie  andere  Menschen  im 
Stande  seyn  sollten  >  ihre  Kinder  selbst  an 
stillen,  tuid  doch  giebt  es  würklich  noch  heute 


—    65     — 

sium,  oder  ein  heftiger  Schreck)  oder,  jedoch 
selteiier^  ein  äufserer  Druck  i$t,  bei  Schwän- 
gern und  Säugenden  aber  gewöhnlich  von 
stockender  Milch  bewürkt  wird,  ist  das  erste 
und  beste  Mittel  eine  Auflösung  vom  Salö 
'  Tariari  in  Wasser ;  man  thut  am  besten^  wenn 
man  etwa  alle  3  bis  4  Stunden  weiche  Leine- 
wand m'it  dieser  Auflösung  durchDäfst,  dann 
''die  harte  Stelle  stsrk  d^mit  wäscht  und  reibt, 
aber'  nicht,  wie  andere  rathen,  die  gänäfstai 
Leine  wand  auf  die  Brust  legt  und  liegen  läfst^ 
weil  dies  würklich  zu  stark  reizt,  und  oft 
mehr  sdiadet  als  hilft. 

Es  Traget  sich:    wenn  nun   einmal  eine 
aolche  Geschwulst  von  irgend  einer  Feuch- 
tigkeit in  der  ßrust  entstanden  ist,    und  sich 
weder  durch  Waschen  und  Reiben  mit  der 
d)en  angezeigten  Auflösung ,  noch  durch  an- 
.     haltendes  Auflegen  des  EmpL  diatkyli  c.  Gum- 
i^  maiiBuSy    noch  durch  Umschläge  von  Weifs« 
E   brodt  mit  Bleiwasser  gekocht,   oder  von  Ha« 
fr.  fergriitze,  oder  von  Leinsamen  in  Milch  go- 
^  Jkocht,    will    zenheilen  lassen,    sondern   der 
[    eifrigiten  Anwendung  dieser  Mittel  ohnerach« 
1^   tet,  dennoch  in  Eiterung  übergehet,  was  ist 
^    dann  zu  thun?  Soll  man  sich  dem  Eiter  selbst 
'eine    Oefnung  suchen   und    machen   lassen? 
-  -  Oder  soll  man  demselben   mit   dem   Messer 
den  Weg  bahnen?    Nach  meiner  Ueberaau* 

Jonm.  XXI.B.  a.Ste  S 


V 

V 


—    66    ^ 

I 

gung  muls  ich  rathen,  weil  ai  miok  binlliig« 
liehe  Erfahmng  gelehrt  hat:    mm  öEoe  den 
Knoten  mit  einer  Lanzette,   aobald  man  sich 
überzeugt  hA,   da(s  wiirklich  Eiter  in  dem- 
selben enthalten  sey^  und  er  nicht  sehr  tia{ 
liege,  und  machi  sogleich  eine  nicht  zu  Ueifla 
Oefiiung.    Meine  Gründe  hiexu  sind:    i)  dia 
Kranke  leidet  weit  mehrere  und  oft  gani  un» 
ausstehlicfaie  Schmerzen  y  wenn  sich  der  Eiter 
selbst  durchfressen  soll,    a)  Je  länger  der  Ei- 
tersack in  der  Brust  verschlossen:  bleibt 9   4^- 
sto  ärger  frist  der  Eiter  um  und  unter  sich.^  ' 
3)  Nach  einer  von  selbst  entstandenen  Durch- 
fressung   des  Eiters,    oder   wenn  man  auch 
nur  zu  lange  mit  der  Lanzette  geaogert  hst> 
giebt   es    in    der  Folge   gewöhnlich    mehrert  l 
und    oft   entfernte    Eitersammlungen    in  der 
Brust 9    weil  sich  derselbe  nach  allen  Seiten, 
ungestört  Gange  sucht  und  madit;    4)   ^^^ 
lieh    bewürkt    der    durchfressende  Eiter   ge* 
wohnlich  entweder  eine  zu  kleine,  oder  auch 
zu  grofse  und  breite,  oder  doch  sehrunföra^i  ' 
liehe  Wunde,  und  meistens  eine  sehr  große,   . 
oder  doch  verunstaltende  Narbe,  im  ersterM    j 
FaDe  Hiebt  der  Eiter  sehr  langsam  aus  und 
halt  dadurch  die  Heilung  auf^    oder   die  ^a 
kleine  Oefnung  schliefst  sich  auch  an  frühe, 
und  dann  entstehen  durchaus  neue  Eiteren*  - 
haufnngen;  im  letzteren  Falle  abery  wenn  die 


(C^efotioji  SU  grols  ist,  yerzSgert  sich  dadurdi 
:  die  Heiluag  oft  gar  sehr.     Das  Messer  aber 
i'  macht  dem  Eiter  auf  einmal  Luft,  giebt  ema 
•,  v^ine  Schnittwunde  und  heilet,  wie  bekanoti 
am  leichtsten  wieder,  und  meistens,  weichet 
der    Wandarzt,   besonders   beim  vornehmen 
Frau^/jAKimmer  nie  aus  der  Acht  lassen  darf^ 
/folget  dem  reinen  Schnitte  eine  fast  'unmerk« 
Uche  Narbe.      Gewiis    Vortheile   genug,    um 
.  dem  Messer  vor  dem  willkührlichen  Durch« 
'  (  fressen  des  Eiters ,  und  noch  mehr  yor  der 
Ton  Einigen  empfohlnen  Anwendung  iLt%  Aets- 
mittels  den  Vorzug  zuzugestehen* 
-         Man  glaube  aber  ja  nicht,  dafs  das  Nicht- 
stillen    vor    Knoten   und  Milcbrerhärtungeny 
öder   Stockungen   in    den    Briisten    schütze! 
''i    Jfein    gewils    werden  Frauen,    welche   nicht 
selbst  stillen,  häufiger  von  diesem  Uebel  an« 
';    gefiillen,  als  diejenigen^  welche  selbst  stillen; 
^    und  wenn  sie,  wie  man  im  gemeinen  Leben 
|.    sagt,  Einschufs  in  die  Brust  bekommen,  so 
I     heilet.es  meistens  schwerer  bei  denen,  wel- 
che nicht  stillen  als  bei  den  Stillenden,  weil 
bei  letzteren  die  Milch   noch    einen    andern 
Ausweg  hat ,  und  daher  der  Zu  Aufs  nicht  so 
stark  ist,  als  bei  denen  Nichtstillenden. 

Ein  zweites  Uebel,  dem  das  weibliche 
Geschlecht,  auch  die  Unverheiratheten  nicht 
ausgenommen^  an  ihren  Briisten  au8g«stu(  ist, 

E  a 


-.    68    -, 

9 

ist  d«r  Krehs.  Freilich  sind  auch  -andere  Tbeila 
dea  menschlicb^B  Körpers,  Toraiiglich  dieLef- 
aea ,  das  Gesicht  ^vnd  die  Zeugunptheile  hi^ 
von  nicht  ausgenommen ;  auch  findet  er  sicifi 
an  andern,  sowohl  äufserlichenjals  innerl»», 
dien  Tfaeilen,  jedoch  seltner  .ab  an  den. ge- 
nannten. Das  männliche  Geschlecht 'ist  TOa 
dieser  fürchterlichen  Krankheit  nicht  ausge- 
nommen» 

Der  Krebs  ist  das  schreckUc&ste  Uebe[, 
welches  ich  kenne«  Daher  sind  audi  ao£ 
sehr  yielen  Wegen  Versuche  gemache ,  die-^. 
sem  fürchterlichen  Uebel  abzuhelfen,  und  de«^ ' 
halb  sind^  auch  fast  unzählige  Mittd  dagegen 
erapfohleki  worden.  Von  den  sogenannten 
Arcanb  enthalte  ich.  mich  alles  Urtheäs,  wdl 
ii^  deren  Zusammensetzuug  mit  Sicherheit 
nicht  kenne,  und  also  über  ihre  Kraft  nach 
ihren  Bestandtheilen  nicht  unheüen  kann^  und 
fibngens  kenne  ich  ihre  Wüxkungen  nicht, 
weil  ich  nie  ein  Arcalkum  aowenden  werde, 
ao  lange  mir  noch  irgend  ein  anderes  Blittel,'. 
dessen  Bestandtheile  oder  Würkaamkeit  ich 
kenne  und  von  dem  ich  nur  irgend  Nutaen  hof- 
fen kann,  übrig  bleibt.  Die  würksam^ten  sind 
ohnstreitig  die  mächtigern  TSlitibli  Arsenieuml 
Atropa  Belladonna  y  Auripigmentuml  Chdi' 
donium  mujus,  als  Aezmittel,  Conium  macu» 
lasumi    Lapis   inf^mmlis!   Liguiura   4€pticä, 


■Mereurimliä  ^  *  Sentica ,    Uido ,    Fesicak>ria  et 
-    Füriolum^  woFon  einige  wenige  ionerlicb,  cUa 
mehresten  aber  äulserlich  angewandt  weiden.; 
von  einigen,  wenn  sie  nur  mit  Vorsicht  und 
^.  Ordnung  gebraucht  werden,  möchte  auch  wöhl 
\    hin  und  Nieder  Hülfe  zu  erwarten  seyn.  Das 
\    einzige  sichere  oder  doch   das  sicherste  Mife*- 
S' 4el  bleibt  und  ist  ohnstreitig  das '  Messer,  nur 
fa  zur  rechten  Zeit  und  ohne  Blodigkeit  an« 
gewandt,   das  heifst  den  Schnitt  )a  gleich  auf 
jeinmal   breif  und  tief  genug  gemacht  f.  weil 
«nan  sonst  nur  Schmerzen  und  -keine  Hülf^ 
dadurch  bewürkt.     Ich  habe  dies  leider  schon 
nehreremale  erlebt,  wo  offenbar  die  Blödig- 
keit   und.  Furchtsamkeit    des    schneidenden 
.  Wundarztes  die  Ursache  war,  daia  das  Uebel 
bald  und  mit  ierneuerter  Wuth  zuriickkcjute 
md    schreckliche  Verwüstungen    andichtete; 
^er  Schnitt  war  durchaus,  nicht  breit  und  tief 
genug  gemacht  worden.     Am  ersten,  und  hau« 
figsten  geschiehet   dies  beini  Krebse    an  der 
Lefze,  weilr  an  dieser  Stellender  Schnitt  ohi* 
ifehin  mit  mehreren  Schwierigheken  verbun- 
den ist,    als  an.  einer  jed^n  andern ^   beson* 
ders,  wenn  nicht  früh  genug  geschnitten  wird^ 
Sollte  aber  der  Kranke  das  üdesser  durohans 
nicht  anwenden  lassen  wollen^  so   empfehle 
ich  aus  Ueberaeugung  die  rom  Herrn  Geh. 
Rath  Hufeland  ttnd  mehreren  erEshrnen  Man- 


—    7«    — 

sem  Als  Vürsu^ieh  gerühmte'  AxßBmmg  im  ' 
Arseniks!  Es  ist  waliriich  änfseriich  imd  mit  J 
der  gehörigen  Vorsicht  angewandt,  ein  sel|r> 
wichtiges  Bilittd.  Nächst  dem  empfehle  iA  J 
mit  Recht  den  änfserlichen  Gebraooh  das  ^«^^, 
ripigmenn  und  die  Anflösong  des  Lapidis  im^  { 
fernaUi.  Man  sehe  Baldingers  Magaxin  fiir 
Aerzte  Bd«  X.  St.  a.  S.  117,  wd  ich  von  bei- 
den letttem  Mittdn  meine  Qadlee^  angeseigt 
habe.  ;»'* 

Rippenbrücl^  sind  wohl  Überhaupt  seSü^ 
Ifir  sind  während  meiner  fast  Sojähiigen.Pkuv 
nur  zwei  voigekommen,  die'ich  sehr  aiadsdi 
behandelte,  und  deren  Heiland  mir  "doch 
Tollkomq^en  gefawg.  Der  «rste  Fall  war  bei 
einem  Kutscher  anf  Rügen  9  dem  ein  stavksi 
Pferd  mit  einem  Sehlege  ron  hinlsen  die  dbittfc 
faböhe  Rippe,  etwa  anderthalb  Zoll  Tom  RBclfr: 
grathe  queer  durchschlug.  Ich  machte  eine  i^iiv 
fserst  «infache  Bandage;  ich  baiid  eine  breite 
Binde  fest  um  den  Unterleib  dei  Geschlage- 
nen, so  dals  der  Rippenbruch  etwa  mittea 
unter  der  Binde' war;  ein  guter; breiter  Rief 
menmit  Schnallen  wäre  freilich  .wohl  bester 
gewesen;  -allein  ich  hatte  keinen  bei'  der 
Hand.  Unter  die  Binde  legte-  ich  auf  das 
äufsere  Ende  der  gebrochenen  Rippe  siemlidi 
*icke  graduiite  (Kompressen,  so  dab  dadurch 
I  Spitse  der  gebrochenen  Rippe  in  die  Hohe 


—    7»    — 

geswangen  wiirde.  Gleieh  nach  angelegter 
Bandage  lierien  Angst  und  Sehmerzen,  wel- 
che luiror  sehr  heftig  waren,  nach,  und  ga- 
ben  dadurch  den  Beweifs,  dafs  'die  Bandage 
das  bewürkt  habe,  was  ich  daron  erwartete 
nnd  wünsohte.  Auf  der  Stelle,  ^  wo  die  Rippe 
gebrochen  war,  liefs  ich  die  Binde  oft  und 
aö"  lange    mit  Ameisenspiritus   und   Salmiac-  . 

m 

Spiritus  betröpfeln,' bis  der  Kranke  die  Nasse 
am  blofsen  Leibe  fühlte.  Bei  diesem  höchst 
-einfsdien  Verbände  und  dem  damit  verbun*.' 
denen  innerlichen  Gebrauche  kühler  und  ge« 
finde  abführender  Mlttßl,  und  dem  Trinken 
eines  Decocts  von  Wolferley,  Flores  Ami^ 
eae  eu.  und  der  strengsten  Ruhe,  genafs  der 
J^ge -rasche  Mann  in  14.  Tagen  so  weit, 
dafs  er  wieder  umhergehen  und  kleine  Ge- 
schäfte Verrichten  konnte;  jetzt  ist  er  völlig 
gesund,  und  hat  vc^i  der  zerbrochen  gewe- 
aenen  Rippe  auch  nicht  die  allermiadesten 
Beschwerden.  Der  zweite  Fall  war  bei  einem 
iiber  60  Jahre  alten  Manne  zu  B.  auf  Rügen, 
der  von  oben  von  einem  hohen  Scheunendadhe 
herabstürzte.  Er  brach  die  dritte  wahre  Rippe 
der  rechten  Seite,  etwa  2  Zoll  vom  Sterno; 
^ia  war  so  sehr  zerbrochen,  dals  es  bei  je- 
dem Athemzuge  knackte;  der  Kracke  hatte 
einen  außerordentlich  schweren  und  geprefs« 
tcn   Athemzug   uad    heftige    Beängstigungen. 


—    7»    — 

A  meiner  ersten  Ankunft  bei  demielb«pi  lag 
er  ohne  alle  Besinnung ,  hatte  einen  nemlich 
sUrken  Blutauswurf  mit  schwereim,  äulserst 
'  angstvollem  Hniten,  und  siemlioh  statkes  Fie» 
ber.  Ich  legte  ihm  sogleich  eine  ziemliGh 
breite  Binde  mitten  um  den  Leibf  eine  an- 
dere um  den  rechten  Oberarm  und  heftete 
an  beide  Binden  kleine  Bänder;  nun  'EOff 
ich  die  rechte  Schulter  und  den  Obemrm  so 
Stark  wie  möglich  zurück,  und  bind  letsteren 
mit  Hülfe  der  kleinen  Bander  so  fest  «i  die 
Leibbinde,  dafs  der  Kranke  delpselben  dank 
aus  weder  vorwärts  biegen  noch  ziehen  kx>iinte* 
Hiedurch  bewürkte  ich»  dals  die  g^l^pcheoe 
Rippe  so  weit  hervorgedrängt-  wurde»..«  dafl 
das  zuvor  nach  innen  stehende  End^  ipi^  dem 
andern  in  einer  Richtung  zu  stehen  .ki^m  und 
Hat  Knacken  sogleich  gehoben  wurde**  Kun 
legte  ich  einige  kleine  fl.iche  Com^Mressen  auf 
die  gebrochene  Stelle,  die  ich  zuvor  tijLchtig 
mit  jiqua  vulneraria  Thedenii,  angefeuchtet 
hatte,  und  befestigte  dieselben  mit  einer  Ina« 
fsig  angezogenen  breiten  Binde«.  Das.  angst« 
volle  Athemholen  verlor .  sich  bald  nach  die* 
sem  angelegten  Verbände,'  und.^da  ich  aus 
vielfältigen  Erfährungen  weils,  daj^  schnell 
bewürkte  Leibesöfnung  bei  solchen  VprfSUen 
die  schnellste  Erleichteruog  verschalt,  so  lieb 
ich  sogleich  Clystiere  mit   Weinessig  setzen, 


-    7?    -^ 

iirid  be&crgte  zugleich  kühlende  und  gelinde 
abführende  Arzneien^    auch    ein  auflösendes 

'S  

und  die  Expeetoration  beförderndes  Decoct. 

r  Bei  meiner  Abreise  befahl  ich,  den  Kran« 
ken  ja  ruhig  liegen  zu  lassen ,  und  dea.Arm 
sorgHUtigst  in  .  der  demselben  vpn  mir  gege- 
benen Lage  und  Richtung  zu  erhalten,  auch 
:  die  Copipressen  Öfters  mit  einer  Mischung 
ans  Skiffe 9  Ameisen-  und  Salmiacspiritus  zu 
beCauchten^  jedoch  ohne  die  Binden  zu  lö-> 
aen.  .  Weil  dem  Gefallenen  die  Brust  stark 
röchelte  und  viel  Blut  ausgeworfen  wurde,  ao 
acbickte  ich  einen  Wundarzt  hin,  dem  Kran- 
ken eine  Ader- am  linken  Arme  zu  öfnen 
und  ein  ganz  Theil  Blnt  abzunehmen;  denn 
dies  und  Zakine  ausziehen  sind  die  einzigen 
chirurgischen  Geschäfte,  welche  ich  nicht 
iibernehmen  mag.  Der  Wundarzt  wari  ganz 
g^gen  allct  Ordnung,  so  voreilig  den  Arm  wie- 
der los.  zu  machen,  weil,*  seiner  Meinung 
nach , '  der  Kranke  doch  bald  sterben  werde, 
und  demselben  das  Anbinden  des  Armes  nur 
unbequem  hej\  allein  sogleich  nach  Lösung 
des  Armes  nahmen  die  Beängstigung^en  wie- 
der zu,  und. ich  wurde  recht  bald  wieder 
selbst  zu  den  Kranken  gefordert.  Ich  band 
den  Arm  wieder  nach  der-  oben  angezeigten 
Weise  £est,i  liefs  alles  bei  meiner  zuerst  ge- 
machten Anordnung,    und  hatte   die  grolae 


—     '4     — 

*rix'e%  ienk  "Lranjua  iachzTch  glcicli  wieder 

'£.-  f.r-iitrfi'.^    lan    jroise    Miedemog    seiner 

?«^a^-ai$utiwea    :n    'lewürkszz»       iN'aoli    drei 

'>fe^i^u      rstitfiC     ieffseibe    fcfin-?   Tolüge   Besin- 

a4i:i    vicue*.     ad  nach  vier  Wochefi  war  der 

rrcii»  :>v;iioa  io  '▼eit,    ciais   er  zu  Pferde  an- 

r:i..iatj    *  Uiiaeo,    jtlpr  ^  Meilen  ron  seiner 

w».io4,.4  -.1    Tttr  38ch  Bergen  reiten  konnte. 

4-  1-  v-t»   v«r  er  äo   wohl,  wie  ein  iiber 

V.  fcdr  «iTeis  nur  immer  seyn  kann^  und 

.      ^  ^>rvK.iene  Rippe  rerursachte  ihm  swir 

^.ji><^^  ^ar  vjeie,    aber  in  der  Folge  gir 

V  ..;^-  .^<$>ca«verti^a .   und  der  Alte  fiibhe  aieh 

.  .v-.-i  ^v»  .-jeÄUiui,    ilais  er  nach  wie  vor  lei- 

s^ix^i   .<tfwotinliciien  Arbeiten  übemehmen 

x.^.uivk-.     Au  .iep  Steile,  wo  die  Rippe  gebro- 

a   «%aAi    >a»'-c   ein    Knoten   einer  kleinen 

*...i  ;■••«.  v<-/«L'*'ei('.'i<f    kommen    hier    recht 

,  j .    .  ,  V-.,   «tu  ;!uuii*r*teu  im  Winter  vom  Fal- 

,1    «,.         .!•  ■'.;*<».     Uie  beste  Bandage  ist  und 

.  -4     •«..,.»     uoi  ur   l  eberseugung   die  Fest- 

..».«.V'  aviuii^    d^^    Schulter    und.  des 

\.^    »,..:.    i.*    SiCr,    an   welcher  der   Bruch 

.  » .u«  .,«..*-wn  ..••••  cirianJar  heilet  ein  Schliis- 

«^u^4iitv|i:«  :i   tiK»h  -iu'.     Auch  die  künstlichsten, 

kMPAv«»-^(«Hi  Umlagen  bewürken  nie  Hei- 

k|^\l«>  (Ui  «^luamler,  wenn  der  Kranke 

#i^^(%>i>A  iHciigo  Wochen  so  stille  liegt, 


iails    er  -kleine   Schulter    bewegt.     UiAL-  wer 
könnte  dies  wohl  so  lange  aushalten  ? 

j4rm»  und  Beinbrüche  falten  hier  eben« 
falls  aehr  häufig  ror,    am .  häufigsten  auch  im 
Winter.     Sind  'diese  Brüche  ganz  einfach,  das 
heilst,  ist  ^er  Knochen  ganz  gerade  durchge- 
brochen^   ohne  Splitter   und    ohne  Wunden 
nach  aufsen,    so  ist  gewifs  die  .einfacljtste  Be« 
handlung  die  sicherste  ijind  beste*    loh  selbst 
iuibe  ohne  Zuthun:  eines  Wundarztes^  welchea 
ich  doch  sehr  ungern  thue,    mehrere.  Arm- 
mid  Beinbrüche  verbunden  und  geheilet,  wor- 
nnter  ein  Armbruch  eines  Kindes  von  5  Ta- 
^en  warrt  dem  die  Mütter  beim  Anziehen  des 
Hteides  den  Oberarm  gebrochen  hatte.    Mei« 
ne  Behandlung  war  wahrlioh  bei  allen  höchst 
einfach  und  der  Erfolg  allemal  sehr  glücklich; 
Ich  brachte  die  gebrochenen  Knochen  so  gä« 
nau  wie  möglich  naöh  der  gewöhnlichen  Me- 
thodie  au  einander,    legte  dann  sogleich  eine 
doppelte,  ziemlich  breite,  etwa  ^1  Ellen  lange, 
apch  nach  der  Di^ei^  des  gebrochenen  Thei» 
las  kürzer,    durch  und  durch  mit  jfqua  vuf- 
neraria    Thedenii  durohnäfste  Binde,   mitten 
'  und  unmittelbar  um  den  Bruch  ziemlich  fest 
herum,  well  dies  nach  meinem  Dafürhalten  die 
beste  Stärke  gi^bi;    dann  wickelte  ich  noch 
eine  schmälere  trockne  und    ziemlich    lange 
Binde  ganz  regelmäl^ig  und  vorsichtig  um,  da- 


-     78    - 

mit  Jettes  gans   glatt  würde,   md  w^mii  uk 
dann  die  Vertiefiang»  mit  hinlSogUchen  Com- 
pressen    aas^^efu'tert    batte,   so   legte  ioh  an 
dreien  Stellen,  wo  sie  am  wenigsten  beteliwer« 
ten  und  doch  gcolse  Ebdtting  bewurktan,  li8l- 
cei ne  in  Leinevyand  eingenähete,  nad  an  dei 
inwendigen    Seite   gut    mit  '  Baumwolle    oder 
Wolle  gefutterte  Schienen  an.     Wo  der  staijk« 
fite  Druck  nöthig  in ,  da  lege  idi  gewdlbiiidi 
die  erste  Schiene  hin,  und  wickele  eine  jede   . 
besonders  fest,    doch  so,'  dafs  alle  drdi  mit 
einer  uad  derselben  Binde '  befestigt  wttrdapi 
Dies  Wickeln  und  Befestijgen  muls  ja  nak^de^ 
grolsesten  Vorsicht  und  Adfrnerksamkeit  :ge> 
achehen,  damit  ja  alles  ganz  genau  aiasefaliMMi 
ja  nicht  su  fest,    aber  noch  weniger.  M  loa 
werde«'    Nun  wickele  ich  noch  eine  kUraere 
Binde  mit  den  regelmadigstenSchlägeki  öboi 
Über  dai  Ganze,    und  lege  dann  bei  einem 
Beitibruche  eine  ganz  einCache,    dicht  grolse. 
oder  starke  Strohlade  an*,    die  ich -mit  •  drei 
dieselbe  umfassenden  Bändern  befestige.   Den 
Platfufs  binde  ich  nach  gewöhnlicher  Weiae, 
damit  er  sich  rie  wilikiihrlich  bewegen  kdn<- 
ne,  aber  nie  soffest,  dafs  es  beschwere^  odtsr 
gar  Snhmerzen  verursache.    Der  Hacke^k'mttfs 
fa  gut  ausgefüttert  werden^    damit  er  aütcht  ^ 
hart  oder  nafs  liege;  in  beiden  Falleti  entste-.' 
^en  Scb merken,  oft  schnelle  Eiterungen^  nad 


-     77    -  .  . 

sogar. Brandblasen  I  und  dann  ist  diesem  tid- 
bei,  ßo  lange  der  Kranke  liegen  muls/  «ohwer 
wieder  abzuhelfen»     Der  gebrochene  Arm  muGi 
alleinal  in  einer  Binde  getragen  werden,   bis 
•r  völlig  wieder'  ausgeheilt  ist,  und  die  Binde 
dergestalt  an  der  Kleidung   des  Krankten  b^ 
festigt  seyn,    dafs  der  Arm  nie  weder  wlll- 
IdLhriioh  noch  unwilikuHrlich  bewegt  werden 
köfilke.     Nicht  gerne  lege  ich  auf  der  obern 
Seite  dea  Bruchs  eitiQ  Schiene,  wenn  es  an- 
vders  die  Stella  des  Bruchs  irgend  erlaubt, ^ui\' 
ten  eine  anz^legen;    denn  wenn  oben  keine 
Schiene  liegt,  kann  man  besser  sehen,  ob  der 
Bmoh  gerade  ist  und  bleibt,    und  ^  es  ist  ein 
wahres  Scandal  für  einen  ordentlichen  Wund« 
arstj  wenn  ein  ganz  einfacher  Bruch  schief 
geheilet  wird;   auch  kann  man  die  gebroche- 
ne Stelle  am  besten  anfeuchten,    wenn  oben 
keine .  Schiene   liegt.     JNTaoh   £rfahruBg  und 
Ueberzeugung  rathe  ich  3ies  Anfeuchten  al? 
lemal  zu  Anfange,  allenfalls  bis  zum  zweiten 
Verbahde,  mit  dem  Thedenschen  Söhufswas* 
ser  zu  thun,   dann  aber  mit  dem  Goulard- 
sehen  Bleiwasser;    weil  aber  das  Thadensche 
Schufswasser  alle   Bandagen   nach   und.  nach 
zerfrist,  so  milfs  nutn  «ioh  beim  zweiten  Yer«^ 
'  bände  mit  ganz  neueii  Bandagen  einrichten* 
Ist  aber  der    Bru<:h  nur  irgend  oder  gewi/i 
MiBjgiUcixtg  {dejOiJi  fiele  Wnndiirj^ta  geben  «inen 


Brach  oft  als  compliicirt  an,  dar  aa  walirlidi 
nicht  ist,  am  hfiufigsteni  wenn  ar  lai^aaiii 
oder  gar  schief  geheilat  Wird,)  so  mnia  man 
durchaus  gar  keine  steife  Schienen  antagao^ 
bis  die  complictrte  Wunde  wieder  geheileC 
ist,  oder  die  Splitter  böi  Seite  und  ia  Ord- 
nung gebracht  worden  sind;  wahrlioh  nrina 
Regel  y  wider  welche  auch  noch  hante 
rere  Wundärzte  sündigen« 

Beim  Vorderarmbruche,  besondera 
nur  ein  Knochen  gebrochen  ist,  können 
stens  gute  steife  Pappsohienen,  mit  Leinewand 
bewickelt,  hinlänglich  söyii,  vomiigli€:h:  bei 
Kindern;  auch  ebenfalls  bei  gani^  kleinen  Kia« 
dem  am  Oberarme, 

Bei  dem  kleinen  fiinft&gi^en  Kinde,  das^ 
sen  Oberarm  gebrochen  war,  entstand  an  der 
gebrochenen  Stelle  ein  dem  Callna  ähnlicher 
Tumor;  von  d^r  Gröfse  einer  welschen  Nafsi 
der  aber  hernach  dem  täglichen  Waschen 
mit  Salmiac  und  K«:Ikwasser  nach  und  nach 
so  sehr  wich,  dals  di3r  Arm  meder  ganz  eben 
wurde;  und  zuletzt  gar  kein  Caillus  mehr  an 
fühlen  war. 

Nach  meinen  Erfahrungen  und  Bemer- 
kungen müssen  die  Schmerzen  eines  einfa- 
chen Bruches  allemal  sogleich  nach  dem  er- 
sten Verbände  aufhören;  wenn  der  Bruch 
*  onstmä&ig  und  ao  yerbunden  worden  ist, 


—     79     — 

« 

dUft  alles  in  rechte  natürliche  Ordnung  ge- 
braoM  worden,  und  keine  Complicatio^  als' 
scharfe  reizende  Splitter,  Wunden  oder  auch 
nur  Quetschungen,  welche  Schmers  rerursa« 
cheli^  mit  demselben  yerbunden  sind;  imUetz* 

tem  Falle  werden  die  Schmerzen  nach  dem 

* 

.angelegten  Veibaude  heftiger.  Zum  Beweis^, 
dals  die  Schmerzei^  nicht  nachlaueni  wenn 
nipht  alles  in  gehörige  Ordnung  gebracht 
worden  ist 9  aber  sogleich  nachlassen,  wenn 
alles  in  Ordnung  und  gerade  gegen  einander 
^bracht  worden  ist^  mufs  ich  einen  merk* 
wUrdigen  Fall  ganz  kurz  erzählen.  Ein  fun» 
ger  Bauer  L.  in  T.  auf  Rügen  brach  das 
Schienbein  so^,  dafs  an  dem  obern  Knochen  1 
ein  gerader  und  oben  spitzer  ziemlich  grof&er 
Splitter  ausgebrochen  war.  Er  wurde  von 
einem  Wundarzte ,  wie  gewöhnlich  mit  Schie* 
nen  verbunden,  und  hatte  gleich  nach  ange- 
legtem Verbände  heftige  Schmerzen.  Der 
Fuls  wurde  wiederholt  anders  verbunden,  we« 
nigstens  die  Binden  un.d  Schienen  and^^ 
upd  von  neuem  angelegt,  und  doch  dauerten 
die  Schmerzen  fort  und  waren  oft  so  hef^f^ 
dafs  der  Leidende  keinen  Augenblick  Aul^ 
dafür  Hatte.  Da  der  Kranke  eilf  Wochen  so 
ausgehalten  und  der  Wundarzt  den  Fuls  lange 
nicht  gesehen  hatte,  wurde  der  Bauer  despe« 
rat,  liels  sich  auf  ein  Pferd  heben,  denn  anf 


*     * 

Bruch  oft  als  eomplicirt  an,  der  es  wahrlich 
nicht  ist)  am  häufigsten,  wenn  er  kngsam 
oder  gar  schief  geheilet  Wird,)  so  mnfs  man 
durchaus  gar  keine  steife  Schienen  antageo^ 
bis  die  complicirte  Wunde  wieder  geheilet 
ist,  oder  die  Splitter  bei  Seite  und  in  Ord- 
nung gebracht  worden  sind;  wahrlich  -4fiae 
Regel  y  wider  welche  auch  noch  heute  aah-^ 
rere  Wundärzte  sliudigen* 

Beim  Vorderarmbruche ,  besonders  wenn 
nur  ein  Knochen  gebrochen  ist,  können  nm- 
stens  gute  steife  PappschleneU)  mit  Leinawand 
bewickelt  t  hinlänglich  seyp,  yorzügUcfa.  bei 
Kindern ;  auch  ebenfalls  bei  gans;  kleinen  Kin- 
dern am  Oberarme. 

Bei  dem  kleinen  fünftägigen  Kinde  ^  des^ 
sen  Oberarm  gebrochen  war,  entstand  an  der 
gebrochenen  Stelle  ein  dem  Callns  ähnlicher 
Tumor  ^  von  der  Gröfse  einer  welschen  Ifafs, 
der  aber  hernach  dem  täglichen  Waschen 
mit  Salmiac  und  K6:lkwasser  nach  und  nach 
so  sehr  wich,  dals  d»r  Arm  wieder  ganz  eben 
wurde,  und  zuletzt  gar  kein  Callus  mehr  au 
fühlen  war. 

Nach  meinen  Erfahrungen  und  Bemer- 
kungen müssen  die  Schmerzen  eines  einfa- 
ishen  Bruches  allemal  sogleich  nach  dem  «w 
sten  Verbände  aufhören;  wenn  der  Bruch 
kunstmälsig  und   so  yerbunden  wordea   ist^ 


—   ai    ^ 

der  sohöa-vor  eilf  Wochen  gebcocken^  a&4 
äodh  M' wenig  angewac^hseQ  war,  dals  er  bei 
geriogem  Sucueben  •■  des  Fufses  ron  neuem 
brach,  nun  noch  wieder. anheilen  könne»  -  In- 
dela  mirfita'ick  doch  «ikurchans'  so'  yerfahren, 
als.  Mcann'  ich  eineD  gan&^frisehen  Bruch  vor 
fi^  httte.  .  Ich*  wusch  daher  zuerst  mit  ge« 
gahöriger  Unterftützung'des  FoTses  denselben 
filNsr  und 'über  tüchtig  mitThedenschen  Schnfs« 
Wasser,  brachte  die  Knochenenden  so  genau 
msd  sa  ^erädewiie  möglich  an  einander*  Oben 
Wo  der^  Splitter  eingedrückt  war,  blieb  ein^ 
vlTifttieAüigf.ifer eiche  ich  mit  trockner  Cbarpie 
st^fiilU^  Dann,  yeobandi  ich  den  Bruch  gani^ 
nach  meiner  schon  oben  al^fezeigteu  MeldKH 
40  f  und  liefs  nun  die  gebrochene  Stelle  tsgr 
lieh  dreimal  mit  einer  *Miüchung  ausi  Salmiac 
pnd  Kalkwaucr  benässen.  Gleich  nach  an-^ 
gelegCein  Verbände  waren  aUe  Schmerzen  wegg^ 
der  Kräfake  schlief  die  Nacht  nach  eilf  Wo- 
oben. zum  er&tenmale  ziemlich  rvhig.  Nach 
fUnf  Wochen  konnte  er  auf  seinen  gebro- 
■ohenen  Fufs  -treten  und  nach  sieben.  Wo- 
den 'mit  einem  Stocke  gehen,  und  jetzt  ver- 
richtet, er  alle  Bauerarbeit  ohne  Schmerz^ 
und  ohne  Beschwerden  im  Fulse.  Fast  nn^- 
glaublich  schien  es  mir^  dals  ein  schon  eilf 
Wochen  zuror  gebrochener  Knochen  noch 
ztti  vöUlgeii  AneinanderwachsuBg  fähig  seyn 

Joarn.  XXI.  B.  ?.  Sc,  .    F 


—     8a    -. 

iMt%  mul  dodft  geft^hah«  ei  wiridifih».  Ififtr 
kemit  diesen  -gewils  sehr  merkwürfigen  TsH 
Cut  jedermaDn,  und  ich  eothak»  vttiidi  daher 
sehr  gerne  aller  Srhlnrte.  über  denselben. 

EiaEiücha  BtUcbe  am  VwderaaMi  bedfir- 
fen  nur  einer  .leichten  Verbandes  ^  wenn  dtt 
Ann  nnr  so  befestigt  frird,  daCi'  deei  Kranke 
ihn  durchaus  niäit  w iUkuhrlidi  bewegen  kuimt 
Eine  Regele  welche  gewilj  bei  jedensi  Bm- 
che  gilt» 

yerrenkungen  sind  an  attnr  ^ühalleB  Ues 
inenschlicfaen  Kefpers,  io  weidD^n  Kntehen 
mit  einander  verbunden  sind^^in  jedvm'^Gi^ 
lenke  möglich;  sowohl  in  der  VeÜ>indilng^dai 
Sdienkelbeines  mir  dem  Beckeni*ah  cuel^  ia 
einem  Gliede  des  Fingers.  Ich  habe  häufigst 
Beobachtungen  darüber  angesÜUt.^     ' 

Je  schneller  nach  geschehetter'Austonkiuig 
Idas  Einbringen  ipssdliehet ,  desto  deiphter. 
Nicht  immer  werden  die  grÖFseren.  JEüiacheii 
sehr  schwer  und  die  kleinern  «ehr  leveht  wie* 
der  eingebracht.  Auf  eine  gute  und  Kinllng« 
liehe  Ausdehnung  kömmt  ^lles  an.  Bnm  '^obw* 
kelknochen  geschiehet  dies  am  besnsn  mit 
einem  FlsschenKuge.  Ist  dbr  Knochen"* wBrk- 
lieh  wieder  völlig  in  seiner  Lage,  ad  kana 
ihn  der  Kranke  gleich  unmittelbar  nach  der 
yoUkemmen^n  Einbringung  wiUlLährlich  nnd 
ohne  Schmerzen  bewegen.   Kann  er  diea  nichti 


—     83     —  ' 

•o  ist  4er  Knochen  gewiCi  noch  nicht  völlig 
wieder  in  seiner  natürlichen  Liage«  Es  yer*- 
stehet  ^ch  von  selbst,  dafs  diese  erste  Bewa« 
gupg  mit  grof&er  Vorsicht. und  mit  hinlängli- 
cher Unterstütxung  des  ausgerenkt  gewesenejn 
Gliedes  ge$chiehet^    weil  sonst  der  Knochen 

4ehr  leicht  wieder  sogleich  au&springt.  Ist  der 
Jüpchen  wifrkJich  ganz  in  seiner  natKrlichen 

.Lage,  und  hievon  muls  sich  der  Wundarzt 
durchaus  sogleich  zur  Stelle  yollkonunen  über- 

.«cugeni'sa.wird  eine  Bandage  angelegt.    Die 

.«infachite  ist  auch  hier  die  beste<:   nnr  mu£i 

1 

J^%h  Glied   dadurch    hinlänglich   im   Gelenke 
befestigt  und  für  alle-  mögliche  willkübrliche 
Bewegung  i   wenigstens  fioht  Tage   hindurch, 
.sorgfaltigst    geschützt    und    bewahrt    werden, 
-sonst  geht  es. nur  selten  gut;  denn  wenn  der 
iPatient  auch  noch  ;so   heilig  verspricht »    dals 
er  den  Arm  oder  Fu(s  durchaus  gar  nicht  be- 
wegen will ;  er  hält  doch  nicht  Worti^   Gleich 
nuch  dem  wieder  eingebrachten  Gelenke. wa- 
sche ich  die  Stelle  tüchtig  mit  Thedenschen 
•Schufsvirasser  und  hernach  feuchte  ich  sie  täg- 
lich einigeoml  ruit  der  Mischung  aus  Salmii^o 
und.  Kalkwasser  an,  weil  dies  die  Geschwulst 
am  besten  zertheilet  und  verhütet. 

Es  ist  soh&ndlioh,  wenn  ein  Wundarzt 
einen  gebrochenen  Knochen  für  einen  ver- 
renkten und  einw  verrenkten  füi!  einien  g«- 

F  a 


-    84    - 

broehenen  bSlt»  denn  beide  ImiD|[eB  Itabea 
oft  schrcMrkliolie  Folgen ;  fa  nodi  soliSndlicher 
ist  es,  wenn  eine  fixirte  rheumatische  Sdiärfe 
in  irgend  einem  Gelenke  !ut  eine  V^ren- 
kung  gehalten  und  so  gehandhabt  wird,  weil 
dies  meistens  ganz  außerordentÜobe  Eit^enm- 
gen,  yerbunden  mit  den  heftigsten  und  uu 
haltendsten  Schmerzen  nach  sidh  kieht,-  und 
doch  kommen  solche  Irrthiimef  ni<dit  gana 
selten  vor. 

Die  Ausrenkung  der  untern  ^Kiiinlade 
(luxaiiö  maxillao  inferioris)  ist  mir  enüge* 
male  yorgekommen,  und  zwar  beide  ipak 
nach  hinten«  Ich  fafste  mit  beideia  Giümen 
Torne  unter  die  Kinnlade »  mit  beiden  V<mp- 
derfingern  jeder  Hand  so  weit  wie  raögUob  in 
den  Mund  hinein,  und  setzte  die  Finger  fest 
hinten  auf  den  Kinnbadcen;*  drückte  daDn 
den  lUnnbacken  mit  den  Fingern  und  mit 
Unterstützung  der  Daumen,  gleichsam  als  über 
einen  Hebel,  aus  allen  Kräften  nach  hinten 
und  nach  unten«  Sobald  ich  bemerkte^  dab 
der  Kinnbacken  nach  unten  wioh^  gab  idi 
mit  beiden  Daumen  zugleich  einen  stafkeA 
Schub  nach  Yome  und  nach  oben,  jopd  t)eide 
male  gelang  mir  die  Einbringung  auf  den  er- 
sten Zug,  ohnerachtet  der  eine  Kinnbacken 
)n    16    Stunden  ausgesetzt  gewesen    war, 

Geschwulst  ':ilgre  ick  durch  Waschen  mit 

Tkedenschen  S<^\!£sYia%%«t« 


I  > 


M    >83     -^ 


M  'ut  4mp  Knoobeii  gewilf.  noch  niclit  ?811% 
wiedw  ii^.  s^inar  natiirlicbm .  Lage«    Ef  Tar«' 
itebat^'siah  iKifi  selbst,  d«fs  diese  erste  Bewa- 
{|IMtg>9iit  griorfter.  Vonicfat.imd  mit  hJigiiäDg^ 
üi/ft .  üiitferif fiiitiiuig  dßs  ausgerenkt  gewesenefi 
jQlip4§R  tim^h^t,   w^ü  sonst  der  Kc!bc)if|i 
4fj^  4Mcbt  wtjsder  sogleicjb  aufspringt.    Ist  dar 
§ifffichmk  .^RTiIrJüich  gan;^  in  seiner  natKrliidien 
if98^t;  Ml^  m^iüvrn .  mnis  sich  der  Wundartt^ 
durchaus  sogldch  aur  Stelle  ToUkommen  über« 
OWWWHMMWfl  eipa,  Baridaga^ajngelegt.  ,Dia 
^Fy}hit»t  ist  .auch  hiarM^ia^.beste«;  nu  inuifi 
^T  Qüi^d.  dadurch  i^iDliiiigli^lir  do^  Qeienke 
MiP9t%t,jMd^  iiir  alla,  mPs^f^^  villkührlicha 
.*ewegu»gr  F«Pig»teM  :W^»t.,Tage  hindurch, 
ilpigfiU(ig|t   geftchüut   und   bewahrt   werden, 
:*lonst  g^ht;  es  ..nur  aelten  gut;  denn  wenn  der 
{Patient  auc||.noch  >o  heilig  verspricht ,    da& 
jer.  den /Arm  oder  FuGi  durchaus  gar  nicht  ,hai* 
wegen  will;  er  hält  doch  nicht  Wort»  Gleich 
.-fiaeh  dem  -wieder  eingebrachten, Gelenke. wa- 
ndle ^  ich  die  Stelle  tüchtig  mit  Thedenschen 
;fiehu(swas$er  und  hernach  feuchte  ich  sie  tag- 
jich  ein^geflD«!  mit  der  Mischling  aus  Salmii^o 
nnd.  Kalkwasser  an,  weiL^dies  die  ^Geschwulst 
am  besten'  aertheilet  und  trcrhUtet« ,  . 

Es  ist  aohindlicb,  .frenn  ein  Wundänt 
,ainen  gebrocheioien  Knochen  fttr  atnen  rer* 
renkten  und  einnpi  fearrenkten  füif  eymien  ga- 


—     86     — 

ein  lolcher  höclbt  seltener  Fall  rorgekonimeii 
ist  9  und  ich  denselben  sehr  genau  beobaoh- 
tet  habe  9  so  kann  ich  nicht  unterfassen  hier 
etwas  yon  demselben  Torzutragen*  Ohnstrei- 
tig  sind  die  bei  einer  Commoiio  nteda^ae 
spinalis  yorfallenden  Geschäfte  eben  so  sehr 
Geschäfte  eines  Wundarxte$  als  eines  Armtes,; 
und  deswegen  erwähne  ich  dieses  miaidLwSr« 
digen  Falles  hier. 

Der  Bauer  j4.  M.  zu  N»  auf 'Rügen,  ein 
sehr  gesunder  feister  und  starker  M^nn^  hatte 
das  Unglück  von  einem  siemiich  hohen  Fa* 
der  Hola  rückwärts  hinunter  an  stürzen;  vt 
fiel  auf  einen  harten  Fufssteig,  und  ao  no« 
glücklich  y  dafs  er  mit  vorwärts  gebogenam 
Kopfe  gerade  auf  den  Nacken  fiel,  und  sioh 
also  die  ganze  Last  des  so  schweren  Körpers 
auf  den  Halswirbelbeinen  und  jiuf  -den  Schul* 
tern  stauchte.  Er  lag  gleich  ohne  Besinnung 
und  ohne  alle  Bewegung  dort,  und  erholte 
sich  nur  sehr  langsam  wieder;  er. blieb  aai 
ganzen  Stamme  und  an  den  untem  fand  ober» 
Extremitäten  ohne  alle  Bewegung.  So  wui^ 
er  wie  eine  Maschine  mit  .erstaunender  Mühe 
auf  den  Wagen  gebracht  und  nach  Haiiae  ge- 
fahren« Sobald  es  nur  möglich  war^  wurdd 
ich  zu  ihm  geholt,  und  fand  dexiselbeh  in  d- 
nem  mir  hoohst -merkwürdigen  und  traiitigen 
Zustande.    De(:grofse|  atarke^.i 


\ 


:  V^firenkang  des  Rückj^ats  ist  zum  Gltick 
liSchst  selten.»   doch  ist  hier  auf  Rügen  yörV 
tremgen  Jahren  eine  fiirchteriiohe  Verrenkong, 
t»der  riek^ehr  Zersprengnng  desselben  yor« 
gelkllen. 

Ein  Arzt  reisete  mit  einer  frohen  Gesell«^ 
Schaft:  und  war  selbst  froh,  safs  hioten,  in  ei« 
nem  imbedeektcn  Wagen ,  -  auf  einem  ausge- 
stopften  Sacke,  und  hatte  seine  Fülse  fest  un- 
ter den  zweiten  Sittsack,  auf  welchem  Frauen- 
aimmer   saßen.     Er  richtete  sich  in    einem 
Walde  auf  y  um  Zweige  yön  .einem  Baume  au 
brechen,    allein,  die^  Zweige  fafsten  ihn  und 
aogen  ihn  hinter  über.    Kop^  Brust  und  Arme' 
hingen  achwebend  über   die   Rücklehne    des 
Wageiis  herunier,  i^nd  die  Fütse  steckten  so 
lange  unter  dem  zweiten  Sitze  fest/  bi»  das 
Rückgrat  zersprengt  Mrurde  und  das  lieber- 
gewicht  des  schweren  Oberleibes  die  Füfse  un- 
t^  den  Sitz  heraus  rifs,  da  dann  der  ganze 
Mann  Kopf  über  hinunter  stürzte.     So  lebte 
er  drei  schreckliehe  Tage,    da  er  dann  end*^ 
Kch  zum:  Tröste-  seiner  Freunde  starb.     Die 
untern  Extremitäten  waren  ganz  ohne  Gefühl 
und  ohne  Bewegung.    loh  habe  den  Unglück* 
lidien  nitht  selbst  gesehen »  weii%  aber,  daXs 
dies  Wahrheit  ist. 

Eine  wahre.  Cömmaiia  medutlae  »pinalis 
ist  gewifii  nhpanfalls  sehir  s^en^    Da. mir  aber 


~     86     — 

ein  solcher  hoclbt  seltener  Fall  rörgekommen 
ist  9  und  ich  denselben  sehr  genau  beobaoh- 
tet  habe,  so  kstnn  ich  nicht  unterliassen  hier 
etwas  Ton  demselben  Torzutragen«  Ohnstrei« 
tig  sind  die  bei  einer  Commotio  medaHae 
spinalis  yorfallenden  Geschäfte  eben  to  sehr 
Geschäfte  eines  Wundarxte$  als  eines  Antes^ 
und  deswegen  erwähne  ich  dieses  meriLwUr« 
digen  Falles  hier. 

Der  Bauer  j4^  M.  zu  N»  auf  Rügen ,  ein 
sehr  gesunder  feister  und  starker  Mann^  hatte 
das  Unglück  von  einem  siemiich  hohen  Pae- 
der Hols  rückwärts  hinunter  zu  stürzen;  er 
fiel  auf  einen  harten  Fufssteig,  und  so  nn«' 
glücklich,  daCs  er  mit  vorwärts  gebogenem 
Kopfe  gerade  auF  den  Nacken  fiel,  und  sich 
also  die  ganze  Last  des  so  schweren  Körpers 
auf  den  Halswirbelbeinen  und  auf  tien  Schul- 
tern  stauchte.  Er  lag  gleich  ohne  Besinnung 
und  ohne  alle  Bewegung  dort,  und  erholte 
sich  nur  sehr  langsam  wieder;  er  blieb  am 
ganzen  Stamme  und  an  den  untern  hnd  obenr 
Extremitäten  ohne  alle  Bewegung«  So  wurdtf 
er  wie  eine  Maschine  mit  .erstaunender  Mühe 
auf  den  Wagen  gebracht  und  nach  Hauae  ge- 
fahren« Sobald  es  nur  möglich  wA*t  wurde 
ich  zu  ihm  geholt,  und  fand  deuselbeh  in  ei* 
nem*  mir  'hoolbt-merkwürdigen  und  traurigen 
Zustande.    Decgrofse,  atarke,.adMI  attdiiacb- 


-     «9     -     . 

entstand  das  Kribbeln  i^nd  hernach  b^  fleillii- 
gein  Fortsetzen  desselben  der  schon  gemel- 
dete Schmerz.    Beifies . betrachtete  ich. als  ei^ 

^  wünschte    Vorboten.^  »ner   neuen   Belebung, 
und  ich  hatte  Recht;    denn,  nach  und  nach, 
(»esondcHTs  da  ich  die  Hände  Tag  und  Nacht 
mit ,  wollenem  Zeijge  umwickeln  liels^  Wurde 
dejr  Sehmerz  ]^eniger,    ua4   es    fanden   sich 
Jdeine  Bewegungen  einzelner  Glieder  der  Fin«- 
^^>fin.    Diese  Bewegung  nahm  immer  mehr 
,  ^  gondv.mehr  zu,    und  .wprde.  endlich  so  stark, 
dafs.  der  .Kranke  die  ganze  Hand  drehend  be- 
wegCA  und  nach  mehreren  Wochen  sogar  auf- 
kebea    konnte.      Mit-  den  Füfsen  i^ahrfe  es 
noch  länger..als  xnit  den  Händen^  aber  end« 
lieh  fand  sic^ .  doch  auch  wieder  etwas    Be« 
wegkzaft  in  denselben,  vn4  nach  1 6  Wochen 
war  der  Kranke  doch  endlich,  so  weit,    da& 
er    auf  einem  Stuhle   sitzen  konnte,    wohin 
..er  gleichsam  gesdil^pt  wurde,  dexm  Stehen 
und  Gehen  konnte  er  noch  l^ge  ^icht.  — 
Sobalb  ihm  die  Hände,  unter  das  Oeckbft^ 
^gelegt  wurden,    klagte   er   über  vermdirjceii 
Schmerz,,  und  wenn  sie  nicht  dicht  in  wol- 
len \  Zeug  eingewickelt  waren  ^'  auch  bei  den 
heilsest^n  Sommertagen  ijüiber  Empfindungen 
Ton^Kälte.  —  Essen  mochtß  der  Kranke  nach 

'    den   ersten  zwei  Tagen;  seines.  jFall es  xecht 
.^(emey  nn4  ecibatte  «Mob:>fol|ko9ipmenen  Ge- 


^     9«     — 

schhiAck,  doch  ging  tu  Anfange  sein  tta^en 
stark,  auft  und  mufste  ich  die  uaangMehma 
Spannung  desselben  mit'-einer  fleifsigett  Ein- 
rabuög  vom  Olea  Cejepud  mit  dem  Oleö 
Chamomiliac  cocio  mildern.  '  --  -^ 

Meine  ganse  Behalidluag  dieses  lÜ^hkea 
beJtand'  in  folgendeäi. '  Zu  Anfange  gib  ich  ' 
zur  LeibesÖfnung  fleifsig  und  reiehUch  ton 
einem  Deeoct  aus  viel'  Faleriana  mit  Jntäjh 
pa^  foliis  Sennaei  Sal  mirabüe  GlauberVifVßük' 
na  mit  Honig  und  ^Wasser  gekocht,  wobsi 
mit  d^r  Tinctura  Cantkandu&ii  ^Sn/Mne-^bd^ 
nein  «a  Unc.  9»  Spirii»  Salis  ammoniäti  Ukt.)* 
et  Formicarum  Unc.  *viij\  fleifsig  g^ascben 
wurde«  Da  dies  Aüsle^rungamittel*  keine  Lei^ 
besjifnung  bewOrken  wollte,  nähitt  kh  Pillea 
ans  dem  Mercurio  dulei,  Saponi^  Jt^i^pa^ 
/theo,  e.  Asa  foetiia  ec  Excraceo  Vahrianae. 
Als  dies  alles  aber  keine  Erö(nuhg'  und  kei- 
nen freien  Abgang  des  Urins  bewürken  woll- 
te,  so  gab  ich  hrrnaoh  niir  Mor]febs  und 
Abends  ron  den  eben  angezeigten  PiFlcte,  nud 
am  Tage  ein  Deeoct  ton  Con.  Chinäts  e* 
yaleriana^  Flor,  Arnicad  und  ChtmASihiilä^ 
so  daf«  die  Dosis  der  China  nadi  und-'näfth 
T^rgrölicrr,  und  also  das  Deeoct  reiMIrkt 
wtirde«  Alle  Abend  nach  neun  Uhr- ab^rliels 
Cr.  /,  Gr.  4'('  auch  hernach  Gr.  if  Opü 
ien.     Naeh  Vclitrig  ger  Anwetidüag  di#^ 


,  -      fff;      -  • 

ser  Metkon^^V  etw^a  fier  Wochen  nach  gesöhß* 
.heoem   Fälle,    fing  der  Urin  an  vpn  selbst> 
'jedoöh  unwillkuhrlicb  auszüfliefsen ;  naoh  vnd 
Dach  fühlte  es   der  Kranke ,   wenn  der  Urin 
ansfli^fsen  ^wollte,   und  na^h  sechs  Wochen 
konnte  er  denselben  ordentlich  lassen«     Aber 
init  der  Xieibesöfnang  hieh  es  weit  schwarer; 
deim  lange  wollte  diese  gar  nicht  ohne  die 
oben    aDgezeigten   stark  reitenden   Clystiere 
erfolgen,   und  nur  erst  nach  länger  als  aechl 
Wochen  erfolgte  dieselbe  unwillkührlich  und 
ohne  alle  Torhetgehende  Empfindupg;  jedoch 
,«la  sie  wenigstens  vier  Wochen  so  gans  ifn- 
wissend  erfolgt  war,  empfand  der, Kranke  ei<» 
niges  Vorgefühl,    und  wenn   er  nun  auf ;  ein 
Becken   gelegt   wurde,    so    erfolgte    dieselbe 
nach  längerem  oder  kürzerem    Warten    yom 
selbst»    Wahrlich  dies  war  ein  schwerer  Kran-* 
ke  lowphl  für  den  Arst  als   auch  für  seine 
Frau,  Freunde  und  Verwandte,  denn  er  war 
seiner  Grölse  und    seines  schweren  Körpers 
wegen  ^nz  unbeschreiblich'  schwer  zu  hand- 
haben^ und  doch  mulste  er  so  *  ött  gelioben 
und  gereinigt  werden^  .aber  niemand  'liquide 
det  treuesten  Sorgfalt  und  Pfleger  für  densel-» 
ben  raiidey  denn   er  fand  greises  und  allge« 
meines  Mitleid,  und^-er  verdiente  es  auch.  — «^ 
Da   die  «Se-  und  Eofeteämies  wieder  in  Ord- 
nung waren^    und  siöIl  dannoch  die.;Beweg- 


—     9«     — 

knft  sidit  ▼•nndixen  wollte ,  lieft  ich  den 
Knsken  des  Morgens  die  angezeigten  Pilieo, 
«nd  am  Tage  China  und  Valeriana  in  Sab- 
stans  ud  in  mchlidier  Dose  nehmen,  -ab« 
das  Opium  liefs  ich  weg,  weil  ich  dies  haupt- 
sächlich mir  der  heftigen  Schmerzen  und  der 
nüdidichen  Unruhe  wegen  gegeben  hatte, 
und  beides  jetzt  verschwunden  Wjtr.  Znlettt 
brachte  ich  ihn  in  BSder,  stark  mit  Hepar 
Stiifaris  geschwängert,  welche  Anfiings  Wttm^ 
nach  und  nach  aber  kälter  angewandt  war» 
den.  Das  Baden  war  aufsorst  beschwerHcb, 
denn  es  kostete  erstaunende  Mühe,  ihji  in  die 
Wanne  hinein  und  wieder  heraus  zu  bringen« 
Narh  jedem  Bade  wurde  er,  wenn  er  si^iror 
im  tlade  tüchtig  mit  wollenem  Zeuge  gerie- 
bi^n  war,  in  einen  wollenen  Mantel  gewickelt 
itud  lo  ins  Bett  gelegt.  Nach  dem  sechsten 
Itadi«  erschien  Schweifs  am  ganzen  Körper, 
(lisi  bis  dahin  nur  immer  allein  am  KopJEeund 
IUI  (jesichte  erschienen  war. 

Endlich  war  ich  so  glücklich,  den  nnglück- 

iiuhba    Kranken    nach    mancher   Anwondnog 

^1.11  Hül^kfi^itteln  aller  An,    und  nach   dem 

.</   tfriiiüdfstHn  Bestreben,   von   allen   Seiten 

Hfiiin  »u  sf^baflon)    so  weit  gebracht  sn  ae- 

i^    fUls   tt  sich   selbst   auf  Krücken  Sam^ 

li  uuA  gleichsam  langsam  kriechend  nm- 

Uicban    und  sich   an  die.  freie  Luft 


<■ 


A  —   95   — 

I 

^MchUppku   konnte,    vrelohM   er   deon  ^auch, 

wenn  es  die  Witterung  irgend  erlaubte,  tig- 

(eh  that,  lind  wodiirdi  er  sich  ganz  aulseror- 

dentlieh  gestärkt   und   erquickt   fübke.     Im 

September  -desselben  Jahres  besuchte  ich  Um 

bei  Gelegenheit   einmal  wiieder,    da  er  mir 

idenn  s^gter  es  gebe  ja  ein  Kraut  unter  dem 

Mamen  Stab  np  un  gab !  (Stehe  auf  und  gehe  0 

'>t$   ist   Gentiana    cümpestris   Linnüy    desiea 

'Gebrauch  vielen  lahipcm  Menschen  Hülfe  ge» 

itehäft  habe.     Ich  schafte  ihm  das  Kraut,  weil 

jti|it  bei  meinen  häufigen  Jugendlichen^' botani-^ 

iMdien    Excursionen   sehr    bestimmt   erfahren 

hatte,  Yfo  es  auf  meiner  yaterlffndsinsel  in 

'Menge   za   suchen   sey.     Ich    liefs  ihn  eine 

ganze  Zeit  alle  Tage  ein  Lipth,    mit  einem 

Pott  Wasser  eine  halbe  Stunde  gekocbt^^  trin>- 

iLen,  und  es  half  ihm  wUrklich  vorwärts,    so 

dafii  er  schon,  nrach  vier  wöchentlichem  Trin- 

'keh  dessc^lben,  weit  besser  gehen  und  stehen 

könnte.    Als  %eitke  Hände  schon  lauge  wie*. 

> 

*der  Bewegkraft  hatten,  und  er  seine  Arcie 
schon  ziembch  iu  die  Höhe  heben  konnte, 
waren  doch  seine  Finger  nodi  so  steif,  ^daCi 
er  sie  gar  nictit  zusanunen  schliefsen,  und 
noch  weniger  etwas  damit  anfassen  und  fest- 
halten koiinte;  ja  als  er  schon  ganz  alleine 
sitzen  und  mit  Krücken  gehen  konnte,  hatte 
er  doch  noch  nicht  so  viele  Kraft  in  seinen 
Händen,  dafs  er  ohne  BeihUlfe  e&sea  koiKC^X!^ 


.-     94     -     ■ 

'  Auch  sein  Rücken  schmerztt  ihm'  laaga 
und  oft  sehr  heftig  ^  vorzüglich  im  Krantxf « 
in .  der  Verbiodung  des  ossis  tacri  mit  den 
T^ertebris  lumborum^  und  hqage  hatte  er  io 
demselben  gar  keine.  Haltung;  ale/er  acboB 
auf  einem  Stuhl^  sals,  komite  ec  .es  rei^t  oft 
vor  Schmerzen  nicht  aushaken  9  und  dami 
verliefs  ihn  oft  die  Unterstützung  dbs  fificfc» 
gracs  so  sehr,  dafs  er  ganz  in  einander  mii|l 
und  fast  in  einen  Klump  zusammen  ,fif|,-sp 
dafs.  wenn  er  nicht  auf  einem  sichern  jAifir 
stuhle  gut  befestigt  gesessen,  ör  wal^xliql|  fecl^ 
oft  plötzlich  hinunter  und  auf  ,  die  Erda^  g^ 
fallen  seyn  würde. 

Jetzt  ist  er  sehr  leidlich  und  kann,  äit 
eiaeni  Stocke  ziemlich  umher  geheBi  o  Mch  \ 
mit  seinen  Händen  und  Armen  etwas  >arbai« 
ten.  Nicht  allein  die  Kunst,  sond^ni  ^c)i 
die  Zeit  hat  viel  zu  seinem  gegenwärtigfi^j^  , 
finden  durch  allmählige  Herbeifü)u]i^]lg  4*^ 
nothwendiger  Naturkräfte  beigetragen«  ..  Alir 
ist  und  bleibt  dies  immer  ein  höchst  jneikr 
würdiger  Fall.  1»     , 

Brüche   (Herniae)  aller  Art,    beaondai» 

Leistenbrüche  (H»  inguinales)  j  sind  hier  gsr 

nicht  selten.     Die  Ursachen  sind  am   häufig- 

.sten  Anstrengung  bei  schwerer.  Arbeit;    das 

'lier  ganz  gewöhnliche  Aufspringen  auf  UQge- 

ttelte  Pferde;    ni^us  vehemem  alvufn  eseo» 


-     9.5     ~ 

ii6ra/t £y-| Anstrengung  bei- det  Geburt^i  wo- 
'   duro}^-  der ^j^uchring:eu weilen  ao  sehr  au»ge«* 
dehQt^^¥jr^^9..-4A^  djeser  zu  starken •  Ämideli- 
iwiigi  3JI»rii4ph  . -^urct^^u»   Erschlaffung  Jp|g^p 
':j  mu£^.     Dieser  Erschlaffung  folget  da^n   i^ehr 
-'  ^  leiduT  4^h  der  Entbindung  beim .  Aufsteigen, 
'  Aufheb^i!^  schwerer  Dinge>   Anstrengung  der 
f    Kräftf»  a^id  vorzüglich  der  Bauchmuskeln)  ein^ 
iftki^licher  ßruQh.   zuweilen    gar   an   beiden 
(  Seilte  zugleich,    wefMgsten^  habe  ich   einen 
doppelten   Leiateübru^    Weit    häufig^-  beim 
Frauenzimmer  f   als  bei  Mannspersonen  beob- 
archtet*     ^  ist  .nnmöglidh ,   über  dies^ii  Ge- 
genstand  noch  yiel  zu  sagen»  da  mehrere. be- 
deutende Mjinner,  vorzüglich  der  H^rr  JI<>& 
rath  ^ickiefi    mein   ehemaliger  Lehrer  und 
bespjidetefr/. freund)  so  viel  Gutes  und  Lehr- 
retcbes  über  die  Brüche  geschrieben  haben* 
Dennoch  ^ago  ich  es  einige  mir  merkwürdig 
,  scheinende    Bemerkungen    hier    bekannt    zu 
inacheUv  unhekümn^^erti  ob  eben  dasselbe  auch 
achoQ  von  andern  bemerkt  worden  sey;  denn 
ist  es  dies,   &o  ist  es  doch  von  mir  wenig« 
atens  bestätigte  Erfahrung  und  W^ahrheit,  und 
dies  ist  dum   ausübenden  Arzte  und  Wund- 
arzte immer  -viel  werth. 

Der  Annulus  abdominalis  ist  oft  ganz  er« 
staunend  ausgedehnt,  und  dennoch  entsteht 
bei  dieser  grofs^n  Aua^dehnung^  Einklenunung, 
ja  Todesgefahr* 


^ 

Langsam  MBgetretene  und  adum-lMigt 
äii^WtretekiL  tewesene  Bruche,  Ülä^'Weilii  sie 
iidh  'einklemmen,  weit  ftchfrerlnpr  ^Mtttiiw  n 
1>ringeny  alt  plStztick'Msgefreitaie  Ukd>:i^ 
gleich'^ingekleintnte.  '    "         '    "^^  *" -     ^-'*^'"  «' 

Bei  Matmspersonen  sind  die'BrlteM  Itidi*. 
ter  zuruclL'  zu  bringen  als  beim  Fhiuteabai^  , 
kner^  meinem  dafürhalten  nacir,  ireS  'dii- 
Wuiidarzt  b^i  Mälonspetiont^;  S(^  Miij^ -adiäl' ^ 
etwas  vom  Brüche  im  ^äroA>  li«^|-  -  denüAdi ' ' 
von  allen  Seiten  "iünfässen  und  g*emic3di0hü  ' 
nachdrücken  kann»  -.    -   .     !^ 

Brfiche   solcher   Menschen,   Mdmoi /'ittM 
nadi    geschehener '  Einklemniung^^^ikNdi   gif 
keide,  oder  doch  wenigstens  ketitk  nuSkA  rei- 
zen den  Arzeneiinittei  (^nij^/ca)  liiir  ftcilorde*^  ^ 
rüng  der  Leibesöfuung  gegeben'  liat,- 'soliderA 
die  nur'  etwa  krampflindernde  und  t/twi&dtum^ 
de  Mittel  und  Getränke  bekommen  tebtäi 
allenfalls  auch  gelinde  reizende  Glystiere,  for- , 
zaglich  mit  "Weinessig,    sind  leiäitto^^ndrOok 
zu  bringen,   als  die,  bei  welchen  mui.Ak^ 
Jalappe,  Mercurialpillen  und  dergleidhea  ge^^ . 
fährliche  Sachen  mehr  gegeben  hat* 

Menschen,'  bei  denen  der  Bruoh  fonf-  bh 
sechs  Tage  eingeklemmt  gewesen  ist^^und  die 
niöht  binnen  der  ersten  Stunde  nach  ^  erfolg» ' 
ter  gänzlicher  Reposition  grolse  Erleichterung 
bekommen,  auch  solche,  denen  vor  der  Re- 
position 


-•    97     — 

Position  stark  reizende  ^,  oder  dem  Operateur 
ihbekannte  Arzoteien ,  jgegeben  wordea  sind, 
aüiBsen  nobh  nach  der  Repo«ition  sehr  ror« 
ichtig  behandelt  werden;   am  l}.esten  so^   ab 

renn  sie  in  Gefahr  wären ,  an  einer  Eatziin?)- 

II, 

fung  zu  sterben  I  denn  sonst  sterben  sie  zli- 
^eiien  noch  nach  glücklich  und  init  aller  Ord- 
fang  und  Vorsicht  vollendeter  Reposition 
lötzlich  und  ganz  unerwartet«  Ich  habe  selbst 
freimal  Gelegenheit  gehabt,  solche  Fälle  zu 
»•obachten.  /^ 

Fast  alle  incarcerirte  BtUche  können  zu« 
Sek  gebracht  werden,  wenn  nur  der  Wund^ 
iFzt  bei  seiaem  Geschäfte  unverdrossen  istj^ 
md  nicht  müde  wird,  bis  er  seinen  Zweck 
röllig  erreicht  bat.  C 

Die  unermüdet  fortgesetzte  Taxis  ist  ganz 
>]mstreitig  allen  andern  Handgriffen,  der  An-* 
irendung  aller  innerlichen  und  äufserllohen 
Irzneimittel,  allen  Arten  von  Clystieren  und 
dl^n  andern  Historien  durchaus  vorzuziehen» 
^di  verstehe  hier  aber  uuter^dem  Worte  Taidr 
lur  allein  die  vorsichtigste,  langsamste  uod 
loverdrossenste  Bewegung,  Ziehung,  Schie-« 
>ung.  des  Bruchs,  verbunden  mit  einem  fast 
mmerwäärenden  gelinden  Drucke  desselben 
regen  den  Annulum  abdominaUm.  Ich  werde 
lies  alles. hernaoh  durch  merkwürdige  Kran- 
Lengeschichten  zu  erläutern  und  zubeweHi^a 


-     S8     - 
•«eben.  —  Die  ei&faclisten  Bmchbinder  sind 

I 

die  besten,  doch  keines  ohne  StdUfeder  und 
nicfat  out  ein&r  zn  kleinen  Epilotte.    Die  Epi» 
lotte  muis  ja  gut  ansgefiitt^  s^yn,  und  wiU 
sie   dennoch  den  Bmch  nicht  gleich  anfangs' 
zuc^cIl  halten,   so  lege  man  eine,  einer  mi« 
ulgen  fiaciien  Hand  grofse,  wenigstens  Ew61f- 
Ciche  Compresse  ron  iveicher  Leinewand  un« 
ter  die  Epilotte,    so   steht  der  Bruch  gevrils* 
Kein  Wundarzt  muls  jemand   ein  Bmchband 
zn  tragen  anrathdn,   dessen  Broch    er  nicht 
selbst  untersucht  hat;    oder  wenigstens  mnls 
er  bei  Abweichung  des  Bruchbandes  dafür  jK>r* 
gen,  dals  das  Band  von  einem  wUrkfich  er^ 
fahrnen  und  yeraünftigen  Arzte  ^dder  Wund- 
ärzte angelegt  werde  ^    damit  das  Bmchband    , 
ja  nicht  auf  einen  noch  ausgetretenen  Bmdi  ^ 
zu  liegen  komme^  denn  dies  ist  meistens  sehr 
naöhtheilig.    Auch  tiägt  mancher  ein  Bmoh- 
bandf  der  es  wahrlich  nicht  thujn  sollte;,  so 
habe  ich  hier  einen  alten  Herrn  gekannt,  der 
oft  über  seinen  Bruch  klagte,  noch  öfter  aber 
Über  die  Untaugiichkeit  seiner  BruahbSnder« 
die  ihm  doch  so  yiel  Geld  gekostet  hätteo» 
und   wovon   ihm  selbst    einv  sehr   berühmter 
*Vundarzt  eines  angelegt   hatte.     Nach  ^ein 
de  des  alten  würdigen  Mannes»   er  ataib 
besten  Wohlseyn  plötzlich  .  am  Schlage, 
und  untersuchte  ich  seinen  Bmoh,   den 


—     9»     -^ 

er  mir  bei  seinem  Leben  nie  hatte  zeigen 
wollen  I  und  worüber  er  dock  sö  oft  laute 
Klagen  |;efiihrt  -iiatte.  Ich  fand  eine  grofse 
Sarcocele,  und  um  den  Leib  die  Epilotte  mit 
yieler  Sorgfalt  auf  den  Bauohring  gepalsty  ein 
prächtiges  englisches  Bruchband. 

Es  ist  fast  unglaublich,  wie  Weit  sich,  der 
jinnulus  abdominalis  j  nach  Unlständen  xu« 
weilen  plötzlich,  ausdehnen  und  dennoch  sich 
der  zur  Stunde  erfolgte  Bruch  sogleich  in« 
carceriren  köune.  Nachstehende  Kranken- 
geschichte dienet  zürn  Beweise.  Ein  junger 
^rascher  Bauerknecht  2u  TeibbenU  auf  Rögeni 
dem  ich  schon  einmal  einen  eingeklemmten 
Bruch  zurück  gebracht  und  ein  schönes  eü- 
stisches  Bruchband  angelegt  hatte,  nahm  nach 
einem  halben  Jahre,  weil  er  gar  keine  Be- 
schwerden von  seinem  Bruche  spürte 9  sein 
Bruchband  ab  und  legte  es  bei  Seite*  Lange 
darnach,  da  er  Abends  zuror  sehr  yiete  Kar* 
to£Feln  und  so  schnell  gegessen  hatte,  d^ISi 
er  gewifs  die  mehrsten  ungekauet  verschluckt;^ 
wollte  er  Morgens  darauf  mit  mehrern  L^i^- 
ten  liber  Land  gehen,  und  da  djese  sohpn 
auf  dem  Wege  waren,  noch  zuvor  in  der 
Geschwindigkeit  zu  Stuhl  gehen.  Die  über- 
mäfJiige  Anstrengung  bewurkt  ein  plötslichea 
Herausschielj>en  einer  solchtvn  Menge  in  den 
Hodensack^    dafs  er  ypn  den  damit  ?erbun«* 

G  » 


denen  heftigen  Schmerzen  sogleich  ohnmäch« 
tig  wird;  da  er  sich  wieder  besinnt,  Juinn  er 
sich  nur  mit  vieler  Mühe  so  weit  aufrichten, 
um  halb  kriechend  ins  Zimmer  ziirück.  zu 
kehren.  Seine  Angst  nimmt  mit  jeder. Stunde 
XU  i  er  bekömmt  heftiges  Erbrechen  und  fürch- 
terliche Schmerzen  im  Unter  leihe*  Cljstiere 
und  wiederholte  Verbuche  den  Br^^ch  xuriick 
zu  bringen,  fruchten  gar  nichts.  Das  Uebel 
wird  gegen  Abend  immer  ärger  und  heftiger, 
und  endlich  wurde  ich  in  der  Nacht  göholt^  - 
so  dafs  ich  um  12  Uhr  dort  eintraf.  Ich  find 
den  Kranken  nicht  nur  die  heftigsten  Schmer« 
xen  leidend^  sondern  ich  fai|d  auch  einen 
Bruch,  der  in  seiner  Ausdehnung  etwa  einen 
Pott  fassen  mochte«  Dieser  grolse  Brach  war 
ganz  mit  grolsen  Kartoffelstücken  angefüllt» 
und  der  Bauchring  krampfiiaft,  von  dem  gro- 
ben Reiee,  welchen  die  Kartoffelstücken  ver* 
ursachten,  verschlossen.  Ich  gab  sogleich  i5 . 
Tropfen  von  der  Tinc{ura  thebaica  mit  einem 
Theekopf  voll  ganz  kalten  Wassers,  und  legte 
auf  den  Bauohring  Comprossen,  öfters  fiisch 
mit  kaltem  Wasser  angefeuchtet.  Bedenkli- 
che Umstände  waren  aulser  der  Einklemmung 
bei  diesem  Kranken  gar  nicht.  Erwn  eine 
halbe  Stunde  nach  angefangener  Fomentation 
fiog  ioh  an,  um  keine  Zeit  zu  yerlieren^  die 
Kartoffelstücken  im  Bruche  langsam  und  vor-  * 


» 

'7 


*-      XOI      «^ 

sichtiges«!  zermalmen/  und  ab  ich  mit  meh« 
reren  zu  ober^t  nach  dem  Bauchringe  hinlie^ 
:     genden  Stücken  feitig  war,  yeirsuchte  ich,  ob 
-.    die   krampfhaft:^  Spannung  etwas  nachgelas-.' 
!    aen    habe    und    die   Reposition    des    Bruchs 
\   ntöglich  zu  machen  seyn  werde.     Es  gelang! 
\.  denn  ich  fühke  Beweglichkeit  des;  Bruches  im 
[  ^Annulo ;   eine  ganz  eigene  Empfindung  unter  - 
^!   dem  Fingern,    die  ich /e/z^. fast  allemal  so«' 
\_   gleich  bei  der  ersten  genauen  und  auCmierk- 

-  Samen  Untersuchung  eineii  jeden  eingeklemm« 
;    ten  Bruchis  bestimme  angeben ,   aber  dufchaus 

iiicht  beschreiben  kann,    ohnerachtet  ich  es 

wohl  wünschte.     Aufmerksamkeit ,  Erfahrung 

i  und   genaues   feines  Gefühl    kann   und  wird 

"  dies  auch  gewils  einem  j^den  scharfen  Beob« 

p   lichter  selbst  lehren.    Morgens  6  Uhr  war  der ." 

-  ganze  Bruch  mit  allen  nach  und  nach  von 
r;i  mir  zermalmeten  KartoiBFelstücken  glücklich  zu- 
';:  rück  gebracht^  der  Kranke  vollkommen  wohl, 

firoh  und  munter ,  ich  aber  nrüde  und  er« 
^  schöpft;  denn  eine  solche  anhaltende  Anstren- 
gung zur  Reposition  eines  eingeklemmtmi 
Bruchs  greift  wahrlich  ganz,  erstaunend  aiu 
Doch  mufs  durchaus  ketin;Wunda;rzt  bei  die- 
ser Arbeit  so  müde  werden^  dals  er  den 
Kranken  ohne  Hülfe  liegen  lafst,  oder  gar, 
weil  es  ihn  zu  sehr  angreift,  für  hülflos  er- 
klären ^   welchen  er  nach  ineiner  Ueberzeu» 


*—    loa    — 

guiig  bei  fortgesetzten  ernsten  und  ansdaneni- 
den  BemiihuDgen  doch  meistens  obnfeblbtr 
an  retten  im  Sunde  seyn  würde« 

Ich  werd*:^  y\^  mein  aufrichtiges   Glin- 
bensbekenntnils  übe»  die  Brüche  ublegen,  nm- 
au  beweisen I   dais  das  Wahrheiten  sind,  wii 
ioh  oben  gesagt  nnd'angefiihrt  h&be. 

In  meiner  sy  jährigen  praktischen  Lauf- 
bahn habe  ich  wenigsten^  5o  'eingaklem«ita 
Brüche  su  behandeln  gehabt,  und  da^on  habe 
ich  drei  Frauensimmer  und  eine  Mannsp»- 
son,  ohne  dafs  der  Bruch  reponiret  wurde, 
sterben  gesehen. 

Im  Anfange  meiner  praktischen  Lanfbahn 
beschäftigte  ich  mich  weniger  mit  gewShnli« 
chea  chirurgischen  Operationen,  w_eilich  durch- 
aus praktischer  Arzt  mit  Leib  und  Seele  und 
nicht  auch  zugleich  alltäglicher  Wundarzt  seyn 
wollte.     Zu  Anfange  wurde  ich  daher  nur  ge- 
wöhnlich zu  solchen  Kranken  gerufen»  wann  ' 
Wundäizte  dabei  in  Verlegenheit  waren,  oder  ' 
Gefahr  befürchteten.     Daher  sah  ich  im  An- 
fange   meiner   Praxis   drei   Frauenzimmer  an 
eiugeklammten  Briichen  sterben.     Bei  der  ei- ^ 
nen  wurde  ich  nur  einer  heftigen  Verstopfung 
wegen  um  Haih  gefragt;  ich  yermuthete  nach 
den  angegebenen  Zufällen  einen  Brneh,   ak 

i  dieser  wurde  gelängnet;   als  die  Znfille 
r  nachlassen   wollten,   besuchte  ich  die 


•       _      -        -^    io3    —  , 

1Cra\ike  ohnyerlangt)  beistand  auf  eiiwr  l/n- 
ter^uchung,    und  fand  leider  würklich  einen 

<•  (eingeklemmten  Bruch,  einer  welschen  Nuls 
grofs,  der  schon  so  *  schmerzhaft  war,  dafs 
ich  ihn  kaum  berühren  durfte,  ohne  die  Frau 
in  das  ht;ftigste  Geschrei  zu  setz/^n.    Die  Ein- 

'  'kiemiiiung  hatte  schon  acht  Tage  gedauert. 
Ich  lief«»  sogleich  kalte  Umschläge  von  China 
mit  Salmiac  und  Kalkwasser  zubereiten  und 
ficifsig  frisch  ai^flegen,  allein  schon  dieselbe 
Nacht  starb  die  Frau.  Die  andern  beiden 
YiitQn  Frauen  von  Stande^  bei  welchen  meh- 
rere  Aerzte  und  erfahrne  Wundärzte  zu  Rathe 
gezogen  wurden.  Auch  diese  beiden  hatten 
ganz  kleine  Brüche,  nahmen  eine  Menge  Arz* 

--neien  mancher  Art;  ihnen  wurde  mitClystie- 
ren  aller  Art,  fast  mit  allen  möglichen  äufser- 
lichen  Mitteln,  kalten  und  warmen  Umschlä- 
gen, Einreibungen  vpn  Opium »  Ton  arnfgel^- 
setem  Phosphorus  und  mehreren  schönen  Sa- 
chen bais  zugesetzt,  aber  alles  yergeblich, 
denn  böide  starben  offenbar  uud  ganz  aUein 
an  der  Einklemmung  ihrer  Brüche«  Die  Eine 
wurde  sogar  nach  dem  ernstlichen  und  drm* 
genden  Verltingen  eines  erfahrnen  Wundarz- 
tes fast  auf  den  Kopf  gestellt!  Ein,  meiifer 
jetzigen  völligen  Ueberzeugung  nach,  höchit 
thörichtes  Vornehmen,  und  dennoch  gdschie- 
het  es  noch  heute  von  sonst  getchicktdn  Wuihd- 


'  I 


—    io4   — 


md  zwar  nzs  d«ii 
ftctieB  fidolea  cAverer  Z^t.  DieM  nir  Beb 
mmügmehmeii  Toöes^lie  bewogen  mich  die- 
ser Seebe  %ea  er&stbc::  iiachzudeBluai,  tmd 
■tick  selbst,  wenn  idi  übt  irsend  Gelc^gen- 
heit  dan  üiad,  mit  der  Reposidon  eilige« 
kkmmter  Brodie  zu  besdu&igeo.  Die  FoIgB 
wer,  deüi  mir  nach  der  Tjox  nur  ea&  ciniiger 
Meim  mit  eixiem  grolsen  eiagek lemmtm  nd 
gf^if$  engewechsenea  Brache  gestorben  tft; 
et  war  ein  Greils.  Ich  bat  ench  einen  er* 
fahmen  Wundarzt  diesen  Kranken  sn  be- 
suchen; allein  anch  dieser  bestätigte  die  An- 
wachsoog  und  die  Ohamoglichkeit  den  Bruch 
zurück  zu  bringen.  Ich  machte  denVennch 
Aex  Reposition  an  verschiedenen  Tagen  ^  nnd 
brachte  den  Bruch  allemal  bis  zn  einer  be* 
stimmten  Gröfse.  Dann  aber  stand  er  anf  räi- 
mal  unv^errückt  fest,  und  die  Zu£üle  der  Ein- 
klemn^nng  endigten  sich  nur  mit  dem  Tode 
Mein  Verfahren  bei  der  Reposition  einge- 
klemm tcr  Brüche  ist  so  einfach  wie  möglichi 
und  wahrlich  auch  der  Erfolg  so  TortreBich 
wie  möglich  !  denn  ich  habe  schon  yieleu 
Brucbpstionten  auf  diesem  einfachen  Wege 
das  Leben  gerettet,  selbst  einigen,  wie  es 
hier  allgemein  bekannt  ist,  welche  von  ge» 
scbic^kten  und  erfahrnen  Wundärzten  verlad 
scUf  und  die  Reposition  ihrer  Brüche  als  ohn- 
'  möglich  bourtheilet  und  an^iegeben  waren. 


— -   .io5    •»— 


,1 


Sobald  ich  erfahre,  dafs  ein  an  Verstopfung 
leidender  Kratnke   einen  Bruch  hat>    so  ver- 
ordne ich  gar  keine  Arzneien  ^    sonderi^  be^ 
suche  den  Kranken,  sobald  es  irgend  mögli<;h 
'  ist;  finde  icfh  den  Bruch  wUrklich  eingeklemmt^ 
so  lasse  ich  allenfalls,  tuerst  ein  ziemlich  rei^ 
zendes  Clystier  setzen,    um  dadurch  die  Be- 
.  .  wegung  der  Gedärme  nach  imten  desto  mehr 
'    zu  befördern  y    gebe  zugleich  lo  bis  i5  Tro^ 
pfen  der  Tinctura  ikehaica  mit  vielem  kalten 
Wasser ;  lege  meistens  Fomemationes  von  kal«« 
tem  Wasser  auf  den  Bruch)  besonder^  wenn 
er  sich  sehr  heils  anfühlt  nnä  irgend  schxperz- 
haft  ist ;  ersteres  mildert  den  B^iz  gegen  den 
Bruch   von    innen  und  von  oben,    letzteres 
stärkt  die  Haut,    und  mildert  die  Schmerzex| 
während  der  Reposition,   die  auch  of(  dnrch 
unvorsichtiges  Ziehen  und  Hin-  und  Herfah^ 
jren  an  den  mit  Haaren  bewachsenen  Theüen 
vermehrt  werden«     Ist    die  Reposition   a^hr 
beschwerlich,   und  kann  ich  damit  nur  sehr 
langsam  vorwärts  kommen,  %o.  wiederhole  ich 
in  den  für  mich  und  den  Kranken  nothwen^ 
digeii  ErhoIuDgszeiten  das  Auflegen  des  Ital- 
ien Wassers  öfters;    dies  giebt  der  Haut  je- 
desmal neue  Stärke  und  meinen  Fingern  meh« 
rere  Festigkeit  beim  Arbeiten»    Ich  legje  den 
'  Kranken  gerne  mit  dem  Kreutze  etwas  hoher 
als  mit  dem  Kppfe,  oder  dqch  wenigstens  in 


X" 


—    I  C'5    *— 


•:«s--?  itae-sr?»rir?ff  Läge,  lisse  den  Hacken 
-e>  7*1  w»  iar  >«c»,    an  welcher  der  Bruch 
...  aacn  ifss  Lfc^e  hinaiifWarts  aiehen,  und 
'^«   iVsi^   xi^r:!    iaswiits    Irg?n:    der  andere 
"**  j.«  Tiasc  i-*£Tsnt  wi#  er  wi=l,  nur  nicht  gera- 
j-  i^at^'^c-^äLT.  Dann  ichreite  ich  xum  Werke, 
tr-^   ^;.  -fe  ans  T*rzs  so:  mit  einer  Hand  nm- 
...2   i«s  <:ii5pre  £Dde  des  Bmchs,    nm 
:«v:j::    ..•jaiTfr  w^i-  ich  will  und  wo  es  nothig 
'^c  ::?ic-£K*':Vi    rni  nachschieben  zn  könneoi 
.    i^::  ^.r  52  >ra  H*n^  fasse  ich  den  Brach 
t*.i^,'  4.J«   ^ajciic^»   rnd   mit  dieser  Hand 
..vjvÄ^,    vliva-.'»    $cbi«be  ucd    ziehe  ich  den 
Hiu%'>    c;.taa    uivr*^iüJ<»t  um   und    gegen  den 
^ML^ohii*»^,  j:t  ^--füJe  so,  als  wctn  eia  Ffanen- 
^,!^»AUi    fctfv^r   \::Tjta:a   und   yorsichtig  Wurst 
•.V  .     .      i..vr  ^  o*  J:e5  ge5chfehet  Aniner  mit 
.lii    ,;*vi...MLCii  'v'cl.ali^teir  und  Sarftheit,  so 
.1.1.«  acA   I'.aitf^c  J^Sei  Jurchius  keine  heftige 
•    iiu.iiicii  oiiipr^uJou  mui's.    Liegen  Stucken 
wi   /.«.ai  tijitciniu^ .    so  suclie  ich  diea^  dort 
'ii^M;a    u*i.l    ^-horoe   SU   zerdrücken    oder 
%..» »ii  Jiiii;  ^.uiia:e4wäits  au  schieben,    wenig« 
.ii.u*  >.;^'a.ä.Lhc  !ucsu>n)s  lu  Anfange   am   be- 
.i.:ii.  tu»  dvi   tii Lich    m  Gleiten  ist.    Will  der 
\\^>f  ^'    luf  üi;taoui    Wege   bald   Anfangs   gar 
^pMit  s\>  &uchd  ich  dtirch  drehende, 
^1  KiejMÜL-h  fest  acfassende  Bewe- 
^ua  Biuch  weiter 


mm        107       — 

oder  ans  dem  B^uchringe  gleichsam  heraus  zu 
xiehen*    iSndlich  gelingt  es  doch  einmal;  nur' 
ja  inmier  langsam  und  vorsichtig,    vorzüglich 
unverdrossen  und  uoenoüdet.      Weicht  jder 
Bruch  nur  erst  ein  wenig  unter  den  Fingern 
am  Annuloy  so  wölivere  und  d^l^oke  ich  mit 
der  andern  Hand  den  ganzen  Bruch  gelinde 
^  jia^h  und  so  fahre  iclr  fort,  bis  alles  bei  Seite 
tmd  auch  das  letzte  kleinste  Stückchen  durch 
deft   Bauchring    zurück    gebracht   ist.  ~  Dies 
ist  die  wahre  Taxis!  dies  ist  der>ahreWeg, 
'    aüF  welchem    der    unverdrossene    Arzt   und 
Wundarzt  seinen  Zweck,    Brüche  zu  reponT- 
ren,  sicher -erreichen  kann. und  wird;  ohner-'^ 
achtet  mir   ein^    eine  ansehnliche  Stelle  be«* 
kleidender  fremder  Wundarzt,  bei  einem  Bnich- 
pati^nten,    bei  welchem  derselbe  mit  einem 
^nndem   geschickten  Wundarzte    schon    viele 
f  Versuche    vergeblich   gemacht   hatte,    da   er 
sah,  dafs  ich  diese  Handgriffe' machte,  sagte: 
auf  diesem  Wege  werden  Sie  auch  nicht  viel 
ausrichten!    Ich  antwortete  gar  nichts,   son- 
dern  fuhr  ungestört  fort,    und  richtete  alles 
was  ich  wünschte  aus,    denn  innerhalb  vier 
Stunden  brachte  ich  den  Bruch  allein  auf  die- 
aem  Wege ,    Und  ohne  alle  andere  Beihülfe 
glücklich  und  völlig  zurück,   ohnerachtet  die 
beiden  Wundärzte  ihn  zuvor  in  zwei  Tagen 
nicht  hatten  zurück  bringen  können,  und  ap 


—    io8    — 

der  MogUcUceit  ihn  zurück  zu  briitgeii  über- 
all- zwcifelteB.  Ich  bin  meinet  Sache  jetzt  so 
gewils,  daTs'  ich  fast  gar  nicht  mehr  an  dar 
Möglichkeit  einen  jeden  Bruch  auf  dieiem 
fVtge  zu  reponiren  zweifele ,  wenn  er'  nidbt 
würklich  angewachsen  istj  und  dies  sind,  dem 
Himmel  h^j  Dank,  seltene  Fälle ;  oder  wenn 
es  kein  würklicher  Darm  -  oder  Netzbrach  sey. 
Mir  scheinen  die  sonst  oft  Von  bedeuten* 

I 

den  Wundirzten  yorgenommenen,  und  tvMs 
mir  bei  Repositionen  eingeklemmter  Bruche 
mit  angesehenen  Handgri£Fe  äuiserst  thöiidil! 
'^ie  ist  es  möglich,  einen  eingeklemmtes 
Bruch  mit  solcher  gewaltsamen  Anstrengung 
zurück  bringen  zu  wollen,  dafs  der  Kranke 
für  Schmerz  aulser  sich  kömmt,  und  dem 
Leidenden  vor  Angst  der  kalte  Schweiis  aus- 
bricht? Wie  ist  es  möglich,  dafs  ein  grofsef 
eingeklemmter  Bruch  dadurch  zurück  zu  hnor 
gen  scy,  wenn  der  operireude  Wundarzt  ei* 
nen  greisen  starken  Kerl  in  die  Bettstelle  hin- 
ein  steigen,  und  denselben  die  Füfse  des  lei« 
denden  Bruchpatienten  auf  beide  Scbultem 
nehmen  lälst,  der  Wundarzt  dann  auf  einen 
Stubl  steigt,  mit  J[)eiden  Händen  den  Bruch 
umfalsty  und  so  den  ganzen  Bruch  aus  allen 
>en  Kräften  gegen  den  Annulum  hinan« 
kt,  indem  er  denselben  zugleich  mit  Ge- 
hin  und  her  drehet,   wiihrend  da£i  der 


~    109    — 


Beinträge^  abwechselnd  mit  dem  Operateur 
/  «:hüttelt?  Und  doch  'geschieht  dies  noch 'heu- 
tiges Tages  Von  sonst  wahrhaft  gescheuten 
Männern  und  erfahrnen  Wundärzt^m.  Die 
einzige  IVIoglichkeit»  wo  dieser  sonst  wahrhaft 
:  sonderbare  Handgriff  Hülfe  höffei^  lasseQ  könn"« 
te,  wäre  wohl  nur  dann,  wenn  ein  ganz  klei« 
ner  Theil  eines  Darmes  eingeklemmt,  wäre, 
und  der  Wundarzt  von  diesem  Manövre  eine 
Zurfickziehung  des  Darmes  durch ,  Hülfe  der 
Schwere  der  übrigen  Gedärme  erwartete. 

Mir  ist  unter  vielen  Bruchpatienten  lange 
keinei:  vorgekommen,  aufser  dem  aogefilhr«» 
^  ten  Alten ,  dem  ich  den  eiogeklemmten  Bruch 
.  sieht  glücklich  zurück  gebracht  hätte;  aber 
'r  ich  bin  auch  unverdrossen  bei  meinem  Ge« 
I  Schäfte,  einige  kletne  Pausen  zur  nothwendi* 
^  gen  Erholung  für  mich  und  den  Leidenden 
;  abgerechnet,  geblieben,  bis  ich  meinen  Wunsch 
^%yöllig  erreichte.  Selten  bin  ich  unter  zwei 
Stunden  fertig  geworden;  aber  noch  nie  habe 
^  ich,   auch  in  den  desperatesten  Fällen^  über 

sechs  Stunden  gebraucht,  um  den  Bruch  yöl-  ' 
'  lig  zu  reponiren«  'Während  dei'  Operation 
lasse  ich  den  Kranken  gar  nichts  nehmen,  als 
dann  und  wann  einen  guten  Schluck  kalten 
Wassers.  Aber  sobald  der  Bruch  gänzlich  zu^ 
rück  und  ein  gutes  paüliches  Bruchband^  oder 
wenn  das  nicht  sogleich  zu  haben  |  eine  gute 


—  HO 


Bändige  angelegt  ist,  lasse  ich  ein  Oystier 
Ton  Gentsüime  mit  Chamillen  und  Honig 
durchkocht,  ^and  mit  etwas  Weinessig  Ter* 
mischt  beibringea,  und  dann  einen  gelinden 
klihlea  ErofbnDgstrank  nach  und  naob  neh- 
men,  zugleich  recht  ileilsig  Gerat»  nnd  Ha-. 
f(9lfsähme  trinken,  und  so  sehe  ich  jieit'  meh- 
reren Jahren  alle  meine  Bruchpatienten  bald 
und  Föllig  wieder  hergestellt  umher  wandern. 
Zuweilen  begiebt  es  sich«  dafs  ein  Knab- 
lein ohne  einen  einzigen  Testicul  geboraa 
wirdf  die  »ich  daun  aber  meistens  in  der  Fol- 
ge Ton  selbst  und  ganz  unbemerkt  einatelien* 
Zuweilen  aber  wird  ein  solches  Kind  «udi 
nur  mit  einem  Testicul  geboren,^  nnd  der 
zvreite  kömmt  in  diesem  Falle  entweder  bald,^ 
oder  nach  einigen  Jahren,  oder  auch,  wenn, 
der  Mensch  schon  erwachsen  ist,  oder  auch 
gar  nicht  nach«  Wenn  er  späterhin  nach- 
kömmt, kann  dies  zu  grolsen  Irrungen  Ver-^ 
anlassung  geben,  denn  er  kömmt  ja  auf  eben' 
dem  Wege,  und  durch  dieselbe  Oefnung  her« 
vor,  durch  welchen  die  Lei8t*&nt>rüche  htfräus- 
treten;  auch  ist  dies  eben  dieselbe  Gegend^ 
in  welcher  man  zuweilen  Bubones^  wenigstens 
am  häufigsten,  und  auch  andere  angesohwol^, 
lene  Leistendrüsen  (Glandulae  inguinales)  an* 
trift.  Man  hüte  sich  also  ja,  dals  man. nicht 
einen  noch  kommenden  Testicul  für  einen \üa* 


111  — 


^   fingenden  Brucfi,   oder  gar  für  einen  Bubo 
*  '  anseile.     D«)r  Testicul  schmerzet,  sobald  man 
^    ihm  nur  >ein  vvenig^  drückt,  und  bemr  At  man 
^    dies,  HO  fühle  man  nur  gleich  nach  dem  Ho« 
dehsacke.   ob  auch  der  zweite  Testiciil  fehle* 
r    Fehlet  er  wUrkÜch^   so  reibe  man  nur  fleifsig 
^   erweichende  Oele  auf  und  um  die  Stelle  ein^ 
^  wo  alsdann  der  Testicul  sitzet,    lege  ßeifsig 
;^ .  Jkühle  erweichende  Umschlage  auf  denselben 
' :  und  streiche  oft  mit  der  Hand  von  oben  nach 
*  'unten  Hagsam  und  vorsichtig  über  und  hin- 
ter denselben  9  so  wird  ^r  seinen  Weg  schon 
ohne ^  weitere  Hülf^  nach  und  nach  von  sdbst 
finden.    Da  ich  weils,  dals  dies  Journal  n^;ht 
.     nur  von  vielen  Aerzten,    sondern. auch  von 
vielen  .grofsen  Wundärzten  gelesen  wird,    so 
h     yeranla&t  micli  eiJa  in  meiner  Jugend  mit  an- 
gesehener merkwürdiger  Fall  dazu,  hier  diese 
Warnungen  anzubringen«     Ein  würkÜch  ge- 
schickter Arzt,    ein  öffentlicher  Lehrer^    der 
nie  gewohnt  war- übereilt  zu  handeln,  wurde 
von  einem ' Studenten  einer  Beule  wegen,  die 
bei    demselben   in   den  Weichen  entstanden 
sey,  und  die  ihm  zu  Zeiten  grolse  Schmer« 
zen  verursache,  zu  Rathe  gezögen.    Der  Arzt 
untersuchte  den  Klagenden^  und  weil  die  Zei« 
eben   eines    Bruches   fehlten,    er  «her    doch 
eine  harte  Beule  fühlte,  und  der  IVIUsensofan 
wohl  in  dem  Rufe  eines  ausschwei^nden  Le^ 


c-?    IIa   -• 

r 

/ 

I 

bens  Stande  so  ftoUofs  der  sonst  so  üb^rle- 
gende  Ar^t  zu  schnell  auf  eiaen  Bubo,  rer- 
ordnete  zertheilende  Mittel  und  inneriich  ' 
Mercurialia.  Da  aber .  diese  Anordnungen  gar 
nichts  helfen  wollten^  und  die  Beule  ganz' un- 
verändert blieb,  wie  sie  war,  so  beschlofs  der 
Arzt  den  Bubo  zu  öfhen,  und  denselben  durch 
den  Schi^itt  zur  Eiterung  und  so  wegzubrixH 
gen.  Da  die  Operation  eb^n  gemacht  werden 
sollte ,  entdeckte  der'  Lehrer'  seinen  Imhnm 
zu  seiner  gröfsesten  Freude  selbst  vüad  noch 
gerade  zur  rechten  Zefit,  und  gab  mir  dadurch 
als  seinem  Schüler  und  Zeugen  dieser  Ge- 
schichte die  nützliche  Warnung  in  ähnlichen  • 
Fällen  f  örsichtiger  zu  seyo. 

Mir  ist  ein  solches  späteres  Nachkommen 
eines  Testiculs  schon  tiermal  selbst  voige* 
kommen ;  einmal  bei  einem  ganz  erwachsenen 
Menschen,  und  dreimal  bei  Knaben  zwischen 
dem  sechsten  und  zehnten  Jahre.  Meistens 
kann  man  sich  schon  durch  die  (Jntersuchiiiig 
dadurch  Überzeugen,  dafs  die  erschienene 
Beule  ein  Testicul  sey,  wenn  man  sich  den 
Klagenden  aufrichten  und  nach  hinten  über- 
biegen lafst,  weil  alsdann  der  Testicul  von 
der  bewürkten  Spannung  sogleich  ernstlich 
schmerzt,  und  wenn  dies  der  Fall  ist,  so  darf 
man  sich  den  Patienten  allenfalls  nur  selb^it  un- 
tersuchen   lassen  {  so  wird  er  bald  die  Ur- 

taiobe 


—   '«5    — ., 

Sache  sethdr  Klagen  selbst  finden  und  ange-* 
ben  können,  und  der  Arzt  alsdann  sogleich 
bestimmen  ^  was  weiter  zu  thun  sey. 

Subones  habe  ich  hier  auf  der  Insel  noch 

'  nie  zu  bemetken  Gelegenheit  gehabt  f  denn 
morhi  venerei  sind  hier  sehr  selten. 

Eitersammlungeit  aber,  Ton  Metastasen 
nach  den  Weichen,  sind  hier  nicht  so  selten« 
Wenn  sich  in  den  Weichen,  gewöhnlich  aber 
nur  an  einer  Seite,  eine  schmerzhafte  Span- 
nung, eine  von  aulsen  fühlbare,  etwas  ausge« 
xeichnete  Hitze,   Geschwulst  und  gar  RSthe 

.findet,  so  muls  mansogleieh  und  mit  allem 
£mste  warme  erweichende  Umschläge  aufle* 
gen  lassen,  damit  der  Eiter  ja  sobald  als 
möglich  nach  aufsen  geleitet,  und  der  Kranke 
Tor  der  Ge£ahr  geschützt  werde,  dais  sich  der 
Eiter  tiefer  nach  innen  siehe ,  Knochen  an- 
fresse,, und  so  endlich  vieles  und  grofses  Un« 
glück  anrichte.  Sobald  sich  nur  eine  gans 
kleine  Stelle  aus2seichnet,  die  auch  nur  einen 
ganz  kleiaen  gelben  Eiterkopf  hat,  und  sich 
drum  herum  eine  ^  grölse  bedeutende  Span- 
nung und  viele  Hitze  spuren  laCst,  so  fahra 

jBian  sogleich .  mit  einer  Lanzette  gerade  in 
diesen  Eiterkopf  hinein.  Kömmt  Jauche  oder 
Eiter  zum  Vorschein,  so  mache  man  alsbald, 

^  nach  der  Richtung  der  Muskelfasern ,  einen 
langen  Schnitt,  damit  ja  die  Jauche  oder  der 

JojBrn.  XXI,.  B^  a.  St.  H 


\ 


/ 


Eiter  auf  einn^al  eitfen  lunlän^ichen  AtüfluiGi 
bfkomme.  Ich  habe  selbst  mehrere  solche 
EitecaJunmluDgen  geofxiet,  und  es  kamen  wahr- 
lich mehr  denn  zwei  Pott  Eiter  zum  Vor- 
schein 9  die  man  doch  9  nach  dem  aüfsem  An- 
sehen zu  urtheilen,  keinesweges  erwarten 
durfte.  Wartet  man  abdr  mit  dem  Oe&en 
der  Eitetsammluügen  tiur  etwas  im  lange ,  $0 
senkt  sich  der  Eiter  entweder  sehr  aohneQ 
und  unerwartet  durch  die  CeUuIoiSft  in  don 
Schenkel  und  richtet  dort  grofse  VerWüstuD- 
gen  an^  oder  er  senkt  sich  auch  'tiefer  in 
das  Becken  hinein,  und  Frist  entweder  die 
aulsem  Seit^  der  Beckenknochen  an,,  oder 
er  macht  sich  gar  Wege  Biach  der  innem 
Beckenhole  hinein,  und  frist  diese  Kiiochea 
von  innen  an,  oder  er  bahnet  sich  von  dort 
wieder  einen  Weg  durch  die  Mutterscfaeide, 
oder  auch  durch  das  Mittelfleisch,  iDder-anch 
durch  den  Mastdarm.  Alles  gleich  übel,  und 
fast  jsUe  diese  fistulösen  Geschwüre  sind  sehr 
schwer,  oder  auch  gar  nicht  zu  heilen;  denn 
dem  genommenen  Wege  des  Eiters  kann  dei^ 
Wundarzt  nur  selten  mit  einer  Sonde»  <rdw 
mit  Einspritzungen  nachfolgen ,  vörtUgUch 
wenn  der  Eiter  in  den  Weichen  fftr  nidU 
sichtbar  geworden  ist*  Hat  man  aber 'in  den 
Weichen  einö  Oefnung,  so  kann  man  dödi 
wenigstens  zuweilen  noch  ^twas  Ton  an^pis- 


.1    » 


/    •  '    ■  ^ 


seiidkittJBliupItÄllgeii'^liöffidii  und  «irwärten; 

.  .  g«iirähi|lie&9   wenn  Atvdi-^ehi»  Rtfdicalk^  ei^«  / 
fi^I^pM'  «oBt^  so  beiri^kt-ttiBÄ  d^ck  gewifii  als« 

>   ^ffnf  Brleichteruag.     OsvrohnUoh  al>dp  stler^ 
'  iMfk  icdch*  Kranke  eines  elenden  i   jibrnnetll* 

ivcdien^nod  noQh  des«  sehr*  iaqg^afmen  aii^zeh* 

■^  Yetifaden  Todesr 
. i  >^Zuff etlenentstelien aneli kleine  und grdß^ 
^Uerbeukri  in  den'Weidlieni  deren  allmnlge 
^Irsache  freriide  ron  äiiren  na<fk  au£ie^  4i$n-, 
gende  JCdf^««  sind.r  .Votita^h  ^ewtirkeBL 
«prsnckeslei  vetsehlockfee  Z%«ge,  welcke^^nl^^t 
Yon  Menschen  yerdauet  werdi^n  fconnetti  od# 

-^  -WUrmer  solobe  Vereitecangen.     Diese  Dinge 

./  und  Würmer  bahnen*  sith  rermöge  das  von ' 
.  ihnen  bewfirktc^  Räaes  einen  Weg  durch  die 

Gedärme»  nad-^ben  se  doreh  die  äußern  flei« 

*  *"     '  .        ■■ 

;    %eliigten  Bedeckwgen»  \  In  letzteren  Nerregeii  v 
I  \«ia  Entzündung,  der  y«!«eit<mng  folget}  wo- 
f   -dnrch  entw'eder  die  Haut  dürchgefi^essen,  ddnr 
idoeh  wenigstens  nach  nnd  nach  so  «obf reitet 
^  wird  9   dals  sie   von  einem  Wundärzte  ohne 
'  Sedenken  kann  g^äfnet  Werden ,  4^  dann  gü^ 
WÖhnKoh  der  fremde  ung^öhnlich  Veriohlüofc- 
'  te  Körper  oder  die  -Wünn^ -bald  zum  Vor- 
scheine kommen,:  oft  aber  auch  nooh  mit  Zan« 
'  gen  i  hervor  gezogen  #eiMeü  teflssen,  weii»flijs 
Buvor  ^m&hsam  durdi^  eine-'  Sonde  entdisfckt 
worden, sind«  ...  -^    • 

.  H  IS 


^    |i6    —      ' 

Von  YerKhlttckten  fremden  KikpetUf  be« 
ioadeit^  Nadeln»  die  an  manchen  SteU^n  des 
Leibes,  oft  aus  den  Weichen  und  aua  dea 
Bändle  heraus  schwären,  hat  man  fiele  Exen* 
peL  So  hatten  auch  wir  im  Jahre  1796  einen 
Kranken  im  hiesigen  Landeslaxarethe,  der| 
sich  selbst  unbewnfsty  eine  Nadel  mnlate  Ter? 
schluckt  haben.  Es .  wer  ein  jnnger,  rasch« 
Kerl,  und  dennoch  hatte  ohne  Zweifel  die 
verschluckte  Nadel  ihm  einige :.Uire  Klink- 
lichkeit  find  oft  heftige  Leibessehmerften,  Ter- 
ursacfat.  Diese  Schmerzen  fixirten  sich  nach 
und  nach  in  der  fechten  Weiche,  und  ah  der 
Stelle  entstand  eine  ErhabenhMt,^  der  end- 
lich Entzündung  und  Eiterung  folgte»  Der 
Eiter  frais  sich  durch,  und  es  kam  eine  sehr 
grofse  Stecknadel  zum  Vorschein,  die  mit 
einer  harten  Kruste  ganz  überzogen  war«  Wis 
er  im  Lazareth  aufgenommen  wurde  ^  war  die 
Nadel  schon  heraus.  Bei  der  ersten  Unter- 
suchung fand  sich  eine  Oefnung  etwa  s^  Zoll 
vom  'Bauchringe  nach  auswärts ;  diese  Qef- 
nung  war  wenigstens  6  Zdil  tief,  und  ging 
gerade  nach  einwäits  und  durchaus  gar  nicht 
hinaüfwärts;  nach  dem  Gefühle  zu  urtheilen, 
welches  das .  Einbringen  der  Sonde  daribot, 
ging  der  Weg,  welchen  sich  die  Nadel  ge^ 
bahnet  h^tte,  gerade  durch  das  Becken,  doch 
iüblte  man  durchaus  nirgends  einen  entblSA- 


./      '  I 


■«■■'-.  '    ■  >  .. 

\i  s  .  ^  ■ 

\  iud  KflOtüciil*    Awi  dar  Oefmi&g  fldfii  iäh^ 
;  iifih  <ri^'^  JESter ,  di^  iiier  Icsitie'  Zeichta  Tpä 
Beinfirafii)  noch  weniger  ^Töti  DArmniirdidgs* 
r ,  Iceitön  {Faecei)  knit  s^^dh^tUhrte.    Die  Wuüde 
^'Wiirdel  iti&Bgs  of deutlich  gereinigt i  dann  im* 
'  48ii^r^|iiit  bals^tdischen  und  nie  mit  reiienden 
> ;  jUEltteln  MsgespritSM  uAd  mit  einett  unsöhnt-  * 
//ifigeiBi  PA^ter  bedeckt.  ^  Ick -glaube^  dafs  die 
\  iSJüspritzangen  reizende  Mittel^  bei   solchefi 
^'?JPift0ln  im  Unterleibe  immei'  mehr  acbaden  ab  , 
ttaitsEeiiy  und  dal^man  sidh  derselben 'i&st  nie 
'Ikidtenett  mnb,  wenn  nan  würklidh  belfeiiy 
'^:^9d  bicht  in  den  mehretten  Filllen  das  Uebel 
.    Urger' machen  Will«     Biitaen  seoha 'Mbnatei^ 
-  wurde  die  völlige  Heilung  bewürkt«    Die  Wun« 
'de  scUoft  Siebs  langsam  bei  gÄnz  allmählig  ab-  ^ 
jiehmend^  Eiterung,  und  yemarbte  sich  sejü' 
;  mit*    D^r  Kranke  erhbke  sich  b^  fieser  Aus- 
'lleiliing  io(  sehr,  dafs  er  dabei  stark  und  fett 
'•  wurde. '  Dennoch  ist  die  Wunde,  da  sie  scdion 
,  sehn  Wodien  völlig  geschlossen  gewesen^  ganz 
iron  selbst  wieder  aufgcbroidien,    und   zwar 
^hü  sehr  atarker  und  erhitzender  Em4iearbeit. 
Jedoch  nach  einiger  !^it  hat  sich  die  Wunde 
^  fast  ganz  yon  selbst  wieder- geschlossen^  und 
j^zt  soll  sich  der  krank. -gewesene  yollköm«^ 
'    snen  wohl  befinden  und  ganz  gesund  seyn^ 
t'      '   Audi  Wälder  kommen  zuweilen  aus  dem 
,   Bauche  und  aus  d^  iV^Teichen:  nach  Torher- 


/ 


-  I 


0m^      t^     .mm      .  :  »  X 

^gttngpnm  EntsaodaBl  tu^  Y^ftimnmii  jm^ 
TOT.     Ich   kabe  4bU  .Pimktiker  «19%*,  ioleto 
f  &II0  .geieham;    Bat  «teer  Frm  hmm.  ^f!^  1 
aem   ftolcheki  GeiCihwUrd  ^iwch  vtfd<  atdi  K 
WiiniMr  nnd  dock  lu^te  di#  \yii«d#  MäiMcl 
leicht  wieder  ixL  Dies,  wttirdd  ^  r^rfhi^ 
nicht  geÜMUn  haben»  wem»  die  WiiObar  jufdi 
TorhergegaD^ener  Entaunduög  und^VveitiK 
nuig  gerade  durch  die  Gedänner  gekoqiMpi 
Wären.     Nein  ohne  Zweifc»!  satigeii  li^MMt   ' 
gane  gewöhnlich  naoh  «nd   nacb  'deageMlt 
duroh  die  Häute  deir  Gedärme,  da6  aMü^ 
mal  die  von  ahnen  bewiirkten  Oe^ottügeit,  m    ■ 
deii  Häuten  der  Gedärme  gerade /gelfeQ-^.fttt« 
ander  sind.    Daher  bewürkt  «nch  dies  '/Jfag/h 
nannte  Durchfressen  der  Würmer  AtäfJtiMuii '..  \ 
feiten  einen  Durchbmch  der  DaaAwveiäig-  , 
keiten,   tind  ako  auch  selten  einen 'kfiijstii»  * 
^  chen  After/  und  gewi£i  noch  selt^ev-  wfiiit«^ 
.  liehe  Gefahr.    Anders  ist  dies  fireflfcH^iWMn 
ein  grolses  Geschwür  nach  Torh^rg^angeoer 
'  anhaltender  Kränklichkeit  entstehet^  und  dapi 
beim  Au&ruche  des  Geschwürs^  anjT  einfl^al'efa 
ganzer  Klumpen ,  Knäuel  Würmjer , ,  <od^  Hb- 
derer  ünTerdaueteff.  iMrter  fester  Oucik^^Vmi 
Vorschein  kömmn  ^>  ^' 

Der  Stein  (Caiculus  urü^riwf) .  mi: 
nicht  sehr  häu%,  aber  desto  hlil^Gg^r  "wiehst 
f  die  Säreniraub0.(j4rbuius  Vym.Ori^Hitf 


^\ 


^  -t 


*^'J 


419 


■>-',• 


lÄ»  1|i  oioldier  Menge  kJd  dm  fpgeuii^i^ 

geä  )^  ohbweit  d^r  Wiihiaten  Prora  gafa]i499 
wird»  diiJGi  g^nt  Denuobläii^  TQit  hieraus  da^ 
iHiit  frelrielieii  wetd^n  köanie.  ^^Yon  der  WUxk» 
^  iMlkdt  dieses  Krautes^  ^^cbes  uo«  der  $c^Yre;n 
4«^  idßrray  so  sehr  empfohlen  hat,  aU  Xaxv- 
K  -  4^Yüligi&^ttel  g^gen  denScoin,  und  voD,4^r 
;,"'  f[«9t  yottreflicheo  Wiirkung  der^  fixen  Luft, 
'  ; .  ii^eh  Halmes  Methode  gegeo»  4®n  Sla^epsteio^ 
^VihB  ieh  ftchi^ii  eheaialB  in  ßaUingexs  Ma^ai- 
L  uü  ßii^  A^rzte  6d«  ;^.  St  9«  ^  117^  xneine 
r.  Jpi^dapken  gesagt;  liie  Vartreflicbk^eit'  dieser 
headeo  Arzneimittel  habe  ich  hernach  noch 
tertohiedentlicb  hesitätigt  gefitiidc^n,  und  aol^ 
Kann  beid««  nach  meinen  .Erf^fariingen  ^  ani» 
dem  Aentlen  Ahi  ditf  i)IlerVpr£iigU<:hstezi  eitk^- 
l\  pfehlen«  .     '  - 

JEane  wiihro  Steinoperation  habe  ioh  niä 
selbst  9a  machen  Gelegenheit  gehabt;  jedoch 
bbe  ich  ^or-«t^  19  Jahren  einen  Stein. bei 
•iner  Tischlerfrau  in  Gingst,  M0r  auf  ^Sgesi 
ansgetchnitten^  Mir  sagte  man,'  da  ich  jN'achU 
au  ^dieser  Frau  geholt  wurde ,  sie  leide  fqrch« 
tttlicH  an  einer  gnuzUchen  Urinrerhaltungrjial- 
lein  beim  Aus&agen  der  Kranken  selbst;  4|j^ 
fuhr  ioh  sehr  bald,  dals  ihr  jU'ebeLTQn  einem 
Steine  henriäre,  der  Termuthlieh  sohön  in  dw 
Uce^ira  iieü.    Ich  «nterfnäkte :  d^swdgen  di« 


\ 


fr 


I 


Kranke  AelUt  jw  vaginäm^  und  fand  den 
Stäin  wiirkiich  in  dertelben  Und  schon  hii 
%tnk  einen  ZoU  ron  der  Tordem  Oe&öng 
derselben  Torgednmgen ,  und  gewaltsam  ein^ 
gesperrt,  so  da(s  er  sich  'weder  durch  gelin- 
des Streichen,  noch  durch  ernsthaften  Druck 
weiter  nach  rome  wollte  treiben  lassen.  Der 
Leib  der  Frau  war'  ganz  erstaunend  auFgetria- 
ben^  und  sie  hatte  heftige  Angst  und  Schmer- 
len 9  weil  sie  schon  seit  drei  Tagen  gar  kei- 
nen und  auch  schon  einige  Tage  znrcMr  nur 
wenig  Urin  los  geworden  war.  .leh  entschlois 
mich  daher  sohneil  und  schnitt  die  Uredm 
hinten  und  über  den  Stein  der  Länge  nach 
au£  Der  Urin  flofs.in  BSenge  ab;  abw  der 
Stein  wollte  sich  noch  nicht  durch  die  für 
denselben  zu  kleine  Oe&ung  heraus  neWen 
lassen,  obgleich  ich  es  auch  mit  der  Zange 
yersuchte ;  es  brach  ein  Stück  yom  Steine  ab, 
allein  der  Stein  selbst  blieb  zurück,  und  die 
Frau  wollte  sich  durchaus  nicht  bewegen  las« 
sen  die  Oefnuug  noch  gröfser  schneiden  zu 
lassen.  Ich  gab  mich  auch  dabei  wieder,  wol 
ich  hefte,  der  stete  Andrang  des  Steines  wer- 
de die  Oefnung  schon  von  selbst  erweitern^ 
und  er  ohne  weitere  Hülfe  bald  zum  Vor- 
schein kommen»  Jedoch  um  dies  zu  erleich- 
ti,  liefs  ich  Leinsamen  in  Milch  koohen, 
^h   wollen  Zeug   durchdrücken/  und  in 


lai 


dem  Slhiiie  weiche  Leinewmd  dorth  und 
durch  nässen  und  so  öfters  frisch  gewannt  in  ' 
xdie  Va^a  hineindrücken«  Dies  that  diege- 
liofte  Wurkung  bald,  denn  schon  am  andern 
Mor|ien  war  der  Stein  yon  selbst  heraasge£ü- 
len>  und  die  Frau  schickte  ihn  mir  zu.  Er 
wiegt  7§  Quentchen,  ist  weiAlgrany  oymi,  siem* 
lieh  glatt,  und  besteht  aus  sichtbaren  La* 
mellen#  Das  Merkwürdigste  bei  dieser  nn«^ 
gekünstelten  Steinoperfition  ist  ohnstreitigy 
dals  diese  Frau  lange  yor  der  Operation  den 
Urin  nicht  hatte  halten  könäen ;  ein  Fehler,  , 
welchen  sie  im  Wochenbette  bekommen  hatte, 
und  nun  nach  der  Operation  konnte  sie  den 
.Urin  nicht  nur  halten»  sondern  auch  natUi^ 
lieh  lassen. 


% 


—    isa  •■—  '      ♦ '     'i 


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•    Da«  ;.g  e  1  b  fe    F  i  e  h"et.    ^ 


■    ■■   .1  i    '    ■    ■*- 


Fragmentarische  Nachrichten  über  di» 
letzte  bösartige  Epidemie  in  "Mak^ 
und  iwet  den  Nutzen  def 


■  * 


'    tuns^en  an  derselheni 

£m  AufBug  aus  einem  Privatschreiben  des  Koni^lfcli'Fnii- 
iaitchea  General- Co nsuls  üerm  Bjooae  daselbst;  neb« 
einem  Schreiben  des  Dr.  Don ,  Josef  Altara*  ifi.  AM- 
cante  über  den  Nuuen  der  Qeleinreibnngen  li«i  >  dam  ^ 
gelben  Fieber.  Mitgetheilt  und  aus  dem  Sp^niadia« 
überseut  vom  Mi^disinal-^Ratb  Borges.Mi  lUiadwm, 

m  4*  Januar  d.  X  erhielt  ich  doreh  4ie 
bocbgeneigte  Mittli^luiig  der  Kdinglichea  kotli' 
Iqblicbea  Ostfriesischen  Krieges»  und  Ddnuu-  ^ 
nen»  Kammer,  welcher  ich  auber  den  Atejp- 
kadien  Originalsehriften  über  die   roriet^tf^ 
smie  in  Malaga  schon  mehrte  NötiMi  , 
Ue  letzte  ungl^oh  rerheerendetd  JKnunk- , 


•  i 


^  '. 


hett  -^ftidtet  TtMlttftfcäf   twifi  lioi  ihrer  Ab*- 
kunft  in  OeutstÜoiid  TJSlli«*  gereinigte  Bl&t.^ 
tär  (null  baue  «i4  «u  dem  Ende^  ofaiiQ-  «ie 
mit  den  Händen  ansüßen  ^  aufsei«  MesMr 
ge«pieCit^  in  Essig  getaachty  itad 'abdaim  ga»^ 
hüfig  fiusgeränchert^:  det'-.Miidffkler.  Zieitaog» 
worin:  äi^  Methode  des  Drx  Ihm.  /<ti^  Alm^ 
rot  ia  ÄlicADte»  daa  gelbe  Fieber  durch  OeI*> 
ejnreibuDgen^su  heildof  von  ihm-  seihte  mit* 
getheijt;  ist«    Da,  wohl  alle  Mtu^ufohten^  wel«> 
che.uiu  anjeujt  über  diese  mäcderiifohe  Krank« 
.jMt  tus  Spanien   4ingesandt  -wisrdett ,   nicht 
olin9Ti4|Ueiti|[es  Interetse  gesäten  werden  mög-* 
^ten«  ao  nehme  ich. keinen  Anatand,  die  Uch 
beraetsung  dieisea  Artikels  Ihn^i  mit  der  Bicite 
Msufenden,    denselben   in   Ihrem,  beliebteio,' 
nnd  ron  Aerzten  allgemein  gelesenen  Joui* 
n^^  einen  Platc  su  gönnen.     Noch  schicke 
ichldie^er  UeberseUung  einen  Auszug  aus  m«* 
nem  mir  am  25.  d«  M*  gleichfalls  mitgetheiil« 
ten  Privatschreiben  dtf  Königlichen  Generei« 
ConauU  Herrn  JRoo^e,  womit  jene  Blätter  ein« 
gingen I  voraus,  weil  ea  ebenfalls  sehr  wich« 
tige  Notiaen  Über  die  leute  unglückliche  £pi« 
demie  in  Malaga  enthält« 

Ssn  Kafaol  d«D  lo,  NoTember  i8fl4' 

Leider  hat  m  das  Ansehn,  als  wolle  sich 

■   '  • 

^ai  gelbe  Jßieber  in  Spanien  eiaheimiach  ma- 


/ 


/ 


-  '-4  - 

eben;  demi  nit  Endeos  fcnm  dMnud  dai- 
MD  Eiofiilmiiig  TOB  aalMB  nickt  aad^efirie» 
#«ft  werdaD«  lieber  dem  DBspnmg  dendbea 
wird  tebr  TCftdiiedeB  gerochen,  doidisdieiBt 
die  wahndiealiobite  An^^be  folgende  m  tcyiLv 
In  demjenigaB  TheOo  umerar  Stadt,  wclaher 
miter  dem  Namen  Potm  dulees  bekannt  itt^ 
wftien  im  Jdve  i8oa  mduere  Pencmte  la 
#;ioem  kleinen  Laden  am  geO>en  Fieber  ge- 
storben 9  weldier  defshalb  ent  Befiehl  der  Re- 
gierung remumert  wurde.  Der  FiflrmhBmor 
des  JFIansef  Beüi  ihn  in  diesem  Jahre  otBieny 
«od  die  Familie  y  wi^chö  selbigen  beeog»  Bei 
1^  erstes  Opfer  der  Krankheit.  Enragt  mai^ 
lirelche  geranme  Zeit  Ton  jener  Epoehe  Im 
aar  merklichen  Deberfaani^idimBng  des  De- 
bets Terflols  y  so  ist  wohl  mit  Recht  m  be- 
dacrem»  dar»  sich  die  Regierung,  aller  eriul- 
Cenen  Warnungen  ungeachtet,  so  durchaus 
nnthjitig  yerhielty  und  die  goldene  Zeit  Tor- 
nbsSnmte,  ^m  Uebel  in  der  Wie^e  an  ersti- 
cken ,  eine  Möglichkeit^  wovon  im  Jahre  i6oi 
der  zu  Cadiz  commandirende  General  Dm 
Tomas  de  Moria  ein  glückliches  Beispiel 'ge- 
geben hatte.  Denn  auf  Anzeige  des  erst  be* 
fallenen  gelben  Fieberkranken  liels  dieser  sol- 
chen damals  augenblicklich  in  ein  entferntes 
Lazareth,  die  übrigen  Hausgenossen  ab^r  an 
eiaen  andern  entlegenen  sichern  Ort  in  strenge 


^  I)3aste  bekaimte-würksaxMMineliruidQai^ 

\    Rttrtigung  dei  Hauses  ai](|f^>r4i^,  .Ii6d.-Ctdiz 

[V  Terdttikte  dieteti  und  ttderif  :AS^I>!pf^igen 

f'  MuCsregelii   seine    Rettung«   ;  .^alis^cbeinlicli 

.    unteriicfs  das  hiesige 'GouyeniemeBl'tw  wohl-^ 

^    gepeiuen  Absichten  ^  gleiche  Cnd]rgie[  su  be-* 

W^€tn#     Die  Perspective  ein/er  Hubgersnoth 

flur  bei   dem  groisen  Getreid^päng^   nicht 

weniger  schrecklich  >    und  niag  ?fohl  haupt*. 

;    aiehlich  das  Gonvemement  T4|ranla£H  haben» 

dasjenige    hartnäckig    für  niobt-  ansteckende 

Faulfieber  zu  erklären ,  und  erklären  au  las« 

sen,    wa»  knehrere  Aerste   schon   anderthalb 

Monat  früher  für  das  gelbe  Fieber  insgeheini 

'^    ang^ieben  hatten*    Man  glaubt  so  gern,  w%a 

man  wünscht,   und    es   ist  daher   nicht  b^ 

jEremdendy  dals  viele  die  Reptoduction  dessel«- 

ben  bis  auf  die  letste  Stunde  becweifelteB^ 

da  hiesiges  Gouvernement  so  positiv  das  G»«i 

gentheil  versicherte.    Namenloses  Elend  hat 

indeis  dieses  Verfahren   über   einen  grolseii 

'  Theil  von  Spanien  verbreitet  >  und  haben  dio 

^  nach  allen    Orten    ausgewanderten   Malagaer 

Gadiz,  Gibraltar,  V^lez^  Antequera,  Granada, 

Alioante»   Garthagena  u.  a«  mit  in  das  Un« 

l^ück  ihrer  Vaterstadt  verwickelt*    In  Malaga 

kann  nun,  Gott  sey  Dank,  die  Krankheit  so, 

fut  ak  beendet  betrachtet  werden»    Höchst 


Deum  gesttngeiu^'  Uik  tinterlaiie  dakot^iiielit^ 
soloMft  der  iUtaiglilihen '  iUiBmer   offioiek*  jex 
berichti^V'*Mfic))L  M  dieser.  Gelegenheit  ;a)k 
neuern  Schiifl^  und  Verordnungen^  ijas  giU|e 
Fieber  betreffend;  deren  ich  habhaft'  werde» 
kann^  emsusenden^    ZorUeilutig  dep^Knuüt» 
heit    sind    vefschiedene    neue   Versuch*  .geh 
macht  worden.    In  der  er^ea  Bgriode  ders#l« 
ben  hat  man  besonders  hSofigen  und'  uüinb 
tf^nden  Schweifs  zu  befördern  gesuo^  9    und 
dabei    für    Reinigung    der  Baueheing)W«ide^ 
entweder  durch  gelinde  Brechmittel,  oder  C^ 
stiere  gesorgt    M^arme  Weineasigbader  wor- 
den bei  einigen  init  Erfolge  gebmudit;  >'  Bei 
viefen    sind    die   Oelfrictionen   voa   poCiuw 
Nutzen  gewesen*  ■    Weil   diese  Methode»-  «o 
2^iemUch  allgemein  für  die  wUrksamste  gahat* 
ten  wirdi  so  überreiche  ich  Ihneri  hiebci  aw« 
Blätter  unserer  Madrider  Zeitung,  woriua  Süa 
über  die  Anwendung  dieser  Kur  das  ISähert 
ersehen  werden.    Für  untriigUch  kann^di«es 
Mittel  indefs  nicht  gelten ,   denn  yiele  sinjl, 
aller  Oeleinreibungen  üugeachteti    in  d^e  aiii» 
dere  Welt  gegangen«     l«  überhaupt   is^  ^aiuch 
dieses  Jabr  die  traurige  Erfahrung  auff.  Neue 
bestätigt  worden ,  d*fis  bis  jetzt'  kein  heiHUir« 
tes  Mittel  gegen,  das   gelbe  Fieber  geftinden 
ist*     Eine   und   dieselbe  Methode  ^    ytsidütwji 


irrmMig  oder  dr^iftig  gdb^t  »od,    ist  bei 
einer  eddem  drei-  und  vier&chen  ZeU  ofamV 
Erfolg  igeweieA;    Besondere  PrüteTr^iMMi*!-^ 
tel  sind  dieimal  nicht  gebraucht  vrordee«  .•  Bei 
den  sieisten  scheint  ein»  erstaunojistlrikdige 
Gleicbgultigk^^it  liegen  des   Uebel  geUbcfschir« 
zn -haben.    Betten  und  Meublea  wurden  pja»* 
wenige  4  und  allein  auf  Verlangen  der  Uans^r. 
genossen  Terbrannt^  demnach  w^ren  xlie  Ver« 
heemngen  der  Krankbi^   nngieidi   gr(User, 

*  .ah  Toriges  Jahr»  Die  Zahl  der  ^GestorbenM^ 
ISÜt  sidk  gewils  ohne  Uebertreihung  jfiuf  i4 
bis  xSooD  schätz^ »  andere  geben  selbig  auf 
it  bia  asooo  an-  Churianai  welches  foltJifa* 
lagter  FHiohtiinge  war,    ist  Ton  der  JCrank«. 

'  hrit  reridioltit  gebhöben  j  welches  um  so  bb« 
wundetnswUrdig^er  ist^  da  über  dreiisigp^; 
^nen,  welche  sich  in  Malaga  das  gelbe  Fief 
her  gehölt  hutteuf  daselbst  gestorben  «pind»- 
Kein  einziger  von  denen ,  welche  nicht  nadi;; 
Malaga  gingen ,  wurde  angesteckt »  selbst  die«!, 
jonjjieniüacht^  Welche  den  ^Kranken  beistan» 
den.  tf  an  Schreibt  dielk  deü  vielen  ^eromati» 
sehen  Rräutenk  tu,  welche  tagUoh  ans  Man« 
gel  anderer  Feuerung  in  den  Oefen  der  Bäcker 
rerbrannt  wurden.  "^^       - 

•}  Ob  idb  gltidi  die   GlatibwutlUgkeic  j^i  Umh  R. 

im  inindtfstea  nicht  in  Zweifel  «iahe }    ••  halt«  ich 

^    doch  diessB  FaU  aait  Chi^t|is>  wtlaho^  «r  aiirvoua 


5^    ia8.  — 

Von  meiäer  Familie,  Freuodan  und  An* 
Tt  wandten  ist  diese»  Jahr  9  einige  DieastfNjMi 
then  ausgenommen,  niemand  gestorben,  denn 
aUe  haben  üi  Zeiten  das  einsige  sichere  BfiS* 
iungsmütel,  nämlich  die  Flüc/ii  ergriffen^  — « 
So  nel  aus  dem  Schreiben  des  gelalligeo,^ 
treulichen  R.  Jetzt  die  Udbeisetaung  des 
oben  erwähnten  Artikels: 

Madrid  3o.  October  x8e4^ 

,  Auf  die  Naohridit,  dafs  Dr«  Den  Josef 
"jücaraz  in  Alicante  von  den  OeleinreibuHgen 
xur  Heilung  des  daselbst  heirschenden  gelben 
Fiebers  nnt  Yortheile  Gebrauch  machte,  bat 
ich  ihn  sogleich,  mich  umständlich  zu  unter" 
nlchten ,  ob  diese  *  Nachricht  gegründet  sey, 
oder  nicht.  Et  scdirieb  mir  unterm  no.  d.  AL 
folgendes: 

Mein  «Herr!  Ihr  Schreiben  habe  ich  em-. 
pfangeo,  allein  bei  meinen  Vielen  GeschäfteUi 
und  der  wenigen  mir  übrigen  Mnlse,  "V^ar  ich 
solches  früher  zu  beantworten  nicht  im  S^n- 
de;  auch  ist  es  mir  eben  deswegen  noch  jetzt 
nicht  möglich ,  Ihnen  eine  so  ■  umständUchPi 
Auskunft  zu  geben,  als  ich  wünschte,  uii4  Sia 
es  verlangen»    £s  ist  ?öilig  gegründet,   dala 

ich 

Hörensagen  su  hkhert  tcheint»  und  beftsndersjdiasa« 
gegebene  Ursache«  warum  der  Ort  befreit  geblieben 
<eyn  i q11|  — «  für  eias  Fabelt       äinm^  d^  EüHMtUfd, 


\  - 

•—    zag    -^ 

t 

ich  bei  dem  gelben  Fieber,  iifelohes  mftn  t4il! « 
dem  Änfatnge  des  Septembers  hieselbst  Walir* 
nahm  9  von  den  'Oeleioreibungen^  die  toa  via* 
len  Aerzten,  Welche  Kranke  dieser  Art  zu  be^f 
handeln  Gelegenjbeit  gehabt  haben,  so  s^hr 
ent^foblen  sind,  ebenFalls  Gebrfiuoh  zu  ma- 
chen anfing ;  und  der  Erfolg  hat  meinen  ^a- 
ten  Wünschen  völlig  entsprochen.  Die  Me- 
thode/, welche  ich  bei  dieser  Operation  be- 
folgt habe ,  ist  die  nachstehende :  In  dem  Aül- 
genblioke,  wo  Personen  von  der  besagten 
Krankheit  befallen  werden^  lasse  ich  den  gan- 
2en  Körper,  Brust  und  Gesicht  ausgenommen^: 
mit  gewohnlichem  Olivenöle  etwa  fünf  Minur 
ten  hindurch  einreiben/  Gemeiniglich  wird 
zu  dieser  Einreibung  etwas  mehr,  als  ein  hal« 
,bes  PFund  Oel  verbraucht  Gleich  nach  dem 
Einreiben  lasse  ich  die  Kranken  awei  Ta$sen 
Fliederthee  trinken,  sie  warm  zudecken,  die 
Fenster  yerschliel'sen,  in  dem.  Gemache  mit 
Zucker  räuchern,  und  alle  drei  Stunden  eine 
Tasse  Fleischbrühe  geben*  In  der  Zwischen- 
zeit bekamen  sie  wieder  «eine  Tasse  des  et- 
wähnten  Thees,  und  mit  dieser  Methode  fiihr 
ich  so  lange  fort,  bi^  ein  reichlicher  allge- 
meiner Schweiüi  ausbrach,  worauf  gewöhnlioli 
ein  galligter  Durchfall  folgte.  Kommt  der  letz- 
tere nicht  von  selbst »  so  suche  ich  ihn  durdi 
Clystiere .  von  Seeyrafser  au  erregen«  ,  Mit  die; 

Jeiurn.  ZXI.B.  a.^r.  I 


—    t9o    — 

sen  beiden  Ausleerungen,    auf  eine  so  einfa- 
che Weise  henrorgebracht,    ist^es  mir  gelun- 
gen,   die  Krankheit  in  den  ersten  zwei  Ta- 
gen f  und   ohne  dafs  sie  bei  (Einern   der  Indi- 
viduen,   welche  ich  unten  nennen  werde ,   in 
die  zweite  Periode  iibergegfmgon  wäre,  zu  be- 
seitigen ;  auch  habe  ich  nachher  nichts  weiter, 
ab   die   Chinatinktur  bei   solchen   ferner  ge- 
brauchen lassen,  welche  durch  die  erwähnten 
.Ausleerungen    geschyi^Scht    waren*      War   die 
Krankheit  beroits  in  die  zweite  Periode  über- 
gegangen,   welches  gemeiniglich    am    drittel 
und  vierten  Tage  der  Fall  ist,   so  waren  die 
Oeleinreibungen    neich    meinen    ErFahrungen 
nicht  mfhr  so  sichf3r,  weil  das  Nervensystem 
bereits  zu  sehr  an^jegrifFen  war.     Indels  sind 
doch  noch  viele  auf   eben   diese  Art  geheilt, 
wenn  gleich  die  Ki'ankheit  bereits  in  eine  spä- 
tere Periode  gekommen  war,    und  die  fiürch- 
terliclien    Zufalle,    als    schwarzes    Erbrechen, 
blutilüsse  und  Zuckiihgen  eingetreten   waren. 
Die  beigefügte   Liste  enthält  die  Namen 
aller,  welche  in  der  ersten  Periode  der  Krank- 
heit  durch   die  Oeh 'inreibungen    allein^    und 
ohne  das  geringste  andere  Mittel  geheilt  wur- 
i         uelirero  nicht  mitgerechnet,  welche  mir 
greisen  Anzahl  der  Kranken^  und  bei 
hrigen  Geschäften  entfallen  sind.   2u 
iegla  ubigung  habe  ich  diese   Liste 


>    \ 


*  ^ 


,♦ 


,  i3i    '^ 


.[ 


tßit  'Genehmigung  ttn^rs  ^Qowrerüemii  roh 
^inenr  Beamten  ^  der  Gr«5ttadUBitskomixiis6|oa 
attestiren  lassen«         •      ^-  '/        .^V:. . 

Entschuldigen  Sie- die  Kiirz^  ineines  Schrdi« 
bens*    Ich  bin  u.  ä.  w.    "  ,"       -      \' 

''•  ' -Josef  Alcärag*     • 

Namentliche  Line  der  Per^qnen^  welche  voni 
benannten  Arzte  ^durch  die  Oeleinreibun^ 
getf.  vom  gelben  Eieher,  geheilt  ^ind^  ?^^ 
rere  andere  nicAtrinutge^chnee^  deren  er 
sich  beL  der  grofserk,  Anzahl  seiner  -Krun* 
hen  nicht  mehr  erinnetS» 

Dr»  .Don  Josef  Alcaraz 
Don-Aafael  Alcärisi2        •  - 
Doila  Maria  Aicaraz  '     • 
Hosa  l2k|iäerdb        ^        »^ 
Maria  Minnera*       »         * 
ihocencia  ^anta /Maria  -     ' 
Margarita  Santa' Maria 
Josef  Ferrer    ♦        ♦   •     •  • 
Don  Juan  l^iran    » 
Don  Jottfuin  Soler 
Teresa  Porcell         » 
Doua^  Maria  Antönia  VareSa' 
Dona  «Maria*  Varela  r-Merler. 
Juan  Garratala    :     • 
Nicolas  Carratala    • 
Don  Josef  Martriu 


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Dr»  OoA  VHomi^eo  Pitalua 

Josdf  BoquUini         • 

Juana  Jorda 

2)AariMJLa  Jorda         • 

Francisco  Perez 

Zwei  Bedienten  der  Dona  Francüca  &an 

Don  Pedro  Tomas 

Margarlta  Gomalex 

Maria  Goder 

Luisa  Palau  -  • 

Don  Juan  Francisco  David 

Nicolas  I  ein  Geistlidier 

Maria  Bautista         » 

Teresa  Blanco 

DoB  Pedro,    ein   Geistlicher  und  seiMi 

Haushälterin 
Die  Wittwe  des  Don  Gregorio  Campos 
Lorensa  Perez         .        •        •        » 
Doüa  Trinitaria  Ferrer  •         • 

Baiit^^ta  Botella       *        •        .        • 
Maria  Verdu  •  •        • 

Don  Nicolas  de  Mödena         «        , 
Po&a  Maria  Ana  de  Mödena  j  Puch 
HmJU  Tlovcntina  de  Modena 

la  da  la  Cruz  de  Mödena 
ll  de  Mödena 

Summa  4^ 


--    i33 


\ 
f 


ßon  Atfhnso  de  Furundar^a^  "ObrUt- 
liienteiiiftnt  der  Artilletie  imd  Kommandant 
dieses  Platzes;  bezeuge  hieinit,  dafs  ich 
bei  meinen  täglieh^n  KfankeEnbesuchenv  dio^ 
ich  als  Itfitglied  der  Gesundheitskommission 
mit  dem  Dr«  Don  Josef  AUarat  im  vierten 
Stadtyiörtel'mtMshen  mi^fst^,  einen  Augenzen«» 
gen  abgegeben  habe,  wie  aHe  in  Vorstehen- 
der Liste  benannten  Personen  durch^  die  OeU 
einreibungen  aHein  geheilt  sind:  auch  w^ifs 
ich  Hoch  yon  y^rschied^hc^a  ändern  ausserhalb 
dieses  Viertels,  dafs  sie  auf  4^^  nämliche  Art^ 
und  von  demselben  Apx»  geheilt  wurden.  Zu 
mehrerer  Beglaubigung  habe  ich  mit'Geneh*^ 
migungunsers' Herrn  Gouverneurs  dieses  Zeug« 
nits  ausgestellt  und  eigenhändig  untersehfia- 
ben«  *  ilUicante  226.  Öctober  i8o4m 

Alfonso  de  Ft^rundarena* 


s. 


Nachricht,  "von  der  Krankheit  in  JSfa- 

laga  und  Alicante. 

Aimt  d^  Briefea  der  fraasöaiscken  HaadhiiigiagMitStt  an 
den  Minister  der  Marine  und  Colonien  sn  Paris  geso« 

.  ^^en  und  vom  Herri\  Dr.^  Km^audren,  Arsc  der  Ma- 
rine ,  dem  Herrn  Dt^  Friedlander  gefalligst  mitgetlieilt. 


H 


err  Kemudren  ]nrii|de'von  dem  Marine- 


.N 


•i 


—     i34     — 

minister  autoiisirt^  die  Auszüge  der  SteHea 
seioet  Correspondenz  der  Parisexi .  incdizini- 
schen  Schule  zukommen  zu  lasseoi  die  das 
gelbe  Fieber  betreffen.  Folgendes  ist  das  We- 
sentlichste dessen  was  %ich  in  die^n  Papie- 
ren gefunden  hat« 

In  den  er>ten  Tagen  des  .  Vendemiaire 
d»  J.  XU.  zeigte  bich  in  Malaga,  in  der  Stadt 
sowohl  als  auif  den  Sohiffep,  eine  Krankheit) 
die  der  Französische  Arzt  der  Armeen,  Herr 
DelestreSf  für  ein  gallichtes  faules  und  an- 
steckendes Fieber  erklärte.  Innerhalb  8  Ta- 
gen wurden  49^  Personen  krank,  yon  wel- 
chen etwa  gq  gestorben  sind. 

In  der  Mitte  des  Monats  waren  i6ö  Per- 
sonen krank 9  und  4  Wochen  nachher  erhielt 
man  die  Nachricht«  daüs  die  Krankheit  sich 
yermii^erte  und  dafs  man  yiel  Gutes  yon.der 
sich  eiaiindenden  Kalte  erwarte  /  die  der 
Schnee,  der  die  Malaga  nahe  gelegenen  Berge 
zu  bedecken  anfing,  hervorbringen  muls.  -^ 
Am  Ende  des  Monats  Frimaire  desselben  Jah- 
res meldete  der  französische  Commissair  Herr 
Mornard  endlich,  dafs  von  70000  Einwoh- 
nern, die  die  Stadt  nicht  verlassen  hatten, 
14000  gestoiben  seyen,  doch  zweifelte  er  sei- 
"ler  an  der  Genauigkeit  der  Angabe.  Zugleich 
»richtete  er,  dals  auf  Veranlassung  des  vom 
üUchQxx  Gouvernement  geschickten  Arztes 


^rre;i^2a;  die  ^Kirchen,  und  I^off^Iiäuser  yx^-n 
der  vfröfliiqt -lind  diis  ,7a  I)pum  gesungen,  if.pr* 
den  wäre. 

Der  Marinem  inistjsr  erhielt  übrigefna  übe]; 
die  Natur  der  Krankheit  imd  ,^ie  angewen«* 
deten  licilwttel  keine  andere  Nachricht,  a\i 
dafs  HeJ^r  Arrejula  daium  für  gut  gefundao 
faabe^  den  Einwohnern  die  Furcht  zu  beneh- 
'  nien,  und  sie  zu  beruhigen,  weil  das  n^orali^fa^ 
sehr  viel  EinAufs  auf  d^^  Qang  der  Krank-^ 
heit  hätte, ..er  scheint  hierin:'  den^  B^jspi^ 
Englands  gefolgt  ^zu  seyn,.  welches  in  dex^  Jahn 
ren  i635  und.  i636|  als  dt^  Ppst^die  ungtü^lcji 
liehen  Einwohner  zu  aller  Art  von  VerirwÄ^ 
feiung  brachte,  die  verschlossenen  Hättset;r  2|i^ 
eröjQPne^  sich  entschlols  y  und  :das  Aungf^t^^a 
erlaubte 9  wodurch  die  Krankheit  um  ;:3rig}e^ 
sich  verjuindorte.  Die  Maafsregel,  di«:iiHniiJ9 
bester  Absicht  in^Malaga  getroffen  hat,  war 
aber  ungünstig,  und  um  so  gefährlicher; jiuSt^ 
gefallen,  lyeil  die  eröffneten  Qe})äudf^  Yerr 
sammlungshäuser  waren, 'Uii4  d^^  religiösQii 
Ceremo^ien  nur  die  uninitt^Ibf^ren  Y®?Mnr 
düngen  und  Berührungen  l>^giaist|gteii«  .  Qi^ 
Krankheit  war  wUrklichy  ?vegfen  4ör  eingetre- 
tenen Kalla,  schon  fast  im  volligen  Abnehmea 
gewesen,  aber  diese  gewagte  Maalsregel :dei(; 
Herrn  Arrejula  machte,  dafs  sie  sich  um  mehr 
als  4  Wochen  noch  verlängerte,  und  erst  den 


.  —    x56    — 

yten  Planosa^  ako  nachdem  die  Kranklieit 
4  MoDJte  f;ewiith^  hatte,  hörte  aieToUig  an£' 
Den  ayten  wurde   der  Cordon  der  Truppen 
aii%ehoben  und  die  Verbindung  mit  dem  In- 
nern Lande  wieder  hergestellt. 

Diese  Correspondenz  war  freilidi  von  kei- 
nem Arzte  geführt  worden,  und  lieCi  daher 
manche  Lücken  über  dte  mati  Au£klärung  hätte 
wünschen  mögen,  allein  über  die  Ursacdien 
der  Krankheit  blieb  fast  kein  Zweifel.  Es 
war  ausgemacht,  dals  die  Krankheit  durch 
das  Einbringen  fremder  darch  GontrebandQ 
und  Unter»  chleife  eingeführter  und  angesteck- 
ter Waare  ans  Land  gebracht  worden  war; 
Andere  meinten,  dafs  die  französisdien  T^ns* 
portschiffe  der  Desaix  und  die  Union  p  die 
Ton  Marseille  mit  Truppen  nach  St.  Domingo 
bestimmt  waren  und  des  Krieges  halber  in 
Malaga  verweilen  mufsten^  die  Krankheit  yer- 
anlafst  hätten;  allein  die  Schiffe  waren  schon 
g  Monate  vor  dem  Ausbruche  der  Krankheit 
da  gewesen,  und  hatten  nur  4  Kranke  am 
I  Bord,  die  durchaus  keine  Symptome  des  gel- 
ben Fiebers  äufserten. 

Was  übrigens  keinen  Zweifel  über  den 
zu^st  angeführten  wahren  Ursprung  des  An- 
steckungsgiftes übrig  läfst»   ist  der  Umstandy 
dafs   die  Mautdiener  und    ein  Vorsteher  ders- 
elben von  dem  Wegnehmen  der^Waarei.  de- 


*  i 


ren  Niederlage  in  einem  Hause  der  Stadt  rer« 
rathen  lyorden,  gestorben  waren.  Ein  gro« 
der  Theil  derjenigen,  die  sie  herumtrugen> 
verkauft  oder  gekauft  hatten ^  starb  ebenfalls. 
X  Nachher  schienen  die  Symptome  derKraok«^ 
keit  zu  verschwinden,  und  altes  war  ruhig^^ 
allein  diese  Ruhe  dauerte  nur  bis  zum  Mes^ 
lidor.  Denn  den  soten  dieses  Monats  achrieb 
der  Cömmissair  Momardy  dafs  eine  Krank- 
heit, die  die  obrigkeitlichen  Personen  Faulfie- 
ber nennten,  und  die  nach  dem  Ausspruche 
der  Aerzte  mit  dem  gelben  FieDer  Aehnlich« 
keit  habe,  viele  Menschen  wegraiffte,  vaA  Sehr 
acuter  hitziger  Natur  aey.  Die  Krankheit, 
sagte  miatn,  wäre  nur  5  Tage  eigentlich  ge- 
fahrlich ,  aber  das  Genesen  dauere  lange,  und 
die  Ruckfalle  seyen  häufig.  —  Im  Therihidor 
waren  viele  gestorben,  mehrere  entkommen; 
hn  Fructidor  starben  mehr  all  ]oo  im  Tage; 
und  gegen  das  Ende  des  Monats  ^ogar  ge- 
gen 3oo  taglich»  Nächstdem  litt  die  Stadt 
von  Hungersnoth,  von.  Diebesgesindel  un9 
vom  Meuchelmord,  und  das  Leben  schien  fast 
hier  die  gröfste  Plage,  Die  Kaufleute  hatten 
ihre  Xaden  und  Comp  toire  verschlossen ,  die 
Hälfte  der  Eiiüwohner  hatte  die  Stadt  verlas- 
sen, und  wurde  auf  den  Gutern  von  Bandi-^ 
ten  und  Contrebandiers  verfolgt,  die  den  Au-^ 
fenblick  benutzten«   um  das  Liaxid  zu  plUn« 


—    i38    — 

cletB.  Kaum  gab  es  auf  dem  Lande  noch  et- 
-was  den  Hunger  zu.  stillen,  und  vergebens 
suchten  die  Einwohner  wieder  zur  Stadt  zur 
rück  zn  kehren^  um  wenigstens  in  ihren  Häu- 
sern uina;ukomn;en,  der  Trup^enco^don  ver- 
hinderte sie  daraUy  und  viele  starben  auf 
freiem  Felde.  •— 

Iji  Fructidor  brach  auch  plötzlich  die 
Krankheit  zu  Alieante  in yerschiedeliep  Quar- 
tieren der  Stadt  aus,  namentlich  in  jd«r  sor 
genannten  i^rofsen  Strafse,  wo  die  Kaufleute 
wohiion*  Don  224ten  hielten  die  Aer^te  das. 
Fieber  noch  für  nicht  ansteckend,  aber  den 
folgenden  Tag  erklärten  sie  es  für  das  voll- 
kommene gelbe  Fieber  UQd  zwar  ^dasselbe, 
welches  die  Franzosen  unter  dem  Namen  die 
Krankheit  von  Siam  characterisirt  hatten» 

Man  mufs  übrigens  das  Uebereinstimmen- 
de  bewundern»  welches  in  den  Berichten 
zweier  an  verschiedenen  Orten  lebenden  Com- 
inissaire,  die  dem  Marineminister  geschrie- 
ben haben,  statt  findet,  Herr  Angelucei^  Com- 
suissair  der  Handluogsangelegenheiten  in  Ali- 
eante, meldete:  dafs  den  3ten  Fructidor  Herr 
Vcnc.ro ^  der  Commandant  eines  Briggs,  wel- 
dies  zur  Bev/achung  der  Küsten  dient,,  ans 
Land  getreten  sey^  und  nachdem  er  förmlich 
erklärt  hatte,  dafs  er  mit  niemanden  Verbin- 
dnog  gehabt,  und  au  eh.  keine  I^euigkeiten  am 


r  "  •  ^  ■       - 

!ßprd  j^ätte;,  habe,  et  3  Kranke  atisgo^.Qtet»  von 

welchen  einer  24  Stunden- nachbex,    und  die 

'      '  ■  •  •       '  *  >  •.  .  • 

andern  bald  dai  auf  1  gestorben  f^eyen.  Die 
Krankheit  hät'e  mit  eoi^m-  fast  unmerklichen 
Fieber .  angefangen»  wurdf  aber  bald  s^hr  hef« 
tigy  indem  die  Kräfte  zugleich  schwände^,  die 
Auge9  sich  entzündeten  und  ein  heftiges  Blut- 
brechen  erfolgte,  Näch«tdem  hätten  die  Aerzte 
bemerkt  f.  ^^f?  ^^^  Haut  der  VerstorbeQe^ 
gleich  gelb  ward,  und  ohne  Anstand  erklärt^' 
dafs  die  Krankheit  das  gelbe  Fieber  sey. .  Doch 
gestattete  man  der  Equipage  ^  des  Briggs  frei 
XDit  den  Einwohnern  der  Stadt  zu  communi- 

ciren*     Der    Gesundbeitsrath    befahl  eidlich 



i  dem  Commandanten  die  Rhode  zu  verlassen 
und  ins  Meer  zu  setxen,  mit  dem  JBefehle 
kein   SchiJQF  zu    untersueheo  und  in  keinem 

Hafen  zu  landen.     Den  4^en  k^m  ab^r  dd$ 

•  '     » 

Schiff  in  der,  Rhode,    an  dem  Orte  den  man 

•  1.  .  .  - , 

le  Barck  nennt,  zurück,  .u^d  sendete  ^inen 
Offizier. ^ns  Land 9  iim  zu  bitten,  dafs  man 
die  Ordre  widerrufe.  .  Man  schickte  den  ioU 
'  genden  Tag  eine  Commia;$ion  an  Bord^  um 
den  Zustand  der  Equipage  zu  untersucheui 
aber  in  demselben  Augenblick  sah  sich  Herr 
Venero  zu  erklären  genötfaigt,  dafs  einer  dej? 
Mannschaft  am  Bord  gestorben,  und  ejn^  an« 
derer  in  letzten-  Zügen  läge.  Den  6ten  wur- 
de Herr   Venero  von  neU^m   der  Befehl  er*. 


—    i4o   — 

tlieilt  den  Hafen  zu  retlassen,  nnd  sich  nach 
Mahon  tu  begeben,  um  daselbst  tlie  Qnaran- 
taftie  zu  halten.  Nachdem'  er  wiederum  7 
Mann  verloren  hatte,  kam  er  den  igten  um 
10  Uhr  noch  einmal  nach  Alicante  znrilcki' 
und  hatte  i3  Kranke  am  Bord,  von  welchen 
der  Chef  der'  Comptabilitat  in  den  letzten  Zu" 
gen  lag.  Erst  den  24ten  fuhr  er  wieder  ab, 
jdachdem'der  Chef  der  CbmptabilitSt  den  Abend 
zuf  ojr  auf  dem  Schüfe  des  Commandanten  ge* 
storben  war. 

Hatte  die  Flotille,  die  die  Kulte  bewacht, 
das  Fieber  mitgebracht  9  so  mufste  man  sich 
wundem,  dafs  es  nicht  bei  der  ersten  Lan- 
dung gleich  gefafst  habe,  wo  die  Einwohner 
mit  der  Equipage  noch  in  Verbindung  $tan> 
den.  Doch  brach  sie  erst  z4  Tage' nachher 
aus,  und  Herr  Angelucci  meldete  noch  in 
seinem  Briefe  vom  i4ten  Fructidor,  dafs  in  an 
nie  zu  Alicante  weniger  Kranke  gesehen  habe 
als  um  diese  Zeit.  Doch  ist  anderseits  nicht 
zu  leugnen,  dafs  dasselbe  Schiff  zweimal  in 
der  Zwischenzeit  mit  einer  gröiseren  Menge 
Kranke  gelandet  sey. 

In   mehrern   alldem   Briefen    des   Herrn 

Angelucci  liest  man,   dafs  der  Ursprung  des 

Krankheit  zu  Alicante  einem  Ballen  mit  Baum- 

Yugeschrieben  werde,  der  von  GibraU 

iiickt  worden  ist,    und  sich  in  dem 


~   i4t  — 

Hauae  det  Herrn  Laurent  ^  Capitain  des  Ha« 
fens,  verborgen  befand«  Dieser  CapiUiin  war 
gestorben )  und  die  leisten,  die  dasselbe 
Schicksal  hatten,  hatten  in  der  Nachbarschaft 
gelebt;,  w^r  nur  in  das  Haus  bineintrat,  ward 
W(ie  vom  Blitz  getroffen.  Das  Gouvernement} 
Welches  sich  in  der  Nähe  dies^  i^auses  be- 
£uid,  von  welchen  zwei  Leute  gestorben  wa«* 
'  ren,  wurde  zum  Quarantainehalten  genöthigt, 
und  die  Archive  wurden  nach  dem  llathhausa 
gebracht* 

Die  Correspondena  beweifst  auch,  da£i 
wieder  eintretende  Wärme  dw  Luft  die  l(rank-> 
heit  wieder  erweckte^  .  Stets  sprechen  die 
französischen  Gommissarien  von  der  entsetz« 
liehen  Hitze  und  von  der  Ungeduld  mit  der 
man  dem  Naohlassen  derselben  entgegensehe/ 
Man  erwartete  Regen ,  der  6  Monate  ausge- 
blieben war,  man  hofte^  dals  der  Regen  wie 
gewöhnlich  im  Anfange  heftig  seyn  MTurdei 
y^eSi  ein  kleiner  Regen  eher  ach&deh  konnte» 

Die  Correspondenz  enthält  übrigens  we^ 
nig  über  die  Yorbeugungsmittel,  die  man  an«>^ 
gewendet  hat.  ^  Herr  Delestre  befand  sich  noch 
in  Malagi,  al.  die  Krankheit  von  neuem  au»- 
brach ,  behand^te  dieselbe  mit  |[Btem  "Erfolge, 
und  man  lobte  vorzüglich  seinen  Eifer  und  sei- 
ne Uninteressirthßit.  Das  spanische  Gouver« 
nement  achif^e  zum  iweitenmale  Herrn  jir^ 


r 


—      1^3      —       ^ 

rejula  nach  Malaga.  Aber  dieser  Arzt'  liatte 
das  Zutrauen  oicht  ge\ironnen ;  man  warf  ibm 
vor,  dafs  er  sich  das  erstemal  nicht  damit 
beschäftigt  habe^  die  Stadt  reinigen  zu  lassen. 
Doch  war  nun  der  Cordoa  der  Trappen  hei^ 
gestellt  und  der  Isafen  gesperrt*  Diese  Maals!- 
regtl  nahm  man  sowohl  in  Malaga  als  in  tüi- 
eante;  zwei  geräumige  Klöster  wurden  nbri* 
gens  in  i^azarethe  verwandelt ;  denn  die  Geist- 
lichen, die  die  Flucht  nicht  ergfi£Pen  hatten, 
waren  gestorben. 

Den  aiten  Pructfdor  ward  Berr  t^elestres 
selbst  von  der  An&teckuDg  befallen,  man  sagte 
ihn  sehr  krank,  aber  die  Correspondenz  er- 
wähnt fernerhin  weiter  nicht  desselben.  Fast 
alle  Aerzte  waren  gestorben,  und  es  fehlte 
daran  so  sehr,  dafs  man  die  Kranken  Leuten 
überlassen  mufste^  die  nichts  von  der  Kunst 
Verstanden» 

Man  hofte  in  Alicante  die  Krankheit,  an 
dem  Orte  wo  sie  entstanden  war,  ersticken 
^u  können.  Den  a8ten  Frucfidor  rief  der 
Gouverneur  die  Vorgesetzten  und  alle  Agen- 
ten der  fremden  Nationen  zu  sich,  um  ihnen 
die  Lage  der  Stadt  zu  schildern,  und  zugleich 
zu  beschliefsen ,  dafs  alle  Verbindung  mit  der 
•na;enannten  grofsen  Stralse,  welche  der  Haupt* 

des  Uebels    war,    unterbrochen  werden 
Würklich  h4t  man  auch  nie  eine  an- 


•  I 


~  145 ,  — . 


steckende  Krankheit  mehr  an  einer  Stelle  be- 
grenzt'^gosehen:      Ntir    der   Mittelpiinkt  der 
Stadt  schien  ausschlierslich   angegriffen,    und 
alle  Vermögendere  waren  aufs  Land  geflüch- 
tdt;    die  Armen,   die  Handwerker  und  über- 
haupt  die   arbeitenden  Cias$en   waren   allein 
geblieben,  und  man  beinerkte,  dafs  diesfe  am 
*^enigsten   angesteckt   wurden.      Herr  Ange-^ 
lucci  meldete  z.  E.  daß  man  in  den  Vorstäd- 
ten sehr  gesund  wäre/  und  dafs  es  auch  in 
den  Gefängnissen,  Hospitälern,  Casemen  und 
auf  Schiffen  in  der  Rhedf5  gut  ginge,,  so  wie 
überhaupt  in   dem   Quartier  '  der   arbeitende^ 
Classe;  dafs  es  sich  aber  ganz  anders  im  Mit«^ 
telpunkt  der  Stadt  verhalte. 

Hieraus    sieht    man    offejibar,  '  A^ts    die 
Krankheit  nicht  von  sehr  all^emeinea  Ucsa« 
chen   entstanden  ist,    wie  etwa   eine   verpe* 
stete  Luft  wäre,  oder  ein  ungesunder  Boden. 
Man  kann  die  Gegenwart  einer  eigentlichen 
Ansteckung   durch   BerühruDg  nicht  verken- 
nen,   da    Materie    diese   hervorgebracht  hat; 
der  plötzliche  Eindruck  auf  Personen,  die  ihr 
unterworfen  waren,  so  wie  das  Eindringen  in 
benachbarten  Oertern,    macht  diese  traurige 
Wahrheit  unbestreitbar.    Aber  merkwürdig  ist 
es,    dafs   die  Krankheit  so  lange  in  demsel* 
ben  Bezirke  geblieben  ist.  *^  Selbst  öffentli- 
che Aiostalten,  wo  oft  so  viele  Ausdünstungen 


-   ,44   - 

ausbrechen,  und  die  denmich  so  vid  Aakge 
angesteckt  zu  werden  habeo,  sind  aasgaaohlos- 
aen  geblieben* 

Im  letzten  Briefe  vom  5ten  Jmut  Compli» 
mentaire  meldet  Herr  Angelucciy  da£s  die 
Krankheit,  die  bis  dahin  ganze  Familien  in 
einer  Minute  weggerafft  hatte,  jetzt  nicht  mehr 
ao  heftig  wäre.  Er  ahndete  nicht,  dals  ec 
selbst  seinem  Ende  so  nahe  %ejy  er  ist  den 
laten  Vendemiaire  gestorben,  und  der  Staat 
verliert  an  ihm  einen  treuen  Diener.  Der 
Minister  erwartete  übrigens  einen  umstiadli- 
chen  Bericht  über  die  Krankheit  ron  ihm^  der 
nicht  angelangt  ist. 

Seit  demr  siten  Fructidor  war  dio.Hitie 
weniger  stark,  die  Nächte  wurden  fziacher, 
und  man  fing  an  einige  Hofnung-zu  hegen» 
Den  sSten  nahm  die  Hitze  noch  mehr  ab^ 
und  den  Sten  Complimentairtag  waten  nur  gB 
Personen  gestorben,  welches  man  ftir  eine 
groise  Abnahme  der  Sterblichkeit  hielt!  Den 
6ten  Vendemiaire  d.  J»  XIII»  hatte  es  drei 
oder  viermal  kurz  aber  stark  geregnet,  und 
dieses  hatte  die  Luft  erfrischt.  Den  i4ten' 
des  Monats  endlich  hatte  die  Krankheit  in 
der  That  beträchtlich  abgenommen. 

Herr   Sonini  bemerkte   in '  seiner  Beise 
ich  Griechenland  und  der  Türkei,    dals  die 
t  in  Constantinopel  durch  einen  heftigen  ' 

^  Sturm 


—    i45    — 

; 
\ 

Stulrm  plötzlich  aufhörte;  man  bemerkt  oft 
dasselbe  beim  gelben  Fieber  auf  Schiffen,  die 
von  America  nach  Europa  kamen.  Hierdurch 
unterscheidet  sich  die  Krankheit  ?om  Typhus, 
dejr  in  unseren  Climaten  besonders  im  Win- 
ter herrschte,  und  beim  Eintritte  der  warmen 
Jahreszeit  vergeht.  Wül  man  daraus  die  Fol- 
gerung ziehn,  dafs  die  Ansteckung  des  gel- 
ben  und  Hospitalfiebers  von  verschiedener  Na- 
tur seyn  müssen?  Diese  Frage  bleibt  bis  jetzt 
unentschieden. 

Nach  einer  Annahme,  die  ziemlich  genau 
licheint,  belief  sich  die  Zahl  der  Todten  in 
Malaga  auf  i5  bis  i6ooo.        , 

Die  Hungersnoth  liefs  sich  stark  fühlen, 
Leute  die  die  Stadt  verlassen  hatten,  mufs-* 
ten  sich  zurück  zu  kommen  ent^chliefsen  ^  in 
der  Hofnung  einige  Nahrung  zu  finden,  und 
der  Raubsucht  und  Bosheit  der  Diiebe  zu  ent« 
gehen,  die  das  Land  heimsuchten.  Man  kann 
leicht  denken,  dafs  diejenigen ^  die  so.  heim-, 
gekehrt  sind,  nach  wenigen  Tagen  gestorben 
sind.  Man  verbot  zwar  den  Rückkehrenden 
aufzunehmen,  allein  es  half  nicht i  denn  man 
wufste  dem  Verbote  zu  entgehen.  —  Auch  die- 
jenigen, die  fri^ich  in  die  Stadt  fcamen,  ohne 
vorher  da  gewesen  zu  sdyn,  wurden  von  der 
Krankheit  ergriffen;  dieses  vermehrte  die 
Furcht  für  dieselbe  nicht  wenig,    denn  mku 

Joarn.XXI.B.  9.  Sc.  K 


~     i46    — 

Termuthete  dadurch,  dals  der  Keim  zur  Krank- 
heit sich  noch  in  der  Stadt  befinde«  Man 
behauptete  ^ogar,  dafs  die  St4TbIio£keit  nur 
darum  abzunehmen  scheine^  weil  die  Popula- 
tion durch  Emigration  und  den  Tod  völlig 
geschwächt  sey. 

Noch  weiCi  man  nicht,  ob  etwa*  um  die 
Stadt  zu  reinigen  geschehen  ist,  man  muls 
vielmehr  fürchten,  dals  man  sich,  mit  nicht 
hinlänglichen  Mitteln  begnügt ,  und  nur  wie 
im  vorigen  Jahre  Processionen  und  reUgiose 
Ceremonien  anstellt.  —  Die  Ansteckung  hat 
sich  von  Malaga  aus  in  den  umliegenden  Ge« 
genden  verbreitet,  und  namentlich  iii  Yelei 
Malaga ,  wo  man  einige  Früchte  holeb  wollte, 
und  daher  in  gröfsere  Verbindung  fenit  dem 
eigentlichen  Mittelpunkte  der  Krankheit  kam. 

Die  Krankheit  wüthete  auch  in  Antiguer- 
ra,  und  fast  die  ganze  Küste  von  Cadix  bis 
Alicante  schien  angesteckt,  welche  etwa  eine 
Länge  von  i5o  Lieüx  beträgt*  Man  behaup- 
tete, dafs  die  Krankheit  sich  von  Mittag  nach  * 
Norden  ziehe,  und  dafs  man  fürchte» .fiarcel» 
lona  würde  im  nächsten  Sommer  von  dersel» 
ben  ergrijff^n  werden* 

Merkwürdig  ist  der  Umstand,   den  man 
%0  Tage  vor  dem  Ausbruche  der  Krank» 

tft  Alicante   beobachtet   hat.     Man    be- 
aiUnUoh  ein  kleines  völlig  unbakann- 


--•  i47   - 

tes  Insekt  im  Lande,  welches  ganz  einer  JFlie* 
ge  glich,  aber  einen  weit  kleinern  Körper 
und  viel  läftgere  und  schmälere  Flügel  besitzt; 
dieses  besäete  plötzlich  den  Spaziergang,  der 
sich  in  der  Nähe  des  O'rts^  wo  man  die  unglUok* 
liehe  Waare  yermuthete  befindet«  Es  warf 
sich  zu  Millionen  auf  die  Augen  ^  zum^J  aber 

^auf  die  Lippen  der  Vorübel^ehenden,  ohne 
dals  man  es  durch  irgend  ein  Mittel  zniti  flie- 
hen bringen  konnte.  Eü  liefs  übrigens  auf 
der  Stelle,  wO  es  haftete ^  einen  solchen  ca- 
daverösen  Geruch  zurUck^  däfs  tnan  genö-^ 
thigt  war  dem  Spaziergange  zu  entsagen.  Mati 
behauptet  eben  nicht,  dieses  Insekt  im  Hause ' 
des  Herrü  Laurenti  gesehen  zu  haben ^  auch 
wird  nicht  erwähnt,  dafs  die  t^ersoneni^  ^^e 
dieses  Insekt  plagte  ^    von  der  Krankheit  er- 

'  griffen  worden  sind.  Uebitigens  ist  es  nicht 
das  erstemal 9  dafs  man  solche  Erscheinung 
beim  Annähren  i^iner  gefährlichen  Krankheit 
wahrnimmt.  Man  hat  etwas  ähnliches  in  Phi- 
ladelphia beobachtet.  In  ungesunden  Clima* 
ten,  die. endemische  und  ansteckende  Krank- 
heiten  besitzen,  ist  die  Verniehrung  der  In» 
Sekten^  wie  z.  B.  in  AfHcH  ungeheuer.'  Hern 
^/inar  behauptete  in  seiuer  Medicine  eclaird 
pat  les  Schnees  phystques^  dafs  eine  kohligta 
Krankheit  (maladie  Charbi>nnetise)  von  Thie- 
ren  auf  Mentohen  durch  Insektenstiche  ver- 

K  a 


A      -     i48    - 

pflanzt  worden  ist,  zamal  durch  eine  Art  von 
Fliegen. 

Die  Begierde,  diese  Nachrichten  so  schnell 
als  mö^ch  mitzutheilen ,  hat  dem  Verfasser 
Herrn  Kerandren,  Arzt  der  Marine  und  der 
Golonneuv  nicht  erlaubt  9  der  Reduction  der- 
selben alle  die  Sorgfalt  zu  geben,  deren  sie 
vielleicht  fähig  i/vare.  .Denn  er  wurde  in  die- 
sem Falle  mehr  von  der  Nothwendigkeit  seine 
heilige  PIlicht  zu,  erfüllen,  als  von  der  Be- 
friedigung seiner  Ruhmbegierde  und  aetner 
Eigenliebe  geleitet.  Die  Abhandlung  ist  übri- 
gens den  i3ten  Brumaire  zuerst  in  der  Ge- 
BcUschaFt  der  Ecole  de  Medecine  vorgelesen 
worden,  und  seit  jener  Zeit  scheint  nichts 
beträchtliches  mehr  nachgefolgt  zu  seyn,  und 
die  Krankheit  hat,  wie  man  seit  14  Tagejoi 
vernimmt»  völlig  aufgehört 


—    149    — 


m. 

Kurze   Nachrichten 

und 
medizinische     $Jeuigk  ei  teo; 


Btobaehiuhg  einer  aer  vom  Herrn  Dr.  Ma^ 
demacher  im  Skten  Stück  'des  isien  ßan^^ 
des  dieses  Journals  miigeiheilien  sehr  äku' 
liehen  Lähmung  der  Gesichtsmushebiy  die 
aber  offenbar  eine  Wirkung  der  KiUe  war. 

JL/ieser  Fall  betFaf  mich  selbst.  Ich  bin  sehr 
oft  mit  Kopfschmerz  ,  behaftet  und  bediene 
mich  gemeiniglich  des  kalten  Wassers ,  im 
Winter  aber  des  Schnees  und  Eises  zum  Um- 
schlage  auf  das  ganze  Vorderhaupt  und  auf 
beide  Schläfen  mit  ziemlichem  Erfolge.  Als 
ich  dieses  vor  einigen  Jahren  im  Winter  eines 


—     i5o    — 

Morgens  getban  hatte,  bemerkte  ieb  an  dem- 
selben Tage  bei  der  MittagsmaMzeit^  dafs  die 
rechte  Backe  und  die  rechte  Hälfte  des  Mun- 
des mir  beim  K^uen  und  Hin-  und  Herschie- ^ 
ben  der  Speisei^  ini  Munde  ihren  Dienst  ver- 
sagten*   Pa  ich  guten  Appetit  hatte  und  mic|| 
übrigens  sehr  wphl  befand^    so  bekümmerte 
ich  mich  bei  der  Mahlzeit  nicht  weiter  darum 
und  behalf  mich  mit  der  linken  Seite«  so  gut 
ich  konnte.    Nach  Tische  stellte  ich  mich  ror 
den  Spiegel  und   untersuchte    meib  Gesicht* 
Wie  erschrak  ich,  ^Is  ich  nun  sah,  dals  nicht' 
nur  meine  Backen  und  Lippenmuskeln  ten- 
dern  ^uch  die  Augeplieder  und  die  Muskehl 
der  Augenbraunen  dieser  Seite  vöUig  gelahmt 
wären  I    Ich  konote  die  $tirn  nicht  ninzelu, 
die  Augenbraunen  nicht  in  die  Höbe  heben, 
und  das  Augenlied  nur  halb  scbUeXsen,  Wolke 
ich  das  Auge  ganz  bedecken,   so  mufsfe  ich 
die  Hand  zur  Hülfe  nehmen,    Eben  so  wenig 
WUT  ich  im  Stande,  einen  Bissen  mit  der  rech- 
ten  Hälfte  der  Lippen  fest  zu   halt^^n,   und 
WDJlte  igh  4^9  Speichel  mit  Macht   von  mir 
werfen,  90  mur3te  ich  erst  die  gelähmte  Hälfte 
der  Lippen  mit  der  Hand  zusammen  drücken. 
Auch   behauptete  meine  Mutter^    d)|Is  mein 
Mund  nach  der  Unken  Seite  hingejsogeii  war* 
Jedoch    mvfs   ich  gestehen  |    dafs  ich  dieses 
nicht  wahrnehmen  konnte« 


-\ 


~    i5i    — 


-*       Ich  iBWeifelte  keinen  Augenblick,  ^a£s  ich 
mir  diesen  mifslichen  Zufall  durch   das.  "V^^a«- 
sehen  des   Kopfes  mit  eisigem'  Walser  zuge« 
'zogen  hatte,    ob  mtcb  gleich   die  gänzlich« 
Abwesenheit  des   Schmerzes,    dieser   so    ge- 
wöhnlichen   Wirkung    der   Erkältung,    nicht 
wenig  befiremdete.    Dem  gemäls  wendete  ich 
den  liquor  oc.  succ.   innerlich  und  äuTserlich 
An,    legte  mir  auf  die  Stirn  über  dem.  Auge 
ein  Qlasenpßaster,    trank  einigemal  im  Tage 
einen  Aufgufs  von  der  ^Arnika  und  be;obadi« 
tete  ein  warmes  {legim.  .Bei  deqa  Gehrauche 
dieser  Mittel  erlangte  dei;  Wille  immer  niehr 
und    mehr    E(errschaft    über    die  .gelähmten 
Theile  und  binriea  acht  Tagen  koz^nta  ich  sie 
alle  nach  WiUkühr  bewegen.     Jedoch  behielt 
ich  in  den  Lippen  eine  ganze  Zeit  lang  noch 
'eine  ^Schwäche, ,  welche  ich   bosofidert  beim 
Ausspulen    dei^   Mundes    merkte ;     denn   ich 
durfte  nur  ein  wenig  bei  gesc^osseneni  Mun- 
de die  Efacken  blähen ,  uo^  dem  Wasser  zwi« 
scben  ihneii  und  den  Zähnen    Platz   zu  ma- 
chen ,    sQ  lief  dieses   sogleich  Widei:  meinen 
Willen  znm  JVIunde  heraus. 

I^änn  man  wohl  jede  naohtbeilige  Wir- 
kung der  I^älte  auf  den  Körper  rheumatisch 
nepnen  ?  Beiin  eigentlichen  Rheumatismus  lei- 
den h«upi8jächlich  die  Muskeln  und  die  Blut- 
gefäfse,    in  dem  hier,  erzählten  und  in  dem 


—    i5a    —  * 

Falle  des  Herrn  Dr*  B.  haben  nrsprünglicli 
sdi6  Nerven  gelitten.  Der  Rheuinatismus  er- 
regt eine  starke  Reaction,  in  den  erwähnten 
Fällen  war  alle  Reaction  aufgehoben.  Viel- 
leicht  ist  der  Rheumatismus  einzig  und  allein 
die  Wirkung  eines-  zu  schnellen  Uebergangs 
yon  Wärme  zu  Kälte,  oder  der  gleichzeitigen 
Einwirkung  dieser  sich  entgegeBge$etzten  Po- 
tenzen auf  yerschiedne  Theile  des  KötperSr 
die  Lähmung  hingegen  Wirkung  der  Kälte 
an  und  flir  sich  ohne  Rücksicht  auf  .  den 
gleichzeitigen  oder  yorhergegangenen  Wär«- 
mezustand.    (vom  Herrn  Dt,  '  Sciiönemann). 


Bestätigter  Nutzen  des  Oels  in  der  Medigin. 

Hier  herrschte  vor  zwei  Jahren  im  Herb- 
ste die  Ruhr.  Ich  erfuhr  damals  zufälliger- 
weise die  gute  Wirkung  des  Oels  und  ver- 
ordnete in  der  Folge  allen  meinen  Kranken 
eine  Emukion  des  Mandelöls  mit  arabischem 
Gummi,  Laud.  Liquid*  Syd*  und  Syr  aUK 
Die  Wirkung  war  bei  allen  erwünscht*  Da- 
mals bereits  beschlofs  ich  9  dieses  Mittel  bei 
lern  Krankheiten  mit  Lokalreizen .  zu  ver- 
»Q,  und  der  Aufsatz  des  Herrn  Heraus- 


\' 


I 
/ 


gebers  im  4^^!^  Stuck  des  lOten  Bandes  be- 
stärkte mich  in  diesem  yo]:satze.  Dem  zu 
Folge  wendete  ich  es  bald  darauf  in  eitler 
schmerzhaften  Urinrerhaltung  und  bei  einigen 
Kranken  an,  die  an  einem  katarrhalischen  Hu- 
sten litten.  Das  Mittel  bewiels  sich  auffallend 
heilsam,  und  seit  der  Zeit  wende  icl\  in  der- 
gleichen Fällen  und  selbst  bei  Brustentzün- 
dungen weder  Oxymel  noch  Gotdschwefbl  an, 
sondern  schreite  sogleich  zu  dieser  Emulsion 
und  noch  habe  ich  nie  Ursache  gehabt,  meia 
Verfahren  zu  bereuen.  Eine  belegte  Zunge 
ist  n^ir  kein  Contraindicium ,  und  ich  wende 
allenfalls-  beiher,  wenn  es  19er  Zustand  dej 
Fiebers  erfordert,  auch  noch  Brechmittel, 
Salze  und  Gotdschwefel  an,  immer  aber  blos 
<les  Fiebers  und  des  Zustandes  der  ersten 
Wege  wegen.  Fiit  die  Affection  der  Lung^ 
ist  die  Emulsion  allein  yollkommen  binrei- 
chend.  Auch  wider  die  Nachwehen  habe 
ich  mich  des  Oels  mit  Vortheil  bedien^  (von 
Ebendehiselben), 


'*^ 


5. 
Minige'  Bemerkungen  über  die  Kuhpocken, 

Die  Impfung  der  Kuhpocken  ist  hicr^  in 
der  Stadt  Montjoye  und  den  Dörfern  beinahe 


—    i54    — 

^-t.«^HJn    ?♦  ist  sonderbar,  dafs  die  Land- 
.    ..    ..<»ich  mehr  Neigung  zu.  dieser  Inocula« 
«^>Mi(i  aift  zn  der  mit  Menschen pocken  hat- 
^^     Vlan  klagt  darüber,    dafs  die  Impfaogi 
.  ^«.4;U;licü  mit  vorher  getrockneter  Lymphe, 
.'»c  ft^hj schlägt*     Mir  geschieht  dies  nur  sehr 
A^ittiA.     Vielleicht  rührt  dies  VOQ  der  Methode 
:ru'.     Ich    sorge   dafür^    dafi    die    flachen  *) 
Giäser,  zwischen  denen  icli  die  Lymphe  auf- 
bewahre,   überall  gut  gegen   den  Zutritt  der 
LuU  verwahrt  sind.     Vermittelst  geschmolze- 
nen Wachses,  das  mit  einem  Pinfel  über  die 
Header  den;  Gläser  gestrichen,  wird,  geschaht 
dieik  am  besten«     Das  getrocknete  Qift  ver- 
diinne  ich  mit  etwas  kaltem  Wasse^:,   das  ich 
mit  der  Spitze  einer  Lanzette  aufnehme  und 
mit  derselben  zu  einer  ßyrupsdicke  verarbeite. 
Ikfit  der  nun  schon   mip  fliissigem   Gifte  in- 
ficirteii  Lanzette  mache  ich,  mit  widerholten 
Trügen,    einen  yier  bis   sechst   Liaiea   langen 
Ouerschnitt,  oder  vielmehr  Ritz  in  die  Haut, 
so  dais  kaum  etwas  Blut  kömmt»    Durch. die 
(j<tnzette   ist  nun   schon   dem   Blute   das  Gift 
nutgetheilt.     TJm  aber  noch  gewisser  zu  seyn: 
10   nehme   ich   mit   diesem  Instrumente    den 

*)  Ich  fie]i9  datyftif^en  die  flachen  Gläser  vor,  wÄlwir 
\ii$  jetzt  noi.h  niclit  gemfs  \Yissen,  ob  nicht  die  Luft» 
••|b«t  die  «"'ngetclilos^ene,  da»  Gift  verändern,  de- 
^npo^iirep  kann. 


—    i55    — 

Rest  der  verdünnten  Lymphe  voni'  Glase  und 
vertheile  diesen  du^'ch.  die  ganze  Länge  des 
Hautritzes^  Wenn  alles  trocken  ist^  sq  wird 
das  Kind  wieder  angezogen*. 

Auch  hier  mufs  diese  Krankheit  bei  den 
KUhea  nicht  selten  sejn  --*  wenigstens  nach 
den  Erzählungen  eiaiger  aufmerksamen  Land- 
wirthinnen,  die  mir  alle  Zeichen  derselben 
richtig  angegeben  haben,  gelbst  b&be  ich  sie 
bis  jetzt  noch  nicht  gesehen« 

Zweimal  habe  ich  melkende  Kühe  mit 
friseher  Lymphe  inocuJirt  ^  aber  beidemal  ver- 
gebens« 

Im  Ouriedepurecmen^  j  yorzUgUch  in  den 
Städten  Lüttich  und  £z/;i6/Zy  woselbst  man 
wahrscheinlich  noch  ein  Vornrtheil  gegen  die 
Vaccine  halte,  regieren  jetzt  bösaitige  Blat- 
tern, die  yiele  Kinder  wegr^en«  Bei  den 
Häqsera  der^  Vaccini^ten  jgeht  natiirlioh  der 
V  Würgengel  yorllber,  Piei  ar^egt  AufmerJ^-r 
samkeit  und  Nachahmung« 

Jet^t  fangen  auch  die  Herreii  Bischöfe 
auj  diQ  Vaccipation  zu  empfehlen«  Dies  ist 
bei  dem  grofsen  Haufen  das  beste  Mitteli  die- 
selbe allgemein  zu  machen« 

Der  Aussqblag,  deiT  sieh  nnofa  der  Kronk«- 

heit  Qft  einstellen  so]!,  ist  mir  bei  den  Ifua- 

^  derten,  die  ioh  yapcinirt  habe,  nur  sehr  sel<r 

ten  Torgekommen«    Pa^  nämKchQ  habeii  mir 


-.    i56    — 

m 

die   Herren   D.    Lasoinne   und  Reumoni  in 

4 

Achen  gesagt.  Vielleicht  rühret  dies  wohl 
daher  ^  weil  ich  jedesmal  nach  dem  Verianfe 
der  Krankheit  eine  Mercuriallaxanx  gebe,  wo- 
fern nicht  ein .  asthenischer  Zustand  dies  ver- 
bietet. Uebrigens  ist  anch  der  Ausschlag, 
wenn  er  erscheint ,  meistens  unbedeutend, 
und  dauert  höchstens  einige  Wochen.    _ 

Man  behauptet,  dafs  blols  dann  die  Lym- 
phe   aus    der  Impfpustel   genommen   werden 
müsse,   wann  diese  noch  ganz  helle  sey  und 
wann  sich  die  areola  erst  zu   bilden  anfingt, 
— r  also  gewöhnlich  zwischen   dem  siebenten 
und  neunten  Tage  —  dals  eine  spätere  In- 
oculation  mit  schon  trüber    und    eiterairtiger 
Lymphe  einen  falschen  Ausschlag,   der  nicht 
vor  (Jen  Pocken  schütze,  verursache:     Dies  ist 
ein  viel  zu  wichtiger  Umstand,    um  nicht  oft 
und  sorgfältig  untersucht  zu  werden  —  auch 
kann    er    der  guten  Sache   grofsen  Schaden 
thiin.     Jeder  Privatarzt  wird  sich  freilich,  wenn 
er  klug  ist,  wohl  hüten,  mit  anderer  als  Was- 
serhelier  und  zwischen    dem   siebenten,  und 
neunten  Tag»?  genommener  Lymphe    Zu  in- 
oculirrn,  weil  er  von  dieser  gewifs  weifs,  dafs 
sie  vor  den  Pocken  schützt,  und  weil  er  nioht 
Vorbunden  ist,    seinen  Ruf,    als  Arzt,   wegen 
einer  noch  nicht  ausgemachten  Sache  auf  jdas' 
Spiel  zu  setzen.    Da  aber  jetzt  beinahe  fedSr 


I 

Prediger,  Kivfinann,  alle  Weiber  etc.  vacci- 
nirexii  und  da  diese  vielleicht  dann  nur  Lynx: 
phe  nehmen  9  wann  sie  derselben  viel  in  dei^ ' 
Pustel  finden:  ' —  also^  wann  dieselbe  sdiOA 
Eiter  ist  "^  so  ist  eine  Untersuchung  hier* 
über  V  meines  Bcdünkens  nach^  sehr  nothwen« 
dig.  Diese- könnte  am  Besten  in  einem  Find« 
lingbhause  veranstaltet  werden.  — ^Jetzt  soll  - 
ja  auch  schon^  nach  einigen  Bdobachtern^  der 
trockne  Schorf  zuc  Inoculation  dienen»  (vom 
Herxn  Dr.*  Jonas  zu  Blontjoye). 


iW^ 


4. 

Empfehlung  des  phosphorsnufen  "Eisenliquors 
vfider  den  Knochenfrafs  der  Zähne  und 
vielleicht  auch  anderer  Knoöhe^» 

Es  giebt  zwar  schoa^  ein  grolses  Heer  von 
Heilmitteln )  welches  mit  jedem  Tage  noch 
mit  neuen  vermehret  wird>  so.dafs  man  eher 
eine  starke  Verminderung  als  Vermehrung 
derselben  wünschen  möchte;  dennoch  kann 
ich  nicht  unterlassen»  das  ärztliche  Publikum 
mit  einem  neuen  von  mir  in  dieset  hartnäckig 
gen  Krankheit  angewendeten  Arzeneimittei 
bekannt  zu  machen ,  in  welcher  bis  jetzt  fast 
alle  empfohlene  Mittel  als  wenig  oder  gar 
nichts  würkend  befundw  worden. 


—    i58    — 

I 

Vor  einigen '  Jahren  wurde  ich  von  ei- 
nem fangen  Manne  wid^r  eine  besondere  Art 
von  Zahnschmerzen  um  Rath  gefragt,  mit  wel- 
chem er  sich  schon  über  ein  halbes  Jahr  ge- 
quälet,    und  wovon  ihn  nichts  berreien  kön- 
nen.    Er  empfand  keine  listige    brennende 
oder  zuckende  Schmerzen  in  den  Nerven  der 
Zähne  9    noch  ein   Stechen  in  dem  Zahnflei- 
sche^ sondern  einen  periodisch  kiiraseren,  bald 
längern '  dumpfen  Schmerz  in  def  obern  Hälfte 
des. linken  Kinnbackens,  der  je  zuweilen  mit 
einigem  Zucken  begleitet  war.     Bei  einer  ge- 
nauen Untersuchung  fand  ich  gerade   in  der 
Gegend}    von  welcher  dar  Schmerz  Ausgehen 
sollte,    tyrei  Zähne,    die  stark  cariös  waren. 
Ich  liels  ihn  zur  möglichen  Heüungi  und  Ret- 
tung der  Uebrigen ,  da  sich  der  Patient  nicht 
zum  Ausziehen  der    Beschädigten  bequemen 
wollte,   die  Phosphorsäure  anhaltend  anwen- 
den,  ohne  Jedoch  nach  mehreren  Motiaten  et- 
was mehr  äh  das  Verschwinden  det  Sdimer- 
zeü  bewürkt  zu  haben;    die  kranken   Zähne 
waren  .während  des  Gebrauchs  noch  tnürber 
geworden,  und  ich  konnte  deutlich  wahmA- 
men,   wie  sich  die  angegriffenen  Stelleii  im 
Umfatige  Vergröfsett  und  tioch  einen  J&eben« 
stehenden  Zahn  mit  umgesteckt  hätten« 

Da  nuii  das  phosphorsaure  Eisen  in  Tolt 
kommener  Sättigung  eine  harte  unauflösliche 


Verbindung  darstellet  und  «eineti  Bestandtheil 
unser»  Bluter  abgiebt)  so  leitete  mich  dieses 
auf  den  Gedanken:    dafs  dies  wohl  zur  Här« 
tung   der    Knochen,  mit   beitragen   und    ein 
Ueilmittei  abgeben  könne^     Zu  dem  Ende  be? 
diente  ich  mich  einer  isolcheh  Phosphorsäiirei. 
.  die  nach   der  Vorschrift   der  neuen  Pharma^ 
oopö   bereitet   woirden,    setzte  sie  in  einem 
porzellainen  öefäfse   über  ein  Lampenfeuer« 
und  brachte^  wie  sie  2ur  Hälfte  abge]ca.ut:ht 
war,   von  Zeit  zu  Zeit  ih  $ehr  kleinen  Por-* 
tioiien,   so  wie  die  Auflösung  geschehen ,   ei-* 
n^s  höchst  oxidirten  Eisenkalks  hinztL,   (t^el-r 
eher  durch   Zusatz  von  sehr  kleinen  Portio- 
nen Salpetersäure  in  seiner^  salzsauren  Auftö- 
,  sung,  und  durch  Fällung  mit  kaustischen  Kali 
'  bereitet  war,)    bis  sich   etwas  yon  derselben 
unaufgelöilst  auf    dem  ^  Boden    des    Gefälses 
zeigte^   welches  ich  durch  Zugie&en  voii  «(in 
wenig  wuer  Phosphorsäure  iind  gelinden  Auf- 
wallen wiedet  anflösete;    nach  dem  ErkaltelL 
war   die   Mischung  ungefärbt^   klar  und  Von 
säuerlichem    stark    zusammeniiel^endeil .  Ge« 
schmacke« 

Dieses  Mittel  liefs  ich  ^ .  wie  das  Vorige, 
alle  zwei  Stunden  zwanzig  Tropfe^  auf  aus- 
gezupfte Leinewand.  g4^tröpf«»lt  anlegen  ^  und 
Blorgens  luid  Abends  rermittelst  eines  SchWftitt- 
mes  die  Zoihne  damit  abreibetn^  ni^oh  den  Oe« 


N 


S 


—    i58    — 

Vor  emigen '  Jähren  wurde  ich  von   ei- 
nem fangen  Manne  wicl^r  eine  besondere  Art 
von  Zahnschmerzen  Um  Hath  gefragt,  mit  weL 
chem  er  sich  schon  über  eih  halbes  Jahr  ge- 
quälet,    und  wovon  ihn  nichts  befreien  kön- 
nen.     Er  empfand  keine  h^  tige    brennende 
oder  zuckende  Schmerzen  in  den  Nerven  der 
Zähne 9    noch  ein   Stechen  in  dem  Zahnflei- 
^       sche^  sondetn  einen  periodisch  kürzeren,  bald 
langem^  dumpfen  Schmerz  in  dei  obern  Hälfte 
des.Iinkeh  Kinnbackens,  der  je  zuvveilea  mit 
einigem  Zucken  begleitet  war.     Bei  einer  ge- 
j^auen  Untersuchung  fand  ich  gerade   in  der 
Gegend,    von  welcher-  d^r  Schmerz  ausgehen 
'sollte,    £wei  Zähne ^    die  stark  cariö's  waren. 
Ich  liefs  ihn  zur  möglichen  Heilung,  uud  Ret- 
tung der  Uebrigt&n,  da  sich  der  Patient  nic^t -^ 
zum  Ausziehen  der    Beschädigten   bequemen 
wollte,   die  .Phosphorsäure  anhaltend  anwen- 
den ,  ohne  jedoch  nach  mehreren  Motiaten  et- 
was mehr  äh  das  Verschwinden  der  Schmer- 
zen bewürkt  zu  haben;    die  kranken   Zähne 
wären  .während  des  Gebrauchs  noch  mürber 
geworden^  und  ieh  konnte  deutlich  tvähm^- 
men^   wie  sich  die  angegriffenen  Stellen  im' 
Umfafage  VergröCsett  und  Hoch  einen  Heben-* 
stehenden  Zahn  mit  ^Angesteckt  hatten* 

Da  nun  das  phösphbrsaure  Eisen  in  roll^' 
Jkdmlfi(&ner  Sättigung  eine  harte  unauflösliche 


/ 


—    i6i    —     ■•  • 

Aerztei  welchen  eine  anisgebreltete  Praxis  /cur 
öftern  Anwendung  dieses  Mittels  Gelegenheit 
giebt ,  zu  bitten ,  es  ihrer  Prüfung  nicht  un^ 
werth  2U  halten,  und  werde  xnich  freueb, 
wenn  es  ihnen  nützlich  istv  ohne  mit  denen  zu 
.  hadern  9  die  es  ungeprüft  vörachten  sollten, 
(rom  Herrn  Schobeli). 


Journ.  XXI.  B.  s.  St. 


L 

t 


—       l6i2      — 


I     .\ 


Inhalt. 


I.    ErUhrungen  und  Bemerkungen  über  dieKrank* 
heiten  auF  der  losel   Rügen  mit  untergemisch-. 
ten  Krankbeitsgescbichten.   Von  Dr.  Moritz  von 
Willick,  Köni^l«  Scbwedischem  Leibarat«    *     •        5 

M,    Das  gelbe  Fieber.  ' 

I.  Fiagmentarifdbe  Nachrichten  über  die  leiste 
bösartige  Epidemie  in  Malaga  und  über  den 
Nutzen  der  Oeleinreibungcn  in  derselben. 
Vom  Medisinalrath  Borges  in  Minden.         •       ISS 

9.    Nachricht  von  dei*  Krankheit   in  Malaga  und 

Alicante.     Vom  Herrn  Dr.  Kevaudren,  ,       i33 

m.    Kurse  Nachrichten  und  mediziniache  Neuig- 
keiten. 

I.  Beobachtung  einer  der  vom  Herrn  Dr.  Rade", 
machet  im  2ten  Stück  des  iten  Bandes  die- 
aei  Journals  mitgetheilten  sehr  ähnlichen 
Lähmung  der  Gesichtsmuskeln,  die  aber  oU 
fenbar  eine  Wirkung  der  Kälte  war.  •      ^i^ 

9.     Bestätigter  Nutzen  des  Oels  in  der  Medizin,       i53 
3.    Einige  Bemerkungen  über  die  Kuhpocken« .        i65 


\  r   ^ 


.^■ 


—     i63     — 


Seit9. 


^,  Empfeblung  des  plios|»bpF8&uren  Ewemhquorj 
•wider  den  Knocbenfrafs  der  Zähne  undvipl" 
leicht  auch  ac^drcr  Knochen.    .    «        «        .       iSj 


Mit  diafem  Stäche  des  JsumaU  tvlrd  ausgesehen; 

,  .  •  y       ^^  * 

Bibliothek  der  prdktifchen  Heilkunde.     Viet^ 
zehnter  Band*     Zweites  Stück. 

Inhal  tr 

Hefiker ,   Kunst   die  Krankheiten   der  Mensehen  zu  ' 
heilen  t  nach  den  neuesten  •  y er  besser  ufigen  in  de^  Arznei- 
Wissenschaft,     Erster  Theil, 


i       . 


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pratitifchea 


Arzneykuride 


Bnd 


Wundarzneykunft 


berantg^gab^tt 


▼DA 


C.      W.       Huf    e    1    a    n    d, 

Konigl.Pristtli.GebdiinetaRadll^  wirkl.Leibaret,  Eßrector 
dM  CoU^.  med.  dblnurg.,  Ilßm  Ant  der  Gbtrit^ 


fL  f.  Wi 


Ein  und  zwaiuigner  BttcL   Drittes  StSdk. 


Berlin  i8o5. 

In  Ct^mmiition  b»i  L.  W^  Witticfa. 


1 


\ 


•-^M 

t«,.^^«»! 


.•HXif. 


.    I.       ' 

/  ■ 

I 

Darstellung 

Gall'schen  Gehirn-  und  Schädel- 

Lehre.  *)   : 

I 

f 

Von-  •■•     • 

Dp.  C.  H.  E.  BischoflF, 

Aii£i«rord6ndtcheai  Profcitor  am  Köstgl*  CoUegiooiedico- 
cliirur^ico  und  practitchem  Arsto  ini  Btdiä| ... 


f 


/.     Gehirnlehre. 

^all  warde  durch  di#  Unrersebrtbeitder 
•teskriifta  bei  betriohtlichen  wahren  Hydro*^ 

*)  £$  ward  nidtt  uberfitUaif  teya  ta  bimerkao,   dafii 

,    dieto  QaffiKellung  awar  weaentlich  id  dat  Form  uad 

AnordounK»  salbte  liia  und  da  in  dar  Baniitaung  dar 

Thauachan,  abar  nicht  dem  Gahalta«nacb  vo6  dan 

öfianilicb  hiaaalbtt  gabaltanan  vnd  au  4nriadathc^ta» 

A  a 


^    Q    ^ 


ctpkati»  intemii^  A*  b.  bei  Wasienrnhäitfiiii* 
gen  in  den  ttumhöhlen,  bei  denen  das  genta 
Gehirn  in  eine  oft  kaum  eine  Linie  dicke 
Menbran  ansgedehnt  wird,  donnf  geleitel^ 
dala  das  Gebim  nicht,  wie  man  bia&er  ge« 
glanbt,  eine  breügte  Sobstans  .aejTf  aondem 
eine  Membran  teyn  müsse. 

Da  ihn  n«n  zn  gleidber.  Zeit  pathofo^ 
sehe  ErsGheinxkngen,  naoienilich  die  Lakmovi- 
gen  der  Extremitäten  nach  Verletsungen  der 
HiUnisphiren  des  Gehirns  darauf  aufmerksam 
machten,  dals  ein  uunnterbrochener  Zuiain« 
menhang  «wischen  diesen  und  dem  Riioken« 
marke  statt  finden  müsse  |^  so  beniuheE#  lieh 
Gull,  denselben  so  wie  aubh  jene  membra« 
nöse  Beschaffenkeit  des  Gehirns  anatomiiok 
darxntktm^  und  sah  den  unsigtichen  FleÜs 
imd  die  Mühe  mehrerer  Jahre ,  welche  er . 
hierauf  rerwandte,  durch  die  Bestätigung  sei« 
Äer  anf  physiologischen  Gründen  beruhenden 

aslsB  Ton  nft  geboitoo  Vorletungen  det  Dr»  GM 
abweicbt;  dalj  sie  ferner  niditt  weiter  seya  toll«  «k 
^u  sie  beia|t,  eine  Darttelliing  und  \mn.%  JCridk 
Denn  f  u  einer  loidbtn  mo^  et  ^acb  dea  badeiiMb 
d«^n  Lucken ,  welche  die  GalUcbe  Oebira  •  und  Sdii» 
dellebre,  n«cb  Dr.  GmlU  mundlichea  Vortrifebt  aocb 
su'  baben  icbfunt,  und  auch  deihaiS  viel  su  fiüh  aeya» 
weil  wir  uai  noch  nicbt  rübmen  können,  im  foUataa* 
digen  und  sicberen  Beiitie  der  widitigsa  Mnra  und 
Wabrsa  Metaanfsn  Qmiii  au  seya.  Dr.  B. 


•  I 


1  %  ' 

VenBUthinig  r^iebltdb  b^Iobnta  [Her  Orund, 
warum  Ǥ  ihm  ^gegen  alle  Anttomeii  der  Vor- 
welt und  Tor  allen  Anatomen  der  Mitwifelt  ge;" 
lamgy  ^be  BesclMiff^nheit  det  Gdtirns  wUr 
lieh  sa  entdecken  und  anatomisch  darsuthim, 
liegt  ^atin  i  dala  et ,  durch  die  Natur  geleiteti 
das  Gehirn  nicht,  wie  alle  bitherigen  Anato«« 
Qiea  thatea ,  vbn  oben  hinab ,  sdndem  yom 
Riiokemnarke  aus  naöh  oben  hinauf  -unter« 
iüohte»  Er  wiirde  hierauf  durch/ die  Natur 
geleitet/  indem  dteie  das  Giliini  nebat  seineii 
Treuen  in  den  ThierUassen  in  dieaer  Direoi« 
tioo  alimablig  ansetzt^  und  weil  daa  Gehirn 
nebftt  seinem  Theilen  in  den  f^erschiedenen 
ThierUassen  in  dieser  Directiön  allmihhc 
heraustreten/  B^i  den  einfachsten  Thienn^ 
s.  B.  ^en  Poljrpaoi  findet  man  hh$  aUge« 
mein  zerstreuete  Narren,  dann  in  foÜkomn« 
neren  Thieildassen  schon  einen  Stamm  der- 
selben, das  Rückenmark^  bei  den  noch  roBm 
kömmneren  Thioren  endlich  aus'  diesem  hin* 
austretende  Nenren.  In  den  höheren  T&ieiw 
klassem  bilden  nun  diese  aus  beiden  ffiUlten 
des  Rückenmarks  ^  doppdU;  hinatistretendea 
Nerren  theib  das  Gehirn  y  theils  dfie  Nerfnoi 
welche  ohne  Ausnahme  alle  Vom  RBckenmärka 

entspringen  9    jedoch  ao»    dab  einige  Toa  ih- 

i  .      "t  -  • 

^)   Denn  das  Ruckenmfrk/  du  Gelüm  sind  dopjptlc 
wie  slls  Organs  di%  mnimaiUektm  LsbeiM* 


—      8      — 

nen  im  Gehirne  su  entspringen  «cbeineti,  in- 
dem sie  erst  im  Gehirne  ron  der  übrigen  Ner* 
renmat&e  abgehen  ^welches  ADet  hier  Torlän- 
fig  Ton  Galli  Entdeokangen  anfioipirt   pejn 

IM«)» 

^  Oat  Resuhat_^Ton  GalU  Unterfudrao^en 
ist  nimlioh  folgeo^fs: 

Es  giebt  im  ganzen  Rärper  keine  Hwr'^ 

wnsübstant  oder  Nerrenmsrk,    sondern  nur 

Nenrenfaden.     Diese  Nerrtn.fäden  tatslehen 

in  jeder  Hälfte  des  RUckenmarks  mit  m^reren 

BUadeln,  wel^.^e  von  dem  P{erdeschwei£d  des 

Ruckenmarks  (cauda  equina)  an  bis  zum  Ter^ 

»läogerten  Marke  (medullü  oblongaia)  neben  ein« 

ander  hinaufsteigen«    Diese  Bündel  und  dnricb 

Furchen  .und  eine  der  Rinden^ubsians  (attifüen- 

iia  coräcalis)  ahnliche  Sulse  getri^nnt*    Jedes 

dieser  Nerven  -  Bündel  oder  jeder  dieser  R(ik« 

kenmarksnerven  besteht  aus  feinen  Nerrenfa- 

Sern 9  die  nicht  mehr  durch  ein  Intermedium 

getrennt  sind.    Bei  grolsen  und  alten  Thieren 

kann  man  diese  Bändel  bequem  auseinander 

ziehen. 

Aufser  diesen  im  Ruckenmarke  mit  mehre^ 
ren  Bundein  entstehenden  und  ron  da  hinaus* 
tretenden  Nerven,  giebt  es  noch  eine  zweite  Art 
von  turUcktretenden  Nerven,  die  da,  wo  die 
hinaustretenden  Nerven  ezcentrisch  {NB.  vom 
Hilckenmarke  aas  gesehen)  sich  endigen,  wie 


—      9      -^ 

Mf  JB*  die  Vlas  .grode  Geluri\>ildeiid6n  JKer« 
Ten  ii|  der  RindensulMtaiis*,  entstehen  mii 
•ich  in.  dieser  RiicMeht  zu  den  hinauttreten^r 
den^  Nerren  verhalten, ,  wie  die  V^nen  jm  den 
Art^en«  Oie^e  zurü^hireie9$den  Nervea  ge« 
inngen  aber  nicht  wii^ich  sum  Rückenmarkes 
aondern  treten  auf  dem  Wege  dahin  aus  bei* 
den  Uälfien  de»  Gebimt  und  aller  btihef  in 
ihm  gerechneten  Theile  aiuammen  und  bil; 
den  Camifiware/i» . 

Lernen  wir  jetst  beide  Arten  ron  Ner«^ 
Ten  und  die  Thßile,  weldie  sie  in  dem  obi» 
gen  Sinne  excentritch  und  concentrisdi  bil- 
den >  näher  kennen« 

L  Die  A/iiaiairttiBefM?ea  Nerven  nnd  Ner* 
renmaiaen. 

Alt  allgemeioea  Bferkmal  für  dieselben 
lalst  sich  angefaen; 

a)  dafs  sie  harter  anmfohlen  sind,  so  d^Ie 
man  sie  durch  das  Gefühl  augenblickliob  aa 
ihrer  grölsem  Cohäsion  erkennen  und  von 
den  «nruckiiretenden  unterscheiden  kann; 

V)  dafs  sie*  sich  In  derDirectioil  tob  In- 
nen, nach  aufseD«  d.  \u  Tom  Ruckenmerke  ans 
nich  der  Oberfläche,  des  Gehirot  n«  's«  w#  su, 
T^rstärken; 

tf)  dafs  sie  SU  dem  Ende  durch  Gaii|^ 
gehen  ^  die  auriicktretenden  aber  nicht» 

Die  hinaustretenden  Nerren  bilden,  wie 


—        lO       -^  - 

wir  sogleidifeheii  werden,  ezoMtriieh  die 
wichtigsten  und  gröCiten  NerFenmassen^  die 
ein  hundert  und  tausendfach  gröläeret  Volu« 
tuen  haben,  als  jene.Nerren  selbst»  Dieses 
konnten,  sie  nicht ,  wenn  sie  nicht  auf  ifaram 
ezcentrischen  Wege  einen  betriehtlichen  Za« 
schuls  an  Masse  erhielten.  Dieses  gesekiefat 
auch  an  bestimmten  Stellen  des  grofsen  und 
kleinen  Gehirns,  wie  auch  im  corpore  olivare 
u.  s«  w. ,  die  Call  Nervenknoten  oder  Gan^ 
gUa  nennt.  Diese  Ganglia  sind  nichts  ab  ein 
Gewebe  und  Ausbreitung  der  hinaustreten- 
den Nerven,  mit  einer  sulzigteUi  derJUnden- 
substanz  gleichkommenden,  Masse  jindisches- 
sen ,  die  ihr  £mährungsorgan,  gleidbsam  ihre 
Matrix,  ist 

Diese  Ganglia  haben,  wenn  ma»-  Ein* 
schnitte  in  dieselben  macht,  auf  dem  Schnitte 
ein  gelblich  grau-röthliches  und^,  in  ^  Anse- 
hung der  Form,  ^^ackigtes  Ansehen,  und  Ter» 
rath^n  beim  Anfühlen  eine  festere  Textur  ab 
die  Masse  der  übrigen  Neryenfaden,  die  im- 
mer auflpallend  verstiirkt  wieder  aus  ihnen  her« 
austritt.  Dafs  diese  Ganglia  zur  Verstärkung 
der  hinaustretenden  Nerven  dienen,  lehrt  also 
theils  der  Augenschein,  theils  aber  auch  der 
Umstand^  dsGi  Nerven,  welche  sieh  weiter 
ausbreiten  sollen ,  wie  z«  B.  der  Gernehs*. 
nerv  in  die  ganze  Scbneidersche  Haut,  mehr 


—    II     1- 


GangG*  ktben  und  bilden^  wie  isAdM^  Ner^ 
fm  von  betehriuikterer  ABsbrekosg^  Der 
bmUms  dnerms  des  Biedmanren  i»l  anoli  atoh»^ 
lAi  das  letste  Gaiglioay  weloke»  dfeter  Ner? 
TOT  seiner  weitem  Atisbratiing  ia  die-ScImeH 
defwJie-  Hmt  bfldeL 

^  Uebrigens  bestiUigfc  «eh^  dieses  Geset»  dei^ 
IFeietiikiing  dw  Messe  dufeh  Knoten  aiMdi 
bei  den  Pflenseii* 

Um  mm  auf  cfie  Netiren^B&idel»  wäx  wd^ 
eliMi  die  Irioanstreteaden.  Nerfen  in  jeder 
Bälfite  des  RBdMunarkesrentstdMtti  und  yon 
welchen  iHsfetat  acht  Paare  bekannt  sind,  «zu-» 
rück  wi  komoMAy  so  hat  jedes  derselben  eine 
bestimmte  Verrichtnng  mid  bildet  bestimmte 
Nenren  nnd  Nerrenmassen,  mit  denen  esda^ 
her  im  bestimmtai  Verhältnisse  steht;  So 
strtit  s.  B.  dasjenige  Paar  Bündel^  welches  die 
HamisphSren  oder  das  greise  Gehirn  bildet^ 
nemlich  die  sogenannten  Pyramiden  (corpora 
pyranädülia)  mit  den  HamisphSren  oder  dem 
greisen  Gehirn  stets  im  Verhältnisse.  Bei 
grolsen  Himisphiren  finden  sieh  auoh-immtfe 
greise  Pyramiden  und  umgekehrt* 

Die  Ordnung,  in  welche^  die- widitigsten 

Ton  diesen  acht  NerrenbUndehi  di^ergiren  und 

dieihnenxugehörigenTheile  bilden,  ist  folgende : 

Zuerst  und  ans   dem   am  meisten   nach 

anfiien  des  Htickenmarks  und  zwar  insbeson- 


—     w     — 

dere  dos  i^erBogerten  Marks  gtlegmuxBBnM^ 
Paarf»  tntea  auf  jeder  Seite  abs  diejeiii§ea 
Ner veo&deii ,  wdcbe  deo  nerpuat  «eeetfOfiiiM 
bilden  I  «nd  der  nervuq  o^uiomowiu»,  Dea 
€orptu  olUmrß  iic  auf  jeder  Seite  das  femeuä« 
achafüidie  Ganglion  für  diese  Nerven ,.  wal» 
ohes  dieaelbeii  ab  Junaustieteade  Nervao  Ila- 
ben müssen.  Das  eorptu  olivmn  tmgt  end^ 
wenn  man  einen  Einschnitt  in  dasaelbe  aandir» 
gana  das  gelblich  gran-rotliliehe  Ansehen  ei- 
nes Ganglion,  Man  kann  den  Nervam  ocn- 
hmöioriuin  bis  in  dasselbe  verfolgen* 

Mehr  naob  der  Mitte  des  TerlangertenMarka 
sn  folgt  nnn  dasjenige  Bundel-Paar,  welchea 
das  kleine  Gehirn  bildet  ,nnd  bisher  mit  dem 
Namen  corpom  remfornw  s^  prqceuau  cens* 
belli  ad  meduUam  oUongmtam  beseiobnet 
werde*  Dieses  Bündel- Paar  £nde|  aicb  beim 
Manschen  nnter  allen  Saugethieren  am  grofii« 
teUf  eben  so  wie  das  kleine  Gehirn,  welcbes 
▼on  diesem  Bündel -^Peare  gebildet  wird  nnd 
mit  ihm  immer  im  gleichen  Verhältnisse  steht 
Bei  den  Tbieren  aioiu  es  immer  mebr^  ao 
wie  das  kleine  Gehirn  nnd  der  an  dasselbe 
geknüpfte  Generationstrieb  snrucktritt;  ao  dals 
bei  Eier  legenden  Thieren  blos  nur  der  Wnns 
noch  vorkömmt.  Der  neben  dem  Wurme 
anf  beiden  Seiten  liegende  Theil  des  klonen 
Gehirns  y  wird  übrigens  nicht  von  den  »rpO" 


—  ll  — 

I 

r  ■       I 

stf  eifea  gebildet,  die  in  der  Ti^rtea  Himhobie 

an  dem  yerläofierten  M^irk«  varlLommeft,'  und 

tus  der  Mitte  derselben  hinaustceteo«    Dafii 

•dieie  ,Neryeii8trei£m  niclit  dia  Ursprünge  des 

Höroenren  iind,  wie  Summmrring  behauptet^ 

wird  dadurch  bewiesen,  da&ieish  dieselben  bisü 

■iänohen  Tbieren»  s«  B.  deqi  Ochsen,  Hunde  ^ 

Schweine  u.  s«  w«»  die  doch  anch1iören|.nnf| 

starke  HSrnerren  haben,  g»  nicht  Enden«    ■ 

Auch  bei  diesem  das  kleine  Gehirä  MI» 

denden  Bündel- Paare  findet  Jich  das  aegege  • 

bene  Merkmal  der   Tom  Riickenmarke   hin.» 

austretenden  Nerven  ^  nemlioh  dafs  sie  durchs 

ein  Ganglion  gehen.  Das  Ganglion  des  kleinen 

Gehirns  ist  nemlioh  das  m  dem  sogenannten  Le* 

bensbanme  {mrkor  piuui)  liegende  corpus  eüiare^ 

Man  erblickt  dasseU>e^  wenn  man  den  (bei 

umgekehrtem  Gehirne)  «i  der  unteren  Fläche 

des  kl^^inen  Gehirns  in  dasselbe  hineiotreten- 

den  corporibus  restiformibiu  nach  streift,  oder 

wenn  «man  «n  der  obern  Fliehe  des  kleinen 

Gehirns,  etwa  \  Zoll  breit  von  dem  üande^ 

mit  welchem  die  Hemisphären  desselben  ia^ 

sammenstofsen,  einen  graden  ton  Junten  nach 

?om  laufenden '  Einschnitt  in  das  kleine  Ge* 

him  madit« 

Nachdem  die  das  kleine  Gehirn  bilden- 
den Norrcn  durch  dieses  Ganglion  g^angen, 


—     14    — 

biaiten  ti«  tick  excentriMsh  ans  v&A  endifea 
und  Terlaufen  sich  in  die  das  klüae  Gahirft 
wie  dit  grolle  umgebende  Solie  (mbsumHim 
cinerea  s.  oortiaUisy  Mit  dieser  bilden  sie 
mun  eine  Nerrenkaut«  die  im  kleinen  Gehirne 
in  paiallel  laufenden  Falten  sasammemgelegt 
ist  9  welche  maa  aber  ebien  so  entfidten  kann» 
wie  die  Winduofen  der  Membran ,  dim  die 
läamispharen  bildet« 

Nächst  diesem  BBndeU  Paare  feigen  die- 
ßiindel-P.iare  für  den  Hörnernen,  der  Rieoh- 
i&erven  und  Sefan^nreo.  Sie  gehen  ala  Un^ 
austretende  Nerren  sammilich  dnrch  Ganglien. 
Das  hintere  Paar  der  vier  HOgel  sind  das 
«rste  Ganglion  des  Riechnerren,  so  wie  dtfs 
vordere  Paar  derselben  das  GangUon  des~Seh- 
nerven«  Man  icann  diese  beiden  Nierren  bis 
zu  diesen  GangUis  verfolgen» 

Das  wichtigste  yon  jenen  acht  Bündel- 
Paaren  aber  ist  das  mittlere,  wddies  bisher 
die  Pyramiden  genannt  wurde.  Dieses  Bün* 
del-Paar  ist  nämlich  der  Ursprung  des  gan- 
zen greisen  Gehirns  oder  der  Hamisphavon« 
Dieses  wird  bewiesen: 

i)  dadurch,  da(s  in  den  rersdnedenen 
Thierklassen  die  Gro&e  der  I&mispkirBn  mit 
^-"^  Gröfte  der  Pyramiden  immer  im  gleichen 

liltnisse  steht    Bei  betiiohtlichen  Himi- 

an  findet  man  auch  immer  grolse  Pjra- 
und  umgekAbn; 


^\ 


—    *i5     f- 

a>  dadurch,  da&  di#  Pyraimden  sich -im 
mmaterbrocheneD  Laufe  bis  zur  Oberflfi^i9> 
der  Hämisphären  begeben.  Dies  geschieht  auf 
folgende  Weise: 

Zuerst  durchkreuzen  sich  diese  beideo 
B&ndel  eiwa  einen  Zoll  unkelrhalb  der  Varels« 
Bracke  und  treten  mit  ihren  Nervenfissilm 
durcheinander,  so  dafs  das  lin&e  Bündel  siah 
auf  die  rechte  Seite  Und  das  rechte  auf  diät 
linike  Seite  begiebt  und  daher  in  dervFoIgei 
die  linke  Pyramide  die  rechte,  und  das« rechte 
die  linke  Hämisphäre  bildet«  Denn  ifachden^ 
beide  Bündel  naudh  ihrer  Durchkreuzung  not:h). 
unterhalb  der  Varols»  Bracke  wieder  ajos  ein*^ 
ander  getreten^  durchkreuzen  sie  sich  niohl: 
wieder  und  bleibeui  das  Aüfangs  rechte  hän^ 
del  auf  der  linken  und  das  linke  Bündel  auf 
der  rechten  Seite. 

Aus  dieser  Durohkreuzungi  die  nvan,  wietnn 
inan  das  ?er}ängerte  Mark  gehörig  Ton  der 
weichen  Hirnhaut  (pia  mater)  gereiliigt  hat  und 
die  Pyramiden,  etwa  in  der  Mitte,  Torsiohtig 
eus  einander  zieht,  sehr  deutlich  erblickt,  er- 
klären sich  die  krankhaften  Erschemungeir 
auf  der  rechten  Seite  des  Körpeiis^  durch  Ver- 
letzung der  linken/  Hämisphäre  und  umge» 
kehrt. 

Als  hinauftreteiide  Nerven  sind  diese  bei'* 
dm  Bündel  oder  iUe  Pyramiden  dem  Geietze 


—     i6     — 

Mt^worfen,  durch  Ganglien  tu  gehen«  .Und 
swar  gehen  diese  die  Hämisphkrea  bildenden 
Bündel  durch  zwei  .Ganglia. 

Das  erste  von  diesen  ist  die  Varols«' Brück» 
Pons  Varolii  s.  proiuberanüa  annßilaris  fif^Uli- 
siu  Diese  ist  nämlich  zun  Theil  die  Coznmis 
sur  der  zurücktretenden  Nerven  .  des  kleines 
Gehirns,  (welcher  hier  enticipirt  seyn  mag), 
theils  das  Ganglion  der  die  Uämisphiren  bil- 
denden Ner?enbündeL 

Schon  äufserlich  an  der  VaroU«*Brücka» 
noch  besser  aber,  wenn  man>  nämlich  bei  um- 
gekehrten Gehirne,  einen  ganz  leichten  ober* 
Bächlichen  Einschnitt  in  dieselbe  macht«  nach 
der  Direction  der  Pyramiden  gegen  die  Mark- 
schenkel des  grofsen  Gcdiims  (cfura  C0frbn)^ 
'und  die  Ränder  dieses  Schoittes  Torsichtig  aus 
einander  zieht,  erblickt  man  die  von  beiden  Hälf- 
ten des  kleinen  Gehirns  queer  herüber  laufen« 
den  und  oben  in  der  Brücke  als  ihrer  Commisaur 
susammenstolsenden  zurücktretenden  Merren 
des  kleinen  Gehirns«  Streift  man  nach  derRidi» 
tung  dieser  Querstreifen  nun  «^  etwa  mit  dem 
Stilett  eines  Skalpells  oder  mic  einem  bauchig- 
ten Skalpell  «—  etwas  tiefer  hinein  in  die  Snb«. 
atana  der  Brücke,  so  stöfst  man  -^  etwa  aohon 
t-— 9  Linien  tief  unter  der  OberRäche  dar«. 
^ben  auf  eine  der  Länge  nadi  von  den  Py« 
zu  den  Markschenkeln  des  groben  Ge» 

hirns 


—    'i5     — 

,  b)  dadurch,  da&  di#  Pyraimden  sich- Im 
mmaterbrocheneo  Laufe  bis    zur   OberflfiAa 
der  Hämisphären  begehen.     Dies  geschieht  auf 
'  folgende  Weise: 

Zuerst  durchkreuzen  sich  diese  beiden 
S&ndel  eiwa  einen  Zoll  unkelrhalb  der  Varols« 
Bracke  und  treten  mit  ihren  Nervenfasern 
.  durcheinander,  so  dafs  das  lin£e  Bündel  siih 
auf  die  rechte  Seite  und  das  rechte  auf  dioi 
liiiiLe  Seite  begiebt  und  daher  in  der  n  Folg« 
die  Jtnke  Pyramide  die  rechte,  und  das«  rechte 
dlß  linke  Hämisphäre  bildet.  Denn  ifachden^ 
beide  Bändel  nach  ihrer  Durdikreuzung  noch^ 
unterhalb  der  Varols«  Brücke  wieder  ajos  ein*« 
ander  getreten,  durohkreuzen  sie  sich  nicht 
wieder  und  bleibeui  «das  Apfangs  rechte  Bün« 
del  auf  der  linken  und  das  linke  Bündel  auf 
der  rechten  Seite. 

Aus  dieser  Durchkreuzung,  did  m^an,  wenn 
.  inan  das  yerlangerte  Mark  gehörig  Ton  dar 
weichen  Hirnhaut  (pia  mater)  gereihigt  hat  und 
die  Pyramiden,  etwa  in  der  Mitte,  Torsichtig 
aiis  einander  zieht,  sehr  deutlich  erblickt,  er- 
klibren  sich  die  krankhaften  Erschemungeir 
auf  der  rechten  Seite  des  Körperis  durch  Ver- 
letaung  der  Unken:  Hämisphäre  und  umge» 
kehrt. 

Als  hinaustretende  Nerven  sind  diese  ^ei«* 
dm  BUndai  oder  die  Pyramiden  dem  Geietse 


I 


A 


tt^lfrworfeiii  durch  GaogUen  tu  gehen.  _Uei4 
swar  gehen  diese  die  HämisphSrea  bildendea 
Btindel  dui:ch  zwei  .Ganglia. 

Das  erate  von  diesen  ist  die  VaroIs^^Briiokt' 
jPons  Varolii  j.  protuheranüa  annularis  ff^äli- 
sü.  Dieaa  ist  nämlich  zun  Theil  die  Commis 
'sur  der  zurüibktretenden  Nerven  des  kleinej^ 
Gehirns )  (welcher  hier  enticipirt  seyn  mag)^ 
theils  du  Ganglion  der  die  Uämisphäreii  bil- 
denden NerrenbündeL 

Schon  äufserlich  an  der  VaroU^Brttcfce, 
noch  besser  aber,  wenn  man>  nämlich  bei.  umt 
gekehrten  Gehirne,  einen  ganz  leichten  ober« 
Bächlichen  Einschnitt  in  dieselbe  macht,  nach 
der  Direction  der  Pyramiden  gegen  die  Mark- 
Schenkel  des  grolsen  Gehirns  (crura  cetebri)(, 
und  die  Ränder  dieses  Schoittes  vorsichtig  aus 
einander  sieht,  erblickt  man  die  von  beiden  Hall- 
ten des  kleinen  Gehirns  queer  herüber  laufen« 
den  und  oben  in  der  Brücke  als  Ihrer  Commisaur 
siisammenstolsenden  zurücktretenden  Merven 
des  kleinen  Gehirns.  Streift  man  nach  der  Rick« 
tuBg  dieser  Querstreifen  nun  «^  etwa  mit  depL 
Stilett  eines  Skalpells  oder  mic  einem  baucbign 
ten  Skalpell  «—  etwas  tiefer  hinein  in  die  Snb«. 
atani  der  Brüeke,  so  stöfst  man  -«  etwa  soImmi. 
t-— 9  Linien  tief  unter  der  OberRäche  def*. 
aelben  auf  eine  der  Länge  nadi  von  den  Py« 

»amiden  zu  den  Marksch^nkebi  des  groÜNdn  G^ 

hirns 


•>-       VJ      — 

iiirns  in  unünl^broobenetn  Laufe  durchstreifen- 
de Schicht. Yon  Nerfenfasrrn.  Zwischen  die- 
•en  d,er  Länge  na<ch  durch  die  Brücke  gc^ heo*- 
denNervenfttreifen  und  jenen  Que/streifen  aber 
erblickt  man  jene  den  Gaogliis  eigenthiicnlr« 
che^  wie  auch  die  -äufsere  Fläche  der^Nec- 
Tenhaut  überziehende  und  gl<sichsain  ihr  letz* 
tes . G^iDglion  bildende  Sülze,  als  das  £rnäh- 
rungsorgan  der  Idnglichten  Nervenstreifen,  die 
in  auffallend  gröfserer  Masse  wieder  aus  der 
Brücke*  hinaus ,  als  in  dieselbe  aus  den  Py- 
jtamiden  hinein  treten.  •—  Streift  man  nun  jene 
Schicht  der  von  den  Pyramiden  her  der  Län- 
ge nach  durch  die  Varols- Brücke  streifenden 
Ni^rrenfasern  weg,  so  stöCst  man  wieder  auf 
eine  Schicht  von  Querstreifen ,  die  aus  beiden 
Hälften  des  kleinen  Gehirns  zurücktretend  in 
der  Brücke  als  in  ihrer  CoAimissur  zusammen- 
«tofsen.  Auf '  diese  Schicht  von  Qaerstreifen 
folgt  wieder  eine  von  länglichten,  von  den  Py- 
ramiden herrührenden,  Neryenstreilcn  u.  s.  w* 

Call  hat  bis  jetzt  eüf  Schichten  dieser 
¥on  •  den  Pyramiden  der  Länge  nach  durch 
die  Yarols-Brüoke,  als  ihr  Ganglion ,  gehen- 
den Neryenstrei:en  entdeckt. 

Nachdem  nun  auf  diese  Weise  die  Ner- 
Tenfaden  der  Pyramiden  durch  die  Brücke, 
als  ihr  erstes  Ganglion,  gegangen  und  in  sehr 
verstärkter  Masse  wieder  aus  demselben  her- 

Journ.  XXI.  B  3-  Sr.  ß 


«»       20       -^ 


sich  in  dieselbe  (die  Sulze),  die  gleioksam  ife 
letztes  Ganglion  ausmacht  (??)»  «lidigen» 

Auf  eben  diese  Weise,  wie  die  hinaus- 
tretenden Neirenfiisem  des  grofsen  und  klei* 
nen  Gehirns ,   endigen  sich  auch  die  hiBaut- 
tretenden  Nenrenfasern  der  librigen,  yomRük- 
kenmarke  entspringenden  Nerven  in  eine  sul-' 
«igte  Masse,    die  gleichsam  ihr  letztes  Gan- 
glion, und  an  den  verschiedenen  Stellen  von 
Verschiedener   Beschaffenheit '  ist«     Im   Laby-« 
linthe  erscheint  die  sulzigte  Masse,  in  welche 
die«  hinaustrr^tenden    Fasern    des    Hfirnerren 
sich  endigen^    wie  eine   blolse  durchsichtige 
Gallerte,    in  der  Nase  ^/ejenige,    in  welche 
sich  die    hinaustretenden   Fasern  des  Riedi- 
nerven  endigen,  als  eine  seröse  Haut  «^  die 
membrana  Schneiden  u.  s.  w*  —   An  einigen 
Stellen    ist    diese  Substanz  in   ein  härtliches 
NervengeSecht  verwebt,    wie    z.    B.   in    dem 
Ganglion  des  kleinen  Gehirns,  (deni  eofpoft 
,ciliari)f  und  in  dem  Ganglion  des  nervi  ae- 
cessorii  und  oculo^motorii  (dem   corpore  oli» 
vari).    An  anderen  Stellen  liegt  sie  wie  eiiie 
graue  snlzigte  Substanz  da,    z.  B.  im  groIseB 
Gehirn  -  Ganglion  und  auf  der  Oberfiäche  das 
greisen  und  kUinen  Gehirns« 

Aus  der  sulzigten  Masse,  in  welche  sid 
auf  di^  angegebene  Weise  die  hinauatreteib 
den  i^ervm  4^  grobm  wie  ^9«  kleinm  O«* 


l 


-     «9    - 

das  eigMtlkJie  Ganglion  aind)  und  die  gestreif- 
ten Kc&rper  {porpora  stri<ua)f  (die  eigentlich  die 
schon  '  fen^tft  dieser  Panglion  divergirenden 
Neri^^streifen  sind)|  welche  dasgroI&eCcilüm- 
Gaoglftoa  ausmachen. 

Dieses  grolse  Gehirn  •Ganglion  besteht 
nämliiah  aus  zwei  sulciglen  Massen»  syrischen 
denen  die  von  den  Pyramiden  herrührenden, 
in  der  Brücke  als  ihrem  ersten  Ganglion  ver- 
stärkten ^  Nervenstreifen  in  der  Mitte  durch-  « 
atreidien.  Nimmt  man  bei-  .umgekehrten  Ge- 
hirne die  obeire  von  diesen  beiden  sulsigten 
Massen  behutsam  weg,  so  kann  man  die  ^er- 
venstreifen  von  den  Markschenkeln  des  grofsen 
Gehirns  aus  ganc  durch  das  grofse  Gehirn- 
Ganglion  verfolgen«  Jeder  von  den  Nerven- 
streifen, die  man  alsdann  erblickt^  bildet  eine 
besondere  Windung  des  Gehirns  und  ist  als 
Organ  einer  besondern  Geistesverrichtung  an- 
zusehen* Nachdem  diese  Nervenstreifen  nun 
wieder  aus  dem  grofsen  Gehirn  7  Ganglion  in 
verstärkter  Masse  hervorgetreten,  divergiren 
sie  nach  allen  Seitei)  in  die  einzelnen  Win- 
dungain  des  grofsen  Gehirns,  und  zwai;  auf  die 
Weise,  dafs  sie  in  die  sulzigte  Masse,  die  das 
ganze  Gehirn,  umgiebt  (die  Rindensubstanz) 
liiaeinstehen ,  nachdem  sie  sich  zuver  auf 
derseU>en  neben  «einander  verhi;:eitet  iiaben, ' 
<so  da£i;  sie  iiiR#  N^rv^inhiBuu  büd«n^  ^tid^ 


—    «ft    — 


Sie  liegt  unmittelbir  hinter  uaH  untat 
der  Verols-BrUoke  und  beim  MeDs<:hen  ron 
derselben  bedeckt ^  bei  Thieren  aber,  wo  du 
kleine  Gehirn,  folglich  auch  die  Bracke  ab 
die  Gommissur  des  kleinen  Gehirns  kleiner 
ist,  völlig  blos  und  freL 

a)  Die  Commissnr  der  rarfioktratendea 
Faden  des  Biechneiven» 

Sie  ist  der  Querbalken  zwischen  dem  hin- 
teren  Paar  der  Vierhügel  oder  dem  GaD|^ioB 
der  beiden  Riechnisnren. 

3)  Die  Comraissur  der  lurüc^trate&dan 
Nerven  des  kleinen  Gehirns. 

Sie  wird|  wie  schon  bemerkt  worden,  in 
der  Brücke  gebildet.  Bei  umgekehrtem  Ge- 
hirne sieht  mian  an  der  Varels**  Brücke  ganz 
deutlich  die  aus  beiden  Hälften  des  kleinen 
Gehirns  quer  heriiberlaufenden  und  ia  der 
Brücke  zusammen  stofsenden,  zuriioktreten« 
den  Nerven  des  kleinen  Gehirns«  Piete  wech« 
sein,  wenn  man  üe  fortstreift,  wie  bereits  oben 
bemerkt  worden  ist,  in  der  Brücke  schicht- 
weise ab|  mit  den  der  Länge  nach  durch  die 
Brücke  gehenden,  von  den  Pyramiden  her- 
rührenden und  für  die  Hämisphären.  bestimm- 
ten hinaustretenden  Nerven* 

4)  Die  Commissuren  der  zurücktretenden 
Nerven  des  grofsen  Gehirns. 

a)  Die  gröfne  und  wichtigste  von  diesen 


'^v 


•      '         ,  :  \      ■ 

«-«•         ftS'       "fM 

ist  tdts  eojj90J  eallosum.  .  |ik.  diese«  T^eii|i^ea 
•ich  nicht  aUein  die.  ineistei;!'  zuri|oktreteiv)<^ 
JNferyeii'  4ef  ganzen  Hiiipispharen,  96i|4f)pi 
auch  liQch  die  übrigen,  besonderen  GQqmpiCsii- 
ren  der  zurücktretenden  Neryen  4e^  grojden 
Gehirfk«,  iiämlipll 

b)  die  Coh'Ptissura.  ßnierwr  oder  dio  Yer 
einigung  4^r?iU2}ücktretenden  Nerven  der  yor^e»: 
ren  und  mittleren  Gehirnlappeii  oberhalb  des 
Sehneryen»  Pa$  ^epti^nn^  pellucidum  ist '  ein 
Theil  oder  eine  Fortsetzung  dreier  CQinaiis8ur»i 

,  Pei  Thieren«  WQ  dif»  mittleren  Lappen 
Ueiner  sind ,  ist  auch  die  CoftuiHissura  ßnie^ 
rior  schwächer;  und  bei  diesen  glebtder  Ge- 
ruchsnerye  auch  zurüolLtf et^ude  l^feryeii  zu 
derselben« 

c)  Eben  so  treteA  nuii  auch  *die  suriick« 
tretenden  Neryen  der  hinteiren  Lappen  des 
groGsen  Ge|4nis.  in  ^inQ  I)e|ondere  Gommia« 
sur^  Commissutß' posterior f  zusammen 

4)  Aulser  diesen  Commissuren  bilden  die 
zurücktretenden  ^eryen  dea  grolsen  Gehirns 
nun  hinten  und  yorn  am  qqrpore  calloso  noch 
einige  besondere  Comnussuren,  die  eine  Art 
yon  Umschlag  an  demselben  bilden* 


Auf&er  den  bisher  genannten  Nerren  und 
Neryenmasaen  atreiidit  nun  noch  eine  zarte 


-    »4    -    ' 

Nerrenmasse  vom  Rückenmarke  ans  kwiacIieB 

« 

den 'beiden  HäLfcen  desselben  hinauf  durch 
alle ^ Sie  doppolten  Organe,  wc^lcbe  dnrcli  dia 
'Neryenbündel  des  Rückenmarks  gebildet  wer- 
den. Diese  Nerv^^noiasse  ist  gleichsam  dos 
Verkniipfungsban^  zwischen  den  doppelten  Qr« 
ganen  nnd  erschmnt  an  der  grofsen  Commiisnri 
dem  corpore  calloso^  sSa  die  Maphla 


•■» 


I 

I 


W  'S'öMdrel^  und  brgan&h-Lbhrii:^ 


*. 


■»-?.■• 


liiV  14t  ^a  der.  ßeWrnleJire  bemerkt  worden, 
dalkjiöder  von  den  im  g^rößen  Gehirp-Gaii- 
JSUqft  yprfcommendea  Nfit^renstreifen  eine,  bev 
sondioxe  Wiindung  der  Hämisphärea  bilde  .un4 
als  Organ  einor  besonder^  Gcistesvejriphjljyng 
^zi^e}ien  say,  d*  h.  ais  •ein  Theil^  auf  wel^ 
chen  der  Geist  bei  einer  besummten  Thäliffkeii 
würki{,.  i^{i(i  welcher  daher^ für  diese  h^slimmte 
Einwürkung  empfänglich  und  organisir^  w/. 

Die  Kenntnifs  dieser  Organe  durch  Beob^ 
achtung  der  WülbungeJi  unu  Veijtiefungen  des 
Scliädels,  welche  dieselben  bewtirken  — -  folg- 
lich die  Kenntnilsdcr.  zw^ckmäfsigen  Einrich- 
tui^  de^^Gehirns  zu  seinem^  Zwecke ,  Organ 
der  Qeistes Verrichtungen  zu  seyn^  ist  der  Ge- 
g9ns|:^'d  der  Schädel-  u^d  ^Organenlehre/- 

Au9  dem  l>ereita ,  festgesetzten  Begriff)^ 
eines  Organes  ergiebt.j^ij^,  schon ,  dafs  wir 
d;i;*ch  Beol)achmng  des.  Schädels  nic^tdie 
HaodJl^n^^weisen  od^.viyürHIfc^  qfisggbifdete 
Eigenschaften  c^s  Mci^phen^  fordern  njir  An- 
lagen,  Qür  die  Möglichkeit  fieser  ^^derj'^ner 
Geisjt^sthätigkeit  bei  ^ei^^m  Ii^ivji^uo,,,; erfor- 
schen köaneu.  Und  ^ifjgp,!|;i  diese  sind  wir  nicht 
im  St^nd^j  alle  am  Soh^ijelzu  erkennen,  ,weÜ 
nicht  jalle  Y^^f^öge  ihref ^.Lagg   sp..;a.^  den 


—   ^    ~ 

SAmM  wirken  können  i    dalt  dadiueh  ^eine 
Wöibnng  desselben  entstände. 

Alle  Organe  —  Folglich  auch  atte  Anlagen^ 
sind  den  Menschen  und  Thieren  angeboren. 
Allein  90  wenig  wie  ans'  dem  angegebanen 
Begriffe  dei  Organs  die  Mcterialitit  der  Seele 
folgt«  eben  so  wenig  folgt  aus  dietet  Beh^np* 
tuog  der  Vdrli-st  der  moralischen  Frefheit; 
welches  unten  noch  deutlicher  erhellen  wird. 


Die  Verfichtung  des  Gehirns  ist  drei£idi: 
i)  Organisches  *Leben* 

2)  Sensitires  Leben* 

3)  Denkendes  Leben.  ** 
Jeder  dieser  Verrichtungen  steht  ein  beson- 
derer Theil  —  eine  besondere  Masse  des  Ge* 
bims  vor,  und  nur  in  Rücksicht  desjenigen 
Theiles  des  Gehirns,  welcher  der  letiteren 
Torsteht,  nämlich  der  Hämisphären ,  hat  der 
Mensch  das  gröfste  Gehirn ,  und  nicht  ür Aer* 
haupt,  wie  man  bisher  angenommen  hat,  w^ 
der  in  Verbältnils  zu  der  Masse  seines  KSt^ 
pen,  noch  zu  der  Dicke  nnd  Stärke  der  ans 
dem    Gehirne    entspringenden   Noren,    wie 

mertng  behauptet. 

left   das  Gehirn   fiberhanpt  das  Organ 

(Mvsrerrichtungen  sej»    wird  dadorch 

9  dafs  bei  Acephalis  d.  h»  ohne  Kopf 

i^'  bei  den  iHnfischercn  Tbie»eo,  c. 


^  tkj  ^. 

B.  Jen  PoIjTpen^  wo  letztcnte  maBgetn,^  audi 
das  Gehirn  felhlt»  cUfa  dieses  hingegen  in  den; 
Thierklassen  eintritt  ^  so  wie  sich  Geistesfä* 
higkei(ta  zeigen,  und  sich  steigert >  je  voll«' 
Lommener  die  Geistesfahigkeiten  in  den  Thier- 
klassen heraustreten;  da(s  Krankheiten^  Ver- 
letzungen  des  Gehirns  allgemeine  oder  (heil- 
weise  Störungen  der  Geiste&yerrichtungen  zu 
Folge  h^ben  ü.  s.  w« 

Dafs  aber  femer  die  Hämispkäfen  die 
eigendiehen  Organe  des  Dei^ikens  enthalten, 
wird  dadurch  bewiesen,  dad  sie  in  d^  ver- 
schiedenen Thierklassen  an  GrÖfse  und  yoli- 
kommenerer  Entwickelüng  in  demselben  Ver« 
hältnisse  zunehmen,  wie  die  Geistesfähigkei- 
ten heraustreten,  und  daf^  sie.  sich  am  yoU* 
kommensten  und  gröfsten  entwickek  beim 
Menschen  finden. 

Die  dem  organischen  und  sensitiyeijk  Le«^ 
ben  vorstehenden  Massen  des  Gehirns,  n^m-^ 
lieh  (die  nach  untön  an  der  Basis  desselben 
gelegenen  Theile  und  das  kleine  Gehirn,  fUi** 
den  sich'  auch  bei  den  Thieren,^  ja  häiifig 
selbst  vollkommener  entwickelt  als  beim  Men« 
sehen.  Allein  es  £6hlt  den  Thiereki4i9.yoU« 
kommenheit  der  Hämi^äre» ,  wel^^he  der 
Mensch  noch  mit  jenen  Massen  des  Gehirns 
vereinigt* 

Gegen  diese  Behauptung,    dafs  das  Ge- 


—     aS     — 

him  und  zwir  die'  HSmisphSren  desielbön 
Organ  der  G'-stesTerrichturigea  waren,  lut 
man  eingevYorfea : 

i)  Dafü  man  oft  an  der  Stelle  de»  Gei 
hirnt  im  Schä'lel  Wasser  Qcd  do(^h  die  Gei« 
steskrSTte  unversehrt  gefunden  habe«  Do 
G.;hirn  könne  daher  nicht  Organ  der  Gei- 
stesrerrichrunffftn  seyn.  '       '     ^ 

Dieser  Einwurf  wird  aber  durch  die  oben 
dargcthane  menibranösd  Beschaffenfareit  des 
Gehirns  völlig  gehohen»  Denn  da^  das  Ge* 
fairn  nichts  ist  als  eine  su^ammengefiiltete 
Haut,  so  läfst  sie  sich  auch,  ohne  verletzt  zn 
werden»  wieder  entfalten.  Dieses  geschieht 
nun  auch  beim  wahren  Hydrocephalus  ittier» 
nus^  dr  h.  bei  Wasseranhüufungen  in  den 
Hirnhöhlen  y  *)  durch  die  ausdehnende  Ge» 
walt  des  Wassers.  Die  Hirnhaut  *wird  da- 
durch nur  entfaltet  und  gegen  die  Wände  des 
Schädels  dicht  zusammengecTränfi;t,  welches 
man  bisher  deshalb  nicht  entdeckt  hat,  weil 
man  bei  Untersuchung  der  Wasserköpfe  zji 
rüde  zu  Werke  gieng,  und  sein  Hauptaugen.« 
Merk,  immer  nur  auf  Schädel ,  nicht  auf  das 
Gehirn  richtete.  Dr.  Gall  hat  dieses  aber  bei 
seinen  häufigen  Untersuchungen  der  Wasser^» 

*)  Denn  die  WasseraBkäufungen   zwischen  id«r    Ober- 
fläche def  Gefairni  und  dem  Schädel  (Hydrocepfuäas     \ 
exiemus)  tiad  äufserst  selten  und  nio  so  botxaditUcb, 
cfafs  das  Cran'mm  ftebii  ^«i^vii^  vvx^^^^^'dx  -srurdle.       { 


—    Ä9    — 

köpfe  immer  bestätig  gefunden^  üisbesondere 
noch  bei  dem  merkwÜFdigatt^  betcaobtlichi^ 
Wasserkopfe  einer  zwei  und  fünfzig  Jalir  alr 

ten  Frau. 

a)  Hat  man  eingeworfen:  dafs  oft'^anze 
und  beträohtliciie  Theile  des  Gehirns  entya-. 
der  durch  aulsere  Verletzung  oder  durchritt* 
nere  ZerstiJrung  verloren  gehen  und  dennoch 
die  Geistes  irerriohtnngen  ungett^rt  bUej>en» 

Auch  dieser  Einwurf  wird  durch  die  pbea 
anatomisch  dargethane  Doppelheft  des  Ge- 
hirns uad  seiner  Theile  völlig  gehoben«  Da 
ihr  zu  Folge  auf  der  einen  Seite  difeselbea 
Organe  vorkommen,  wie  auf  der^  anderen,-  ao 
kann  das  Organ  der  einen  Seite  sehr  wohl 
yerletzt,  ja  gänzHoh  zerstört  werden,  ohne  dafs 
die  bestimmte  Geistesthärigkeity  deren  einet 
Qrgan  zerstört  ist,  dadurch  aufgehoben  würde* 

Das  Gehirn  ist  mit  seinen  Theilen  dop- 
pelty  wie  alle  Organe  des  sensitiyen  oder  ani« 
malischen  Lebens,  wie  die  Augen,  Obren,  Mus« 
kein  u«  a.  w.,*  da  hingegen  die  Organe  des  ve- 
getativen oder  organischen  Lebens  einfach 
sind,  wie  z.  B*  der  Magen,  die  jLeberu.  s.  w* 
Ztrar  acheinen  hier  einige  Ausnahmen  statt 
SU  finden^  z«  B.  die  Lungen,  die  Nieren»  Al- 
lein: i)  Sind  diese  Organe  nicht  vollkom- 
men doppelt^  inde^i  die  Lungenflügel  wie 
auch  die  Nieren  von  ungleicher  und  ntcüaMEx* 
der  BescbaßFeabeit  sind. 


—     Zo     — 
%)  BiUten  ff^iwmA^  Auam  Owf^um  ^em.  C«- 

fliji!iv^h«ni  I^bea.  (^honsa  faaib  deok  ciao^ 
hftib  H#»m  8nfi#^^a  zu. 

3)  H«t  man  ^a^^woT&a:  naa  habe  du 
f  >i)liim  oft  ▼«vst^nert  nnd  docii  <üe  G«iscea- 
kfikt/)  'in^l  VdTTicbtangpn  noreneiat  gefoBden. 

Allein  untfir  aliea  d^,a  Fiileo,  wo  man 
jirik,inigtn  f>/ncretion«?n  ioa  Gehirne  {[ACandeB 
hatf  i«t  doch  ki^anor  Torgekomaaen^  wo  das 
Cehirn  gänzlich  xurfit/jrt  war« 

if)  Hat  man  endlich  eingeworfea:  da&i 
wenn  das  <  i eliirn  doppelt  und  Organ  der  Gei- 
atesyerricbtungen  seyn  soll,  auch  die  Vontd- 
lungrn  u.  f*  w.  doppelt  teyn  mii&ten, 

Uinser  Einwurf  kömmt  aber  vollkommen 
überRia  mit  der  Frage,  warum  wir  mit  zwei 
Augon,  xwpi  Ohren  u.  s.  w.  nur  einfach  se- 
hen, hören,  u«  s.  w.  und  mufs  eben  ^o  be- 
antwortet werden.  —  Das  Organ  ist  ja  nicht 
Priacip  der  immer  einfachen  Geistesthatigkeit 
beim  Sehen,  Hören ,  Denken,  aondem  laa- 
teiielle  Bedingung  ihrer  Aeviseruag. 

Za  der  Wichtigkeit  der  Grunde /i^  aad 

der  Nichtigkeit  der  EiawSrfe  ^i^gaa   jene 

lyimig,    dals  das  Gehirn  and  awar  die 

dtoen  die  Oi^ae  des  Deakena  «adMd- 

aedi:   dala  das  Gekia  Unt 


^     Sx     — 

der  Er(ßhntag  zum/  örgliDiioken  Leben  mipfat 
nothwenaig  ist^  indem  ja  Friichtd  ohne  (^e* 
Urny  ja  ohne  &ück.eiimftrk  idoi' Matterleibe  ge- 
lebt Aben  und  geboren  worden  sind;   dalk 
man  )mer  in  allen  Fänea  des  Blödsinns  lind 
der  loecillitäty   z.  B*  ikich  bei  den  Cretins, 
Kopf  unr Gehirn^  insbesondere  )aber  die  fl«"- 
misphäre  desselben  unvoUkommeber  entwik- 
kelt  findt,  i.  B.  wenigare-und^flaohem^^indit: 
•o  stark ^usgewürkte  und«  nicht  aa  tisfö  Win» 
<]ungen ,  aber  mehr  Symmetrie  in  ^^nselbetu 
Beim  Meischen  sind  die  Winduhgen  ni^  foU* 
kommen  i^mmetriteh;  sie  werden  es  aber  in 
den  Ferschiedenen  Thierkla^sen  immer  mchiCi 
je  mebt  die  Geisteskräfte  zurücktreten    und 
das  Gehirn  an  Vollkommenheit  abnimmt» 


Es  ist  bereits  zu  wiederholten  malen  be* 
merkt  worden,  dals  jeder  von  den  im.  grop- 
Isen  Gehirn  -  Ganglion  vorkommenden  und 
von  da ,  jeder  seine  besondere,  Windung,  bil- 
denden Nervenstreifen,  als  Organ,  als  der 
Nerv  für  eine  bestimmte  Geistesthätigkeit  an* 
zusehen  aey,  dals  demnach  jede  besondere 
Geistesthätigkeit  ihre  besi^nderen  NerFea,  ihr 
besonderes^Organ  habe,  wie  jeder  Sinn;,  daiii 
folglich  das  Gehirn  nicht  ein  SeeUsnorgan^ 
nicht   ein  gemeiaschafttiohea  Organ  •t'är^aib 


i 


—     5a     — 

Geistesthatigkeiten^  sondern  ein  Sammelplatz, 
von  Organen  sey. 

Wenn  gleich  die  Behauptung ,    dafs  jede 
SeeleoLrafc  ihr  eigenthiimliches  Organ  be, 
aohon  aehr  alt  ist,  indem  yiit,  sie  bei  oer- 
haavßj    Haüw^'   v.  Swietenj     ScheUhamer^ 
Glaser  y  Jacobi^  Sommering^    Tiedefiknn  und 
Proohasha  £nden  und-die  Academieu  Dijon 
acfaoD  einmal  die  PreisErage  aufvrarf^den  Sicx 
der  einzelnen  Organe  zu  bestimmen    so  ist 
es  doch  Tor  allen  Dingen  nothig,  len  Be- 
weis für  die  Mehrheit  der  Organe  gründlich 
MM  führen,    Folgende  Erfahrungen  4id  es,  die 
ihn  liefern: 

i)  Das  Ausruhen  von  den  Aeufsemflgen 
einzelner   Seelenkräfte.      Dieses    wäre   nicht 
möglich,  wenn  zu  jeder  Geistesthätigkeit  die  ^ 
ganze  Gehirnmasse  erforderlich  wäre. 

fi)  Die  yetrschiedenen  Seeleokräfte  stehen 
bei  den  yenchied enen  Individuen  einer  ThieV' 
klasse,  sowohl  Menschen  als  Thieren,  in  ver- 
aohiedenem  Verhältnisse  zu  einander.  Daher 
müssen  die  Organe  derselben  ^  d.  h.  diejenige 
Theile  der  Materie,  durch  welche  sie  ihre  Tbi- 
tigkeit  äulsern,  auch  verschieden  seyn«  Wtre 
nur  ein  Organ  für  alle  Gelstestfaätigkeiten  da, 
so  mülsten  z.  B*  bei  einem  grofsen  Tonkänstler 
euch  alle  Organe  ezceliiren«  Bei  der  Mehr^ 
bßit  der  Organa  tbec  koni^  ^xacJol  den  ▼»* 


—     33     ^ 

schiedenen  Grad  der  Entwickelung  das  eine 
Tor  dem  andern  excelliren,  und  ein  Indivi- 
duum, ohngeachtet  alle  Individuen  einer  und 
derselben  Klasse  yan  Thieren  ein  und  dißseN 
ken  Organe  haben,  sich  durch  diese  oder  jene 
bei*  vorstechen  de  Geistesthätigkeit  auszeichnen* 
Auch  bei  den  Thieren  ist  das  verschie- 
dene Verhaltnifs  der  Seetenkräfce  zu  einan* 
der  bei  den  verschiedenen  Individuen  sehr 
auffallend.  Der  leine  Vogel  lernt  sehr  schnell 
Melodiien  pfeifen,  ein  anderer  von«- derselben 
Art,  Alter  u.  s.  w*  sehr  langsam  oder  gar 
nicht;  der  eine  Hund  ist  sehr  treu  und  an-^ 
liänglich,    der    andere    läuft    zu   Jlddermann 

3)  Die  Geistesvermogen  sind  in  den  ver- 
schiedenen Klassen  der  Thiere  in  ungleichen 
find  von  einander  unabhängigen  Verhältnissen 
ausgetheltt* '  Gehirn  haben  sie  doch  alle.  Al- 
lein die  Seelenthätigkeiten  hängen  eben  nicht 
Ton  der  ganzen  Masse  des  Gehirns^  sondern 
von  den  einzelnen  Theilen  desselben  —  von 
itoehreren  Organen  ab,  von  welchen  diese 
oder  jene  nur  bei  einigen  Thierklassen>"vor* 
lianden  sind« 

4)'  Die  verschiedenen  Geistesvdrrichtun« 
^en  und  Krifte  entwickeln  sibh  nicht  in  glei« 
chier  Zeit  in  gleichem  Grade,  eben  so  wenig 
"wie  die  Sinne,  da  für  diese  atich  mehrere  Or- 

JoQin.X^I.  B.  3.  St.  G 


-     34     - 

gane  rorhanden  sind.  -^  Die«  wlre  alcht 
möglich,  wenn  das.  Organ  deiaelben' eia  iind 
die  nätiilioho  Hirfun^sse  wäiei,  sondern  nur, 
wenn  mehrere  Organe  da  sind)  von  denen 
eins  früber^  andere  später  entwickelt  werdeOi 
einige  früher ,  andere  später  in  ihrer  Thätig- 
keit  sinken. 

5)  Die  theilweisen  Verletsungen  des  Gei- 
stes, z.   B.  auch  nach  theilweisen  Veiletzun- 

■ 

gen  des  Gehirns^  wie  auch  die  theilweise  In- 
t^ität  des  Geistes  wären  gar  nicht  moglicli, 
wenn  allen  Geistesthätigkeiten  nur  ein  und 
nicht  mehrere  besondere  Organe  vorständen. 

Aus  dieser  bis  hieher  dargesteliteli  und 
sowohl  anatomisch  als  physiologisch  bewiese- 
nen Theorie,  dafs  das  Ge  lirn  Organ  der  Gei- 
stesverrichtungen, und  dafs  es  nicht  ein  Or- 
gan, sondern  ein  Sammelplats  von  Organen 
sey,  erklären  sich  nun  manche  Erscheinao- 
gen,  die  ohne  dieselbe  schwer  zu  erklaren 
sind,  z.  B. 

d)  das  fFachen;  ist  der  Zustand  dar 
Spontaneität  über  alle  Organe  des  animalisoheo 
Ly^bens. 

b)  der  Schlaf;  ist  (versteht  sieb,  dafs  Al- 
les dieses  nur  vom. gesunden  Zustande  gilt.) 
vollkommene  Ruhe  der  Organe  des  animali' 
sehen  Lebens,  welche  sich  eben  dadurch  voa 
nen    des  organischen    unterscheiden,    dsls 


^     35     —  . 

diese  nie  ermüden  in  ihrer  Tfaätigkeit  Dti-* 
her  ist  auch  bei  den  Thieren>  die  einen  Win- 
terschlaf  halten,  der  Antheil  des  animfali&chen 
Lebens  an  dem  organischen  auffallend  gering€r. 

c)  das  Träumen ;  ist  eine  bestimmt^  Thä* 
tigkeit  eines  einzelnen  oder  einiger  Organe' 
des  animalischen  Lebens .  während  die  ühri-*^ 
gen  ruhen.  Durch  eine  solche  Thatigkeit  ei- 
nes einzelnen  Organs  wird  auch  d^s  Beyrufst-, 
seyn  der  übrigen  mit  erweckt.  Bewufttseyn 
ist  nämlich  eine  allgemeine  Eigenschaft  aHer 
Organe  und  hat  kein  besonderes  Organ,  Da- 
rier denn'^durchaus  kein  Traum  ohne  Bewufst- 
seyn  ist,  wenn  gleich  wir  uns  meistens  der 
Tiaume  nicht  erinnern.  Allein  Vergess^heit 
des  gehabten  Bewulstseyns  findet  ja  auch  in 
der  Kindheit  statt. 

Jene  Thatigkeit  eines  oder  einiger  Qr- 
gane  des  animalischen  LeDen3  bei  Ruhe,  der 
übrigen,  die  wir  Traum  nennen,  kann  im 
kranken  Zustande  auch  ohne  Schlaf  entstehen, 
und  erzeugt  dhnn  das  wachende  Träumen 
mancher  Menscfa^en^  desgledchen  das  Nacht« 
wandeln.  Durch  die  Concentration  des,  gan« 
zen  animalischen. Lebens  auf  ein  oder  einige 
Organe  bei  diesen  Zuständen,  werden  dann 
ungewöhnliche  Kraftäiriserungep ,  die  Losung 
der  schwierigsten  Probleme,  £xsta%eii  und  der- 
j;leicheii  möglich.      .  , 

Ca  ' 


—  -36     -t 


y 


d)  der  mAgaGtistihe  "Somnambulismus;  ist 
der  Zustand  der  Desorganisation,  d.h.  der  Bern« 
higung  aller  Organe  "vvährend'  eines  tUätig  ist. 

e)  der  Wahnsinn  oder  diejenige  Geistes- 
Zerrüttung^    ^e  in  fixen   Ideen    besteht;    ist 

.nicbts  als  verlorene  Willkiihr  über  ein  Organ 
des  aoitnalischen  Lebens  durch  erhöhte*  Rei- 
zung oder  Thitigkeit  desselben. 


So  weit  läfst  sich  die  Behauptung»  da(s 
daa  Gehirn  Organ  der  Geistesverrichtungen^ 
und  nicht  ein  Organ,  sondern  ein  Samoiel* 
platz  von  Organen  sey ,  durch  Anatomiq  und 
Physiologie  des  Gehirns  beweisen. 

'  Voiikommen  bestätigt  aber  wird  diese 
Behauptung  dadurch,  dafs  es  möglich  ist;  die 
Anlagen  (d.  h.  die  Möglichkeit  dieser  oder 
jener  Geistesthätigkeit  bei  einem  Tndividuo), 
welche  ein  Tfaier  überhaupt  und  welche  es 
im  herrorstehenden  Grade  hat,  an  den  vom 
Gehirne  berührten  Tfaeilen  des  Kopfes  und 
Schädels,  vorzüglich  also  an  der  Oberfläche 
des  Kopfes  und  zwar  an  den  Erhabenheiten 
desselben  zu  erkennen,  weid^  die  einzelnen 
Organe,  deren  Sammelplatz  das  Gehirn,  ist, 
hervorbringen* 

Wollen  wir  nun  aber  die  Geistesanlagen 
und  den  höheren  oder  niedrigeren  Grad  der» 


•  I 


selben  an  ihren  Organen  im  Gehirne  uild  nn 
der  Form  des  Kopfes  und  Schadeis  erik^enneiiy 
so  mufs  zuvor  bewieaen,  werden: 

I.  Da/s  von  gesunder  gröjfserer  quand» 
taiiifer  Enc^ickelung  eines  Organs  grofsere 
Kraftuujserung  jbu-  erwarten^  sey^  *)     s' 

Diesen  Satx  finden  wir  in  der  ganzen 
thierischen  Oeconomie  und  überall  in  dersel- 
ben das  Gesetz  bestätigt:  je  gröfser  das  Or- 
gan y  desto  gröfsär  die  Kraft* 

Man  darf  hiebei  nicht  an  greise  gesunde 
Hände  denken,  Ae  dieae  wahrhaftig  selten 
feiner  fühlen  als  kleine  Hände«  Aber  es  sind 
]a  auch  nicht  die  Hände  als  Masse,  aondern 
nur  ihre  Nerren  die  Organe  des  Fühlens  ode^ 
Tastens.  Diese  werden  in  Hinsicht  ihrer 
Gröfse  und  Mc^nge  immer  mit  dem  Si^ne  des 
Betasten«  in  gleichem  Verhältnisse  stehen. 
Dasselbe  findet  man  in  den  rerschieden^n 
Thierklassen  auch  bei  den  übrigen  Sinnen 
bestätigt.  Thiere,  die  kerrorstechend  scharf 
sehen,  scharf  riechen,  fein  schmecken  u.  s.  w« 
haben  auch  respective  hervorstechend  grofs^ 
Seh-  Geruchsf-  und  Geschmacksnerven*  Die 
Organe  der  Geistes verricj^tungen,  die  Hämi« 
Sphären  des  Gehirns '  finden  sich  am  ypUkom« 
mensten  und  gröfsten  beim  Menschen« 

*)    Von  der  ^alitaüveit,  Venchiedenheit  dsr  Organs 
iik£it  tich  bis  fetst  oichtt  suuagM. 


—     58     — 

II.  Daft  die  Farm  des  Gehirns  die  Form 
der  inneren  Knochenlamelle  oder  Tafel  des 
Schädels  vom  ersien  bis  zum  leizien  Augen* 
blicke  des  Lebens  bestimme^  und  man  foig" 
lieh  von  der  Form  der  uufseren  Fläche  des 
Schädels  auf  die  des  Gehirns  so  lange  schliß 
fsen  könne^  als  die  äufsere  Lamelle  der  Schä* 
delknochen  der  inneren  parallel  lauft» 

Schon  die  erste  strahleDrürmige  and  sich 
an  das  Gehirn  «oschmiegende  Ossification  der 
Kopfkoocheii  aus  einzelnen  Verknöchemogs- 
oder  Ossificatiompiinctcheo,  wie  aach  die  erst 
spät  erfolgende  ,  feste  Vereioigang  der  Kopf- 
knochen  berechtigen  uns  zu  schlielsen,  dals 
die  Form  der  inneren  Lamelle  der  Schidel- 
knochen  schon  bei  ihrer  ersten  Bildung  be- 
stimmt werde  durch  das  Gehirn. 

Au&er  allen  Zweifel  aber  wird  dieses  ge- . 
setzt  werden  durch  die  Beleuchtung  und  Wi- 
derlegung der  Einwürfe,  welche  man  gegen 
die  Möglichkeit  der  Erkenn tnifs  der  einsei- 
nen Organe  für  bestimmte  Geistesthatigk^i* 
ten  aus  der  Form  des  Kopfes  gemacht  hat; 
Diese  Einwürfe  sind  folgende: 

i)  Liegt  auch  ein  und  dasselbe  Organ  im- 
mer an  derselben  Stelle  des  Gehirns  und  kann 
man  daher  am  Schädel  bestimmt  die  Stellen 
angeben,  welche  den  einzelnen  Organen  cor- 
respondiren  ?  —   Da  das  Gehirn  Ton  so  wei- 


—  V  39  .   ~\ 

eher,  fast  flSssiger  BesobaEFeoheit  ist,  so  wäre 
beinahe  das  Gegeotheü  ansanehnien.  — ^^ 

«Alleia  der  Augenschein  lehrt,  dafs  sich 
die  Lage  der  einzelnen  Organe  nach. bestimm-« 
ten  Gesetzen  richte,  Indern  die  Falten  iind 
%\^induAgen  der  Hirnhaut  beim  Menschen i^ 
nahe^  und  bei  einFachetenTbi^reti  i)ollkömmen 
symmetrisch  Isind  ün9  immer  an  denselben 
Stellen  Hegern  Daher  kann  man  von  der  be«' 
stimmten  äuiseren  Form*  des  Schädels  auf  die 
bestimmte  Form  des  G(^hims  schlxefseü. ' 

Wie  weit  sich  ein  Organ  und  sein  Merk- 
mal am  Schädel  erstrecke,  läfst  sich  nicht  ge- 
nau angeben;  wohl  aber  läfst  sich  die  lela- 
tive  Vollkommenheit  der  einzelnen  Organe 
auf  der  äufseren  Oberfläche  des  Kopfes  wahr- 
nehmen« 

2)  Wenn  auch  die  inftere  Knochenla« 
melle  der  Schadelknoohen  vermöge  der  eigen« 
thümlichen  OssiHcationsart  der  letzteren  durch 
das  Gehirn  geformt  wird,  so  dafs  sie  den  Er- 
habenheiten und  Vertiefungen  seiner  Ober^ 
/lache  dicht  aufliegt ;  kann  man  dann  auch 
von  der  Form  der  aulsezen  Lamelle  aer 
Schädelknochen  auf  die  der  inneren  aohlie« 
fsen?  —  ^ 

Allerdings ;  denn  die  Erfahrung  und  Beob* 
aphtung  lehit,  dafs  im  gesunden  Zustande^ 
etwa   bis  in   das  vierzigste  Jahr,  die  äulsere 


--    45»    — 

LiftBüril» -der  feAdJima  hrii  äflr 

?>  i«t  «  ijchr  «oiiasciMBilickeT^  «daSi  -die 

wmA   4m  Fugm.  d<»   G^^äurss   sicm   aiudi 
FiMidw  Sdukdusm  rkite? 

dir  G^an  i:gitidfeB,  werden,  i 

dufdi  dj/e  EbtMiciUi  der  KcodieB,  diefli  dm^ 
dMp  tttcb  «ttffea  wSrkesdo  Thifijgfcrat  d»  Ge- 

Nur  weim  die  KopfluioclBao  latlgeclagi 
UßA  di^  OeiiirAaiaMe  serstort  wird,  nur  dann 
^ouutit  V^rrlHsttSg  der  Seelenkräfte,  «adibe- 
hÄll  /iiffr  Schädel  die  Form,  welcher  die  äa- 
bi$fit  Gewalt  ihm  gab«  Sonst  aber  stellt  das 
O^hirn  <li#  ScMdelkaochen  in  die  Form  wie- 
der heff  W<;lch6  »ie  vor  der  Geburt  hatten. 
tifthf  fiu[S$lltod  wird  dieses  durch  den  merk- 
ifUrJigeo  äcbädel  eines  erwachsenen  Men- 
soben  bctwias^n  1  den  Ga//  besitzt  und  jeder- 
fiiann  %*$ifif»  «-*  An  diesem  wurde  durch  die 
lißYif^ttchti  ZsDge  die  äufsere  Knochenlamelle 
lies  Mohtfitalbeios  auf  beiden  Seiten  serbro- 
und  daher  nicht  wieder  in  ihre  vorige 
reftlituirt.     Man  erkennt  daher  an  ihr 


-    41    - 

ganz  voUkommen  und  deutlich  die  Spuren 
lind  die'  ganze  Form  der  24inge»  Dieses  ist 
aber  nic)it  der  Fall  an  der  inneren  Knochen- 
Umelley/  an  der  nun  nicht  den  leisesten  Ein« 
drtiek.  erkennt,  weil  sie  nicht  zerbrochen  und 
daher  durch  die  Thatigkeit  des  Gehirns  wie- 
der in  ihre  gehörige  Form  restituirt  wurde. 
Dals  die  Gewalt  der  Zange  in  diesem^  Falle 
auch  auf  die  innere  Knochenlamelle  der  Schei- 
telbeine gewürkt  und  dieae  gewiCi  betracht- 
lich eingedrückt  habe,  lälst  sich  bei  einer  so 
heftig  einwtirkenden  Gewalt,  wegen  der  Zart« 
heit  und  Dünnheit  der  Kopfknochen  bei  der 
Geburt  und  auch  deshalb  keinen  Augenblick 
bezweifeln,  weil  die  äufsere  Knochenlamelle 
in  diesem  Falle  gänzlich  auFgedrückt  ist  auf 
die  innere I'  und  die  schwammigte  Substanz, 
die  Dipplog,  zwischen  beiden  zerstört  ist. 

Die  Hauptursache  der  nach  aufsen  wür« 
kenden  TH^tigkcit  des  Gehirns  liegt  in  d^r 
yom  Kreislaufe  des  Bluts  herrührenden  rhyt- 
mischen  Bewegung  des  Gehirns. 

Eben  so  wie  diese  bewürkt,  dafs  Tumo« 
res  oder  Aneurismtta  in  den  Membranen  des 
Gehirns  nie  nach  innen,  sondern  hnmer  nach 
auiien  wUrken^  dals  bei  Verwundungen  des 
Schädels  die  Gehirnmasse  nach  aufsen  dringt, 
dafs  die  Gefäfse  des  Gehirns  und  seiner  Häute 
Rinnen  •  in    die    innere   Knochenlamelle   des 


N 


-    4a    - 

Schädels  drücken^  eben  so  hewiirkt  sie  ancht 
dafs  Eindrucke  and  Verschiebaogen  der  Schi« 
dellÄiochen  bei  der  Geburt,  wenn,  nur  die 
Knochen  nicht  dabei  zerbrochen  und  die  un- 
ter den  Stellen,  welche  Gewalt'  erlitten ^  be« 
Andlich*'n  Theile  dfs  Gehirns  nicht  serstSrt 
und  paraijsirt  werden,  wieder  ohne  alle  in* 
fsere  Hülfe  gehoben  werden.  -^  Wer  bringt 
denn  wohl  die  Köpfe  der  Thiere,  die  doch 
sicher  oft  auch  bei  der  Geburt  gedrückt  jDind 
rerschoben  werden,  in. die  gehörige  Form? 

4)  Aber  entifickeln  sich  nicht  die  wich- 
tigsten Organe  des  animalischen  Lebens,  nnd 
die  der  Geistesrerrlchtungen  erst  naph  utid 
lange  nach  der  Geburt,  v?ean  die  Schüdel- 
knochen  laugst  Torwachsen  siud?  Und  kann 
das  Gehirn  dann  noch  wohl  auf  die  Form  des 
Schädels  würken,  und  Merkmale  der  Organe 
und  ihrer  gröfseren  oder  geringeren  Eatwik- 
kelung  an  demselben  hervorbringen?  -— 

Ohne  über  das  Wie.^  hiebei  Recheo- 
schaft  geben  zu  köon^^  i^t  so  viel  ausge- 
macht, dtil'i  der  Schädel  auch  dann,  wenn 
schon  die  Knochen  desselben  verwachsen  sind, 
durch  das  Gehirn  geformt  werde.  <--«  Man 
beobachte  nur  die  Köpfe  der  Kinder,  wie  sie 
K  nach  und   nach  anders   gestalten,      D^e 

in  Organe  der  Geistesverrichtungen,  wel- 

ich  bei  Kindet'n  entwickeln,  sind  die  tat 


T  43  -- 

das  Aulfassen  der  Aufsenwelr,  der  eioselnen 
SaöheD)  Orte'u.  ••  w.»  welphe»  wie  wir  un- 
ten sehen  werdcfn,  tn  den  dem  unteren  Theile 
der  Stira  corfespon(}irenden  Stelleb  des  Ge« 
hirns  liegen.  Die  Entwickeluog  dieser  Or- 
gane lä&t^ftich  nun  auch  in  der  allmähligen 
Bildung  des  Schädels  yoilkommen  nachwei- 
sen. Denn,  wir  bemerken,  dafs  bei  allen  Kin« 
dern  im  yierten,  fUnften  Monate  der  rordera 
Theil  der  Stirn ,  welcher  jenen  Organen  cor- 
respondirt|  anschwillt  und  sich  nach  rora 
senkt. 

Dieses  bestätigt  sich  auch  bei  dem  0^-« 
gane  der  Geschlechtsliebe ^  welches  den  depi 
Hinterhaupte  eorrespondirenden  Theil  des 
Gehirns,  nemlich  das  kleine  Gehirn  einnimmti 
wie  unten  bewiesen  werden  wird.  .  ^ 

Bekanntlich  ist  das  kleine  Gehirn  im  Ver« 
hältnifs  zu  dem  grofsen  bei  Kindern  viel 
schwächer  entwickelt ,  wie  bei  Erwachsenen* 
Die  allmählige  Entwickeluug  dieses  Organs 
in  Mifsverhältnifs  mit  den  übrigeUi  giebt  sich 
auch  durch  die  Bildung  des  Schädels  kund. 

Es  beträgt  nämlich  der,  dem  kleinen  Ge- 
hirne oder  dem  Organe  der  Gesoblechtslieba 
correspondirenrle,  Raum  des  Schädels  zwi- 
schen den  beiden  zitzenförmigen  Fortsätzen 
der  Schläfenbeine,  von  einem  zum  ander.en 
hinüber   gemessen,    bei   Kindern   anderthalb 


-    44    - 

I 

Zoll  und  der,  einigen  tndei'n  Orgaaea  cor- 
reapondirendei  Raum  des  Schädeli,  zwischen 
denselben  Fortsätzen  und  der  Höhe  der  Schei- 
telbeine drei  Zoll.  Bei  fortschreitendem 
Wachsrhucne  aber,  wenn  sich  die  Geschlechts« 
liebe  und  ihr  Organ  mehr  und  mehr  ent- 
wicicelp,  bleibt  dieses  Verhältnifs  am  Schädel 
nichts  und  der  Raum  swischen  den  beiden 
Zitienfortsätzen  nähert  sieb,  wie  die  Verglei- 
chung  mehrerer  Schädel  von  rerschiedenem 
Alter  unwiderleglich  zeigte  an  Breite  immer 
mehr  und  mehr  dem  Räume  zwischen  den 
Zitzenfortsätzen  und  der  Höhe  der  Scheitel« 
beine,  so  dals  er  demselben  nach  roUeode- 
ten  Wachsthume  roUkommen  gleich  ^Sojntf 
ja  selbst  ihn  Übertrift. 

Aus  der  Widerlegung  des  dritten  nnd 
Tierten  Einwurfs  erhellet  auch  die  Nichtigkeit 
des  Einwurfes:  dafs  manche  Nationen  den 
Kopf  der  Kinder  formen,  und  deshalb,  wenn 
jene  Behauptung,  dafs  der  Schädel  geformt 
werde  durch  die  Organe  der  Geistesyerrich- 
tungen  im  Gehirne,  wahr  sey,  man  bei  die« 
sen  Nationen  die  gröfsten  Geisteszerriittun- 
gen  wahrnehmen  müsse.  — « 

Denn  wir  haben  gesehen:  dals  zuvörderst 
ichiebungen  und  Eindrücke  der  Kopfkno- 
,j  wenn  nur  die  letzteren-  nicht  serbro; 
.  nnd  das  darunter  liegende  Gehirn  nicht 


-    4«    -^. 

* 

paraljiirt  werde ,  durch  Ait  ThSti^eit  des 
Gehirns  wieder  gehoben  werden,  dafs  fierner 
der  Schädel  auch,  Wenn  seine  einzelnen  Kne- 
cben  längst  verwachsen  find,  geformt  ^erde  . 
durch  die  Thätigiceit  des  Gehirps  und  seiner 
Theile:  Woraus  folgt  ^  dats  wenn  auch  ^ie 
Form  des  Schädels  nach  der  Geburt  durch 
äufsere  Gewalt  verändert  wird,  die  Entwicke- 
lung  der  Organe  und  ihrer  Merkmale  am 
Schädel  doch  ihren  ununterbrochenen  Fort- 
gang nimmt,  -«  versteht  sich,  wenn  die  Kno- 
chen nicht  serbroChen  und  das  daruntef  lie- 
gende Gehirn  nicht  terstört  worden. 

Uebrigens  melden  aber  auch  die  Reise- 
beschreiber,  dafs  bei  denjenigen  Nationen, 
welche  die  Kopfe  ihrer  Kinder  im  hohen  Gra- 
de und  durch  eine  lange  anhaltende  aulsere 
Gewalt  verunitalten ,  (wo  also  häufig  die  Schä- 
delknochen zerbrechen  und  die  unter  densel- 
ben liegende  Stellen  des  Gehirns  paralysirt 
werden  müssen),  blödsinnige  sohwaohköpfige 
Menschen  sehr  häufig  sind, 

5)  Da  aber  die  Ossification  ohnläugbar 
gewissen  Crystallisationsgesetzen  unterworfen 
istf  (denn  wie  will  man  sich  ohne  die  An- 
nahme derselben  die  Entstehung  der  Höh* 
len  des  Stirnbeins,  der  oberen  Kinnlade  u» 
s.  w.  und  den  ganzen  Ossificationsprocers 
überhaupt  erklären  ?)  wie  kann  denn  die  Forih 


-     46     - 

des  Schadeis  bestimmt  werden  darch  die  Tha- 
thigkeit  des  Gehirns? 

£s  dient  hierauf  xnr  Antwort: 
Wir  beobachten  dieses  in  der  gansen  'Na- 
tur sehr  häuCg,  dafs  ein  Naturgesetz  dena  an- 
deren untergeordnet  sey,  das  niedere  ange- 
hoben Werde  durch  das  höhere.  So  wir4  iä 
diesem  Falle  das  physische  Cfystalliaationsge« 
setz  aufgehoben  durch  die  lebendige  Thatig- 
keit  das  Gehirns» 

Wir  sehen  überdies  sehr  häufig,  dafs  Kno- 
chensubstanz  unabhängig  von   den  gewohnt 
eben  Gesetzen  der  OsAiücation  erzeugt  und 
dals  das  eigentliche  Gesetz  derselben  au^eho 
ben  und  abgeändert  wird  durch  die   Thätig'* 
keit   des    Gehirns*     Denn   beim    Mangel  des 
Knochens  z.  B.  durch  die  Trennung   der  So- 
turen   bei  Wasserköpfen ,    sowohl  in  der  Ju*. 
gen  dals  im  Alter,  nach  der  Trepanationi  nach 
Verwundungen  u«  s.w.  wird  nur  die   innere 
Knochenlamelle,  nicht  die  äufsere  ersetzt«   Er- 
folgte hier  die  Ossification   nach  bestimmtea 
Crystallisationsgeietzen,   so   müfste    auch  die 
ändere  Knochenlamelle  ersetzt  werden.  Auch 
rd  die  innere  Lamelle  nicht  wieder  herge- 
he   trenn  durch  die  Gewalt ,    welche  das 
kohenyerlust  bewUrkte,    auch  das   Gehim 
;5rt  wird.     Dann  bleibt  aber  auch  immer 
)d  tine  Nervenkrankheit  auriick» 


•     -     47     -     . 

6)  Werden  aber  die  Form  und  die  Er- 
habenheitea  desSchädeli  nicht  vielleicht  durch  ' 
die  WUrkung  der  an  ihm  befestigten  Muskeln 
hervorgebracht 9  da  wir  sehen,  dafs  die  Mus- 
keln doch,  an  anderen  Knochen  durch  ihre 
Würkung  dergleichen  Erhabenheiten  und  Her- 
vorragungen  bilden?  «-^ 

Da,  wie  bereits  bemerkt  worden,  die  in* 
nere  Knochenlamelle  der  Schädelknochen  der 
äufseren  stets  und  selbst  im  höheren  Alter, 
wenn  beide  Lamellen  beträchtlich  von  einan« 
der  abweichen,  entspricht  und  parallel  läufd 
so  bedarf  diesisr  Einwurf  keiner  weiteren  Wi« 
derlegung,  indem  die  Muskeli^  doch  wphl 
nur  auf  die  Hulsere,  ntcjbt  aber  auf  die  in« 
nere  Lamelle  der  Schädelknochen  wärken 
kann. 

7)  Wenn  der  Wachsthum  und  die  £nt- 
wickelung'des  Gehirns  und  seiner  Theile  Ein« 
fluls  hat  auf  die  Form  de»  Schädels,  so  mii^ 
dieseljbe  auch  durch  Abnahme  und  durch  ein« 
tretende  UnvoUkommenheit  des  Gehirns  ver* 
ändert  werden. 

Dieses  ist  allerdings  auch  der  FalL  -— ^ 
So  wie  nämlich  im  Alter  die  Geiateskräfie  ab* 
nehmen,  schwindet  auch  das  Gehirn,  die  Wi^* 
düngen  desselben  treten  weiter  aus  eiaander 
und  sinken  mehr  ein.  —  Alsdann  sinken  nur 
entweder  beide  Lamellen  der  Schädelknochen 


-    48    - 

dem  Gehirne  nacb^  so  daüs  die  Erhab^Dhei- 
ten  des  Schädels  (meistens  znerst  die  der  Stirn) 
nach  und  nach  ainken  und  rerschwinden,  und 
der  Kopf  überhaupt  kleiner  wird,  wie  dies  die 
tägHche  Beobachtung  alter  Subjecte  bewailst, 
oder  die  Knochen  des  Schädels  werden  theib 
durch  Ansetzen  von  neuer  Knochenmasse  an 
die  Stelle  des  geschwundenen  Gehirns,  theils 
dadurch  dicker,  dals  die  innere  Lamelle  der 
Schadelknochen  dem  Gehirne  nachstnkt  nnd  * 
neue  schwammigte  Substanz  (dipploe)  zwi*^ 
sehen  sie  und  die  iulsere  Lamelle  der  Schi* 
delknochen  abgesetzt  wird.  Daher  denn  andi 
alle  Köpfe  im  Alter  entweder  kleiner  oder 
schwerer,  oder  auch  beides  zugleich  werden. 

Aber  nicht  allein  im  gesunden  Zustande 
bestimmt  das  Gehirn  die  Form  des  Schidels, 
sondern  auch  im  kranken;  Krankheit  des  Ge« 
hirns  bewürkt  auch  kranke  Form  des  Schi- 
dels, so  dals  dieselbe  selbst  zum  diagnosti« 
sehen  Merkmale  der  Krankheit  des  Gehirns 
dienen  kann. 

Beim  imierep  Wasserkopfe  treten  mei« 
stens  die  Scheitelbeine  {ossa  parieiaÜa)  nach 
aufsen.  Anfangs  aber  drückt  das  Wass«*  yor* 
züglich  nach  unten,  macht  den  Boden  det 
Schädels  (basis  cranii)  platter  und  die  Au* 
genhölen  {orbiiae\  enger,  so  dafs  die  Auges 
dadurch  hervorgetrieben  werden» 

Wenn 


.     —    -49  -  — 

/ 

^Wenri  ein  Wahnsinn  lange  dauierti  so 
schwindet  sympathisch  allmähiig  ein  Theil  dies 
Gehirns  nach  dem  andern ,  bis  zuletzt  Bl«d> 
sinn  erfolgt.  Pleses  hat  auch  immer  ein  Klei- 
Her-  werden ,  meistens  aber  ein .  SchwQter-, 
Dichter-  und  Dicker- werden^  des  Schädel$ 
sur  Folge,  indem,  wie  bereits  angegeben^  die 
innere  Lamelle  der  Schädelknpchen  dem 
schwindenden  Gehirne  nachhinkt  und  der- er-' 
weiterte  Zwischenraum  zwischen  ihr  und  der^ 
äuTsern  Lamelle  mit  neuer  Dipplpe  aufgefüllt 
wird.  Man  findet  auch  diircfagehends  ^  die' 
Schädel  der  Wahnisinnigen,  Wienn  nlmlicU  der . 
Wahnsinn  nicht  mehr  neu  und  nicht  -etst  vor 
Kurzem  entstanden  ist,  'rorzüglich'  abeir  der 
Blödsinnigen  auffallend  schwerer,^  dichter  und 
dicker. 

Wenn  man  daher  bei  Wahnsinnigen  am 
Gehirne  keine  Spur  einer  Zerstörung  oder 
Anomalie  findet,  so  beweifst  dieses  nichts. 
Am  Schädel  aber  kann  man  erkennen,  -ob 
und  dafs  es  krank  gewesen  sej. 

Auch  bei  Selbstmördern  hat  Gall  den 
Schädel  schwerer  und  dichter  gefunden«  Er 
zieht  hieraur^den  Schln&/  dafs  der  Selbstfaord 
auf  allgemeiner  Krankheit  des  ganzen  Gehirns, 
und  nicht  eines  einzelnen  Tfaeiles  desselben 
beruhe,  dafs  folglich  der  Lebenstrieb  kein^ 
besonderes  Organ  habe* 

Journ.  XXI. B.  ^.Sh  D 


—     5o     — 

Leidet  nur  ein  Theil  dn%  Gehirns,  so  ist 
auch  laut  d^r  Erfahrung  nur  ein  Theil  des 
Schädels  verändert» 

Bleibt  ferner  das  Gehirn  durch  Krank* 
heit  oder  nachtheilige  Eiuflü^d  unentwickelt, 
io  bleibt  es  auch  der  Schädel«  £r  bleibt  kleia 
und  wird  (est  wie  Elfenbein,  wie  man  diei 
bei  unvollkomaien  entwirkelren  Kindern^,  aber 
auch  bei  Blödsinniggeboriien,  bei  den  Kaker- 
laken und  solchen  Völkern  beobachtet,  die 
durch  lange  SclaVerei  in  ihrer  Entwickelnng 
ui^terdrlickt  sind.  Bei  allen  diesen  findet  mao 
den  Schädel  durchgängig  kleiner  und  dicker. 

Durch  die  Widerlegung  der  bis  hleher 
aufgezählten  Einwurf>3  und  alles  Bisherige, 
würde  sonath  die  obige  Behauptung:  dafs  das 
Gehirn  die  Form  des  Schädels  bestimme^  and 
man  an  ihr  nicht  allein  die  Gegenwart  ^  son^ 
dern  auch  die  gröf&cre  oder  geringere  £nr- 
Wickelung  deijenigen  Organe«  deren  Sammel- 
platz das  Gehirn  ist^  erkennen  könne  ^  bewie* 
sen  seyn« 


amf^ 


Ehe  wir  nun  aber  zur  Bestimmung  tmi 
Aufsuchung  der  einzelnen  Organe  afii  Schä- 
del ^  d.  h.  der  Erhabenheiten  desselben  ^  wel- 
che den  Organen  im  Gehirne  entsprechen, 
schreiten,  bleibt  zuvor  noch  eine  sehr  wich- 


•* 


s       -    V         _     5*      -- 

tige  titoä  bis  jetit  flicht  gaht  vol!kommeh  zu 
losenda  Frage  zu  berichtigen,- liämfifch  die: 
fun.  t/velche  Geistesanlagen  und  Krüße  kaHH 
und  soll  man  Organe  suchen  ? 

Den  Sitz  det  S^ele  im  Allgemeizreir  kn* 
iEUgeben,  geh  (igt  nach  dem  Bisherigetr  oitht. 
Man  kann  auch  denselben  nickt  bestininien, 
weil  sich  koiil  Punkt  angc^ben  läfst^  WO  ailö^ 
diilzelnen  Nervall  und.  Oi^gane  für  di<^  i^iniiel« 
tien  Fähigkeiten  und  Neigungeli  sich  Ver* 
einigten* 

SomrHeringf  Hjpothesd  ^otit  Sitte  iet 
Seele  in  der  Feuchtigkeit  der  Vierten  Hirti- 
hole  ist  nicht  haltbar  ^  weil  sie  auf  falsclien 
Annahmen  beruhet  ^  indem  einmal  die  <&6« 
genwart  der  Feuchtigkeit  in  detseibeti  im  le-  * 
banden  und  gesunden  Zustande  noch  nicht 
erwiesen  isti  und  zweitens  auch  Hiebt  alle 
Nerven^  z.  B«  der  Gehornerire  iü  diese  Hil-n« 
hole  eddigf^n« 

Das  Thier  ttbdtbaupt  unt^tscbeidet  Sieh 
töA  der  gansen  übiigen  Natur  dadurch  ^  däü 
es  die  Dinge  ^n6$et  skh^  die  Aufsenwdt  waht-^ 
tudimt^  fiewuCitseya  derS§li>($ib  bat  und  da^  : 
durdh  fähig  wird^  auf  diehelba  IlttS^  &icb  bet« 
aus  ttt  reagif^i«  Doch  vernlmtiit  das  Thieir 
Hut  so  viel  von  der  Au(si»nWelt^  als  ^s  Or^ ' 
gatte  h2^^  dieselbe  währzUfiehmcn^  je  einfa* 
ch«lre>  je  Wetiigete  Orgitoo  es  bat ^  desto  eil-» 


—  Sä- 
ger die  Welt  des  Thicres.  Je  yonkomniener, 
je  zahliticber  die  Oigane  in  den  TfaterklasMD 
Hecaustreten ,  desto  mehr  erweitert  sich  dem 
Thiere  die  Welt,  desto  mehr  geht  der  innere 
Sinn  auE 

Hiernach  lälst  sich  nun  auch  die  GrSnza 
swischea  der  Thierwelt  insbesonriere  und  der 
Menschenwelt  bestimmeD.  —  \Vir  Nf>h(^  ;,  dals 
ohngeachtet  die  Thiere  grörsrenf  n^-,  ■;  (.  ^.nso 
yollkommene^  ja  selbst  vollkoinnu".cio  Sina- 
organe  haben,  wie  der  Mensch,   dieser  doch 
einer  yolikommrnere  Wahrnt'hmung  der  Au« 
fsenw«lt  und  einer  yollkoajmenrren   Reaction 
auf   dieselbe    fähig    ist;    w^ium?    Weil    der 
Mensch  für  mehr  Mudiricationen  der  Aullien- 
welt  Empfänglichkeit  hat,  wie  das  Thier;  weil 
der  Mensch  Kräfte  hat,    die   bestimmten  Ver« 
hältnisse  der  Äui'senwelt,   welche  er  wie  das 
Thier  und  das  Thier  wie  er  durch  den  äufse- 
ren  Sinn  wahrnimmt ,  mehr  auszubilden ,  su« 
sammen  su  stellen  in  mannichfachen  Verhält- 
nissen, zu  sondern  u.  s.  w.,  kurz,  .weil  er  in- 
nere/} Sinn,  weil   er  Denkkräfte  hat.  -^  Da- 
her mufs  er  auch  nun  Organe  haben,  die  dem 
Thiere  fehlen. 

Welche  sind  denn  nun  die  Modificatio- 
^  'Veit,   für .  welche  der  Mensch  Eop 

"v  folglich  auch  Organe  hatP  WeL- 
Organen  sind  unabhängig  und 


'       .    \ 

—     53     — 

Im  Allgemeihen  bezeichnen  wir  äie  Fa- 
kigkeiten,  welche  der  Me'nseh  zeigt,  mit  dem 
Namen  Verstand^  bei  den  Thieren  mit  dem 
Nftmen  Instinct^  An  sich  sind  aber  Verstand 
luhl  Instinct  nicht  unterschieden.  Beiden 
liegt  gleicher  Sinn,  unfd'  Kraft  zum  Grunde 
z;  B.  dem  Bauen  des  Biebers.  wie  dem  &q% 
Arcfaitecten.  Allein  der  Mensch  unterschei- 
det sich  dadurch  von  dem  Thiere,  dafs  er 
diese  Kraft  versteht^  \xxA  hat  daher  Verstand. 
—  Instinct  bezeichnet  daher  nur  das  Nichts 
Ferstehn  seiner  Fähigkeit,  die  das  Thier  au- 
fs er  t  — i  den  Trieb* 

Ndn  müssen  wir  aber  bei  Menschen  und 
Thieren  für  ^ie  einzelnen  bestimmten  AeuFse« 
rungen  der  Kraft,  welche  das  Prinzip  aller 
Oeistesthätigkeiten  ist^  auch  besondere  Or- 
gane annehmen.  Denn  woher  sonst  znyör- 
derst  bei  Thieren  die  einzelnen  bestimmten 
Instincte  oder  Triebe?  Man  erwiedere  nicht: 
vom  Bedürfnisse*  Denn  wie  häufig  sehen  wir 
nicht  Thiere  ihre  dringendsten  Bedürfnisse 
nicht  befriedigen,  z.  B.  Hunde  und  andere 
Thiere  den  unbehaglichen  Zustand  der  Nässe 
und  Kälte  nicht  Aiehon,  ohngeachtet  die  Mit- 
tel dazu  ihnen  zu  Gebote  stehen?  Woher 
ferner  beim  Menschen  die  einzelnen  hervor- 
stechenden Fähigkeiten  und  Neigungen^  die 
man  gewöhnlich  angeborne  nennt? 


«     54     - 

In  wie  Tiden  Fällen  ist  z«  B«  der  Trieb 
lum  Stehlen  ftchiecbterdings  nicht  RMultat 
der  Gesellschaft  und  de«  Bedürfnisses,  Hilt 
man  ni  ,ht  FäMe.  dafs  Fürsten  und  Könige 
st^hltn  und  dafs  die  begütertsten  und  gebil- 
d^;t.ten  Menschen  dem  Triebe  zu  Stehlen  nicht 
'widtfrstpben  konnten?  — ^  So  sind  auch  die 
T^*rworfenstcn  Menschen  der  g^Öfsten  freund* 
schaitlichen  Anh'inglicbkeit  fäh;g;  woher? 
Doch  wohl  rieht  durch  morali^chea  Raison- 
nement  unrl  Verdioost.  Letztere  sind'Wnhr^ 
lieh  auch  nicht  immer  die  Quelle  des  matter^ 
liehen  Liebe,  wie  auch  schon  die  gewöhnli-« 
che  Deokait,  dafs  die  AnhängUchl^eit  der 
Eltern  an  ihre  Kinder,  und  der  Kiqdeir  A^ 
ihre  Ehern  etwas  Angebornes  sey,  aodeutett 
Ferner  beobachten  wir  auch  bei  m^ni^ieil 
Srl^nschen  Rtligiosität  und  Irreligiosit^it  viel 
zu  oft  unabhängig  von  allen  Raisonnirep  und 
alit^r  Vernunltherrschaft  C^-')>  ""^  nicht  für 
die  Religiosiiätji  wie  für  die  übrigen  genann« 
ten  F.ihigkeiten  und  Neigungen  ein  besonde-t 
Xts  ür>^an  annehmen  zu  müssen. 

Nur  für  die  einzelnen  bestimmten  Fähig« 
keiton  und  Neigungen,  die  den  Geisfesthätig- 
keiton  und  Handluijgsweisen  des  Menscheoi 
wie  den  Insrinct<^n  und  Handlungsvir eisen  der 
Thiore  zum  Grunde  !-egen,  kann  fnan  daher 
Organe  suchen  und  finden,  nicht  aber; 


^  » 


Nachdem  wir  somit  die. Hiilfsmittel  ken- 

.  Aen  gelernt  haben,  deren  sich  Dr«  Galt  zur 
AulFindnng  und  Bestimmung  der'  einzelnen 
Organe  bediente,  geben  wir  zur  Bestimmung 
und  fCennrnirf  derselben  selbst  über,  so  wie 
sie  aus  reiner  Naturbeobachti^ng  hervorge- 
gangen, ;  ' 

I.    Diejenigen  Organe,  durch  welche  der 
Mensch  zur  Würkung  auf  die  Aulsenwelt  un- 
mittelbar befähigt  ist:  '' 
I.    Das  Organ  d&r  G^schleckisliebe. 

'Wie  bereits  bemerkt  worden,  ist  clas  kleine 
Oehirn  das  Organ  der  Geschlechtsliebe;  und 
giebt  sich  am  Schädel  iind  zwar^am  Hinter- 
hauptsbeine durch  den  unterhalb  der  Linea^ 
semicircularis  inferior  nach  den  grofsen  Hin« 
terhauptsloohe  zu  gelegenen  Theil   desselb^n^ 

];^  an  lebenden  Menschen  daher  nur  durch  die 
Dicke  und  Breite  des  Halses  und  Nackens  zu 
erkennen»  Es  erscheint  am  Schädel  dopp^It^ 
weil,  wenn  gleich  beide  Organe  der  Geschlechts-  - 
liebe,  beide  Hügel  des  klmnen  Gehirns  zu- 
aammenstofsen,  doch  jedes,  wegen  der  zwischen 
ihnen  liegenden  Crista  occipitalis  interna  ^ine 
besondere  Wulst  am  %Sx:hädel  bewürkt» 

Dafs  das  kleine  Gehirn  das   Organ   der 
Geschlecbtsliebe  sey,  wird  bewiesen: 

ä)  dadurch,  dafs  sich  dasselbe,  wie  gleich-  ^ 

.falls  ous  dem  Obigen  schon  bekannt  ist,  nebst 


—     56     — 

Dasselbe  gilt  ja  auch  yon  den  Sinnorga-» 
nen.  Durch  Uebung  sind  wir  s.  B.  im  Stan- 
de, bestimmte  Gerüche —  bestimmte  Thätig- 
keitea  des  Gprucbsor^aas  hervorzurufen,  ohne 
Gegenwart  des  rit^chf^oden  Gegenstandes; 

r)  die  Unheilskrafc  —  Judicium.  Ein  fedes 
Organ  bekommt  Judicium ,  wenn  es  durch 
UebuDg  noch  höher  gesteigert- potenziirt  wird 
So  entsteht  Ton-  Judicium,  Zahlen -Judicium, 
Ort -Judicium. 

d)  die  Einbildungskrofi  oder  ErfindungSp 
kraft  kann  allen  Oiganen  gemein  werden; 
denn  bei  einer  hoch  höher  gesteigerten  Tha- 
tigkcit  d'3r  Organe  als  diejenige ,  durch 
welche  dio  vorigen  Vermögen,  nämlich  das 
Auffassung* vermögen 9  GedächtoÜs  und  das 
Judicium  cocstituirt  werden,  entsteht  in  al- 
len Organen  productive  Kraft  nach  aufsen  — 
Einbildungs^  oder  Erßadungskrafc^  das  Ver- 
mögen, Zahlen-  oder  Ort-  oder  Tonyerhält- 
nisse  aus  dem  Inneren  selbst  zu  erzeugen,  ihre 
Existenz  von  vorn  zu  machen ,  ohne  sie  im 
Gedächtnisse  zu  haben  —  also  das,  was  man 
eigentlich  Genie^  Urkraft  nennt,  als  die  höch- 
ste Stufe  der  Ausbildung  und  Kraft  des.  ein- 
zelnen Organs. 

Aber  eben,  weil  diese  erst  ans  der 
Entwickeliing  eines  oder  einzelner  Organe 
hervorgeht,     wir:!     es    nie     ein    Genie     für 


allö   Fähigkeiten,    immer    nur    für    einzelne 
geben. 

3)  Für  die  verschiedenen  Stufen  der  Äus^ 
bildung  des  Emp&fldnngsyermögeiis ,  nämlich 
Trieb ,  Begierde  und  Leidenschaft*  —  So  ist. 
z.  B.  die  Anlage  der  Gescblechtsliebe  bei  der 
Geburt  da.  Im  dritten,  yierten  Lebensjahre 
zeigt  das  Kind  schon  einige  Entwickelung  der- 
selben, melir  loteresse  für  seine  Geschlechts* 
theile.  Beim  Jünglinge«  und  Mädchen  wird 
die  Anlage  Triebe  bei  Cultur  desselben  Be^ 
gierde  und  endlich  Leidenschaft  (passia)^  Für 
diese  Stufen  oder  Potenzen  der  Anlage  kann 
man  daher  kein  Organ  suchen  lind  finden, 
sondern  nur  für  die  einzelne  bestimmte  An- 
lage, aus  deren  Entwickelung  sie  hervorgehen. 

4)  Für  die  Afjecten.  Sie  sind  nur  Mo- 
dificationen  anderer  Organe.  Freude  ^  Froh^ 
sinn  z.  B.  entspringen  aus .  der  Zusammen- 
stimmung aller  Organe,  aus  der  Harmo- 
nie ihrer  Thätigkeit,  finden  sich  daher  am 
meisten  bei  jungen,  gesunden  Menschen, 
Schmerz,  MiTsbehagen  hingegen  das  Resultat 
der  Disharmonie  in  der  Thätigkeit  der  Or- 
gane häufiger  in  dem  höheren  Alter  und  den 
reiferen  (auch  den  frühreiferen)  Jahren» 

5)  Für  das  Gewissen. 

Da  wir  sehen,  dafs  so  viele  Menschen 
die  grüfsten  Uebel-  und  Schandthaten  ohne 


—     55     — 

^'i^iTy^A,    ii^i  «:%«  Gff^i^vea  tccb  ein   bvsoa- 
<f^r'5   Off<B   he*^  tJDd   cit   i!«»«i  g-oi»:Tcr 
oder  ^•;rB?*?'*rr  E  .t^rick^liiE?  :sb  Veihältniise 
M*  fae.     A!}>ia  ({''»'.noch  finrfri  s.ca   und   giebc 
es  kein  Org  n  für  da«  Gewift««-n.     Denn   ds 
Gewiift^.n  ia  zu;n  Tnetl  nntUrlich^  zam  Thefl 
künalicb  ncd  trno'^l/^n.     Dai  naturüclie  Ge- 
wissen ist  nichts,  als  das  Kesnltat  des  Wider- 
spru'.h^    f^c!^"    '^^'*  na'drhchen    angeborenen 
N^i^ung'jn,   od'.-r  der  Uebereinstimmnng  mit 
dens'^Ib^n  von  aafs<;n,    und  kann  daher  kein 
b':soDd';res  Organ  falben.     Vermöge  dossd- 
bf'.n  bffp'u^^t  ab'^r  z.  B.  der  gutmüthige,  stiDe 
Mansch  cin<*  rasche,  in  Uebereüung,  im  Zor- 
n«?   rollbrachte.  That  und  der  Bösewicht  die 
iNi'.htbefried.'gung  adner  schlechten   Neigung 
bf;i   gehabter  Gf^lp^jcnheit  auf  gleiche  Webe. 
I'ni  dirrs^tn  natiizÜchen  Gewissen  das  Gleich- 
grfwicht  zu  halten    und   es  richtig  zu   leiteni 
mufs  das  kämt  liehe  durch  eine  Menge  künst- 
lich   hcrboigorühitrr    Motive    hervorgebracht 
wciid^n.     Da  dit;ses  künttiiche  Gewissen  also 
^rst  da«  H'  sultat  von-  einer  Menge  künstlich 
h«$rboigefährt(  r  Motive  ist),  so  kana   es   keia 
t;inz^lnes   Organ  und   überhaupt    kein   Organ 
d^für  gob(  n,  als  in  so  tern  diose  Motive  Tbä^ 
tigkcitr:n  di^!5-'!s  oder  jen«s  Organs  sind^ 

6)  Für  liio  Ftrnunjt*     Sia   ist   daf  in- 


-,     «9    —    ' 

und  durofaeinandefr  WUrjten  aller  Fähigkeiten 
nnd  ihrer  Organe« 

Gegen  diese  Behauptnngf  (^efs  jede  ein-^ 
teln^  beatUnmte  Fähigkeit  und  Neigung  ihr 
besonderes  Organ  haben  müsse,  hat  mw  TPt-> 
«üblich  den  Einwurf  gemacht: 

Oab  dadur  h  die  moralifche  Freiheit  ver^ 
nichtet  weide,  indem  ja,  wenn  Einern  Men- 
achen  dieses  oder  jenes  Organ  im  eminenten 
Grade  angeboren  worden«  er  nicht  imstande 
sey^  ge^en  die  daran  geknüpfte  Fähigkeit 
oder  r^eigung  zu  handeln;  -^  ein  Einwurf^ 
der  wegen  seiner  grolsen  Wichtigkeit;  berückt 
sichtiget  und  gehoben  werden  mufs. 

Hierauf  dient  zur  Antwort,  dafa  laut  dem 
Obigen  durch  das  Organ  nur  die  Anlage,  nur 
die  Möglichkeit  dieser  oder  jepejr  Geistesthätig-» 
keit,  diesea  oder  jenes  Triebes  gesetzt  sey,  die 
ja  auch  offenbar  und  laut  der  Erfahrung  dem 
einen  Menschen  in  höherem  Grade  angebe* 
ren  ist,  als  dem  anderen.  Nicht  aber  ist  daa 
Organ  aufgestellt  worden,  al$  das  Prinoip  der 
Geistest hätigkeit  oder  des  Triebee  selbst,  so 
da£i,  jenes  gesetzt,  auch  diese  nothwendig 
gesetzt  werde,  Folgliob  kann  auch  durch  jene 
Behauptung  die  moralische  Freiheit  des.  Men- 
schen, seine  Hestinimbarkett*  durch  Motive 
nicht  aufgehoben  werden«  Diese  erkennen 
wir  ja  in  gei?issem  Grade  euch  den  Thieren 


sich  zvLpMch  auifallepd  bei  Ki^dein  und  bei 
drn  AflFei^  fixid«'t.  welche  nimiptlich  «ich  i)tirfdi 
grol'se  EmptindliphKeit  auszeichnen,  aa  wurde 
Call  hieduf'ch  verlritot,  diese|i  Theil  de«  Ge- 
hirns für  ddK  Ofgan  der  Kmpfihdlicktseii  n 
halten  y  wie  inai^  auch  in  yertchiedenen  Dai^ 
Stellungen  der  Qallschen  Schädellel^ra  anga» 
>  geben  findt^r. 

Da  ab(>r  Gn//  bald  anfing  einzusehen,  da& 
EmpÜP'Uichkpit  eine  ailgemeii^e  Eige^iaQliaft 
aller  O/ga'^e  §ey,  d/ifs  e^  folglich  (^eio  bei 
sonfl^res  Qrgan  dafür  geben  köpne,  «o  wurde 
er  dadurch  zi^  weiterei;!  Untefsuchungen  genö? 
thigt,  lyelrb^  ihn  überzeugten,  dals  ^^rt  dtf 
angegehfnen  ß^telk  des,  Sc^iädels  correapoDdi- 
rende  Theil  des  Gehirns.. das  Qrgan  ^e^  |Ud- 
der-  nnd  «Jungenliebe  sej,  welches  bei  |Un* 
dern  auf  eine  ei^^enthümlicbe  Weise  modi? 
ficirt,  d.ie  Li^be  der  Kindef  und  Jungen  n 
den  Eltein  coctotituirt. 

Pafs  der  i^ngegebene  Th^il  dea  Gehinul 
das  Orgjan  der  Kinder-  v(nc|  Jiingenlie^  a^ey^ 
^ird  bey^iesen: 

d)  dadiircl),    (^afs   er  sicl^  inii  Allgemein 

|x^TTor£ttechend  bei  Weibern  und  weiblichen 

Thifren,    und  ui^ter   lettterei:^    ^es^nder^i  iq 

dei^  Thiergatmngen  findet,    ix\  welche^  ^id^ 

'-  ^iSLS  Manj;icl^en  gs^r  nickt  un^  d^O  Junge^  he« 

ln\ffiert,  ^i?  z^  fr.  de?  Oc^  d??  Rundj,  de( 

h.^  u.  s.  w* 


-     6t     - 

/ 

t^n,  von  denen  v^ir  nichts  wissen;  und  cJals 
deshalb  ein  Vergleich  mit  ihnen  und  Tön  ih- 
nen nicht  möglich  spy.  —  Solche  Eigenschaf- 
ten aber  konnten  die  Thiere  nur  haben,  Wenn 
sich  im  Gehirne  d^^rselben'Theile  Jäi^clen,  die 
der  Äiensch  nicht  härte.  Solche  Theile  fin-" 
den  sich  aber  nicht  bei  den  Thieren. 

^  Schwierig  ist  es  aber  zu  bestimmen':  in 
vrie  fern  sich  die  Eigenschaften  der  Menschen 
und  Thiere  vergleichen  lassen;  ob  z.  B.  das- 
jenige Organ,  welches  sich  bei  allen  Thieren 
findet»  die  die  Hohe  suchen/  dasselbe  sey, 
an  welches  beim  Menschen  der  Hochmuth  ge- 
knüpft ist? 

Ferner:  welche Eigenschafteii  positiv,  wel- 
che negativ  sind?  Ob  man  für  Geiz  oder  für 
Freigebigkeit,  für  die  Feigheit  oder  für  den 
MutK  ein  Organ  suchen  soll? 

lieber  alle  diese  Fragen  hat  Dr,  Gatl  die 
blofse  sinnliche  WahrnAmung  und  die  dar- 
auf gegründete  Erfahrung  entscheiden,  lassen, 
die  überhaupt,  wie  er  versichert»  die  einzige 
Quelle  aller  seiner  Meinungen^  Behauptungen 
und  Entdeckungen  sind. 


Um  nun  die  Orta  am  Schadd  zu  bestim- 
men, welche  den  einzelnen  Organen  der  Gei« 
stetfiUiigkeiteA  nnd   Neigungen  im   Gehirne 


~       62       — 

Gorrespondireti,  und  welche  wir  kinfuhro  als 
das  continens  pro  tontento  ^^Organe*^  neniieQ 
werden,  gi'i^g  (oil^  wie  bei  alleti  seinen 
BeobachtuDgea  von  r^n^T  ^piirer  Beobachtung 
aus,  und  bediente  sich  dabei  folgender  Hiiib« 
niiiieL 

1)  der  Beobachtung  lebender  Menschen 
und  der  Vergleichung  ihrer  Fihigkeiteo  und 
Neigungen  mit  dem  Baue  ihres  Sohiidels  im 
gesunden  Zustiii«^  '» 

GqU  wurde  durch  dieselbe  belehrt«  dals 
die  verschieden  hervorstechenden  Fähigkeiten 
und  NeiguDgen  nicht  auf  einem  allgemeineD» 
sondern  auf  einem  besonderen  Baue  des  Schä- 
dels beruheten«  Bei  gleichen  herrürstechön« 
den  Fähigkeiten  oder  Neigungen  fand  er  näm« 
licrh  nicht  eine  Uebereinstinimung  in  der  Putm 
xles  ganzen  Schädels,  sondern  nur  an  ein  und 
derselben  Stelle  des  Schädels  eine  besondere 
Erhabenheit  und  beim  Mangel  jener  Fähi^ 
keiten  und  Neigungen  statt  der  Erhabenheit 
an  derselben  Stelle  de*  Schädels  eine  Ver* 
tiefung. 

Um  Beobachtungen  dieaer  Art  üuf^üstel^ 

len,  mufs  man  aber^  da  allen  Mensrchen  giei' 

che  Organe  angeboren  slnd^  nie  mittelmäfsige 

cte,  iondern  vielmehr  nur  solche  uotet- 

ii   die  durch   hervorstechenden   Besitz 

dan|;el  einer  Fahlheit  oder  Neigiui^ 


•   • 


—     79    — 

Organs  für  den  Geschlechtstrieb,  fiir  den  Wan- 
dertrieb mancher  Thiero,  wie  die  Thätigkeit 
der  Gebärmutter  des  Weibes,  welche  die  mo- 
natlichd:  BeiniguDg  bewürkt,  nur  2U  bestimm 

,ten  periodischen  Zeiten  vorhanden  ist,  zu  an- 
deren nicht,  kann  auch  die  Thätigkeit  dieses 
Organs  nur  lu  gewissen  Zeiten  vorhanden, 
das  Oigan  zwar  da,  aber  unthätig  seyii,  und 
^  durch  die  ychwaügerschaft  il.  s,  w.  erst  auf- 
gereizt werden. 

Dafs  eine  solche  Aufreizung  eines  Organs 

•awi  gröfserer  Thätigkeit  mö^Üch  sey,  beWeifst 
schon  die  £rfal>rung,  dafs  Maulesel,  die  doch 
'    in  der  Regel  -kj^Sruchtbär  sind,   in  wärmeren 
Gegenden  und  durch  reichircheres  Futter  frucht- 
bar werden  können. 

3)  Es* finde  sich  dieses   Organ   ja   auch 
bei  Männern  und   solchen  Thieren»  die  das  - 
Generationsgeschäft  gar  nicht  übten. .  • 

Dieser  Einwurf  widerlegt  sich/  schon  aus 
.  der  Widerlegung  des  vorigen,  indem  das  Or«; 
*   gan  wohl  vorhanden  seyn  kann,  ohne  thädg- 
zu  seyn. 

Beiläufig  kann  dieses  zum  Belege  dienen, 
wie  wenig  gegen  die  Organenlehre  vom  Ma« 
terialismus  die  Bede  sjeyn  könne* 

4)  Manchen  Thiergüttungen,  die  doch  ?iel 
Kinderliebe  zeigen,  z.  B.  der  Katzen ^  fehlten 
die  hinteren  Liappan  des  greisen  Gehirns ;  in 
welrhen  dieses  Orgsn  grade  ruhen  »oll. 


-    64    - 

und  zwar  diejenigen  in  Tonügllcheoi   Grade 
entwick.elt,    die   lant    der    Natorbeobachtong 
auf  ihre  fixen  Ideen  Be^ug  haben;  x,  B»  auf- 
geblasene Narren  ein  starkes  Organ  des  Hoch- 
mutiis,  religiöse  Schwärmer  ein  ezoaasires  Or- 
gan der  Theosophie  u.  s.  w.     Bei  einer  Kind- 
betterin,  die  in  dem  Wahne  stand,  sechs  Kin- 
der SU  bekommen^   fanc!  Gl II  das  Organ  der 
Kinderlie'ie   sehr  stark   entwickelt.      Es  kana 
zwur  wohl  eine  Geisteszerrilitung,  selbst  eine 
solche,  dir?  in  fixen  Ideen  besteht,  vorhaiiden 
seyn,   ohne   dal's   man   ein    hervorstechendes 
Organ  en^d- cktr.     Allein,    wenn   ein   solches 
angeboren   ist,   so   ist  auch  immer  Anlage  zn 
Gei^teszeriütrung^n  da.    Diese  enti^tehen  auch 
leicht,  wenn  ein  Organ  durch  excessive  Thä- 
tigkeit  im  Mio  Verhältnisse  entwickelt  nnd  über- 
reizt wird. 

Bei  Geisteszerrüttungen,  die  in  einer  sol- 
chen entweder  angeborenen ,  oder  durch  ex- 
cessive Thätig^eit  veranlalsteDy  un verhält ni(s- 
mafsigen  Entwickelung  eines  einzelnen  Or- 
gaas begründet  sind,  ist  di^  HauptindicatioB 
die:  die  Thätigkeit  eines  solchen  Organs  her* 
abzut^timmen ,  z.  B.  dadurch,  dais  man  an- 
dere Organe  in  gröfsere  Thätigkeit  zu  setzen' 
versucht,  dem  Patienten  andere  Beschäftigung 
empfiehlt. 

4)  Der  Beobachtung  des  Einflusses ,  wel- 
chen 


^    65    ^  -      ' 

bhen  Verletziiogeh  iiiid  yer#uhdimgen  des 
Schädeis  auf  dlfy  Geistej^ra^Üigk^iteii  uh4  Nei^ 
guiigeh  hafoien; 

Allein  dieses  tlütfsniiitiel  tut  Auffindung 
und  Üestidditiiitig  der  einielbexi  Organe  ist, 
so  gröfs  <äs  ^ch  ^^yii  würde/  siefhr  trügliöh^ 
weil  mad  ton  dism  Sitze  dei*  äüfsisreh  Verlez- 

I 

zun^  dei  Schädels  tdcht  mit  Sicherheit  auf 
*den  Sitz  der  VeHetzung  dö«  Gehirüs  söhlie- 
fsen  käiiii;  wlsil  ferüer,  Wenn  inäii  äubÜ 
wirkliüH  ^ine  der  äülsern  Vi$rletiung  das  Scha- 
det entsprechende  Verletzuiig  des  Grehiins 
eMdeckt^  maä  dobH  auf  deä  $itz  des  Or- 
gans für  die  dabei  Verstörte  öder  geschwäch- 
te Fähigkeit  bder  Neigung  nicht  sbhlibfseil 
kaniii  iiidem  sehr  oft  nicht  rerwühdete  Stel- 
len das  Gehirni  ini^ht^  ierstört  ^iiüd ,  als  diö 
verwundeten;  Man  Hat  nach  tödtlichen  Ei*- 
schiittetiiti^pn  dei  Gefairns  bfc  nibhts  <ixitdecki, 
^  als  hur  Vieftmihderuiig  seihet  Volüiceä^;  ^ati 
kanii  in  eitiöni  solchen  Fälle  dobh  wohl  nibHt 
sageii^  daGi  däi  Gehirn  iiidit  z^IrstSH  lej^^ 
und  doch  diöSt^ild  dar  Zetstörühg  Ifticht  ali^ 
gebeüi 

Da^ieibd  gilt  iücli  «rbhi  Von  Aef  ^eol^ 
achtuü^'  des  Effectes;  deü  loöal«  ÜittH  itJt 
äen  S<ihädel  äng^wtodeit;  iieiiii  -  Wäiinsidtiei^ 
bei  Axhä  Idee|i  üi  k.  ik.  zeigbfa  i  ^  eitf  äülfs- 
tüittelj  ik ttcke%  Oält  |edbch  bdi  Bestiiilittling 

Jöaro.  Xxi,  i,  S.  it.  ]^ 


^    &i   « 

iiehm«li  Dame  lü  Wieti  und  bei  mekrmrem 
hundert  anderen  rauCiuchtigeli  MeniCtoo,  be^^ 
sonders  aus  dem  Pobel)  bei  Oass^njungeki, 
Soldaten  u.  s.  w.  Bei  ferneren  •  Untersuchuo- 
gen  aber^  «u  welsben  GaU  hier4urüh  reran* 
laCit  wurde  9  fiind  er  dieses  Organ  aaeh  sehr 
hervoratehend  bei  aaufsUchtigen  Huadea  und 
allen  Torsiiglidi  raubiiohtigen  Thieren» 


5.  Dom  Organ  d^  Würg"  oder 

Dr.  Oall  wurde  zuerst  durch  die  Beob« 
achtuug,  dab  das  Gehirn  bei  fleischfresaeu- 
den  Thieren  (ronz/c^no)  eine  andere  SteUung 
und  Richtung  zum  GehSrgange  habe^  als  bei 
den  Ton  Vegetabiiien  lebenden  Thieren  (herU^ 
9ora)^  darauf  geleitet)  dafs  der  fleisch£resseB» 
den  Thieren  ^gene  Sinn,  andere  Thiere  lu 
ihrer  Nahrung  zu  wüi^en  und  tu  mcNrdeO) 
gleiohfalk  mit  durch  das  Gehirn  bedingt  aey. 

2Bieht  man  nämlich  eine  perpendiculaire 
Linie  hinter  dem  Gehörgange ,  so  fallt  bo 
den  von  Vegetabiiien  lebenden  Thieren  bei- 
nahe das  ganze  Gehirn ^  die  Organe  der.Ge*- 
schlechts-und  Kinderliebe  ausgenommea^  nach 
Tom  dieser  Linie  zu^  bei  fleischfressenden 
Thieren  hingegen  ein  grofser  Theil  der  Hira- 
masse  noch  hinter  diese  Linie.  ^J| .   Beim  Men- 

*)  Es  %9j  hier  eih  fut-  allemal  bemerkt»  dala  Dr.  GmII 
.  dis  Richiigktit  aller  Tsikommenden  aus  der .  Tcfglei- 


'  —     67     T- 

Benutzung  der  Erschieinttngen  nach  Varletzunr 
gen  des  Schädels  und  Gehirns  zur  AulFinduiig . 

\  der  einzelnen  Organe  der  gröfsten  Einsöfarän-r 

^  kung  und  Vor^'icht;  ^ 

s*.        5)  Der  Vergleichung  des*  Schädelbaues  der 

\  Thiere  init  ihren  Fähigkeiten  und  beider  mit 

f  clem  Schädelbaue  und'   den    Fähigkeiten    der 

'  Menichen. 

Zwar  ist  die  Anatomie  des  ^Schädels  in 
der  vergleichenden  Anat6mie  noch  sehr  ver-* 
nachlässigt  und  die  Gongrur  nz  der  Stellen  an 
.Menschen-  und  Thiersohädeln  sehr  schwer  zu 
bestimmen.  Doch  giebt  die  Vergleichuiig  der 
Schädel  solcher  Thiere/  die  gewisse  Fähigkei- 
ten oder  Neigungen  mit- dem  Menschen  ge-^ 
mein  habpni  groi'sen  Aufschlufs  über  den  Sitz 
der  Organe  für  dios'^lben.     So  findet  sieh  z.  B. 

-   das  Organ  des  Tonsinnes  sehr   auffallend  bei 

~   den  Singvögeln«  / 

6)  Des  Abformens   der  Köpfe  und  SchS« 
del  in  Gips. 

Wenn  man  die  Schädel   au<:gezeichneter 

.  Menschen  nicht  selbst  besitzen  und  sammlen 
kann,  ist  dieses  HiilFsmittel  von  grofser  Wich- 

.  tigkeit,  A^  die  Vergleichung  und  Zu'>ammen- 
Stellung  einer  grofsen  Menge  von  Schädeln 
solcher  Menschen,  die  in  einer  bestimmten 
Fähigkeit  oderNeigung  excellirten,  den  gröfsten 
Aufschlufs  über  den  Sitz  der  Organe  für  die 

E  3 


-     84     - 

Gleichen 9  sondern  nur  im  Zone;  und  der 
Menich  thnt  dieses  wie  sie»  ---  Ow  Memeh 
unterscheidet  sich  hieritt  fOtt  delr  fleiicMfres- 
senden  Thieren  Hur  dadnrcti,  defs  er  mehr 
Motive,  mehr  ändere  l^riebe  hat»  die  dieses 
Sinne  das  Gleichgewicht  halten ,  ao  <ieia  der- 
selbe sich  bei  ihm  nur  durch  Tödten  der  Thiers 
für  seine  Erhakung  äulsert»  So  lehn  dis 
Beobachtung,  dals  dieser  Sinn  und  das  Organ 
dafür  bei  Menschen  und  Thieren  immer  im 
nmgelLehrten  Verhihnisse  stehen  mit  dbr  Gfl^- 
miithigkeit  und  ihrem  Organe.  Je  gröfsOf  der 
Mordsinn  eines  Indi?idiii  ist,  desto  kleüner, 
desto  schwächer  entwickelt  ist  immer  das  Or- 
gan der  Gutmüthigkeit  —  Thieren»  die  hlcM 
Tom  Morde  leben»  fehlt  das  Organ  der  GQ^ 
miithigkeit  gänzlich. 

Wird  beim  Mensdien  dem  lAordsinna 
nicht  das  Gleichgewicht  gehalten  und  dis 
Organ  desselben  daher  im  yorzUglichefl  Grade 
emwickelt,  so  kann  die  Willkühr  über  die 
Thätigkeit  dieäres  Organs  verloren  gehen  und 
dadurch  ein  blinder  Tiieb  sum  Morden  ent- 
steheui  den  die  Geschichte  vieler  Verbrechef 
veriäih.  Solche  Verbrecher,  die  aus  einem 
blinden  Triebe  ohne  alles  weitere  Motir  mor- 
deten >  sind  ohnläugbar  als  Verriickte  ankuse- 
hen,  so  gut  wie  diejenigen  UnglUcklidieni  . 
die  an  irgend  einer  anderen  fixen  Idee  leiden. 


—    86     ■- 

ßp  Das  Orgßn  der  Schlaufteüy 
d.  Ii.  der  Gew^ndheit  im  Gebraiic|^6  der  Mit« 

'    jtel  zur  Erreichmig  eine»   Zweciges.     So  gut 

^  wi^.  diese  Fähigjceit,  mit  scfarlechten  oder 
exce^t^Yeu'  aader^n  Fähigkeite;^  uod  Neiguop» 
gen  vereinigt,  die  jicbr^CslUichsten.firscheiauiv- 
g^n  daTstellt,  so  briiigt  ^e  fiilch  mit  guteE 
^Sigenj^ohalt^a  verbundien  di^  sphopsteii  Er- 
scheinuDgen  hervor.     Dem  Schaiispieler  und 

^  ;6/:him$pi/eId|qhter  ist  Ma  and  das  Organ  dersel- 

Jben  unentbe^lick,  um  die jEßjifie  WendmU»  Vef* 

JlpiMpfupguJid  Entwiqkelujig  d^  Vc^li^tnissid 

^und  BegebeiilvBiten  gesobic|(t  AuTKOfX^^fk.  Jiu 

Gall  behauptet  die^^  Org^n  bei  dem  grpläten 

-  Schauspieler  upd  der  ersten  iSohapspielmii 
Bedins^  |a  yielleicht  Deutsohlands ,  nvj^e  aadi 
bei  einem  bekannte^  Schauspieldichl^r  im  her« 
vorstehenden  Qrad^  geAmden  ^u.  haben. 

"Sa.  li^gt  die^ea  Qrgw  yqjt  ni^d  üb^  4^1 
Organe  de9  Mordnuns^  ohngefahr  drei  Fin- 
-ger  breit .  gerade  jiber  dem  Gehorgapge  9  am 
vorderen  unteren  Wickel  (angulo  sphaenoim 
dali)  dßt  Scheitelbeins  und  ers^dieint  gleich« 
£aU&  doppelt  em  SohädeU 

E%  findet  sich  dieses  Organ  sehr  i^uAal- 
lend  bei  den  verschlagensten  Raubthieren)  bei 
Panthern,  Tiegern»  wie  auch  bei  Kataeui  beim 
yiel£ra{s>  bei  4en  Windhunden  und  bei  loan- 
cben  Arten  von  V(igaln« 


~    do    ^ 

7«  Bas  Organ  des  DUthssinneSn 
Itt  das  nach  yom,  £ut  bia  nach  den  An« 
gen  hin,  yeriingexte  Organ  der  Sohlanhair 
nnd  stellt  sieh  daher  am  Schädd  wie  djasai 
doppelt  dar.  Es  nimmt  am  Schädel  denjeni- 
gen Raum  des  Stirnbeins  ein,  welcher  die  hin« 
tere  Hälfte  der  Linea  semieircularis  deaset 
ben  nach  der  Krananaht  (Suiurm  coronaUä)  aa 
umscfareibr.  — 

Ist  da»  Oi^gan  der  Schlauheit  nnd  sngleidi 
das  dea  Diebssinnes  stark  entwickelt,  ao  he- 
rkömmt der  Kopf  dadurch  ein  sehr  brekes^ 
aber  ron  oben  platt  gedrücktes  Ansehen« 
Wir  verstehen  unter  Diebssinn  nicht 
'durch  Noth  erzeugte,  sondern  Yon  einem  ü 
neran  Drange  berr  Uhren  de  Neigung  zum  Steh- 
len, Ton  welcher  die  Psychologie  ao  Tiela 
merkwürdige  Beispiele  bei  Menschen  aufstellt 
«nd  welche  wir  bei  manchen  Thieren  a.  Ba 
Raben,  Elstern ,  K atzten,  Affen  n.  s.  w«  so 
hervorstehend  wahrnehmen,  die  auch  nicht 
»o\yohl  Gier  nach  Eigenthum,  als  vielmehr  ein 
Drang  ist,  den  Sinn  der  Schlauheit  au  üben« 
Letzteres  wird  dadurch  bewiesen,  daia  man 
nicht  allein  diesen  Diebssinn  oft  bei  den  he- 
güterfst^'n  uad  cultivirtesten  Menschen  beob- 
achtet hat,  a.  B.  bei  dem  ersten  Konige  Ton 
Sardinien,  Victor,  sondern  auch  dadurch,  daüi 
dergleichen  Diebe  wie  «noh  Thiere  a«  B.  die 


^    97    w. 

SIster  jDtoHyollbrachteBt  Di«bsuUe  'gern  und 
Toa 'selbst  .da8  Entwendete  wiedei*  zui:p^lie- 

-fem,  )«  eineiv  uniwiderfttehUchen  Ebrang  fuli- 
leni  dieses  sii  thun.  Der  Diebssinn  ist  deia>^ 
Bach  als  ein   l^cek  der  Sohlaiihait  und  das 

'  OrgUa  dafür  als  ein  Wucher  des  Orgaas  der 

*  Schlauheit  anzusehen. 

Dafs  0B  ein  besonderes  Organ  für  diesen 
Sinn  und  zwar  an  der  angegebenen  Steü» 
geh&y  wird  nicht  allein  dadurch  bestät^t)  daft 
man  dasselbe  bei  allen  incorrigijblen  und  aus 
bloisem  Diebssinne  stehlenden  Dieben  auffaU 
lend  entwkkelt  und  herrerragend  ^ndet,  son- 
dern auch  dadurch,  dafik  man  Falle  beobaoh-' 
tet  hat^  in  welchen  durch  YwlttmxBg  jenei' 
Stelle  der  Hang  nwm  Stehlen  erst  haorvorgA^ 
hradit  wurde. 

Man  hat  ferner  Beispiele,  ^dals  sidh  d^v« 
selbe  bei  Weibern  immelr  während  der  Schwan« 

•  gersc)laft  äu&erte«  Wie  wäre  dieie  Evschei« 
npng  möglich,  weni|  der  Diebssinn  nicht 'läi 
ein  besonderes  Organ  geknüpft  wir«» 

Gegen  die  Annahme :  dieses  Organa  hat 
inan  eingeworfen:    . 

a)  Der  Begriff  des  Eigwtikumi  gehe  ja 
erst  ?rie  das  Eigenthumsreoht  en  der  Gesell- 
sdufir  henror,  sejr  kein  natüvlidier  Begriff, 
also  könne  ai|oh  de»  Hang,  (einem  anderen 
das  Eagentkuoi  an  nehmen  i  -  kein  natUrlid^ 
sejn.  — ^ 


—     9»     — 

Bei  reeht  gntmüthigen  Meoaehen  nnd  Thie- 
ren  fand  Dr.  G^l!  die  an!>egebene  Stelle  dai 
StirnbeiBi  recht  aitffa'lend  in  eine  linglichtt 
Erhabenheit  h^rvoi  ragen,  bei  grausemen  Mob* 
sehen  nad  Thifr#n  hingegen,  s.  B.  bei  dei 
Caraibpn,  bei  Kobe^pierre,  bei  Grooodilleii 
bösartigen  Hähnen,  bwim  Adier  u,  s,  w.  vertiefiL 

An  der  Tollkommneren  oder  vnroUkomni* 
ner«*n  Entwickelung  dea  angeg^eniSn  Theib 
d*t  Stirnbeins  kann  man  auf  den  enten  Bliok 
bösartige*  Thiere,  n.  B«  böaartlge  tüokifabe 
Pferde,  Kiihe  u.  s.  w.  yon  den  gutartigen  an« 
terscheidfn  und  swar  ao  üdkm,  da£i  viele 
Pferdekenner  und  Pferdehändler,  besonden 
die  französiachen,  die  Beschaffenheit  der  Stioi 
der  Pferde  sehr  berücksichtigen« 

^*   Das  Orgqn  dßs  Darsteüungs^  Qdär  ^aek» 
(^htnungs  Vermögens^ 

Dieses  Organ  giebt  sich  dureh  eiiie  ki« 
gelförpiigQ  iVufwölbuqg  des  obersten  Theili 
des  Stirnbeins »  also  der  das  Organ  der  Qxitr 
inüthigkeit  und  das  unoattelbar  hinter  dem-» 
f  elbea  noch  am  Stirnbeine  gelegene  Organ  der 
Theosophie  (welches  wir  noch  unten  kennet 
Jemen  werden)  umgebenden  Gegend  dea  Stirn» 
beins  lu  erkennen.  Es  kann  dies  Organ,  wenn 
die  in  der  Mitte  dieser  Gegend  gelegenen 
Oi^g^ne  der  Gutoiuthigkejt  9dd  T^eosophte 


nicht  aulFtllend  maogeln^  qhf  in  einer  einb« 
eben  Wölbung  am  Schädel  erscheinen.  <-— 

Es  findet  sich  dieses  Organ  anffallend  eiie- 
wickelt  bei  allen  guten  Schauspielern  und  bei 
Rindern.  Ob  es  nicht  den  Affen  auch  suzu« 
schreiben  sey,  läist  sich  bis  |ettt  niQ^t  wohl 
entscheiden« 

lö.  Das  Organ  der  Mubv^uphi  oder  Sim 
telkeis^ 

Liegt  am  Scheitelbeine,  yon  Tom  nach 
hinten  gerechnet  auf  beiden  Seitiön  iii  der 
Mitte  .neben  der  Pfeilnaht  oder  nehei^  dem 
unten  näher  zu  beschreibendem  Organe  de^ 
Hoohsinns,  welchem  die  Mitte  der  Pfeilnaht 
\md.  der  dieser  zunächst  angräns^en^  Theil 
der  Scheitelbeine  correspondirt.  Es  erscheiinen 
deshalb  die  beiden  Organe  der  Ruhmsucht  nicht 
einFach,  sondern  doppelt  am  SchSdel,  da  daa 
Organ  des  Hoqhsinas  zwischen  ihnM  Ii«gt. 

I  !•  Das  Orgau  dor  BeharrlickhfiU  oder  Fem 
Higkeü^ 

Oiebt  sich  am  Schädel  durch  efne  kugel« 
förmige  Aufwölbung  des  Seheiteis  pder  nach 
dem  yor  Augen  habenden  S^hiiijd  der  Qe-i 
gend  %\i  erkennen ,  wo  die  anguU  ffonUkUA 
ossiuni  bregmaris  zusammenitofseit« 

Dei  recht  festgläubigen  Manschen  luldQt 


-     9'     - 
man  dieses  Organ  nebst  dedl  onten   zu  ei^ 
wannenden  Organe  der  Tfaeosophia  «nffaDeBd 
stark  entmckelt« 

II.  Diejenigen  Organe»  darch  weloha  der 
Mensch  befähigt  ist^  sich  mit  der  AoUeDwelt, 
die  er  durch  die  Sinne  /empEsngem  ^a(cli  yeii- 
trauter  su  machen,  ak  durch  den  äniMni  Siim 
allein  geschehen  kann^ 

Ehe  Galt  fand,  dafs  Gedäehini/s  eine  all- 
gemeine Eigenschaft  aller  Organe  ^ey^  stellta 
er  diese  Orgfne  als  eben  so  viel  Vfi^duedaae 
.GedäcbtQi&organe  auf,  da  dei:  üyleasdn  aben 
durch  sie  betähigt  ist^  di^  d^rch  die  JiiilaerflB 
SiDne  eujpfaogeoe  Aufsenwalt  unter  mannich^ 
faltigen  Verbäicni&sen  zusammen  zu  atollea  o^d 
fest  KU  halten.  -^  Schicklicher  aber  weidea 

m 

sie  als  besondere  Sinnorgane  autgestellt«  deren 
Thätigkf^it  jedoch,  wie  wohl  sq  merken  itf| 
gleichfalls  productiy  werden  kann^ 

Schon  aus  d/er  im  Allgemeinen  angegebe- 
nen Bestimmung  dieser  Sianorgane  läfst  sich 
analogisch  achlieften,  da£s  sie  am  aofaickjidl- 
sten  ihre  Lage  dicht  neben  den  Sinnwerkzeii« 
gen  haben  würden«  So  verhält  es  siohdemi 
auch«    Die^e  Organe  sind  folgende; 

i)  Z?aJt  Organ  des  Sadtninn^^ 

oder  der  Ijrziehungst^higkeit,  oder  d^  Bio« 
dific^bilität  durch  Aufseudinge,  eHeiiMlIa  das 
Organ  dek  Sachgedwhtnwes  genannt. 


—    gS    — 

Sachsinn  bezeichnet  den  Sinn  für  di^ 
thatsächlicfaen  Verhälmisse  >  oder  die  Fähig- 
keit eine  Mengf^  äurseter  S&oh eindrücke  auf«» 
zuia&sen  und  feu  zjX  holten. 

Oas  Organ  des  Sachsiuhs  liegt  übet  der 
Naienwurxel  «irischen  den  beiden  Augenbrau- 
nen >  auf  und  über  der  GUihella  ossis  fron» 
iis  und  eriMrheint  am  Schädel  einfoch,  weil  die 
gleichartigen  Organe  von  beiden  Seiten  dicht 
zusammenstofsen. 

Man  findet  dieses  Organ  miffattend  ent- 
wiofceit  bei  allen  eigenilieh  gelehrten,  kennt- 
nilsreichen  Männern  >  wie  auch  bei' allen  be- 
zähmbaren Tbieteift  starker,  als  bei  den  von 
Natur  wilden  uind  unbändigen»  So  t.  B«  ha** 
ben  die  zahmen  Schweine,  die  nähmen  Gänse 
u*  ft.  w.  dieses  Organ  -sehr  hervorstechen^ 
vor  den  wilden,  die  leicht  bezäbmbaren  Äffen 
vor  den  schwer  zu  bez&hmenden» 

O.    D^s  Organ  das  Oruinns. 

Orisinn  bezeichnet  die  Empfinglichkeit 
für  Ortseindrticke ,  die  iPähigkeit  Oerter  auf- 
zufassen  und  leicht  wieder  zu  erkennen. 
Durch  ihn  sind  Menschen  und  Thiere  erst  der 
Begriffe  vom  Aanhie  fähig.  (?!)  Et  ist  den 
Thieren  nöthig  und  manchen  gänzlich  unent- 
behrlich, weil  die  Thiere  iibcärhaupt  bes.tiffimte 
Wohnortb  h^en  und  weil .  j&anche  von  ih- 
nen grofse  Wanderungen  machen  sollen. 


> 


-    7«t     •« 

sich  mpMch  auifalleptl  bei  Ki^deni  und  bei 
den  AfFfli^  Bnd^t.  welche  «immtUch  ^ich  4tarfdi 
grol>e  £mptindlicb{ieit  auszeichnen,  «q  wurde 
G^ill  hiedurch  verleite^  diesein  Theil  dea  Ge- 
hirns für  dd^  Oigan  der  KmpfindlichkeU  sn 
halten,  wie  fnaq  auch  in  yerschiedenen  Dar- 
stellungen der  pallscben  Schädellel^«  «ige» 
geben  findet« 

Da  abfr  Gall  bald  anfing  einzusehen,  dals 
EmptirHIichkeit  eine  i^llgenieine  EigefLScluift 
aller  Qrgane  Hey,  d^tfs  e^  folglich  (Leii|  \^ 
sonH^res  Qrgan  dafür  geben  köane^  so  wufds 
er  dadurch  zu  ^^iterei;|  Untersuchungen  genS- 
thigt,  iF^e!ch<'  ihn  über^^eugteii,  dafs  defi  der- 
angegebenen  3.telle  des.  Schädels  corraspondi- 
rende  Theil  des  Gehirns. das  Qrgan  der  Rin- 
der- und  ^ungenliebe  sey,  welches  bei  f^ia* 
dern  auf  eine  ei|>enthümlicbe  Weise 
ficirt,  dio  Li^be  der  Kinde^  und  Jungen 
den  Eltern  codititnirt. 

Pais  der  ^gegebene  Th^il  dea  Gehinui 
das  Organ  der  Kinder-  v^nc|  Jungentie^  ^ey^ 
Hfird  bey^iesen: 

a)  dadiircl^i  ^i^f^  ^r  sich  ioi  Allgemein 
l^e^Torstechend  bei  Weibern  und  weiblichei) 
Tjiffren,  und  ui^ter  lettteren  |>esonder$  iq 
dei^  Thiergattmigen  findet,  \o,  welchen  sjclf 
das  Minncl^en  gar  nicht  um  dio  Jungei|  be* 
ltun\|nertji  ^i?  z,  B,  Afi\  Oc!\s^  der  l^iiftdj,  der 
Hah^  u.  s.  w*. 


-^      gS      - 

Andere,  «ehr  schnell  und  deicht  wir^det  «tk  et« 
kennett*     Sowohl  Menschen  als  Tbiere  ntuU-« 
ten  diesen  Sinn  haben ,    weil  sie  gea^^llig  le* 
beft  sollen»     D^-r  Name    Personen  sinn   i^i  ei» 
|[entlii[)h  nicht  i;echf  pas^eA^»     D-ich   f>*hlt   es 
bis  j^zt  an  ein^m  b^spr^n  Püf  dte^^e  Fühigk^-it» 
Bs  liegt  di^ÄPS  0-.i;in  ioi   Gehrfn«  njpbeti 
dem  Siebb<rine  und   gi^^r  aich  am  Sohädpl  in 
•  der  Augenhöhle^   iint^r  dem  ß^ramine  suprm» 
orhitali  nach  der  Nikse  za  und  über  df«m  Thrä«^ 
nenbeine  su  erkennen,  indem  d'f^r  ang^gtobefid 
Theil  des  Gehirns  auf  diesen  Theil  der  Or^ 
bita  abwärts  drückt.     Es  erscheint  demnach 
doppelt  am  Schädel.     I&t  dieses  Organ  stark 
entwickelt,   so  werden  daher  die  Au£[en  da^ 
durch  etwas  einwärts  tind  abwärts  gedrückt  und 
bekotlunta  eine  nach  der  Nase  zu  schielende 
Riditnng.     Doch  kann   dies  auoh  dnrch  röf* 
Bügliohe  Eatwickelung  der  benachbarten  Or^ 

-  gane  unmerklich  werdefeu 

4-   ^^^  Organ  dei  Farbensinns^ 

-.         -  «■' 

Ist. das  erste  von  den  bisher  anPgezählteÄ 
'Or||anen,  welches  den  Thieri^n  fehlfi  da  diesd 
keinen  Farbensinn i  d«  h.  keinen  Sinn  für  das 

-  Golorit  habem  Dais  Sttere  nnd  Putief  Ha& 
gegen  ^9  brennendrbtlie  Farbe  feei^en^  be«» 
ruhet  nur  darauf,  dalä<  diese  als  ein  heftiger 
Rei2^  auf  das  Auge  wUrkt  and  dadurch  eine  wi* 
dxige  Sensation  yeranlalst« 


-     96     - 

Es  Hegt  dieses  Organ  diclit  mebAi  da 
Organe  des  Orttiant  nach  atilscoy  giabt  äA 
äurserlich  also  durch  die  Mitte  des  ÄMgtSt 
brannenbogens  zu  erkemietii  erscheint  dikci 
«doppelt  am  SchadeL  Es  giebt  dieses  Öign, 
wenn  es  vorzüglich  entwickeh  ist  9  dem  /b- 
genbraunenbogen  eine  bestiminta  bogenfiK^ 
mige  Richtung  9  dem  Gesichte  aber  ein  rii* 
deS|  weichliches  Ansehen.  }' 

Dr.  Gall  hat  dieses  Organ  ölilke  A» 
nähme  bei  allen  Menschen  bestitigt  .fSfhfr 
den  9  die  sich  durch  einen  fevtiiglichen  8itt 
fUr  das  Colorit  odef  durch  eins  gesohi^ 
Behandlung  der  Fasben  ansieichnetmiu 

S.  t)as  Organ  des  Tcnsütm^ 

Es  liegt  dieses  Organ  Über  dem  llafieM 
Augenwinkel,  oder  nimmt  bestimmter  dttj»* 
nigen  Raum  des  Stirnbeins  ein  ^  welcher  die 
vordere  Hälfte  der  Linea  semidfcubmrii  -entf 
fron  tu  umschreibt,  deren  hinter«  Hilfte  irie 
wir  bereits  gesehen  habeil,  dem  Organe  des 
Diebssinns  correspondirt;  Es  enchdint  daher 
doppelt  am  Schädel  Ist  das  Orgen  des  Tot* 
Sinns  vorzüglich  entwickelt,  so  ist  ei  fblglidi 
auch  der  angegebene  Raum  des  Schädels,  ent- 
weder in  die  Breite  ödet  in  die  Linge  ettsge- 
dehnt ,  so  dafs  das  Gesicht  dadm^h  nntwedsr 
ein  breites  ^  oder  ein  länglichtes  hohtsf; Anse- 

■    IlSB 


-     97     -      ' 

lieii  bakommt,  wie  jenes  z.  B.  bei  Fioiü^  dte- 

ses  bei  Kaiser  Joseph -s%hx  amffallend  statt  fin- 

.  det«     Dn    Qall  bat  dieses   Organ  gleichfalls 

'  ohne  alle  Ausnahme  bestätigt  gefunden^  vrie 

das  vorige» 

Es  findet  sich  (fieses  Qr|;iti).  auch  bIS  den 
ThiereU)  vorzüglich  bei  den  Singvögeln,  und 
bei  ausgeteichaeten  Singvö;^eia  ^ehr  hervor* 
ateohend«  Selir  attffatleAd  fikdat  sich  dasselbe 
.a(»  B.  auch  bei  einer  Gattung  von  Sumpf v dl 
geltt)  dem  Wasserrohr -Spott Vogel  ^  der  die 
Töne  aller  hinderen  Vögel^  a^bst  des  Kuckiidb 
und  der  Wachtel  t  nachmachen  lernt*  Selbst 
bei  den  Vögeln  herrscht  in  der  Entwickelnng 
dieses  Sinnes  bei  den  verschiedenen  Tndivi<> 
duen  einer  und  derselben  Speoies  grofse  Ver^* 
achiedenheit*  Der  eine  Dompfaff  lernt  schwer 
oder, niemals  ein  Liedchoi  pfeifen ^  der  an« 
dere  augenblioklich* 

Manchen  Thiergattüngeü  fehlt  ^eses  Or« 
gan  /gänalicb  a*  B.  den  ACFen*  Diese  habdn 
daher  einen  sehr  achmaleu)  platten  Kopf» 
Denn  bei  diesen  Thiereni  denen  der  Tonsinn 
fehlt >  ist  nicht  allein  die  kufsere  Wand  tfer 
Augenhole^  insofern  sid  nkinllch  votfi  Stirn- 
beine gebildet  wird^  soüdem  auch  die  obärf 
Wand  deiaelben  mcht  töin  Gahirüe  berühirf, 
und  der  beim  Menschen  die  Stirn  bildende 

Theil  des  Stirnbeins  dicht  aufliegend  auf  den 
^•■ni«  xxt  B.  |i  s»  Ö  " 


-     98     - 

1 

ditt  Angenhöle  bildenden  Theil  desselben;  At 
hingegen  beim  Mi^nschen  und  denjenigen  T&ie- 
ren,  die  dieses  Organ  haben,  nur  die  aulsen 
Wand  der  Augenhöle,  insofern  sie  nätnlidi 
vom  Stirnbein  gebildet  wird,  unberührt  bb&t 
ven  dem  Gehirne  und  der  pars  Jroniatii  oh 
sts/rontiSf  nicht  aufliegt  auf  den  pars  olrblifäb» 


6*  Das  Organ  da 

JIa  nimmt  dieses  Organ  die  SqCmrM 
^Eoken  der  vordem  Lappen  "^des  grolssn' Ge- 
hirns ein  und  giebt  sich  "am 'Schädel  untsr 
dem  Organe  des  Tonsinns^  an  der  äofs^erstea 
Ecke  des  Äugehbraunenbogens  und  fifai  den 
äufsem,  oberen  Winkel  der  Augenhjtie ;'  oAtf 
an  der  Gegend  des  S.chädeb'  ra  etkeboo^ 
welche  die  Apophysis  jugalis  seil  fnalaris  m-  ) 
sü  frontis  nach  oben  und  hiüten  ukn^eh, 
nnd  in  Äfft  JBossa  glandulae  lacrymalis  äsA 
frontis.  *—  Den  Thieren  fehlt  dieses  'Organ 
gänzlich  wie  der  Zahlensinn.  AuflPatleiÄd  sä- 
ten findet  es  sich  bei  den  Negern^  yortäglich 
entwickelt  hingegen  immer  bei  solchen^  Men- 
schen,  die  viel  Fähigkeit  zum  Aufiastf en' und 
in  der  Behlindlung^  von  Zahlenrerhfltnissoi 
zeigen*  Kästner  hatte  dieses  Organ  iin  hohen 
Grade  entwickelt« 

Call  kannte  einen  ManUi  der  tu  bestimm* 
ten  Zeiten  sich  anstrengend  mit  Benduinn« 


—     99     — 

gen  b68C^äft%en  mulste  und  alsdann  über  «nen 
auffallenden  Schmen  in  Üer  Gegcoul  dieses 
Organs  klagte.  .  -^      .  i 

.  7.  Das  Organ  des  ff^ortsinns*. 

Wortsinn  bezeichnet^  die  Fähigkeit,  Na- 
men und  and^e  Wörter  ohne  Zusammen- 
hang uild  folglieh  aifoh  ohne  einen  Sinn  da« 
mit.  SU  verbinden 9  leicht  aufzufassen  und  zu 
behateen*'  Denn  Wortsinn  ist  noch  rersjbhie- 
den  Ton  Sprachsinny  wie  sich  bald  aeigen  wird; 
j  Es  liegt  .dieses  Organ  am  unterem  hinte« 
rea  Theilo  der  awei  vorderen  Gehimlaj^K 
und  giebt  ^ich  am  Schädel  im  Grunde  xto 
Augenhöle  am  hinteren  Theile  der  lObefett'vom 
Stirnbein  herrührenden  Wand  dersrfben,  am^ 
lebenden  Menschen  aber  durch  ein  herjroiste- 
hendes  Ansehen,  der  Augen  zu  erkennen^  es 
ersch^nt  demnach  doppelt  am  SejhädaL  -. 

8.  Das  Organ  des  Sprachsinns. 

* 

Man: könnte  dieses  Organ  auph  das  Or^ 

gan  des  philologischen  Talents  nennen.  0ena. 

es  äufsert  sich  der  Spraohsinn  nicht  sowohl 

durch  leichtes  Auffassen  von  bloisen  Wörtern. 

wie  der  PFbrtsinn^  als  vielmehr  durch  Leich« 

tigkeit,  Spradien  zu  erlernen,  ihr  EigenthUmli- 

che^,  ihren  Geist  aufzufassen  und  —  bei  höherer 

Entwickolmig  «-  auch  schaffend  darzustellen. 

G  a 


—      lO«      -« 


TlMye  disr 


iitil*  de»  StirmbeiiBy  ta 


dtfpa  Tli<^  der  obcnm  Waod 

«nd  soBur  flndi  das  Ange 

•ai  lebendes   Menadie«  dmck 

WoU  her  ruistehaadee ,  eis 

des  ABtehea  der  Aogea  ib  erkeanca»    Bd 

ffobm  Pinlok^eB  s.  B.  auch  bei  /P^^leeb- 

•cbtei  mea  dieses  sdir  eaAtUeiid.  ^-« 

Dmm  Thierea,  selbst  de«  Mwiirtoü  Ob- 
fiefasUB  AAn,  lieUf  dieses  Oigu,  m»  da 
SprscfasmiLi  Denm  dsfs  sich  Tiele  Tbieie  dank 
einfsrhe  and  zaseauneaginetite  Töne  csksa* 
Ben  nad  mittheileiLi  ist  nicht  Spnuh «  ssa- 
dern  Tonsinn* 

Dsfs  rnsncba  Kincler  sö  schwer  \ami  so 
spit  erst  sprechen  lernen,  li^gt  in  anfoULOfii- 
meaer  Entwickehiog  dieses  Organs  und  nidit 
der  eigeatüchen  Spimchwerkseoge  ^  wie  aan 
gewöhnlich  glaubt  Letzteres  wird  dadhrcb 
bewiesen  I  dals  oft  Menschen  bei  den  nn?oll- 
kommensten  Sprachwerkseugen  spreidien  Ier> 
nen,  (wie  Lohsieins  Disseitation,  betitdt:  Fe^ 
miaac  tUnguis  hisuma  beweibt)  and  bei  der 


im^    tot    ^m 

!  ' 

•  \ 

,  groftf en  lätegriiSt  derselben  oft.  telir  tclnregr 
oder  gär  nicht.  —  Kämmt  dieses  Organ  gar 
nicht  8ur  £ntwickeluii(^y  SQ  ist  Blödaimi  dib 
l^ol^e  dayon« 

..  9«  Dan  Organ  de^  Kuusisinnju 

KunHsinn  bezeichnet  hier  nicht  säWoU 
.  die  Fähigkeit  zur  Hervorbringung  von  Weifit 
kei;!  der  schönen  Kunst  ^,  als  yielmebf  übei^ 
hi^i^ip^  diQ  F^bjgkßit)  Formen  au{ifu£i«sen  imd 
auch  zu  prodttcireQi  welche  freilich  d^aijeni««. 
gen,  der  ein  Werk  der  schönen  Kunst  dar« 
stellen  will  und  soU,  auch  un)Bntbehriieh  is|;> 
aber  doch  nicht  allein  dazu  'befähigt,  sondern 
augleich  ein  Hinzukommen  anderer  Fähigkeit 
ten,  a.  B^  des  Farbensinns ,  des  Spradisinna 
u,  s«  w«  voi-aussetzt,  wenn  sie  zur  Hervor« 
bringung  edler  Kunstwerke  treiben  soU.  'So 
findet  man  dieses  Organ,  zwar  bei  Raphad 
■gan&  aulserordentlich  stark  entwickelt,^  aber 
auch  bei  mechanischen  Genies,  z«  B.  bei  ei« 

.  nem  yorzijiglich  geschickten  mathematischen 
Instrumentenmaehev  in  Wien,    der  zugleich 

^  das  Qi^ah  des  Zahlensinns  ^sehr  hervorstechend 
besitz,*  ferner  auffallend  bei  Mädchen,  die  in 
Handmrbeiten,  Put^maehen  und  dergU^eine 
vorzUgKohe  Geschicklichkeit  besitzen  und  end« 
lieh  auolr  beim  Biebei\ 

Ss  gi^  «icb  diese»  Orn^aa  um  Seliidel  ia^ 


Es  liegt  diMbs  Orgaü  am  uatereft  irwde* 
tm  Theile  der  zwei  vorderen  OehimleppiBii 
und  giebt  sich  am  Schädel  am  Augeiih6I«iii» 
theih  des  Stiriibeiil8|  in  der  Vorderen  oberen 
Wand  del*  Augenhdlei  C¥ri»€heft  detü  Organe 
des  Personen-  und  dem  des  Zmhlensinnä,  und 
da  es  bei  rorxiigliolier  Eot^ickelnng  de»  tw- 
deren  Theil  der  oberen  Wand  der  Aagenhöle 
nnd  somit  auch  das  Auge  nach  unten  drückt^ 
am  lebenden  Mentchen  durch  ein  nidht  ^a^ 
ffohl  herrorstehendes ,  als  rielmehr  kingeB* 
des  Ansehen  der  Augen  zu  erkennen«  Bei 
grofsMi  Philologen  s»  B.  auch  bei  /iF^^be<d>- 
Mktet  man  dieses  sehr  auffallend«  >-» 

•  r 

Den  Tliieren,  selbst  den  Menseheft  üu*^ 
fichstea  Affen,  £ehlt  dieses  Organ,  wio  der 
Sprachsinn.  Denn  dafs  sich  Tide  Tfaiere  €«rch 
einfache  und  zusammengesetzte  Täne  erken« 
Ben  und  mittheilen^  ist  nicht  Spra^^  )san» 
dein  Tonsinn* 

Da(s  mandie  Kinder  sö  schwer  lind  so 
spXt  erst  sprechen  lernen,  liegt  in  unroUkom- 
meneir  Entwiokelung  dieses  Organ«  und  nicht 
deir  eigentlichea  Sprachi/^erkzenge^  wie  msn 
gewöhnlich  glaubt  Letzteres  wird  dadurch 
bewiesen,  dsfs  oft  Mensehen  bei  den  unyoll« 
kommensten  Spraohwerkzeugen  sprechen  ler* 
neu«  (wie  Lobsteins  Dissertation,  betitelt  t  Fe^ 
minae  clinguis  historia  bewei&t)  und  bei  der 


^     tot     ^m 

•       \ 

groftfen  lätegriiSt  dmelben  oft^  telir  tclnr« 
oder  fflft  nicht.  —  Kämmt  dieses  Organ  gu 
nicht  sur  £xitwickeluii(^y  SQ  ist  Blöddopqpi  du» 

f  ol^e  dayon« 

» 

..  9«  Diu.  Organ  de^  Kunstsinns^ 

KunHsinn  bezeichnet  hier  nicht  söWoU 
.   die  Fähigkeit  zur  HervoibriDgung  von  WeHi 
kei|;i  der  schönen  Kunst  ^    als  yielnnstbr  Ubem 
h^i^ipt  diQ  Fähigkeit)  Foroden  aufifufiSisen  imd 
auch  zu  prodttcireiii  welche  fireilich  d^ooij^ni«. 
gen,  der  ein  Werk  der  schönen  Kunst  dar» 
stellen  will  und  soU,  auch  untatbehrlieh  ist^ 
aber  doch  nicht  allein  dazu  befähigt,  sondern 
augleich  ein  Hinzukommen  anderer  Fähigkeit 
ten,   a.  B^  des  Farbensinns ,  des  Spraduinna 
u,  s«  w«  voiraussetzt,    wenn  sie  zur  Hervor« 
bringung  edler  Kunstwerke  treiben  aolL  -So 
findet  man  dieses  Organ,  zwar  bei  Jiaphael 
gan&  aulserordentlich  stark  entwickelt,^  aber 
auch  bei  mpcbanischen  Genies,  z*  B.  bei  ei» 
nem  rorzijigUch   geschickten    mathematischen 
Instrumentenmaehev  in  Wien,   der  zugleich 
^  das  Qi^an  des  Zahlensinns /sehr  hervorstechend 
besitz,' ferner  auffallend  bei  Madchen,  die  in 
Handmrbeiten,   Put^maehen  und    dergU^eino 
vorzUgKche  Geschicklichkeit  besitzen  und  end« 
lieh  auoir  beim  Bieber, 

Ss  gi^  4icb  diiaos  Organ  am  Sduldd  in, 


—     lOB       — 

der  SoUafegegend ,  bioter  dem  Orgttne  du 
Zjahlensinns  und  onter  der  Stelle  su  eriKeiip 
Ben,  wo  die  Organe  des  Tonainn«  und  des 
Diebssinns  xusammcnstorsen^  oder  em  Stirn- 
beine unmittelbar  binter  d^^r  Apop  jsis  jug^ 
lis  desselben  und  über  seiner  Zusanunenfö- 
gung  mit  dem  gro&en  Flügel  dee  K^lbeini 
{ala  magna  assis  sphenoidei)^  es  ertcbeüit  da- 
her doppelt  am  SchädeL 

10.  Das  Organ  der  BeduchiUckkeii  oder  Cir^ 
cumspecnon. 

Es  giebt  sich  dieses  Organ  an  der  Miktedes 
Scheitelbeins  y  jedoch  mehr  nach  den  SchliCen 
«Uy  hinter  und  über  dem  Organe  der  Schlau- 
heit und  des  Wortsinns,  also  an  der  Gegend 
um  die  Linea  semicircuiaris  nssis  bregmaäs 
und  oberhalb  derselben,  demnach  doppelt  am 
Kopfe  XU  erkennen. 

Dieses  Organ  findet  sich  bei .  Kindern 
stärker  entwickelt  als  bei  Erwachsenen ;  daher 
dijB  Kopfe  der  Kmder  in  der  Gegend  des. Schein 
tels  so  auffallend  breit.  Es  wird  hieran»  viel« 
leicht  erkläibar,  dais  Kinder  bei  allen  ihren 
Wagestücken  so  gut,  ja  unbegreiflich,  glück» 
lieh  dayon  kommen.  —  Unter  mehreren  hun- 
dert Bettlern,  den  Virtuosen  im  Leicfatsibne, 
fand  Dr.  Call  dieses  Organ  nur  bei  iwei  Sab- 
jecten  und  auch  bei  diesen  nicht,  besonders 
stark  entwickelt.    ' 


-*    xo3    -c 

üebrigen»  findet  sich  diesei  Organ  audi 
bei  den  Thieren.     Das  Reh,  das  oircumspec« 
teste  unter  den  l'hi^ren ,  basitzt  es  im  hohen 
Grade,    noch   auifallender ^ die    Gems»     Der 
Hausmarder^  wie  auch  alle  diejenigen  Thiere»' 
die  Nacbt$  aruf  ihren  Raub  ausgehen,   haben 
dieses  Organ  ^  iiebs^t  dem  Organe  der  Schlau- 
heit yorziigUch  stark  entwickelt  uncT  starker 
als  andere,  mit  ihnen  übrigens  ziemlich  über- 
einkommettde  Thiere,    die  nicht  Nädits   auf 
den  Raub  ausgehen.  — «  So  hat  z»  B.  der  Scbu^ 
hu,  der  Ubrigdils  auch  bei  Tagie  sehr  gut  sieht» 
weil  er  die.  Pupille  nach  Willkiihr  erweitern 
und  yerengem  kann,  dieses  Organ  sehr  auf- 
fallend starker  wie  der  Adler,   die  Fischotter 
dasselbe   Organ   auffallend   stärker;,  wie  der 
Fuchs 9   mit. dem.  sie  doch  sonst  so  ziemlieh 
übereinkommt^    Auch  beim  Maulwurfe  findet 
sich  dieses  Organ  sehr  herirorstecbend ,   wel*^ 
ches .  Dr»   Gall  auch  bei  allen   bedächtlichen 
Mienschen  iind  oht^e  alle  Ausnahme  bestätigt 
gefunden  hat. 

II.  Das  Organ  des  Höhesinns»      ^ 

Dr.  Ga/Z  nannte  dieses  Organ  ehemals 
das  Organ' des  Hoohmuths,  rertauschte  aber 
diese  Benennung  mit  der  gegenwartigte,  seit 
er  das  Organ,  an  welches  der  Hochmuth  ge- 
knüpft  istv-'tind  welches  man  bei  allen  hoch* 


\  * 


a^WA^'y  MijMiutmt"  MeDiofafls  beobacli- 

f^t,  ■nch-bM'*d)chett  Tbierbti  sehr  herTOr> 
fMobmid  £tfd«'ir«l<lM  rlie  Häbeo  lieben  nsd 
^lUAieDf  ■•  &  bei'äAa  G<^birgsretieD,  bei  Jen 
OMaie4i  !>«>■»  Adlnr  und  allen  Vugel,  wdeha 
4le  Höben  ■odieB.  All«  diese  besitzen  diei 
Orgu  luffiillond  «tSriMt,  als  diejenigen  T^eti^ 
di«  ia  NiedeniB^m  leben. 
.\  '  Am  Sfnntchen  dwtes  Organ  lu  beobacb« 
tea,  fast  nun  voraüglich  in  Irrenhäuiern  Ge- 
Iflgapbät,  wo  man  det  aufgeblasenen  Nanen 
Inder  to  net«  findet  Merkwürdig  aber  irt 
M,  dab  dwae«  Organ  aucb  beim  Meotcben 
Uttt  der  BepbadiliHig  eise  doppelte  Modiäca- 
tioo  faaben  kann,  indenr  •§  twil  püll^i»|t-^atf 
diea  iat .  meisten»  der  Fall)  di 
jHocbmütbt  den  lädierlichan  8teli,'bai 
ren  aber  eine  unwiderstefaliche  M«»t|pM»Jt-  irf 
Bergen  «i  Wobnen,  oonilitniitr  - :,  i  r -; 
'£s  liegt  diese»  Oi^B  dicht  UnUt  ft(«> 
Scheitel,  iWitchea  den  beiden  oben  enyg^f 
.  benea  und  beschriebenen  Organen  der  Knlni» 
äucbc  oder  Eitelkeit,  nimmt  folglixih  an  ScU« 
jcl  die  Mitte  der  PfaSndit  und  die  Ug^ia» 
»ende  Gegeod-deV  Scheitßtbeine  eia^  £•■•** 
scheint  am  Schädel  our'einfacfa,  irail.difi']Mlr' 
den  gleidiartigeii  Oi^aoe  anE  def  „Mitta  «ad' 
Höhe  das  Geliirn»\dicht  neben  eüMtncI— .Vjfej- 
g^nd  und  lusaatmetiatoiMpd  ]iw.«j|9»)*^'*'^ 
ftm  Scbäd«!  b«VHtk«n.      , 


\ 


IIL'  DiejeoigMi  Organe,  «a  welch«  dia 
hÖherea  Oeistesthatii^eiteüi  ^koj^pä  ^nd»  dis 
den  Mensehen  detenniniren. 

Schon  vor  aller  Beobachtnnjg  nnd  Unter« 
sucbung  über  diese-  Organe,  die  dem  Men*« 
sehen  antsehiiefslich  eigenthiUnlich  #ind  und 
die  Scheidewand  zwischen  ihm  und  den  Thiev 
ren  aasmachen ,  hätte  man  darauf  Ta^faU^n 
müssen^  sie  da  aai  suchen,  wo  der  Meneoii 
allein  noch  Gehirn  hat,  nimlieh  an  dem  vor-*^, 
deren  Tlieiie  der  Stirn«    Dieser  hebt,  sich  zwar 

auch  bei  den  Thieren  stufenweise,   je  mehy 

• 

die  Fihigjkeiten  derselben  heraustreten ;  al}eii| 
die  yollkommene,  aiifgewölbte  Stirn  hat  nuv 
der  Mensch  allein«  Die  an  dieser  sieht-  und 
erkennbaren  Organe ,  welche  Dr.  Gall  nuv 
auf  dem  Wege  der  reinen  und  durch  keine 
Speculation  yerfaUehten  Naturbeobachtung  auf« 
^ehinden  au  h4ben  behauptet,  «ii^d  folgende; 


1  • 

I,  Pßs  Organ  des  vergleichenden  SQharfsinns^ 

Vergleichender  Scharfsinn  bezeichnet  d^A 
Vermögen,  Aehnlichkeiten  und  UnihnUchkei-« 
ten  aufzufinden,  welches  alle  gute  Volksred« 
ner  bedürfen,  um(  zum  Volke  in  Gleichnwen 
reden  zu  können,  ' 

Es  liegt  d»  Organ  für  dieses  Vermögen 
in  der  Mitte  yor  der  Stirn,  über  dem  Qr« 
gane   des  fiaqhsinna   oder  der  &r9i<lbttll|liiv 


hiVkeit,  nii^  unter  dem  Orgine  i€f  Gutmii- 
fhigkeitt  so  da£i ,  diese  drei  Organe  ,  in  einer 
graden  I^inie^  von  der  glaMia  9t«r  Pfeilnaht 
gesogen»  iiso  folgen;  das  Organ  d^  Säch- 
s.nni^,    d^s    rerf^leiclidndea  Scberfsinns^^ 'der 

GQtmütbigkeitjt  (und  hinter  diesem  das  Oig^ 
der  Theosophie,  von  welchem  sogleich  die 
Rede  seya  wird.),  Es  erscheint  dieses  Organ 
gleichfalls  nur  einfach  am  Söhadel« 

Pa  Call  hat  dieses  Organ  bis  jetst  noeh 
immer  ganz  voj^nglich  entwickelt  gefiuded 
bei  allen  beriihmten  Volksrednern^ 

2«  Da^  Organ  des  metaphjfsUchcn  Ttefsinm. 

Es  liegt  dieses  Organ  auf  beiden  Seiten 
neben  dem  Organe  des  Scharfsinns.  Ist  es 
Torzüglich  entwickelt,  so  ragt  die  Stelle  des 
Schädels,  welche  beide  Organe  einnehmen  in 
einer  Halbkugel  über  die  Seim  herVor^  gleich* 

sam  über  die  Welt  der  Sinne  hinaus.     Es.  er* 

»■  » ■ 

scheint  daher  dieses  Organ  nicht  doppelt  am 
Schädel. 

Dafs  diese  Form  und  Organisation  atif 
etwas  Höheres  hindeute,  müssen  schon  die 
Alten  gefühlt  haben,  weil  sie  den  Kopf  des 
Jupiter  und  anderer  Gottheiten  in  dieser' Form 
darstellen,  so  nämlich  dafs  eine  Directions- 
linie  der  Stirn  und  des  Gesichts  mit  der  Ho* 
rizontallinie  nicht  einen  spitsen^.  sondern  mehr 
feinen  rechten  Winkel  bildet» 


t 

/ 


^  .5.  Dat  Organ  des  PFUzm^ 
'  Et  liegt  dieses  Org«n  euf  beiden  Seiten 
neben  dem  Organe  des  Tiefsinns  nach  aufseii 
und  giebt  siob,  weim  es  Torzügbch  entwickelt 
ist  und  die  zwischen  biegenden  Organe  nicht 
sehr  stark  sind I  durch  zmrei.Kugehi  auf  bei- 
den Seiten  Ter  der  Stirn  oder  durch  die  Tu* 
bera  frontalia  des  Stirnbeins,  foIgUch  doppelt 
am  Schädel  zu  erfcennc^n.  /Sind'  aber  die  zm* 
sehen  den  beiden  Organen  6»^  Witzes  liegen- 
den Organe  des  Schar£unns  und  des  Tiefssonis 
zu  gleicher  Zißit  aucA  stark  entwickelt^  so  flie- 
isen  die  angegobenen  beiden  Kugeln  mit  den 
Erhabenheiten,  welche  die  letzteren  Organe 
alsdann  am  Schädel  bewürken,  in  einen  IU£F 
vor  der  Stirn  zusammen.  Diesen  ganzen  Riff 
^n^nnte  JDr.  Ga2/ ehemals  das  Organ  des  i?eo6-' 
achtunffsgeistes^  verwirft  liber  gegenwartig  diese 
Benennung  als  irrig,  seit  er  eingesehen  hat, 
dais  BepbachtungsgeUt  eine  allen  Organen  geb- 
meinsame  Eigenschaft  ist. 

Jetzt  nennt  Dr.  Gäll  die  bei  Gegeniwt 
der  drei  genaimten  Organe  des  ScharJGiinns, 
des  Tiefsinns  und  des  Witzes  vorhandene 
Fäbi^etty  alle  Verhältnisse  zu  nmfassen,  zu 
vergleichen,  Inductionsgeist ,  dessen  Organ 
also  jenfer  Riff  ist.,  den  jene  Organe '4>ei 
vtMTziigUoher  £ntwickelung^-^m  Sohädel  be* 
würken;'    :  '. 


4*  D^s  Orffan  der  The^to/Aie, 
od«r  ancli  du  Or^ma  des  GlMibflaft,  odordcf 
BeUgioB. 

Es  liegt  dieses  Orgia,  wie  sdion  obei 
los  Vpibeigehn  beoerkc  worden  gevtd»  hintec 
dem  Organe  der  Ontniätliigkeit,  am  luatev- 
•t«^n,  obersten  Tkede  des  StirnbeiAS  in  dsr 
Kutte. 

Es  fin-Tet  sidi  dieses  OrgW  «—  gleichsah 
des  Siegel  dfyt  Menschheit  -—  enffallend  entirifc- 
kelt  bei  allen  sehr  frommen,  andatilidgenlleft- 
•ehon.  ferner  auch  bei  allen  theosopUscbsn 
Völkern ,  3,  B*  den  Fgvptiem.  Bei  Mm  die« 
aen  ^te  gt  die  Stirq  immer  sanft  lA  dieHöhSf 
so  ASm  ciie  Haare  sich  au  beiden  Seiten  schei* 
teln,  .gc«^^  ^n  wie  man  die  ChristnskÖpfe  ab- 
;0ubild»rn  pßtfgt,  die  man  gewifs  nicht  ohne 
Grund  gerade  so  und  nicht  anders  abbildet.  -«■ 

Aus  der  Betrachtung  der  bis  hieJier  auF» 
gezählteq  und  allein  auf  dem  Wege  .reinei 
Naturbeobachtung  aufgeAmdenen  Organe  erge* 
ben  sich  noch  folgende  allgemeine  Resultate; 

a)  Der  Mensch  vereinigt  alle  Organe  in 
aioh,^  die  sich  nur  irgeod  in  der  Tkierweb 
fipden,  so  daü  man  aus  einem  Menad^toge« 
hiriie  durch  bloike*  Wegnehmen  der  eiiudU 
peii  Theilo  alte  Thjergebirne  darstellen  kwa» 
k)  Die  Organa  derjenigen  £^enaobafte% 
vrelobo  den  Thiereu  fehUn,  liegen  beimltfeii« 


—    log    — 

r  ' 

sch«a  M,d«^r  Stella  dea  Gehirns  |   welclie  die , 
Thiere  nicht  haben» 

Minige  fJ^orte  über  di6  Hülfsqu^lltn  der  Or^ 
ganen.T  oder  Schadellehre* 

Die  bisher  yon  mehreren  groC^en  Natur« 
forschem  angestellte  Vergleiohting  d:^r  Dano^ 
n^len  Verschieden  bei  teti  ist  «war  wr^hl  in  Aa« 
'  aehung  der  GeiichtsbilfJung.  niebt  aber  ul  An<» 
aehung  der  Bildutig  dos  Scbäd'el.i  wichtifi'lii&d 
ergiebig,  von  wY^icfafT  If^r2teiet4  in  dt-r  Jii>her 
dargestellten  L^hre  dil^^ln  (\h^  Rode  ist.  Voa 
der  Vergleichudg  der  nationaltfn  Verschieden« 
heiten  in  der  Bildung  des  Schädels  liefse  sichk^ 
nur  diann  etwas  erwarten,  Weno  sich  ein  all«* 
gemeiner  Charakter  einer  Nation  exifitellea' 
liefse*  Dieaea  ist  aber  uniiK)gUc{i»  Wäre  ea 
aber  auch  möglich,  ao  lafst  sich  doch  vpn  Att 
Form  einiger  Weniger  oder  einiger  Ourzend 
Schadef  nicht  auf  die  Form  einer  ganaen  Na» 
tion  schlie(aen|  wie  doch  Jene  Naturforscher 
thu«.  .'  : 

Man  mtilste  die  Beobachtungen  Ühev  die 
Schädelfbrm  einer  Nation  achiecbtetdings  in 
ihrer  Mitte  anstellen  und  wtirde  dann  «licher 
auf  manche  interessante  nationale  Verschie- 
denheiten stofsen»  Allein  nie  wtt»  df>  man  dncbi 
nach  der  Schädelform  die  Giäoaiinia  ayi^ischen 
daa  einielnen  N^tioaea  acharf  und  bestimmt 


«^ 


—      HO      — 


zieben  kSnnen,  da  sich  gewift  jede  Stdiadd« 
form,  die  vollkommenste  wie  die . niediigitfl^ 
noter  jeder  Nation  findet»  so  dsis  oCt  Neger- 
nnd  Europier- Schädel  rollkommen  fibenin- 
stimmen« 


Die  rhytiognomikf  wenn  mim  darnatBr 
die  Deutung  der  angebotenen  Zjüge  und  die 
Erkenntnis  der  Geisteseigensehaf ten  ans  den- 
selben versteht)  ist  eis  solche  nicht  inB^|lich, 
kann  daher  auch  keinen  Aaf»chluCi  'über  die. 

■ 

Organe  der  Geistesverrichtungen  geibeiCi  — 
Denn  das  Gehirn^  welches  die  Organa  dar 
Geutes Verrichtungen  enthalt,  wUrfct  natf-  aaf 
den  Schädel,  aber  auf  keinen  andren  Theik 
Dals  das  Gehirn  auf  den  Bau  und  die  Fm 
aller  anderen  Theile  des  Körpers  «keinen  Sin« 
Hufs  habe,  beweisen  die  ausgebildeten  ftiidiia^ 
die  ohne  Gehirn  geboren  worden  nod  die 
Thierci  welche  nur  ein  unvollkommenca  odia 
beinahe  gar  kein  Gehirn  haben. 

Es  liefse  sich  hiegegen  vielleicht  eiAwen« 
deni  ob  denn  nicht  die  Bildung  des  Gehirns 
und  seiner  Theile  mit  der  Bildung  des  Ge- 
sichts  und  seiner  Theile  in  einem  bestinunten 
Verhältnisse  stehed  könne?  Physiologisch  lifiit 
sich  dieses  iwar  nicht  beweisen;  woUr  aber 
kömmt  es  häufig  in  der  Er££hrfu>g  ?or,  «jabdoch 


—      XII      — 


\ 


mit  so  häufigen  Ausnahmen^  dafs  es,  wie^ZiO« 
Vaters  Beispiel  beweifst»  bis  jetat  niclit  mag« 
lieh  war,  auch  nur  ein  einziges  lestes,  bi« 
cheres  pbysiognoniisches  Gesetz  auFifu^tellen« 
Hätte  Lai^ater 'hijiieichtf  dafs  das  G^hrn  nuf 
auf  den  Schädel  und  nipht  auf  das  Gesicht 
würke,  und  hätte  er  dem  zu  Folge  am  Schä* 
ddl  gesucht)  so  würde  er  g'üukHcher  ^wesea 
seyn^  in  der 'Erforschung  der  geiitigtfif  Aüia» 
gen  aus  der  Form  der  Materie. 


mtttim 


Die  Paihognomik  ihet  dder  dieDetHang 
der  erworbenen,  durch  die  Binwürkühg  des 
Gehirns  geformten  Züge.und  tlle  Erfcetfntilifs 
der  Geisteseigenschaften   aus    denselben,    ist 

•  *  • 

möglich,  beruhe^:  auf  den  sichjsrtteti  StQtcen 
'und  "kann  bei  Auftudiang  der  einseinen  Or« 
gane  für  'die  einzehien  GeistesrerrichtiAigen 
eine  wichtige  und  ergiebige  HQIfiqeielie  seyn. 

Der  pathagnomische  .Ausdruck^  der  Ge- 
genstand der  Pathognomik,  ist  nun  entweder 
dauerharti  z.  B*  wenn  er  durch  liabitaelleBe« 
schäftigungen  erworben,  oder  er  ist  yortiber- 
gehend  bei  Ausbitichen  der  A£Fecte&  «ad  Lei« 
densohaften» 

Der  pathognomische  Ausdruck  bri  letzte« 
ren  aulsert  sich  vorzüglich  in  dem  Gaberden- 
spiele^  da  die  Thätigkeit  de$  Gahirna  eiaon 


—      113      — 


yofsiiglichm  Einflols  auF  die  willkulirliclKiii 
Muikcla  hat^  nnd  wenn  aia  eine  ^bestinuBl» 
bt,  auch  ^in  bestlaimtefi  Geberdenspiel  be* 
wUrkr.  Das  Studium  dess  :lben  r^  di»  A^fl# 
ist  daher  bei  Erforsch ung  der  e:naelnan  Oc^ 
gaoe  fiar  die  einxeluea  Geistesyeiriqluimgai 
nicht  auiser  Acht  zn  lassen.  Dr.  Gall  benvM 
die  Mimik  nun  insbtssondere,  um  die  bsi* 
stimmte  Lage  der  ein^eloen  Organe  sn  erfbr« 
sehen  und  su  beweisen  (f),  nnd  fand  diesa« 
gleich  auf  anderen  Wegen  erforschte  L^gi 
derselben  hSufig  durch  die  'Mimik  baatätjg|L 

So  ist  s.  B.  schon  oben  angeführt :  wor« 
den,  dais  woUfistige  Mädchen  im  gereiattis 
Zustande  die  Hand  in  den  Nacken  ^^  iBolg- 
lieh  in  die  Gegend  des  Oi]gans  der  GescUechtH 
Hebe  legen.   . 

Will  man  ferner  irgend  eine  Sadie'  wie- 
der hl  das  Gediohtmls  surückrulba  ^  ^Welaks 
Geberde  macht  man  gewöhnlich?  Man  drOckt 
entweder  die  Augen  nach  oben  -«->  gegen  das 
Organ  des  Sachsinns ,  oder  man  Ifeibt  odat 
klopft  dto  Gegend  dar  Stirn,  wo  es  liegt. 

Eben  so  legt  tnan  gewöhnlich  beina  aäar- 
fen  Nachdenken  die  Hand  ^er  über  die  Scfra, 
grade  auf  die  Organe  des  Sdlarfsiiuis« 

Auf  gleiche  Weise  bestätigt  ^ioh  das  Or« 
gan  des  Tonsinns  in  der  Mimik*  Denta  Ma« 
sik^r  wiegen  z*  B«  bVim  Geigen  o^  eteet 

hideren 


x 
\ 


anderen '  TilStigkdt  des  Tonsumt  dev^Korpw 
gewöhnlich  nach  rechts  und  links  anfwärts  in 
die  Oirection  des  Organs  des  Tonsinns. 

Auf  diese  Weise  fand  Dr.  Call  die  Lage 
yon  beinahe  allen  Organen  durch  die  Mimik 
bestätigt  9  und  schlofs^audi  hieraus  i  daft  die 
Nerven  der:.BxQ>eftilۊtSBa  Oonte  dem  Gehirne 
in  unmittelbarer  uniyi^ybrochener  Verbin* 
düng -ständen,  wie  in  der  Gehirnlehie  anato- 
m&öh'-'darge^n  wArdem       -  '  ^ 


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Jouni.  XXI.  B.  3-  |t* 


-  ii4  - 


Bemer kungtta 

Cbft 


I    - 


■  ■ 


OalU   Gebirnorganenl^rlirtk 

Von 

t>t.   C   W.  Httfalaad» 


I 


JVlit  groltem  VergiiBgeii  und Intoffette  hiba 
ich  den  würriigea  Iftim  idbit  teiBe  Ueno 
Lehre  TOttragen  hörea,  und  bin  TSlIig  ibeN 
seugt  worden,  di£i  er  vx  den  merkwürdigaMi 
Erscheinungen  des  aohttebnten  Jehrhtuidett% 
und  eeine  Lehre  bu  den  wichtigneti  und 
kühnsten  Fortsdiritten  im  Reiche  dier  li^aa^ 
forschttog  gehört* 

Man  mufii  ihn  s^bst  sehen  und  hörettt  ttii 
den  uttbebngenen,  von  f  eder  Charhita&eriei  tftv 
wiJu'heit  oder  trsnsoendentellen  SehirimMrei 
vreit  entfernten  Maon  kennen  lu  leman»  Ifir. 


I 
t 

«iiiedi  üitäieii  Qtäie.  ydtf  B»6biolitMiygi»b% 
Scharfinna. .  und  lAdtidrionstftleot  biefftht^  is 
der  Natur  aufgewachsen  ^  und  dntdx  ttefea 
tlmgaog  mit  ilir  «u  iltfeHi  Vbi^rautM  |  gebil- 
det ^  fabte  er  eine  Menge  MerknMle  4ind£iu 
scheinnngen  im  gansen  Oebiet<^  delr  ov^ant^ 
sehen  Wesen  aufi  irdcbi»  bisher  entweder  gm 
nicht  oder  nur  oberfläehlidi  bemerkt  worden 
waren,  stellte  sie  mit  sinnreiclieiii  Geiste  hri^ 
sainmen^  fand  ihre  analogisdien  Vi^rhUsnJsij^ 
ihre  Bedeutungen  ^  wg  Sehiflasy  4amm  unlt 
seute  Wahrheiten  fest,  die  eben  dadufdi 
bäehst  adMtabilr  wetden»  dhb  ase  rea  qnpi*- 
risoh,  blos  der  Netni*  nachgesproeben  sind  «^ 

So  bildete   sich  seine  Ansicht  ton  der  Be>' 

» 

schaffenheiti  deni  Ziisammenbangf  und  de^ 
Verriohtungen  des  Nerrensystema^ .  Er  selbig 
sdireibt  seine  ButdMknngen  bj|os  ,4fi^  tni^tf^ 
er  sieh  niit  gänt  reinem  und  ofnem  Sinnender 
Natur  hingegeben  f  Und  sie ,  durd^  alle  jUira 
Abstttfungcoi^  .kittdtttdi,  fon  der  mnlaohiften 
Dirstdlung  ihrer  bildenden  Knft  an  bis  snr 
Yollfcommensten^  Tnrfolgt  habe«  «^  DiJier  ist 
es  auch  Ünrediti  diese  I^ehfe  System,  su  naa» 
nen  und  als  solches  an  benrtheilen«  -  Din  wthr 
ren  Natpuforscher  sind  schlechte  flystemati* 
iMti  aie  würden  nicht  Mo  richtig  seheni  wenn 
ihr  Geist  schon  fon  der  Idee  eines  ^y^tent 
mnginge»     Sin  wBrden  die  Realitiü  f^kgaif 

tia 


Eitlihck^rgi  Wcfka  gefct^  mal 
ffoch  gfeU  et  gfoife  LickcB, 


bä 


Idi  \ukm  €§  tär  Pflicht,  «moU  gBgi 
dm  Wthriteit  di  feg«  cka 


•  c 


—    It7    - 


es  offenbar'  vm  Wahriieit  's«  A110  Ütf  diels 
freimüthig  darzulegen,  und  ihn  darinf  anC« 
merksam  zu  macheiL  «^  Mann  kaon  das  Wahre 
an  einem  nenen  Systeme  wahr  finden  9  ohne 
das  Mangelhafte  an  Verkennen;  när  diele 
'^igt»  glaube  ich,  4en  unpaitheüschen  nnd 
nicht  eingenommenen  Prüfer  an,  nnd  bringt 
die  Sache  weiter/  da  hingegen  die,  welche 
entweder  alles  annehmen  oder  alles  ?erwer« 
fen,  dadurch  entweder  Enthusiasmus  odet 
Animosität  verrathen,  wdches  beides  demi 
Geiste  die  Freiheit  nimmt,  nnd  eine  unbeEut« 
gene  Priihing  nnmSglich  macht. 

Man  mnis  bei  Beurtheihmg  der  (lalliachen 
Meinungen  dasr  anatomische ^  das,  was  sidk 
blos  auf  die  Bildqbg  und  Struktur  des  Ge- 
hirns bezieht,  von  dem  physhlagisehm  ^  was 
die  Verrichtungen  desselben  begreift^  sorgfiÄ* 
tig  nntersohddett«  Das  entere  sind  Gegen» 
stände  der  sinnlichen  Wahmehmnng,'imd  kSh- 
nen  also  auch..nur  dadurch  als  wahr  eikannt  und 
entsohieden  werden.  Das  zweite  nnd  schon 
Resultate  der  Wahmehlnung,  durch  Induk- 
tion und  Schlüsse  aus  mehreren  Erscheinnn- 
gen  abgeleitet.  Diese  müssen'immer  4la Hy- 
pothesen betrachtet  werdnn,  nnd  ihre  Wahr- 
heit lädt  sich  nur  durch  PrtiFuii^  der  SchlBsse 
nnd  ihrer  Voraussetzungen  aüsinitfeln. 

Zuerst  das  Poetische.    Was  hat  Cil/^.in 


iW-fflMtiMUMet    GeblnM   gueigt,    WM 

«hM  «idW  frnftteo  ? 

^    .BMl  M*<.Hen  ProL  Bitehaf/iax  tax 

MkMXtet  &ehr  giÖDdlich  nad 
,  «tut  ich  kaaa  weiter  nickt»  Ua».' 
,:  ab  <Uri  ich  raicb  vos  <l«r  jji< 
üfaMM^'^Welben,  |i&r>teatbeils  (beftondan 
WM  die  iflRI  ihm  sogeuajuite  faiaatuoreteadf 
l  bnrüt)  selbst  durch  GebirtkMk* 
l^«hDe  GalU  Präparatioa«  üb«* 
IMVt  Jl^M«  *-  Ich  habe  geaehen,  di»  Ab- 
«Mtwg  -^"S  verlaufenen  Marks  in  B&ndel» 
di»  OarCjUreasDog  des  iimero  Paar«  denel« 
Imh,.!»  dn  Pframidalkorpem,  daa  mit  Qu» 
ian|Uf»>  «i^iirnuscbte  »chichtweiie  Ooroti- 
•«niqfiW  dw.  LonguiiudmaUasem  dozvh  dit 
|Meke,.dea  Uebergtng  dieier  Snbstans  ia 
die  -  OehjrBiahenltel ,  die  eyrürmigci  GrÖfif 
^fA  BMol^fiubflit  der  gestreiftea  Körper,  dif 
itBl|mf3naig<  Verbreitung  der  Nerrenmb^ 
•tana  uob  «llen  Funkten  der  Oberßäob«,  die 
F-nifatnun  d*s  Gehirns  in  eine  Haut  oder 
.  Ttelntdir  Jn .  eiae  ßacfaenartige  Auabreituogi 
'  die  £nt«tehiing  des  Augennerren  von  deo 
y^B^ligdi).  Alles  dieTs  sind  Gegenstände,  die 
isir.-rpKber.  «itweder  gar  nicht,  oder  wenig» 
j||!eiu.-aicbt  mit  der  Genauigkeit  und  ip  dem 
Zncammenliaiige  kannten,  und  wenn  wir  aufh 
Mi^eUo^.dal«  GaU  inder  üulkera  Form  dipJ 


I 


—    <I9    ■•* 

imrsehledeaeii  Tlmli^  dei  Gehini-  Bidils  B«ui 
entdeckt  bat,  so  ist  es  doch  unleuflMr»  dab 
er  fliw  die  ionere  Struktur  und  den  Zusam« 
paenluttig  seiner  verschiedenen  Theile  ejin  gani 
adues  lacht  verbreitet  hat^   md.  ^e&  alle^ 
schon  würde  genug  seyn^  um  seinen  Namen 
M  verewigen.  --^  Ein  jeder ,  der  Angea  hat» 
kann  sich  davon  selbst  übeneugen;  aber  frei- 
lieh  geh4(rt  dazu  die  Methode  der  anatomi« 
sehen  Ud^tersnchung»    die   GaU  aogewendH 
bat,  und  ohne  die  er  nie  auf  dieie  £ntdek*! 
hangen  gekommen  wäre:  nümBok  einmal  die 
Uni;enuc]|ii;pg  von  unten«  von  dem  verlftngar« 
ten  l^^k}   anaufangen,   und  dasselbe  naeb 
oben  in  seine  Verbreitungen   au  verfolgen  | 
sweitens  nicht  das  Messer,  welches  die  Tkeile 
aerstörty  aoodern  stumpfe  Körper  aur  Tren- 
nung und  Entfaltung  dieser  breiigten  'Tabelle 
au  gebrauchen«  -^  Die  genauere  Prüfung  die* 
ser  anatonuschen  Entdeckui^en  fibecbuM  idi 
großem  Anatomikem  als  ich  bin»  aber  no« 
befangenen  j  nur  Wahrheit  anehenden»  nnd 
nicht  die  Person  mit  der  Sache  verwechaeto^ 
oeuf  Männern» 

Ich  halte  mich  hier  biet  an  das  £]nSP* 
Aeiisohe,  wosn  aber  freilich  aUes,  waa  nidit 
ainnlich  daratellbar  isl^  folgUeh  aneh  mehrerea 
von  dem  sogenannten  Anatomischeni  a«  K  die 
Richtung  de«  LeuCs  dar  versohiedeneQ  Qehjm« 
messen,  gehört« 


Aneh  aieiies  ist  im  Tontäimriton  AaÜMM 
so  ToHstilndig  dargestellt  wordeift^  dels  Wi 
aichts  hinzutiitetteii  remiig,  ttkiil  -es  «b  dks 
Wesentliche  der  GaUschen  Lebte  mm  Ghiete 
legen  kann. 

Im  Gänsen  bin  ich  mit  Herrn  Gnltdtnin 
ToUkomnien  uberein^tünmend ,  dals  das  O»- 
stige  iä  uns  durdi  Organe  warkt,  (welches  ji 
'fede  Bewegung   dei  Ai'ms  vom  WiHea  ker- 
torg«bitcht  beweiset),    dals  diesem  ttuArielle 
Befitogung  der  Seelenthätigkeit  nickt  blos  ron 
'^M ''grobem  Aenfsemngeni,  sondern  eidk  von 
'  den  Innern  nnd  feinem  ThStigkjsHMi^-  Empfin- 
-  dangen,    Y  orstellüngen ,    Ideen »  -gifcOy   dafi 
das  Organ  dies^  innem  nnd  hohekir' Geistes- 
diätigkeit  das  Gehirn  sey,  nnd  dals  man  mit 
"ftotker  Wahrscheinlichkeit  annehmet   kana, 
so  wüe  der  anfsere  Sinn  seine  besonderen  Or- 
gane labe^  also  auch  der  innere  Sinn  seine  ver- 
schiedenen Organe  im  Gehinie  haben  taSgei 
wie  anch  die  so  mannigfaltig  geformten  nnd  yer- 
sohiedenen  Substanzen  ifn  Gehirne  sehon  an- 
'  deuten.  —  Diese  Meinung  ist  aber  keineswegs 
neu  oder  Herm  Galt  eigenthiinilich ;  sondern 
'isehon  lange  nnd  schon  oft  Ton  den  Aerxten 
'  geaufsert.     Herr  Call  giebt  £efs    selbst  lu, 
*iind  f&hrt  TorzügUch  den  yerstoibenen  Afej^er 

^  Zum  Beweise,  wie  Iioge  ich  ichoa  mit  Hana  Gaü 


Nor  glaube  ich^   maA  nfUfle  liier  wohl 
«BtenolieideD,  das  Geistige,  in  so  fern  es  auf 
die  Aursenwelt  sich  besieht  und  mit  ihr  in  . 
Verbindung  gesetit  werden  soll,  und  das  Gei« 
stige,  in  so  fern  es  dieser  ThiKgkeiten  selbst 

übereinstimme«    auch  ohne  ihn    sa  kennen >    diene 
folgende    Stelle,     die    ich    Tor    15    Jahren   ichrieb: 
» Nicht  etwa  •  dafs  ich  die  Seele  aelbtt  an  den  Thei- 
len  oder  Prodttcten,  oder  Eigenachaften  dea  Körjiera 
rechnete.    Keinesweges !  Die  Seele  ist  in  nieinan  Au- 
gen etwas  gana  vom  Körper  verschiedenes«  ein  We- 
een  ans  einnr  gana  andern»    hohem»    intellectuellen 
Welt^  aber  in  dieser  sublunirischen  Verfainddngt  und 
um  menschliche  Seeie  an  sayn »  nula  m  Organe  ha- 
ben, und  atrar  nicht  blofs  an  den  ^Handlungen»  son-' 
dem  auch  au  den  Empfindungen»  ja  selbst. äa  den 
hohem  Verrichtungen  des  Denkena  und  Ideenverbin- 
dena  und  diese  sind  das  Gehirn-  und  ganaa  Nerven- ^ 
System.     Die  erste  Ursache  des  Denkens  bt  alfto  gei- 
stig» aber  das  Denkgeschäfi  selbst  (so  wie  et  in  die- 
aer  mtiiichlichen  Masdiina  getrieben  wird)  ist  orga« 
nisch.  —  So  allein  wird  di^  so  au£ßillend  M^ani- 
sche  in  vielen  Denkgesetaeik»  der  EinflnCi  physischer 
Ursachen  auf  Verbesserung  und  Zerrüttung  det  Denk- 
geschäfts erklärbar,  und  man  kann  das  ÖetdiaA  selbst 
riiatariell  betnchten  und  heilen»   (ein  ^äll»  den  un- 
ser Beruf  als  Aerata  oft  mit  eich  btiagQ   ohne  ein 
Materialist  aü  sajn»  d»  h«  ohne  die  erste  Ursache  des- 
selben» die  Seele»  für  Materie  au  halten»  welches  mir 
waoTgstans  absurd  an  seyn  scheint. «    8.  lÜsine  Ma* 
§robioUk  I.  B.  p.  140. 

Nofh  avffallaader  finden'  sich  mehrere  •jpeaielle 


^1^.  "kiHBiff  äs«  dbifiber  Boot  VMBMrfk  vnd 
.  fifidtt«:  rmTsoaut,  «dl  hwrJMWt.  witt,  «d* 
^0c;  jwl  Tg^iffr  ia  dit  liwmigfiMjys  briagt 
OiMF-lMiMBi  cigemkuaUcbca  GciitssMKiicb* 
^wv^ik  öd  mrer  lifKif  nidit  an  OijpuM  §»• 
jttwie«  0*4  durch  Organe  modifiiän^  «ad  dÜb 

OmOrnkg  Umb  fei  Af «^jr#  jihkmmJhmg  ws  GdUnuk 
AücAciMMfi  jMr4  Vetpnmg  der  Kerw&m^ 
O^^tr  1779*    leb  will  nur  einig«  iSrwH— 

5.  56.  »  Ui«  Brücke  dei  VanJt.  cUt  THÜif«» 
Vark  und  riat  Alck^amftrk  «iod  die  TIimU  du  Gi* 
kif a« »  Welche  vom  Schöpfer  mu  dem  Labia  aa^  |e» 
aaaetcen  f e  bimden  wurden.« 

S,  36.  »  £•  rrägt  lieb :  Getchekea  die  BaaibeStu* 
gen  der  einzeln ea  Seelen krafce  in  tinaelaeo  b«ai" 
den  d««u  orginitirten  Thoilea  de«  Gehifnafw  dieb 
wird  wehrst  beinlich  gemtcht  durch  die  thdkniie 
Aufhebung  eluxelntr  SeelenkrAfce  bai  Verlettuagn 
aqd  Kriiikbeieen« 

S.  ^i,  mIcU  sehe  keinen  Widetipmck  daiin^ 
wenn  ich  annehme,  dafs  jede  der  Seelanwurkungaa 
in  beaonderen  Gegenden  des  Gehirns  geadiiabt.  b» 
deiu  an  einem  solchen  One  die  einxelnea  Theile 
durch  öftere  Wiederholung  der  Wiirknng  jnt)u'  aai- 
gebüdet  werden,  ao  wird  euch  der  Trieb  der  Sifte 
dorthin  vermehrt.«  (folglich  ihr  UmCang  veorgrplaeft). 

S,  49,     nDie  Meipung  ist  viel  wahracheiniichef, 

die  Verrieht uqgeu  der  Seele  geschehen  in  d^  Thei* 

lea  decGehirnfi  lelbat.  alf  iu  den  Höhlen  deaaelbea  eca» 

abar  u,  ea  wäre  eiQe  «u£s«r«t  gewagte  UaiefBfbimng, 

q  Wehnplete  der  einseinen  Seelenkrefka  md  ibra 

jbllMig  aiil  Qawifihaic  baitiinaieA  m  waUaa.« 


I 


g^ßht  miok  GüU  yoUkoiuiMn  sut  indem  e» 
9«i;t;  «Ich  kamie  kein  Org«a  Air  Yenmobf 
WiOl^ülirj  Bewufttseyii,  Ged&cbtaila,  Modem 
diese  Faeeltaten  iphören  eilen  Organen  eo^ 
aind-ei^  keina  in  speme  gebunden»  Mmdem 
j^emeinscbafUicbe  Karektere  und  QoaUtaten 
dea  ganxen  Inbegriffb«i! 

XJebfigent  neont  er  eelbtt  die  Organe  noT 
die  Bedingaogeni  die  Anlagen  anr  Thätigkei^ 
wodfurcli  aUo  immer  erst  etwas  alt  noik« 
wendig  geseut  wird«  was  s^e  in  Tbitigkeil 
aetat»  aUo  das  Geistige,  woraof  er  lick  abef 
natarlidier  Weise  bei  dieser  Unte^oeluiDg  gar 
iucbt  einlassen  kann« 

Nan  geht  af>er  Galt  weiter,  er  aagts  ^^e 

Organe  liegen  anf  der  Oberfläohe  des  JCiehirns, 

die  Ausbreituog  Qcjer  Fortaetiung  der  O^^bim^ 

nenren,  die  wir  die  Hämisphiren  neniMMi»  sind 

der  Sita  derselben^    nnd  iob  bin  im  &aod# 

den  meisten  derselben  ihren  Ort  ananwelaenj 

femer,  sie  beaeichnen  sich  durch  Srhahenhei- 

ten  anf  der  Oberflache  des  Gehin»jt  weli^^ 

die  correspoJidirenden  HerrortreitNingefi  den 

Schädela  bewurken,   nnd  man  ist  daher  .109 

Stande,  aus  den  etaielnen  Srhabeoheiten  dee 

Schadela  auf  die  innem  Geiftesanlagen   dea 

Menscheo  au  schlieläen«    Pie  Beweiae  sind 

oben  angestellt  worden« 

Hierüber  eriaube  man  mir  hier  nun  «M|(| 


— .      HO      — • 

ziehen  kSnneii,  da  sich  ge\iirirs  fede  Schädel« 
form,  die  vollkommenste  ifie  die  niedrigslet 
UDter  jeder  Nation  findet  ^  so  dals  oft  Neger« 
lind  Europäer»  Schädel  rollkommen  überein- 
stimmen» 


Die  Fhysiognomik  f  wenn  mkn  darunter 
die  Deutung  der  angeborenen  Zfige  und  die 
Erkenntnils  der  Geisteseigenscfaaf  ten  aus  den- 
selben versteht)  ist  als  solche  nicht  mägtich^ 
kann  daher  auch  keinen  Aufschlufs  über  die. 
Organe  der  Geistesverrichtungen  gebefiC«  — - 
Denn  das  Gehirn^  welches  die  Organe  der 
Geistes  Verrichtungen  enthält,  wUrkt  niif  auf 
den  Schädel ,  aber  auf  keinen  andcären  Tkeik 
Dals  das  Gehirn  auf  den  Bau  und  die  Form 
aller  anderen  Theile  des  Körpers  «keinen  £tn- 
ilttüs  habe,  beweisen  die  ausgebildetea  flrüchte» 
die  ohne  Gehini  geboren  worden  und  die 
Tbiere^  welche  nur  ein  unvoUkommenea  oder 
beinahe  gar  kein  Gehirn  haben. 

Es  Uefse  sich  hiegegen  yieiieicht  einwen« 
den,  ob  denn  nicJit  die  Bildung  des  Gehirns 
und  seiner  Theile  mit  der  Bildung  dos  Ge- 
sichts und  seiner  Theile  in  einem  bestimmlen 
Verhältnisse  steheii  könne?  Physiologisch  lälst 
sich  dieses  iwar  nicht  beweisen;  wohl  aber 
kömmt  es  hinfig  in  der  Erfahrung  for,  jedoch 


—    «a5  .— 

eilend ,  da&  d^rch  die  ganx«  Jfteihe  der  ver- 
schiedeiieii  .Thierklfsfeii  Undorch  bis  zum 
MalMicheii  g»ö£itfliitl|eils  gewisse  He^Fomigim- 
g)iäi  des  Schideb  odtgewis^eift  Seelenanla^en 
veifcuodeil  sind.  Aber  froDa  dor  Bfswedfi^  ent- 
Sjcheidüod  sejm  solltei  so  mufsre  nie  eine  Aus« 
aaboe  statt  fiadeiii  denn,  wie  Gail^elhstzvL* 
giebt|  wenq  eine  einzige  Ausnahme  statt  fin^ 
det,  so  ist  das  pesetz  falsch.  -—  Und  solche 
Ausnähmet^  habe  ich  sehon  jetat,  AfOt  .ich,  nti^ 
erst  engelcaDgeD  habe»,  -daraaoh  au  fotichtn, 
nehfete  gefunden*  — >  Ich  will  nur  z>Yei  be- 
merken/  Hervorstehende  Augen  (KloMu^en)| 
sollen  nach  ihm  immer  vom  E)aseyi|  eilnes  st;'r« 
ken  Worfgedächtnisses  ?  teugen»  aber  ich  habe 
sie  bei  mehreren  Menschen  mit  eiSiepi  sehr 
sehwachem  Gedeobtiiili^  dieser  An^l^efunden» 
m^  Ferner  das  Organ  der  Theosophie  habe 
ieh  kttrzlidi  in  einer  auf^eri^d^iltliCthen'Vol}. 
kommenheit,  wie  eine  Kugeii  bei  eixiem.  Men- 
schen gefunden^  der  ^cbt  die  mindefte  be- 
deutende Neigung  dani.?errieth.. 

Der  zweite  Beweifs  wird.^  aww  dadurch 
•auch  geführt,  dals  da,  wo  diese  Erhöhungen 
fehlettt  auch  jene  Seeieuanlagen  jfehieo.  Aber 
nur  dann  könnte  er  evident  gemacht  werden, 
wenn  hier^  wie  bei  andern  Qrgsnen,  t>ei  ei- 
nem roUkommnen  und  thitigen  Zustande  des- 
selben durch  DjTuck  pder  ^erstöru^g  4as  Or» 


gfloft  die  VonriclitvBf  (hiiur  die  fiedeiuiiliige) 
ftufgehobea  wardeft  UMiiite»  Weichet  aber  bei 
dem  Gehime»  wo  die  Verlefcawig  «d  klebt 
todtlieh  ist,  «nnitgtieh  M  «eyn  scbeiüc»  Deck 
hat  matt  bei  Venraado^gta  Beispiele,  daia 
bedeuteüde  Portioneii  det  GdiitnoberBidhe 
(also  Gallaöhe  Organe)  weggefionunen  wordaa 
aiitd^  und  der 'Mensch  fottgelebf  hat^  liber 
mir  ist  nicht  bekannt,  däis  man  tob  etaem 
dieser  Mettschett  nachher  den  Mangel  der  be» 
atiiiimten>  diesem  Ort»  angehtfrigen»  ftwJna» 
anläget  oder  Neignng^  oder  GescdunUieUMlt 
wahi^enommen  bitte.  .    .       j 

^  IL  GfOiae  nnd  Ener^e  eiMi  OinaaMle« 
hen  nidit  imwer  tm  direeten  Verhühmbt 
Die  innepe  Qoalitit  uid  mehr  odelr  iMnifü 
kräftige.  Anhge  der  Maste^ bestimme  ii|ie  Bnü* 
gie  der  Kraft  gewiia  eben  so  sehr«  Die  t^ua« 
lität  lumn  also  das  erftetten^  wm  an  QnaiitU 
tat  oder  Atisdehnimg  fehlt  Dieb  ist  der  Cti« 
terschied  der  intensiren  ttttd  etteosifea  Volk 
kommenheitt  und  der  ScUiiIs  fon  der  ärfiise 
allein  anf  die  VoUkommenheil  ist  JEblglioh  trÖg« 
lieh«  Auch  lehrt  dieis  die  firfahrnng.  Klei« 
ne  Menschen  sind  im  ganten  energlscKei',  alt 
grofse^  kleine  Augctt  sehen  ttirker  und  danecM 
hafter  als  groise«  Und  dai^  was  ron  andern 
Organefl  gilt^  muls  attch  tom  Oehirnorgane 
£elten#    Das  eröfiere  oder  geringere  Maäla 


Ton  Kistft  eioM  dieser  Organe  kann  also  oieht 
hlo$  aUeiti  darch  seiiie  Gtölse  besritbaibar  seyo.  * 
Und  doch  gründet  sidi  dib  iBallsdie  Lekr« 
gftnt  tuf  diesen  Satz.  ^ 

III* .  £•  ist  bekannt»  dals  krankhal^e  Ver« 
gräberungeoTorganiioher  Tbeile  entstehen  kön« 
nmXf   die  keineswegs  ein  Qeweifs  rertnehrter. 
VoUkomoienheit«  sooflern  vfelmebr  ein#  r  krank« 
haft   rermehrten  AnhäuFutiig   dej^  Nahrungs«^ 
aifoe  eines  solchen  Theils  sind,   und  die  kei* 
neawegs  die  Energie  seiner  Kfaft^ufferung^n 
erhöhen,  sondern  termindern.    Man  nennt  sie 
Siibstanzenormitaten  <|      HypeUot^niaationGn«^ 
So  kann  die  Leber ^  der  Magen,   tb  Wie  f^as; 
Heri,  und  fedes  innere  Eingeweide,  ein  Arai^' 
ein  Fuüi)  ein  Aiige^  eine  nngewöhaliobe  Ver« 
grö&erung  aeiner  Substank  erleiden»  nnd  men- 
kann  keineswegs   daraus  auf  leine  Vermeh* 
rung  ihrer  Krmft^  sondern  yieimehr  nnf  eine 
Vermindemng   derseibea   soUieCsen»  <«>«   Ein 
ähnlicher  Zustand  kann  Ja  aber  euch   ein# 
■eine  Organe  des  Gehirns  treffen,  und  wtre 
es  dann  ni^t  unrecht  >  eue  ihrer  VergrttftnN 
rang  auf  eine  grdfsere  ThBtigkeit  derseibea 
SU  schlieisenit  *^  Man  wende  nicht  eiä^  da& 
dieis  dadurch  widerlegt  würde»  dafs  alsdanb 
nur  einerseits  eine  aoldm  Yergrttftemng  «tatC 
finden  werde»    Bei  oerrespondirenden  Or/nN 
Ben  geschieht  ea  aehr  kluhfi  duft  beide 


bea  wird  (Uh/I 
1  abrr  cbduratt^ 


IV. 

9M  im  boeni  «ites  Organ«  eotsteliMi,  wo^ 
darch  iBipi  Thäügkeit  aufgehobea 
muag  tiatß  Orgaos).  Non  *rird 
nidtt  die  Grolse  des  Organs,  wecigstetu  nicht 
di«  KBocbaner heb ung  des  Schädels,  abgcplat- 
■  tatt  {•  t^st  wean  das  Innere  schwiadet, 
iouner  der  Schade!  ^  sondera  es 
er  Raum  an  dieser  Stelle  mit  Kao- 
I  am.  Hier  gilt  also  wieder  kein 
I  V9m  der  vorhaadeoen  Erhabenlieit  auf 
4ia  WlUiuUne  Kraft.  —  Und  selbst  die  Ner> 
T«iinibstuu  kann  im  gelähmten  Zustande  noch 
Mfer  luge  ikre  GrÖfse  und  Ausdehnung  beibo- 
hattSD  wie  die  Erfahrung  an  äursernNernn  lehrt. 
'■  '"V*.  Wii  wollen  zwar  zugeben,  dals  dar 
nilMrhidrl  nicht  allein  bei  der  ersten  fiü- 
dnngf  aondern  auch  bei  der  durchs  ganie 
Leben  dänerndea  Fortbildung  die  Formen  de* 
danintsr  liagenden  Gehirns  annimmt,  wel- 
fliaa  sieh  iheils  aus  dem  Gesetze  der  nie  auF- 
ktfrendeu  Regeneration  auch  der  festesten 
Tkeile,  thnl*  aus  den  merknürdigen  Bsispie- 
l«n  Toa  Aiubäioa^en  und  For  ATStitndar^jtngBn 


—    l«9    — 

ii^  den  härtesten  Knochen  durch  darattClie^ 
gendo  widernatürliche  Geschwülste >  Anevrysr^ 
men  n.  dergl.  beweisen  lafst.'  Die  innere  Schä^ 
delfläche  zeigt  ja  deudioh  die  Eindrücke  der 
darubter  liegenden  Gefafse. 

Demohngeachtet  scheint  mir  diefs  nociL 
nicht  hinreichend,  um  alle  EdbabenheiteÄ  der 
äuGiern  Schädellläche  für  Prodacte  d6r  innera* 
ausdehnenden  Kraft  der  Hirhmasse  su  halten^ 
Meine  Gegengründe  sind  folgende:    .        .  >    f! 
...  i)  Die  beiden  Gränsplatten  des  Schädels 
laufen  offenbar  nicht  immer«  paralleL     Piels, 
zeigen  schon  die  horizontalen,  nodi  :mehr  diet 
yertioalen  Durchschnitte  deutlich.    Am  sinnliph^, 
sten  aber  läfst  sich  es  durch  folgendes  Espen» 
ment  darstellen.    Wenn  die  äu£iern  Erhaben« 
heiten  des  Schädels  blos  Würkung  der  .Form- 
4es  Gehirns  sind,  so  muls  durchaus  die  ian 
nera  Oberfläche  des  Schädels    an    allen  del|(, 
Orten    Vertiefimgen   haben»    wo    die  äu&era 
Fläche  Erhöhungen  hat.    Denmach  '  mufs  eia 
Abgufs  der  innem  Oberfläche  mit  Gyps  oder- 
Wachs  die  nämliche  Figuration  in  etwas  ^lei* 
nerm  MaaiVstabe  darstellen,  die  die  äuisere'hat. 
Ich  habe  die&  Experiment  mit  mehreren  SchaV 
dein  gemacht,    und  bei  einigen  bemerkliche 
Verschiedenheiten   des  Abgusses  mit  der  äu* 
fsern  Schädelfläche  gefunden. 

ü)  Es  kann  durch  mancherlei  Ursachen^ 

Joarn.  XXI.  B.  3  S^  I 


—    i3o    — 

geMchAen ,  dals  an  numcheii  Stellffi  die  Kno- 
ch«B8iibsUiii  der  Oiploe  sicli  stärker  anhiaft, 
demnach  allda  die  äolsere  Platte  toq  der  in- 
Dem  entfernt,  and  eine  Erhabenheit  bildet« 
die  keine  corretpondirende  Vertiehing  ininet* 
halb  mit  aich  fuhrt. 

3)  Die  Wirkung  der  Mu&keltt  wrmag  al« 
ierdingf  Erhöhnngen  der  Knoohen  lu  bildeBf 
wie  wir  dieis  durch   den  ganxen  Körper  se» 
hen«    wo  sieh  Muskeln   ansetzen,    nnd  dieA 
mnCs  also  andi    am  Sch&dei   der   VaD  sejm^ 
nnd   die    Heryortreibnngen   in  der   Xsegend» 
wo  sich  der  Scblafmnskei  ansetitj    so  nach 
dai    wo  sich  die  Muskeln  des  Hinterliavpts 
attsetien  (die  Organe   der   Kinderliabe   nnd 
GesoUechtsliebe)  ^   würden  daher   keineswegs 
blos  als  Producte  nnd  Beweise  der  Gehirn* 
masse  angesehen  werden  dürfen.    So  konnte 
die  Henrortreibung  am  Schlafe  oft  nur  be- 
weisen,   dafs    einer    ein   starker    Kauer    sey, 
nnd  das  Organ  der  Kinderliebe,  dais  eine  yid 
schwere  Lasten,  auf  Kopf  und  Hucken  getra* 
gen  habe* 

4)  Die  Erhabenheiten  an  den  tintem  Thei« 
len  des  Stirnbeins  über  den  Augen  rOhi^n 
offenbar  oft  mehr  von  den  innern  Anadeh* 
nnngen  des  Knochens  her^  die  wir  Stimbo* 
'^n  nennen,  als  von  dem  Gehirne ^  und  die 
unheilung  der  hier  liegenden  Organe  wii 


■     -    i3i.  ~ 

dadnfck  sehr  triiglich.  Ich  habe  Schade!  ge« 
sehen  y  wo  sich  diese  Höiangen  bis^Uber  die 
Hälfte  der  Stirnknochen  hinauf  erstreckteü. 

^S)  Es  ist  unleugbar,  dais  fiulsere  und  in* 
nere  iufätlige  'Ursachen  Knoehenerhebungen 
am  Kopfe  hervorbringen  können*  Von  den 
äufsern  will  ich  niur  Schiige  und  Fälle,  von 
den  innern  die  Gicht  und  die  venerische  Krank« 
heit  erwähnen,  von  denen  es  bekannt  ist,  dafs 
%{&  Knochenbeulen  auf  Zeitlebens  erzeugen 
können.  —  Dieser  Irrthum,  sagt  Ga//,  wird 
dadurch  rerhindert,  dafs  solche  Erhebungen 
nur  auf  einer  Seite  sind,  die  Erhebungen  de|r 
Organe  aber  sich  auf  beiden  Seiten  correspon- 
dirend  zeigen« .  Wie  aber,  wenn  es  einen  sei" 
chen  Platz  trift;,  wo  die  Organe  beider  Sei- 
ten zusammentrefiFen  und  in  eiua  flielten» 
also  auch  nur  e^e  Erhabenheit  bilden «  a.  E^' 
das  Organ  des  Hochsinns,  der  Theosophie,' 
der  Kinderliebe  ?  Hier  sehe  ich  nicht,  wodurch 
man  die  Täuschung  verhüten  will.  '     - 

Besonders  wünschte  ich,  dafs  man  in 
denen  Gegenden  genaue  Untersuchungen  an« 
stellte,  wo  die  Gewohnheit  herrschend  ist, 
von  der  ersten  Jugend  an  die  schwersten 
Lasten  auf  dem  Kopfe  au  trägen,  Wie  i.  B« 
die  Rheingegenden*  Ein  fortdauernder  Drück 
von  aufsen  mufs  nothwendig  nach  eben 
den  Geietaen   die   Himschaale   nadi  innen 


—    i3a    — 

drücken  fviTid  äho  die  Antbildimg  der  Organe 
fln  dieser  Stelle  hindern)  alt  der  fortdauernde 
Druck   des    Gehirns   Ton    innen    heraus    den 
Schädel  nach  aulsen  drückt.     Letsteras  ist  ein 
Fundamentalsatz  der  G^llschen  Lehre,    und, 
wenn  er  wahr  ist,    so  muls  auch  das  erstere 
wahr  sejrn*  -^  Demnach  müCiten  nun  bei  den 
Bewohnern  jener  Gegenden  die  Organe  des 
Hochsinns,  der  Theosophie  und  Stetigkeit  nie- 
dergedrückt seyn^  und  auch  diese  Geistesan* 
lagen  müfsten  fehlen,    denn  die  Organe  sind 
ja  mechanisch  in  ihrer  Ausbildung  gehindert. 
—  Fänden   sich    aber    entweder  die  Oigane 
trotz  jenes  Drucks  oder  fanden  sich  die  Or- 
gane nicht  und  doch  jene  Geisteseigensobaf- 
ten,  in  beiden  Fällen  wäre  es  ein  Gegenbe- 
weifs  gegen  Galls  Lehre,    denn  daa^  erstere 
zeigte,  dais  ein  anhaltender  Druck   die  Bil- 
dung des  Scliädels  nicht  yeräadert,   und  also 
wäre  auch  die  Gestaltung  des  Schädek  durch 
den  Druck  dos  Gehirns  unei  wiesen,  das  «weite 
zeigte,   dals  die  Geisteseigenschaften  da  seyn 
könnten,   ohne  äufserlich  bemerkbifre   Orga- 
nen, und  dann  wäre  die  ganze  äulsere  Orga- 
nonlehre  falsch. 

VI.  Herr  Galt  gesteht  selbst,  dals  er 
noch  nicht  alle  Organe  und  ihren  Sita  kenne, 
und  es  sind  auch  allerdings  noch  manche  Ge- 
müths-  und  Geisteseigenschaften  übrig,   die 


—     i33    — 

•  I 

noeh  keine»  Organe  kaben^  und  die  däoh  durch« 
aus  welche  haben  milsAen,  da  sie  keine  Kunst- 
Produkte  sind,  sondern  sich  ron  der  ersten 
Kindheit  an  oft  schon  auffallend  als  Anlagen 
zeigen  y  z.  E*  die  Eigenliebe  (der  Egoismus)» 
Es  ist  eine  Eigenschaft,  die  man  oft  schon 
bei  den  kleinsten  Kindern  bemerkt,  alles  auf 
sich  zii  beziehen,  alles  fiir  sich  zu  behalten, 
nichts  mitzutheilen,  neidisch  gegen  andere  zu 
söytf;  da  wir  hingegen  bei  andern  Kindern  von 
Anfang  an  den  Trieb  finden,  sich  über  andere 
zu  vergessen,  alles  mit  andern  zu  theilen,  ge- 
fallig und  umgänglich  zu  seyn.  Eitelkeit,  Hab- 
sucht, Geiz,  Ruhmsucht  sind  nur  Producte 
lind  yerschledene  Formen  des  Egoismus.  Auch 
mufs  ja  wohl  Selbstliebe  eben  so.  gut  ihr  Or^ 
gan  haben,  wie  die  Liebe  anderer,  und  der 
iSrieb  zum  Selbstmord  als  Krankheit  Uefse  sich 
dann  erst  richtig  erklären.  Femer  miilsten  der 
^Geschmack-  und  Gernchsinii  ihre  hoher  poten- 
tiirten  Organe  doch  wohl  eben  so  gut  haben, 
'als  der  Ton-  und  Farbensinn,  denn  Schmek- 
ken  und  das  Schmecken  rerstehen  ist  bekannt« 
lieh  zTreierldi. '-—  Eben  so  wenig  scheinen  mir 
die  entgegengesetzten  Gemiithsneigungen  blos 
durch  den  Mangel  der  Organe,  nach  Galls 
Meinung,  erklärt  zu  werden.  Mangel  von 
Gutmüthigkeit  ist  blos  Gleichgültigkeit  aber 
noch  nicht  Bösartigkeit.    Mangel  an  Liebe  ist 


.« 


—    i34    — 

noch  nicbt  HaLi  nnd  Mangel  an  6fl»  ist  noch 
nicht  Freifftbigkeiu  —  MiiTsten  nun  nicht  also 
auch  für  diese  entgegengesetzten  Neigungen 
eigene  Organe  nngencmmen  werden?  -*  Und 
wie  nun,  wenn  sich  eine  Nnigung  bei  dem- 
seib'in  Menschen  in  die  entgegengjsetite  Ter« 
wandelt,  wovon  wir  Beispi^-Ie  haben?  Wenn 
z.  E.  ein  Freigebiger  nach  plötzlich  erhalte« 
nen  Reichthume  ein  Geizhals  wird?  I-tt  dem 
ein  neues  Organ  gewachsen?  Diels  ist  ykht 
denkbar. 

Es  mögen  nuiH  diese  noeh  unbekannten 
Organe  gefunden  werden,  oder  niclitj  ao  müs- 
sen wir  sie  doch  ali  vorbanden  annehm/en, 
und  in  beiden  Fällen  ist  die  Sache  milslidu 

Werden  sie  nicht  gefunden»  so  macht  diels 
die  Deutung  der  jetzt  bekannten  sehr  nnge- 
wifs,  denn  es  kann,  ja  es  muU  ein  Theil  von 
de^  ihnen  angewiesenen  Schädeldistrioten  auch 
aaJcin  Organen  mit  gehören,  und  wer  kann 
nun  unter cb.iden,  wie  yiel  davon  den  be« 
kannten  oder  noch  nicht  bekannten  Organen 
zugehört? 

Werd'jn  sie  aSer  ai^fgefiinden»  so  sehen 

wir  am  Endo  did  ächäleiitäche  dergestalt  mit 

en  bedeckt  werd<!n ,  d^fs  di^  einzelnen 

9  sich  immer  mehi  verkleinern,  und  es 

th  seyn  wird^    sie  durchs  Gefühl  zu 

Iden* 


-•    ,35    - 

:  Dazu  kommt,  dafs  Herr  Oail  acJbst  aa- 
nimmt  f  jede  Windung  des  Gehiros.  {Gyruß 
cerebn)  sey  ^in  eigene«  Organ  9  dann  kamen 
wenigsten«  3»o  Organe  auf  jede  Seite,  und  die 
Gyn  eerebri  drücken  sich  doch  bekanntliqh 
nicht  auf  der  Äulsenfläche  des  Schädels  ab« 

:  VII«  Herr  Galt  theilt  die  ganae  NeRvan« 
masse  in  hinaustretende  und  surUcktretenda, 
und  behauptet,  dals  überall,  wo  die  eine  ist^ 
auolf  die  andere  angetroiFen  l^nde;  Jeder 
Nerve  und  so  auch  das  Gehirn  vereinigt  beide. 
So  sinnreich  urd  mit  den  Gnindfunctio« 
nen  des  Nerrensystema  libereinstimmend  diese 
Idfe  ist)  so  ist  sie  doch  keineswegs  empirisch 
dargestellt  Allerdings  sehe  ioh,  dals  die  eine 
Portion  Gianglien,  die  andere  Kommissuren 
bildet,  dafs  die  eine  etwas  derber  als  die  an- 
dere ist;  aber  dafs  ^e  ^ine  hinaus >  die  an* 
dere  surucktritty  das  sehe  ich  nicht,  und  kann 
«s  nicht  sehen« 

Das  Unterscheidungsseiohea,  dais  di^herr 
austretende  Masse  von  Arterien,  die  snriiekr 
tretende  von  Venen  begleitet  werde,  iat  ad^pn 
deswegen  unstatthaft,  weil  überall  im  mensch- 
lichen Körper,  wo  Art^i^A  aind»  auch  Ymen 
angetroflPen  werden« 

VUI«  Wo  ist  nun  der  Bliüelpunkt  fiir 
die  hinaus-  und  suriicktretende  Ner?enmasse? 
Esmula  einer  da  aeyn,  denn  sonst  würde  selbst 


—      124     — 

BemeAüiigeti  und  iZweifel  anftustellen ,  die 
mieh  wenigstens  hindern,  die  Sache  ab  TälU| 
auigeniacht  ansunehmen* 

.  I.  Das  ganae  ist  und  bleibt  K^othese, 
obgieüch  bis  au  einem  hohen  Grade  'det  W^hi^ 
scheiiiliehkeit  gebracht;  denn  die  aufgestell- 
ten Beweise  sind  noch  nicht  alles  erschöpfend, 
alle  Ejnwfirfe  auJFhebend, 

Der  Häuptbeweifs  I  um  in  der  PhymIUh 
ffie  die  VerHohtungeu  eines  Organs  nit  be- 
Itimnien,  wird  dadurch  geführt,  dafs  das  Da- 
ieyn  desselben  Immer  auch  die  VerriGhtutiB 
mit  sich  f&hrt,  das  NIchtdaseyn  des  Organa 
hingegen  oder  die  Hemmung  seiner  Tbitig^ 
keit  andi  das  Daseyn  der  Verrichtung  auf- 
hebt. Je  mehr  Alan  diesm  Beweifi^  durch  dne 
Reiho  Ton  In£vidnen  oder  noch  mehr  Von 
Tcvsc  hiedenen  Gattungen  Ton  organischen  We- . 
aen  dturchfiibrti  desto  beweisender  ist  er.  So 
s.  B.  die  Verrichtung ^der  Nerven,  dafs  sie 
die  Organe  der  Empfiodung  und  Bewegung 
sind»  Ward  dadurch  erwiesen,  dafs,  wenn  man 
die  Nerreii  eines  Theils  zerschneidet  oder  an- 
aammendrudit»  auch  die  Empfindung  und  Be- 
wegung dieses  Theila  aufbort.  Nun  fragt  sichi» 
siüd  diese  Uauptbeweise  fiir  die  Organe  dea 
Gehirns  befriedigend  g<^fuhrt  worden? 

Mir  scheint  es  noch  nicht.     Denn    was 
diu  Mste  betrift,  ao  ist  es  zwar  allerdings  auf« 


—    Ia5  .— 

£iUend  ^  dafk  dafch  die  g«aM  J&eihe  dur  ver» 
sohiedeoen  .TJuarUfMeii  Undarcli  bu  zum 
MeteiDhen  g»öijtentl|6iU  g«wi»se  He^Tfomgnn- 
f €tti  de»  Schidek  ttiit.g«wi^e#  SeelenanlaK^n 
vtebuodeik  siad.  -  Ab^  ireoa  f)er  Bewei£%  en^« 
•cheidepd  «tyn  ioUte^  so  miifsre  nie  eine  Äub« 
naboie  statt  findaiif  denn»  wie  GtfU^elbst  su* 
giebt,  wena  eine  einsige  Amnabme  statt  fin^ 
deCy  so  ist  das  p^esets  £sl»ch.  '—  Un<i  solcbf 
Ausnabmeu  habe  ich  sebon  jet8t|.  if o  .ioh^  nuip 
erst  angefaDgen  '  habe,  darnach  au,  fotkctktn, 
mutete  gefunden«  -^  Ich  will  nur  s^yei  be- 
naerken/  Hervorstehende  Augen  (fUottau^en)) 
sollen  nach  il|m  imni^  rpm  E^seyii  eilnes  strr« 
ken  Wortgedachtiusses  ji  aeiigfii,  aber  |cb  hübe 
sie  bei  mehreren  Mens^Bhen  nujit .  eifui^  sehr 
schwachem  6ediiabiaDaI)^  dieser  i)^ 
•«-  Ferner  das  Organ  der  Xheospphie  habe 
ieh  kiirzlich  in  einer  ,iui(>eriOffd^tUchen  Voli« 
kommenheit^  wiis  eine  Ktigeli  bei. einem. Men* 
seilen  gefunden»  der  jSii^t  die  miiidesce  be* 
deutende  Neigung  dasu.?errieth...'  :. 

Der  zweite  BeweiTs  wird.,  swar  dadurch 
anch  geführt f  dafs  da»  wo  diese  Erhöhungen 
fehleat  auch  jene  Seelepanlagen  fehleo.  Aber 
nur  dann  könnte  er  evident  gemach):  werdeui 
wenn  hier,  wie  bei  andern  Qrganea,  tiei  ei* 
aem  volikommnen  und  thätigen  Zustande  des* 
iriban  durch  Df  uck;  pder  SerstöruDjg  4^s  Or* 


—    l38    — 

«inM  TrialM  oder  einer  NeigpDg  ampindcC» 
denn  wer  möchte  wohl  das  Ifüsbehagen,  das 
ein  Leckermaul  iiber  eine  Terdorbene  Sdiiis- 
ael  fühlt,  auf  Rechnang  des  Gewisaena  acbrei' 
ben,  and  doch  miUäte  man  ea  nack  Gmik 
ErkUmng.  —  Nack  obiger  Abiaitang  wird 
vielmehr  das  Gewissen  das  edelste  Untexpfand 
nnterer  hohem  gottlichen  Abknnft,  »aiohnul 
nna  wesentlich  Ton  der  Thierwdt  anar  «ad 
knüpft  nna  an  eine  habere  Geiaffirwelt  ani 
awischen  welcher  nnd  der  Thierwelt  eben  der 
Mansch  in  der  Mitte  steht,  und  Ton  welcher 
er  nur  Ahndungen  haben  kann,  wie  etwa  daa 
Thier  Yon  der  MenschenwelL  —  Ich  isöchto 
sagen,  das  Gewissen  ist  der  moraliache  In- 
stinct,  und  so  wie  daa  Thier  Anlage  der  Men- 
schenwelt aber  blos  als  Instinct  hat«  die  erst 
im  Menschen  zum  Ver&tehen  kommen  und 
dadurch  aufhören  Instinct  au  seyn,  eben  so 
hat  der  Meosch  Instinct  der  Geisterwelt ,  die 
er  erst  in  einer  andern  Sphäre  yerstehen  ier« 
nen  wird. 

Das  Resultat  meiner  Prüfung  warn  also 
dieCi:  Ich  nehme  die  GalUche  l^kre  -an^  in 
so  weit  sie  der  geistigen  Thütigkeit  das  Ga- 
hirn  zum  Organ  ^  und  in  diesem  den  einsel^ 
nen  Thätigkeicen  auch  besondere  bestimmi0  Or- 
ganisationen anweiset  j  aber  ich  leugne  y  dafs 
sich  diese  einzelnen  Organe  immer  durch  Er^ 


~    i39    ~ 

habenkeiain  det  Gefiimoberfläch^  ausdrücken, 
und  nach  mehr,  da/s  die  Erhabenheiien  des 
Schädels  Bios  aus" äieser  Ursache  enisiehen^ 
und  /olglich  ein  sicherer  Schlafs  aus  ihnen, 
au/  die  innern  Geistesanlagen  i^u  machen  isu 
-<-  Die  Lehre  ist  also  wahr  in  der  Theorie, 
aber  noch  keineswegs  in  der  Erscheinung. 
Oder  mit  andern  Worten  i  die  Organologie  i%t 
im  Gänsen  wahr,  aber  die  Organosoopie  ist 
VtsaFerlästig. 


^influfs  und  An,wendung  der  GaUsqhan 

Lehre* 

Nützliche  und  schädliche  Folgen. 

« 

Ich  komme  nun  zn  einem  Pmikt,  der 
zwar  nicht  die  Sache  selbst  betnft»  aber  einen 
grofsen  Theil  der  Menschen  noch  mehr  inter« 
essirt  als  die  Sache ^  nämlich  die  Frage: 
Wozu  nützt  es?  Kann  es  Vortheil  oderSoha^ 
den  bringen?  ... 

Ich  weifs  zwar  sehr  wohl,  dals  es  unrecht 
ist,  bei  neuen  Entdeckungen  zuerst  darnach 
XU  fragen,  was  sie  nützen,  und  noch  mehr  dar« 
nach  den  Werth  und  Unwerth  derselben  zu 
bestimmen,  oder  wohl  gar,  wie  man  gethan 
hat,  nach  solchen  vermeinl^dito  Folgen 


—    i4o   — 

Sache  selbst  m  rernrtheilen.  -^  Jede  Wthr- 
Iieit  ist  gat  und  n&tzlich«  Jede  neue  Ent« 
deokmigy  wenn  sie  nur  Realität  hat,  iat  eine 
Erweiterung  des  Reichs  der  Wahrheit  y  und 
abo  auch  der  menschlichen  Vollkommeiiheit 
tmd  GlückseUgkeit)  die  mit  jener  eins 'ist. 
Ihre  Folgen  müssen  gut  und  heilbringend  sejrn, 
gesetst  auch|  dafs  wir  sie  jetzt  noch  nicht 
einsehen,  und.  schaden  kann  siie  nur  durch' 
Mifsbrauch,  und  was  ist  wohl  in  der*  Weh/ 
auch  von  dem  yortreflichsten,  was  dadurch 
nicht  schädlich  werden  könnte?  — 

Hier  also  nur  so  fiel  über  diesea  Gege;n*  . 
stand,  als  nöthig  Ist,  um  Mifsbranöh' m  ver« 
hüten,  unbillige  Unheile  zu  berichtigen,  und 
Winke  über  künftige  Anwendung  tu  jgehen.    * 

Wir  können  die  Anwendung  dieser  Lehre 
im  Allgemeinen  und  im  Besondem  betrachten* 

Was  das  Allgemeine  betrift,  so  muls  ich 
zuerst  zwei  Einwürfe  beantworten,  die  man 
der  Oallschen  Lehre  gemacht  hat,  und  die^ 
wenn  sie  gegründet  wären,  allerdings  dä'sgrS/ste 
Gewicht  haben  wüiden,  nämlich  da/s  sie  den 
Materialismus  predige j  und  dafs  sie  dem 
menschlichen  Geiste  die  Freiheit  (/olglich  auch 
die  ßforalität)  nehme» 

Der  erste  Punkt  beschuldigt  diese  Lehre, 
sie  stelle  das  Geistige  in  uns  ah  etwas  Kor^- 
perüchcs,   vju  der  Organisation  Abhängiges, 


-     i4r    ~ 


und  mit  ihr  Eins  seyendet  auf^  und  |[dbe4li-i 
durch  dem  leider  so  überhand  nehmendca 
JVIaterialismuSy    nach  welchem  der  ßeist  ein 

» 

blofies  Attribut  des  Körpers  sey  und  mit  dem 
Körper  yeirgehey.eine  neue  feste  Stütze. 

Diels  ist  aber  offenbar  nicht  der  Fall* 
Call  unterscheidet  sehr  sorgfälti'g  den  Geistf 
die  Seele»  von  der  Organisation;  die'  Organe 
sind  nur  die  materiellen  Bedingungen  seiner 
Thätigkeit,  nicht  das  Thätige  aelbst;  Qhne 
Zutritt  und  Einflufs  des  Geistigen  sind  si» 
nichts ;  Ja  er  nimmt  selbst  die  höhe/e  intel- 
lectuelle  Geisteskraft»  Vernunft,  Bewulstseyn, 
'Wilikühr,  ab  etwas  nicht  an  einzelne  Or- 
gane gebundenes,  sondern  über  allen  gleich- 
förmig schwebendes  I  aus. 

.  Wer  darin  Materialismus  findet,  der  mu£i 

ihn  auch  eben  so   gut   darin   finden,    wenn 

man  sagt,    der  Körper  hat  Einflufs  auf  den 

Geist,  und  der  Geist  auf  den  Körper,  woran, 

'  aber  doch  bekanntlich  niemand  zweifelt«    Ob 

I 

man  sagt,  die  Seele  bewegt  den  Arm  durch 
die  Nerren,  oder  sie  wird  durch  Vermittlung 
des  Augennerven  vom  Lichte  afficirt,  oder» 
sie  bedarf  gewisser  organischer  Verrichtun- 
gen um  ihre  höhern  Thatigkeiten  zu  äufserni 
diels  ist  alles  einerlei.  —  Es  heifst  weiter  nichts, 
als  die  Seele  braucht  in  dieser  siiblunarischen 
Existenz  eine  materielle  Bedingung  (eine  Or- 


—      i42      — 

ganiiation)  vm  aaljer  sieh  und  in  sich  thitig 
XU  sayn,  um  als  ein  Wesen  dieser  Sphin 
heraussntreten ,  aber  auch  zogleich  in  ihre 
Sphäre  bestimmt  und  beschränkt  au  werden. 
Die  Seele  selbst  aber  wird  hierbei  als  ein  gans 
Ton  der  Korperwelt  verschiedenes  Wesen  an- 
genommen, welches  zwar  dnrdi  ein  uns  ewig 
unbegreifliches  Zauberband  in  diesem  Leben 
mit  der  Körperwelt  Terbunden  aber  nichts^st 
Körper  ist  —  Dadurch  allein  unterscheidet  sich 
der  Materialist  Ton  dem  Nichtmaterialisteni  dais 
der  erste  den  Körper  als  die  einsöge  Urmche^ 
der  letztere  aber  blos  ah  Bedingung  der  See- 
lenthätigkeit  ansieht.  Das  letztere  ist  Galls 
Vorstellungsart,  und  wer  daiinn  den  Mate« 
rialismus  ündet,  der  weifs  entweder  nicht  wai 
Materialismus  ist,  oder  er  hat  GaU  nicht  Ter« 
standen,  oder  er  will  ihn  nicht  Terstehen, 
oder  er  kann  ihn  nicht  Verstehen,  weil  er 
selbst  schon  ein  Materialist  ist,  und  sich  freut 
etwas  in  sein  Lieblingssystem  ziehen  zu  könnefl. 
Zum  Ueberiluis  will  ich  noch  eine  Be- 
merkung hinzufügen,  die  die  Sache  sogleich 
aufser  Zweifel  setzt.  Wärcfn  die  Organe  die 
einzige  Ursache  der  Geistesthätigkeit,  warum 
aiad  sie  denn  nicht  beständig  alle  in  Thätig- 
t|  warum  können  wir  nach  Willkühr  un« 
T  Geistesthätigkeit  die  oder  jene  Richtung 
4,    die  oder  jene  Geisteskraft,    die  oder 


—    i43    — 

|eno  Neigung  hemdhen  lassen  und  auoii  wie^ 
der  hemmend  -—  Wis  ist  das^  was  diels  be« 
stiatmi  ?  Das  Organ  selbst  kann  es  nicht  seyn, 
sondern  etv^as  aufset  demselben)  «-^  folglioh 
der  Wille ,  etwas  freies  fon  der  Organisation 
nicht  abhängiges )  d.  h»  etwas  geistiges«  -^ 
Ferner,  worin  liegt  denn  der  Unterschied  zw!« 
achen  Schlafen  und  Wachen ,  zwischen  der 
Geistesthätigkeit  im  Traume  und  der  im  Wa- 
chen? fn  nichts  anderem  als  darin  ^  da£i 
dort  die  Gehinorgaue  thStig  sind  ohne  Witl« 
kühr  und  Spontaneität  ^  hier  aber  niit  Will- 
kUhr,  und  zeigt  diels  nicht  klar,  dals  die  Thä- 
tigkeit  der  Organe  und  die  Willkiihr  zvfei 
ganz  verschiedene  Sachen  sind? 

Der  tneite  Vorwurf,  dals  dadurch  dem 
Menschen  die  Freiheit  und  aUo  auch  die  Mo- 
ralität  genommen  werde »  ist  eben  so  wenig 
gegründet*  Denn  die  Organe  bestimmen  blos 
die  Anlagen^  keineswegs  aber  die  Thätigkei- 
ten  der  Handlungen  selbst.  Diese  sind  und 
bleiben  unserer  Willkiihr  überlassen,  und  es 
hängt  von  uns  ab,  so  gut  wie  b^i  den  äufsem 
Organen  unsers  Körpers  »^  diese  Seelenorgan« 
zu  brauchen  oder  ^icht  zu  brauchen.  Der  Ua« 
terschied  ist  blos^  dafs  der,  der  irgend  ein 
ToraUglioh  starkes  Organ  hat,  mehr  Geneigt* 
heit  habett  wird  die  damit  verbundene  Thä« 
tigkeit  ftttSKuübtt^  und  taehr  Mal»  ilic«  Aus« 


\  ■ 


-    144   - 

bruche  zu  vcrhiadern^   als  ein  anderer,    der 
ditif»  Organ  schwach  hat.  —  Uebflrdiefs  ist  ja 
diel«  an  und  für  sich  gar  nichts  neues,  man 
Terändere  nur  die  Worte,  und  man  wird  fin«' 
den^  dafs  yrir  uns  dasselbe  unter  den  guten 
und  bösen  Anlagen  und  Neigungen  das  Men- 
schen gedacht  haben,   was  wir  jetzt  Oigane 
nennen.    Jedermann  war  iibersengt,  daA  dar 
Mensch  mit  guten  und  bösen  Anlagen  gebo- 
ren werde,   dafs  einzelne  derselben  bei  man- 
chen Menschen  in  einem  vorzüglichen  und  £ut 
unwiderstehlichen  Grade  vorhanden  ^ejn,  dab 
daher  schon  bei  Kindern  in  den  ersten  Jah- 
ren ihres  Lebens,    von  gleichen  Eitern  gebo- 
ren, unter  gleichen  Umstünden  erzogen,  sich 
oft  sehr  v<-:rj»chiedene  und  ausgezeichnete  Nei- 
gungen   bliclirn    lielsen.    Bfan    hat    ja   sogar 
darauf  schon  lange  Temperamen t&tugend  und 
TuaiprTaniCiUsIaster  gegründet,  die  mehr  auf 
Hfichnung   dor  Organisation  als  der   Freiheit 
kamen;  Ja  was  bezeichnet  die  Theologie  un- 
ter Erbsünde,  Einwürkungen  und  Anfechtun- 
gen   des  Teufels  u,  s.  w.  anders   als    solche 
gUich^am  gewaltsam  wider  unsem  Willen  und 
btUrtk   Winsen   sich  aufdringende  Neigungen 
l  ÜAgiccnlen? 
Dtsr  Unterschied  ist  blos,  dais  diese  An* 
und  Neigungen  nach  Galls  Vocstellungs- 
jewiisd  Oigane  gebunden  sind.     Der 

Geist 


I 


Geist  selbst  bleibt  frei*  Ja  es  ist  mit  diesen 
Gelstesorgftnen  wie  mit  deh  korperlich^y 
durch  ibrea  Nichtgebrauch  wird  niobt  blas 
die  Handlung  unterdrüpkt,  sondern  selbst  dem 
Organe  nach  und  nach  seine  Brauchbarkeit 
genommen,  so  gut  wie  durch  viele  Uebung 
ihm  mehr  Entwickelucg  und  Ausbildung  ge- 
geben werden  kann;  und  so  kann  nach  und 
jiach  durch  moralische  Kultur  selbst  die  An- 
lage vermindert  werden.  -—  Daher  h'ängt  so 
.viel  von 'der  Erziehung^  in  den  ersten  •  Jahren 
des  Lebens  ab,  wo  solche  Organe  noch  .im 
Werden  sind.    In  dieser  Periode  kann  durch 

*  ■        -  * 

Unter^ückung  ihi^er  Thäcigkeit  (sey  sie  auch 
durch  Gewalt  un'd  Strafen  bewürkt)  die  £nt- 
Wickelung .  und  gröfsere  Ausbildung  des  Or- 
gans gohemmty  und  für  das  ganze  Leben  her- 
unter gestimmt  werden^,  so  wie  das  von  kör- 
perlichen Organen  bekannt  genug  ist,  wenn 
aie  in  der  Jugend  nicht  geübt  werden. 

Ich  geh^  nun  zur  speziellen  Armendung 
über.  Sie  kann  sich  entweder  auf  Beurthei« 
lung  der  Gestalt  (Physiognomik) ,  oder  die 
Denk-  qnd  Handlungsweise  (Moralität),  oder 
den  Unterricht  und  Erziehung,  oder  aufs  recht- 
liche Verfahren ,  oder  aufs  Heilen  beziehen* 
Und  in  jeder  dieser  Beziehungen  entweder  blos 
aufs  Allgemeine  oder  auf  ein  bestimmtes  Ii|-> 
dividuum. 

Joorn.XXI.B.  3>  St.  Yi 


—     I46    — 

Und  hier  mufs  ich  im  voraus  «riimeni, 
4Hj,  so  wen.'n;  die  ällgeni'  ine  Aawendiiiig> 
Bach  meiner  Mainüng  hachtheiliget  hat,  ich 
doch  die  besondere  ihdividuelle  Anwendung 
für   viel  zu  früh^  ge^^^offfj  ja  wirklich  unge" 

■ 

recht  und  gefährlich  hälfe*  Ich  habe  tc^dh 
oben  gezeigt,  wie  viel  noch  fehle  um  mit 
Tölhger  Gewifsheit  immer  und  in  jedeni  be* 
toadero  Individuum  aus  der  iulsem  Form 
des  Schädels  auf  die  Form  des  Gehirbs  und 
seine  Organe  schliefsen  zu  könneä,  wie  viel 
da  die  äufsem  Umstände,  Krankheiten,  Vev- 
letzuogen,  Musktlbewegung  Sviirken  können, 
and  dafs  demnach,  Wenn  man  auch  den  Vor« 
dersats  der  Lehre  völlig  zugiebt,  diels  noch 
bei  weitem  nicht  hinreicht,  um  auch  die  An- 
wendung in  besonderen  Fällen  immer  mit  Si- 
cherheit zu  machen.  Die  Regel  der  JNatur 
kann,  wie  Gall  sehr  richtig  sagt,  wenn  sie 
wahr  ist,  nie  eine  Ausnahme  erleiden;  aber 
die  Erscheinung  der  Regel  in  der  Aufsenwelt 
kann  auf  mancherlei  Weise  verändert  und  mo- 
diüdrt  werden,  wie  uns  jede  Pflanze,  jeder 
Baum  zeigt,  deren  Wuchs  und  Gestaltung  g»- 
wifs  immer  eine  bestimmte  Regel  zum  Grunde 
bat,  und  doch  wie  mannigfaltig,  wie  abwei- 
kana  die  nämliche  Pflaiizenspecies  in 
VerachiiBdenen  Individuen  durch  die 
>fiUhger  Ursachen  gestaltet  und  dar- 


^    147    — 

gestellt  %erdeii?  Wenü  also  audi  die  ScKi- 
delbildiing  id  9g  Fälleisi  genau  i&it  der  fiehirn* 
bildu&g  äbierelikstiddint  ^  so  kann  der  tooste 
Fäll  leine  Aushahinö,  machen;,  und,  da  wir 
hichk  zu  ühterscheideh  ietmöjgen,  Welcher  Von 
den  9^  derauüuhißhnidnde  ist,  so  ist  noth« 
wendig  t^et  UrthüU  Über  alle  übrige  üngevrÜs 
tmd  irrig; 

J3aäu  kömttt  htin  nöcb^  Jafs  die  Örga* 
ne  blos  die  Atiläge  ^u  irgend  einiarS^len» 
eigenscbaft  setzeiii  idbef  hiebt  die  Eigen- 
Schaft,  die  Thütigköit  slslbsi  Diese  wird  ejrst 
durch  den  gei^tig^h  Eiüflufs  erweckt  Und  be- 
stimmt. Wer  t*  Bi  das  Oiebsorgaii  beträcht- 
lich hat 9  der  hat  zwar  thehr  Neigung,  zum 
Stehleii  als  ein  aüdeirel*,  abei^  et  ist  deswegen 
noch  kein  Dieb  |  äein  irbiet  moralisch  |;ebll- 
deter  beist  känii  jdie  Thitigkeit  des  Orgaiu 
so  unterdrücken I  d&£i  nicht  allein  dieAeuIse- 
rung  derselben,  diö  Handlung  iei  StehlenSi 
unterbleibt  f  sondern  das  Organ  selbst  durch 
mangeln  dto  Gebrauch  zuletzt  seia<!»  Brauch- 
barkeit verliert,  #ie  wir  die£s  äuicb  bei  ali>» 
Imtu  Organen  sehen.  Welcke  tJngi;rechdg* 
keit  'Würde  es  nun  tejm*^  auf  einen  scjchei^ 
Mehsefaen,  b'bs  wegen  dea  Organs,  den  Ver- 
dacht der  Dieberei  zu  wer&n,  da  er  vielmehr 
unsere  Ächtung  in  viel  häherm  Grade:  ve»> 
dient,  als  eineri  der  das  Organ  gar  nicht  hat^ 

K  a 


-148- 


indem  fein  Geist  einen  weit  hartem  KampE 
nöthig  hatte  9  um  den  böjen  Trieb  zu  untere 
drücken  und  teine  Tugend  zu  retten. 

Endlich,  was  die  individuelle  AnwenAmg 
noch  mifslicher  macht,  ist  die  Schwierigkeit^ 
die  Organe  durchs  G^'Fiiht  zu  entdecken«  ^- 
Galt  selbst  gesteht,  daf«  ihm  nur  sehr  .wenige 
bekannt  waren,  die  diese  GeschioklSchkeit 
(die  eine  eigene  Kultur  der  Finger  TerLmgt) 
erhalten  hätten. 

Anwendung  auf  Physiognomik. 

Gewilj  ist  es,  dafs  im  Allgemeinen,  die 
Schädelpbysiognomik,  wenn  sie  siph- bestä- 
tigte, ungleich  mehr  Sicherheit  und  Healitat 
haben  würde,  als  die  Gesichtsphysiog&cttnik, 
(die  Lavaier  bearbeitete),  da  jene  bloa  auf  fe- 
sten Theilen  beruht,  diese  hingegen  gröli- 
tentheils  nach  weichen  und  yeränderliohen  ur- 
theilt*  — -  Erstere  allein  verdient  den  Namen 
Physiognomik  (Zeichenlehre  der  Natur,  Anla- 
ge, des  Innern)  in  der  Tbat^  letztere  ist  mehr 
Pathognomik  (Zeichenlehre  der  gewöhnlich- 
sten Tbäti^keiten  •  und  Leidenschaften  des 
Menschen,  in  so  fem  sich  dieselben  in  den 
Gesichtszügen  ausdrücken,. und  denselben  nach 
und  nach  eine  bleibende  Form,  einen  gewissen 
Karakter,  einprägen). 


—     i49    — 

Ab«  die  phjsiogBomiscfae'  Beurteilung 
eiDselner  Menschen  kann  naoli  den  oben  an- 
gegebenen  Gründen  jetzt  nocb  keinesw9gt 
Statt  finden.  -  % 

Anwendung  auf  Erziehung» 

£s  würde  der  gröfste  Mifsbraucli  dieser 
Lehre  seyn^  wenn  man  sogar  Ki^derkÖpfo 
darnach  beurtheilen,  und  ihre  moralische  ^nd 
wissenschaftliche^  Behandlung  nach  ^en  yet« 
meintlichen  organischen  Anlagen '  einrichten 
wolltel.  —-  Es  könnte  sehr  unglückliche  .Men- 
schen machen. 

Aber  im  Allgemeinen  wird  und  mifg  sie  im« 
mer  dazu  dienen,  in  der  Erziehung  von  neuem 
darauf  aufmerksam  zu  machen,    wie  unend- 
lich wfchtig  es  ist,  bösei  Neigungen  recht  ^Eriih* 
zeitig  zu  unterdrücken,  und  gute  zu  erwecken 
und  tu  befördern,    indem   auf   diese  .Weise 
selbst  die  Entwickelung  und  Formation  dctr  zn 
diesen  Thätigkeiten  gehörigen  Organe  entwe- 
der  befördert  oder  verhindert,  und  dadurck 
in  der  Kindheif  ihr  Zustand  fürs  ganze  Le- 
ben bestimmt  werden  kann.  —  Eben  «o  sehr 
kann  sie  dazu  beitragen,   eim  ytVitr  so  «llge- 
.  meines^  und  so  nachtheiliges  Vorurtheil  auszu- 
Totten,  dafs  m6n  Kinder  blos  durdi  Ueber- 
zeugung  und  ErkenntnÜs    der  Gründe ,  kei- 
nes we^  \aber  durch   blinden  Glauben   oder 


\ 


-    !  I 


—    iSo    — 

r-rdOfsuB  bildm  zniisse,  da  doch  oina  Hä^ng^ 

^;an^    3    iicrs^'m  Alter  noch  nicht  b^griffeiii 

oa  i^rtn  aar  g«*tilaubt,  «sok  Menge  Tagenden 

1  ^.nc  eta^»'sehen,  sondern  nur  angewöhnt 

aiechai.i  ch  n  Fe  tigk^it  gebracht  wer^ 

a  -NJcnHOi  und  die  böse  Folge  daraus  ent* 

dais  indem  man  riie  Zeit  abwartet^  wq 

.:?    3f^iitfen  werden  können,   man   darüber 

.^e  Zeit  veraäumt,  wo  fie  Fertigkeit  und  Na- 

:ur  wrrden  können,  und  sie  abdann  ewig  nur 

^^i^ritf,    aber  nicht  Natureigenthum  bleiben. 

l>te  Galische  Lehre  hingegen  zeigt,    daCi  die 

Miechauiscbe  Unterdrückung  der  Aenläenuigen 

i'ioor  bü^en  Anlage  (geschehe  sie  anch  Mos 

Jurcii  äul^ere  Strafen)  indem  sie  die  AnsbiU 

ilqiig  ihrer  Organe  hindert,  eben  ao  wohl  die 

■t'urztrl  dieser  bösen  Neigung  serat&reni  ab 

iie  l/ebung  in  guten  Gewohnheiten  und  Gfer 

liaiiken   (sej    sie    auch  in   der  Kindheit  blos 

uiri'haqisch  bewiirkt,)  indem  sie  die  dasn  ge« 

lii»iiK*'n   Urgane   entwickelt,    ausbildet,    yer« 

Aiätkr»  auch  wiirklich  die  Anlage  sum  Guten 

in  uus  vermahrr^n  kann.     £s  kann  auf  diese 

»I         tnhon  in  der  er:>ten  Kindheit  ao  wie 

auch  moralisch  eine  gute  und/romar 

•  im  Idenschrn  gebildet  werden,  waa 

ir  sagen  will,  aU  ein  guies  Kunsi* 

durch  unsere  gr*wuanLche  demon« 

inlumgftweiae  herrorgebracht  wird. 


Es  Uefse  sick  hieFÜber  noch,  «eh^  fiel  m* 
gen»  aber  es  wurde  mich  tu»  we^  fuhren. 

\  • 

Anwendung,  auf  Moralitiu 

Im  Allgemeinen  ist  diese  Lehre,  recht  yer« . 
•ti^nden^  der  wahren  Mqralitat  gewib  eher  Tor« 
theilhait  als  nachtheilig.  Sie  läA^t  ja  den  Geist, 
'wie  sehpn  oben  gezeigt  worden,  frei|  i^mmt 
aber  seine  Mitwüikuhg  durch  die  Festsetzung 
besimmter  zum  Bösen  führender  Anlaaen  nm 
so.  mehr  iq  Anspruch,  zeigt  eben  dadurch  wie 
nothwend'g  moralische  BUdupg  di^elbefci  sej, 
um^  jene  Änlag^^a  beherrschen  zu  können/  und 
erhöht  dadurch  den  Werth  der  Moralitat  im 
Ganzen  so  wie  im  einzelnen,  in  so  fern  sie 
diei  Schwierigkeit  jenes  Kampfs  be|  star* 
^ken  qder  schon  atehr  aqsgebildeten  Anlagen  ^ 
der  Art  anschaulidi^r  macht.  Sie  zeigt  zwari 
dafs  am  Ende  die  Anlaaen  durdi  iiure'z»- 
^sehr.  ToUendete  materiell«  Bedingung  ein  sol- 
ches Uebergewicht  erhalten  könnenj»  da&  sdb^t 
der  WiUa  lie  nicht  mehr'  beherrschen  kaqn; 
aber  eben  dadurch  fiihrt  sie  auch  zur  Tole« 
rans'  und  Nachsicht  gegen  solche  mipralisch 
nnyerbesaierliche  Menschen,  die  wif  nach  die« 
sei>  Ansieht  unraöelich  hassen,  sondern  nur 
ds  unhiililbarej  Kranke  beklagen  können.  -^ 
Und  was  yion.  vorzüglicher  Wichtigkeit  ist,  9x^ 
zeigt,^  einmall  dab  JEfziehung  allein  im  Stands; 


\  > 


—    i5ä    — 

s«^«  Moralität  als  wahres  iDneres  Eigentiiam 
Jes  Measchen  su  begriinden,  und  svreiteiUy 
ivie  ganz  unentbehrlicli  bei  fehlerhaften  Orga- 
nisationen der  Einflufs  höherer  übersinnlicher 
Motire,  d.  h.  der  Religiqn  sey,  welche  allein 
durch  einen  höhern  Standpunkt  jene  mgßid* 
sehen  Antriebe  zu  überwinden  nnd  den  Men- 
schen, auch  wider  seinen  Willen  nnd  vnder 
seine  Neigung,  sum  Guten  zu  bettunmen 
yermag. 

Ganz  anders  aber  ist  es,  vrenn  die  Rede 
von  Anwendung  der  Galischen  Lehre  auf  die 
inJividuelle    Beurtheilung   der  MoraUtai  und 
des  Karakters  einzelner  Menschen  ist.     Hier- 
gegen kann  nicht  genug  gewarnt  werden  und 
mau  kann  nicht  oft  genug  den   zum  Richten 
anderer  so  aufgelegten  Menschen  zurufen :  der 
i^oralische  Werth  eines  Menschen  ist    nichtS| 
was  sich  durch  ein  Paar  Höcker  am  Kopfe  be- 
:iUmmen  läfiit,  und  das  Richten  über  die  Mo- 
laUtüt  und  den  Karakter  anderer  überhaupt 
i4t  kein  Geschäft  für  Menschen,  die  bekannt« 
höh   nicht  einmal    mit   sich    selbst   und    der 
Htttitbeilnng  ihrer  eignen  Moralität  fertig  wer^ 
iß^.klbmtn*  —  Wie  leicht  kann  es  gesche- 
nian  da  einen  schlechten  Menschen 
nd^  was  noch  unendlich  .schlimmer 
ijnten  Menschen  für  schlecht   hält! 
^  JiSchste  Triumph  der  Tugend, 


—    i53    — 

der. Mensch  mit  entschieden  herrortrAtenden 
Anlagen  zu  dem  oder  jenem  Bösen,  der  nach 
manchem  schweren  Kampf  ^  dieselben  'fiber- 
wandy  und  sein  Gemüth  2ur  Reinheit  und  Tu« 
gend  erhobt'  wird  uns  (da  die  Tugend  be* 
kanntlich  nicht  auf  die  Knochen  würkt)  im« 
mer  nock  al|  ein  bösartiger  gefahrlicher  Mensch 
erscheinen I  und  hingegen  der,  der  keiij^  Or« 
gane  cum  Bösen  hat,  und  dessen  Tugend  foa 
Seiten  der  VerdienstHohkeit  betraclitet  gat 
nicht. den  Namen  Tugend  Terdient,  wie  ein 
Enget  des  Liohta  neben  ihm  da  stehen« 

Anwendung  auf  die  Mechuwüsenseha/L 

.  Im  Allgemeinen  ist  sie  sehr  bedentei^d.' 
Nehmen  wir  nämlich  Organe  als  Bedingungen 
der'  Seelenthätigkeiten  an ,  so  wird  swar  auf 
der  einen  Seite  die  Straflmrkeit  solcher  Ver- 
brecher, die  sehr  überwiegende  Organe  ha- 
ben,  vermindert,  aber  ihre  Gefährlichkeit  wird 
vermehrt«  Die  Verbrecher  treten  in  die  Raihe. 
der  Kranken,  nnd  die  Strafen  in  die  Reihe 
der  Heilmittel«  Be|  einem  noch  keiibaren 
Zustande  werden  Strafen,  Beschäftigung^  mo« 
ralische  Bearbeitung  als  Bestdrangsmittel  an- 
geweDidetj-  Bei  einem  unheilbaren  Verbrecher, 
wo  trots  aller  dieser  Mittel  der  böse  Trieb 
immer  wieder  thätig  wird,^  muft-  angenommen 
weiden^   daüi  das  Qrgan*  eine  fiberwiegende 


*r     l54     - 

nad  dnrcfi  die  Willkfihr  nicht  mehr  benringf^ 
bare  Herrschaft  (wie  bei  einem  Wahnsinnigen) 
ei halten  hat,    und  hier  bleibt  nichta   anders 
Qbrig,  als  d:e  Trennung  des  scha'Üiaften  GUe? 
des  Ton  dem  Körper,  damit  es  demselben  nicht 
schaden  oder  gar  ihn  anstecken  möge.  -  Dieia 
Trennung  roufs  dann  entweder  dur^>i•  lebenswifr 
rig»f  Absonderung,  oder,  da  dieselbe  die  M(igr 
ticbkeit  des  üntlauf^ens  nie  anfhebt,  da  ein  sd- 
chei  Mensch  selbst  seinen  Mitkameraden  dorch 
seinen  Umgang  gePährlich  wird,  und  da  ein 
nutzloses  und  kninmoryoUes  Leben  demNidit« 
leben  gleich  kommt,   durch  den  Tod  M|die« 
ben.     Ein  solcher  Mensch  mudi,    naob   dein 
seiir  richtigen  M^^^^^®'^.  Ausdmokey  nuaga-. 
rottet  werden  aus  seinem  Volke,    nicht  nr. 
Strafe,  sondern  aus  demselben  Grunde,  war* 
um  der  Arzr  ein  eans  unheilbares  und  dem 
Ganien  Gefahr  drohendes  Glied  absiüiiieidet 
-r  Statt  also^    wio  man  geglaubt   hat^    dals. 
diese  Lehre  die  Justiz  zu  nachsichtig  machei^ 
sollte,  wird  sie  sie  yielmclir  noch  strenger  ma« 
cheni  zw^r.  nicht  zur  Bestrafung,  sondern  ans 
der  Ueberzeugungy  dnls  einem  solchen   Un« 
glücklichen  auf  keine  andere  Weise  au  belfian 
und  das  Wohl  des  Ganzen  auf  keina  andefi 
\^eise  zu  sichern  sey. 

Aber  es  versteht  sich  wohl^  dals  hierbei 
VifH  der  Anwendung  der  O/gai^enlebra  im 


voll  i|iref*  Anwendung  %n£  besondere  |^l|^ 
nnd  IndiWdn^n.  Def  I^ichte^  darf  auch  bi^r, 
$o  yfie  iminer/^urauf  Handlu|igen,  niß  auf 
die  innere  Moralitit  derselben  sehen«  sie  mam 
nui|  geistig  durch  Anl||gefi  oder  körperlich 
dnrch  Orgtqe  begründet  aeyn,  das  |;ilc  hier 
gleibb.  £r  kann  zwar  aus  lange  fortgeseUteii 
nnd  trots  ailep  Gegen  mi^el  immer  lyi^d^« 
kebirenden  Ausbiiichen  böser  Triebe  anf  einfi 
materiell  sehr  stark  und  unheilbar  begriln« 
dete  Anlag[e  da^a  schliefsen,  aber  er  darf  die^ 
sen  Schlu£^  niclit  aus  der  Betastung  des  Schä- 
dels ableiten ,  worüber  ich  mich  auf  die  oben 
gezeigte  Ungf^Mriftiheit  dieses,  Urtheili^  im  In- 
dividuellen und  fiuf  die  bei  der  moralischei^ 
Beurtheilung  des  Einzelnen  gezeigten  Schvri6-s 
,  rigLeiten  besiehe. 

Passelbe  gilt  Yon  der  gerichtlichen  M^ 
dizin.  Noch  ist  die  Orgai^enlebre  i^  der  An? 
Wendung' lange  nicht  so  weit  gediehen,  un4 
kann  es  auch  nach  meiner  Ueberzeiigung  nie 
werden,  um  daraus  Griiade  für  4i6  ifldiv^«!! 
dnelle  n^ebrer^  oder  mindere  fiitrafbarkeit  ;i^a 
nehmeni  und  wäre  es  auch,  so  würde  ja«  wie 

/  ' 

oben  gezeigt 'Wprdeni  durch  starke  Organa 
des  Bösen  zwar  die  moralische  Strafbarkeit 
venniqdertf  aber  die  politische  Sirafbarkeit  (in 
Beziehung   auf  die  Gefabr  für   ^%s  g/dm.^aß 


—    l56    — 

Wohl)  in  demselben  Verhältnisse  erhöht,  und 
es  würde  also  der  richterliche  Ansapra eh  da« 
durch  keine  wesentliche  Veiänderung  erleiden. 

Anwendung  auf  die  Heilkunsi^ 

So  hoch  ich  dexl  Werth  dieser  neneii  Eni« 
deckungen  für  die  Erweiterung  unaerer  me- 
diiinischen  Erkenntnils  ansehoi  so  wenig  kann 
ich  bis  jetst  mich  yon  der  Nutzbarkeit  einer 
praktischen  Anwendung  derselben  Qbersengea« 
•  Das  einzige,  wo  sie  uns  nutilicb  seyn 
konnten,  ist  die  Diagnostik  und  Ph>gnostik 
bei  Gemiithskrankheiten.  Wir  könnea  ine  näm- 
lich als  Hiilbzeichen  benutzen,  um  demadi 
in  manchen  Fällen  mit  mehrerer  Währschein« 
lichkeit  den  Sitz  der  besonders  leidenden  iSee- 
lenthätigkeit  bestimmen,  und  die  Möglichkeit 
,der  Heilung  beurtheilen  zu  können,  je  nach« 
dem  nämlich  die  Organe  stärker  oder  adiwa- 
eher  vorhanden  sind* 

Aber  zur  Heilung  scheint  mir  datans  we^ 
nigstens  keine  neue  und  wesentliche  Hiilfs- 
quelle  hervorzugehen«     Denn   dafs    man    bei 

einem  exaltirten  und  anomalischen  Zustande 

* 

einer  oder  aller  Seelenthätigkeiten  im  Wahn« 
sinne  oder  Fieber,  das  AuFgiefsen  und  Auf- 
schlagen von  kaltem  Wasser  und  örtliche  Blut« 
ausleerungen  anzuwenden  habe,  dals  man  bei 
Untlifitigkeit  dieser    Orglane    reizende  Mittel 


-*^    157    -^ 


•N 


au£  den  Kopf 9  und  bei  Unthatigkeit  Sn&eret 
Nerven.^  z*  E.  der  Genitalieh ,  auf  das  Ruck-; 
grat  gebk'auchen  miisse^  diefs  wuIsten  und  thar 
ten  wir  «schon  ^  durch  unsere  bisherige  Kennt« 
ntsse-Ton  den  Verrichtungen,  des  Gehirns^und 
der  'Nerren  geleitet.  "-^  Das  einzige,  was  uns 
Galls  Lehre  hierbei  nutzen  könnte ,  wäre  die 
genauere  LocaUtätsbesfiminung  der  Anwen« 
dang  der  Mittel  bei  dem  vorzüglichen  L^den^ 
^ioes  oder  des  andern  Organs,  und  gerade 
hier  kann  ich  mir  leeinen  if esentlidieii  Vor- 
theil  denken;  denn  w^^der  Jie  Wiirkung  der 
Mittel,  noch  die  Ortsbestimmung  d^  Organe 
sind  so  begränzt,  dals  man  hierbei  eine  so 
bestimmte  Looalbenutzung  als  möglich;  oder 
vorzüglich  hülfreich  annehmen  könnte.  Dedn 
gewils  wiirkt  der  Gebrauch  blütausleerender 
Mittel  oder  die  Kalte  nicht  blos  auf  6\h 
Stelle  der  Anwendung,  sondern  auf  den  gan«  . 
zen  Kopf;  und  man  kann  versichert  seyn,  da(s 
wenn  das  ganze  Gehirn  durch  Blutentziehung 
oder  Abkühlung  herabgestimmt  wird,  auch 
das  einzelne  Organ,  worauf  wir  wirken  wollen, 
mit  herabgestimmt,  und  wenn  das  gatize  Ge* 
hirn  durch  reizende  Applicaticnen  ei'regt  wird, 
auch  das  einzelne  Organ  mit  erregt  werden 
wird.  —  Im  Gegentheil  wäre  es,  wenn  so  viel 
auf  bestimmte  Anwendung  genau  und  ^uf  das 
leidende  Organ  ankäme,    eine  sehr  mifsliche 


Smk^'f  ieam  dm  dieielbcfi  bekünclidi  gvaidtt 


fto  besrimiute  G 


bab 


«D 


und  an  man* 
dMB  Orten  sebr  nabe  init  andwn  Orgfues 
»•«aiinensto&en«  ^le  sich  nicht  in  demselbati 
Zasranie  einer  anoJBUiliftch«n  TUtigbjttt  be- 
finil#»n,  io  könnte  ja  das  Mittel,  waa  den 
leidenden  Organe  niulicb  wire,  den  benach- 
barten hiebt  leidenden  schädlich  werden.  Weit 
passender  werden  daher  wie  bisher  die  Stel- 
len zur  örtlicben  BlätaaUeeröng  dm  l^ihlt^ 
WO  die  Bla^efiilae  des  inimm  Kcpfii  sieh  in 
groise  StamiDe  yereinigen  oder  besosdcta  mit 
den  ätt&erii  GefiUaen  »iiiammefi%tofsnii 


K 


»'     * 


x5$    — 


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m. 


,►.,-.-.  • 


P  r  e  i  s  a  tii  f  ^  ä  b^  ♦ 

*      ■  ,  .  -'.        •  ■>  ■      , 

.  dts 

königl*  Preuis^  Ober^-tioile^iunl  taedicum 

die 

Aiisteckühgis^eise  des  gelb  en  tleban 

betreffend. 


^  \  • 


» , 


Uä  es  die  jßrfahran^  iu^et  Z weifet  gesetzt 
hat;  dafs  das  gelbe  Fiebef  zu  debjeüigeh  Krank« ' 
heiteii  gehöret,  wdche  sich  votl  deii  dimit 
befaUeUen  Menschen  auf  Gesunde  durch  di6 
Ansteckung  übertt'ageiii  86  i&t  mad;  beriichti* 
göt  anzunehmen: 

däfs  ein  eigener  Ansteckun^sstoff  dabc^i  ent- 
wickelt  werde,    welcheir    die  Üirsaöhe   der 
Fortpflanzung  dieser  Rraifikheii  elitiläI^ 
Es  ist  jedoch  liöch  keiüeswege«  auf  eine 
'geHanthttendd  Art  erwiescoi  Wordanj»  auf  iirel« 


—    i6o    — 

che  Wcis8  dieser  AnsteC/cujgsstoff  sich  fort- 
p.-anzty  ucd  ob  sich  derselbe  ledlgiicdi  darcb 
die  unsi'XXelhäTe  BerfihniDg  der  Krinku  mit- 
tbeile?  oder  ob  selbiger  auch  durch  die  At- 
m->sp'j Ire  sick  fortpfluize?  oder  endlich,  ob^ 
wie  bei  der  Pest  und  andera  Seucüien,  der 
AnsteckuDgistoff  sich  an  leblose  Substanien 
anhinze  cnd  denselben  so  anklebe,  "dafs  dss 
Berühren  solcher  damit  imprägnirten  Sobstaii* 
len  die  Ansteckimg  dieser  Krankheit  sra  be- 
wirken im  Stande  sey?  Da  aber  die  snrerlür 
sige   Eatscheidnng    dieser  letzten   Frage  von 

m 

der  grüisten   Wichtigkeit  ist,    indem   davon 
die  ZOT  Anwendung  jenes  Uebels   lu   ergrei- 
fenden  Polizeimaalaregeln  y    so    wie    die    Ein- 
schränkungen« welche  der  Handel  deshalb  er- 
leiden  ciuls,    abhängen;    da   ferner    die  Anf- 
liu^rksainlvC^t  der  Aerste,   welche  Gelegenheit 
gehabt  ]t:ibc:2,  diese  Krankheit  su  beobachten^ 
noch  nicht  hinlänglich  auf  diesen  Gegenstand 
geleitet  worden  ist,   so   haben   Seine  Majestäl 
Jffr  Koui^  von  Preussen  Dero  Ob^r-Collegio 
Medico  et  Sanitatis  den  Befehl  ertheilet,  durch 
dl«)  Aufgabe  folgender  Preisfragen  die  Aerzte, 
wolt'hj  Gelegenheit  gehabt  haben,  oder  noch 
hubiin  werde.i,  eine  Epidemie  des  gelbeq  Fie«^ 
^ers  SU  bc^obachten,  aufzufordern,   durcdi  ge- 
llt aiigi'Mellro  Versuche  und  Beobachtongen 
uiOM  Gegenstand  völlig  aufsuklüren.  ^ 

l5eni- 


i^    i6i     — 

Demloach  legt  gedachtes  Ober»  Coli egiüQt 
Me^icüm  et  Sanitatis  allen  durch  ihre  ätt» 
fsere  Lsge  dazu  geeigneten  Sacbferständigea 
folgende  Fragen  öffentl  ch  vor^  und  ladet  sie 

hierduich  zur  genauen  Beantwortung  dersel« 

b. 
en.ein. 

1/  Ist  man  durch  Erfahrungen^' weleÜe  auf 
iittbezweifelten"That^acben  beruhen,  '  berech- 
tiget,  mit  Gewilsheit  ans^unchmen :  dats  der 
Ansteekungsstoff  des  gelben  Fiebers  sich-  aa 
leblose  Substanzen  anhänge,  Ton  diesen,  ohne 
sein  Ansteckungi>yermögt;a  zu  verlieren,  anf^ 
genommen  werde  9  und  zwar  auf  eine  solche 
Weise  ^  dafs  bei  dem  Berühren  dieser  inficir« 
ten  Substanzen  derselbe  sich  ^uf  gesunde,,  an« 
derweitig  nicht  angeleckte  Pei'sonen  tiber^ 
trage j  und  dadurch  in  der  Entfernung  das 
gelbe  Fieber  hervorbringe? 

II.  In  dem  Falle  ^  wo  man  die  Möglich- 
keit einer  solchen  Ansteckung  aanimmt,  ^agt 
sich:  worin  die  Tbati^achen,  Versnche  und 
darauf  gebauete  Erfahrungen  bestt^hen,  weiche 
diese  Meinung  wahrscheinlich  od^^t,  völlig  gcH 
wifs  machen?  In  dem  entgegpng<)s'etcten  Pälia 
miissen  die  Beweise  für  die  au^gcbtellte  Mej[- 
nung  auf  gleiche  Wfdse  gniuhrt  werden» 

III.  Kann  man  mit  Wahrscheinlichkeit 
annehmen,  oder  beweisen,  dafs  der  An^tek* 
ku!  gsstofiF  de$  geloen  Fiebers  ein  Pioduct  die* 

Joum.  XXI.  B.  3.  Sil  l, 


^     l62     ^ 

ler  Krankheit  tey,  und  in  ein«r  oder  dw  ai- 
dem  der  thieiischen  Ezcretioaen  allein  od« 
Tonüfflich  enthalten  sey,  und  in  welcher? 

IV.  Hat  man  bereits  einige.  Kenntaifi 
der  chemischen  Beschaffenheit  dieaea  Stoffii^ 
und  kann  man,  darauf  gestützt,  aolche  cfas* 
mische  Gegengifte  anwenden,  welcha  dieses 
Stoff  entweder  minder  wirksam  an  maoh«^ 
oder  yöilig  au  aerstoren  vermSgeo  ?  oder  giebt 
es  andere  Verwahrungsmittel  dagegen?  wel- 
che sind  jene  oder  diese  ?  hat  man  aich  eini- 
ger derselben  bereit«  mit  einem  nnbeaweiiel- 
ten  Nutzen  bedient?  wie  muls  bei  der  An* 
Wendung  derselben  genau  verfahren  werden, 
um  Substanzen  y  welche  den  Stoff  dea  gelben 
Fiebers  enthalten,  röUig  davon  und  ao  zu  be- 
freien 9  dais  sie  durch  dieses  Verfahren  put 
unschädlich  werden? 

V.  Wie  lange  behält  dieser  Stoff  sein 
verderbliches  Vermögen  bei,  die  Ansteckuog 
zu  verbreiten  y  und  wie  lange  und  die  damit 
imprägnirten  verschiedenen  Substanzen  Bangt 
solchen  unverändert  zu  erhalten  und  die  Krank 
heit  zu  verbreiten? 

VL  Findet  unter  den  leblosen  Substaa- 
zen  ein  Unterschied,  in  Rucksicht  ihrer  Fä- 
higkeit)  den  Ansteckungsstoff  des  gelben  Fie- 
bers leichter  oder  schwerer  aufzunehmen,  und 
fere  ödere   kürzere  Zeit  unverändAt  zu 


^    i63    >- 


/ 


erhalteD/  «tutt?  Giebt  jet^  daher  yöllig  mfiitak^ 
kungsiinf^gey  und  dtgdgtfn  t^ttth:  TorsOglioK 
gifcfangende  Waaren^  und  welcli^  ftind  dies^? 
(Hier  wünscht  man  eio»  tabdliarisciie  Heber« 
aidbt  ier  vorsiigliohsten  Kaufinan|i$wBaren, 
nach  Mafsgaba.  ihrer  notpnaebeiib  uniü  ieiw 
schiedenen  gift&ngenden  Eigenachalten)-  za  er» 
halten)«  •    .   .         :,  .      j    r...\: 

VII.  Ist  diejenige  Krankheit»  weiche  in 
l^ord  -  Amerika,  im  südlichen  Theile  voa  Spa* 
9ien  und  in  Lirorno  unter  dem  Namen  des 
gelben  Fiebers  geherrscht  :liat^:.übe$aU. eine 
und  dieselbe'  Krankheit/'gewdsiyi^yV'Odär^'IiaC 
man  nach  Verschiedenheit  4er  i  damit^be^dle» 
nen  Gegenden ,  in  Hinsicht' der  Entstehung, 
der  Zufalle  und  des  Verlaufs,   der  Tödiüch- 

keit  und  Ansteckungsfähigkeit  dieses' Uebels 
^tix Unterschied  beobachtet?  Worin  hat  <fi^ 
ser  bestanden,  un4  wodurch . wird  diese ^Ba*. 
hauptung  begründet?  '  •  :  •• 

VUL  Ist  endlich  das  gelbe  Fieber  eine 
endemische  Krankheit  der  Seeufer 9  oder;iiat 
man  es  in  einer  bedeutenden  EatfernuiDg. der 
Küste  beobachtet,  und  yjsrhült  sieh  diesit  Krank- 
heit mittjCA  auf  dem  festeii  Lande  ebisn  so  als 
an  den  Ufern  des  Meeres?.-  ^  - 

Für  die  vollständigste,  und.  gründlichste 
'  Beantwortung  dieser  Fragen,  wenn  selbige  auf./ 
angestellten  Versuchen  und  niibezweiEeiten  fir* 

La 


■Hb        »^*"       ■■■r 

Ton  Rinhmdwt,  Stack  iraUwücbtiigen^ 

i ' 


Dte  Beantiüwmiigen  MÜbli^,  /  irAAe  li« 
MiliekfMUslu^eiMii  ia  lateiimdMBrt  dantscb« 

M»,  #o#d€«t  luuir  -der  An&äirifti  dr^vr. 
.^  ;Att.  do  KJbugBdie  Ob«r  GolhjgisiB'  JUe- 
.<...  »ÜÜBam  et- SaciitaÜi  ta  Beffita,  >#i*r  dn  < 
v-^  i;  Juaar  1^7  raigetohickt» ' 
Die  qiiter  einkoinnieiideii  Abhaiadiaigeii  kfiih 
ntti  nicht  mit  cö&oiinireii«  -   * 

'  Die  Yeifasser  werden  enncJkt»  «ifdi  nidit 
IA  nennen^  sondern  ihren  Nammii,  Gktraicter 
nnd  Wohnort  in  einem  versiegelten.  Zettei, 
IDit  einer  auswendig  angebtachten  pe?iaa  m 
Terseic^en ,  welche  Devise  ebenfidia  nnf  4ah 
Abhandlung  gesetst  werden  mnis*    /  ^ 

Das  Ober-  CoDeginm  Mediottm .  et^  Sani- 
tatis  wird  sammtliche  ybr  dem  i.  Jannnr  1(607 
einlaufende  Beantwortungen  cfcigor  Fragen  ge» 
nau  und  unparUieiisch  prüfen  ^  der  voUstfai* 


1  ♦ 


—    i6S 


»     » 


digste»  änd  »uf  die  unbeawetfeJtstaii  ümtsa- 
eben  -gegründeten  den  ersten  Preis  9  so  wie 
der  diesen  Forderungen  am  nächsten  kom* 
menden  das  Accessit  unfehlbar  zuerkennen; 
dagegen  die  Versiege) ten  Zettel  ^  die  den  Na« 
man  der  übrigen  Conourrehten  enthalte^  un- 
erofnet  Verbrennen« 

Berlin^  den  17.  April  i895«> 

Königlich' Preußisches  Qher-^Collegium    Me^ 

[dicum  et  Saniiaiis.- 


1 1 


.« 


-^    i66    — 


mmt^ 


IV. 

Erinnerung 

an   dia 

Surrogate  der  China  beim  Wechaelfieber 

und 

bei  dieser  Gelegenheit  Überhaupt 

an 

woblff^ilere   Arzneimittel 


JVJ  eine  Absicht  ist,  bei  der  ungeheuren  und 

noch  SmniAr  mehr  steigenden  Thennbig  der 

Chiniy  meine  Herren  Collegenf  besonders  die 

Jüngern,  auf  einige  Mittel  aufmerksam  sa  nu- 

ohmif  die  einheimisch  und  wohlteil  sind,  und 

na  in  rieten  Fällen  rc^'Ug,    in    man- 

^stens  sum  Theil,  ersetien  können. 

grolse  Pflicht  eines  jeden,   tbcik 

taatf  der  jährlich  durch  den  Ycr- 


.*• 


brauch  der  China  mehrere  Milliopen  Thaler 
yerliert,  tbeils  gegen  den  Armen,  der  es  nicht 
bezahlen  kann  und  auch  dein  Staate  mit  die-: 
^er  Ausgabe  zur  hä%t  füllt ,  noch  mehr  aber 
gegen    den    verschämten  -Armen,    der  zwar, 

« 

so  lange  er  gefund  ist  und  arbeiten  kann, 
sein  Auskommen  hat,  al^er,  sobald  Krankheit 
eintritt,  wahren  Mangel  erleidet,  und  eben 
deswegen  am  meisten  zu  beklagen  ist,  weil 
er  nicht  öffentlich  als  Armer  gekannt  ist,  noch 
dafür  gekannt  seya  will. 

Die  in  diesem  Jahre  so  allgemein  herr- 
schenden Weehselfieber  veranlassen  mich  vor- 
»iigUcb  von  den  Mitteln,  welche  die  China 
in  dieser  Krankheit  ersetzen  können,  zu  re- 
den. Die  Erfahrung  hat  von  neuem  den  ei- 
nige Zeit  angefochtenen  Satz  entschieden, 
dals  zur  sicheren  lleilung  dieser  Krankheit  der 
Gebrauch  der  China  in  Substanz  das  grofste 
und  schnellste  Heilmittel  ist,  und  dafs  die 
flüchtigen  Reizmittel  sie  durchaus  nicht  ver- 
drängen können.  Es  kommt  also  alles  darauE 
an  die  einheimischen,  fixen  (permanent  rei- . 
senden)  stärkenden  Mittel  aufzufinden,  die  ihr 
am  nächsten  kommen.  Unter  allen  sind  nach 
meiäen  Erfahrungen  der  Cort.  Hipp^castani 
und  nach  ihm  der  Cort.  Salic.  fragil,  die 
ihrer  Natur  am  nächsten  kommenden.  Man 
lasse  den  Cöri.  Hippocast.  frisch  und  äulserst 


fein  dnrcb«  Hutsi^.  pUreta^  fll^vl)v;«ft' 
und  in  k^doep  Gabeii,  x.  E.  aU»  &uvdeif  t» 
Grau  H>U  3  Ginn. Putv,  aromai.  oder  um  es 
wohlfeiler  su  ma^MU  Harl.  Zingiber.  und 
rieht»  e»  so  ein,  daß  der  Kranke  in  der  &g- 
berfreien   Z<Ht    wani^tens    eine    halbe    Cnze 

'  Tcnahit,  so  wird  äun  ia  den  meisten  Fällen 
seibi.-l)  Zwack  dw  M^»  oder  weni^^stens  dm 
s#eitemal  erroioheiil.'Ist  da«  Uebel  baitoäcki^, 
4ö   Tetmiihre   mAn   die  öabe  des  Mittels  (mit 

'  TethihDÜsäiAf>ig(H-  yermehrung  dea  aromati- 
fCheo  !&UMUes)  bis  au  i  Ußze  in  der  üebet- 
freiqn-2üit,  und  gsbe  eine  Stunde  yor  dem 
Paroiytmas    i    Gran    Opium,    so    wird   maa' 

-  seib&t '6^.  bactoäckige  Fieber  damit  dämpfoa 
Löpaea.  '  Beiohwert  dai  Pulver  dea  Mageo, 
■o  eetie  man  xti  jeder  Ootis  etwas  Spiritm 
Vini  oder  Etsent,  Absmih.  oder  bei  Wohl» 
habenden  Wein,  erregt  es  JErbreölf^i!^  .ond 
Purgiren ,  an.  jeder  Dosis  i  Troplen  Xoi^rffi* 
num  lüfuidun.  Wird  das  Fieber  auph  .inil 
diese  Weise  noch  nicht  gehoben  (^rotniugii- 
aeut,  dafs  nicht  etwa  entfernte  lÜTiaaehrä^ 
Cruditätea  in  den  ecaten  Wegen',  lY'^iiiiari 
VerstopfuJQgen  der  Eingevreide,  organiach«  ?«fc> 
ler,  oder  allgämein^  Krankheiten,  a. ,  fi,  haU- 
seifche,  nnterdriiokte  Haotaussi^U^e , ,  GÜabt 
etc.  das  Fieber  unterhalten,  worüber ;  Ich.' aaE 
mein  System  der  prahtiiobea  JSeäiUafy  Vjy- 


_    i69    .- 

weise)  so  kann  man  das  Mittel  durch  ein  eben- 
falls einheiraischös,  die  Flor.  SaL  amtnuru 
martial.  aurserordentlich  verstärken)  wenn 
man  auf  i  Unze  der.  Rinde  f  Drachme  bis  a 
Scrupel  mischt»  Ist  ai^ch  diefs  unznreichend, 
dann  erhöhe  man  dia  Wirksamkeit  durch  ei- 
nen Zusatz  von  dem  3ten  Theile  gutei^  China- 
rinde oder  Angusturarinde,  oder  Core.'regius, 
wobei  man  doöh  immer  noch  den  Yortheil  hat, 
zwei  Drittheil  zu  ersparent 

Aufser  dieseh  verdienen  auch  nokih  Cörf. 

QuerCj  Fraxin.j  Rad*  et  Ptor.  Arnic.^  Rai,.  ■ 

Gentiaiu  rub^j  Flor.  Cham,  rom*  in  Substanz 

Rad.    TormentilL  et   Bistort.^    Caryophyllat.y 

Calam.  arom.,  HeleniL^  Hb.  et  Extract.  Tri' 

fol.fibr.^  Millefohj   Absinth.^  Alaun 9  Vitriol- 

säure,  Salniiak,  Spiesghfsschwcfel,  auch  der 

Tischlerleim  nach    Gaulieris   Sitethode,    alles 

einheimische  und  wohlfeile  Mittel,  die  j;rofste 

Empfehlung  zur  Kur  deir  Wechselfieber«    Si^ 

werden  in  manchen  Fällen  helfen,  wenn  di^ 

erstgenannten  üicht  helfen,    weil  es  auph  bei 

dieser   Krankheitsform   qualitatw,   d.  h«  tpei- 

/.  cifische  Verschiedenheiten  giebt ,  die  aich  auf 

das  Individuelle  beziehen,  und  bev?ürken,  dsS$ 

das  dem  6rade  nach  schv?ächere  Mittel  mehr 

thut,  als  das  stäikere,  daher  der  Wechsel  od^ 

die   Verbindung    mehrerer  mit  einander  bei 

hartnäckigen   Fallen   die  Wirksamkeit   unge- 

mein  erhöht* 


—     170    — 

Vorzüglich  versaame  min  inr  Verhütuig 
der  Recidive  oder  der  Nachkranklieiten  im 
Nacbgebrauch  dieser  Mittel  nicht,  und  die 
beite  Regel  bleibt  hier  immer:  Je  hartnicki- 
ger  das  Uebel  war,  und  je  längere  Zeit  man 
nöti'iig  hatte,  um  den  Fiebecmnfall  xa  nnter- 
drii  ken,  desto  langer  müssen  ancdi  die  näm- 
lichen Mittel  noch  nachher  fortgesetzt  wer- 
dn;  dt-^innaclj  bei  einem  Fieber,  was  nnr  8 
Tage  gedauert  hatte,  nur  8  Tage  Nachge* 
brauch,  bei  i4tSg'gcr  Dauer  auch  i4  Tage 
Nacbgebrauch,  doch  in  allmählig  abnelunen- 
der  Gabe. 

Ich  fiige  noch  einige  Bemerkungen  bei, 
die  die'  wohlfeilere  Einrichtung  der  Medisin 
iiberhaupt  betreffen,  ein  Gegenstand,  der  fiir 
den  Staat  und  für  Erleichterung  der  armen 
Kranken  von  der  äufsersten  Wichtigkeit  ist^ 
und  den  doch  yiele  Aerzte  nicht  zu  kennen 
oder  nicht  zu  würdigea  scheinen.  Ich  glaube 
darüber  ein  Wort  sagen  zu  dürfen,  da  ich  za 
Jona  8  ^Tahre  gemeinschaftlich  mit  Herrn  Geh. 

m 

Rath  Loder  und  Herrn  Professor  Succow  das 
Clinicum  dlrigirte,  wo  wir  mit  5  bis  6oo  Tha- 
ler jährlich  die  Arzneien  Für  5  bis  6oo  Kranke 
bestreiten  mufsten,  und  ich  auf  diese  Er£aliru|i* 
gen  gestützt,  mit  Gewilsheit  behaujpten  kann, 
dafs  man  wenigstens  in  zwei  Drittheilen  aller 
Krankon  die  ausländischen  Arzneimittel  durch 


'   \ 


—    171     — 

ioländiftche  vollkommen  ersetzen  kann.     Die 
Kunst  zu  sparen  bezieht  sich  theils  auf  das 
Mateiiale,  theils-auf  die  Fbrm  der  ArzneimitteL 
In  Absicht  des  Materials  wähle  man  im* 
mer,    wo   nicht  augenscheinUche  grolse  Ge- 
fahr die  Anwendung  des  stärksten  Hülfsmit* 
tels  auf  der  Stelle  federt,  statt  der  ausländi- 
schen die  stellvertretenden  inländischen  Mit- 
tel;  statt  der  China  die  oben  genannten  Sur- 
rogate, statt  der  Quassia,  die  Gentiana\  das 
Absinthium,    Tri f ah  ßbr,^    statt  der  Columhö 
die  nämlichen  Mittel  mit  etwas  Söhleim  ver- 
*setzt;  statt  der  Sassaparüla  die  Mad.  Barda^ 
nae  oder  Lapathi  ac.  oder  Caric.  arenar.f  statt^ 
Serpencarzüj  Zimmt  und  anderen  ausländischen 
Gewürze,  den  Kampfer  (der  we^n  ^der  ge- 
ringen Dosis  zu  den  wohlfeilen  gerechnet  wer- 
den kann),  Valeriana,  Ingwer,  Kalmus,  Altm^, 
Senf,    Fehchelsaameii,    Pfeffermünse,    Thy- 
mian, Marum  verum,  und  wenn  man  ihre  Reiz- 
kraft im  stjhrksten   Grade  habön  will ,   eüoige 
Tropfen  des    ätherischen    Oels   dieser  Pflan- 
zen. —  Die  beste  Anleitung  dazn  findet  man 
in  Herrn  Prof.  ,Succow  klinischer  Pharmacp^ 
^  poee.    Jena  1805. 

In  Absicht  der  Form^  wähle  man,  wo  es 
immer  mSglich  ist  die  Puli^erform ,  tind  bei 
Armen ,'  deren  Magen  schwöre  Kost  zu  ver- 
dauen gewohnt  und  deren  Gaumen  nicht  ver- 


-*      l'JZ  —  .  / 

I 

wohnt  ist,,  ist  die£«  fdst  immer,  wenige  Falb 
der  äuTseriten  Magenschwäche  ausgenommen^ 
mSglich.     Man  gewinnt  dadurch  aulierordenu 
lieh  viel  fiir  die  Ersparung,  einmal  weil  man 
nur    etwa   den   yiertea .  Theil    der    Substani 
braucht,  die  man  im  Decoct  nöthig  hat,  wel- 
ches bei  der  China  und  äholiehen  theuren  Mit- 
teln schon  yiel  tagen  will;  zweitens  weil  man 
die  Kosten  des  Abkochens  und  des  zur  Auf- 
bewahrung nöthigen  Glases  erspart»    Ueber- 
diefü  gewinnt  man  unglaublich  an  der  Wirk* 
samkeit  d(*r  Mittel,  dena  nur  in  Substsana  hat 
man  dasselbe  gana  und  in  seiner  ToBen  Kraft, 
wie    sich    diefs    am    besten    bei    W.e<duel£ie- 
bern  zeigt,  wo  sie  in  keiner  Form  das  lei- 
stet, was  sie  in  Pulver  thut.    Nur  sorge  man 
dafür,    dafs  die  Mittel  irisch  gepulvert  Imd 
recht  zu  Staub  verwandelt  werden,  und  setze 
bei    schwachem    Magen    etwas    Gewürchaftes 
oder  Flüchtiges  hinzu  zur  Verbesserung  das 
Geschmacks,  Zucker,  Rad.  Liquir.  Sem.  Foe- 
nic^  •—  Bei  Salzen  hat  die  Pulverform  noch 
weniger  anstofsendes^  da  sie  sich  sogleich  im 
Wasser  auflösen. 

Statt  der  Decocte  und  Infusionen  ver* 
schreibe  man  dem  Kranken  die  geschnittenen 
Kräuter  und  Wurzeln  selbst  als  Speoies,  nm 
sie.  selbst  als  Thee  aufzubrühen  oder  zu  ko- 

ly  und  wenn  Zqsätze  z»  £•  Liqucrr.  anod. 


-   .73     - 

LattJanum,  Kampfaer  oder  andere  Pulrer  Bio« 
thig  sind,  so  gebe  man  diese  ihm  besonders^ 
um  sie  zu  dem  Thee  bei  jedesfiaatigein'  Ge- 
brauch hinzusutroptlen  oder  einzurühren« 

Staat  der  immer  kostban^m  äestilUn^g 
fVasser.ßehe  man  dem  Kranken  die  Kräuter 
selbst  um  sich  einen  Thee  davon  zu  bereiten» 
z.  B.  statt  j4qu.  Plotn  Samlu  Fpenic.  eic.  die 
Flor.  Samb»  r  Sem.  Paenic  selbst.  Statt  der 
theuren  Syrupe^  die  ohnedem  bei  Unterlas«* 
sung  der  Decocte  w'egG^lIen,  Syrup*  commun. 
—  Succ*  Lu/uiritm 

Die  Pillenform  ^  die  theuerste  von  atteiiy- 
mufs  mögiieh&t  ganz  vermieden  werden* 

Selbst  wenn,  wie  zuweilen,  es  unumgang* 
lieh  nothig  ist,  ausländische  uod  theure  Sub- 
stanzen au  yerordneni    kann  man  durch  die 
Forin    der   Anwendung  yiei    Ersparuog   ipa« 
ishen.    Ich  will  die  China  zum,  Beispiel  neh-^ 
meni  die  immer  das  oberste  zWer  fixen  Rpbo» 
rantien  bleibt  und  also  nie  ganz  zu  entbehren 
seyn  wird.     Die  -  erste  Regel  bleibt  immer ; 
^    Man  gebe  sie,  wo  es  nur  immer  möglich  i^t^ 
in  frisch  bereiteten  recht  in  Staub  verwandele 
ten  Pulvern*,  und  öfterer  aber  sehr. wtoig  (nur 
-    6  bis  lo  Gran)  auf  einmal  mit  etwas  Gewürz.' 
pä*  erspart  man  schon  den 'vierteil  Theil  ge- 
gen ein  lofusum  oder  Dococtum.     Oder  man 
versetze  sie  mit  der  Hälfte  oder  \  eben  so  to* 


-     174    — 

TtiMetmm  PuIp.  Cowi^  HifpocmUm  SmUc^  mnA 
iiuDÜcbeii  Rtiidea.  —  Vertragt  iler  Kranke 
sie  auch  so'iiidit~,  so  laue  man  ein  Decoec 
Tor  Cori,  Hippocasim,  Atnic*  Caüun.  ar»  und 
cUrgl.  bereiten  9  nnd  setse  an  8  Unzen  Co£a- 
iur  1  oder  i^  Drachme  Chinapulrer  in  Snh- 
atanz,  —  rieht  znin  lofundiren^  wobei  man 
noch  die  Hälfte  erspart. 

Auf  diese  Weise  w«rd  man  die  niediaini* 
ach3  Hülfe  fir.den  armem  Theil  der  Man- 
schea  nnendL'ch  wohileiler  und  dadnich  afl- 
gpmeiner  und  wohltfaätiger  machen.  Denn  die 
Kosten  der  Kor  in  den  Apotheken  hahtm  jetzt 
nicht  blos  durch  die  Theurung  der  Mittel» 
sondern  noch  mehr  durch  die  Thennuig  der 
Verordnungen  und  Unacbtaamkeit  dar  Aeizte 
auf  Erspamog  eine  ao  enorme  Höh«  earakht» 
daf»  die  Kur  manchen  Tag  mehiere  Thaler  in 
der  Apotheke  kostet;  und  dali  man  von  einer 
dreiwöchentlichen  Krankheit  einet  Raehnnng 
Ton  6o,  loo  Thatern  erhalten  ^ kann,  wovon 
dann  die  natürliche  Folge  ist,  dals  ?iele  Men- 
schen die  Hülfe  gar  nicht  benntaen,  die  ihnen 
doch  so  nahe  liegt,  und  die  ihnen  bei  der  ed* 
len  UneigeDnützigkeit  Tieler  Aerste  TOn  die» 
ser  Seite  gar  nichts  kosten  würde ,  nnd  dals 
m.  jeher,  indem  er  sein  Leben  erhalt ,  die 
Mittel  zu  dessen  Erhaltung  auf  lai^e  Zait 
Tcrliett 


Man  w«nde  nioht  em,  dafs  der  Kranke 
durch  die  schnellere  Kur,  die  ihw^  das  theuere 
Mittel  Eüewürkt,  durch  die  Zeit  das  wieder 
gewinlle,  was  ihm  das  Mittel  mehr  kostet. 
Denn  erstens  will  ich  beweisen,  dafs  eewils 
wenigstens  bei  der  Hälfte  der  Kranken  ein 
einheimisches  Mittel  eben  so  schnell  geholfen 
haben  wurde^  und  zweitens,  ist  es  jt  Pflicht  des 
Staatsbürgers  nicht  blos  auf  den  Vortheil  des  Ein- 
zelnen, sondern  auf  dei^  des  Ganzen  zu  sehen, 
der  immer  auch  wieder  dem:  einzelnen  za  gute 
kpmmt.  Diefs  geschieht,  wenn  man  die  Geld- 
summen, die  für  ausländische  Waaren  aus 
dem  Lande  gehen^  dem  Staate  erhält,  und  da 
kann  i  Groscheii  Erspamng  ton  einem  Re- 
zepte, wenn  es  täglich  uad  bei  Hu|iderttau- 
senden,  geschieht ,  am  Ende  des  Jahrs  einen 
Gewinn  von  Millionen  für  den  Staat  geben. 

Ich  glaube  daher  ji  es  sollte  sicfas  jeder 
Arzt  zum  unverletzlichen  Gesetz  machen,  wenn 
zwei  Mittel)  ein  einheimisches  und  ein  auslan- 
discheS)  sich  gleich  in  der  Wirkung  verhalten, 
allemal  das  einheimische  zu  wählen. 


—    176   — 


<     V. 

Empfehlung 

dea 

Driburger   Gesundbrunnen«. 


Jlch  bin  es  als  Arzt  und  Patriot  AchüMigf 
meine  Mitbürger  auf  einen  Gesandbrannen 
aufmerksam  zu  machen/  der  es  schon  seinei 
innem  Gehaltt  wegen,  nun  aber  als  Landes- 
product  doppelt  verdient.  —  Es  ist  der  Heil- 
quell zu  Driburg  im  Fürstenthum  Pad^-rborn. 
—  Schon  seit  20  Jahren  habe  ich  seine  gro- 
fsen  Kräfte  gekannt  und  benutzt,  und  er  steht 
sowohl  nach  chemischen  Untersuchungen  als 
nach  meinen  und  anderer  Aerzte  ErtahniogHU 
an  Lebenden,  nächi^t  dem  Pjrrmonter  Wasser 
oben  an  in  der  Reihe  aller  bekannten   eisen« 

■ 

'igen  kohlensauren  Mineralwasser. 
In  Absicht  seiner  chemischen  Bestandtheile 

cn^- 


—    177    — 

enthalt  diAs^s  Mineralwasser  einen  reichen  An- 
thcii  Köhliusame  un/l  Eisen,  urd  aursVrdim 
Salzsäure  und  kohLnaure  Bittercide^  schwe- 
felsaures  Nafnim  etc. 

Was  also  die  rorzüglicfasten  fiestandüieile^- 
die  geistigen  iin'l  eivenhaltigen  betrifty  ist  es 
unter  allen  Gesundbrunnen  das  stärkste^  und 
nur  allein  mit  dem  Pyrraonter  an 'der  Quelle 
zu  vergleichen;  in  der  Katfernung  a'^er  scheine 
es  denselben  noch  zu  übertreffen»  da  der  Oeist 
darin  fester  gebunden  zu  seyn«  und  es  durch *a 
Verfahren  weniger  zu  verlieren  scheintr  Darin 
aber  unterscheidet  es  sich  wesentlich  vom  Pyr- 
monter, dals  es  mehr  feine  salnische  Theil« 
enthält,  woher  es  dann  kommt,  dafs  ^  au« 
fser  den  stärkenden,  noch  auilösende  und'er^ 
öfnende  Kräfte  besitzt,  und  daher  solchem 
Persoaen,  die  nüohst  der  Schwäche  auch  ali» 
Verstopfungen  leiden,  besser' btfkonftiiufl  ■■ 

Folgende^  Vergleiohungstlibene    wird-  das 

Gesagte  noch  mehr  ins  Licht  setzen. 

■  .  •  •      I  ■        ■    . 

Nech  lf^>estrumbs  Untersuchung  qnthälts  ;;i 


I  Pfund  Driburger 

Pyrmonter  Wau9r^'^ 

Kohlen  <auro8  Kiaen  '         1^**^ 

/^ 

Gw«u 

GUuhersdln                         1^75^9 

5i"(j. 

*-■•« 

Birtertalj                              o^^ 

6A 

^1 

feieiiu        ^                         fo^} 

9i 

1 

Kociiiftlzsaurs  Butererde    -/^'^ 

k 

•ji^.» 

—             Kdlktfrdo      ./^ 

^.      JU, 

• 

Jftrfra.lULI.P.  S.St. 

M 

■-    178    -^ 


.    i  Pfand  Dnhurgtr 

Pjrmonur  Waumr^ 

KocHmIs    -                        ^ 

x\  Gran. 

lUhlenfattre  Bifcerstda      -^ 

t* 

—           üaiui«rd«      ^ 

^■■^                             « 

HuMtoff                             -i^js 

3% 

Kohldnfwar  Gtt           sSK.Z» 

33^  Knbik.Zoli 

Ich  fuge  hier  sur  Bestätigang  'd^jeniga 
an,  was  unser  grolse  Chemiker,  Harr  Ober- 
Medicinal-Rath  Klaproth  darüber  sagt: 

»Ich  mache  es  mir  cur  beiondern  Pflicht, 
auf  die  groise  Wichtigkeit  der,  doroh  die 
Acqaisition  von  Paderborn  zugleich  unaerm 
Staate  zugefallenen  höchstsohätzbaren  Mineral* 
quelle  bei  Diiburg,  aufmerks^tm  zu  machen.« 

»Die  Driburger  Quellen  stehen  in  Rück- 
zieht dea  Gdhalts  an  Kohlensäure  und  an  Ei-  ^ 
zen^  diesen  beiden  Haupt bestandtheilen  ich- 
ter  Gesundbrunnen  Wasser,  weder  den^.  Pjrr- 
monter  Brunnen,  noch  sonst  einem  ^nddh» 
bekannten  JiAineralwasser  der  ersteiT  Kkssf 
nach« « 

ff 

»Die  in  der  Beschreibung    aufgefuhrtar  - 
Beatandtheile  und  deren  Verfa&ltnisse^  sind  di  - 
ausgezogenen  Resultate  aus   fVeserumbs  Ufi 
tersucknng  dieser  Quellen,   wo^t  anch  di« 
Resultate  meiner  Versuche  mit  Flaschen,  wel- 
che ich  mir  zu  dieser  Absicht   aus  Driburg  "^ 
habe  kommen  lassen,    im    Ganzea    sehr  gf 
Übereinstimmen»     Auch  die  übrigen  "^ Quell  • 


—    175 


«> 


bei  SchmediMi  etc«  von  d^a&.tvrar  eiae^« 
Haue  ADftfys^e  noch  itiangelr^  sdutinen  sehr 
reichhaltig  vnid  edel  zu  aeyio.« 

Was  die  Kra&kh«iteD  betrift^  wo  es  tm* 

süglich  würksma  ist^  so  kann  man  alle  dabin 

jpechnen^  deten  Gruiullage  Schwäeb^  i|t^  und 

wo  man  das  Pyrmonter  Wasser  nitt  stieb  ge« 

.fanden  hat;  g^n^  yoniiglich  die  jNeirensebwi^ 

che,  besonders  die  von  Ausschweifun^^en  und 

.  anstrengenden  Geistesarbeiten  entstanden»  Hy* 

pochondrie  nnd  KrümpE»  aus  dies^  LTrsidi^ 

Sobiräche  der   Verdauung  y  'Himoxrfaoidalbe»^ 

fobw erden,  tu  starke  oder  tu  scbwadie  öder 

echmershafte  Monatsreinigung^  weifser  Fhüj^ 

Bleichsucht ,.  Beschwerden    des    Ur Anlassens 

yersohleimung  der  Blase,  Gries«  und  Stmnr 

Beschwerden,   langwierige  Durcfafäile,    Gelb« 

sucht  I    Verstopfungen    der   Eingeweide    yon 

Schwäche t  Gicht»  SehwäQhe  der  Genitalien» 

Unfruchtbarkeit  -^ 

Nur  ist  tu  bemerken^  dafs  dieses  Wasser, 
so  wie  alle  eisenhaltigen  kohlensauren  Was* 
•er,  bei  Persooen  yon  sehwachcr  0rust  oder 
Anlage  tuT  Lungensuoht  nnd  Bluthusten,  nur 
mit  groiser  Vorsicht,  und  nie  ohue  SörgflUtige 
Untersuchung  eines  Arttes  gebraucht  Wer* 
deli  darf« 

Fiir  die,  welche  an  der  Quelle  daVon  Ge« 
brauch  machen  wollen  >  bat  die  Natur  durch 

.      M  a 


eine  romatttüclie  Gegend  den  Beis  des  Mifi- 
teÄft  erhübet,  und  Herr  Oberjägermeiater  von 
Sierstarpf  durch  zweckmälsige  JEinrichtiingai 
bescen«  gesorgt. 

Die,  welche  sich  in  dec  Entfeimmg  des- 
sen bedienen  woHen,  werden  in  allen  Haupt- 
städten der  Monarchie  Niederlegen  Ton  dem- 
selben^ in  sorgfältig  gerüllxen  und  Terwahrteit 
Flaschen  linrlen. 

AnsTühiiichere  und  grundlichene  Beleh* 
rung  üadr't  nann :  ia  Br  andis  über  ff^irkung 
der  üüe/irniuel  und  des  DrUurger  Btanm 
nens ,  und  S  u>^idican i  über  üriburgy  uad 
das  dornte  Mlrieraiwasser^  in  Jlufelands 
Journal  der  pfactisch^n  H^ilkuiul^^  U^tr 
tiand^ 


I 

t 


I 


I  ♦ 


VI.  ■ 

/  Kurze  Nac^richtjen 

'  und 

% 

•    \  ■     ^ 

Vi  6dizjini.s  cl]^  e    .]Nf  euigkeiten» 


J         *!■ 


Nachrichi  von  der   bösartigen    Epidemie   zu 
Gmf  im  Frühlinge  dieses' Tahrs» 

VVenn  eine  acnte  Krahkheit,  die  einen  eigen 
nen  Karakter  durch  schnelle  Tödtlichkeit  äu* 
«    fsert,  epidemisch  zu  werden  droht,    so  Ver- 
dient sie  gewifs  jederzeit  die  besondere  Auf- 
.  merksamkeit  der  Aerzte.    Dies  gilt  iim  ao  fiel 
'   mehr  in  einem   Zeitpunkte  9    wq  der  grofste 
'Theil  Ton  Euröpens  Bewohnern  durch  daS|  in 
Italien  erschienene,  gelbe  Fieber  in  Furcht 'ge* 
aetst  ist.     In  dieser  Hiuiioht  theile  ich  hie^ 
den*  Lesern  dieses  Journals  einen  kurzen  Be» 
rieht  über  die  bo  el>en  in  Genf  herrschende 


Krankheit  mit.  *)    Dt  ich  nicht  mU  Selbst- 

tft.»abachti*r  ''•t  chten,  sondern  nur  dasfenige 
b^k-iQ^t  macn^^n  kinn.  was  mir  mein  Q>r« 
re^p  ind»nt  H»*rr  f  Jortor  fieu^feux^  einer  der 
?eriAr.n%Cfjii»tea  ü-n'er  Aerzte,  geschrieben 
bat.  so  weH«»  ich  mich  dabei  alles  «»i.4^neB 
Urthetis  eatba>t«>n.  Nur  muTs  ich  anfuhreoi 
d«i\  feine  Srimcnp  Hier  für  die  Stimme  «l!«r 
A-rite  von  G«;ii-  g  ben  kain ;  denn«  was  er 
mir  roirg'^thi'ilt  bar,  ist  gleichlautend  mit  dem 
ft{app'.»rte,  den  er  Tim  Naicen  des  SanifltiDii- 
reau  voa  Geo')  d'.*m  Präfecren  erstattet  hat, 
der  ihn  Se.  Ma/\  dem  Kaiser  bei  seiner  Durch« 
reise  in  Chamhtr'y  ?org**iegt  haben  soll, 

H«rr  Dr,  f'itus^tux  meldet  mir  onter 
dem  1^  Apnl  folgend*««: 

Die  Krankheit,  über  deren  Natur  Sie 
aioino  Meinung  au  haben  wünschen »  nafin 
ihren  Aniang  den  i4  Februar  vor  dem  Thore 
la  Rire,  ia  d<-m  Q-iartiere  des  eaux  vivesj  bei 
zwei  auT^erst  e'end^n,  sehr  iiareinliohen  Fa- 
milien. Acht  Tag-^  spater  bi  Hei  sie  noch  eine 
an  lere  Person  in  diesem  Quartiere« 

*^  Ich  b^be  dielen  Bericht  schon  in  d«a  Bemer  g^ 
m^innüc/.  Nachr.  abdrucken  lisien.  um  uiu«f Publi- 
kum ;^W('I;.h->f  die  Krinkbeic  für  das  gelbe  Fieber 
biete')  («initW'leii  xu  b?rub'g-D.  Da  aber  diese  Zvi- 
tun<;  nirbt  inn  Ausland  g»  bc,  «o  wird  die  £inruckaiig 
ia  dieaet  Journal  nicht  ub<»cflüsaig  sejB. 


/     V  .  , 

\ 

lAitt  kielt  cKe  Dünste  der  hier  stehendeii  . 
Wass€|r  für  die  Ursache   der  Krankheit«  und 
die  Armuth  und  Lebensart  dieser  Individuen 

■ 

für  das  Entwiokli/ngsmxttel  derse[{)en.  Allein 
in  den  Monaten  Ventose  und  Germinal  (Mära) 
wurden  ^  mehr^ra  einzelne  Personeta  •  in  rer« 
schiedenen  Gegenden  der  Scadt  davon  ange- 

-  griffen^  und  awar  solche ,  deren  Lebensart  so 
wenig   als    ihfe  Wohnungen   schädliche  Ein- 

.   flüsse  darboten«      ' 

Die  Krankheit  zeigt  sich  als  ein  schlim- 
mes Fieber,  das  mit  apopleküschen  Zufallen 
und  nervösen  Syni{>tomen  begleitet  iat^    und    ' 

.    wobei  vorzüglich  das  Hirn  leidet« 

Sie   befällt  den  Maischen   plötzlich    mit    | 
gänzlicher  Eatkraftung,  heftigen  Kopfschmer-    > 
£eo,  Eckel  oder  Erbrechen  und  Steifigkeit  des 
Rückgrats;    bei  den   Kk*dern  mit  Convulsio« 
nen«     Dabei   ist   das  Gesicht  verindert,    der 
Puls  schwach,  klein,  häutig,   zuweilen  kaum 

<  .  fühlbar.'    Wird  die  Krankheit  tödtlich,  so  ver- 

'  liert  der  Kranke  bald  das  Bewnfstieyn,  und 
ihre  Dauer  ist  dann  zwischen  zwelf  Stunden 
(vom  ersten  Anfall  an  gerechnet)  bis  zu  fünf 
Tagen,  niemals  linger.  Wenn  die  Krankheit 
mit  Gesundheit  endet,  ao  ist  auch  dann^  ihr 
Verlauf  sctuielL  .Wann  sie  (was  selten  isQ 
länger  dauert^  so  nimmt  sie  den  Gang  einei( 
gewöhnlichen  Gallenfiebers  an» 


~    x84    — 

Kinder  und  Leate  uoter  So  Jahren  fÜQd 
ihr  am  ni-ist-'O  auijf^esetzt;  mr  haben  nur  Xf?ei 
Ber5p*ein  voa  älteren  Personen. 

Durch  die  LeichenofFnungen  hat  man'An- 
häufungi?:!  und  StockuDgen  in  den  Blurgf-fa- 
fsen  des  Hirns,  sonst  abrr  k.'.'ioea  Lokalfehler 
irgf.'od  tfirtes  £  ngpweidtifc  rntd  ickt* 

Obschon  die  Symptome  m^eoilich  aaffal- 
lead  sifid,  so  \%t  doch  f\v:  Kraukhe'tf  >o  Hin- 
sicht auF'die  g^r  nge  Menge  ihrer  Opfer,  nicht 
oiirhr  zu  fürchten,  als  die  mit  dem  Eintritte 
des  Frühjahrs  gewöbnüch  erscheinenden  Fie- 
her.  Mdo  sieht  aus  dem  folgenden ,  dafs  sie 
nicht  ausg.'^br^iitet^  nicht  ansteckend  ist  und 
d;6  Sterblichkeit  nicht  rermehrt  .hat. 

1.  JDie  Ztihl  der  Kranken  ist  so  gering, 
daff  die  Krankheit  den  Namen  einer  Epida* 
mie  nur  durch  die  Furcht  der  Einwohner, 
weicht;  durch  ihie  Schnelligkeit  u.id  durch  die 
Heftigkeit  der  Symptome  «^rregt  wurd^,  erhal- 
ten konnte.  Man  kann  indessen  nicht  zwei- 
feln, dai's  es  eine  besondere  Krankbeitsart  sey, 
derofi  Symptome  einen  ganz  eigenen  Charak- 
ter haben. 

2.  Dafs  sie  nicht  ansteckend  sey^  be- 
weisen schon  die  Entstehung  und  die  Ver- 
breitung der  Krankheit.  Entstanden  in  dem 
ärmsten,  feuchtesten  und  ungesundesten  Quar- 
tier der  Stadt^  müfste  sich  da  die  Ansteckung 


I 


I     I 


bald   ifierbreitet   habon«      Diet    geschah    aber^^ 
nicht;  denn  seit  »echt  WbcheD  hat  die  KiADk.* 
Jbeit  in  den  ^aux  vii^  gant  aufgehört,  v^h* 
rend  sie  sich  in  andern  Quartieren;  auoh  nu)r 
sporadisch,  geteigt  hat;  selbst   da  wo  niobt«; 
die   Ansteckung   hätte    begünstigen    kdni^^nw 
Aufaerdf'm  war  meistens'  in  einem  Hause,  nur-  ( 
giner ^  befallen ;  Wärter  und  Naehbam  blieben 
befreit.    Befanden  sich-  zuweilen  zwei  Kranke 
in  eioetn  Hause,  so  hatten  sie  die  Krankheit    I 
zu  gleicher  Zeit  b^ommen,  nicht  Ton  einan* 
der  ererbt«     In   dem  Spitale,   wo  die  MitteU' 
zahl  der  Kranken  auf  90  steht^  starb  ein  £^in* 
ziger    an    die-sem    Fieber.     Er   hatte '  es   von 
flufsen  dahin  gebracht  uhd^  im  Spitale .  nicht 
verbreitet. 

3.  t}afs  die  Sterblichkeit,  seitdem  das  Fie« ' 
bet  h{3rrfcht,  geringer  sey,  als  in  zwei  letzt** 
verflossenen  Jahren,  beweiset  ,die  Todtenli- 
sten.  Im  XL  Jahre  wären  vom  so,  Pluviose 
bis  den  20*  Germinal  r^i  Todte.  Im  XIL 
Jahre  174  und  nun  im  XIIL  162» 

Von  diesen  162  Todten  sind  in  ilem  an*  . 
.geführten  Zeiträume  an  dieser  Krankheit  sl6 
gestorben;  7  in  der  Vor&ladt  des  eaux  vives 
und  19  in  der  Stadt,  (jrewils  aber  würde  diese 
Zahl  geringer  seyn,  wenn  man  die  Aerzte 
nicht  häufig  zu  spät  berufen  hätte«  Seitdem 
man  aber  die  Gefahr  kennt  und  beim  ersten 


AnFalle  äie^  gf^hörigen  Mittel ,  besonden  did 
Brechmitiol  in  f^Virk^u  Dosen,  anweadi^ti  ret* 
tet  man  ia  vielen  Fillly ,  die  sonst  einen  tädt* 
liehen  Ausgang  genommen  hätten. 

Diese  Krankheit,  die  man  auf  dem  Lande 
ebenfallt  beobachtet  hat,  scheint  ron  einer 
besonderen  Disposition  der  Luft,  ala  Folge 
der  späten  Vegetation,  der  kahen  Nächte, 
und  der  starken  Sonnenhitze  hereuzühren.  *) 
Wahrscheinlich  wird  ein  künftiger  mit  Wärme 
begleiteter  Regen  dnrch  Begiinstigoag  der 
Vegetation  die  Luft  reinigen  und  $a  dat  Ue* 
bei  ganz  ausrotten. 

Unter  dem  r8.  April  erhielt  ich  von  Hrs. 
Dr«  Vieusseux  folgende  Fortsetrang  aeiner 
Nachrieht^n. 

Pas  Resultat,  der  heutigen  Sitzung  des 
Sanitätsbureau  ist  sehr  beruhigend.  Die  Kn^k« 
heit  hat  an  Intensität  viel  verloren,  obschon 
sie  sich  mehr  verbreitet  hat.  Die  gefährlichen 
Symptome  zeigctn  sich  nicht  mehr;  der  An- 
fall if>a<:ht  sich  minder  schnetL  Die  meisten 
Kranken  bekommen  blos  Kopfschmerzen  aus 
Eckei.  Die  Krankheit  wird  jetzt  durch  eiii 
Brechmittel  gehoben;   Aderlak  oder  Biutigei 

*}  Dies  ist  m  dfir  Schweiz  und  dem  angrco^eoden  Theil 
van  Frankreich  so  oft  der  Fall»  dafs  icli  nicht  daria 
allein  die  Ursache  ainer  Krankheit  «ufsucheB'  würde. 

«ff  r  Eiiu, 


sindaekea  iiothweadig.  Einige  Patienten  fiUiIen 
nach  der  Anwemiung  dieset  Mittel  niM:h  we« 
sige  Ttfge  Fieber,  das' «ber  ohne  Gefahr  ist; 
totiti  ao  wie  die  (Krankheit  jetzt  ist,  wüjfda  ' 
man  kaum  da  Von  sprechen^  ohsckoA' sie)  etat 
wilrklich  epidemisch  zu  seyn  acheint.  *r^  Die 
grötsere  Krankenn^engah  hat  indessen  hinläng* 
lieh  erwieaen,  daß  das  Fieber ,  wie  ich  Ihnen 
schon  geaagt  habe,  nicht  anstedcend  sey« 

Sa  weit 'geht  der  Bericht  meinea  vor^ 
dieaatvoliea  'Freundest  Ich  fng6  demselben 
noch  b^i^  dala  man  in  Genf  die  Sirge  aller  \ 
to  dieser  Krankheit  Tcrstorbenen  (wenigstent 
im  AnCange)  mit  gepuderten  Kohlen  unigieb% 
ehe  sie  mit  Erde  bedeckt  werden  >  unddaif 
man  überall  in  dm  Häusern  Guy^to^'s  Räu« 
chdi^lingen  anwende^  Oafs'Herr  Dr«  Bütini 
seine  Familie  bei  dem  ersten  Ausbnudie  der 
Krankheit  auf  ein  Landhaus  rerseiidet  hat» 
ist  Tön  ieJnen  Mitbürgern  sehr  Übel  au%e-* 
nommen  worden,  (v^m  H/n.  Prof.  Sqhifjhrli 
4u  Bern  nutgetheUt]« 


—    i8S    — 


3. 


Empfehlung  der  Rofskastanienf rächte  (Prueüu 
HippocasianC)  bei  Blutflüssen  und  andsm 
Krankheiienm 


u, 


nter  den  fixen  RoborKnden'  und  deo  Sur- 
rogaten der  China  verdient  die  Rinde   dieses 
BauiDi  eine  der   ersteh  "Stellen ,    aber  mehr 
noch  als  sie  leistet  die  Frucht,  welche  in  ge- 
wissen   Fällisn    und    Formen    der    Schiriefre 
selbst  die  China  iibertrift.  —  Diese  Fille  sind 
asthenische  Blutßüsse,  hauptsichlieh  der  Ge- 
bärmutter   und    Hämorrhoidalgefä&e,    achlei« 
migte  und  waltrige  Profliirien,  chronische  Di* 
arrhoeen^  Fluor  albus,  SchleimhämorrhoideB, 
Schleimhusten  und  schleimige  Lungensucht.  — 
Vorzüglich  würksam  ^ber  habe  ich  das  Mittel 
bei  Hämorrbagiea   der   Gebärmutter  und  der 
Hämorrhoidalgefafse  gefunden,  und  noch  vor 
kurzem  sähe  ich  ein  Beispiel,  von  einem  schon 
fast  drei  Jahre  anhaltend  fortdauerndem  Mut« 
terblutflufse,  gegen  den  China,  Eisen,  Säuren, 
Alaun   und    alle  bewährte   Mittel  unwirksam 
gewesen  waren,  durch  dieses  Mittel  allein  ge- 
heilt werden,    und,    als  nachher  ein  Rexidi? 
tstand,  denselben  sich  auch  bald  wieder  auf 
va  Gebrauch  verlieren, 
'ie  'Anwendung  geschieht  folgendermas- 


I 

«en  r  Man  ISfst  die  frutt*  Hippacasißni  wie 
die  Eicheln  röstep,  und  gröblich  pulyerisiren; 
davon  werden  ein  auch  anlierthalb  Uni^  mit 
6  l'asien  WasseiT  bi$  zur  Hälfte  abgekocht^ 
Und  bievon  frilh  und  Abends  jedesmal  die. 
Hälfte  getrunken^.  Die  Dosis  kann. auch  bei 
hartniicki^en  Fällen  noch  vermeKrt  werden.' 

Bei  d'er  grplseh  Wurksamkeif  des  Mittels 
nüd  bei  der  Theljirang*  d6ir  Chiiia  empfehle 
ich  diese  Frucht- Wnf^  Gebrauch  bei   bbigen 

und  auch  andern  Krankheiten  der  Schwäche,  da 

I  ' 

sie  bisjetzt  innerlich  ^  so  viel  ieh  weils^  noch 
gar  niöht  im  Gebrauche  ist,  und  an  vielen 
Orten  als  gans  unnütz  weggeworfen  wird. 


/  /' 


> 


—    igo   — 


Verzeichnifs  der  Vorlesungen  bei  dem 
Königlichen  Collegio  -  Mödico  •  Ghirur* 
gico  im  Sommerhalben- Jahre  vam  e^ 
sten  Mai  bis  Ende  Octobers  1805. 


I.  Dr.  Chrittoph  mUhetm  Hufelanä.  Kdni^.  Oebei- 
mer  Uath ,  ivirkÜrlier  Leibar^icr,  und  D  r^'ctor  G'^l'^gii 
M<*(lico<Chirurgicif  >yifd  öiFfntiich  in  eiuer  noch  lu  bf* 
•timmenden  Stund«  Diätetik  vortragen. 

IL  Dr.  Johann  Theodor  ^piöj^rt,  Künigt.  Gc^iaimMr» 
auch  Ober-MeJicinal-  und  Sani.ät«*Bath,  I^hjtioIogiM 
rioFessor,  und  Archi^ariui,  wird  die  P)iy«]oUig>6  nadl 
Anleitung  des  Herrn  v.  Uallerfl  Grundrifs.  Donnentigi 
und  Freitagi  Vormittaga  von  lo  bia  ii  Uhr  voitrageB; 
und  damit  den  Anfang  machen. 

III.  Dr.  Jnhann  Göttlich  IVahfif,  Königl.  GehMner 
Rath,  Profiesaor  Anatomiae  primailua  Und  Pfajr&icea«  S, 
Nfo.  VII. 

IV.  Dr.  Johann  Friedrich  Frhte,  Ronigt..  Cebeimer 
Hath,  ProFeiaor  dir  Clinic  und  «weiter  Director  dea  cU- 
AiAchen  Cunui ,  wird  in  den  Monaten  Mai*  Junxtta  ur.J 
Julius  practische  Uebungen  in  dem  Krankonhtfuad  der 
Charite  ansteilen. 

V.  Dr.  Christoph  Knüpe,  Konigl.   Ober-Medicinal- 
i  Sanitäu-Rath  und  Profeiaor 'Anatonniae  aecundariua, 

d  Donnerttaga  und  Freitaga«  Vormittags  von  9  bis  10 
4ia  Oictoiogit  TOrtragaa.    Fdvatim  wird.te  dia  mf- 


,        ,     .       .-    »9«    -• 

dUiAiach«  'PolisMWi5*ei»fdiBft/Otteologte»    PhytLologii^. 
'  Pathologie  ußd  das  Formulare  lehren» 

VL  Dr,  Christian  Lu^^ig  Mursinna^  ProFetaof 
Chinirgiae  primarius,  aweiter  Königl.  General*  Chirorgut» 
wurd  Montags  und  Dienktags  Vormhugs  Von  lo  bla  ii 
Uiv  übeic  die  Fracturen  und  Luxationen  lesen.  Privaum 
wird  er  die  Chirurgiam  medicam  und  das  .Acootichenieiui 
toMTagen«  und  die  Aiilegung  der  Bingen  iefaivn. 

VII.    Dn  Jokaun  QouUeb  Zincker^  Professor  Chi» 

mcgiaa  aeottdarius»  wird  Monugs  und  -Oienttaga  von  ii 

<J>ia   13  Uhr  die  Chirurgiam   medicam  I^ren.    Privafim 

wird   er  4ie  Chirurgiam  medicam,   dfl^  Lehre  voa  dea 

Fracturen,  Luxationen  und  Bandagen  voruragen. 

VHL  "Dr,  Friedrick  y^Mßun  PValter  ^  p.  t.  Decanui» 
Professor  der  Anatomie,  und  Physik,»  wird  Donnerauga 
«^dr*  Freitags  Nachmiusgs  von  5  bis  4  Ubr,  öffentlich  die 
Experimental- Physik  lesen.  Privatim  -wird  er  jeden'  so*  ' 
wohl  theoretischen,  als  practischen  Theil  der  Anatomie 
Medicin  und  Chirurgie  im  Königl.  aoacomischen  Museum 
▼ortragen »  und  durch  Beihuife  eines  eigoen  sehr  groisea 
physikalischen  und  mathematischen  Apparats  in  der  rei« 
Ben  gemeinen  hohem  und  in  der  angewandten  M&thema» 
tikr  so^un^richteni  dais  das  Gesagte  anschaulich  gemacht 
-  werden  solL 

IX.  Dr«  Siegismund  Friedrich  Hermbstadt,  K&nigL 
Geheimer  Rath,  Ober-MedicinU-  und  Sanitäis-Rdtb,  wi« 
auch  Professor  Chemiae  et  Pharmsciae,  wird  Dieostagi 
Vormittags  Von  8  bis  g  Ubr.  die  aHgemeinen  Grund* 
sitae  der  mcdiainisch  •>  practischen  Chemie  nach  seinem 
GrundriCr  vortragen»  die  Lehre  voa  den  einfadiem  Map 
terien  abhandeln^  und  die  Anwendung  derselbeik  auf  di« 
Zubereitung,  KenntniÜi  und  Prüfung  der  Aranetmittel  sit 
erläutern  bemuht  seyn.  ^Auch  wird  er  Mittwochs  und 
Sonnabends  Vormittsgs  Ton  7  bis  9  Uhr  die  Praeparata 
chemico-pharmaceutica  nach  der  Pharmacopaea  Borua- 
aica  demonstriren,  und  die  Zubereitung  deraelben  in  dem 
Laboracorio  der  Königk  Kbf-Apocheke   p^ael^ch   Uhic**^ 


—     19»    — 

X.     CA-.*:iCJi  /V-Ä-if'*  1  .irr,  JVnff»imy  d-r  Eatbia» 
r    .^   »L*    •   w    '    K- :-« n:a.t:.jeJL-<",  t:«.|:  i.'aiiXte'-fiif  |rt  und 

t.  •:•:•.»  '•fcT   r»T'    *  t*:c  « r-       Ai  ::r'   x\irc  er  Prj««*--?« 
«r.-.!  I-»f.Lar*T,   j-;.:^t^.r  'i'i.eri.:-»t    •»  irci    ^^lilT^o  !i*    -jd 


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iibcj.vi    iitr&iiLivne.n   zur  Kei)a:i.i:s  der  L.iti^cn  i  uasicb 

.\JiJ  iJr.  J^.hann  G'.*tif'i'd  T^.t^rur^tr*  n  Profi ssor 
der  Lo«  £>  VY.rd  c »»«?.•- -i  M  :«':  .■.*  u~i  Soa::c  »nil 
Vorrr  lä^'i  von  i.  \j  s  ii  L*r  *..  ••  ."er  i.'e}i^U5un^  ok 
I«:.' ll.ch   xi*ti]   *fe  iserp   '^orr  • -r    .-t   .&»-:•-     i'f.^Alini    w^'d 

J  h%»ik  uud  j  oilosopbis'.he  LtOtttr^ü^  in  ai«  Naturk^ndt 

ÄIV.     Dr.  FMdev^,lg  Ernst  von  Kun^n,  Konigh  Ober* 

Medic;ri«l-  uc(i  ^a'iitdts- ••a:h.  Piolesior  der  M aiena  üie- 
Oica,  vkiri  diese  Vv  issenscliau  öneni.ich  Donnerstags  lind 
Fr^^iiag«  \on  ii  Lis  \2  L'hr  Itb.ei],  priv^titn  dieselbt 
}A<j:.Uks  p  UibL'.Ufji*,  Donuerstagf  und  Frsli/gt  Xachnut« 
tags  \oM  6  bii  fj  L'lir  an  eben  denselben  'I'ajen  von  6 
L-ü  7  L.r  i  ir&ioiogla  iijicb  HiiJ'b.&nds  Lehrbucli  vor« 
t/Jiii.  A<.:-«e;  '  ixi  '..ird  er  noch  Montags*  nienA^a^s  und 
J^i'Uri'ocij»    von    I    bii   si  Übe  in  der  apecielida  laeitpit 

diff 


.   vd^e  vo»ug1rcl]iten  acnten  Rranklieitvn  durcligethefn.  IZuin 
Leitfaden   seines   Vorlesungen  über.  Materia   medict    be* 
%     stimmt  er   Horns    Grundfifs   der   meduinischen   chirurgi- 
scben  Anoei mittellehre. 

XV.  Dr,  Friedrich  Ludewig  /iu^üstin,  Pror:ssor  der 
Kriegsarxnei künde,  wird  diese  ■Wis.senschaft  Montags  und 
Dienstags  Ton  a  bis  3  Uhr  öffentlich  abhi^ndeln.  Psiva- 
^*  tioi  wird  er  die  gesamnate  Therapie  taglich  in  der  Wor 
'^-  €^e  Ton  ij  bis  13  Uhr/ ferner  die  Behandlung  der  Scfaein- 
.  todten  Donnerstags  und  Freitags  Nachmittaga  von  2  bis 
,  ,  3  Uhr<,  uiad  die  Geschichte  der  Medicin  Mittwochs  und 

'  Sonnabends  von  a  bisir  3  Uhr  vortragen.    / 
»    '  XVI.     Dr.  Carl  Johann  Christian  Grapeh^efs/sr,  Pro- 

fessor Ordinarius,   vnrd  ^fitcwochs  und  Soniikbends  Vor- 
mittags von  g  bis  -10  Uhr  Vorlesungen  über  die   venm- 
Schen   Krankheiten  halten,   und  privatim    die- Chirurgia 
.  xnedica  wöchentlich  viermal   Montags,    Dienstags,   Don* 
nerstags  und  Freitags  Nachmittags   von   4  his  5  Uhr  vor« 
tragen  lind  damit  ein  Examinatorium  verbinden.     Aul/ier- 
*dem  wild  er,  in  seinem   medizinisch    chirurgischen    Clini- 
<:um,    jyiorgens   von^g  bis  9.  Uhr   fortfahren,    und  wenn 
siclr  eine  hinlängliche  Anzahl  Zuhörer  ßndet,  auch  Vor- 
. ..    lesungen  über  die  AugenliLrankheiten  halrbn. 
^  'XVII.     Dr.    y4ugust  Friedrich   Bfecker^  Königl,    Hof- 

^'[-  ratb  und  Professor  der  Pathologie  und  Semiotik,  wird 
\  Montags  und  Dienstags  von  3  bis  4  Uhr  Nachmiitagl  die 
:  ,.  Pathologie  öFlentlich  lehren,  privatim  aber^  in  derselben 
'Wissenschaft,  in  der  Semiotik,  in  der  Tbenrpie,  so  wie 
i^  _  auch  in  der  Chirurgia  mcdica  Unten icht  ertheilen. 

XVIIl.  Dr.  Bourguntt  Professor  cxtraordinariys,  lehrt 
privatim  die  Ezpeiimentalcheroie  nach  Grens  Grundriis 
der  Chemie,  die  Experiraentaipharmacie  nach  Hcrmb» 
•tädts  Grundrifs,  die  Experimentalphysik  nach  *  seinem 
eigenen  Grundrisse, -und  dje  rrine  Mathematik  nebst  den 
/  ersten  Anfangsgründen  der  Algebra  nach  Karstens  Aus« 
£ug  aus  den  Anfangsgründen  der  mathematischen  Wis- 
sen.schaft. 

Journ.  XXI.  B.  3   Sl.  ]^} 

f 


XrC.  Dr.  ChrUioph  Neinrick  Ernst  Biseho/f,  Pro- 
fessor extraordinariut  wird  privatim  lebten ;  die  Pbyiio. 
loj^ie  des  meDscblichen  Körpers,  so  viel  alt  erforderlich 
und  möglich  durch  anatomische  Präparate  erläutert,  Moii- 
tag,  Dienstag,  Donnerstag  und  Freitag  Morgena,voB7 
bis  8  Uhr  nach  eigenen  Heften.  Ferner  die  rollatändigt 
Therapie  dßr  acuten  Krankbeiteft,  in  wöchentl.ch  riet 
Stunden  nach  4u(elands  System  der  '  pracMecl&en  Heil* 
künde»  so  weit  dieselbe  erschienen,  den  Reet  nach  dem 
Tom  Verfasser  im  Manuscript  ihm'  gütigst  mitgetheikoa 
Leitfaden.  Auch  ist  derselbe  au  Privatvbneaungen  über 
d\8  T}ier  pia  generalis,  wie  auch  über  die  Geikiuths-  und 
Nervenkrankheiten  erbötig. 

Berlin,  tien  8.  April  i8o5. 

KönigL  Preuis.  CoUegium  Medico  -  Chiiui- 

gicum» 

Graf  V,  ä.  SchuUnburg, 


•—    igS    — 


A  n  z  -C  i  g  6     '  ^ 

An  die  Herren  Mitarbeiter  dieses  Journals 

'  I  • 

und  der  Bibliothek. 

r 

•  Ich  habe  clie  Ehre,  die  Herren  Mitarbeiter  Rietet  Jouc- 
naU  und  der  Bibliothek  jku  benachrichtiiren,  dalj  die'M>- 
norarien,  für  ihre  Beiträge  zum  XVIII.  Bd.  s.  St.  bis 
XX.  Bd.  4.  St.  des' Jodmalt,  so  wie  cum . XI.  Bd,  !k.  St. 
bis  XIII.  Bd.  4.  St.  der  Bibliothek  zu  Endendes  Monat« 
Mai  1804  abgesendet  worden  sind;  und  ich < mir  über  de- 
ren £mpFang  einige  gefällige  Naehricht  erbitte. 
Berlin  den  4.  JiUy  1805. 

Hufeland, 


Anzeige 

wegen  wohlfeilem  Ankaufs  der  zwanzig  erstea 
Bände  von  Hufi^laads  Journal  der  practi- 
sehen  Heilkunde. 

JL)a  der  Besits  di/«ies  Journals,  weichet' die  für' die  Heil- 
kunde io  wichtige  Periode  der  letsten  10  Jahre  ümfafst, 
und  t'tnen  S-.hatz  von  £r£a)irungen  und  Belehrungen  über 
«Ue  Kraukheiten  und  die' wichtigsten  Heilmittel  enthält^ 
jedem  practt'.chen  Arst  fast  unentbehrlicli  ist»  und  so 
Title,  welche  einstlue  Stücke  dafon  be^iuien»  das  ganee 

Na 


—    igS    -: 


\ 


Werk  volUüodig  sa  haben  truatcben,    aber  darcli  den 
hohen  PreU  abgehalten  werden  ee  sir  kaufen;  so  hat  der 
H^rr  Herauageber  blof  um   dieaen   Wonach    su    befriedi- 
gen und  cum  Besten    det   medizinischen    Publikums   aich 
entachlouen,  mehrere  gana  vergriffene  Bände  wieder  auf- 
legren  SU  laaspn,   und   die  ganxe  Sammlung  Hir  einen  be- 
träcbtUch  herabgesetaien  Preia  au  nberiaaaen,  so  dafs  man 
von  jetat  an  bis  aur  nächaten  Oat^rmease  aammcliche  so 
Bande  dea  Journals »    welche  4^*   Hthlr.    koaten,     für  4i 
Friodr.d'or  erhalten  kann»  wenn  man  atch  unmirtelbar  in 
frankirtcfn  Briefen  an   Unteracichneten   wendet /.und   den. 
üecrag  baar  oder  in  Anweisung  einsendet«     Nach  dieaen 
1  ermtne  tritt  dar  alte  Preia  wieder  ein.  ■ 

£s  wird  zugleich  angtaeigt;  dafi  nädutena  eis  Haupt* 
rrgiQter  über  die  eraten  ao  Bände  er^cheinea  wird.  ^ 

Berlin,  den  4.  July  1605. 

/..   PT.    tritt  ick. 


—    '97    — 


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; 


.  1 


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1  t. 


I.  Darsiellpng  der  Gallscben  Gelrim  •  und  ScbadeK    . 

Lehre.    Von  Dr.   C.  Ä  E.  BiscMoff,  Professor 

«u  Berlin.        ••         •         »         •         «        «^       5 

II.  "Bemerkungen  über  /Gallj  Gebimorganenlebre« 
Vom  Herausgeber*  ,  ,  ,        -.  •        H^ 

III.  PreUaufgabe  ^e%  RSnigl.  PreuGi.  Ober-Colle- 
gium  medicum  dte  AntteckungsifveUe  des  gel- 
bem Fiebers  betre£Fend.     .        «         .         .         •       i59 

iV.  Erinnerung  an  die  Surrogato  der  Cbina  beim 
Wecbse'tfieber  und  bei  dieser  Gelegenheit  über- 
haupt an  wohlfeUere  Anneimittel.    Vom  Her^ 
•    ausgeher.,  .         .         •         •         •         .         •       l6S 

y.    £mpi'«hlun^    des    Driburger    Gesundbrunnens. 

Vom  Herausgeber,  .         .       •.         •         .       178 

VLfKurse   Nachrichten    und   medizinische  Nenig<« 
keiten.  % 

I,    Nachriebt  von    der   hosartigen  Epidei^ie  «u^ 
Genf  im  Frühlinge  dieses  Jähret.    Vom  Herrn 
Prof.  Schifferli  su  Bern  mitjetheilc.     .       n.       18  k 
Q.    Empfehlung   der  Rolskastanienrrüchte    (Fruc- 
tus  ffippocasianij  bei  ßlutflüssen  und  andern 
Krankheiten.     Vom  Herausgeber,         ,        •      ig| 


■  \ 


8wt«. 

V'tiseicliiiiC»  der  Vorlesungea  bei  dem  Koniglicbaa 
Coilegio-Medico-Chtrurgico  im  SommerbaU 
ben- Jahre. Tom 'traten  Mai  bis.  Ende  Qctobera 
1805*        .        •        .        *         .  .         .       196 

Afueige  ^n  die  Herrn  Mitarbeiter  des  JonrnaU«  195 

Aussige  wegen  wohlfeilem  Ankaufa  der  jewansig  er- 

aun  Bände  dea  Journals.  ...•*- 


MU  ikefem  Siäc^  det  Journals  Wird  ausgegeben: 

Bibliothek  der  präkufchen.  Heilkunde.     VUt* 
zehnier  Bund.-    Drittes  Siäclu. 

Inhalt, 

ff e eher,  Kunst  die  Krankheiten  der  Menschern  » 
heilen,  nach  den  neuesten  Verbesserungen  in  der  jirMud' 
Wissenschaft,     Zweiter  TheU. 

Ernst  Horn^  Handbuch  der  mediwinischen  Chirur- 
gie,    Erster  Thril 


Lijterarischer  Anzeiger. 


8 


Dia  twene  wobifeiler«  Ausgabe  von  Dr,  Urnings  Hy* 
iea  an  die  Ungetveihten,  odeär  GrundriCi  der  Amneyloun« 
e  für  den  Nicbrarzt  2ur  Berichtigung  seiner  Be^iiffe  übe^ 
Orgai^Isati0n,  Loben«  Gesundheit,  derer;  Brhakung;  Krank* 
,  heit  und  deren  Heilung,  welche  aucb  an^eheaden  Aerx* 
ten  zum  Leitfaden  dietxt»  kann  nun  iii  jeder  Bmchhand- 
iung  verlangt  werden.  Wir  haben  sie  jet;;t  suf  etwas 
« woblfeileroi  Papier  besorgt,  um  die  Verbreitung  dieser 
nützlichen '  S.cVrift  durch  wohlfeile  Preise  zu  befördern« 
Anstatt,  "^^fs  der  Preis  der  eistern  Ausg  be  auf  feinem 
Papier  3  Rthl,  slo  Gr»  ist,  so  geben  wir  diose  alle  3  Bän- 
de  für  a  Kthl.  8  Or.  EinzelOie  Tbeile  werden  aber  nicht 
abgelassen.  I^iescs  jeder  Familie  so  nothwendige  Werk 
empfiehlt  sich  selbst.  ,    • 

Comptoir/ur  IJttratur  in  Lefpzig, 


'\ 


V 


r 

Journal 

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practifcheD 

Arzneykunde 


nnd 


Wundarzneykunft 


faeransgegeboii 


von 


C.    W.     H'u    f   e    1    a   n    d, 

Konigl.  PreuCi.  GeheiiBfn  Rath,  wirk] .  LelbarjEt,  Director 
cLm  CoUef .  med.  chirurg.  •  erftem  Arn  der  Charit^ 

u.Lyr.        '     M, 


in  vnd  iwanzigfter  Band.    Viertel  Stück. 


Berlin  i8o5. 

In  Conwiifjiion  bei  L.  W.  Witticlu 


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I. 

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V 

A  1 1  g^e  m  e  i  n  e 
Aetiologie  dei;  Hautkranklieiten/ 

.11        ■     •• 

■ 

Vom 
Herausgebe  r  **). 

I  ■ 

iJlie  nächste  Ursache  ist  eine  Deso'rgani^ 
sation  der  iTautj  entweder*  in  ihter  che-^ 
mische  organischen  Mischung  oder,  in  üirer 
Struktur. 


'    ,  i  4. 


Dieier  m^iefMe  Fehler  i^  4ff  der  Ericbeinung  'u* 

aäcbat  auio   GninHe   liegt,   ist  vbn   mannigfaltiger 

Beichaß^fD^eit.     Bei  munch^MflafifrkfanldieiteaVat 

-er  ofFenbai^'  den  Karakier  de^  KmiTiA^ntig   (a.   B. 

\s  -bei.  deii  Blitcera;  Ma^em»  Scfacrlatfai)  vnd  kAnn 

t    .<*«>SUt  ^e  'i^e  .fuuuaduAf y  rin  fUf|^ufgäqge  der 

*)  Di^ae  Abbandlung  iat  ein  Brucbatuck  dea  neueaten 
'^nheits    ineibea"'Syiteäu '  der  |)ractiadDeii   Hcükunde» 
Weicher  nächttena  tra<Mftien'^«IMl     tir.r.d.  Jf. 

^      A  2 


^      6     <^ 

Stttt&ndng,  2«rdi0iliiiig»  Ver<äii0i#ig,  Veiiiirf«ni|^ 
Brand,  übergahea.  Bei  manchen .  beateht  <fr  in  ei- 
nem £x«rava«at  unter  der  Gberhau^^s.  B.  dm  Pei- 
techien);  bei  mancben  in  einer  Abalienatlon  der 
Haucabionderuog;  bei  manciien  in  einer  Wahret 
Degeneration  der  Hautplastik,  wodurch  ganz  nev« 
anomaliiahe  Producte,  Auawacbie^  Wmaea,  &«- 
,    tten,  Homer  etc.  entttcben.  ... 

Diese  Desorganisation  kann  zuweilen 
,  nur  superficieli  und  vorübergehendi,  xuwei- 
len  aber  tief  eingreifend  iind^petmaiient  seyn, 
ilaber  di«  Verschiedenheit  der  flüchtigen  und 
der  lange  dauemdeti  T>ft  unheilbaren  Haut* 
krankheitenw:  .,.■••. 

Die  Lebenskraft  kanti  »ich  dab«i  So- 
wohl in  einem  erhoheten  als  Yemxlnderten 
Zustand  der  Th&tigkeit  befinden,  woiflius  et^^^ 
belitt  dafs  das  Wesen  oder  die  ni^phste  Üt^ 
tische  dieser  Krankkeiten  weder  Stlieäoie  moch 
Asthenie  ist,  weil  sonst  immer  nur  emer  Von 
diesen  beiden  Zuständen  vorhanden  sejn 
tDttTste. 

Die  eruTerraen    ÜrsathSh  könnea  so- 

m  I 

wohl  innert  Veränderungen  ^es  Otgankmus 
ijs  äufsere  Einmrkungen  sejn*  Sie  lassen 
«ich  am.  besten  unter  den  swei  Hmulptbezie- 
littng^n'alier  org«nische)Di  Wivkutt^eB-i  dem 
^aMitatir^  oder  dynamischen,  und  dem 
qualitMxTeli '  edler  <^ifin>lscn*mech|m 
y  erhälttsils ,  IsiiK^ftM 


/ 

—      7      — 


Uöber  äiat«  ^«ri^«d«ilitb  und  iSpeil  kegriff  $. 
Mtcim .  'PatA^inie  uod  Mtia*  Systam  d,  pract* 
ffeilhJ,  J^d.-  Nicht  '«U.  Wenn  einige  Dtiigf  blp« 
Df ch  deo;.  pof.oti^ea  .d^i  Aeunre^hältDitse;  obn»  Ver* 
Moderung  der  Materie»  ander«  iiingfgen  blos  durcli 
VerändeniBg  der  Materie  und  nicb*t  als  Kelse  wirk«  . 
ten ;  tbii^rEi  ^fede  Polens^ '  jed^  Sindruck  wirkt  im* 
V- ■  7U6EJ>flida^.2t)j|ieich;  abej^  v^'beih^ktn  bei  man» 
<;henso  eigen tbuoilicbo  und  ia  diq  S^nne  fallend« 
Verandefungi»n  des  c]ieini;»cl^(^  ^intandes  der  or» 
ganiscben  Materie,  dals  wir  genotkigt  aind«  aie  aI^ 
xuSoadern,  und  als  qtuliutiTe»  oder  wenn  nun 
lieber  wrü  specißiehe^  FlÄler^ib  i>etrachten.  F^ 
den  Praktiker  ist  diese  Aniidit  der'  Dinge  yneau 
bebriich;  4^  sie  ein e  eigene  HeilungsindicAtici»  W^ 
j^runde^  und  viele  Heilmittel  dieser  Uebel  auch  o£- 
i^snbar  chemisch  in  den  Organismus  und  gegen  die 
Krankheit  wirken,  4.  ^  dar  Mercor  bei  der  veotn 
rischen  Djsi^aaie. 

L    Fehler  des  ^uaruitatii^n  c^et  djfnOtd- 
mischen  Ferhultnisstn^ 

:  Altes  ^  Iras  das  quantitatira  Veibältnifff 
so  verändern  kann,  däfs  entweder  Sth6nia. 
oder  Asthenie  der  Haut  entsteht,  kann  auch|  * 
bei  hinlänglich  starkem'Grade 'der  Wirkung« 
ader  bei  forhandener'  Di^^oiition,  kranJL*- 
hafte  Eücheinungen  in  der  Haut  Bertor« 
bringen.  '         •'  '-  •' 

Öemnach  können  alle  ürsaeben,  sowohl 
der  krankhaften  Sth^nie'  al^  Asthenie,  auch 
amfernte    Ursachen    disc    HavlkrankkiHlMi 


~.       8      — 

1 

werden  f  besonders  wenn  ikre  Wirkung,  ent« 
weder  durch  unmitteibare  Aiibringang  odef 
durch  innere  im  Organismus  liegende  Be-« 
dingungen  auf  die  Haut  dirigirt  und  con- 
centrirt  wird. 

Hier  ist  nuii.der  Fall  doppelt: 
Ip  Allgemeine  Fehler  des.tfuattcitatwen 
Verhältnisses^ 

Es  ist  allgemeine  Deathesissthenica  oder 
;^sth'chica  vorhanden,'  welche  entweder  für 
sich  schon  so  auf  die  Haut  wirkt,  dals  sie 
die«  i)ormale  Thätigkeit  und  materielle  Mi- 
schung derselben  stört,  oder  in  Verbindung 
eiiier  Ursache  der  zweiten  ((juälitatiren^  Klas- 
se, diese  Wirkung  hervorbringt,  — ^o  können 
sowohl  acuto  als  chronische  allgenae^^ Krank- 
hciten  Hautübel  zur  Folge  und  zu  Sympto- 
m^n- haben.  •    ^ 

2.    O ertlich  wirkende  P&t^zenj   welche 
die  Haut  in  dvr  Art  und.  in  c^effi  Grifl^  af- 
Jiciren ,  dajs  Störungen  ihrer  ^iqrmulen  Thä^ 
tigkeit  und  Mischung  erfolgcju 
,.  Dief«  kann  jieschehea:  .  . 

a)  Idiopafhi^flfr^^i  durch  alles,  was  unmit- 
telbar «reizend  oder  schwächend  auf  die  Haut 
wirkt, 

^ahi.n  g^j3,ürea'6[chmuz,  Unreinlichkeit, 
rauhe  wollene  Bekleidung^  chemisch  reizenr 
de  iStofFe,  Friction,  Nässe,  hoher  Grad  von 


—      9       — 

Hitze  od^rKJilte,  starkem  ScbwiUien,  bes^n^ 
dera  3chär£e  imd.  reizeade  Beschaffenheit  der. 
ausdünstendem  Materien. 

Sq  giebt  e^  Meosclien»  bei  denen  acbon  der  Ge* 
mch  und  die  juckend  beiCiende  £igenscbaft  dTer 
Ausdunstung  seigt*  dcCi  sie  eine  stärker  reisende 
Krsft  beaitist;  So  bewirkt  die  Hitee  des  Sommers 
eine  Exaltation  und  fntwiciceiang  fluchtig  reisen» 
der  Stoffe  in  der  animalischen  Materie»  besondere 
den  Ausdilnstangsstoffen^  wodurch  Reisungen  der 
Heut  und  vorübergehende  Uaütanssebläge  entstehen 
können,- 

b)  ^yr^pathiscl^^  wenn  Affectionen  an- 
derer Theile  ^Is  reizende  Potenzen  auf  <li^ 
Haut  wirken,  ujad  zwar  bis  zu  dem  Grad« 
ihrer  Desorganisation.. 

Hier  ist  zuerst  die  Sympathie  des  Darsi« 
Lanads  Äufserst  wichtig;  .  Gastrische  mate* 
rielle  ,Ileiz(^.  ktV^Afien  Hautaffectionen  erre<- 
gen«  .Zum  Beweifs  dient  die  Erfahrung,  daft 
manche  Menschen  vom  Genufs  der  Kreb&e 
oder  anderer  Substanzen  auf  der  Stelle  Haut- 
ausschläge ,  erhalten,  eine  .Eigenschaft,  4fp 
sogar  ip  fnaflfihen  f^^x^i^r^  erblich,  «ft.^r-. 
Der  Reiz  der  Würmer  erzeugt,  bei  Kindern 
besonders,  .  oft. ,  di^,  Hartnäckigsten  Haut- 
krankJieiten:,  die  siph  nicht  eher  verlierjent 
bis  die  Würmer  ausgeleert  sind.  —  So  brin- 
gen auch  KrankJieiten  der  Leber,  heftige 
oder  anhaltende  Seelenreizungen,    der  Reiz 


»•      1( 


*J«f  Zzhndarchhnchs   (d&her  das  Zahnfrie- 

«(?1).  oaajiitische  Reizungen  der  Geschlechts- 
l]i^Ae;  die  Schwangerschait  often  sympa- 
thische Hautkrankheiten  herror. 

Ich  falb«  Weiber  geecbco,  di«  «Uffaul  irihrend 
der  Scbirutgencbaft,  und  Ewar  oft  gleidi  Ton  du 
«nten  Tagea  ab,  Fm'^-«  iu  der  Uent,  entweder 
Toa  der  Are  der  LebeffleikeD.  oder  dfli  Herpes»  be=> 
iLAD-.en,  die  sich  nicht  eh'r  als  aiic  der  £iiibindiui^ 
aber  dann  auch  von  seibfC,  veiloren, 

Nicht  selten  ist  die  Entstehung  der 
Hautkrankheiten  antagonistischer  j4ri*  Die 
Unterdrückung  einer  andern  nothwendigen 
naturgemäfsen  oder  krankhaften  Eundion 
bringt  eine  anomalische  Thätigkeit  der  Haut 
hem)r;  die  Haut  Ubemimmt  gleichsam  die 
Function  des  andern  Theils«  Besonders 
zeichnen  sich  die  Unterdrückungen  der  Gal- 
len- und  Urinabsonderung,  der  Ik^enStrua- 
tion  ui^*!  Hämorrhoiden 9  der  Schleimflussef 
der  ha]t>itue}len  Geschwüre,  der  Gichtanfälle, 
der  Nervenkrankheiten,  der  'Wech  elfie- 
ber,  als  solche  Ursachen  der  Hautkmnkhei- 
ten  aus.  -  .  * 

Sehr  merkwürdig  ist  das  Zusammentref- 
fen eines  verschiedenaitigen  dynamischen 
Karakters  in  demselbigen  Orgtoi^mus.  — 
Es  kann  nämlich  geschehen,  dafs  die  Haut 
'lurrh   Concentrin  auf  sie  wirkende  schwä* 


chende  Ursachen  in  einen  liohtn  ftrad  roA* 
örtlicher  Schwäche,'  ja ;' ^'i^kliche  Abster-' 
5ung  versetzt  wird,  währeüd  der  ganz«^ 
Organisn\uSi  sich  noch  iii  *^ehiem  Zuständet 
von  Kraft^  ja  in  einBr'iffhenischen  Diathesis 
befindet«  wie  das  «. 'B.  •böl 'FriBbel  und  Pe- 
lechien  nicht  sehen  VoAortirtit.  ' —  Ein  Zu* 
Stande  der  eben  wegen  delr  dabei  im  Orga- 
Äismus  obwaltenden  Disharttiön]te  zu  den 
falirlichsten  und  söfaWierigstefn  gehört« 


.  ,  •  1 . . 


Das  Hautorgan  ist  gan^s  vonsuglich  cfeit 
primairen    chemisch  •*  mechanischen  Einwir- 
kungen und  Veränderungen  ausgesetzt:  ein- 
mal  da  es   die  Oberfläche  cönsiituirt ,  wel- 
che  d^r   Organismus  'der'äufsem    auf  ihn 
einwirkenden    Natur    entgegensetzt,    Bwei- 
tens  da 'es 'der  Sita  dei  wichtigsten  Abson- 
derung   und    eines   unaufhörlich  zuf  Erhal- 
tung   der   Integrität    der    organischen   Ma- 
terie    unentbehrlichen'     chemisch  -  aniinali« 
sehen  Prozesses  ist,  auf  welchen  also  auch 
die    chemischen  Veränderungen  des  Innern 
einen  nothwendigen  und    bestimmten  Ein- 
flufs  zur  Veränderung  seines  Products,'  der 
normalen    oder  *fehlerhkften    Hautorganisa- 
tion, haben  müssen.     Die  Haut  ist  eine  von 
den   wichti|[sten    GreAzlIaiem  zwis'chen    der 


—       X«      — 

I 

t!pd(ea  Upd  lebenden  Natur,  wo  das    todte 
ins  organische  Leben  eintritt »    und   das  or« 
ganifichi  verbrauchte  ins  Reich  der  todten  Na-» 
tuf  austritt,  wo  also  die  Chemie  des  Lebens 
und  des  Tode^  jLa  unaufhörlicher  Wechsel- 
'Wirkung   und    Kampf    begriflFen    ist.      Hier 
mufs    das    chemische    Product   sowohl    von 
^nnea  als  aufsen  am   sichtbarsten  hervorge^ 
hen*'  und  am  leichtesten  als  eine  un vollen» 
dete  Zwitterorganisatiofi  (die  noch  zwischen 
organischer  und  unorganischer  Natur  schwebt, 
und  nur  zum  Theil  den  Gefetzen  und  For- 
p\en  des  Organismus  unterworfen  ill)  erschei- 
nen«    Daher  so    manche  Hautproductionen 
g^nz  das  Gepräge,  vegetativer,  ja  unorgani-» 
scher  terresrischer  Natur  tragen,  z.  $.  die  Ar- 
ten des  Liehen,  der  Lepra,  die  Cnisten« 

Auch  hier  kann  die  Ursache  entweder 
allgemein  oder  örclich  (blos  ^uf  die  Haut 
eingeschränkt)  seyn. 

i)  Zu  den  allgemeinen  gehurt  die  scor- 
butische,  sctofulöse,,  .  arthritische,  veneri- 
sche, biliöse,  chlorotische  Djscrasie. 

Auch  ist  es  gewifs,  dafs  manche  Gat- 
tungen der  Nahrungsmittel  di^se  chemische 
Verderbnifs  der  Säfte,  welche  Hautkrank- 
heiten erzeugt,  mehr  als  asdere  hervorbrin- 
gen, z,  B.  liäufiger  und  anhaltender  Genufs 
des  Käse,  alter  gesal^er,  geräucherter,  verw 


—    lÄ   — 

1*^  ■-.  •  * 

/ 

dorbener  Fleischna(u:uQg»    des  BramitiT^ekiSi 
der  scharfen  Essige,  do^  .Kochsalzes.       ... 

Selbst    das  .Ueberinaars    im  Essen-  un4' 
Trinken  kann  dazu  Veranlassung  g^b^n^  ia . 
so  fern,  die  M^U£e  desselben  die   Kraft  der 
Afsifi^atio^.  übersteigt I   und  dadurch   Cru- 
ditäten..  nicht    blos,,w  .M^n.   Ersten  .Wegen, 
sondern  auch  in  d^n  SäjEten,    d.   b,   unvoll- 
kommen,  a^similirte,     dcjnj.  OrgaiiisiniuS}  he^ 
terogene,  BestandtheiLe,,. entstehen,  weltshb 
dem  Material  der  Hautabsonderung  eine  che* 
nijisch  verdorbene  Beschaffenheit  mittb^ilen.. 
Auch  die  Metallischen  Vergiftungen  mit 
Mercur,  Blei,  Arsenik,  .besonders  wenn  sie 
schleichend,   d.  h,  lange  in   kleinen  Gaben 
fortgesetzt    sind,    (wobei    sich    die    giftigen 
Stoffe  weit  tiefer* und  allgemeiner  dem  Or- 
ganismus mittheilen  ,.^  als.  ^bei  -schncUeijlL-und 
l^eftigen^,  könn/en  allgemeine  Dyscrasie  und 
dadurch  die  hartnäckigsten  Jtjtautkrankheitei^ 
und  Geschwüre  hervorbringen, 

2^  Zxf{  ,den  änlich^n^  die  Mittheilung. 
solchervContagien,  diiEt  .fnit  .der  .Haut^speci- 
fisch  verwandt  sind,  undrvin  ihr  immer  eine 
i)estiumite .  f  hemiscl^e  Veränderun'g  iind  Re* 
production  ihrer  selbst  herv:<ji;i)ringen,'  (Corim 
tag»  variolosuntj  morbillosum^  scarlatinom 
sum^  scabiosum) ;  -^  Die  örtliche  Einwir« 
kung  chemisch  yerdorbener,  mit  metallischen 


-    »4  —     • 

und  UnJ^rn  Theilen  imjiragmtttri  fftu<?liter,' 
besonders  anSmalishter  Luft^  (so  kann  dbs 
Bewohnen  neu  gebauter  und  frisch  gekalch«« 
ter  Wobnungen  Hautkrankheiten  erregen); 
•iR-  Unterdrückung  der  Hautausdünstung,  be- 
sonders chronische  f  durch  Schmitf'»  anhal* 
.  •  •  •        _ 

tendes  Leben  in  fbuchter  sattirhter  Luft, 
mangelnde  Leibesbewegung,  wodurch  noth- 
Wendig  eine  Heminung  jenes  chemiscft-ani* 
malischen  Prozesses-  in  dor  Haut 'bewirkt' 
wird,  der  zur  Erhaltung  der  Reinheit  und 
Integrität  der  Haut  selbst  un^entbehrBch '  ist' 
und  dessen  Suppression  unausbleiblich  auch 
eine  chemische  Verderbhifs  der  Materie  6j,^ 
ses  Organs  nach  sich  ziehen  mufs, 


Zu  den  entfernten  Ursachen  gehört  auch 
die  Anlage  zu  Hautkrankheiten'  (Dispositiv 
psorica),^  die  aber  eigentlich  sdhon  der  erste 
Grad  einer  Hautkrankheit  selbst  ist.  Ich 
verstehe  darunter  eine  grofse  Geneigtheit 
der  Haut  zu  Hautausschlägen,  den  Zustand 
der  Haut,  wo  die  geringste  Veranlassung 
Exantheme  ton  yerschiedener  Form,  bald 
da  bald  dort  erzengen  kann,  und  die  klein-» 
Ate  Hautverletzung  leicht  in  Eiterung  über* 
geht,  gewöhnlich  auch  eine  grofse  ünregel- 
mäfsigkeit  in  dec  Ansdiinstungi   Mtweder 


vor^iuideii  ist.  Man  ^pflegt  sie  auch  ^n^evl0 
JSaunwix  neanenw  Der  .nächste  Grund- i*t 
immer  entweder  eine  Localscfewäcbe^  der 
.Haut>  oder  eine  Dyscrasie  der  Materie,  di« 
eine  grofse  Tendenz  nach  der  Haut  liat. 
Die  vorzüglichst en  verantassenden  Ursachen 
mo^d  folgendem 

l)    Äng^borne    Arilaf[p\    die   psoti&cbe 

Goüistitution.   Sie  kann  von  Eltern  auf  Kin^^ 

der  forterben,  und   daher   ganzen  Famih'qa 

. oigenthämlich  s^eyn^    six^h   ^uch   gleich  nach 

der  Geburt  offenbaren.     Oft  ist  es  blos  ,d;)e 

Haütschwäche,    die,  wie  jeder  dynatnische 

Fehler,,  durch  Fortpflanzung  mitgetheilt  we«* 

4en  kann ;  oft  aber  liegt  die  scrofulö.e  Dia^ 

xJhiMis  £um  Grunde^  die  ebenfalls  immer  f.rtN 

lauerben  pflegt.     Selbst  ein  hoher  Grad  von 

..Tenerischer  Dy&orasie  in   dem  Kdtjpet  der 

.filtern  kann  dazai  Veranlassung  geben. 

Zu  der  angebomen  Anlage  rechne  ich 
«t^ch  di0:  in  den  ersten  Jahren  des  Lebex^ 
OTxeugtai  die^  so  wie  alles,  was  in,  diesen  ^fu 
sten  Zeiten  der  fortdauernden  Generation 
dem  Organismus  mitgetheilt  wird^  mit  uns 
Terwaoksen  und  ein.\£igenthuin  der  Consti- 
tution werden  kann.  Die  leider  so  gewöhn* 
liehe  Behanditmg  der  Kinder  in  den  ersten 
Jahren^  die  fortwiUirende  Einwirkung  eines 


—     ^6      ~ 

zu  hohen  Waimegrads,  wodurch  die  Haut 
in  einem  beständigen  Dampfbade  erhalten 
•wird,  das  Vergraben  iii  dicken  Federbetten, 
die  Unterlassung  des  ciftern  Waschen«  und 
Badens,  des  Wechseins  der  Wäsche,  des  Ge- 
nüsse« der  freien  Luft,  Unreinlichkeit  aller 
Art,  geben  der  Haut  diesen  Karakter  der 
Unreinheit,  der  dann  oft  Zeitlebens  nicht 
wieder  auszulöschen  ist. 

ä)  Die  beiden  Extreme  des  Lebens^ 
Kindheit  und  Alter.  In  beiden  ist  die  Haut- 
absonderung unv  -llk  nunen,  und  desto  grö- 
fsere  Anlage  zu  Hautkrankheiten. 

3)  Lebensart  und  unterlassene  Haut" 
kultur.  Sitzendes  Leben  in  eingeschlosse- 
ne Luft,  Unreinlichkeitj  Unterlassung  des 
Waschens  und  Badens,  Beschäftigung- mit 
unreinen  Materialien  geben  diese  Disposi- 
tion, Daher  ist  sie  bei  Armen, 'bei  sitzen- 
den Handwerkern  (besonders  den  Schnei- 
dern), und  überhaupt  in  der  jetzigen  Zeit 
und  bei  denen  Nationen  herrschend',  y^ 
Reinlichkeit  und  Hautkulttir  vei^nftchläfsigt? 
und  die  Bäder  aus  der  GjeWohnheit  gekoiA* 
men  sind.  "  ^ 

4.  Climaj    endemische  und  epidArtfische 

CoJistitution;    vorzüglich  feuchte  Gc^äHot 

und  Witterungsperioden.  '  '  ;'•■   ^^'^  ■ 

'  ■    i'        .-fc  •  flu'  •. 

^  Uebri- 


Uebrigen&'üt  noch  za  bemerken,    dafs 
jede  Hautkrankheit  y  wenn  sie  lange  dauert^ 
Schwäche   der  Haut   hervorbringt,    welche 
sodann  eine-  neue  Ursache  ihrer  Fortdauer 
und  Hartnäckigkeit  werden  kann;  femer  dafs 
der  bei  der  Hautkrankheit   erzeugte  patho* 
logisch '^cimmisohe  Prozefs  neue    cheihischm 
Prqduc^iheTTprhTingtj   und  Assimilations^ 
kräfte  erhalten  kann,  die  die  artliche  Desi!* 
Organisation  in  und.>  durch  sich  selbst  unter«; 
halten  und  auch  weiter  verbreiten  kunneh; 
So  kann  2.  B.  ein  .-ursprütiglich  ohne  Conta» 
gium   entstandener  Ausschlag  (Tinea ^  Scak 
bies  symptamacicä  ei  critica)  zuletzt  ein  Con« 
tagium   produciren,  .das   die  Krankheit   so- 
wohl in  döni  eigenen  Körper  als  auch  auf 
andere  weiter  fortpflanzt.  •  So  kann  ein  Haut«« 
übel  eine  solche  pathologische  Assimilations«^ 
kraft  erhalten,   dafs  es  (wie  z»  B.  der  Heiw 
pes  phagedaenicus)  immer   weiter  um   sich 
greift,  und  die  benaclibarten  Theile  in  einen 
ähnlicheli  Desorganisationsprozefs  versetzt«  — » 
Eben  so   wichtig  ist   das  durch  die  Stöniog 
der  ,  Hautfunction    hufgehobene    Gleiehgett 
wicht  im  Organismus  (da  das  HautorgaU  und 
seine-  Function  ruiiter  die  wichtigsten  Theile 
desselben  gehört^;   und  endlich  die  aUmäh^ 
lige  Angewöhnung  an   diese ,:  wenn    gleich 
pathologische,   Secretiooi:  Sie  wird  zuletat 

Joan.  XZI.B.  4  8t.  fi 


—     18     — 

ein  constitnirender  Theil  der  animalischen 
Oeconomie  (theils  als  R^iz,  theils  als  Ab- 
sonderung), vnd  kann  auf  diese  Weise  diircb 
Gewohnheit  und  Bedürfnifs  fortdauern,  wenn 
auch  die  ersten  sie  erregenden  Ursachen 
verschwunden  sind.  .  .»   . 

Jdan  unterscheide  demnach  wohl  -^e  Um 
Sachen  der  Entstehung  (caüs.  primariae)  von 
den  Ursachen  der  -  Fortdauer  (causm  secun^ 
dariaejy  welche  von  jenen  gana  rerschie* 
den  seyn.künnen» 

Diese  Momente  sind  dem  practischen 
Arzte  höchst  wichtig: 

i)  Zur  Erklärung  und  richtigen  Beur*- 
theilung  hartnäckiger  Hautkrankheiten«  Da 
die  Ursachen  der  Fortdauer  und  Hartnäckig- 
keit so  verschieden  von  den  ursprünglichen 
seyn  können  >  so  mufs  auch  dann  die  fie- 
hutdlung  ganz  verschieden  seyn.  Hautschwä* 
che,  Gewohnheit,  chemische  Reproduction, 
sind  dabei  die  Hauptrücksichten. 

a)  Zur  Verhütung  und  Behandlung  der 
Ton  zu  schnell  und  örtlich  supprimirten Haut- 
krankheiten entstehenden  übeln  Folgen.  — 
Die  Örtliche  Heilung  einer  eingewurzelten 
Hautkrankheit  kann  flir  den  gant^fi  Oi^a*- 
nismus  von  dem  wichtigsten  und  nachthei- 
ligsten Einflufse  seyn,  in  so  fem  dadurch 
theils  ein  gewohnter  Reia>  theils -e^ie  zum 


— .     »9     -^ 

Bedfiifitirs  gewordene -Ab8onderuir&  atifiiöru 

tind  dadurch  das  Gleichgewicht  des  Ganzen 
g.estört,  auch,  wenn  die  Hautkrankheit  Aeus- 
serung  einer 'innern  Kraijkheit  war,  dersel- 
ben durch  Unterbrechung  ihrer  Aeufserun- 
gen  eine  andere  Richtung  gegeben  wifd% 
Dadurch  können  neue  und  gefährlichere  Af- 
fectionen  innerer  Theile  entstehen ,  die  un- 
ter dem.  Namen,  zurUckg^etreterie  flaMaus'" 
schlage  (Exanthemata  suppressa  jt;.  retro- 
pulsa)  bekannt  sin4»  ^  , 


.1 


■  1 


i^  • 


i  • 


\ 


B    3 


—     ao     -* 


n. 


U*ber 

kalte      Fomcntatio  n  e  n. 

i 

Vo« 

H    i    t    t    e    r. 


JlNichts  ist  in  der  medizinischen  und  chi- 
rurgischen Praxis,  wenn  es  darauf  ankommt, 
Blutcongestionen,  bisweilen  auch  Stockun- 
gen, am  häufigsten  Quetschungen  etc.  zu  be- 
gegnen, von  allgemeinerer  Anwendung,  von 
anerkannterem  Nutzen,  als  kalte  Fomenta- 
tionen.  Es  würde  daher  unnütc  seyn^  ein 
Wort  über  die  Wirkung  und  den  Gebraucb 
der  auf  diese  Att  angewendeten  Kälte  zu 
erinnern,  da  schwerlich  irgend  eiA  Heil- 
künstler leben  mag,  welcher  in  der  Aus* 
Übung  seiner  Kunst,  *^jch  nicht'  oft  von  der 
Treilichkeit  und  der  schnellen  Hül^>    wel« 


~       3X        — 

cbes  diesM  so  einfache /Mittel  leistet»  über; 
sengt  hat» 

Aber  eben  dieser  illlgemeine  Gebrauch 
eilt  und  dess'elben  Mittels  h^te  doch  längst 
Auf  die  mancherlei  Unbequemlichkeiten,  zu 
freichen  sich  selbst  oft  walirer  Nachtzeit 
und  wohl  gar  Gefahr  gesellen  kann,  auf- 
merksam machen  müssen,  welche  ohne  Zwei- 
fel, manchem  Practiker,  oder  eigentlich  je- 
dem wahren  practischen  Arzte^  in  die  Augen 
fallen  müssen,  und  deswegen  ist  es  in  der 
Tbat  zu  bewundern,  dafs  bis  jetzt  noch  keia 
Vorschlag  öffentlich^  so  viel  ich  micl^;X.c* 
nigstens  zu  erinnern  vermag,  wedet*  von  me- 
dizinischer noch  chirurgischer  Seite  gesche- 
hen ist,  um  diesen  UngemächHchkeiten  und 
oft  nachtheiligen  Folgen  auszuweichen,  wel- 
che ai^  dem  allgemein  Ujblichen  Wege  un- 
TermeidUch  sind. 

Zu  kalten  Ueberschlägen,  welche,  wir 
ai^  häuBgsten  auf  den  Kopf,  zuweilen  auch 
auf  die  Brust ,  den  Unterleib  und  die  .Gei» 
schlechtstheile,  z.  B.  bei  eini^eklemmten  Brii4> 
chen  etc.  an«uirreaden  pflegeji,  beditaen  wir 
uns  im  Wiitfer  des  Kises  oder  Schnees  •  im 
Sommer  des  kaltei^  Wassers  mit  Salzen^  vor- 
züglich des  Sidmiaka  und  des  Essigs  •  um 
dessen  Temperatur  delh  Eispuncte  zu  nänem. 
Im  ertttii  Falle  ii^t  es^Aiari^rmeidlich»  .  dafii 


'  ..^     a2     «^    ' 

so  wie  beides  schmilzt,  nidht  die  Kleidungs- 
stücke^  Wäsche,  das  Bette  des  Leidenden; 
folglich  auch  seine  Haut  behetlt  würden^ 
iiii  zweiten  taucht  man  Tücher  in  jene  Lo- 
sung und  Mischung,  um  sie  damit  getränkt 
auf  den  leidendan  Theil  zu  legen.  Werden 
diese  Tücher  nicht  sehr  stark  ausgedruckt, 
so  senkt  sich  die  Flüssigkeit  vermöge  ihrer 
Schwere  sehr  bald  nach,  den  Enden  der  Tü- 
cher und  befeuchtet  eben  so  Alles ,  wie  vor- 
her; drückt  man,  um  dieses  zu  verhüten, 
die  Leinwand  sehr  stark  aus,  ^o  verfehlt  man 
gröfstentheils  den  Zweck;  die  Kälte  ist  dann 
wedör  hinreichend  noch  anhaltend.  -  • 

Die  durchnäfste  Bekleidung,  Betten  etr., 
führen  nun  in  den  meisten  Fällen  unmittel- 
bare Erkältung  herbei,  welche  um*  i&  be- 
deutender wird,  je  kälter  die  angetrehdete 
Flüssigkeit  war,  und  je  mehr  WarmestoflF 
dadurch  der  Haut  plötzlich  ehtrissen  ^  ward, 
der  zur  Lösung  des  Wassers  in'  ihm  und  zur 
Bildung  des  efitweichenden  Wassergas  ^for-. 
derlich  ist.  Diese  Gattung  der  Erkältung  is^ 
nun,  wie  wir 'wissen,  die,-  der  Eiftstehung 
des  catarrlialischen,  roseriärtige»  und  rheu- 
matischen Uebelbefindens',  am  meisten  gün- 
stigefund  deswegen  sieht  man  dieses*  sich 
so  ,oft  während,  oder  bald  rfach  der  AiiWen- 
durig  kalter  Um'schläge,  einfinden i'*rodurch 


\ 


i-     A3     -« 

nicht.  Mttn*  die  bereits  bestehenden  Be* 
schwetiden  reroiehrt^  und  wohl  gar  dui^ch 
binziitreteade  heftige  Fieberbewegungen  die 
Gefaivt  der  Umstände  beträchtlich  erhobt 
jvferden  kaiiii;  aufser  diesen  können  dies 
noch  andere  damit  vergeselUchaftete  Zufälle 
bewit'ken,  gan^  ▼orzüglich.  der  ahcäi  beson«* 
Jders  leicht^einfindendey  he£tige  Husten.  Maiqi 
setzifr  den.FaU,  den  Kopf  kalt  fomentirt  zvl 
habei\^  um  vorhergegangener  Hirn  erschütte«» 
rung,  Erschütteriwg  der  Geföfse  der  Di- 
ploe\  oder  auch  nur  drohenden  Congestio« 
uen  nach,  dem  Kopfe  zu  begegnen:  wie  äu$r 
sefst  nachtheilig,  hinderlich,  ja  selbst  ge* 
fährlich  wird  hier  nicht  die  Entstehung  ei- 
nes Catarrhs^  wodurch  in  dem  einen  Falle 
schnell  auf  einander  folgende  neue  Erschüt- 
terungen entstehen  .und  im  andern  die  Con- 
gestiönen  durch  die  krampfigem^  ZuschnUrun- 
gen  der.  Lungen  vermehrt  werden,  -indem 
-der  Rückflufs  des  Bluts  aus  dem  Gehirne 
-gehemmt  ,wird.  *  Darf  man  hier  dieses  sonst 
so  schätzbare  Mittel  noch  als  Heilmittel  an- 
sehen? «^  Ein  p^ar  Erfahrungen  mögen  dies 
entsdieiden: 

Ein' starker  Mann  war  die  Kellertreppe 

herab  auf  den  Kopf  gestürzt  und  bewufstlos 

.aufgehoben    worden.      Der    herbeigerufene 

-Wundacit. hatte  reichlich  zur  Ader  belassen 


^    «4    - 

tmd  kalte  Ueberschläge  imuntexbrodieii 
gewendet.    Die  Unbehülflicfakeit  des  Patien- 
ten vermöge  der  mangelnden  willkiihrUtehen 
Bewegung,    die  Bestürzung  der  Hausgenoi» 
sen   und  die  gewöhnliche  Fühllosigkeit  ge- 
meiner, sogenannter  Wundärastei  hatten,  wie 
<las  unter  diesen   Un)Ständen   unvenneidlidi 
ist,  Kleidung  und  Bette  ganz  durchnäfst  und 
letzteres  war  aus   Armuth  nicht  gewechselt 
worden.    Nach  etwa  zehn  Stunden   war  der 
Gefallene  etwas '  munterer  geworden,   hatte 
Urin  gelassen,  einige  Fragen,  swar  kurz,  aber 
doch  richtig  beantwortet  und  Besserung  war 
unverkenntlich,  so  wie  Hoffnung  zur  Her* 
Stellung  wahrscheinlich.     Gegen  Morgen  eN 
scheint  aber  ein  Catarrh,  welcher  bis  gegen 
Abend  so  an  Heftigkeit  zunimmt,    dafs  der 
Verletzte  in  äufserste  Gefahr  gerieth.    Un- 
ter diesen  Umständen  ward  ich  zum  Kran- 
ken gerufen.    IcJi  fand  ilm  jetzt   völlig  be- 
wufstlos,    lethargisch  schnarchend,    wenn  er 
nicht,    welches   stofsweis   geschah,    hustete; 
dann  wurde  der   sonst  ganz  langsame  Puls 
schneller;  die  Augen  standen  halb  offen,  die 
Pupille   erweitert,    und    war    unempfindlich 
gegen    Licht    und    Reiben.      Der   Leidende 
starb  kurze  Zeit  nachher,   als  man  angefan- 
gen hatte,  die  verordneten  Mittel  zu  gebrau« 
ehen«    Offenbar  hatte  der  entatandene  Hu- 


—    a5    -^ 


)  ■ 


sten  den  Anfang  dei*  Bessening  und  die  Hoff« 
nun^  der- Genesung  durch  immer  neue  Hitn<r 
erschütterdngen  vernichtet^  und  eben,  so 
deutlich  vw'ar  es^  dafs  diesei*  Catarrhy  von 
welchem  rorher  keine  Spur  da  war,  sein^ 
Entstehung  der  Durchnassung  von  den  Fo* 
«bentationen  zu  danken  katte. 

Einem  Manne  ^  dessen  Jovialische  Le» 
bensart  und  vorzüglich  der  reichliche  Ge* 
ntds  des.  Bischofs,  schwerer  französischer  co«» 
ther  Weine  ihm  vor  längerer  Zeit  mehrere 
heftige  Hämorrhoidalanfälle  und  seit .  dem'^ 
auch  imreimal  nahe,  Vbri>oten  eines  »S^ag« 
flusses,  überhaupt  ab^r  stete  Congestionen 
nach  dem  Kopfe  zugezogen  hatten,  wurden 
jetzt ,  da  dieser  zum  drittenmal  drohte^  kalte 
Umschläge  von  gestofsenem  Eis  geipacbt, 
worauf  der  Andrang  des  Bluts  sehr  bald  ge» 
mindert  und  die  Zufälle  fast  ganz  gehoben 
wurden*  Da  indessen  Durchnässung  von  dem. 
schmelzenden  Eise  eben  so  .unvermeidlich 
war,  so  entstand  in  der  Nacht  ein  bedeuH 
tendes  Schnupfenfieber  mit  HalsenttzQndung. 
•  So  wie  dies  am  Morgen  zunahm/  erschienen 
auch  die  Congestionen  wieder,  welche  bis 
zum  Abend  eine  so  drohende  Gestalt  an- 
nahmen^ dafs  meine  Hülfe  zu  der,  des  vor-» 
her  zu  Aath  gezogenen  Arztes»  noch  begehrt 
'wordti    Zwei*  ceicUidie  Aderlässe  bis  zur 


~  »e  -- 

drolienden  Ohnmacht  foitge<et2t„  blutige 
Schrcipfköpfe  im  Nacken  und  Bluft^^d^  9m 
Halse  nebst  sn4ßm  ableitenden  Mitteln»  vftr 
ren  nur  im  Stande  die  Gefiahr  absuweudeiii 
ohne  welclie  der  Kranke  gewifa  apoplectisdi 
gestorben  wäre;  und  diesea  Rückiall  konnte 
man  durchaus,  nichts  andenn  zuschreiben,  ab 
der  schnellen  Erkältung  durch  die  Durch- 
nässung  erregt.  In  einem  ähnlichen  Falle 
eah  ich  einen  jungen  Mann' rom  Schlage  ge- 
trogen werden^  als  ich  beim  ersten  Besuche 
ins  Zimmer  trati. 

•  Nur  noch  einen  Fall  wilt  idbi  berUhreiit 
welcher  beweifst  ^  dafs  die  kalten  Famentfr- 
tioneo,  noch  auf.  eine  andere  Art^  ala  blols 
durch  Erkältung  schädlich  werden  können. 
£in  junges  Frauenzimmer  mit  sehr  delicatem 
'  Hautorgane y  war  kalt  fomentirt  worden; 
die  Angst  der  Hülfeleistenden  hatte  Behut- 
samkeit verhindert  und  ein  grofser  Theil 
der  mit  Salmiac  und  Essig  stark  geschwän- 
gerten Flüssigkeit  war  ins  Bette  geflossen, 
wo  sie  sich  am  tiefsten  Orte,  da  wa  der 
Hintere  eine  Grube  gebildet,  gesammelt* 
hatte.  Die  Kranke  war  bewufstlos  -  und  nur 
«rÄt  am  andern  Morgen  ward  deswegen  die- 
s<*r  Umstand  bemerkt.  Die  etwas  «u-  sich  ge- 
kominiMit*  Leidende  klagte  über  heftigesBren* 
n(^i\  der  Haut  des  Güsüfses,^  des  Afteis  jind 


■  --^     S7     —     '  ' 

d^sr  Gesehlechtstbeile.  Pies  wurde  aber 'au» 
Scbambaftigkeit  verheimlicht,  bis  am  fUnft^en 
Tage  diese  endlich  diirch  die  unausstehlich* 
«ten  Schmerzen  ilherwunden  und  eine  ab« 
gedrungene  Ocularinspection  erhalten  wuarde« 
Ein  rosenartiger  Ausschlag  hatte  sich,  über 
die  hintere  und  inwendige  Seite  der  Scheik* 
kel,  die  Geschlechtstheile,  bis  an  den  Un« 
f erleib  und  von  hinten  über  das  ganze  Ge- 
säfs  bis  in  die  Lendengegend  verbreitet ; 
£nttönduxig  Xknd  Geschwulst  waren  an  eini« 
geh  Stellen  fürchterlich  stärk  und  hie  und 
da  brandige  Stellen,  Der  Ausgang»  der  .übri- 
gens nicht  weitet  hieher  gehört,  war  für  die 
Umstäüde,  welche  ganz  zu  einem  ungluckli-r 
eben  Trauerspiele  geeignet •  waren  t  niooh 
|[lücklich  genug*     •    '  .      *'     - 

•  Meine  Leser  werden  -denn »  nmt  -ohnd 
2weife)  nicht  AVenig begierig  seyn>  die  höchst 
wichtige  Entdeckung  zu  erfahren,  durch  wel* 
ehe  tnan  allen  diesen  Nachtheilen  bei  kal- 
ten Umschlägen  liiusweichen  könne !  — -  £• 
mag  immer  seyn ,  dafs ,  wenn  ich  sie  ange- 
geben hab^i  Mancher  sie  sehr  geringfügig 
finden  könne;  ich  selbst  bin  sehr  entfemt, 
ihii'  d&s  Ge%*ingste  darauf  zn  gut  zu  tbun; 
^temohxierachtet  bin  ich  von  ihrem  grofsen, 
wahrhaft  practischen  Nutten-überseugt«  Aber 
%as  noch  mehr  ist,-'  ich  kann  nicht  anders 


—     S8     ~ 

glauben,  als  mehrere  Aerzte^  mehrere  Wand« 
arzte  miissen  schon  längst  diese  Vorrichtung 
aogewendet  haben;  denn  die  Sache  ist  zu 
einfach,  liegt  so  zu  sagen  vor  der  Nase  und 
eine  aligemein  bekannte  Analogie  leitet 
'•chnur^track^  dahin.  Indessen  kann  ich  mich 
doch  nicht  erinnern,  in  der  grofsen  Menge 
Hospitäler  und  Feldlazarethe,  die  ich  durch« 
zuwandern  Gelegenheit  hatte,  diesen  Hand- 
griff ein  eiiiziges.mal  angewendet  gesehen  za 
habr^n,  und  doch  fand  jeder  Arzt  und  Wund* 
arzt  ihn,  wenn  ich  seiner  erwähnte,  auf  dea 
ersten  Blick  vortreflich  und  Ton  wahrem 
practischen  Nutzen;  denn  Mancher  hatte»  so 
gut  als  ich,  jene  angeführte  Inconyenienzen 
öfters  erfahren.  —  Nun,  was  ist  es  denn? 
—  Man  füllt  das  kalte  Waiser,  Eis,  oder 
Schnee,  in  eine  grofse  Ochsenblase,  bia  zur 
Hälfte  derselben  aber  nur,. um  mehrere  Be* 
rührungspuncce  zu  gewinnen  und  legt  sie, 
nachdem  sie  oben  fest  zugebunden  und  von 
aufsen  abgetrocknet  ist,  auf*  So  Terhütet 
man  alle  oben  angegebene  Nachtbeile.  Aber 
aufserdem  erhält  man  noch  folgende  wichtige 
Vortheile : 

i)  Es  bedarf  weniger  Hände  und  Umstän- 
de, um  die  Fomentationen  anzuwenden. 

s)  Man  erhält  so  einen  weit  höhern  und 
anhaltendem    Grad   von   Kälte^    als   je 


r^.     M      ^ 

duTGJk  die  ApplicatioQ  mit  Tüchern  eu 
/erreichen  ist  uad  sieht  dadurch  oft  Wir* 
fci}ngeniy  welche  man  vergeblich  voö  die- 
ser erwartet  9  wie  ich  hernach  aus  Er* 
fahrung  zeigen  will» 

3)  Die  kalten  Umschläge  können  auf  diese 
Art  ununterbrochen  fort  angewendet  wer- 
den; denn  einmal  dauert  die  Kälte  der< 
Bl^se  \iel  'Jänger  und  dann  darf  man 
eine  zweite  nur  in  einen,  Ziehbrunnen 
hängen,  wenn's  im  Sommer  ist,  oder  in 
einen  grofsen  Zuber  mit  kaltem  Wasser, 
um  jene,  sobald  die  Kälte  abnimmt,  ge-r 
gen  diese  zu  vertauschen* 

4)  Ist  man  genöthigt,  die  Kälte  künstlich 
durch  Salmiac  oder  andere  Salze  mit  JSs- 
aig  zu  verstärken,  so  geschieht  dies  bei 
dieser  Vorrichtung  in  höherm  Grade  und 
mit  wenigeren  Kosten,  weil  die  einmal 
gemachte  Auflösung  für  immer  brauch- 
bar bleibt;  ein  Umstand,  welcher  bei 
Unvaüxiögenden  und  in  Spitälern  gew^I> 
nicht  unwichtig  ist,  besonders,  wenn  di^s 
Fomentationen  viele  Tage  angewendet 
werden  müssen. 

5)  Kommt  es  darauf  an,  die  ganze  Obeiw 
fläche  des  Kopfs  zu  bähen,  dann  ge- 
währt die  Blase,  besonders^  wenn  es 
eine  grofse  Pferdeblase  seyn  kann,  den 


—     30     — 

Vortheil)  dafs  sie  sich  wie  eine  Mutz« 
über  den  ganzen  behaarten  Theil  des- 
selben und  die  Stirne  anlegt  nnd  durcL 
den  Druck  des  Was^^rs  recht  fest  auf- 
schliefst.  .  ^ 

In  nicht  seltenen  ^  besonders  in  einigen  ge* 
richtlichen  Fällen,  habe  ich  mich  von  der  au« 
fserordentlichen  Wirksamkeit  dieser  Methode 
überseugr;  verschiedentlich  wann  schön  Ta* 
ge  lang  mit  kalten  Umschlägen  auf  di^  ger 
wohnliche  'Art  ohne  Nutzen  angehalten  wor- 
den war,  wodurch  also  ihr  Voraug  angen- 
scheinlich  ward. 

Beim  Anfange  des  Feldzugs  in  Cham- 
pagne war  ein  Fuhrknecht  von  Soldaten  derb 
geprügelt  und  an  verschiedenen  Stellen  auch 
aA  den  Kopf  gesclilagen  worden*  Die  Sadie 
hatte»  um  die  Thäter  der  Strafe  zu  entzie* 
hen«  verheimlicht  werden  sollen  und  so  hatte 
ein  Wundarzt  die  Cur  für  sich  unternom- 
men, alles  Nüthige  gehörig  besorgt,  kalt 
mit  Tüchern  fomentirt  etc.  —  Da  indessen 
der  bewufstlose  Kranke  auch  am  dritten  Tage 
noch  nicht  zu  sich  kommen  wollte )  so  ward 
mir's  endlich  angezeigt.  Das  künstlich  er^ 
kältete  Wasser  ward  jetzt  in  einer  Blase  auf 
den  Kopf  angewendet  und  nun  währte  e.« 
nicht  seclis  Stunden,  so  kam  der  Betäubte 
SU  sich  und  be>serte  sich  von  der  Zeit  an. 


—     3J     — 

bis  pi  vollkommner  Gene3üng,  deiche  isk» 
dessen    durch    ein»    von    der   Durchiiäs  ung 
entstandenes  SchnupFenüeber  übet  die  Ge- 
bühr verÄcigert.  wurde*  ^         > 
"'     Ein  Reisender  war  im  Wagen  umgewor- 
fen und  hatte   einen  so   heftigen  Schlag  an 
den  Kopf  bekommen^ -dafs  er  auf  d'er  Stelle 
sinnlos  Wurden    Ein. .Wundarzt  hatte  den  fie«^ 
schädigten    seit   zween .  Tagen    besorgt   und 
aufrer  der   übtigen  Behandlutig   stets   kalte 
Umschläge  angewendet;  demohnerachtet  zeig<(> 
te  sich  kaum  nach  dieser  Zeit   ein  Schein^ 
von  Besserung'  in  wenigen  halb  lichten  Au^ 
gehblicken»     Dttrck  Zufall   kam  idi    in  das 
Haus^  es  war  in  Antwerpen,  wo  def' Kranke 
lag  und  man  begehrte  meinen   Rath«     Die 
Erzählung  des  ReisegesellschafterSi  machte  es 
deutlich,  dafs  nur  Hiroerschütterung^,  wahr- 
scheinlich ohne  Gom^lication  mit  Extravasat 
cugegen  s<^y,  welches  auch  der  Ausgang  be- 
wies. ^  Der  Verletzte-  lag  im  tiefsten  Schlafe« 
knirschte  mit  den  Jahnen,  mnrmelte  oft  und 
unverständlich,  war  unruhig  und  wälzte  sich 
bin  und  her;  dann  und  wann  bemerkte  man 
Zuckungen  der  Gesichtsmüskeln  und  der  Ex- 
tremitäten: der  Puls ^ufs^rst  langsam,  man 
Eählte  nur  46  Schläge  in  der  Minute;    das 
Athemholen  schwer  und  die  dritte  Respira- 
tion immer  sehr  tief 9  dem  tohwerstea  Seuf* 


—    J>l,   — 


c.»;»:    i::u'.f.i.. .»      riiirr.»   xicia    itiar    iiÖsb-  j^isia 

f. /..■-•:..'.. URL    r«.  .*iL,     Tri      «fcl 

hoth  %o  f/f '.rj'ii'  «iisez.:r£»3 ,  «Lüi  er  ihr.  n 

%tiikh  hht^,.%  Uotis^  öftere  Vuitcn  gab;  diese, 
lif/i  l\Hfji^  fUr  den  Eingriff  in  iizre  Redilr 
x<i  n<'Srnf:ay  pal^ien  ihia  auf  uad  prügelten 
iUji  hrrufzn  Arnoro^o  so  weidlich  durciiy  dals 
#^i  \*f;.ifknünfi'*lfj%  auf  der  Stelle  blieb.  Vier 
'I  h^'^i:  ^{lat':l'  ftrst  erhielt  ich  den  Auftrag  Tom 
i 4t iniin»] ff/rru.\iift^  den  gefahrlich  damiedep- 
li«?/;*'fid#rrj  tu  besorgen;  erit  seit  zween  Ta^ 
gen,    wttil    hu   dalüxi  d^r    Fall   verheimlicht 

irorden 


—     33 


\ 


I     \ 


I 

worden  War,  hatt«  ihn  ;em  Wundarzt  Icalt- 
fomentirt,  .Blut -gelassen  etc.  r^  ich  fand 
den  Kranken  zwar  nicht  bewuistlos,  aber 
immec  i>etäubt  und  nur  zu  einsilbigen  Ant* 
Worten  gestimmt,  von  gelber,  ins^  bräunliiohe 
schillernder  Gesichtsfarbe  und  mattem  Hli:ke, 
mit  steter  Neigung' zum  Schlafe;  langsames 
Athemholen^  die  Inspirationen  sehr  tief^ 
gleich  starke  Seufzer,  das  Ausathmeh  kurz;: 
die  Pulse  der  Hände,  der  Kopfs  etc.  über-« 
einstimmend,  vollgespannt  und  hart,  aber- so 
langsam,  dafs  nur  fünfzig*  Schläge  in  der. Mi- 
nute gerechnet  werden  konnten.^  Diese  bei« 
den  Zeichen  habe^  ich  bei  einer  zahlreichen 
Erfahrung  von.  solchen  Fällen  immer  als  con- 
stante  und  characteristische  Zeichen^  der, 
Hirnerschütterung  gefunden«  Ich  wundre  mich 
daher  um  so  mehr,*'  dafs  ioh  sl^iiei  keinem 
Schriftsteller,  so  viel  ich  mich  dessen  erin-* 
nere,  angemerkt  gefunden  habe,  selbst  nicht 
in  den  vortreJOFlicfaen  Anfangsgründen  etdi 
meines  ^oisen  Lehrers,  des  'Herrn  Hofrarh 
jRichcerSj  wo  doch  die  Kopfverletzungen  so 
unnachahmlich  schön  gezeichnet  sind.  — -* 
Der-  nur  halbgeschome  Kopf  wurde  nun  ganz' 
rasirt;  eine  Maasregel,  welche'  d{>ch  nie  bei 
bedeutenden  Kopfverletzungen  v  vorzüglich 
aber  in  gerichtlichen  Fällen^  versäumt  wer« 
,4en  solke,  ::iind  nun  wurde  dierBiaie  mit  er* 

Journ- XXL  B.  4.  St,  ..;      G*  .    ^ 


\ 


-     3.f     - 

kältetem  Wasser  angewendet,  welehe  in  kür- 
zer Zeit  eine  auffallende  Munterkeit  des  Pa- 
tienten bewirkte;  jetzt  beantwortete  er  alle 
Fragen  deutlicher  und  umständlicher,  und 
der  Schein  von  Besserung  ward  merklich. 
Die  nächste  Nacht  brachte  ruhigem  Schlaf^ 
das  Irrereden  in  demselben  blieb  aus,  der  Ap- 
petit fing  an  sich  zu  zeigen;  häufige  CIj- 
stiere  hatten  nur  einmal,  iS  Dt.  englischef 
Salz  und  3  Dn  Salpeter  weiter  keine  Oef- 
nung  verschaft*  weshalb  dieses  ia  noch  grö- 
fsern  Dosen  genommen  ward»  Die  Neigung 
zu  Vei^topfungen  ist  ebenfalls  eine  Erschei- 
nung, welche  sich  nach  allen  Beobachtun- 
gen stets  zu  liimerschQtteruDgen  gesellt  und 
so  wie  alle  übrigen  deutlich  ihren  Ursprung 
verräth,  nähmlich  rermindertes  Einströoien 
des  Lebensäthers  ia  das  Nervensystem  aus 
dem  Gehirne  und  daher  entspringende  Stü- 
rung  der  Leben^verricfatungen.  — .  Die  Bes- 
serung nahm  jetzt  täglich  zu,  ein  paar  un- 
ruhige Nächte  abgerechnet,  und  der  Gene- 
sene wurde  nach  vierzehn  Tagen  y  als  voll- 
kommen geheilt  entlassen.  Ich  glaube  Ur- 
sache zu  haben,  diese  schnelle  Hülfe  haupt- 
sächlich dhT  durch  die  Blase  verstärkten  Kälte  I 
zuzuschreiben,  wodurch  vielleicht  ein  Dutzend 
rascher,  unbesonnener  Jünglinge  einem  schwe- 
L  'und  wahrscheinlich  tragischen  Griminal* 
:efse  entgingen. 


—    35    — 


fie  merkungen 

'"  •  '  ■        . 

.      übtr 

\    '       =       ■ 

d  i  j»    K  u  h'p  o  ck^]!iimp:f  MB  g. 


.  _,         .      V.      ' 


IJ 


y 


on 


Rittet. 


I    1 


x\uch  am  Ende  des  verflossenen' Jahrbnn- 
derts  waren 'die  Kuhpocken  htiT' dem  Namen 
nach  in  unserer  Gegend,  selbst  in  Mayns 
nur  bekannt;  früher  schon  erhiislt  ich  eini^^ 
mit  Lymphe  getränkte -Fäden  von  meinem 
kochgeschäteien  Freundy  dfeim  i{erm  Hofrath 
und  Leibmedifcas  ^Waiu^-isL  rUe&senkassti^L 
Idi  impfte  damit  zuerst  ein  Kihd  de»  Herrn 
Professor  ^c£enif^i/»/ü  in  ykespuLr  aber- ohne 
Erfolg«  Spätec ..  kam  nun  Inip&naderie  ■  von 
Fcänkfon  nad^  JtfaynJt^  luid  jeto^waml  de« 

Ca 


■' 


//      -«^  ..  i#  ;.   .• 

^/'J,  '.*  /•  /?.*»>.     ^«f»   %/i:'./,ff  4ift  lir.ctn  Tage 
«i./'./r  »t/«<  .   '»ri/t  f*t%ft%   u^sfk^tM  PadeB.  einzB- 

h.*i    lti,-^,\nf9ff.   ffiif  rl^m   FUngimpAaster- 

eli#n  i«r, '!i^  mtil  h^t  tm  und  im  wenigsten  zu 

;f:bf«%n<^lA.      Ni«  i^t  «in  m  r  •bei  den  Kuh- 

m  uttfl  rUf^ilmn  fc^lb«!  oft  nicht  bei  den 

rpoüken  gf K^«  kt.     Die  Uitache  liegt 


-     5f)     - 

fifern^  B^ilhkens  darin ,  dafs  die  elnuau« 
gendeh  tSefafi^  durch  den  Reis  deV  Pflasters 
Vf  rschk>sseh,  yörziiglich  aber  auch  darin,  dafs 
'^urcH  die  in  llfenge  ausgeschiedene  Lymph* 
tlas  Miasma  im  Faden  umwickelt,  verdUnnt  und 
vreggespült  werden.  Wir  bedUrfen  aber  auch 
diteser  Methbd^  gar  nicht;  dentl  weiii  man  es 
nur  einigermafsen  geschickt  anzufangen,  um 
das  Zutrauen  der  Kinder  zu  gewinnen,  die 
Furcht  abzuhalten,  so  darf  man  immer  das 
Mewser^hen  keigeri.  Vbxs^  Tielen  Kindern,  die 
ich  impfte,  schrie  ein  einziges  dreijKhrigei 
Mädchen,  deren  Mutter  aber  abwesend  war; 
alle  übrigen  sahen  ruhig  zu,  ohne  eine  Miene 
zu  verziehen;  dadurch  hat  man  den  Vortheil, 
dafs  sie  nicht  zucken,  welche.^  wenn  sie  das 
Oesidit^bwenden,  so  leicht  ht. 

Nach  nr^iner  Erfahrung  fafnt  die  Ittiptuftg 
Vei  bJUfiMden,  wohlgenährten  Kindern  leich- 
ter, als  bei  schlaiFen,  magern;  selten  bei  d^« 
nen,  welche  Ausschlagskrankheiten,  als  Flech* 
ten,  Milchschorf,  Nachtbrand  etc«  haben, 
öder  seit  Kurzem  erlitten  hatten«  Frische, 
gesunde  Kinder  bekamen  die  bekannte,  ei- 
genthOmliche  Rothe  nm  die  Impfstellen  in 
betracfatlicber^^in  Umfange,  hüher  ron  Farbe; 
bei  einigen  rerbreitete  sie  sich  über  die 
ganze  rordere  Seite  des  Oberarms,  ja  bei 
einem  awei|ährigen  st;irken  Mädchen  bis  hfU 


—    3«     - 

4 

i«!b*r-niit  ßlUck- -Mulig  g)e«fRpftr""Siel)ea 
Aerzte  haben  sich  dort  vereinigt  und  ein  öf- 
femliches  Insütut  gebildet,  4urch  dessen 
Mitglieder  im  dasigen  Seraiiiario  Jedermann 
unentgeltlich  geimpft  wird.  Mit  mehreren! 
Glücke  konnte  ich  jetEt  mit  ganz  frischer 
Lymphe  impfen,  indem  ich  sie  unmittelbar 
nach  ihrer.  Aufnahme  zijrischipn  ^(^aspliitten 
hieher  übertrug  und  auf  der  Stelle  anwen- 
dete. Ich  halte  dies,  wmn  eit  möglich  ist, 
für  Böthig ,  wensi  man  sich  ^cl^  $ft  i%  der 
Erwartung  getäuscht  sehen  will;  denn  ich 
habe  erfahren,  dals..  die  nämliche  L3rmphe 
am  zweiten  Tage  schon  nich^  mehr  fafste, 
wenn  sie  gleich  am  Tage  Vorher  erwünscht 
anschlug.  Am  best^xi^^t  es  freilich,  wenn 
man  auf  das  zu .  impfende  Subject  unmittel- 
bar die  Lymphe  aus  der  reifen  Imp^ock^e 
übertragen  kann,  denn  die  rön  allen  S6kt]h^ 
stellern  gem^^te.  B)emerkung.,.'cU£s  die  Be- 
rührung 4er  liUnosphärischen  Luft  der  An-- 
ateckungsfähigk^it  der  Lymphe  Bzntcag  tlme,c 
bestätigt  sich  unveränderlich,  j  .  ..»»•.  *,  ..". 
Ist  man  'gieiKiAigt  schneU'dbe*OperatiDik 
zu  Terr*cht€UL,  ilami^.ihuls  «aliLsich  feeitidv 
des  Stich»  bledittieny  w«az«  eine  sehr  schinafo)- 
gebogene  .LaB2^te  am  besten^ist.  -Einer  soU 
chen  .eigiMitlichen  .Jmpfbuuiette.  sollte  amsL 
sich  jaiascWigftlicliry^ediwiMi ^jjUna/iiaifc  ihs 


I 


testen;  ür  die  Höiie  ;zä  heben  uckI  aufsetdem 

iür  N  Verletzung  .'iicberery^  indem   die   Spitz« 

.  von-deip  Haut  abvvärts  geriditet  ist;  bei  Kiii^ 

^  dem   imit  aolikffer  Hatit  iat  der  Handginlff 

vortheilhaft  mit  dem  linken  Daumen  die  H«:»t 

;rör/derJUw7(Hte  zttispahhen.  r    : 

Ha|[-jnifci>  aber  ruhige y   nicht  ängstlichtt 
Kinder  vor.  sich^ .  so[  ziehe  ich   die  Impfung 
durcir  einen  (kleinen i-RiCi.yoU'  höchstens  ei-> 
ner  Liniii  yoe^.  »mit  jütun  d^tf  iman  weniger 
ibe6orgt:aey]»^.  ^als.'die  Impfiung  nicht  glüeken 
werde»   denn' hiß  j.etzt  geschah,  mir  dies  nur 
zweimal    auf  dieee  Art>    öfterer  aber  nach 
dem   Stiche 9 .  oder   Blasenpflaster.,    Ehe   ich 
aber  den  Rils  selbst  machte,  suchte  ich  durch 
leises  Hiui  uzuL  Herschiejiixen  der  Lanzetti^das 
Obeihäutobeu^in  der  Bredt6td«s  zu  machen^ 
den' Rissen iiWß^ukr atz en,; um  der. aufznstrd^ 
chenden,  Lj:i|ipjbie-  mehrere  Berührungspuncte 
darmtbiistfiS;  idann  macht£iicfa  den  BiTs  selbst 
so  l)dMttsaxB  tla  ^nöglich^  sb  dals  kaum  einir 
ge ' blutig^ 'Pii9«etichen  durchschwitzten,   .un4 
nun  trug  ich  mit  der  Spiiase  derLanzette  ei& 
TröpfgjBnc  JL|ri6phe>.  nachdiem  ich  die  Blut- 
puncte  xorher.  weggewischt  hatte,  auf.    Misi 
hat  Lanleli«^  yorge^chlägeiiy  welche  nach  der 
Spitze  hüi  gefurcht  sind^  -um  ^dadurch,   wie 
man  gÜMdic»:  4ie  ^  LyjD9pli#r  be<|uemer  auffas^ 


—  ."38     — 

iien'  EU  können.  loh  halte  die»  klfleftfeii  fär 
zwecklos;  denn  ihre  Ti^fe  &t  einmal  schön 
bei  der  grolsen  DUarie*des  Eisens  üitibeträcht- 
-li.h,  und  dann  ist  sie  unnothig,  well  sich  sn 
'die  gewöhnliche  Sftitse  hinreichende  Lymphe 
''axihängt. 

Bin  ich  genöthigt,  mit  trtek^wem  Faden 
zu  impfen,  so  pflege  ich,  xu  frtils^^  Hof- 
nung  eines  guten  .Erfolgs»  drei,  ▼ier  feiae 
Risse  so  dicht  neben  einander  und  etwas 
tiefer  aK  sonst,  ^o  xu  machen,  dafa  sie  in 
einen  zusammenflielsen,  ich  warte  etwa  sehn 
Minuten,  bis  die  paar  Bluttropfen  zu  Ende 
«ind  und  dann  lege  ich  den  Über  heifsem 
Wasser  befeuchteten  Fäden  ein,  wann  yor- 
Jier  die  kleine  Blutkruste  mit  ein  i^enig  Spei- 
-<^el  weggenommen  ist,  und  befe%tige  ihn 
•mit  englisi:hem  Pflaster.  So  kann  man  fiel 
-äirherer  auf  die  Fassung  rechnen,  als  wenn 
man  auf  jede  andere  Art  zu  Werke  geht;  und 
man  hat  nicht  nöthig  den  ->ön*  Einigen  ge- 
gebenen Rath,  den  Schorf  am  dritten  Tage 
abzukratzen  und  einen  neuext  Fadoi  einzu- 
legen, zu  befolgen* 

Die  Impfung  mit  dem  FlieganpflSster- 
chen  ist  die  unsicherste  und  am  wenigsten  zu 
empfehlende.  -  Nie  i^t  sie  mir  bet  den  Kuh- 
pocken  und  ehedem  selbst  oft  nicht  bei  deti 
Kinderpocken  giegHlckt.     Dia  Ursache  liegt 


-     59     - 

iSetn^^  Hkäiinkens  darin,  d^fs  die  einsau« 
gendeii  XJfefafiö  durch  den  Reiz  des' Pflasters 
Vf  Fschkysseit,  vorzüglich  aber  auch  darin,  dafs 
vurcH  die  iii  Ulfenge  ausgeschiedene  Lymphe 
tläs  Bfiasfnä  ffh  Faden  umwickelt,  verdünnt  und 
"Vf  eggespült  werden.  Wir  bedürfen  aber  auch 
dfeser  Methode  gar  nichi;  denii  weifs  man  es 
nur  einigdrmarsen  geschickt  anzufangen ,.  um 
das  Zutraüiifi  der  Kinder  zu  gewinnen,  die 
Furcht  abzuhalten,  so  darf  tnan  immer  das 
Me<»sertihLen  keigeif.  Yoi»:  Tielen  Kiüdern,  die 
ich  impfte,  schrie  ein  einziges  . dreijihrigea 
Mädchehi  deren  Mutter  aber  abwesend  war; 
feile  übrigen  sahen  ruhig  zu,  ohne  eine  Miene 
zu  verziehen ;  dadurch  hat  man  den  Vortheil, 
dafs  sie  ^nirht  zucken,  welches,  wenn  sie  das 
Öeisidit^bwend^n,  so  leicht  ist* 

Nach  nr^iner  Erfahrung  fafst  die  Ini{>fmi[g 
bbi  bJüK^deiü,  wohlgeHährrteti  Kindern  leich- 
ter, aU  bei'ichlalFen,  magern;  selten  bei  de« 
nen,  welche  Ausschlagskrankheiten,  als  Flech«» . 
ten,    Milchächorfü    Nachtbraud   etc.    haben, 
üder  seit  Kurzem  erlitten   hatten.     Frische, 
gesunde  Kixideir  bekamen  die  bekannte,    ei-, 
genthüfhiiche  Röthe  um  die   Impfstellen  *  in 
beträchtlicherem  Umfange,  höher  von  Farbe; 
bei    einigen    verbreitete   sie   sich   über   die  ' 
ganze  vordere  Seite  des   Oberarms,    ja  bei 
einem -sweijährigen  starken  Mädchen  bis  bei- 


—    -i^    — 

nalie  an  das  Hmdgelenk;  A&  dcv  unten 
Fläche  war  inlessea  keine  Spur  daron.  Ue* 
berschritt  die  Rüthe  die  gewohnlirhun  Grta- 
zen,  -o  behielt  sie  dann  aber  die  runde 
Ir'oriu  nicht  mehr,  sie  dehnte  sich  dann  mit 
stitker  Geschwulst  in  unregelmäTsigen  spiz- 
z.u  unri  htumpfen  Winkeln  an»  und  ähnelte 
einer  Figur  auf  der  Landkarte,  oder  einer 
(;»?t  schr^n  und  rerwaschenen  Fortifikations« 
h.:^ur;  unterm  Mikroskop  bemerkte  maudent« 
licli  r'ie  entzündeten  Hautgefäfse.  Mit  dieser 
Bewafnung  betrachtete  ich  auch  eioigenial 
eine  Menge  kleiner  i:(läschen,  welche  in  der 
Breite  eine^  halben  Zolls  rings  um  die  Impf- 
b.:ttern  ^af.eii;  ,sie  hatten  die  Gevtalt  gro« 
r>er  llir.enkorner,  mit  weirslichen  Spitzchen 
und  vorschwand'  u  mit  den  Inipfpockeni  wie 
sie  mit  ihnen  gekommen  waren. 

Dtm  wahren  Kuhp  }ckenaiisschlag  beob« 
achtete  ich  nur  einmal;   er  entstand  bei  der 
Abtrocknung  am  dreizehnten  T^ge,   und  am 
sechszehnten   war  kaum  noch  ejne  Spur  da- 
von. it;)rig.    Auch  in  Maynz  sah  man  ihn  sel- 
ten, und  einige  meiner  entfernteren  Freunde 
bemerkten  ihn  gleichfalls  nur  ausnahmsweise. 
r    '      daher  wahrsche.nlichy  wenn  sich  meh- 
iobachtungen   damit  bestätigen,    dafs 
luung  des  Kuhpockenausschlags   auf 
^entel  aller  Geimpften  zu  hoch  ist. 


Bei  meinem  Impflinge:. war  «ht  aber  in  sejir 
hphem  Gfade,  denn  der  ^anze  Körper  war 
so  wie  die  GliedmaXsen  mit  deA  bekumtei^ 
Meinen  3lWhen  ffie  besäet»  ''. 

Ich  bj^i^weifle^  dafa  bemsrkbares  Fieber 
zn  den  pathognomonischen  Zeichen  der  Kuh* 
pock^n.  &u  rechnen  sey;  nur  bei  drei  Kin- 
4erB9  .welche  ich  impfte,  fand  es  sieh  merk-» 
lieh  ein;  bei  einer  grofsen  Z^i  von  andern 
impfliagen  spülten  Eltern .  und  Wärterinneu 
nichts^  beständiger  aber  ist  tun  den  sechst 
teA  und  .achten  Tag,  Yennehrung  der  Aus- 
dünstung und  oft  .starke  Schweifse.  £sniag 
indessen^- #mmer  seyn,  dafs-  sich  meist  un« 
n^erfiliohp  und  ^vorübergehende  Fieberbewe« 
g^pgen/einfiIMlen,  die  aber  ebeu  -  deswegen 
^T,  AufiQerlcifiuiikeit  entgehen« 

Die  Vergleichung  der  Kuhpockenlj^w 
pfae  n:^  geronnenem  Hammelstalge ,  welche 
man  ziemlich,  allgemein  wiederholt  hat,  kommt 
n)ir  gaaKr  unpassend  vor  und  erweckt  den 
Afifsbegr|0^,  «als  sey^^sie  fettiger  Natur,  da  si9 
doch  in\  Gegentbeil  sehr  klebrig  ist  und 
ganz  einer,\(jummiauflösung  gleicht;  denn  in 
zehn  Sekunden  ist  sie  schon  zähe  an  daa 
Eisen  geklebt  und  man  kann  >ie  nur  durch 
den  Haucl^des  Atnems  wieder  abwischbar 
machet;  mai^  muf%  daher  das  Kind,  Tön  wel« 
ehem  geinipft  werden   soll|  nahe  bei  dem 


-    4»    - 

Impflinge  haben,  um  bei  der  UebertrAgong 
keine  Sekunde  zu  verlieren«  Impft  man. 
mehrere  Kinder  hintereinander  mit  dem  aäm* 
liehen  Instrumente,  so  mufs  maa  es  bald 
reinigen,  denn  es  wird  sonst  durch  diese 
klebrige  Materie  stumpf« 

Da  ^e  Carro's  Erfahrungen  dafür ^  An- 
tlerer  dawider  sind,  dafs  ein  Mensdi,  "wel- 
cher die  Kinderpocken  überstanden  hat, 
noch  für  die  Kuhpocken  empfänglich  stj^- 
so  impfte  ich  mich  selbst  an  beiden  Arm^n; 
(es  sind  34  Jahre,  als  ich  durch  Impfwg 
die  Kinderpocken  glücklich  überstand^.  Der 
Erfolg  war  ganz  dem  gleich,  welchen  Sybel^ 
Baucholz^  PearSon  und  Andere  er^hren, 
als  sie  sich  und  andere  mit  Kuhpoek't^hljm- 
phe  impften,  nachdem  sie  die  KindUtpöckiba 
schon  gehabt  hatten. 

In  Maynz  hat  man  bereits  hüufig  die 
Kinderpocken  nach  vorhergegangenen  Kuh- 
pocken geimpft;  so  wie  in  allen  bereits  be- 
kannten Fällen  entschied  auch  hier  die  Et*- 
fahrung,  dafs  keine  allgemein^  Ansteckung 
durch  die  Kinderpocken  mehr  ihöglich  sey, 
wenn  die  Kuhpocken  vorhergegangen  sind« 
Einige  Zeichen  der  Localinfection,  einen 
kleinen  nässenden  Schorf,  Bläschen,  oder 
eine  vorübergehende  Exerescenai»  aus  der 
Impfstelle  bemerkte  man  dllgemeiilt  aber  nie 


./  • 

* 

aufsef  diSn  rmpfstellen.  Nächsten»"  werde 
ich  mit  meinen  Geimpften  das  nämliche 
thun.  ^Je  mehr  sich  diese  Erfahrungen  hau* 
fen,  desto  leichter  wird  es  teyn,  die-KIäf«- 
fer^  welche  diese  unscbätsbare  Erfindung 
bisher  anbellten,  zum  Schweigen  zu  bringen« 

In  zwei  Fällen  erschienen  erst  am  sie«  , 
beuten  Ts^  4^6  Zeiejiia  ftnsdea  IfapJstMeiiy 
welche  schon  am  dritten  hätten  beobachtet 
werden  sollen  und  doch  waren  diese  bei-^ 
den  Kinder,  welchen  ich  die  Kuhpocken  ge^  . 
geben  hatte,  sehr  stark/von  blühe^deir  Ge- 
sundheit,, und  beide  über  fUnf  Jahre  <  alt. 
Demehherachtet  beschleunigten  die  übrigen 
Petfode^  iht^en  Lauf  so,'  dafs  am  fünfzcihn«^ 
ten  Tage  alfeit  abg^than  tear.  ' 


-    44    - 


IV. 


Das    gelbe    Fieber. 


I. 

lieber  die  Natur  und  Behandlung  des 
gelben  Fiebers,  uon  C.  E.  Fischer, 
Hofrath  und  Prof.  in  J^na. 

iN  och  schallt  die  dumpfe  Todtenklocke 
zwar  nur  ron  fern  zu  uns  herüberf  Aber 
sollen  wir  warten  bis  sie  über  unserm  Haupte 
tönt?  —  Sollen  wir  es  versäumen,  vorsichtig 
zu  seyn;  und  werden  wir,  auch  wenn  wir 
CS  sind,  den  üebergang  des  Wehes  zu  uns  ' 
sicher  verhindern  können,  wenn,  wie  aller- 
dings wenigstens  sich  denken  läfst,  mit  dem 
Kintritte  einer  neuen  der  Pest  günstigen 
r'ntwicltlungszeit  in  Italien^  das  Uebel  dort 
wieder  aufs  Neue  erwacht  und  näher  und 
leichter  zru  uns   durchdringt?  —  Wie   wür- 


^    45    ^ 

den 'Wir  deia  fürcbteriichen  nbüen  Ga^tiü' 
empfangen,  «lit  weichest  Waffen  ih»  ^aizu« 
greifen  haben  ?  —  Ich  furchte j  •  dafs  mah- 
chem  Praktiker,  wenti  er 'bei  dieser  Fragj»' 
di«  Haüd  ans  Here  legt,  s^in  G^wisä^en  k^eiif 
gut  Zeugnifs  geben  und  -er  bedenklich  gie^ 
uug  Wterden  wird.  Denn  woröö  soll  er' sich' 
auch  halten,  was  zur  Grundlage  seiner  Theo» 

'  rie,  seiner  Praxis  in  diesem  Punkte  machen? 
Die  Schriften,  die  wir  ^on  älteren  Erschei- 
nungen der  Krankheit  haben^tothalteti  m«ist 
blofs  zerstreuete  und  empirische  oder*  sich 
gar  widersprech-ende^  keinesweges  aber  ei« 
xiigermafsen  zuverlässige  Resultate.  Durch 
Angenseugen  bekommt  man  selten  und  al* 
lenfalls  erst  nachdem  schon  lange  das  U^ 
bei  aufgehört  hat,  möglicherweise  einige  No- 
tizen,'.and.  so  bleibt?  der  denkende 'prhkti- 
ache  Arzt  sich  selbst  und'  seinem  Denken* 
überlassen;'.     Ueberall   um'  ihn  liier  Vefwir^ 

.  rung,  sudht  er  vergebens  festen  ]Fu(s  zu  ß^- 
aen.     Schon  im  »Anfange  des    Kampfes    ei-^- 

'  gentlich'  im  Rückzüge  begriffen,  «vermag  «er 
deirknmer  wüthi^nder  heiandringenden  FeinJ^ 
de>nitr  schwache  Waffen,  oder  ih  eine!*'  Art 
Ton  VerzweifehMa^  gefülirte  Streiche  entge-^ 
genzuaetzen.  Erfragt  nach  seinem  Lehrbe- 
griffy^bb  daS'Uebel  eine  Sthenie  öder  Asthe- 
u  'JBr*#€«4#t;  vyawälig  geimg.  teiaeff 


-    46    - 

ty-fttematischen  Stolz  unter  das  Umhertappem 
der  gemeinsten  Empirie  beugen  zu  müssen, 
bald  diese  baM  jene  Methode  an;  aber  sein 
System  giebt  ihm  keinen  Trost,  so  weit  er 
auch  die  Versuche,  daselbe,  auf  eine  oder^ 
die  andere  Art  zu  rechtfertigen,  treibt.  Mit- 
ten unter  dem  Gräiiel  der  Verwüstung  reilst 
seine  Kranken  und  am  Ende  ihn  aelbst  ein 
Uebel  hin,  was  das  Weltsystem  so  wie  die. 
papiernen  Systeme  der  Kunst  und  Wissen- 
schaft erschüttert^  was  nichts  Terschont  ab 
was  weit  vor  ihm  flieht,  oder  die  Probe  (und 
gewifs  eine  harte  wegsame)  schon  einmal 
ausgehalten  hat,  was  über  die  Ohnmacht  der 
Wehr  gleichsam  erbittert  ist«  indem  es  be- 
trübt,  was  alle  Philosophie,  EndzwecLslebre, 
Glückseligkeit,  Hoffnung  und  Glauben,  durch 
die  schwarze  Wolke  d^^r  Zerstörung .  Ter^ 
dunkelt. 

Sollte  es  denn  gar  niaht  möglich  seyn« 
nach  den  Thatsachen,  die  wir  entfernteren 
und  ruhigeren  Zuschauer  schon  haben,  et- 
was Zweckmä/sigeres^  allgemeineres  und  ße» 
stimmteres  über  die  Heilung  dieses  furcht- 
baren Uebels  festzusetzen,  als  uns  bisher 
zu  zerstreute  einseitige  und>  nicht  selten  ein-v 
ander  aufhebende  Angaben  aufgestellt  ha- 
ben? Sollten  nicht  die  Keime  zu  ^di^sen 
Maafsregeln  schon  in  eben  diafsei£lNa^iKiGb«i 


-.47     - 

ten  uadBetrachtungeH)  die  wir  schöft  bestyen, 
liegen,  die  aberzieht  genug  beachtet,  vnd  na- 
mentlich aus  zu  stark  aufliegendem  Nebel  ei- 
nes Systems  nicht  genug  gewUrdigt,  nidit  dreist 
genug  verkündig  werden  i  Alle  bdsher.ge|>rie« 
sene  Mittel,,  namentlich  die  Salpetersäuren 
und  salzsauren  Räucherungen,  müssen  doch 
nicht  den  Tollständigen  Effekt  leisten ,  den 
man  von  ihnen ,  theoretisch  und  praktisch  an«- 
gab.  Sop&t  wäre  e^  doch  unbegreiflich,  wai:um 
die  Regierungen  der  Läilder  und  Orte  wohin 
die  n^ärdjerischie  Se^uchje  bisher  gedrungen 
ist,  bei  aller  ihrer  etwanigen  LaiigsaiDkeit 
und  Bedächtlichkeit,  ihren.  Gebrauch  nicht 
allgemeiner  uad  offizieller  gemacht,  warum 
die  Aerzte  diese  leichte  Methode  nicht  i;iit 
beiden  Händen  stets  ergriffen  hätten.  Wenn 
aber  nach  einigen  Nachrichten  (z.  -  B«  der 
Bayreuther  Zeitung)  der  GouMrneurtriA  ii- 
uorno  Tag  uod  Nacht  aein  ganze»  Haus^ 
Hofplatz  u«  s.  w.  ausräuchern  liefs  und  doch 
dem  Unglücke  des  Hauses  kein  Einhalt  ger 
fhan  werden  konnte,  was  soll .  man  .idaili& 
aiaigenuafsen  zuverlässig  tixöstliche»  foti  die- 
sem chemischen  Mittel  de  tken?  Wenn  AiJ^ph 
in  seinem  Werke  über:  dtaL  zuerst  ."«rscHie« 
nene  gelbe  Fieber  bezeugte,  dais  ihm,  naoh 
ananchea  'vergeblichen  Veraucfaen  mit  dM 
4urQfadon(endat«Q  und  kg^ftigiten  Hmtn|{W 


-    48    - 

i«!ii  in  dieiem.  die  hodute  Asthenie  Tem- 
thenclem,  Uebel,  am  Ende  noch  die  Anwen- 
dang  der  «««leerenden  Methode  durch  Ja- 
lappe,  QuecLsilber  lu  s.  w.  atn  mehnten  ge- 
nützt  habe,    so    wnfsten  ^-ir  schon   damals 
.  Hiebt  was  wir  denken  sollten.     Der  Gnosti- 
ker  freute  sich,    der   Brownianer.  zweifritei 
Mancher    Erregungstheoretiker  glaubte,   er 
wolle    das    Uebel   schon    anders    angreifen, 
trenn  es  nur  so  kühn  wäre,  ihm  unter  dem 
Panier   seines   Systems   zu   nahe    zu    treten. 
Aber  gleichwie  die  beherzten  Jager   <}^  ^^ 
stigea   Thieres,    Bär  genannt,    würden  alle 
Ursach  haben,   ihre  gemachte  Bekanntsdi)^ 
zu  bereuen,    und   durch  einei  demüthigende 
Prostemation   der   Obergewalt   der  Erschei- 
nung   inne    ku   werden.      Das   Resultat    ist, 
dafs  wir   bisher   noch  nicht  sehr  yiel  weiter 
in  Festsetzung  eigentlich  rationeller  Ansicht 
ides  Uebels   gekommen    sind,    ohne   welche 
wir  es  doch  mit  Vernunft  nicht  wagen  dür- 
fen, in  einen  so  ungleichen  Zweikampf  uns 
einzulassen.  i 

Bei  der  Unzulänglichkeit  sowohl  derne* 
gativen   als   positiren   Methode,    wären  die 
Fälle,    warum  das   Uebel   so    selten   heilbar 
itt   (vorausgesetzt,    dafs    es    überall    heilbar 
und  seyn  fnufs)  vorzüglich -die   beidee 
iulfn*    Eijat^eder  hat.man  d^ s ebränige 

Locale 


—    49    — 

Xocale  nicht  genug  berücksichtigt,  wodurch, 
-auch  bei  richtiger  Wahl  der  allgemeinen  Me- 
thode,   der  Hauptpunkt   der  Kur  yielleicht 
Terfehlt  werden  könnte.     Oder:  man  ist  mit 
Anwendung  der  athenischen  und  antistheni-- 
sehen  Methode  so  unglücklich  gewesen,  weil 
^man    nicht    die    Zeitpunkte    wahrnahm,    in 
welchen   vielleicht  beide,    jede  für  sfch  und 
Iia,ch  einander,  angewandt  werden  müs|en?  - 
Diese  allgemeinen  praktischen  Refleitio- 
Si«n    und    Yermuthubgen  zu    erläuteite,    ins 
Reine  zu  bringen    und  zu    einem  gewissen 
Crrade  der  praktischen   Gewifsheit  zu  erher 
'l>en,  ist  die  Absicht  gegenwärtiger  Betrach- 
tung, die  unmittelbar  auf  ihren  gegenständ 
geheftet   nur    die    Nebenbemerkungen   sich 
erlauben  wird ,  welche  die  Haupt$ache  erläu- 
tern und -durch  Analogie  aufkläret  können. 
Die  neuere  Theorie  seit  Bre\fn^  unter  wel- 
cher Form  nnd  Sek^e  sie  auch  auftritt,  gestat- 
tet in  allen  asthenischen  Krankheiten  durch« 
aus  keine,   mehr  o<!er  weniger  schwächende 
•  und  ausleerende  Mittel«     So  .wichtig   diese 
Ansicht   im  Ganzen  genommen  ifit,   so   hat 
sie  doch  auf  mancherlei  Nebennmstände  und 
Gesetze  Rücksicht  zu  nehmen  vergessen,  un- 
ter   welchen    eine    an    sich    asthenisirende 
Schädlichkeit   den   Organismus   ergreift  und 
seine  Reaction  erzwingt«    Wäre  diesem  Pro- 

J«iirn.  XXL  B.  4«  St-  D 


—     5o     — 

Ijletxi  richtiger  gelüst,  so  würde  man  üdi 
manche  praktische  Einseitigkeit  und  Unzu- 
länglichkeit erspart  haben.  Hätte  man  nun 
vollends  lebhafter  bedacht,  d.tfs  es  bei  EiH" 
Wirkung  contagiüser  Stoffe ,  so  wie  derglei- 
chen offenbar  beim  gelben  Fieber  statt  fin- 
det, nicht  blofs  auf  das  reine  Produkt  und 
Ma;ars  von  Erregung,  sondern  auch  von  che- 
mischer Affination ,  Vervielfältigung  und  io- 
nigerer  Verbreitung  derselben  ankomme,  und 
folglich,  dafs  alles,  was  die  Bedingungen  diV 
ses  chemischen  Assimilations-  und  Multipt 
cationsprozesses  setzt,  offenbar  dio  KradL- 
heit  selbst,  als  das  nachfolgende  Produkt 
vermehren  und  zu  einer  desto  verderbliche- 
ren  Hohe  bringen  muls ;  so  wurden  wir  eine 
bessere  Theorie  und  Heilmethode  aller  soge- 
nannten ansteckenden  bösartigen  Krankhei- 
ten und  auch  des  gelben  Fiebers  haben,  als 
jetzt  wenigstens  im  Schwange  ist.  Josepi 
Frank  und  mit  ihm  P/aff  haben  dieses  Prin- 
zip noch  am  .lebhaftesten  und  lichtigsten  g^ 
fafst.  *)  Ersterer  hat  in  der  zweiten  Ausgab« 
seiner  Erläuterungen  der  Erregungstheoru 
die  erfahrungsmäfsige  Unzulänglichkeit  der 
Reizmethode  in  von  ihm  sogenannten  con- 
tagiösen  Nervenfiebern  hinreichend  darge- 
"mn.     Herr  P/aff  in  der  lehrreichen  kriti- 

5  S.  Meine  jtbhandlung  über  dat  gelbe  Tiefer,     Jour 
nml  d.  pr,  Neilk,  XX.  B.  s.  St. 


•     '  •         —    5i"    --■    . 

s^hen  Abhandlung  womit  er  die  dritte  Aas<-^ 
gäbe;  'seiner     deutschen    Uebersetzung    Von  ' 
ßrowns  System  der  Heilkunde  *;)*  ausgestat- 
tet«, hat  diesd  Materie,   die  wir  als  Prälimi- 
narilen    unserer    Arbeitv   bearbeiten    müssen, 
auf  folgende  Art   ausgerdhst:    i^Oft   richtea 
,^ Reizmittel  nichts  gegen  die  Krankheit   aus,- 
„wo  die  Lebenskraft  zu  sehr  mit  dem  Krank<p» 
.   ^heitsreize   beschäftigt  ist,    um   die  Einwir- 
,,kung   der   Arzneimittel    aufzunehmen    und 
,,  darauf  zu  reagiren.     Zweckmäfstge  und  thi« 
,,  tige  Mittel  gleich  itn  Anfange,  wo  der  Krank* 
,,heitsreiz  sich   gleichsam   noch   nicht   tiefes   . 
„ins  System  inserirt,   noch  nicht  die  Erreg- 
,,bark€it  zu  lebhafter  Reaction  aufgereizt  hat,- 
„können   durch    die   Entfernung    desselben, 
„oder    durch   eine   totale  Veränderung   der 
„Empfänglichkeit  des  Systems,   eine  Kranke 
,,  heit  allenfalls  noch  in  ihrem  ersten   Ent- 
„stehen  unterdrücken,    z«  B.    durch   Brech- 
„  mittel.'    Ist  aber  der  Krankheitsprozeis  ein-' 
„geleitet,    haben  sich   die  Krankheitsbewe- 
„gungen  mit  einander   verkettet,    hat  diese 
„Verkettung,  durch  Wiederhohlung  des  Zu- 
„  ges  derselben  mehr  Stärke  einhalten,  so  trotzt 
.  „  die  Krankheit  den  Mitteln  des  Arztes,  und 
„er  mufs  einen  ruhigen  Zuschauer  abgeben, 
„o^er  sich  weiiigstens  gestehen,  dafs  er  mit 

*)  Koptnhagen  1804. 

D  5i 


—    5«     — 

^  all  seiner  Geschäftigkeit  wenig  ausrichtet.^^ 
.  Und  S.  126.  a.  a^  O.    „Was   könne»  ib 
^ jenen   auf^einem   AnsteckungsstoflFe    bern-^ 
^yhenden  Nervenfiebern,  welche  ihren  Gang 
y  unaufhaltbar  f drehen,  und  ia  einem 'be- 
,,  stimmten  Zeitpunkte  sich  von  selbst  ent* 
9,  scheiden,  jene,  nach  Brownischer  Vorscbiift 
^in  allerhand  Formen  gegebenen  Reizmittel 
^nützen?  Werden  sie  nicht  vielmehr  durcb 
9,  unnütze    Anstrengungen  .  der    Lebenskraft 
,)  schaden?  wird  dem  Arzte  nicht  ihre  Hülfe 
9,  dann  entgehen,  wenn  er  derselben  ani  mei- 
^,8ten  bedarf,  ia  jenem  Zeitpunkte,   wo  ttic 
9,  der  Entscheidung  des  Fiebers  zugleich  eise 
,,  aufserordentliche   Schwäche  der  Erregung; 
„.der  höchste  Grad  von  Asthenie,  ohne  dar- 
„um  Krankheit  zu  seyn  (?)  eintritt,  und  wo 
„d^:    gewohnte    Eindruck    jener     kräftigea 
„Reizmittel  seine  Wirkung  verfehlt.** 

Nur  nach  Festsetzung  und  Erläuterung 
dieser  und  dahin  gehörender  Grundsatie 
kann  man  in  Angabe  der  BehandTung  der 
contagiösen  Fieber  weiter  gehen« 

Welche  wichtige  Potenz  die  Bewegung 
bei  jedem  chemischen  Prozesse  sey^  wie 
dur^h  ihr  Hinzukommen  Auflösungen^  Zer- 

*)  Wenn  diese  Erklärang  auck  mebr  büdlicb  und  tum 
TheiJ  unrichtig  seyn  sollte,  so  schadet  ditf  dodi 
dem  Factum  mi«bt. 


—     53     — 

setÄUÄgeHt   Vereimgungen  un^  V^rfareitün- 
.    gen   der  Stoffe  befördert  und   l^eschleunigt 
werden/  lehrt  jede*^  Probe,   wo  selbst  durch 
das  mechanische  SchüttelR>  Heiben  u»  s.  w* 
der  mit   einander  zu  vermischenden  Stoffe^- 
di^se  Vereinigung  gleich  einer^  höhern  Grad 
Ton  Innigkeit  von  »höherer  chemischer  Po-^ 
tenz  bekommt«     Da  aber  offenbar-  bei  dec 
Einwirkung  der  Gontagien  auf   den   Orga««:^ 
nism   eine   Art    chemischen   Prozesses  statt 
'*   hat,  obgleich  wir  ihn  selbst,  die  Art  wie  er 
zu  Stande  gebracht  wird,  und  sein:  ProdutLt 
nicht  bestimmt  kennen  (#eil  der  erste  Grund- 
stoff uns  noch  nicht  bekannt  geniig  ist,'  ob 
es.  wirklich  Wasserstoff  odet  was  soii5t  ^ef)^^ 
so  erhellet  daraus  die  Wichtigkieit  der  Auf- 
merksamkeit auf  alles,    was  die   Heftigkeit 
cler  Beweguüg  und  der  Action  während  der 
ersten   Periode   des   ConJßiktes  des  Krank« 
heitsstoffes  mit  den  festen  nicht  Blofs^  son- 
-  derp  auch  mit  den  ilüssigen  Theilen  des  Or« 
ganisqis,   za  vermehren,  oder  zu  vermindern^ 
im  Stande  ist    Denn  warum  ist  nach  aller 
Erfahrung  jede   contagiöse  Krankheit,    be« 
sonders    die  unter  der  Form  der  mit'AUs^ 
schlagen  erscheinenden,  Scharlach,  Blattern, 
Petechien  u.  s.  w.  so  vorzüglich  gefahrlich 
und  bösartig,  Wenn  der  Kranke  während  der 
Ansteckungszeit  und  bis  zum  Ausbruche  sich 


/ 


-     54    - 

etwas  starke^  Bewegung,  z.  B.  Reisen  zu  TuTs 
zu  Pferde  u«  s.  w.  .gemacht.  Nichts  ist  be- 
kanntlich verderblicher  als  dieser  Umstand. 
Wird  nicht  dadurch  eine  innigere  und  mehr. 
Terbreitete  Mischung  des  Giftes  mit  dem 
Organism  und  zugleich  eine  erhöhtere  Ac- 
tion  gesetzt,  die  nunf,  wenn  die  Krankheit 
wirklich  in  ihrer  ganzen  Form  erscheint,  ein 
zwar  höheres  oder  desto  eher  in  Hyper- 
sthenie  übergehendes  Produkt  liefert. 

Wem  sind*  die  contagiüsen  Ausschlags- 
krankheiten, namentlich  z.  B.  die  Menscheit- 
blattem,  am  gefährlichsten?  Dem  Erwachse^ 
nen  oder  dem  Kinde?  Fürchtet  |nan  niebt 
mit  Grund  für  den  Erwachsenen^  wenn  er 
diese  sonst  furchtbare  Krankheit  bekömmt, 
und  bemerkt  man  nicht  die  gröfi^te  Sterb- 
lichkeit unter  den  robusten  Subjekten,  wel- 
ches sich  selbst  bis  auf  die  Kinder  erstreckt; 
unter  denen  vollsaftige  starke  Geschöpfe 
der  Art  selten  am  gelindesten  abkamen  *); 
bestätigen  es  denn  nicht  auch  alle  Nach- 
richten, dafs  eben  dies  Verhältnifs  bei  dem 

-  *)  Die  alte  Regel,  Kindern  ebe  sie  die  Blftttam  ülfsr- 
standen  hatten,  kein  Fleisch  zu  geben,  haue  du 
Wahre  xum  Grunde  und  bezog  sieb  auf  den  ebea 
berührten  Punkt,  dafs  eine  mehr  sthenitrlio  Copfd- 
tjütioa  auf  die  miCilicbste  Art  einer '»ololien  Krank* 
heit  entgegengeht. 


-    55     - 

gelben  Fieber  Matt  finde;  däfs  robuste  junge 
Personen  selten  so  leidlich  wegkommen  als 
Alte  oder  Schwächliche  oder  Kinder  und 
Weiber?  Bei  den  Alten  vermindert  sich  der 
Grad  von  Receptivität  für  das  Gift  über- 
haupt, und  bei  den  Weibern  und  Kindern 
und  nicht ,  im  Uebermaafs  der  Gesundheit 
sich  befindenden,  die  Reaetion  des  Sj^stetns 
auf  die  Einwirkung  desselben. 

Sind  aber  diese  Thatsachen  bei  Krank* 
heiten,  die  mit  einem  AnsteckiingsstofFe  be- 
gleitet'iind,  'unwiderleglich,  und  ist  es.  eben 
so  unwidersprechlich  nach  allen  Erscheiniin« 
geh,  dafs  das  gelbe  Fieber  unter  eben  diese 
Rubrik  gehört,  so  resultirt  daraus  schon  der 
Satz :  n^(lA  ^*^  Kunst ,  im  Entstehen  "Und 
,,i>i  det  etscen  Periode  des  Uebels  das  mei^ 
^^stCy  nach  dem  Aufbruche  und  in  der  tiöh^ 
^'^dessetherf  aVer  wenig  o4or  Nichts  leisten' 
y^könne,^^ 

In  der  ersten  Periode  haben  wir  ^ie 
Krankheit  hoch  in.  so'  weit  in  unserei*  Ge*' 
walt,  als  wir  auf  die  Rückwirkung  des  vom 
KranlcheitsstolFe  angegriffenen  und  ehemisch 
und  dynapiisch  afficirten  Systems  y  als  den 
andern  zum  Produkt  concurrirenden  Fac^ 
tor,  Einflufs , behalten,  und  durch  die  Vcr-' 
nünderung^  dSeses'  einen.  Factors  auch;  den, 
jtudern  (den  Krankheitsreiie) '  madigen   und 


r-     56     ^ 

verkleinern,  auf  alle  Falle  aber  das  Produkt, 
die  Evolution  und  Progression  des  Krank- 
heits|irozesses  mpderiren  können.  Leider 
acheint  uns  bi$her  weiter  nichts,  übrig  -ta' 
bleiben,  da  die  Chemiker  bei  aller  Leichtig- 
keit, womit  sie  die  Scheidekunst  auf  dea 
gesunden  und  kranken  Organism  anzuwen- 
den sich  bestreben,  noch  keine  spezifische 
Methode  und  Destruction  desselben  ange- 
geben und  bewährt  dargethan  haben.      ' 

Diese  unsere  künstliche  Einwirkung  auf 
das  System  wird  aber  keinesweges  positif 
und  reizend  seyn  dürfen,  weil  dadurch,  naek 
dem  Obigen,  die  intensive  und  exteniire 
Gewalt  des  Krankheitsstoffes  Tennehrt  uad 
die  Krankheit  nothwendig  dadurch  zu  einer 
Höhe  und  Heftigkeit  gebracht  wird,  ■  dtb 
alle  Ijemühungen,  ihr  in  einer  späteren  Pe- 
riode  Einhalt  zu  thun,  fruchtlos  sejm  wer- 
den. Diese  Regel  gilt  sogar  in  allen  con- 
tagiösen  sowohl  als  nicht  contagiösen  ty- 
phos^en  Fiebern,  dafs  die  erste  Peiipde  der« 
selben  niclit  so  starke  Reizmittel  erlaubt, 
weil  die  Reaction  hier  noch  am  lebbaft^en 
ist,  wie  alle  Symptome,  z.  B.  der  oft  vollf 
starke  Puls  zu  Anfang  einer  solchem  im 
Grunde  höchst  asthenischen  Krankheit  be- 
weisen* Aber  Europa  siebt  und  hört  diese 
Wahrheit  nicht,  und  will  ihrer  vor  System* 


i 


\  . 


-.    57    -. 

^uch^)  Tiioht  gewahren,  bis.a^  Ende  neck, 
tausend  und  aber  tausend  Schlachtopfer  viet- 
leicht  dem.  eisernen -Systeme  den  Nacken 
breche^n  und  das  Herz  der  Wissenschaft  zi\ni, 
Tor\utheilsfreieren  praktischen  Jlachdenken 
Über  diesen  Punkt,  des  Lebens  und  des  To- 
des  erweichen  werden.  So  lange  man  nur 
annimmt,  zur  Heryorbringung  einer  Sthenie 
gehöre  die  Einwirkung  eines  eindringlichen 
I\<3izes  auf  eine  zu  kräftiger  Reaction  de- 
terminirten  (nicht  sehr  erhöhten)  Erregbar« 

.  kett,    so    lange  wird  mim  diesen'  Satz    nie 

prakti&ch  fassen.    Es  kommt  dasauf  $Xif  was 

man  Sthenie  nennt..    Kann  nicht  ein  Reiz« 

der  auf  eine  sehr  erhöhte  Erregbarkeit  (di- 

recte   Schwäche)    eindringlich    wirkt,    0ben 

so  gut  und  eben  darum  ein  Produkt  erhöh- 

terer  Erregung  hervorbringen,  indem  er  die 

erhöhte  Rezeptivität  zu  desto  stärkerer  Reac* 

tion  zwingt,  welche  freilich  um  so  eher  in 

sich   selbst   und    ihrem  Produkte  gleichsam 

yerlöschen,   nicht  so   lange  andauern  wird, 

eis  wo  die  Bedingungen  einer  wahren  Sthe- 

niffc   zusammentrafen  *).     Aber    beruht,  hier 

die    Kurmethode ,    während    dieses  heftigen . 

Conflikts   des  Reizes    mit   der  Erregbarkeit 

auf  Reizyerm  ehren  oder  Reiz  entziehen?  Das 

ist  eben   der  iyichtige  Punkt,   weither  be- 

*)  Ver^  Schmidt  Prolegomenm  Eur  SjpkilidokUmik. 


—     58     — 

weifst ,  dafs  unsere  BegriiFe  Von  Sthenie  imd 
Astlieuie  bei  weitem  noch  nicht  pridctisdi 
genug  geordnet  und  bestimmt  sind^  dals, 
um  nur  Eins  anzuführen,  die  Sthenie  so  gut 
ihre  verschiedenen  Grade  von  niederer  Po- 
tenz, Substhenie  u.  s.  w.  habe,  wo  eine  genaue 
Gradation  der  negativen  Methode  durchaoi 
lioth wendig  ist,  so  gut  wie  bei  Asthenie. 
Allerdings  wäre  es  richtig,  dafs  da,  wo  bei 
einer  asthenischen  Anlage  und  Receptiritat 
durch  die  heftige  Einwirkung  des  Krank- 
heitsreirz«s  eine  Art  von  sthenisch«m  Pro- 
duct  (eine  Zeitlang)  entsteht,  rnan  das' Gldich« 
gewicht  wieder  herzustellen  im  Stände  sejn 
würde,  wenn  man  die  Asthenie  4er  Erreg- 
barkeit selbst  hübe,  die  Receptivität  vermin- 
derte durch  positive  Erhöhung  des  Wir- 
kungsvermügens  der  Faser.  Aber  wie  soll 
dies  während  de^  schon  entstandenen  Tu- 
mults der  krankhaften  Bewegungen  noch  dazu 
so  geschwind  geschehen,  da  zur  Einwirkung 
auf  die  Grundorganisation  des  irritablen 
und  sensiblen  Systems,  und  zur  Veränderung 
der  Receptivität  und  des  Wirkungs Vermö- 
gens, offenbar  eine  gewisse  Normalität  der 
Secretion  und  Reproducfion  gehört,  welche 
hier  aber  schon,  durch  die  Heftigkeit  der 
Action  und  Reaotiun,  in  Störung  und  Ab- 
ncrtnität  sich  findet.     Es  bleibt  uns    d:ann, 


~     69     - 


da  nnsere  Potenzen   nicht   einnfal  gehörig 
und  nach  sonstigen   Gesetzen  auf  den  Or« 
ganismus    eii^iwirken,    kaum    etwas    andeie^es 
übrig,  als  wie  schon  angegeben  worden,  di« 
oft   abnorme    Gröfse    der    ersten    Reaction, 
tind  damit   das  ^anze  nachfolgende  Krank- 
heitsprodukt  möglichst  zu  mäfsigen,  oder  zu 
sehen,  ob  wir  in  den  späteren  Perioden  der 
Krankheit  wieder  eti/^as  positives  thun  könf- 
nen,  um  dem  Systeme  die  Ausdauer  gegen 
die    Krankheitseinwirkung    zu     erleichtem; 
Schon  die  blofse  Theorie  und  die  Betrach- 
tung der  organischen  Gesetze   der  Reaction 
lehrt,,  dafs  es  beim  gelben  Fieber,  als  ^iner 
tinläugbar    höchst     asthenischen    Krankheit,' 
^ine  Zeitperiode  geben  werde,  wo  das  blofse 
Vermehren     der  Incitamente    nichts    nutzt, 
sondern  höchst  schädlich  ist,  und  wo  es  viel-' 
mehr  auf  Verminderung  des  Incitamente  an-^^ 
kommt«    Dies  mufs  nun   die  erste  Periode 
aeyn,  wo  auf  eine  gar  oft  nicht  einmal  durch 
.  langwierige  Asthenie  verbreitete  Anlage  ^) 
die    ganze    Heftigkeit   des    Krankheitsreizes 
fällt,  und,  indem  dadurch  eine  sehr  heftige 
Ruckwirkung  erzwungen  wird,    alle  Zufälle 

*)  Beksnatlich  werden  vielt  Krsnke  der  Art  plotclicli 
be&Uea  und  die  robuite«ten  Constitutionen,  wo  d-r 
Pr^xtfi.  der  R'^aaioa  iofleich  «■  ipielea  anfangt« 
am  tbei'tn. 


-     6«     -    ^ 

imd  Erscheinungen^  erhöhte  Err^oBg  und 
«iine  organische  Heftigkeit  der*  Bewegung, 
die  zu  ihrem  eigenen  Untergange  blind  thä- 
tig  s#jn  m^Cs,  anzeigen.  In  diese  erste  Pt-^ 
xiodß  fällt  die  vornehmste  Wirksamkeit  .(|ies 
Ueilar^tes.  Aber  freilich  IWder  nur  :auf 
«ine  direkte  Art^  durch  Herunterstinunong 
des  reagirenden  Systems,  jiderlasserij  man 
erschrecke  nur  nicht  ob  der  Ketzerei,,  ist 
das  Hauptmittel  in  dieser  Epoche,  und  .wie 
"vr^rden  gleich  zu  dieser  Behauptung  die  er<* 
fahrungsmäfsigen  Belege  sammeln.  Jetzt  ha* 
'bien  wir  es  nur  mit  aligemeinen  Gründen  lu 
thun.  Dies  Heilmittel,  wird  keinesweget 
durdh  andere  sogenannte  ausleerende  und 
daher  schwächende  Mittel  ersetzt.  Denn 
was  .?.  B.  nur  gleich  die  Purgirmittel  be- 
trift,  so  schwächen  diese  unbedingt  ange- 
wandt, sowohl  leicht  auf  eine  eigenthümli- 
ehe  deprimirende  Art  das  sensible  System, 
als  afficiren  sie  leicht  ein  bei  dieser  Krank- 
heit, nach  allen  Angaben,  hauptsächlich  schon 
«ingegriffenes  System,  das  System  der  Re- 
production  *).     Aus   eben   diesen    Gründen 

*)  Bek4tiiit  sind  die  Ertekeinungen  vom  gewöbnliduo 
.  ichmoarzen  Erbrechen  u.  s.  w, .  welche  freiUch  ge- 
meiniglich erst  späterhin  einzutreten  pSegen«  und 
sicherlich  durch  eine  frübseitige  palsliche  Anwendmig 
der  «usleereudea  Methode,  am  OfteratOB  ▼erkutec 
werden  könnten.'  • 


witrde  auch  der 'freigebige  Gebrauch  der  Sau«* 
ren,  die  sonst  sicher  hier  am  rechten   Orta 
s'eyn  wUrden,  einige  Rücksicht  und  Restric- 
tion    yerdieheny    da.  di^se    bekanntlich    so 
leicht   die  Dauungsorgane  zu   sehr  negativ; 
«flSiciren»    Besser  empfiehlt  sich  der  äufserlir 
che  Gebraüth   der  Kälte,    im  kalten  Bade, 
Besprengen  mit  k^Atem  Was&er  u.  s»  w«  wozu 
uns   ebenfalls  sogleich  die  praktischen  Be^ 
}ege  nicht  fehlen  werden^    Diese  Methode^ 
,4ttrf  steh  aber  natürlich  nicht  über  die  gleich« 
:sam  sthenischien  eisten  Punkte  der  Kranldieit 
Itinaus  erstrecken 9  und  hier  ist  es,  ^o  ihre 
Anwendung  so  viele  Kenntnifs,   Scharfblick 
tind^  Behutsamkeit    erfordert.     Je   erhöhter 
.nämlich  die  Receptivität  ist,  Je  stärker  der 
Krankheitsreiz   darauf  einwUrkt,    desto  kür- 
zer    wird'  diese    erste  Periode   des   Fiebers 
seyn,  welche  diese-Methode  erheischt,  desto 
^er   der   ganze    Zustand    in   Ueberreitzung 
und  Hypersthenie  übergehen,  wo  dann  frei- 
lich, wenn  poch  etwas  geschehen  kann  und 
'geschehen  soll>  ganz  andere  Maafsregeln  er- 
griffen werden   müssen*     Alle   Schriftsteller 
sowohl  über  bösartige  Fieb*er  überhaupt   als 
über  das  gelbe  Fieber  insbesondere^    kom- 
men darin  überein,  dafs  diese  erste  wichtige 
und    e)itscheid*ende  Periode  kurz,    oft   sehr 
kurz  (nur  etwa  xa  Stunden),  sey.    Aber  ich 


—  Sa- 
bin überzeugt,  dafs  sie  sich  bei  ]ed«m  Fie- 
ber der  Art  tinden  wird,  wenn  nicht  etwa  die 
äufserst  geschwinde  gleichsam  blitzschnelle 
Einwirliung  des  Krankheitssto£Fe8  diese  Pe- 
riode gleichsam  im  Augenblicke  durchläuft» 
und  kaum  mefsbar  die  Erregbarkeit  aufzehrt;' 
wie  dies  z.  B.  bei  einigen  durchdringendem 
Giften  der  Fall  zu  seyn  scheint.  Im  Aügt- 
meinen  wird  man  48  Stunden  als  den  mitt- 
leren Termin  zur  glücklichen  Anwendung 
der  negativen  Methode  annehmen  dürfen. 
Dais  es  dabei  aber  sehr  auf  die  Constitution 
des  Kranken,  die  Umstände  unter  welchen 
der  Krankheit sstoff  melir  oder  weniger  stark 
und  plötzlich  sich  insinuirt  und  die  Reaction 
determinirt  hat.  die  etwa  schon  zwischen- 
laufenden  Schädlichkeiten  und  mehr  der- 
gleichen ankomme,  verstellt  sich  von  selbst. 
Hier  ist  nur  von  Etablirung  der  Ansicht 
tibepliaupt  die  Rede.  Und  man  frage  unsere 
Praktiker  ob  eine  solche  nüthig  sey.  Ob 
nicht  das  allgemein  unter  uns  bis  zur  Ue- 
bertreibung  eingeführte  Feldgeschrei,  lieite! 
Reize!  einem  solchen  Grundsatze  riel  Hin- 
dernifs  in  den  Weg  legen  würde,  wenn  un- 
ser Vaterland  etwa  das  schreckliche  Unglück 
dieser  Seuche  treffen  sollte?  Wir  demon- 
striren  lieber  unsern,  noch  dazu  grcifsten- 
Uiails    angenommenen    und  nacfagebetetexi, 


L  ^ 


^     63     -   ' 

r 

Syateme  i^u  liiebd,    dafg  die  Sache  .sich  ^o 
gar  nicht  verhalten  könne.  "-^  Wir:.nehme|i 
unsere  Erregungsskale  taid  halten  sie  dem 
Uebel' entgegen,    schwindlich    über   unsere 
Gelehrsamkeit  und  Aufstellung  Von.  Theo- 
<iienr    Ohnefa!in  .i^t  das  Aderlässen   bei   uns 
:inodemen    Leuten    gänslich    aus    der  Mod^ 
.und  aufser  Cours .  gekominen.     Wer  würdp 
^ich   also   dazu  finden,^   solche  ungewÖhnli>- 
che  und  dreiste  Schritte  gleicl^  vom  Anfange 
«an  zu  tfaun?    Zwar  hatten  wir  hierin  schon 
Vorgiinger,    aber  die  Vernunft  selbst  lernt 
von    der    Empirie    nichts.      Friedrich    der 
Grofse^    der    vorurtheilsfreie    König,    sagt: 
.  „Ein  Priester  hält  fast  noch  fester  auf  s^ine 
EinkKnfte  als*  ein  Philosoph  auf  seine  Mei- 
nungen!^^. Wa^üm  sagte  er  in  diesem  etwa^ 
gehässigen  Satze  den  Aerzten  nicht  die  bit- 
tre  Sentenz  geradezu  auf  den  Kopf?  Es  i^t 
wunderbar 'und  empörend  zugleich,  zu  sehen, 
was  bei  «iner  Epidemie,   wo   etwa  die  stci£ 
behauptete  Kurmethode   unsglücklich  ablief, 
für  Ränke,  Lug  und  Trug  aufgeboten  wer- 
den, um  die  theoretische  und  praktis^e  Yer- 
fahrung^art  zu  beschönigen.    Gnade  nur  Gott, 
auch  in  dieser   Hinsicht,   dafs  wir  des  gel«» 
ben   Fiebers   nicht  theilhaftig  werden,    was 
für  Reizsysteme,    wa*   für   Erliebungen  der- 
selben und  EiUtschuldigtiD^en  des  vereitelten 


—     64    — 

Erfolgs   Wurden    wir   erleben!    Wenn  man 
nicht  ohnehin  schon  überzeugt   w&re,    dab 
das  Menschengeschlecht  ein  Ameisenhaufeik 
sey^  worin  der  Fufs  des  Schick- als  unbarm- 
herzig Legionen  niedertritt,    ohne  daTs  der 
grofse  Gang  des  Ganzen  sich  daran  und  an  den 
Jammer  und  das  Krummen  kehrt,  so  würde 
man  ditee  Betrachtung  mit  der   zerknirsch- 
testen  Stimmung  von    der  Welt    v^rlasseo. 
Da  es- aber  beinahe  noch  weniger   auf  die 
Menschheit  als  auf  die  Kunst  anzukommen 
scheint,  so  ist  es  unsere  Pflicht  alles  yorar- 
theilsfrei  zu  erwägen,  um  wenigstens  dieser 
nichts  zu  vergeben.     Schon  ist  beim  Scha^ 
lach   und   andern   Tnateriellen    Krankheiten, 
wo    einerseits    ähnliche   Bedingungen    statt 
finden  wie  beim  gelben  Fieber,    das.  Ade^ 
lafs  (in  der  ersten  Periode)   fast  ganz  weg- 
demonstriret.     Wir  lassen  vollblütige  robuste 
Subjekte  an  der  damit  verbundenen  Bräune 
oder  einer  sthenischen  AfFection   der  Lun- 
gen oder  des  Gehirns,  sterben  und  erstickeu, 
und   richten  uns   nach  unserer  Reiztheorie, 
die    hier    eine    deprimirende   Schädlichkeit 
aufstellt,  und  nach  dem  Pulse,    der  freilich 
oft,   aus   begreiflichen   Gründen,  hier   klein 
und  unterdrückt  genug  ist.     Wir   sind'  ein- 
mal durch  ein   eisernes  Reiz<iystem   zu  sehr 
eingQschfsüaktt     Auf    KrankbeitsstoiFe,    auf 

chemi- 


^    65    ^ 

chemische  Prozesse  in  den  festen  und  flüssi- 
gen  Theilen  nehmen  wir  zu  wenig  Rück- 
sicht oder  statt  bekannten  unwiderlegbaren 
IDjaren  der  Art  weiter  nachzugehen,  denken 
wir  kühn  Dinge  aus,  welche  die  äylvischen 
und  Helmontischen  Ansichten  noch  übertref- 
fen. Immer  nur  gewohnt,  eine  Ansicht  Tor 
Augen  zu  haben,  nehmen  wir  auf  die  andern 
Naturgesetze,  denen  unser  Organismus  im 
gesunden  und  krankhaften  Zustande  unter- 
worfen ist)  nicht 'genug  JK^cksicht.  So  we- 
nig wir  politisch  selbstständig  sind ,  so  wenig  . 
und  wir  es  wissenschaftlich.  Denn  aller 
unserer  medizinischen  Originaldehker  unge- 
achtet)  hängen  wir  doch  im  Grunde,  so  wie 
in  den  Moden,  so  in  den  Wissenschaften, 
und  namentlich  in  deren  Systemen  von  den 
Engländern  und  Franzosen  ab.  Mochten  wir 
aber  in  ärztlicher  Rücksicht  von  ersteren  nur 
das  ernste. Bestreben  annehmen,  eine  Heil- 
methode, wenn  sie  durch  Vernunft  und  Er- 
üahrung  pafslich  erkannt  wird,  dreist  undf 
mit  Hindansetzung  ausgeklügelter  Sjsteüie 
anzuwenden*  Sicher  würden  wir,  so  wie  wir 
mancher  schweren  Krankheit,  namentlich  eben 
der  bösartigen  FieberHeilart,  von  ihnen  sdion 
haben  lernen  müssen,  (Huxham  u.  f*  w.) 
auch  fiber  unsere  Ansichten  des  gelben  Fie- 
bers   einiger   und    gefaßter  sein  können  als 

Journ.  XXI.  B.  4-  Sr.  E 


»y 


—    66    ~ 

biJier,  wie  ich  fürchte,  der  Fall:  sein  darL 
Schon  haben  auch  namentlich  englische 
Schriftsteller,  wenn  gleich  nur  mehr  empi- 
risch (::ber  was  hinriert  da$  d^n  Yerständigea 
Baumeister,  wenn  seine  Materialien  auch  roh, 
wenn  sie  nur  gut  sind?):über  diese  Krankheit, 
ganz  wie  die  IMatut  der  Sache  es  mit  sich 
bringt,  uns  belehrt  und  wenn  man  die  e^ 
stercn  RnsuUate  des  Musck^  als  zu  unb^ 
stimmt,  nicht  unbedingt  gelten  lassen  wollte, 
so  ist  Jackson  e^nun verwerflicher  2^uge  tcjb 
Thatsachen,  deren  hypothetische.  Ealdäniif 
wir  ihm  allenfalls  schenken  können,  ohae 
deswegen  gegen  die  Richtigkeit  und  Anwend- 
barkeit seiuer  Beobachtungen  etwas  zu  hi- 
ben.  Ausdrücklich  sagt  dieser  Schtiftstellei, 
der  die  contagiösen  bösartigen  Fieber  unter 
mancher  Form  gesehen,  dafs  bei  dem  ver- 
derblichen gelben  Fieber  welches  •  sich  vod 
Junius  bis  September  auf  Domingo  zagte, 
die  besten  prophylaktischen  VorkehruBgen 
bei  den  europäischen  Ankömmlingen,  im  A- 
derlassen,  Purgiren  und  andern  ausleerenden 
Mitteln  bestanden^  nach  deren  Einführung  nur 
noch  zwei  starben.  *) 

Jackson  meint  daher^   unsere  Kunst  sej 
tvexuger  im  Stande,  das  bereits  ausgebildete 

'^)  Geichicht6  und  Heilan  dei  tndemUckui  umd  miui^ 


-    67    - 

Fieber  ZU  heilen,  als  defsen  Entstehung  zu 
verhüten.  *)  Auch  Waschen  des  Körpers  mit 
kaltem  Salzwasser  that  gut,  so  .wie  den  flücb* 
tigeti  Reitzmitteln  oft  Breche  und  Laxirmitt 
tel  voran  geschickt  wurden.  Konnte  dia  Bi^ 
handlufrg  am  ersten  Krankheitstage  anheben^ 
so  ward  Brediiweinstein .  in  ivirksamer  Gabe, 
darauf  warme  Bäder,  und  Ausleerungen  nach 
allen  Richtungen  (wie^  er  sich  ausdrückt;^) 
verordnet.  Man  dürfe  die  Beitzmittel  nicht 
unzeitig  und  zu  stürmisqh  anwenden^;!  Eben 
•O' müsse  die  Heilait.  liec.  endemischen  £i^ 
bers  mit  schneller  Veränderung  des  Zustan- 
des  des  Kranken  (wie  er  sich  gut  und  grob 
empirisch  'ausdruckt) .  angefapgen  werden; 
Dabei:' -reichlicbe  wiederJiolte  Aderlässe  you 
ao  — ^  So.  UnBen.f-  (Es  ist'  ünsem  PrakiiMen» 
nicht  zu  Terdeciken,  wenn  tie^biebei  irrdiivförwr 
den  und  viel  auf!  unbekannte; Umatände  ode« 
andere  Einflülse  setzen' «öllten.)  'j  .j 

Unerschrocken  mülse  der  Arzt  in  diösetf 
ersten  Periode  (bis  zum  zweiten  Abend  odi»]^. 
dritten  Morgen)  .  seinea;  Kurplan  verfolgiMi. 

Ea.     . 

-  *)  Diai»  Methode,  eich  gegeti  den  pinieiMaiteii  Einflult 
der  Krankheiten  heifter  Klimate  sa  verwahren ,  itt 
mir  selbst  dvrich  manchen  Augtecengen  belUnoty 
und'  ladt  sich'  auch  sehr  guft  begreifen«  wie  davon 
unten  noch  etwas  rorkonmon  trird. 


—    68    - 

■ 

Dabei  finde  auch  Begiefsen  mit  kaltem  Was- 
ser statt.    In  späteren  Perioden  sei  dies  nickt 
mehr  möglich.    Erhöhte  Thätigkeit  des  Ge» 
fafssystems  begründe  die  erste  Form.     Hier 
diene   Aderlassen  oft  vorzügiich^    und   müs- 
se nach   drei  Stunden  wiederholiit  weiden, 
bis  der  Kreislauf  sich .  ändere.     Exliöhte  Heil- 
barkeit, Krämpfe,  'besonders  der  £ingeweids, 
unregelmälsiger  Durchfall  u.  £  w.  beseichneB 
die   zweite   Form.     Bei   der   dritten    mack 
Stockung  oder  träge  Bewegung  im  Venfla- 
systeme  das  Hauptmoment  aufe.     BeacUenoi- 
gung  des  Kreislaufs  sey  der  praktische  £nd- 
swecky  und  dieser  werde  wieder  durch  Ader- 
lassen   erreicht.  *)  :  Zuweilea    leistete   die 
Chinarinde  gute  Dienste,  suweilea  nicht ;  m- 
weilen  wurde  bei  ihrem  und  anderer  Reiti- 
mittel   Anwendung  (z.  B.    des  Weina^  der 
Puls  unterdrückt,  Betäubung  erzeugt«     Dmi- 
Isig  Unzen  Blutverlust  brachten  den   Kreis- 
lauf wieder  in  Ordnung.    Es  sey  das  einii- 
ge  RettungsmitteL  Was  über  diesen  ansehet« 

^  £•  gekt  allen  Emptrikerä  t^,  wenn  •!•  tt^  «of  ^ 
BezeichnuDg  ihrer  prftctischen  Hatlischlä^  «nd  ds> 
renTeodcDsen  einlaatea.  Sie  verwirreiL  nur  su  lejdit 
Andere,  wenn  eie  gleich  ihre  practiach»  Griteritn  ■!•■• 
lieh  genau  und  für  sie  brauchbar  su  ttaliea  wiiata. 
Wie  leicht  kann  ^er  oben  stehende  Sau  aus  wtai* 
gen  confusen  Beobachtungen  abstrafaiit  aad  mit  CJo* 
recht  so  allgemein  an%eiteU(  etisn 


nenden  Noztsens  zu  sagen  wäre»  unterdrüclg» 
ich»  wenn  nicht  vielleiclit  in  der  These,  die 
unter  mancher  andern  auffa4enden  in  ßamm 
berg  erschien ,  ,  ein  Funke  der  Erläuterung 
eines  solchen  prakjtisphen  Phänomens  liegt: 
9^Negatiye  Beitze,  setzen. im  lebenden  Org^r 
nism  utunittelbar  das. Hervortraten  derRaiz^ 
barkeit,  werden  selbst  in-  solchem  zur  Reiz- 

4 

barkeit^^  .•  $atie ,    an»    i4*    September    x8oi. 
vertheidigt  von  Fr.Stranzki^  Jlücer  von  Oreifm 
fenfehy  dem  Böhmen«  &  N.  Ailg.  deutsche  Bi« 
bliothek  B.  i8.  Heft  i.  S.  ao. 

Was  Bynuin  (dissfirau^  de  typhode  ici:0m 
rode  angez.  in  Hufelands  pract*  Journal  dei^ 
Heük.   B.  i5  St.  i.)    über   das  gelbe  Fieber 
roiLtheilt,  ist  ein  sehr  wichtiger  bestätigender 
Beitrag  zu  der  I^hre,  dafs  die  Reaction  der 
erregbaren  Faser  selbst  in  sehr  asthenischen 
'Krankheiten    im  Anfange  ein  Beginnen  des 
ConAikts  gleichsam  des  Krankheitsreitzes  mit 
der  Organisation,    ein  wichtiger  Punkt    des 
Augenmerkes  sei,  yon  dessen  zweckmäfsiger 
Berücksichtigung  der  ganze  Verlauf  des  Ue* 
bels  abhänge.    Nachdem   der  yf.  den  nega^ 
tiven  Mitteln  in  der  ersten  Periode  des  Ue- 
bels  das  Wort  geredet,  sagt  er  aber  deutlich 
genug ,     dafs    die  wahre  Periode    wo    man 
(bey  dahin  gehörigen  Umstanden  und  Sub- 
jecten^  aderlafsen  und  schwächen  kann,  )9imu/s 


y 


—    7Ö    — 

ist  sehr  kurz  y  dauert  selten  über  ^4  — -  4B 
Stunden.  Natürlich  ist  späterhin  •  durch  die 
selbige  Einwürkung  des  Kränkheltsreitses 
und  darauf  erfolgende  Erschöpfung  der  Er- 
regbarkeit,  der  schon  fiberhand  genomnie- 
nen  chemischen  Veränderungen  in  den  Mt 
schungen  der  Säfte  u.  s.  w*  der  Oganismus  is 
einer  Lage,  da£$  er  keine  Hiilfsmittel  mehr 
'entbehren  kann,  um  den  schon  iiberliand  ge» 
nommenen  Abnormitäten  zu  begegnen.  * 
lEymann  lobt  auch  das  kalte  Bad.  Nur  schs- 
de,  dafs  er  so  wenig  auf  dem  rechten  Wege 
"äier  Erklärung  ift,  dals  er  diefs  der  starken' 
äeh  Kraft  des  kalten  Bades  zuschreibt«  Mit 
Eimervoll  kalten  Wassers  begiefsen,  dann 
äen  Kranken  nach  raschen  Abwaschen  in 
Wolle  einwickeln  und  warme  Getränke  tiio* 
ken  lassen,  war  hülfreich.  ^  Auch  Molken 
und  Abführungen  bekommen,  gleich  in  die- 
sem ersten  Zeiträume  gut.  War  der  Magen 
zu  sehr  gereitzt,  zum  Erbrechen  geneigt,  erst 
lo  Tropfen  Laudanum,  nicht  mehr,  sonst 
erfolgte  Erbrechen  (hoher  Stand'  der  Erreg- 
larkeit).  Das  Baden  wurde  3-^4  mal  täg- 
lich,  auch  alle'  a  Stunden  wiederhohlt.    Es 

*)  Hi«r  kommt  allerdingt   auch  die  gröHiero  durch  dii 
vorhergegangene    Anwendung     der    Kälte,    bewirkt!  I 
Bpcrptivität  gegen  Wärme,  und  Reitse  überhaupt,  io 
Betracht. 


~    71    ~ 

erfolgte  Schweifs.    Die  ScKlafsucht,  das  Phan-*» 
ttsiren  n.  s«  w.  mälsigte  sich,  ir,  s.  w. 

Giufeld  (über  den  Typhus  <ier  tropi- 
schen Regionen,  oder  das  gelbe  Fieber)  be- 
hauptet zwar  die  asthenische  Natur  des  Ü- 
bels,    setzt  aber  hinzu,  dafs   dasselbe  unter 

^gewissen  Bedingungen  eine  würkliche  aber 
kurz  vorübergehende  Pyrexie  fey. 

Was  aber  Rasori  über  diese  Krankheits- 
gattung sagt  *),  ist  bestimmter.  Der.  Verf. 
sonst  ein  eifriger  Brownianer,  konnte  dieLeh- 

^re,  von  den' Krankheiten  mit .  eineiA  Anfte- 
ckungsstoffe  so,  wenig  mit  der  Praxis  und 
Erfahrung  reimen,  dafs  er  sich  genöthigt  sä- 
he, statt  der  deprimirenden  Eigenschaften 
dieser  Stoffe,  eine  sthenische  reitzende  Be- 
schaffenheit derselbc^i  anzunehmen  und  dar- 
aus die  Erscheinung  des  von'  ihm  in  Genua 
beobachteten  Nosocomiajfiebers  zu  erklären. 
Er  l.eis  sich,  wie  er  erzählt,  durch  den  auf- 
fallenden Anschein  von  Schwäche,  zu  reitzen- 
den  Mitteln  verleiten.  Als  diese  aber  durch- 
aus nicht  bekamen^  setzte  er  Blutigel,  Schröpf- 
kopfe, liefs  Ader,  und  im  weiteren  Verlaufe 
der  Krankheit  bis  ans  Ende  gab  er  Brech- 
weinstein in^  vielem  Wasser  au%elüfst,  Man- 
na, Tamarinden,  Salpeter,  Mineralkermes,  kal- 

*  Qesehichte   des   epidemischen  Fielfers,  das  in  Genus 
('799*  ^   1800)   herrachte. 


T-    7»    — 

tes  Getränk,  verbot  Wein  und  Speisen  au^ 
ser  Gallerten  und  Früchten.  Nur-  in  der  Re- 
convaleszenz  sehr  sparsam  Wein.  -—  Um. sei- 
ne Ansicht  der  Krankheit  zu  bestätigen, 
giebt  er  es  als  einen  ausgezeichneten  Gharakp 
ter  sthenischer  Fieberkrankheiten  an,  dals  sie, 
selbst  bei  einem  zweckm'afsigen  Anneigebraih 
che,  hartnäckig  bestimmte  Perioden  durcb- 
laufen.  Die  asthenischen  können  in  jeden 
Punkte  durch  Reitzmittel  gehoben  werden.^ 
Nimmt  man  hiebei  nur  die .  Vorstellungsart 
von  der  innigen  selbst  chemischen  -  Mischoug 
des  Krankheitsstoffes  mit  dem  Organisnmi 
welche  bei  dergleichen  Fiebern,  die  gleict 
sam  stürrische  Beharrlichkeit  des  Verlaufis 
so  %y  e  die  sthcnischen  Erscheinungen  und 
zum  Theil  die  Unzulänglichkeit  der'  Kumt 
erklärt,  so  wird  sich  ergeben,  dals  allerdings 
Rasori  richtig  gesehen  und  gehandelt ,  wenn 
gleich  vielleicht  nicht  allgemein  und  in  allen 
Gründen  richtig  raisonnirt  haben  könne. 
Wenn  auch  in  Harles  interessanter  Schrift 
^^ilber  die  Gefahr  der  Ausbreitung  des  geU 
ben  Fiebers  in  Europa^^  nicht  alle  geäusser- 
ten Sätz(^  gleichen  praktischen  Beifall  verdie- 
nen, oder  die  darin  anerapfohlnen  salzsauren- 
und  Salpetersäuren  Räucherungen  vielleicht 
nicht  den  entschiedenen  Einflufs  gegen  diese 
fürchterliche  Krankheit  äuisern  sollten,   den 


-    75 

jnatt  aus  so  manchen  GrBhdeipi  ancüttehflita. 

• 

allerdings  berechtigt  war,  aber  weil  wir  den 
ganzen  Umfang  der  Krankheit  nur  aits Bruch* 
stücken  kannten  ^  so.  ist  do^hN  eben  •  dieses 
Schriftstellers  neustes  Werk»  ^Neue  Untere 
suchungfiii  über  die  Fieber  überhaupt  und 
.die  Typhjusfieber  insbetondere^^  ein  trefli*« 
eher  Tfttioneller  Beitrag  au  der  hier  aufge- 
stellten Theorie.  Ohne  mich  hier  darauf  ein- 
zulassen qby  nach  dem  gelehrten  Verf»  die 
materielle  Bedingung  des  Fiebers  äberhan;^ 
.nicht  Sauer-  Stick-  oder  Wärmestoff  ju.  A  w. 
.und  deren  fehlerhafte  Verhäloiifse,  sondern 
die  Elektrizität  im  besondern  Prozeß  dersel- 
ben in  den  Nerven  und  Gefalsen  sej,  u.  f.  w. 
halte  ich  mich  nur  an  die  nach  der  Natur 
und  Erfahrung  abstrahirte  Bezei<;hi|upg  fot- 
gender  Sätze« 

jfiei  allgemeiner  Sj)rnocha,  heifst  es  S.B, 
,,kann  das  Nervensystem  früher  als  das  Muskd- 
y^und  Arteriensystem,  und  während  dies  noch 
„b  jpersthcnisch  afßcirt  ist)  geschwächt  werden. 
„Jedoch  kann  dieser  Zustand  nur  i  bis  a  mal 
„24  Stunden  andauren.  Es  giebt  eine  Syn^ 
,yOcha  nervosa,  wo  die  Nerven thätigkeit  übeiv- 
^^mäfsig  erhöht  ist,  die  in  grofser  Empfänglich- 
,^eit  für  alle  Reit^e,  sehr  heftiger  Reactions- 
yyund  Propagationsthätigkeit  desselben  mit  An- 
,,dauer    verbunden  >      ferner    mit    kräftiger 


-   74   - 

,,Einwiikuiig  und  Foitwirkimg  auf 'das  Aiterip 
y^ensystem,  mit  Gefühl  Ton  erhöhter  Kraft  und 
„vennehrter  Stärke  der  BeweguDgen  bestehen, 
y,welche  leztere  auch  i  bis  a  Tage  anhält. 
),In  der  zwejten  Periode  gehe  aber  die-  Sth»- 
„nie  der  Nenren  in  Asthenie  über^  wobei  die 
,,Sthenie  im  Muskelsysteme  noch  fortdaueni 
„kann.  Die  febres  nervosae  cum  inflammO' 
jjtione  conjunctacy  die  hitzigen  Nervenfieber, 
„die  Brennfieber  der  alten,  die  hitzigen  riun- 
„matischenFiebnr  sollten  hiehergehoren.'^  (Ge- 
wifs  auch  das  gelbe  und  andere  Ansteckimi^ 
fieber  "wenn  auch  die  eben  angegebene  Tbeo- 
rie  vielleicht  etwas  zu  weitschichtig  sein  soll- 
te). „Den  Übergang  in  Asthenie  bemerke 
„man  aus  der  Atropie  der  Exacerbationen,  aus 
«,der  zunehmenden  Schwäche  und  Trägheit  der 
„Sensorialfunctionen,  dem  Sinken  derMuskel- 
,,kr3ifte  u.  f.  w."  Der  Rec.  dieser  Sichrift  w 
Sternbergs  med.  chirurg,  Zeit.  i8o4«  St.  ii. 
bemerkt  sehr  wahr,  dafs  diese  Ansichten,  gut 
wären,  damit  der  Anfänger  bei  Nervenfiebern 
nicht  gleich  und  unbedingt  an*  Schwäche  den« 
cke.  Cullen  habe  schon  gesagt,  miasmati- 
sche und  contagiose  Fieber  seien  anfangs  lent- 
zUndliche,  im  zweiten  Stadium  faule  Fieber, 
man  dürfe  sie  aber  im  ersten  nicht  ganz  wie 
reine  entziindliche  behändlen  u.  f.  w. 

Wenn   unsere  Bekanntschaft  -und.  Litte- 


-    7«    - 

rttur  Von'  dem  gelben^  Fieber  Bo6h  -  nicht  $• 
•weit  vorgerückt   ift   (und   man   mufs    aller* 
diDgs  der  Beobachtung  Zeit  lafsen,  sich  erst 
▼ön  der  Verlegenheit  und  Verwirrung  zu  er^ 
holen),  dafs  wir  diese  angegebenen  wichtigen 
-Moment«^  der  praktischen  Behandlung  noch 
-mit  mehreren  übereinitiminenden  Zeügni£se& 
belegen  könnten,    so  geben  doch  diejenig^s 
'bösartigen  typhosen  Krankheiten/ weiche  un« 
t^r  äfai^ehen  Umlländen  des  Clima,  der  Le^ 
bensart  9  der  Reaction  des  Organism  u.  s«  w« 
,  -«ntsteben,  noch  Parallelgründe  genug  an  di^ 
Hand,  um  fqr  diese  An'gelegenheit  ein  gute4  , 
Vorurth^il    zu   erregen«      Obgleich    es   nicht 
schwer  fallen  würde,  aus  älteren  Schrirtstellem 
über  die  Pest  gerade  den  Umstand  zu  bewei- 
sen,  daPs  diese  höchst  asthenische  Krankheit 
sehr  häufig  dennoch  durch  die  negative  Me-' 
thode,  namentlich  das  Aderlafsen,  glücklich 
behandelt  worden  ift ,  so  übergehe  ich  deich 
diese  Zeugnilse    als  mich    zu    weit  führend, 
und  beschränke  mich  blos  auf  einige  Nach- 
richten* unserer  Zeiten,   wodurch  der  grolse 
Unterschied  in  der  Behandlung  heftiger  asthe- 
nischer Fieber  im    ersten  oder  zweiten  Zeit» 
räume '  deutlich  genug  bewiesen  wird. 

Was  eio  neuer  fraxizösischer  Schriftsteller 
Pugnetj  memoires  sur  les  fi4vres  pestüencU 
elles    et  pernicieuses    du  Ldvant^  Mvee  un 


-    76    — 

appereu  phjrsi^ß  et  medicml  du  Sn^d.  hf^ 
on^  i602.  anlFiihrt,  gehört  sn  sehr  hieher,  um 
es  Übergehen  zu  könaen.  £s  giebt  nach  ihm 
eine  inflammatorische  Pest,  die  gutartiger  ift 
als  die  nervöse  und  faule.  Der  einsichtsvol- 
le Beurtheiler  dieser  Schrift  in  der  Sal^ 
burger  med.  chir»  Zeitung  i8oi4-  Now  ^u 
erklärt  dies  so,  dafs  die  Enuiindlichkeit  nnr 
im  ersten  Stadium  statt  gefunden,  also  dit 
Gestorbenen  im  Stadium  der  Fäulung  gestM^ 
i>en  seien.  Nach  Pugnet  halfen  die  geriihm- 
ten  Uhleinreibungen  nichts,  varmel|rten  Be- 
klemmung und  Angst.  *) 

Ueberhaupt  sind  nach. allen  Nachriditea 
die  wir  über  ältere  heftige  epidemische  Krank- 
heiten von  den  sorgfältigsten  Beobachtern 
aufbewahrt  erhalten  haben,  eine  Summe  sthe- 
nischer  Erscheinungen  in  der  ersten  Perio^ 

*}  Ich  mulf  geateben,  dafs  die  Wnndsr  die  maa  tob 
diesen  Einreibungen  in  der  Pest  u.  «•  w.  ersahlt  hat, 
mir  nie  recht  glaubhaft  und  einleuchtend  ^ewem 
find.  Nach  einer  neuem  chemischen  Ansicht  soll 
swar  dadurch  eine  vermehrte  Ansiehung  Zerfetsuag 
und  Einsaugung  des  SanerstofFgases  durch  die  Haut 
hervorgebracht  werden.  Aber  gesetat  der  SauerscdS 
wirke  hier  positiv,  sollte  dieser  Proaels  gegen  des 
ganzen  innern  ConQickt  wohl  von  solcher  Bedeu- 
tung sein  können?  Anderer  Grunde  nicht  sn  er- 
wähnen, die  freilich  noch  nicht  sämmtlicii  entachie- 
den  sind. 


dm  ihres  Verlaufs:  alUzeit  i^'atLr4m\.Pe^o]ge 
gew^s^n,;  und  zwar  inucaer  jn,  dafn  Verhält«» 
mh  als.  der  ganze  Gursits  der  Krankheit  selbst; 
schnell  und  unauf haltsjim .  sich  zeigie,  (so« 
geh^nnte  hitzige  Kri^oikbeit);  So  enthält  un«^ 
ter  d^u  schätzbaren  antiquarischen  Nacfari^Ji;-» 
ten,  welche  Gruners  Fleils  von  dem  im  sech^ 
sehnten  Jahrhunderte  herrschenden  sogch^ 
nannten  englischen  ScliMfeifsfi^ber^uns  ge^axoti 
Hielt  und  in  dem  Progran  zu  der  in  di^ 
sem  Jahre  erschienenen  Inauguraldissertation 
Yon  Schneider  bekannt  gemacht  hat  ^)y  ejoe; 
Beschreibung  dieser  fürchterlichen  .Krank'¥ 
heit  (die  überhaupt  manche  Ähnlichkeit  mit 
dem  gelben  Fieber  gehabt  zu  haben  scheint» 
nur  dafs  hier  das  besonders  erschöpfi^nden 
Ausleerungen  unterwo;:fene  Organ,  die:Hau( 
war),  wie  es  ausdrücklich^^heifst;  Homines. 
sanissiinos  subita  incessü .  lassieudoy.  virium 
demcio  et  *inimi  dimissio^  anxietas  summ€^\\ 
suis  inexcinguibüis  ^  ardor  ventrisy  dolor, 
lumhprumy  capitis  et  cordis  cum  syncope^ 
sub  ipso  intpetiiF  delirium  ^ '  internecionis  nun^ 
cium^ /uit spiratio  crebra^  pulsus  sub  ini^ 
tio  cele.r^  frequens^  magnus^  brevi 
parvus  et  debilis  etc. 


*)  DUsßtuuio  immguraiis  dt  mtUtU  in  faMtum  iinp§ri<k 


-    7«    - 

Will  FowUr  (a  praciical  treaiise  or 
the  different  fevers  of  <Ae  fV^estindies^  Lon^ 
don  1800.  Allgem.  Literat.  Z^t.  t.  i803- 
N.  i85-)  bemerkt,  dafs  angeacfatet  das  dort 
herrschende  nachlassende  Fieber,  welches 
sich  durch  starkes  galligtes  Erbrechen,  Na- 
senbluten, Schweifse,  u.  f.  w.  auszeichne,  Ton 
schwächenden  Uisacheli  entstehe,  so  käme 
man  doch  im  Anfange  dieses  Typhus  mit  Pnr- 
gir-  und  antiphlogistischen  Mittel  a  am  be- 
sten aus,  z.  B.  Cüloquintentinktur  mit  Galo- 
mei ,  und  im  Anfange,  wenn  die  Zufalle  sehr 
dringend  sind,  könne  selbst  ein  Aderlais  nütz- 
lich sein.  Darauf  kalter  Aufgufs  der  China 
mit  Gewürzen.  Dejf  übrigens  einsichtsvolle 
Recpnsent  giebt  keinen  Beifall^  und  spricht 
Ton  Schlendrian«  Allfvdings  scheint  ein  sol- 
cher, so  wie  er  dort  aufgestellt  ist  ^.  hervor. 
Aber  sollte  hier  nicht  ein  tieferer  Grund 
liegen,  der  auf  das  oben  erwähnte  Prindp 
zurück  käme? 

Wenn  John  Antes^  (Bemerkungen  über 
Egypten.  Aus  dem  Engl,  ff^eimar  igoi.  S. 
47O  behauptet^  dafs  die  gröfste  Hitze  in 
Cairo  und  Egypten  die  Pest  am  sichersten 
und  schnellsten  hemme,  da  hingegen  in  Cö/i- 
Hantinopel^  Smyrna  und  andern  nicht,  so 
heifs  gelegenen  Orten,  die  Kälte  vielmehr 
diesen  Effect    hervorzubringen    schiene,    ^0 


—    79    ~ 

möchte:  dies,  vorausgesetzt  dafs  die  ang'c^e^ 
benen   Thatsachen    authentisch    »md>    wohl 
schwerlich     anders ,     als     durch    die    «tarko 
Hit^e   bewirkte  Erschöpfung    der  Ertegbaiw 
keit»  und  Abstumpfung  der  Receptirität  ge- 
gen das  Miasma  zu  ekrkläreti  sein,  wenn  nicht 
etwa   die  gröfsere  Verflüchtigung  des  Gifts^ 
(die  aber  sonst  der  Ansteckung  günsicig  zu 
sein  pflegt),  oder  dessen  gröfsere  chemische 
Zei  (Atzung  auf  irgend   eine  Art,   hieb  ei  mit 
ins  Spi^l  kommen  dürfte,     jirues  schlag  da- 
her (Wie  mir  scheint  in  einer  etwas  röreili« 
gen  Anwendung  auf  die  schon  Erkrankten) 
eine  erkünstelte  Hitze  bis  zur  Transpiration 
vor. 

Bedürfte   es  noch  einer  Reihe  Tion  Pa- 
rallelerscheinungen, um  die  nützliche  Anw€n* 
jdung.  der    negativen   Methode  in   gewissen 
FällezL  und  Perioden  asthenischer  Kirankhei- 
ten  zu  bewahrheiten,  so  utrurde  die  Gewähr* 
leistung,.  welche  uns  Currie^    Moseiey  und 
Mosnum  in  ihren  bekannten   Schriften    von 
der  heilsamen  Kraft  des  kalten  Wafisers  be- 
sonders als  Bad  gebraucht,  im  sogenannten 
Faulfieber^  Tjrphus  u.  f.  w.  geben,  *}  ein  nicht 

*}  la  allen  Fällen  etarker  trockaer  Fieberhiue  Fand 
Mosmmn  den  Gebrniucfa  kalter  FluMigk'jeiten  iuGier* 
lieb  beUiim^  aber  nicbt  bei'  dem  mindesten  Froit» 
oder  bei  Meigang  eu  Aiudunitiuif .  (Pfrrs*  mml,  Hur^ 


^    80    — 

■  unwichtiger  M  ebenblick  mit  Vereinigung,  auch 
dieser  Erschein  ang  unter  die  obige  Theorie 
sein  können*     Es  streitet  freilich  gegen  uzi- 
tere  zärtliche  Vorstellung  von  sensibler  Af- 
fection  n.  f.  w.,  die  wir  bei  typhischen  oder 
anderweitigen     asthenischen     Erscfaeinungea 
sogleich  hinein  zu  tragen  pflegen,    dab  maa 
einen  achwach   da  liegenden  Kranken,  in  eia 
kaltes  Wasserbad  werfen,  oder  ihn  mit  kal- 
tem Wasser  begiefsen ,   oder  mit  Tüchern  is 
kaltes  Wasser  oder  auch  Essig  getraucfat,  b^ 
wickeln  solle.    Sicherlich   würde    auch  eine 
unvollständige  vemunftlose  Nachahmung  £e- 
aer  kraftijg^en  Methode  viel  Unheil  aniiditen, 
wenn  z.  B.   nur  die  urplötzliche  £inwirkiiiig 
dieser  Potenz   und    die   kurze   und   sdinelle 
Ausführung  dieses  ganzen  Prozesses,   welclie 
eine  conditio  sine  qua  noUy   zur  gliicklichea 
Anwendung  ist,   übersehen  würde.    Wer  aber 
die    ganze  Idee    überhaupt   nicht    zu    fafsea 
und  zu  Terwirklichen  vermag,  der  bleibe  lie- 
bar   bai    dem    beständigen  Reizschlendrian. 

Er 

nah  LHpß,  bei  Sommar  fSoo  JulJ  Alt  all^enuio« 
empirisches  RegulatiT  ist  diese  Besaicbnung  imnaer 
braudibar,  iasofem  wir  deiitUdi  teheD,  daft  dia  £at- 
«iebung  des  WarmestoffBi  durch  die  Kälte  ^  hier  eia 
Haupunoment  ausmacht.  Schade  dais  wir  doch  die 
krärtigsten  Methoden  fneisc  imoier  toh  den  ^adeaa 
ffVendpD  empiri<ichfn  F.ng!aad«ro   Icraea  mulseo. 


—  gl  — 

Er  reitste  frtih  und  spät,  jim  Anfang  in  d^r  ' 
Mitten  und  am  Ende.  Er  hat  doch  wenige 
stens  das  Vehmgericht  des  reitzenden  Zeit- 
alters für  sich,  wenn,  er  auch  in  seinen  Be^ 
handlungen  der'contagiösen  Fieber,  namentr  ^ 
lieh  des  gelben  Fiebers,  nicht  viel  praktische^ 
Freude  einreitzen  mochte«  Denn  bei  dem 
gelben  Fieber  ist,  im  Anfange  wenigstens,  Reitz 
g^nug,  wie  der  Herr  Herausgeber  dieses 
Journals  in  einem  mir  erst  spät  zu  Gesichte 
gekommenen  Aufsatze,  *)  diesen  Punkt  auf 
•  eine  sehr  praktische  Weise  berührt,  so  wie 
•r  überhaupt,  von  keinem  System  oder  Vor» 

ff  •  * 

urtheil  geblendet,  den  Umstand  einer  mög- 
lichen sthenischen  Periode  im  Anfange  die- 
ses Fiebers  deutlich  genug  ans  Herz  gelegt 
und  darauf  aufmerksam  gemacht  hat,  hinrei- 
chend für  den,  der  frei  und  -offen  der  Wahr- 
heit nachstrebt  Und  ihre  Spuren  rein  verfolgt. 
Aber  es  ist  kaum  zu  glauben,  dafs  alle  Stim- 
men, welche  allgemeine  Umher sichth  bei  die- 
sem practischen  Gegenstande  empfehlen,  wer- 
den durchdringen  können,  wenn  nicht  der 
Staat  und  die  obersten  Medicinalbehci'rden 
desselbejn  sich  dafUr  speciell  und  ernsthaft, 
den  Arztea  ihr  Glauben  und  Tfaun  nachse- 
hend^ interessiren,  ohne  deswegen  der  göt^' 

*)  Journ>  d.  prakt.  Hcilk.  B.  so.  St.  9^^  . 
Jour».  XXI.H.  4  St.  F 


—      63      — 

liehen  Kunst  Gewalt   oder  Nothzwang  anzu- 
thun.     Nur   eine    ernsthafte  ßedeutung  we- 
nigstens, bei  diesem  wichtigen  Gegenstande 
nicht  leichtsinnig  oder  eingebildet  einseitig, 
sondern   im    aufrichtigen    ^-iberalen    Conceit 
mit  den  Kunstverwandtefi  zu  verfahren,  ?ri- 
re  keinesweges  uberflülsig  oder  unbillig,  wenfl 
ja  die  Gefahr  bei  uns  zur  Noth  werden  sol- 
te.     Nicht   fiir  ihre  Kunstausübung  'als  soI- 
eher,  glücMieher  oder  nngliickliciier,  soUtco 
die  Ärzte   in   solchei^  Fällen    verantwortlick 
gemacht  werden^   sotidem    für    ihren  Eiüei, 
nicht  sich  und  ihre  Vorstellungen    in   eise 
Krankheitsform  hineinzutragen^    sondern  die 
Vernunft  init  dem, Glauben  wenigstens  glei- 
cheti  Schritt  gehen  lu  lassen,  nicht  den  Glas- 
ben unter  den  blofsen  Schein  von  Vernunft 
gefangen  zu*nehmen.  Wollte  man  in  Deutsdi- 
land  sehen,    so   bedurfte   es  gar   nicht  eioe^ 
weitläuftigen  Apparats  von  Gründen  und  D^ 
monstrationen,    um    die   sthenische    Periode 
in  manchen  asthenischen  fieberhaften  Krank- 
heiten    anzuerkennen.      Unser     ehrwürdigef 
Veteran    (dennoch    zuletzt    uns    entrissen!) 
sagte    schon    längst    mit   seinem    gewohntes 
freien  Blick  in  den  grofsen  Tempel  derNi- 
tur  hinschauend  *) :  Hucustfue  venaeseciionii 
in  nervosa  J^ebre  instUuendae^  tjuod  in  ho( 

*)  EpUome  T.  i.  J.  ©S. 


»—    85.   — 

ui  talij    nequMjfuam  conveniat^  nah  /acim 
mst  jnentio»     A   pauco    interdum   sanguine 

.  hie  profuso^  fatalis  mox  insequüur  pröstra^ 
tio  cordisque  tfix  non  m  totum  suJfLamimi^ 
tur  potenüa.  Sed  ob  solum  putridae  no"^ 
men  innumeri  errores  a  medentium  vulgo 
hac  infebre  eommksi  füerunt :  cum  tUulo 
magis  hjrpotheeicoj  quam  ratione  et  expe^ 
riencia  nddudli^  venaesedtionem  in.  quavis 
nervosa  contendant^  sub  coelo  etiam  eom 
lidiori^  inftammatorü^constitutio  cum  net'^ 
ifosae  unicur  coniagio;  et negle6la  sub 
ipso  morbi  initio  venteseölio^  quamcumque 
inanem  reddere  potest  medelam.  In  juve» 
nibus^  plethoricis  subjeölis\  saepe  manifesta 
est  mittendi  sanguinis  necessitas\  atqüe  v^- 
naesedlio  ^  caute  quidem^  et  in  ipsius  mediei 
praesentia^  Sed  interdum  aliquoties  institui 
debet;  licet  vel  apertam  in  hoc  morbo  in^ 
flammationemy  tarn  audaci^  quam  si  pura 

.  msset^  .venaruiu  incisione  pertractare  _  mi>:im^ 
me  queamus.  Pestis  ipsa  nonnunquam  are- 
naesectionibus  cessit  feliciter;  et  tum  san^ 
guinis  crasisj  manifeste  inflammatoria^  ^um 
pttlsumty  aliorumque  sfmptomatum^  praeci» 
piie  vero  doloris  circa  ventriculamßtci^  ra» 
tio^  et  levamen  emissum  cruörem  tnox  in^ 
sequenSy  sat  satis  huic  operciioni  favenjt^ 
Neglecta^  his  sub  circumHantiis^  vMaet^^ip^ 


—    84    -^     ^    . 

ahdominaliuin    viscerum^     aut-    pulmonum^ 
cerebrique    inflamm atiovib  us , .  fre^ 
i/uencer  viam  sternit;    et   licet  ^  quae  taUa 
febris  suh  fine  coruingunt^   non   raro    coi»- 
sam    alterius    utique    naturam     agnoscaru; 
0st  tarnen^  ubij  et  liis  in  casibus  venaesectuh 
ni^  sanguisugisy  cucurbitulis  scarificatiSy  bh 
cus  utiliter  esse  possit;  prudensque   meii- 
cus  nullo  non  tempore   indicationetn,    ctm- 
silio  atque  experientia  formatum  umplecü" 
tur.    Diese  klassische  Stelle,  deren  Auszeich- 
nung nicht  am  unrechten  Orte  stehen  räd) 
enthält  alles  was  man  vorurtheilsfreien  Ge- 
müthem  über  einen  solchen  Gegenstand  xo 
sagen  nöthig  hat.     Es  kommt  nur  darauf  an, 
dafs  man  sich  überzeuge  oder  nicht  aus  an- 
dern Gründen  ableugnen  wolle,  dafs  das  gel 
be  Fieber  sich  von  den  bisher  schon  bekann- 
ten sogenannten  bösartigen  Fiebern   mit  ej- 
niem  Ansteckungssto£Fe,  in  den  Hauptsachen 
der  Causalbeziehung,  der  Einwirkung  auf  den 
Organi.smus  u.  f.  w.   nicht  wesentlich  unter» 
scheide  und  vielleicht  nur  in  einigen  äufsem 
Symptomen  und  Modificationen,   der  Farbe 
der  Haut  u.  f.  w.  differire.     Die   erst  neuer- 
lich  angezeigte    Schrift    des   Dr.  Palioni  in 
Pisa    über    das  gelbe  Fieber,    ist    mir    noch 
nicht    zu  Gericht  gekommen.  *)    Was   aber. 

*)  Ossenfaxioni  medic/is  suüa  ma/anim  fi^nlm  demiimi^ 


•      -     85     -  •■ 

die  Anz]jiig$  derselben  in  der  Salzburger  me- 
die.  chir.  Zeitung  davon  enthält  **!),  so  paf&t 
das  dort  aufgestellte  Phänomen,  welches,  deM 
Leichenöffnungen  zu  Folge,   durch  alle  Or-^»        \ 
gane    greifft,   '  Turgeszenz    von    schwarzem 
Blute   und  die  Ergiefsung  rothgelber  liüS'^ 
sigkeiten  in   die  Höhlen  des  Organismus j  so 
natürlich   zu  einer  vorhergeg^genen  befti« 
gen   Erregung   des  Gefäfssystems  y '  die   sich 
dann  in  desto  schnellere  und  gröfsere  Asthenie 
verliert,  dafs  wir  auch  mit  den  Krankheiten^ 
die  bei  uns  gewöhnlich  sind,   z.  B.  Lungen-* 
entzündung,  Gehirnhöhlenwassersucht,  Kind-  . 
b-ettfieber  u.  f,  w.   diese  Ei^cbeinungen  eini* 
germafsen  parallelisiren  können.     Nach  dem 
eben  angegebenen  Verf.  stellt  sich  das  erste 
Stadium  der  Kiankh^it   unter  dreierlei  For* 
men  dar,  je  nachdem  entweder  die  Sympto- 
me vorzüglich  auf  <^inen  Angriff  des  Gefäfs- 
Systems,   des  Nervensystems   oder  der  Assi* 
milationsorgene  hindeuten.     Ich  würde  kein 
Bedenken  tragen,  i^nter   der  letzteren  Form  ', 

die  besondere  örtliche  Einwirkung  auf  die 


te  in  Litforno^  per  servire  d'Utruzioni  ai  Signorl  me» 
dici  desUnati  ai  seruizio  del  nuopo  sptdale  proviiorio 
di  S,  Jaeopo,  del  Dottore  Gaetano  Palloni.  Ei- 
ne deutsche  tTebelrseUimg  wird  Begleich  -durch  Hr. 
ProP.  Weifstnhack  beiorgt  erichemcn« 


\ 


—   üß    — 

^a-»r    vir»,    -sc    ai.Tr-.*:  Hr.  P'%lZtj?ii    d^ranta 

•!•*-!    i^üiiib«  *ti   li  i    :rrtabl-»ti   Sjitmi5«a   tk- 

<±1\  i.*i:i»  ?..  *.!*-;:  ^3.  il""*r  d*a  Genia»  is 
ÜT'-.  v--.*::  :*.r  ::•*  cit'^rrbilotocfcf seile  G»- 
ftr; ■—,-.=.  •*  -  '-  ■  -i  Ir-^*r*i.5e  fc-ib«».  Frtsiki 
-^  i:  «•-^^'*.^  -Hrrnn  *!*  a  ;  finea  f<*sm  »E- 
y-r.:*  '*:i  Or-Jini  sebau*:  lv,  ir«r  d^Is  li« 
Eir.".:  a;.--  b  ':.'.•»::  2i*j*T.e:ri'»n  theoretE«€fc*B 
Grr;i,d*ri  fi^*  V.  ^^*n  rjp^r  Kxinkheic  naA  ia- 
Ter  H-  !!T:»rli-d*  b-^timcc?,  welches  bei  dem 
i^V^::*^ja*\''n^n   iM.iäner    aber  lL3am  za  bs 

\  Di*  L:rc«n  s4-rm  c?«  Pbioonea  rfcr  BraaiibS^nf    1 

in  fi.  *««r  FLri2^hcu  aar  in  fJngriaöscB  Psnk- 
tcü,  Cie  Lez^e  f.haa  aetr  im  ri^T^iriiM  Cbirik- 
ccr.  M  .^  u^-d  HttM  IC?'-  j«n  sich  icr  der  scfsisfr 
Ttr.deTL  Mötazzi  .rp:.o»e  lu  ue-^ibren.  -— .  Xacb  Sem 
Rec.  Ton  /"-.r^rr  ^phcntmen  a.  d.  va.holog,  ^motO' 
mie  in  d.  A.  L.  Z.  i6-'4.  No.  163'  iÜkI  dergleidieii 
kleine  o:'c  su«ar*:iQeBQieheDde  Flecke  und  punkte  in 
der  Su'jftUnj  einet  Organ«  setbac,  und  ni<Jit  blob 
die  Anfuilung  de«  Blus  in  uüge  GefaCie,  Kendxei- 
eben  einer  irafaren  vorber^egjogenen  £ntxüodiin^ 
ironuf  man  bei  Leit.benöfiBiungen  Rücksiebt  nehmM 


-    -87,    -       . 

fiirclften  steht^  eher  yielleidit  bei  solchea 
lebhaften  und  scharfsinnigen  Köpfen,  welche, 
einihdl  yeitraut  mit  gewifsen  systematischen 
Vorstdlüngsarten,  i}er  Abhängigkeit  ihrer 
praktischen  Ansichten    von    denselben    sich 

'  nicht  Werden  entschlagen  können»  So  miis« 
sen  wir  z.  B.'  erwarten,  was  Hr.  Prof.  Paulus 
in  fVürzburgy    ein  übrigens   ausges^chhetec 

.  Kopf,  uns  in  seiner  versprochenen  Schrift, 
über  die  Natur  und  Heilmethode  des  gelben 
Fiebers,  liefern  wird.  Nach  den  vorläufigen 
Nachrichten,  welche  uns  die  Salzb.  med.  ehir« 
Zeit,  davon  giebt,  *)  ist  es  ihm  keinem  Zwei* 
fei  unterworfen,  dafs  das  gelbe  Fieber  eine 
allgemeine  Krankheit  des  Gefäfssystems  sei. 
Es  scheine,   dafs  die  nächste  Ursache  in  ei^ 

.her  Veränderung  der  S^fte  liege,  dals  dies« 
Veränderung  durch  Absorption  des  Conta« 
giums  entstehe,-  dafs  sie  die  Jhäiigkeu  der 
Gefäß e'j  zunächst  der  ruckiiihrendeii  Adem^ 
aufs  'äufserste  vermindere ,  (in  welchem  Zeit« 
räume?)  und  da(s  dadurch  wechselsweise  die 
Krankheit  selbst  wieder  vermehrt  und  unter* 
halten  werden  mUfse.  Es  sollten  daher  nicht 
nur  solche  Mittel  angewendet  werden,  wo- 
durch der  durch  die  Ansteckung  entstehen* 
den  Veränderung  der  Säfte  entgegengewirict, 
sondern  auch  .  die  Thätigkeit   des  Gefaissj* 

•)  i»o5.  Nr.  a.  S.  92. 


—     Vi      — 
■tp'-t«#  «TfariMt?  inri   .atensi'r  *»TprxxiÄarr  "^wteröea 

.*^r  f.-it^*»  A**:  .^nf::::n/:  iaia  arm  Dmcs 
^n*?.'"  -nrif*?  9'*>r.!;-ri  liiiiÄ.  50  ^nrseiir  .tut 
■n  fri»  ...T  '."^^  lorri  .iin.  mri  ▼le'ii-r  ijer  las 
■#p!l,/.  /  *.-»,. r  »r  i-..:^n5*Ti  it.  iiui  lassen  .lua 
'•nf.w  •  !<•'•  inr.i  : rr  .u<-iir.  vier  docn  ai^ar 
iA  »tUf  .TifihalV  v/»riifin  /C.jTinre.  ^a  .t*?!!*  :ca 
/.  •'  Mr'.it  r:iÄ  rfr.  i^r,  ^v'utt^r:  iir  «lea.  at»r- 
li«i''li»Ti  Vf;v/.*»!i»»n  :.j  .'f.  Dez-nßD.  aariü]£S 
'n!»:^(»th**  li  ■  ;»iir:i  .■:  .Tiir  :nue!cazxiiiir,  w& 
'J«*r  r»\ynn^: flM»  .'nun;»ir  'it»r  ...iftiTTr?«  itmi fxii" 
Itrh^n.  fj/i *•  iK^j ,  .1  n/r  (tt*  1  •'  ?//i  *?/!  Fieu^rs,  wes^ 
^.h^i    *^f}/d^m>^^k    .JK    AfiU^*i42/z   iiifrr^c/ic^    der 

von  Jf,h.  hfnaa.  /fr^zit^a.  a.  d.  i*3*ziv,  van  Z 
K/t/m  f'rart.k,  '/^j^n  Lyi.-^  Sf»i.  Nacll  der 
Aaa  ijf^.  f'.^f  ,r;-,  ri^v  »1  j^ji»',-»:!.  icix:  «üe  HeJ- 
rn^^i..*,';/»  n-iiJ-  -^^r  iih^r^inli -iaimen,  weicie 
n\%ti  /.*  'I/^  I  /f-irrm  --l«--'  ''^^.i  ;-..c*r  in  Deutsdi^ 
Ift.nd  i-r  jf^^k  *\.^  ^  .;;■•:.'=:.'■. n'''^n  L'Jiartiffen  Gal- 

"/^-fi-o^i-^-n  ,  Äiiil<-*rf ^fA^i  .  — •  £  ne  andere  Aib- 
/'•••''  r)',n.  /'.  M.  (jfjnsalez  üher  das  sei- 
///i  Inhrr  w^frUet  im  Jahr  igoo  ia  Cadix 
fnrr<fhff\  und  üh^r  die  zwe-zkmäj'sigscen 
'^t hui  'tniHf-l  ('f^z/^ffi  dar.xelbe  und  andere 
an  v/  /v  hrndfi  und  pestartige  Krankheüen 
'f#M;/^f.i;jr.  üt  AfczuJa«  eben  aogeführte  Ab- 


•^    89    ~      \ 

handlang)  a.  d.  Span.  yon. Borges*  BerlAK, 
läfst  mich  nur  furchten ,  dafs  wir  der  Litte» 
ratur  über  dieses  Thema. bald  zu. viel  erhal« 
ten  diirften*  Indessen  ist  mir,  so  viel  Nach- 
richten, Spekulation  oder  wahre  Beobachtung 

uns    iioch   .etwa   liefern    werden,     vor    cfi« 

* 

ner  Erscheinung  einer  Schrift  über  das  gel- 
be Fieber  bange,  in  so'  fern  die  darin  etwa 
enthaltenen  Sätze  und  Thatsachen  die  Grunde 

• 

idee,  welche  man  sicK  nach  vernünftiger 
Theorie  und  der  .bewährtestep  Angabe  der 
Erfahrung,  direkt  sowohl  als  analog,  voniler 
Natur  und  Heilung  dieses  Fiebers  hat  abstra* 
hiren  mUfsen,  umsto£sen  würden.  Und  wenn 
sie  es  denn  thäten,  wenn  es  möglich  wäre, 
dafs  zusammenstimmende  £r;>cheinungen , 
übereinkommende  Nachrichten,  öffentlich  wie- 
derhohlt  angegebene  Verfahrungsarfen  und 
Rathschläge,  hätten  täuschen  und  inkonse- 
quent sein  können,  so  wäre  dies  um  so  vor« 
theilhafter  für  das  Reich  der  Wahrheit,  um 
dessen  Bereicherung ,  und  nicht  um  Be- 
stätigung dieses  oder  jenes  Systems  es  hier 
einzig  zu  thun  ist.  Allein-  der  angegebene 
wichtige  Unterschied  in  den  Perioden  dieses 
Fiebers,  wird  sich,  wie  bei  dem  Fieber  mit 
einem  materiellen  Stoff,  z.  B.  Ausschlagslie- 
bern  u.  f.  w«  überhaupt,  sicherlich  immer 
oieljLr  bewähren;    und  dafs  man  diese  erste 


—     go    — 

tthenische  Periode,  der  stärkeren 
der  lebendigen  Faser  im  Conflikt  mit  dem 
Krankheirsstoffe,  so  oft  übersieht,  nnd  es  in 
der  allgemeinen  Betrachtang  des  gelben  Fie- 
bers so  schwer  finden  i^ird,  die  Idee  Ton 
Sthenie  hier  sich  geläufig  in  machen,  wo ' 
doch»  wie  man  richtig  anfiihrt,  so  oft  Asthe- 
nie zum  Grunde  liegt  und  demnächst  in  al- 
len Productionen  und  Erointionen  sich  än- 
[sert,  —  dies  rührt  einzig  davon  her,  dals  nua 
bei  Sthenie  nur  an  robuste  energische  An- 
lage, und  Einwirkung*  eines  nicht  nnmalsi; 
afBcirepden  Reitzes  hierauf,  denkt,  daher  die 
manchen  Zustande  und  Formen  von  Sthenie, 
Substhenie  u.  f.  w.  übersieht  und  nicht  ge- 
hörig bezeichnet,  wo  z.B.  die  eiadringlidw 
Heftigkeit  des  Krankheitsreitzes  anf  eine 
sehr  erhöhte  (asthenische)  Receptivitat,  in  ei- 
nem relativ  intensiv  kleineren  Zeitmomente,' 
d,  h,  mit  grÖi'serer  Schnelligkeit,  vollbracbt, 
einen  Zustand  der  Kraftaufreizung  nnd  Ge- 
genwirkung hervorzurufen  im  Stande  'ist,  der 
dem  temporären  Produkte  nach,  Sthenie  bc- 
aeicbnet,  und  der  temporären  Behandlung 
und  der  Determination  fiir  das  zukünftige 
Resultat  nach,  als  solche  auch  innerhalb  der 
Grenzen  eines,  oft  freilich  engen,  Z^eitrau- 
mes  praktisch  angesehen  werden  und  wenig- 
stens nach  verschiedenen  individaellen.Gra- 


den  iii-  86  fem  negativ  behandelt  Wer4ett 
muts,  dafs  es  hier  nicht  sowohl  auf  Hinzu« 
fuguüg  von  Reizen,  sondern  auf  richtig  iho- 
dificirter  Entziehung  oder  (chemischen)  In- 
dilFei  enzirung  der  schon  bestehenden  aib- 
komme,  damit  die  Erregbarkeit  geschonti 
und  relatives  Gleichgewicht  derselben  zu  der 
Einwirkung  deräuliörn  Reize  hervorgebracht 
werden  möge.  *)  So  wenig  es  also  nöthig 
und  n^itzlich  seyn  wird,  in  Fällen  des  eben 
angegebenen  Conflikts  allemal  die  öegatire 
Methode  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  Inzü* 
wenden,  so.  wenig  wird  es  aber  auch  mög- 
lich seyn,  die  Erregbarkeit,  welche  offenbar 
von  dem  ganzen  Zustande  der  Organisation 
abhängt:,  und  mit  dem  Gruiidgewebe  dersel* 

*}  Mich  wundert,  dafs  mim  in  dei^  Lchrbuöhisni  nicbc 
mehr  Divisionen,  Arten  und  Grade  der  Sthenie 
macht,  da  man  ^ie  doch  bei  der  Asthenie  »->  B.  adion 
hat«  s.  B.  Hfperasthenie  vom  «weiten,  dritten  u,  t.  w, 
Grade ,  uidd  ^dit  Sthenie  sich  mit  der  blofsen  höhern 
Potenz,  Uypersthenie,  behelfea  9U  sollen  scheint« 
Der  Gedanke  solcher  Eintheilung  der  Allgemeinen 
Formen  der  Krankheifen  nach  speciellen  und  indivi« 
duellen  Graden,  ist  iitrigeots  ^ehr  glücklich  und  rieh« 
tig,  nur  daüi  diese  Division«  um  alle  Zustände ,. all« 
Verhältnisse  der  Erregbarkeit  «u  gewisaen  Heilpoten» 

«  sen  und  ihren  bestimmtea  Quantitäten  u.  9«  w,  i« 
die  Hunderte  vbU.  Tausende  ^gehen  mu£ste,  weil  et 
eben  die  ganse  nraktische  Kunst  ausmacht,  gr'ad« 
den  bestehenden  Grad  «ir  trelten. 


—     9»     -" 

ben  lusamnenhängty  in  der  Mrirklichen  Epo- 
che  der  schon  sich  äufsernden  Krankheits- 
erscheinung zu  reguliren,  und  durch  Eanvoi^ 
kung  auf  sie  selbst  oder  ihr  Grundsubstrat, 
die  organische  Mischung  und  Materie,   das 
geforderte    Gleichgewicht    zwischen    Krank- 
heitsreiz und  Receptivität  zu  Stande  jeu  brin- 
gen.   Da  hier  bei  den  mit  einem  anstecken- 
den Stoffe    vergesellschafteten    Fiebern   die 
Minderung  der  Reaction   des  gereizten  Sy- 
stems und  der  davon  abhängenden  grölsem 
oder  geringeren  Production    und    Propag*- 
tion  des   KrankheitsstofiFes    das   Einzige    ist, 
was  in  unserer  Gewalt   augenblicklich  stefati 
und   durch  'diese    Verminderung   des   einen 
Factors  das  ganze  Product  der  nachfojfgen- 
den   intensiven  und    extensiven    Krankheits- 
erscheinungen gemindert  werden   kann,   so 
folgt,   dafs  wir  gleich  in  der  ersten  Periode 
des  gelben  Fiebers,  so  wie  aller  damit,   der 
Art  und  dem  Herkopimen  nach,  verwandten 
Krankheiten  in   der  ersteoi  Periode  yorziig- 
lieh  und   mit    dem    besten    Erfolge    werden 
wirken  und  den  zukünftigen  Gang   des  Ue« 
bels  werden  leiten  können,   weniger  in  den 
späteren   Perioden,    wo    uns   nur  gleichsam 
eine    undankbare   Nachlese    zu    halten,   ver- 
gönnt ist,  wo  wir  die  ganze  Erscheinung  neh- 
a  müssen  wie  sie  ist>  wohl,  bei  noch  be- 


I 

stehender  oder  übrig  gelassener  Iiltegritot 
des  Organismus  und  der  Erregbarkeit  einige 
HUlfsmittel  anwenden  können  >  immer  aber 
mit  dem  bedingten  und  sweifelfaaften  'Er*' 
folge,  was  eine  gleichsam  abgenutzte  und 
überreizte  organische  T^raft.  aus  ihnen  ma« 
eben  könne  und  wolle.  Es  ergiebt  sieb  dai> 
aus  von  selbst,  was  man  von  den  mancher* 
lei  vorgeschlagenen  Heilmitte^Ih  zur  Heilung 
des  gelben  Fiebers  zu  halten  habe.  So  ist 
Ä.  B.  das  vom  Herrn  Dr.  Äb/Ä  in  Hamburg 
im  Aten  Stücke  des  zwanzigsteh  Bandes  die* 
ses  Journals  vorgeschlagene  Terpentinölil  ai«. 
ober  ein  Mittel  mit  mancher  Tendenz  .zixt 
örtlichen  und  allgemeinen  Abwehrung  des 
gelben  Fiebers  begabt.  Allein  ich  fiirchte^ 
oder  vielmehr  ich  bin  überzeugt,  dafs  es  hiev 
im  Allgemeinen,  weniger  darauf  ankommen 
T^ird,  kräftigß  Reizmittel,  etwa  mit  beson-, 
dem  speziellen  Rücksichten,  auf  gewisse  Or* 
gane  oder  Systeme  aufzustellen^  da  diese  ge« 
gen  die  in  der  ersten  Periode,  wie  es  scheint^ 
unaufhaltbar  fortgehende  Neigung  zur  orga* 
nischen  Corruption,  wenig  mehr  zu  leisten 
im  Stande  seyn  möchten,  als  den  ersten 
Einleitungsprozefs  vom  Anfange  an  so  zu  de<* 
terminiren,  daSs  das  Produkt  nicht,  sich  selbst 
ifiberlässen,  oder  ^ar  durch  verkehrte  Ii^ter«^ 
ferenz  nodii  mehr  erhöht,  in  eine  djrnami-. 


-     94    - 

arhe  und  organi&che  Auflösung 
M^n  glaube  aber  ja  nicht,  ich  enraite  von 
der  Befolgung  des  von  der  Theorie  unter' 
stützten  und  durch  die  offenbare  Erfahmng 
bestätigten  Grundsatzes ^  in  der  ersten  fie^ 
riode  der  sich  bildenden  Krankheit  (ans  hin- 
länglich entwickelten  Gründen)  vielmdir  ne^ 
gati^  zu  verfaliren^  einen  so  unwiderrufli- 
chen und. sicheren  Einflofs  auf  die  Heilung 
dieses  Fiebers,  dafs  man  dasselbe  dadurch, 
gleichsam  wie  durch  ein  Spezificutn,  ?6llig 
in  seiner  Gewalt  habe.  Einen  solchen  oder 
nur  entfernt  ähnlichen  Erfolg  von  irgend  ei- 
nem Mittel  oder  einer  Methode  hei  einer 
allgemrinen  Volkskraiikheit^  sei  sie  weld» 
sie  wolle,  tM  erwarten  oder  nur  zu  träumen, 
Ware  doch  die  größte  praktische  Unvernunft 
und  setzte  eine  gänzliche  Unkunde  der  mo* 
ralischen,  politischen,  ökonomischen  ti»,sl  w. 
Hindernisse  voraus,  welche  sich  einer  jeden 
aratlichen  Wirksamkeit  für  das  Allgemeine 
oft  so  uniibersteiglich  in  den  Weg  legen. 
Wenn  daher ^  wie  in  den  öfiPentlichen  Nach* 
richten  gemeldet  wurde,  in  Liuorno  z.  E 
die  unendlich  enge  Einpressung  des  grofsen 
Haufens  in  kleine  Wohnungen,  Schlafgemä« 
eher,  Betten  u.  s.  w.,  wenn  die  unreinliche 
Lebensart  desselben,  die  leider  zum  Th^ 
erzwungen  schlechte  und  eben  so  gestellte 


Diät,  der  Genufs  rerdorbener  Fische  u.  $.  w., 
neben  der  allgemeiilen  Verpestung  der  Lul^ 
durch  die  unreinlichen  Kanäle,  einen  unge* 
zweifeit  bedeutenden  fiinßufs  an  d^r'gänali- 
chen  Niederlage  gleichsam  haben  mufs^  wel- 
che derTodundSchreckenverbreitendeFeind 
anrichtete  9  so  dürfte  es  vielleicht  nicht  sehr 
schwer  werden ,  auch  in  unserm  Vaterlande, '' 

^was  doch  nui\  "einigermafsto  Zeit  hat,   sich 
gegen  den  etw^  vordriögenden  Feind  in  Po- 

.  situr  zu  setzen,  ähnlfche  Umstände  und  äiir' 
isere  Bedingungen  wie  in  Livorno  z«  B.  auf-* 
zufinden,  unter  deren  Einwirkung  wahrlich 
eine  jede  Methode  mehr  mit  Retiriren  gleich** 
sam  und  mit  der  Flucht  selbst  zu  thun  ha-* 
ben. durfte,  als  mit  der  Gewinnung  von  Sie« 
gen  und  Lorbeer.  Am  wenigsten  durfte  eine 
ausschliefsend  allgemeine  Behandlung  einzu« 
führen,  irgend  eines  Vemünfugeü  Wunsch 
seyn  Jcönnen,  einer  Art  von  allgemeinen 
Stempelordnung  gleich»  womit  die  oft^fto^ 
tausen^dfarbige  und  prQteus artige  Gestalt  sol« 
eher,  epidemischer  Krankheiten  uniform  be- 
zeichnet werden  sollte.  So  wie  hauptsäch- 
lich also  die  Beschaffenheit  des  befallenem 
$ab]ects  und  seine  individuelle  Opportun!« 
tjH»  M  wie  die  schnellere  oder  langsamere, 
grofsere  oder  geringere ,  ortlichere  oder  all« 
gem^ert  l^nwirkung  de«  KiT.imkhejifaiiSt^ffes 


—      90     — 

# 

auf  den  Organismus,  eben  v/ie  dessfen  Rea- 
ction  durch  mannichfacbe  äulsere  und  innen^ 
Umstände  (z.  B.  moralischer  Art,  Sorgei^ 
Furcht  u.  s.  w.)  bestimmt  u.  s.  w.,  die  Krank» 
heitserscheinung  und  ihre  Form  unwider«' 
sprechlich  determiniren  und  modiliciren  wer- 
den, so  dafs  bald  dieser  bald  jener  <7rart 
von  Hypersthenie  bis  zur  Hyperasthenie  her- 
unter, sich  früher  oder  später  entwickeln  . 
und    offenbaren    mufs,    bald   also    eine    nur  ' 

mehr  indifferente,  bald  eine  bestimm\;er  ne-V 

'■1 
gative,  bald  eine  schon  positivere  und  schnell    . 

die  höchste  Stufe  positiver    Interferenz  er<*    i 
fordernde  Methode  nothwendig  werdezi  wird,  .. 
lim  weni2[stens  das-  zu  leisten,  was  die  Kunst 
lind  die  Approximation  ihrer  Potenzen  zuia^  '\ 
differenten  Zustand  des  Organism  erheischt;  \ 
SO  dürfte  doch  die  etwa  aufgeworfene  Frage,  'i 
wie  man  im   Allgemeinen,    nach  unirersell-j(^ 
entworfener  Construction ,   das  gelbe  Fieber  ^  * 
behandeln  wolle,  keinesweges  verlegen  oder 
unbestimmt   in    der   Antwort   machen,    und 
würde  ich   dieser   allgemeinen  Frage,    nach 
Zurückweisung  und  Beschränkung  der   darin 
zu    weitschichtig    enthaltenen    Universalität 
auf  folgende  Art  z.  B.  zu  entgegnen  suchen. 
Zuerst  und  vor  allen  Dingen  würde  ich 
umhersehen,  ob  bei  dem  Kranken,  bei  wel- 
chem  die  «rsten   Spuren  einer  Ansteckung 

sicli 


-    97    -r 

sich  seigten,  noch  die  Verhütung  und  gleich^ 
sam  Aufhebung  der  Krankheit  möglich   sey, 
Reiche  bei  andern  ähnlichen  Krankheztsfor«' 
men,    bevor  die  Sache  bis  zu   einem  gewis- 
sen Grade  •  der  Production  und  Ausbreitung 
gelangt  ist,  allerdings,  nach  Theorie  und  £r<i» 
fftbrung  sich    bewerkstelligen    läfst,    worauf 
man  aber   speziell  beim  gelben   Fieber^    es 
sej  in  dem  allgemeinen  Drange  und  in  der 
Verwirrung  der  Dinge ^   oder  weil  die  Sache 
zu  unwahrscheinlich    dünkte   und    vemach- 
läfsigt   wurde,    noch   keine  besondere  Auf- 
merksamkeit gewandt  zu  haben  scheint.  Be- 
kannt ist  es,   dafs  z%  B*   Pringle  sich  selbst 
und  Personen^    welche  von  der  Ansteckung 
in  Krankensälen,  wo  das  Hospitalfieber  grade 
XU  der  Zelt  heimisch  war,  participirt  hatten, 
durch  'ein  bald  möglich  genommenes  Brech« 
mittel   und  den  sogleich  nachgesetzten   Ge- 
brauch schweifstreibender  Mittel  und  Metho- 
den, (z.  B.  Campher— Julep,  mixtura  simplexy 
rnixtura  ulexipharmacaetc^^  Beförderung  der 
Ausdünstung  durch  warme  Bettbedeckung  u. 
8»  w.)  vor  diesem  Fieber  bewahrte»     Ich  selbst 
habe  Gründe  aus  meiner  eigenen  Erfahrung, 
dieses  Verfahren  nicht  für  unnütz  oder  ver- 
dächtig  unter  gewissen  Umständen y   (wozu 
besonders  die  Schnellste  Etgreifhng  des  Zeit- 
monients  nach   der  Ansteckung  gehört)   zu 

Joiirn.  XXr.  6.  4  )<•  G 


ii. .aiJhiitec    «mca    jKnsfi    j^r^ir  -;._.*:; 


;üliir«<:iixixiithiin  ■^tjtfrimr.fta.  jccr4.Be   Sz^wsL! 


—     99     — 

lichkeit,  ob,"  wenn  dies,"Verfahren  nicht  ge- 
.  länge,    durch   die   dabei  nothwendige  heftir 
gere  Erregung  der  Steigerung,  der  Krankheit 
selbst   dadurch  Vorschub   geleistet   und  das 
Uebel    ärger   gemacht    werde,    diesen  Vor- 
schlag wohl  seltener,  wenigstens,  wenn  ein- 
mal das  Uebel  überhand  nehmen  sollte,  nicht 
in  allgemeiner  Ausbreitung,  zur  Wirklichkeit 
kommen,  und  vielleicht  nur  für  einzelne  in- 
dividuelle Fälle  pafslich  seyn  lassen,  wo  eine 
ziemliche  Bestimmtheit  der  Umstände  zu  we- 
higer Fehlgriffen  Veranlassung  gäbe,     Ueber- 
dem   würde   ich,    sobald   der  Ausbruch   der 
-^  Krankheit    declarirt    wäre,    die   Anlage    des 
Kranken    sowohl   als    die  gegenwärtigen  Er- 
regungser&cheinungen  desselben  zu  Rafhe  zie- 
hen, (mich  aber  hüten,  durch  die  widerspre- 
chende Form  eines   einzelnen  Symptoms  et- 
Iva,   z.  B.    des  unterdrückten  mehr  kleinen 
Pulses   mich    täuschen    und  an   der  Berech- 
nung des  Ganzen  irre  werden  zu  lassen)  und 
darnach  den  Grad  meiner  positiven  oder  ne- 
gativen Maafsregeln  bestimmen.     In  der  Re- 
gel würde  ich   die  Behandlung,    den  oben 
angegebenen  Grundsätzen  zu  Folge,  in  den 
ersten  a4  bis  48  Stunden  mehr  oder  weni- 
ger negativ  einrichten,  dals  heilst  vom  Ader- 
laß an,'  an  einem  Pole,  bis  zum  Gebrauch« 
der  Säuren   am  andern.     Ueberzeugt,    dafs 

G  a 


200      — 


es  im  diefein  entea  Zeitmune  de»  Cooiikis 

und  der  sich  cfaemisch  und  dynamiscb  ant- 
büdendea  Krankiieit  vonüglich  darauf  tn- 
komme,  zwei  grolle  Befordeningunittel  je- 
des chemischen  Prozesses  und  jeder  cheoi- 
achen  Production  (es  werde  dieser  in  oder 
aulser  dem  Orgänism  angesteDt^  fyZrme  und 
Bewegung^  so  viel  möglich  za  entziehen  usd 
feu  vermindern,  würde  ich  die  directesten 
Mittel  ergreifen,  um  zu  diesem  Endzwecb 
zu  golangen.  Ich  würde  neben  und  naoh 
dem  Aderlaf» ,  wenn  dieses  puthig  sich  be- 
wiese, sogleich  eine  Quecksilberpurganz  aas 
hjrdrargjrrum  mite  und  entweder  Jalappen- 
oder  Rhabai  berwurzel  nehpien  laissen,  vm 
vor  allen  Dingen  sowohl  allgemein  die  Som- 
ftie  der  Erregung  und  der  SäfteiiberfiilliiBj; 
als  auch  besonders  in  den  blutreichen  Or- 
ganen des  Unterleibes  zu  vermindern,  tfu 
deren,  gleichsam  wie  es  scheint,  in  sich  selbst 
erstickender  heftiger  Reaction,  so  leicht  Des- 
organisation,  Brand  u.  s.  tr.  demnächst  er- 
folgt* Ich  würde  um  &o  mehr,  wenn  nidit 
besondere  Umstände  es  verbc^ten^  mit  der 
Realisation  dieser  Maafsregel  eilen  •*},  ^ 
nach  allen  Angaben,  der  Magen  und  aU« 
Keproductionsorgane  gar  bald  in  eine  aolcbe 

*)  Welcher  der  Herr  Herauigeber  dUsne  J^unuUs  «.  * 
O.  mui  triftigen  Gründen  ^eqfalli  dae  Wf^re  rmUL 


Differenz  iind  örtliche  Äffecfion  gerathen, 
dafs  Schluchzen,  JSrbrechen,  Magenschmerz 
u.  s.  w.'  entstehen,  welche  sowohl   die  be- 

\ 

herzte  Anwendung  der  genannten  Mittel  Ver- 
bieten^ als  auch  zum  Ruin  der  ganzen  Ma« 
schine,  immer  höher  zu  stefigen  pflegen. 
Beim  Eintritt  dieser  Umstände  mii&te  man 
sich  an  die  Regel  Eymans  erinnern  *),  wel- 
cher dann,*'  ehe  er  in  diesem  ersten  Stad'um, 
Abführungen,  Molken  u.  s.  w.  nehmen  läßt) 
zuvörderst  eine  Dosis  von  lo.  Tropfen  Lau* 

'  danum  (nicht  mehr  wie  er  sagt,  sonst  erfolgte 
Erbrechen)  giebt,  vielleicht  aber  doch  noch 

.  besser  mit  dem  Auflegen  von  durchdringend 
geistigen  gewiirzhaften  Substanzen  auf  die 
IVfagen-  und  Unterleibsgegend  ausgekommen 
wäre,  wofern  es  nicht  oftmals  um  die  Schnel- 
ligkeit des  Effects  zu  thun  war.     Demnächst 

•:  würde  ich  keine  Gelegenheit  versäumen,  den 
Kranken   ein  schnelles  und  kurz  dauerndes 

^  kaltes  Bad  brauchen  oder  in  Ermangelung  des- 
sen, ihn  wenigstens  mit  kaltem  Wasser  oder 
Essig  besprengen ,  und  dann  schnell  wieder 
trocknen  zu  lassen.  **)    Innerlich  würde  ich 

*)  Joumdt  der  prah.  Heilk.  R,  i5.  St,  M* 
*  *)  Auf  den  schneUen  Gebrauch  kommt  hier  alles  an, 
lfm  nicht  durch  eine  su  lange  Einwirkung  der  Kälte 
wahre  Atonit  des  HaatiTitemi    u.  f.  -w»  stt  verali- 
laiatn. 


«-       103 


xtc  IC     ■-.f'Ma,    fui?   i«^  polse  Quantität  Vi- 

-    .•-■ri*   5d*->^ije.  als  die  Verdauung  nur 

itii^Tii    ^.lUiJf.  beizubrizz^en,  wobei,  nach 

^enJen   grofseren   oder   minde- 

-«V.T    «on  athenischer  Keactioni  zu  den  , 

c-rr    weniger    alkoholisirten    Säuren 

,..    _  jwT ergang  gemacht  werden  niiifste. 

Jie  so  oft  offenbar  in  diesem  Zeiträume 

.i.vooimende  Affection    des    Gehirns,   ron 

.t.*»»ea   gewaltsamer   Ueberfuilung    so    maiy 

:i  s  frühzeitige   Symptom   des    Fiebers,  die 

ic-auöcheit,  ddsIiTjreden,  selbst  wahrschein- 

..cii    iu    den    m^^isten  Fallen    das    Erbrechen 

Ajid  aaJore  Leiden  der  Dduungsorgaae,  nach 

jicjw.uiuteu  Gesetzen y  abhängen,  würde  mich 

jä.ibedenkiich  zu  dem  Gebrauche  kalter  UiQ- 

:»Cidage  eine  Zeit  lang  um   den   Kopf,  selbst 

\ou  Essig,   Salmiak,   u.  s.   w«   bestimmen,  so 

vue  ich  dann  die  salpetersauren   Aäucherun« 

^ou  u»  s.   w.    auf  paTsliche   Art    angevTandt, 

uicht  hintansetzen  würde  *).     Während  dem 

nun  so  die  erste  Periode  des   Uebels,   lang* 


*>  E«  ist  ftondcrbar,  wie  ao  su weilen  auf  ein«  modenif 

Are  ^ATiä9  Rrftakheitiformen  ▼erschwindea  und  gleich- 

•am  uii!fr£eh«n,  gar  nicht  mehr  in  praktische  VVur- 

ii|UD^  uad  Be«ug  kommen.     Von   der  Art   ist  uoier 

n«l<rrn   die   Hirnentzuodung,    von   deren    Ge^eniran 

ie  Alien.    \v«^cn  auch  sa  viel*    doch   wenigstens  s* 

%i  lichtig  wjisten,  dafs  d^urch  eine  Summe  mas* 


f 
^ 


—    103    — 

samer  dd€ur  schneller  ^  intensiver  «der  «xten- 
siver,  verliefe,  würde  es  unnachläfsliche  prak« 
tische  Pflicht  seyn,  auf  den  Uebergang  itt 
die  zweite  und  folgenden  Perioden  und  Foiw 
men  zu  denken ,  und,  wo  nicht  schon  gleich 
.zuerst  durch  die  Behandlung  ein  gelinderer 
Veililauf ,  und  also  auch  ein  weniger  sprung<« 
weiser  Uebbrgang  eingeleitet  und  genommen 
wäre>^  dem  nachfolgenden  Krankheitsc^a*- 
rakter  mit  solchen  Stufenfolgen  Von  Reic- 
mittein  .zu  begegnen,  welche  zugleich  die 
organische  Masse  und  Mischung  zu  erhalten 
und  zu  verbessern  jim  Stande  sind,  namentlic^t 
^Iso  mit  den  bittern  gewürzhaften  Mitteln, 
mit  reinen  oder  alkoholisirten  Säuren  ver- 
setzt i  z.  B.  Chinarinde,  Columbo Wurzel,  Ar- 
nika, Schlangenwurz ,  Baldrian,  aromatischer 
Kalmus  u«  s.  w*,  welche  ich,  nur  in  so  weit 
und  in  der  Maafse  mit  eigentlich  Süchtigen 
di£Pusiblen  Reizmitteln  verbiqden  oder  ab- 
wechseln lassen  würde,  als  eine  etwa  zu  weit 
gediehene  Asthenie,  oder  gewisse  sensible 
Affectionen  solche  durchdringende  Potenzen, 
z.  B.  selbst  Opium  erheischen  würden,  die 
aber  nicht  auf  die  Eihaliung  der  Dauer  und 
Constitution  der  organischen  Materie ,  (wor- 

nichfalti^r  tind  entfernter  Zufalle,  selbst  widerspfe« 
•cbciukr,  s.  B.  grofse  S^k^vuche  bei  Sthenie,  %^t^t 
wtfdt. 


—    io4   — 

auf  es  beim  gelben  Fieber,  so'wiebei  jedem 
hitzigen  ansteckenden  Fieber  besonders  an- 
kommt),  vielmehr  unter  solchen  Umständen 
übrigens  eher  auf  die  Erschöpfung  und  Er- 
schütterung derselben  hinzuarbeiten  scheinen.  | 
Auch  in  diesen  Zeiträumen  würde  ich  das 
Baden  oder  wenigstens  Besprengen  oder  Ein- 
hüllen mit  freilich  nicht  mehr  völlig  kalten, 
sondern  yielmehr  geistigen  \ind  wenigstem 
nur  kühlen  Flüssigkeiten  nicht  yerabsäumeD, 
und  jetzt  vielleicht  den  Terpentin,  oder  an- 
dere durchdringende  Reizmittel,  zur  Beför- 
derung, der  allgemeinen  Thätigkeit  nicht  so- 
wohl, als  der  besonderen  eines  Organs,  an- 
wenden; wobei  stete  Erneuerung  einer  fri- 
schen kühlen  Luft  und  der  Genfils  von  gei- 
stig säuerlichen  Weinen,  alter  Rheinwein,  Mo- 
selwein u.  dergl.,  von  Gelees  u.  s.  w.  die  haupt- 
sächlichsten diätetischen  Rücksichten  ausma- 
chen müf>ten,  bis  es,  wie  gar  bald  zu  ge- 
schehen pflegt,  sich  zeigte,  ob  und  welche 
Form  von  fortschreitender  oder  mehr  still» 
stellender  Sthenie  oder  Asthenie  das  Uebel 
in  seinem  ferneren  Verlaufe  annehme ,  wel- 
chen Erscheinungen  nachzugehen  und  dar- 
nach die  Art  und  den  Grad  der  Reizmittel 
zu  ordnen  Pflicht  der  Kunst  ist,  eingedenk, 
dafs  hier,  nach  verlaufener  vielleicht  selu 
eftiger  sthenischer  Reaction,  ein  Zel-tpunkt 


■*  ■  •  - 

fcommen  kann,  wo  allerdings  aphr  durchdrin?- 
gende  starke  Reize  nöthig  sind,  um  das  Spiel 
der  erschöpften  Erregbarkeit,  immer  aber 
vorsichtig,  wieder  anzufachen  oder  im  Gangei 
zu  erhälteh,  welches  aber,  dafern,  unter  dem 
ZusammenAufs  günstiger  {Umstände,  der  Kunst 
von  Anfang  an  die  Leitung  und  Moderation 
des  ganzen  Verlaufes  des  Uebels  in  die  Hän- 
de gegeben  wäre,  so  häufig  nicht  vorkom- 
men dürfte.  Wie  dann  auch  das  Verfahreil' 
während  der  spaterien  Perioden  der  Krank-> 
heit  und  in  der  Reconval.^zena^  seyn  müfste, 
ergiebt  sich  hieraus  von  selbst« 

Dies  ist  ein  ohngefähres  praktisches 
Schema,  welches  ich  nur  nach  der  Summe 
und  Vergleichung  aller  Daten  und  Erschei«« 
nungen,  die  mir  von  dem  gelben  Fieber  be- 
kannt sind,  abstrahirt  habe  und  absolut  so- 
wohl als  nach  der  Analogie  mit  anderen  lie- 
beln von  ähnlicher  Construction  für  zweck- 
mälsig  und  entsprechend  halte*  So  wenig 
ich  wünsche,  je  Gelegenheit  zu  haben,  den 
Werth  oder  Unwerth  meiner  Zusammenstel«* 
lung  durch  die  That  zu  prüfen,  so  wenig 
würde  idti  mich  wundern,  wenn  diese  bei 
eigener  oder  genauerer  Betrachtung  de«  Ue- 
bels ,  mancher.  Modifikationen,  Restrictionen 
oder  Erweiterungen  bedürftig  wäre.  Genug, 
dais  si«  umer  allen  mir  bekannten,   wenig- 


.106    — 

stens   «tn  meisten    auf  für    sich  bestehendt 
uad    an.i!oge    Facta   uad    die  'Beweisthümer 
der  Erfahrung  Rücksicht  nimmt,    und   nicht, 
wie   leider   nur   zu  häaiig  der   Fall  ist,    aus 
blofser  rf>iner  Coostruction  aus   allgemeinen 
Ideen    oder   man:;elhaften    und   zum    indi?i- 
duellpn    systematischen  Zwecke   modificirten 
Thatsachen,  begründet  ^vird.     Nur  dann  erst, 
weun   wenigstens   die  hauptsächlichsten   em- 
pirisclien  Data  ein^.s  so  zusammengesetzten 
Uebeis  gebammelt  und  geordnet  sind,   läfst 
sich  die  allgemeine   organi^iche  Construction 
desselben  anstellen,  die,  wo  die  genaue  Kennt- 
nifs  des  Ursächlichen  und  somit  seiner  Auf- 
hebung maugelt,  sich  auf  die  Erscheinungen 
der  Einwirkung  und  Rückwirkung  (Erregung) 
gründen   und  darnach,    als   nach   den   allge- 
meinsten  Bedingungen    und    Gesetzen    aller 
organ'schen  Tliatigkeit   und  Handlung,   Jas 
technische  Verfahren  begründen  muü».     Mö- 
gen wir  nun  inmier  neuere  und  voL'stäadigere 
J)ata  zur  Kenntnils  dieser,    in  ihrem  ganzen 
Zusammentreffen  wenigstens  neuen  und  fürch- 
terlichen Erscheinung   erhalten,   oder,    noch 
erwünschter  j    ein  bewährtes  Zerstörungsmit- 
tel   derselben    durch   die   Kunst*     Bis    dahin 
und  überhaupt  nie,    müssen  wir  vergessen, 
daU   bei   aller   Allgemeinheit,    welche  dieser 
'rankhoit  lutn  Grunde  zu  liegen  scheint,  das 


Individuelle  der  Person  und  des  Orts  u.  s.  vr.. 

das  Seinige  zur  Begrüpdung  der  oft  verschie- 
denen Erscheinung  de^elb^n  beitrage.  .  dafs 
also,  wie  man  schon  behauptet  haben  will  *) 
z-  B«  der  Uebjrgaiig  des   gelben   Fiebers-  in 

.  mehr' nördliche  Regionen  ein  anderes  modi- 
£cirte$ ,  entweder  einfacheres  oder  noch  ver- 
wickelteres  Phänomen  darbieten  dürfte.  Doch 
bin   ich    fest  überzeugt,    dafs   man   bei   alle 

.  dem,  nie  die  VorateUung  verlassen  darf,  dais 
Jiier  eine  incitirende .  flüchtige  Schädlichkeit 
das  Ursächliche  begründe,  .^afs  diese  keines-*^ 
Weges  so  unbedingt  nach  der  Absicht  einer 
absolut  und  alsohM  d^primirenden  Potenz,. 

•)  Harles f  (übtr  die  Gefahr  der  j4usbreitung  de*  geU 
Ben  Ftfhers  in  Europa)   behauptet  r,-  B.    »dafs   das 
gelbe  Fieber,   so  wie   alle  ansteckende  Krankheiten, 
£latiem,  Luitseucbe  u«  *».  w.  immer  hafti^er  Tfuihe, 
je  nördlicl^er  und  kälter  die  Orte  Ite^ea',    well   eine 
ttuüere  Schädlichkeit,  mit  mehr  Macht  würkt«.je  tr* 
rfgbaier  der  Organiani  ist,    und-  also   }e  weniger  in- 
nere Thaiigkeit  er  der  -äulaeren   schädlichen  Potena 
entgegenzusetzen  v«rmag.^  —  Ob  bei  dieser.  lar  uns 
.Kordländer  wenig  Arösdichen  Daratalluttg;  die  Sacha 
ga;ns  nach  dem  reinen  Gesiclitapuokte  des  £rrfgung 
«u^  die  angegebene  Art,    oder  akhc  '>vielmehr   mit 
nach  .dem  vpa  mir  angegebenao  Schema    der   hier 
wo)iUhäiigen    geringeren    er&ten    Reactioa,    ^o'  wie 
nach  dem   chemischen   Gesichtapnnku  der   mindern 
Entwickelung  dea  ABsteckungaaic^ea«  angesebon  wer* 
den  'muls  ? 


•ondern,  Anfangs  wenigstens,  als  eine  fireilicih 
iura  baldigen  Ruin  des  heftig  ergriffenen  und 
nach  seinto  eigenthiimlichen  Gesetzen  blind 
reagir<»nden  Organismus  wlirtesanie,  irusiairen' 
de  Thätigkeit  gedarbt  und  behandelt  werden 
müsse.  *) 

Nur  noch  einige  Worte  Kber  die'  zu 
beobachtende  prophyläcrische  Methode«  Hier 
kommt  uns  sowohl  die  Erfahrung  beim  gel- 
ben Fieber  selbst,  als  die  Analogie  anderer 
Shnlicher  Uebel,  die  unter  ähnlichen  Bedin- 
gungen wirklich  werden,  zu  Hülfe^  Obgleich 
der  Briefsteller  in  Nr.  loo  der  Salzburger 
medic.  chinirg.  Zeitung  von  1804  sich  wnn« 
derr,  sowohl,  wie  die  ^eilungsmethode  bei 
denen,  welche  in  Livorno  gerettet  wiirdeD, 

*)  Nach  Flachslmnd  CFrmgmcnte  über  einige  jimtik* 
Aungsstojjpt ,  vorzüglich  die  Blauem  u,  s.  wj  tollai 
die  Anftteckungsato£Fe  ih^en  Reis  theils  auf  die  Ner^ 
venfibem,  theils  auf  die  FleiscfifaserA,  und  midiia 
auch  auF  die  äufaerst  fein  damit  versehenen  Mem- 
branen aulsern.  Im  ersteo  Falle«  hei  schneller  nn« 
mittelbareif  Wirkung  aufa  Nervensystem,  entsteht  so- 
gleich ein  adynamischer«  nervöser  Zustand,  im  leu« 
teren  Falle,  mehr  -fiefcigkeit  der  Erregung  mit  ent< 
etindlichen  Zufällen,  die  eumal  in  den  lymphatische^ 
Organen  eigener  Gattung  ist  Wie  dem  aach  sey, 
so  verdient  grade  dieser  Gegenstand  eine  möglichst 
innige  Untersuchung«  welcher  manche  andere  allge* 
eine  Oxn^ntotion  fuglich  nachstehen  kann» 


f-^    109    — 

in'   elfterer  Adetoffnuxigy  ,  wenn   Fi^berhiuc 
kommen   wollte    (freilich   etwas  unbestimmt 
ausgedrückt)  bestehen  konnte,  als  au(^H  dafs 
man  in  seiner  Heimath   die  Mode  h^ib^   in 
Breph-    und.  Laxfrmitteln    ein    Praeservativ 
zu  setzen,   so   stimmen  doch  zu  viele  Nach-» 
^richten   darin    überein ,    dati    allerdings    ein 
solcher  relativ  negativer   Apparat^    der   die 
heftige   organische  Action  und  ßeaction  zu 
mindern  vermag,  die  über  alle  Grenzen  der  ' 
Kunst   und    Sorgfalt   hinaussch^eifende   An* 
steckung  und  ihre  verderbliche  Wirkung  we- 
nigstens zu  mindern  im  Stande  sey.     Keuer*  . 
Jing  sowohl  *)  als  Jackson  **)  bekräftigen  es  ' 
ausdrücklioti)     dafs    robuste    Constitutionen' 
yon  diesem  Fieber  am  häufigsten  weggeraflPt 
werden.    Letzterer  giebt  als  Prophylaxis  fUr 
die  Europäer  an,   dafs  man  gleich  na'ch;ih« 
rer  Ankunft  in  den  tropischen  fOimäten  tut 
Ader'lassea,    und  ihnen  alle  vierzehn  Tage 
einmal  oder  noch  häufiger  ein  stark  wirken« 
des  Abführungsmittel  geben  solL    Ein  ande** 
rer  englischer  Schriftsteller^   deqi  man  schon 
um  seines  deutschen  Uebersetzers  willen  lieb 
gewinnen    muffte,    wenn   er  wirklich    nicht 
originellen  Werth  hätte  >    Thernton^  erläOU* 

^  Utitr  Jas  geüfs  Fieber.    6,  Jeiuusclis  A\  L.  £,  Nr» 

flft.  Tön  1I04. 
♦•)  tf.  Ä*  O. 


—      HO      — 

tert  diese  bekannte  und  ausgemachte  klima- 
tische Erscheinung  auf  eine  deutlichere  Art  *). 
„Wenn  die  Wetterabwechselungen,  sagt  er,**) 
von  der  Kälte  zur  Wärme  allmählig  erfol- 
gen, so  können  die  helLamon  Kräfte  des 
thierischen  Haiiishaltes,  vermittelst  deren  et 
sich  anzupassen  vermag,  alles  Unheil  und 
alle  Unordnungen  abwenden,  obwohl  eine 
Veränderung  im  Korper,  die  mit  der  in  der 
äalserliclien  Natur  in  gleichem  Verhältnisse 
ätQht,  nolhwendig.  Siatt  h^.ben^  muL.  Allein 
das,  was  ohne '  Unbequ'.nilichkeit  für  den 
Körper  in  demaelben  bewirkt  werden  kann, 
wird  als  Krankheit  gefühlt,  wenn  es  zu  plötz- 
lich und  ohne  Uebergang  statt  findet.  Anf 
diese  Art  ertrageri  wir  ohne  Nachtheil,  die 
Wärme  des  Frühling«  nach  dem  kältesten 
Winter,  wiewohl  man  doch  eingestehen  niufs, 
daf»  die  Krankheiten  in  dieser  Jahreszeit  ein 
entzündlicheres  Ansehen  bekommen.*** 

„Wenn  aber  die  Vei^änderung  gewalt- 
samer ist,  als  beim  Uebergange  einer  Jah-* 
leszeit  in  die  andre,  wie  z.  B.  wenn  Euro- 
päer nach   Ost-  und  Westindien  reisen,    so 

*)  Thorntou,  über  die  N^Ktmr  der  GitunähgU  und  dU 
Gesetze  des  Nerven»  und  Mtukeisystems,  übersetzt  von 
Theodor  Georg  jiugust  Roose,  Professor  gu  Braän» 

■    schweig,     GÖUingen  bei  Die4erich  ifioi.      - 

"•j  S,  385. 


I 

■ 


'—      XU      -— 

mufs  die  ungewohnte  Hitze,  Aer  sie  nun  aus- 
gesetzt sinld,    eine  sehr  kraftvolle  Wirkung 
in  ihreii   refibaren   Körporn    hervofbningeh. 
Unmittelbar  bei  der  Ankunft  nordlicher  Rei- 
sender'^iint^r  die  Wendexirkel  wird  ihr  Kreis- 
lauf Schneller,  ihre  Ausdünstung  freier,  eine 
'  Erschlaffung  und  Schwäche  tritt  ein,  wegen 
des  ungewöhnlichen  Aafwand^s  vom  Prinzip 
der  Reizbarkeit,  das  bei  der  verstärkten  Thä- 
tigkeit    des    Herzens  und    der  Schlagadern, 
so  wie  auch  der  Absonderungj?n,    die  gröfs- 
teiltheils  von  den  Bewegungen  derselben  abr 
hangen,    verbraucht  wird.     Kurz,    der  Puls 
wird  härter,   voller  und  stärker.  .Die  Haut, 
und  besonders  die  Haut    des   Antlitzes,   ist 
rÖthc!f  als   gewöhnlich,    vnd    andere   Merk- 
male  der  VollblUtigkeit   zeigen   sich,    wozu 
gewils  die  Flüssigkeiten  von  vermehrt eR  Ein-' 
saugung  beitragen,  obwohl  sie  hauptsächlich 
von  der  verstärkten  Kraft  des  Gefäfssystemd 
abhängt  *).    Mit  einem  Worte:    es  entsteht 
mehr  oder  weniger  Fieber,  das  bei  verschie* 
denen  Menschen  den  Umständen  nach  ver- 
schieden ist,  eine  unbestimmte  Zeit  hindurch 
oder  so,  lange  fortdauert,  bis  die  vermehrt© 
Kraft  des  Herzens  und  der  Schlagadern,  die 
von  der,  durch  die  vorhergehende  Kälte  an- 

*)  Ilithin    Dicht   FolihilUtßk^k  p    aondero   JValiung  ge- 
naant  wtrdsa  ioHm«  R^use, 


—    IIa    — 

r 

gehäuften  Reisbarkeit  unterhalten  wirdj  tu&> 
hüit^  das  heilst,  bis  das  gehcjrige  Gleichge- 
wicht zwischen  der  Reisbarkeit  der  Faser 
und  dem  äufseren  Reize  geordnet  ist.^^  -i^ 

Ich  will  mich  hier  zum  Schlosse  nicht 
über  die  polizeilichen  öffentlichen  Sicher* 
heitsmaarsregeln  gegen  die  Eindring^zlg  und 
Ausbreitung  des  gelben  Fiebers  auslassen^ 
obgleich  über  die  unbegreifliche  Vernadhläs«* 
sigung  mancher  Staaten,  namentlich  derspa« 
nischen  und  italienischen^  und  über  die 
zwechmä/sigen^  (nicht  blos  Aufsehen  ma* 
chenden),  Vorkehrungen,  manches;  zu  erin» 
nem  wäre.  Nur  so  viel  darf  man  als  he* 
stimmt  voraussetzen,  dais,  w^nn  bei  aller 
Vorsicht^  die  ein  Staat  oder  eine  Gemeia* 
keit  nehmen  kann^  dennoch  die  Seuche  sich 
durchgeschlichen  hatte ^  und  ohnbezweifelt 
sich  zeigte^  nur  die  mindeste  ernste  Sorgfalt 
und  ein  bestimmt  durchgreifendes  Verfahren 
dazu  gehört,  um  dennoch  den  geschehenen 
Schaden  wieder  gut  zu  machen^  wenn  4i9 
wenigen  angesteckten  Individuen  sogleich  in 
ein  abgesondertes  Spital  *)  oder  Gebäude 
gebracht,  und  alle  Gemeinschaft  mit  ihnen 
und  ihrer  nothwendigen  persönlichen  Um- 
gebung,  wenigstens  so  vorsichtig  als  möglich 

und 
*)  Aber  Ertilich»  yf\%  ofc  fdUen  (ti«s^  oct«r  liad  t^klschl^i 


—    liS    — 

und  durch  alle  mögliche  Verwafarungsmittel 
gesichett,    gepflogen  würde,  .so  dafs,'  wenn 
keine  anderweitige    neue  Ansteckung    dazu 
kommt)    es   untOnstöfslich   gewils  ist,    diese 
Maafsregely  genau  und  in  ihrem  ganzen  Um- 
fange siusgeführt,    (z.  B.  wie  sich  von  selbst 
versteht,    mit  nachheriger  Vernichtung  und 
Verbrennung  alles  dort  gebrauchten  Geräths, 
Betten,  Kleider  ü.   s.  w.)  werde  sicher  die 
drohende  Gefahr  im  Keime   ersticken,   und 
auch,  trotz  des  ersten  Schreckens,  die  Her- 
zen der  Staatsbürger  beruhigen  können«   We- 
niger  beruhigend  scheint  mir  aber  die  An«* 
sieht  zu   seyn,   nach  welcher   man,    freilich 
auf  triftige  bisherige  Gründe  und  Erfahrun- 
gen gestützt,  dem  der  Krankheit  zum  Grun- 
de liegenden  materiellen  Stoffe,  $eine  Flüch- 
tigkeit und  wenigstens  mögliche  Ansteckung 
in  die  Ferne,  ohne  unmittelbare  körperliche 
Berührung- abzusprechen  scheint,    da,   wenn 
auch  bisher  die  Summe  der  Phänomene  die- 
sen Satz  zu  bestätigen  scheinen  sollte,  (wel- 
ches   in    solcher   Verwirrung    und   cönfusen 
Beobachtung    immec   sehr   schwer   bestimmt 
aufs  Reine  zu  bringen  seyn  dürfte),  es  kei- 
nesweges  unmöglich  oder  der  Analogie  wi-* 
derstreitend  ist,   dals  ein  solches  gleichsam 
fixes  Gift,    unter  gewissen  Umständen   und 
Modificatronen,    die  seine  Erzeugung,   Ver- 

Jourir.  XXr.  B.  4.  Sc.  H     . 


—    Ms4   - 

und  VerfiuchrignDg  sdur  begunsti- 
gen,  und  gleichsam  auf  das  Höchste  trei- 
beu,  (helTse  Witteniog^  Unrein lidüLeit^  enge 
Wc.-hnungen,  vielleicht  Ve^mischang  mit  an- 
dern (animalischen)  Stoffen),  einen  angleich 
flüchtigeren  und  auch  in  ExtensicMi  peaetrto^ 
teren  Charakter  annehmen  könne. 


2. 

Ein  Bericht  des  Herrn  Docior  Halle, 
gewöhnlichen  Arztes  des  französischen 
Kaisers^  über  einen  Brie/  des  Herrn 
Doctor  Thiebault  in  Livorno^  das 
gelbe  Fieber  betreffend;  mitgelheiU 
"Von  Dr.  Friedländer  in  Paris. 

JL/ie  Classe  hat  Hm.  Dessessarts  und  HalU 
den  Auftrag  gegeben,  ihr  über  einen  Brief, 
den  Herr  Arienne  Tlii^bauU  dem  Hrn«  Dei» 
gennettes  geschrieben,  und  dieser  dem  hi- 
stitute  lüL'getheilt  habe,  Bericht  abzustatten. 
Herr  Thiebault  giebt  in  diesem  Briefe  über 
die  Krankheit  Nachricht,  die  in  Livorno  ge- 
herrscht hat.  Die^e  Beschreibung  ist. sehr 
detaillirt,  und  enthält  die  Hauptzuge,  die 
die  Krankheit  in  dem  Augenblicke  bezeich- 


~    "5    - 

nete&f  Wd  sie  am  tneisten  wtithete»  Wir 
werden  uns  nu^  an  die  t'acta  halten,  die 
.  uns  genau  Vorgekommen  sind,  und  alles  das 
auslassen,  welches  Meinung  des  Verfassers 
oder  schmerzliche  Aeufserung  über  das  Un« 
glück  ist,  welches  die  Stadt  befallen  hat; 
wir  müssen  noch  hinzusetzen,  dafs  Herr 
Tliiehauh  nur  vom  5*  Brumaire  bis  zum  a4« 
daselbst  geblieben  ist,  und  nachher  aus  Furcht 
die  Stadt  verliefs. 

Entstehest  der  Epidemie. 

Den  I.  Fructidor  des*  Jahrs  la.  landete 
das  Schiff  Anne  Maria^  welches  von  Cadix 
kam,  und  neun  Tage  in  Alicante  verweilt 
hatte,  in  Livorno.  Es  hat  auf  dieser^Reise 
39  Tage  verbracht,  und  einige  Leute  der 
£quipage  veripren.  Zwei  Kranke,  die  noch 
am  Bord  Ovaren,  wurden  zwölf  Tage  nach 
der  Ankulift  nach  einem  Wirthshausa  ans 
Land  gebracht,  welches  in  der  sogenannten 
alten  Fischerstjra/se  liegt.  Sie  starben  nach 
drei  Tagen,  und  einige  Tage  nachher  xwölf 
andere  Miethsieute.  Ein  Neapolitaner  ver- 
liefs das  Wirthshaus,  ohne  die  von  der  Krank* 
heit  befallenen  Personen  berührt  zu  haben,, 
und  gieng  in  einer  nicht  weit  davon  ent- 
fernten Sträfse  wohnen.  Dieselbe  Krank- 
heit befiel  ihn,   und  et  starb  d^n  gten  Tag. 

H  ä 


--    1X6    — 

Ein  Becker  anf  der  Rne  Aiitoiiie  Terkaufte 
den  Schifisleuten  Biscnite.  und  liels  sie  durcii 
einen  Tnger  in  mehreren  Säcken  daiiin  brin- 
gen,  auf  welchen  Sacken  nachher  seine  Ar- 
beiter schliefen;  diese  starben  ebenfalls  und 
bald  nach  ihnen  der  Becker,  seine  Frau,  und 
alle  die*  sonst  im  Hanse  ron  der  Krankheit 
befallen  vraren. 

ria  französischer  Fleischer,  der  in  dem 
Hause  wohnte,  wo  die  Spanier  abgestiegen 
waren,  starb  zehn  Tage  nachher  an  dem  gel- 
ben Fieber.  Zwei  Tage  nachher  starb  seine 
Frau;  vier  Tage  nachher  die  Besitzerin  des 
Hauses,  und  endlich  der  Capitain  MoveO 
Tom  62.  Linien -Regiment,  der  den  Fleischer 
besuchte. 

DasUebel  breitete  sich  immer  mehr  aus, 
und  errrgte .  allenthalben  Furcht  und  Schre- 
cken« Mehrere  Krankenwärter,  die  man  aa 
das  SchifiF  Anna  Maria  geschickt  L  itte»  meh- 
rere Arbeiter  der  Rheede,  mehrere  Elinwoh- 
ner  des  Gestades  starben  ebenfalls  an  der- 
selben Krankheit.  Das  Uebel  verbreitete 
sich  bald  in  den  Stralsen  des^Heil»  Franzis- 
kus und  Johann,  wo  Zucker,  Leder  und  an- 
dere Niederlagen  sind,  in  welche  das  Schiff 
•eine  Ladungen  hingebracht  hatte.  Die  Trä- 
ger starben  zwischen^  dem  4ten  und  ^ten  Tag. 
Dies  Ul  der  Bericht,   den  Herr   ITiMaub 


—     1X7    — 

über  den  Ursprung  der  Verbreitung  derb|« 
riichtigten  Krankheit  gegeben  hat.  Dieser 
Theil  seines  Briefes  würde  vollständigöc 
seyiiy  wenn  er  mehr  Details  über  den  Zu- 
stand der  Stadt  sich  vorher  zu  verschaffen' 
gewufst  hätte. 

Beschreibung  der  Krankheit.  '* 

/  Im  Anfange  gab  die  Krankheit  Sympto- 
me eines  lebhaft  gereizten  Zustandes,  und 
selbst  Anschein  eines  inflammatorischen.  Bald 
darauf  Ruhe,  Symptome  von  G^^Ue,  mit  al- 
len solchen  begleitet,  die  eifie  Störung  in 
den  Functionen  ankündigen.  Die  Kräfte  sin- 
ken, und  alle  Zeichen  zeigen  sich,  die  den' 
Tod  verkünden.  Man  hat  nach  diesem  mehr 
oder  minder  schnellen  Gang  die  Krankheit 
in  drei  Perioden  getheilt.  Folgendes  sind 
die  Hauptzüge,  die  Herr  JTüebauU  dsiYovi 
giebt« 

Die  erste  Periode^  die  etwa  zwei,  drei 
auch  vier  Tag^  dauert,  begann  mit  zwei- 
stündigem Frösteln,  mit  einem  unerträgli- 
chen Gefühle,  von  Kälte,  in  den  Beinen  bei 
Frauen,  und  in  dem  Kreuze  bei  Männern* 
Die  Hitze  ist  brennend,  trocken,  gewisser- 
mafsen  ätzend;  der  Kopfschmerz  in  Stirn 
und  Schlaf e4  heftig.  Der  Kranke  ist  im  All- 
gemeinen unruhig,  fühlt  Schmerzen  in  den 


1 

« 


—    ii8    — ' 

Muskeln,  Gelenken,  besonders  in  den  Schul« 
tern,  Beinen,  Knien,  ist  schlummernd  ohne 
Schlaf,  hat  unglückliche  Träume ,  und  ist 
niedergeschlagen  und  entkräftet;  der  Puls 
ist  voll,  hebt  sich  stark,  scharf,  das  Gesicht 
roth,  lebhaft;  die  Augen  entzündet,  und  da- 
bei doch  die  Haut  weich«  Der  Husten 
und  Eckel  mit  Bitterkeit  im  Munde,  selten 
mit  Erbrechen  einer  wässerigten,  bittem, 
gelben,  grünlichen  Materie  begleitet.  Der 
Kranke  empfindet  Durst  und  Eckel  für  ani- 
malische Nahrung;  Spannung  der  Mbgenge- 
gend  bei  sonst  weichem  Unterleiber  mit  Oeff- 
nung  bei  einigen  und  Verstopfung  bei  2n* 
dem;  die  Gegend  der  Urinblase  schmerz- 
haft, w'ennman  sie  drückt;  die  Zunge  weich, 
diek,  weifs;  der  Kranke  läfst  wenig  Urin, 
der  dick  und  gelblich  ist;  die  Stuhlgänge 
sind  von  brauner  oder  aschfarbiger  Materie. 
Dieses  sind  die  Symptome  der  ersten  Pe- 
riode« 

Das  Blut,  welches  man  gelassen  hat,  ist 
hellroth;  der  Blutkuchen  lo»e,  das  Blutwas- 
ser gelb.  Der  er.te  Zufäll  dauert  zwanzig 
bis  fünf  und  zwanzig  Stunden.  Die  Anfälle 
folgen  einander  in  den  folgenden  Tagen, 
und  alsdann  ward  der  Kranke  einige  Minu« 
ten  ruhig;  der  Kopf  wird  frei,  die  Hitze 
mäfsig,  der  Puls  weich,   aber  die  Schwäche 


.  —    119    —   ' 

*  wird  auff  eror  Jentlich«  Bald  darauf  Ohreipi.. 
klingen,  unwillkührliche  Seufzer,  bei  jungen 
Leuten  Nasenbluten,  bei  Frauen  häufige  Blut- 
fliisse^  aus  dem  Uterus ;  bei  andern  Hämor- 
rl^oiden ,  schwarzes  Blut,  das  aus  dem  Zahn- 
fleische  und  Halse  fliefst.  Wenn  die  Blut* 
Atisse  stark  sind,  un^d  im  Anfange  der  Krank« 
beit  schnell  auf  einander  folgen,  sind  sie 
heilsam;  unglücklich  sind'sie,  wenn  sie  spä- 
ter erfolgen;  und  noch  unglücklicher^  wenn 
ihnen  eine  gelblichie  Fafbe,  die  sich  über 
Gesicht  und  Hals  verbreitet,  vorangeht.  Der 
Verfasser  citirt  das  Beispiel  eines  jungen 
Mannes,  bei  welchem  ein  Blutflufs  aus  dem 
rechten  Auge  mit  Bersten  des  Auges  beglei«* 

.  tet  war,  auf  welches  der  Tod  folgte.  Ein 
andermal  folgte  bei  ein-em  jungen  Mädchen 
der  Tod  nach  einem  Blutflufs  aus  dem  Ohre» 
In  dieser  Periode  der  Krankheit  folgen  Schluk- 
ken, und  die -Zähne  bedecken  sich  t:iit  einer 
häufigen  schleimigen  Materie.  Diese  Zeit» 
die  durch  einen  Augenblick  Ruhe  und  auch 
Blutflusse  bezeichnet  wird,   wird  v6m  Ver- 

.  fasser  die  zweite  Periode  genannt,  und  dauert 
aÄ---3o  Stunden.  Die  drieie  Periode  wird 
durch  eine  Zunahme  des  UebelbefindenSi 
eine  schmerzlichere  Spannung  der  Magenge- 
gend, einen  starken  Schmerz  in  den  Hüf- 
ten und  der  Leber  angekündigt«    Die  Galle, 


—      l'JQ      — 

die  «Isdann  ausgebrochen  wird,  ist  so  scharf, 
dals  :»ie  die  Oberhaut  angreift»  sie  abschuppt     I 
oder  sie  so   zusammen  zieht,    als   wenn   sis 
Terbrannt  worden  wäre;  alsdann  sinken  dia* 
Kräfte   ganz  auLserordentlich;   der   Druck,  in 
den  Praecordien  nimmt  zj,  es  folgen  Seufzer/ 
schweres  Athnien,  welches  unterbrochen  wird, 
Angst;    der   Kranke  nimmt   keine   Nahrung 
mehr,    alles    Getränk  scheint    ihm    unange- 
nehm;   das   Schlucken   wird  ihm^unuiöglich; 
der  Kopf  wird  eingenommen;  die  Ideen  Ter- 
wirrt,  :^chrecklich,  bizarre,  und  das  Delinua 
ist  mit  Schlafsucht  unterbrochen. 

Das  Delirium  scheint  mit  der  Gelbsucht 
merklich  in  Verbiudung  zu  stehen;  ist  diese 
*  sehr  stark ,    so   ist   das  Delirium   sanft   und 
mit  Schlafsucht  begleitet;    ist  die  Gelbsucht 
leicht,    so   ist   das   Delirium  wüthend,    und 
mit    Wasserscheu    begleitet.     Der    mindeste 
Lerm,   so   wie    die  minderte  Bewegung  yer- 
ursacht  alsdann  Unruhe.     Die  gelbe    dunkle 
Farbe  verbreitet  sich  über  die   ganze  Ober* 
Aäche  des  Körpers;. es  entsteht  sehr  heftiges 
Erbrechen  von  schwarzer,  stinkender  Materie, 
die  mit  geronnenem  Blute  von  rothbrauner 
Farbe  vermischt  ist.  Es  sind  diese  zwei  Symp- 
tome,   die  dieser  Krankheit   die  Benennung 
j0lbes  Fieber  und  schwarzes  JErbrec/ien  ver- 
ahafc  haben,  womit  man  sie  bexeichuet  hat. 


—      121 


ie  Augen  werden  starr,  gelb,  und  schKefsea 
sich  auch  beim  Schlafe  nicht;  die  Lippen  a:^- 
geschwollen,  aufgesprungen  schwarz,  zitternd, 
convulsivisch   bewegt;    sie  werden  kalt  und 
herabhängend;  der  Kurper  bedeckt  sich. mit 
braunen  und  blauen  Flecken,  besonders  auf 
Arm,  Brust  und  Beinen;  der  Puls  wird  klein, 
unregelmäfsig,  veränderlich,  und- scheint  ei« 
nems  unter  den  Fingern  wegzugleiten  j    das 
Ende  nahet;  der  Urin,  der  erst  gelb,  schWarz 
und  häufig  Aofs,    hört  auf  zu  Aielsenj    die 
Stimme  Wird  schwach  und  inarticulirt;    die 
i  Extremitäten  kalt,   die  Symptome  der  AuB- 
losupg  nehme4  zu,    und   endigen  mit  Con- 
Yulslonen,  Schlucken  und  Tod«    Diese  dritte 
Periode    dauert    gewöhnlich    awei    bis'  drei 
Tage.  ^  .- 

Diese  so  genaue  Beschreibunj;  giebt  nur 
den  Begriff  von  der  Krankheit,'  wi^  sie  ge* 
Wohnlich  vorkömmt,  wenn  sie  am  stärksten 

■ 

ist,  und  unglücklich  endigt»  Sie  ändert  ali^ 
ohne  darum  ihren  Hanptcharacter  zu  ver- 
lieren, in  verschiedenen  Graden  und  Schnel- 
ligkeit des  Verlaufs. 

Junge  Leute,  die  stark,  blutreich  sind, 
habr^-sie  hdFtig  und  schnell  fortlaufend;  die 
Uebe|*gäng6  von  einer  Periode  zur  andern 
^ind  fast  unwahmehmbar.  Der  Tod  erfolgt 
den  iweiten  oder  vierten  Tag;  minder  schnell 


und  minder  unglücklich  ist  sie  bei  Greisen, 
Kindern  und  Frauen,  bei  M.innem  tob 
schwacher  Constitution«  Schwangere  ster- 
ben indessen  oiic  den  siäriLsten  Schmerzen. 
Ein  Abnrtiren,  welches  mit  häuHgen  Koli- 
ken begleitet  war,  hat  indessen  bei  einer 
Frau,  die  Hf*rr  TTiieboiiU  anführt,  die  Hei- 
lung b^-r'iTor^'rbracat.  Die  kranken  Perso* 
neu,  die  von  dt;r  Fnrcht  gequält  'vrerden, 
sterben  sctmelL  Unmälkigps  Trinken,  Aus« 
Schweifungen  jeder  Art,  inachea  das  Uebel 
schlimmpr.  Man  bemerkt,  dafs  geringe  Un- 
p^fslichkeiten  schnell  den  Character  der  Epi* 
demie  annehjücn,  und  die  Entwicklung  be- 
fördern« . 

Leichenöffnung. 

Die  OefFnung  des  Kadavers  hat  allerlei 
Zerstüruiig  dargeboten,  die  mehr  die  Wir- 
kung der  K-ankheit^  als  die  Ursache  und 
den  Uau]'tsifz  entdecken  lassen.  Die  Ober- 
fläche de«  Körpers  war  gelb,  braun  und  blau, 
besonders  über  die  Magengegend,  und  in 
der  rechten  Hüfte,  ^eine  und  Rumpf  fan- 
den sich  convulsivisch  zusammen  gezogen) 
die  Nasenlöcher  voller  Blut,  der  liffund  yoU 
von  einer  stinkenden  schwarzta  Materie; 
^W  Innere  zeigte  wenige  Eingeweide,  die 
ht  zuweilen  gesund,  und  in  andern  Fällen 


/ 

t 


—       123      — 

1 

t 

brandig,    oder,    wenigsten«    mit    schwarzfo 
Flecken  auf  der  OberHäche  besiet  gewesen 
wären.     Dieses  zeigte  sich  besonders  auf  der 
concaven  Fläche  der  Leber,  auf  der  inaetn 
Fläche  des   Magens  und.  der  Gedärme,   zu- 
weilen an  der' rechten  Seite  der  Lunge  und 
des  Zwergfells,    und   alsdann   auch   auf  c-er 
cjonvexen  Seitle  der  Leber,  welche  das  Zweig-* 
feil   bedeckt.     Man   hat   auch  das  Epiploon 
in    einem   Körper   zerstört    gefunden.     Alle 
Eingeweide  sowohl  als  die  Muskeln,  besQ>xi- 
.  ders  die  des  Unterleibes,   waren  erstaunlich 
weich  und  schla£F.  Die  Höhbn  des  UhteTleil>es 
und  des  Thorax  enthielten  eine  gelbe  FeucJi- 
tigkeit,  die  zuweilen  stinkend,  und  mit  einer 
schwärzlichen  blutigen  Farbe  vermischl:  war. 
Man  hat  im  Pericardio  und  in  den  Gehhm- 
höhlen   welche   gefunden.     Die  oberflaclrili- 
chen  Gefäfse  der  Eingeweide,  besond<ärs  des 
Gehirns  und   der  Därme  schienen  von  Blut 
angeschwollen    und    ausgedehnt,    und    iltre 
äufserste  Enden  mit  einer  schwarzen  Mate*» 
rie  angefüllt.     Die   Gallenblase  schien  bald 
zusammengefallen,  und  nur  wenige  schwarze 
klebrige  Feuchtigkeit  zu  enthalten,  und  zu- 
weilen sahr  ausgedehnt.    Die  Blase  enthielt 
weflig  oder  gar  keinen  Urin,  zuweilen  ab^r 
yiel.    Die  Milz  war  zuweilen  angeschwollen, 
und  von  einem  geronnenen  Blute  ausgedehnt; 


—     124     — 

luweilen  aber  auch  in  natürlicher  Gestalt.  Das 
Herz  war  fast  stets  im  natürlichen  Zustande,  la« 
weilen  waren  aber  dieKranzadem  ausgedehnt. 
Dies  sind  die  verschiedenen  Verände« 
rangen,  die  der  Anblick  der  Leiche  erken- 
nen machte.  Man  sieht  nur  das  Beständige, 
dafs  der  Brand  häufiger  auf  Magen  und  Ge- 
därme, als  auf  andere  Eingeweide  sich  wirft 

Zunahme  der  Sterblichkeitm 

Die  Sterblichkeit  vom  Eintritte  der  Epi- 
demie an  war  in  steter  Zunahme.  .  Die 
mittlere  Zahl  der  Todten  war  taglich  von 
ao,.  26,  31  auf  eine  Population  die  Herr 
TTxiebauh  auf  60,000  schätzt,  aber  die  ger 
wohnlichen  bekanntgemachten  Volkszählun- 
gen auf  45>ooo  Seelen  angeben.  Diese  Po- 
pulation war  gewifs  durch  Emigration  ver- 
ringert, welche  die  Furcht  vor  der  Krankheit 
veranlafste.  Die  Krankheit  war  anJtänglicIi 
in  dem  Quartier  der  Stiaisen,  die-  enge  ilnd 
unreinlich  sind,  beschrankt,  nachher  gewann 
sie  auch  die  geraumigen  Strafsen  und  Hausen 
Die  Furcht  und  schlechte  Polizey  haben  die 
Verbreitung  vermehrt.  Die  Stralse  des  heil. 
Johannes  und  die  Gartenstra&e  sind  beson- 
ders entvölkert  worden.  Im  Monat  Brümaire, 
welches  die  Zeit  der  gröfsten  Wuth  dieser 
Epidemie  war,  starben   die  Kranken   oft  in 


—    ia5    — 

5i4  —  36  Stunden,  selten  den  .5*  odej  8«  Tag. 
Die  Truppen^  Verliefsen  alsdann  die  Stadt», 
und  diejenigen,  die  in  der  Festung  zurück- 
blieben^  hatten  mit  derselben  keine  Verbi»- 
dung  mehr.  Die  ganze  Stadt  wurde  in  Qua^ 
vantaine  gesetzt,  das  Hospital  in  das  Laza««^ 
reth  rerlegt;  die  Häu^ser,  die  Kranke  ent- 
hielten wurden  bezeichnet ,  und  seguestrirt; 
die  Effecten  mit  grofser  Vorsicht  verbrannt, 
aber  die  Krankheit  nahm  dennoch  erst  ge* 
gen  Ende  des  Brumaire  ab,  und  endigte  mit 
der  Kälte  des  Frimair. 

Was  nun  die  Heilung  betriß:,  so  hat 
Hr.  Thiebault  keine  detaillirte  Geschichte 
der  Heilmethode,  deren  Gebrauch  er  tadelt^ 
oder  lobt,  erzählt*  Er  selbst  hatte  sich  eht-» 
schlolsen,  zu  der  Zeit,  als  die  Epidemie  am 
stärksten  war,  die  Stadt  zu  verlalsen,  und 
war  daher  aufser  Stand,  nach  einer  gehör£« 
gen  Anzahl  Versuche  zu  urtheilen;  yne  rot'^ 
zUglich  auch  sonst  seine  Unheile  seyn  mö« 
gen,.  SQ  glauben  wir  hier  keine  P^achricht 
davon  geben  zu  inülsen«  . 

Das  Detail  der  Krankheit,  die  Hr.  T. 
giebty  ist  offenbar  mit  den  Beschreibtmgen 
übereinstimmend,  welche  uiis  in  den  letzten 
Jahren  von  dem  gelben  Fieber  in  Nordame» 
rika,  St.  Domingo,  Cadix,  Malaga  zugekom- 
men jind.    Ei  besteht  aus  den  karakteri$ti«> 


•chezi  Symptomen   eines  Galtenfiebers,    das 
a-jynamisch  oder  auch  bosartfg  fauligter  Na- 
tur ist.     Die  lebhafte  Irritation,   die  im- An- 
fang  inflammatorische  Zeichen  darbietet,  and 
so    schiicll    adynamisch   und    ataxisch,    und 
▼on  ZuFnllcn  begleitet   wird,    die   eine   na- 
he Zerstürimg  ankündigen,    ist  ein    Phäno- 
men,   welches  einer   grofsen  Anzahl    anderer 
I^Uigten    und    catarrha'ischen     Krankheiten 
gemein  ist.     Eben  dieses  kann  man  von  der 
jGelbsucht  scgen,  welche  hier  wie  das  Erbre* 
.chen  kein    beständiges,    obgleich    im   gelben 
Tieber   liäuliges  Symptom  ist;    aber   die  In- 
.tensilät    der   Symptome,    die    Schpelligkeit, 
mit  der  sie  sich  folgen,   der  plötzliche  Ue- 
ieri^ang  einer  Periode  zur  andern ;  die  schnel- 
le Zerstörung,    die  sich  der  gastrischen  Or- 
gane und  der  Eingeweide,   die  mit  ihnen  in 
.Verbindung  stehen,    bemächtigt,  -besonders 
'aber   die  Schnelligkeit,    mit  der   die  Epide- 
mie sich  rerbreitet,   und   eine  grofse  Popu- 
Jation  angreift,  so  wie  die  ungeheure  Sterb- 
lichkeit, geben  der  Krankheit  einen  eigenen 
Character  und  machen  sie  der  Aufm erkr.amkeit 
der  Aerzte  und  der  Männer  die  an  der  Spit- 
ze der  Regieri:ng  stehen  nothwendig  werth» 
Was  die  Frage  betrift,  ob  die  Krankheit 
atisteckend  ist,    die   gar  wohl  von,dejQi  epi- 
schen Character  unterschieden  .werden 


\ 

I  4 

mnüf  so  onöchten  die  Bewegungsgründe  dei 
Heirm  Thiebault,   sie  für  austeokend  zu  hal* 
teil,  so  überzeugend  sie  auch  scheinen,  doch 
UtizulaDglich  seyn,  weil  der  vorhergegangene 
Zustand  der  Stadt  nicht  angegeben  ist,    und 
weil  sonst    ebenfalls    schätzeiiswenhe  Beob- 
achter das  Gegentheil  behauptet  haben.   Die*' 
ses   bewegt  uns   mit  unserem  Urth^ile   vor-«- 
läuEg  anzustehen.     Es  scheint  uns,  dafs  dies 
um  so  norhwpndiger  sey,    da   eine  Commis-^  , 
sion,  die  von  Florenz  aus«  nach  Livorno  pe- 
schicjct  worden  ist,   sich  noch  liicht  darüber 
erklärt  hat.     Wir    bemerken    hierüber    nur 
überhaupt,   dafs    die  Frage  üb^r  Anst»f»rküng 
nicht  so  einfach  und  leicht  fiuflösbar  ist,  als 
man  glaubt;    sie   beruht    nif  zwcy  nothwen- 
digen  Reihen  von  üeobatbtu{:,(=:on:.  auf  iiuli- 
viduellen  uivjd  collectiveh.     Die  Idee  von  Epi- 
den^e,    und    die    Irlee   von   Contaginm  sind 
collertiv,    und  wollen  besonders   untersucht 
fieyn.     Die  individnelion  ßeobnchriingen  kein« 
nen  das  Problem  nicht  auflösen,   und  schei- 
nen selbst  zuweilen    (.'nsselbe   unausgemacht 
zu  lassen,  weil  selbst  in  den   ansteckendsten 
Pesten   die   geschicktesten  Aerate    den    con- 
tagiös,en  Character  gelaugnet  haben,  während 
dafs   andere   zu   schnell    dieses  unglückliche 
Wort  ausgesprochen ,    in    dem  Augenblicke 
n^hmlicfay    wo  Si6  nur  mit  einem  einfachen 
Fieber  zu  thun  hatten.      Es  ist  aber  b^s   zur 


•  —     lag    *— 

Evidbnx  erwiesen,  dsjs  besondera  physiteli» 
und  moralische  Dispositionen ,  so  wie  Ge^ 
wohnheiten,  mitten  unter  ansteckenden  Krankr 
heiten  yiele  Menschen  verschont  erhiadten^ 
selbst  dann,  wenn  sie  hinlänglich  von  dem 
Gifte  berührt  worden  sind,  um  es  andern 
mittheilen  zu  können,  wogegen  andere  wie» 
derum  bei  unendlich  geringerer  Veranlalsung 
ergriiFen  werden.  Die  ersten '  Beobachtfin- 
gen werden  daher  immer  den  Arzt  in  den 
Fall  setzen,  eine  Krankheit  fiir  nicht  ^nstek* 
kend  erkennen  zu  wollen,  wenn  diese  auch 
'  nachher  ansteckend  wird.  Indessen  ist  der 
Gang,  den  die  Krankeit  bejr  ihrer  Verbrei- 
tung nimmt,  der  Ort,  woher  sie  kommt, 
die  Zeit,  wenn  sie  sich  entwickelt,  das  Ver- 
hältnifs,  in  d^r  sie  mit  der  etablirten  Ver- 
bindung  steht,  hinlängtich^  um  einen  ein- 
sichtsvollen Ai;zt  aus  einem  unglücklichen 
"Irrthume  zu  ziehen»  Die  Wirkung  des  Se- 
questers, wenn  er  hinlänglich  verlängert  ist, 
giebt  den  vollesten  Beweis«  Dann  beteach- 
tet man  aber  nicht  mehr  das  Individuum  al- 
lein,  sondern  die  Masse  der  Population  wie 
eiaen  Köper,  dessen  Theile  alte,  wiewohl  in 
verschiedenem  Grade,  ansteckbar  sind»  Der 
aufmerksame»  Arzt  kehrt  sich  übrigens  nicht 
an  Hospitaljournale  und .  Sterbelisten  allein»  \ 
[Wie  aber  auch  dieser  Punkt  entschieden 

wciw 


—    x^9    — 

werdeä  mag»  so  glauben  wir  dafs, die  Be- 
schreibung den  Gharacter  der  Genauigkeit 
an  sich  trägt,  und  Thatsachen  darstellt^  dio 
Aufmerksamkeit  verdienen.  Wir  glauben,  dafs 
die  Briefe,  oder  wenigstens  der  AuS2SUg  den-i 
jenigen  muthvolleh  Aerzten  'mit  Nutzen  in 
die  Hände  gegeben  »werden  wird,  die  sich 
yornehmen,  die  Krankheit  in  der  Jüahe  zu 
beobachten.  .     '  '  . 


«im^t^—ummmmm^' 


Docüor  Kcvaudre fvs^  consuhirenaen» 
Arztes  des  französuchen  MarineminU 
sterSj  Reglementsi^orschlä^ey  um  das 
Eindringen  ansteckender  Krankhei- 
ten 'von  der  Meeresseite  her  in  ÄiJ- 
fen  zu  "verhindern  wo  es  keine  Qua^ 
rahtaine  Lazarethe  giebt.  Herausge^, 
geben  Don  Michael  Friedtänder 
Doctor  der  Medizin. 

Reglementsvorschldge  welche  zur  Absicht  ha^ 
beuj  das  Einbringen  ansteckender  Krank-^ 
heiten  von  der  Meeresseile' zu  verhinderß» 

Einleitung, 

JVlan  hätte   anfangs  glauben  mögen,    dals 
das  gelbe  Fieberi  wdich4^  heilsen  Gege^d^a 

Joorn.  XXX  (l.  4.  St,  * 


—    i3o    — 

• 

«igen  ist,  nicht  von  einer  Na^tur  sey,  ^^ 
e%  sich  auch  in  Europa  verbreiten  könnte,  ^ 
und  dals  die  frische  und  grölstentheils  kake  j 
Temperatur  dieser  Gegenden  ein  hinlänglich 
starkes  Hindernirs  wäre,  um  der  EinRihrung 
und  Verbreitung  dieser  Krankheit  entgegen 
zu  stehen.  Die  heilsame  Wirkung  der  Käl- 
te in  den  Ländern,  wo  die  Krankheit  ein- 
heimisch ist,  so  wie  auch  auf  die  gegen  Not- 
den  segelnden  englischen  Schiffe,  wo  der  Gang 
der  Krankheit  stets  verringert  oder  gänslich 
aufgehoben  wurde,  liels  solch«  tröstliche  Hoff- 
nungen hegen,  und  veranlafste  die  bönilti- 
gende  Meinung  des  Herrn  Troller ^  des  er- 
sten Arztes  der  englischen  Seetnippen,  der 
sich  mit  folgenden  Worten  -über  die  Gefahr 
ausdrückte  :  Man  fürchtete  ohne  Grund,  sag- 
te er,  dafs  diese  Krankheit  (die  um  diese 
Zeit,  in  Philadelphia  herrschte),  auf  Kauf- 
.mannsschiffen  nach  England  gebracht  wer- 
den könnte.  Ich  glaube  nicht,  dafs  diese 
Ansteckung  eine  Wirkung  diesseits  des  Ooe- 
ans  hervorbringen  könne;  sie  scheint  gäiiz- 
•  lich  der  Naiur  des  Typhus  entgegengesetzt; 
auch  sind  diese  beiden  Krankheiten  durch 
zwei  gerade  „entgegengesetzte  Zustände  der 
Atmosphäre^  gänzlich  überwunden  worden.« 
—  Allein  die  unglücklichen  Begebenheiten 
haben  das  Schwankende  dieser  VeraiuthiiBg  ' 


nur  £U'|«}ur  erwiesenv  Viele  spanische  4i&d 
italiänj^he  Häfen  haben  diesem  neuen  Fein«- 
de,  der  unserer  Specie3  so  sehr  zerstörend 
ist,  bereits  den  Zugang  gelassen.  Er  ist  fä- 
hig, der  Kälte  unserer  KÜmaten  zii  widerste* 
hen;  denn  die  Kiankheit  hat  inLivprno  erst 
im  Anfaule  des  Brumair  (Endes  Octobers) 
aufgehört,  und  noch  heute  furchtet  man^ 
dafs  zu  Malaga  die  während  des  Wipteis 
nicht  ganz  verloschene  Glut  sich  von  neu«^ 
em  entzünde« 

Man  kann  nicht  hinlänglich  genug  Vor* 
sichte  bis  aufs  Kleinlichste  und  Strengste  ge- 
brauchen,  um  ein  solches  Unglück  abzuwen- 

,  den,  und. man  kann  auch  nicht  genug  die 
Maasregeln  billigen,  die  die  Minister  uAd  Civil- 
iindMilitairbeamten  an  den  Gränzen  der  Län- 
der anbefohlen  haben,  welche  der  Schauplaix' 

•  dieser  £pidemie  gewesen  sind.  Wir  wollen 
hoffen,,  dafs  die  genommenen  Vorbeugungs- 
mittel  hinlänglich  seyn  mögen,  tmi  das  Ein- 
bringen zu  Lande  ron  Personen  und  Din- 
gen zu  verhindern,  welche  den  Keim  des. 
gelben  Fiebers,  den  man  aus  Interesse  für 
das  öffentliche  Wohl  durchaus  als  anstek- 
kend  ansehen  mu£i,  wenn  auch  sonst  unter- 
richtete Aerzte  dagegen  sind,  verbreiten 
können»  Es  wäre  nicht  nur  ktfhn,  sondern, 
auch  sträflich,    auf  uivogewü^^  fi^auptuB|;ea 


* 

I 


*^w 


.xz.      *-i.i    yj.cn  mciit    lulser  Aagex 

.-i  /  '"•li-^'iji'.n    *uie   ungeheure  •: 

?/v  .^;*     ..    .*,  mii    lais   ins  die  vers 

s-.cr*  A.t..ujii  Ai'ißüieittii.  die  ii 

.    .    ,   -i.rii    üureiien.    stets    voi 

,:'v..^:iuea    sind.       Die    "W 

,wa    uegeiiden    entfernt 

.  ^  ?   '.ir.d  nocii  der  ei^ent 

.0»  ,-eiben  Fiebers  wl,   ist 

w.i'.i'.er,   dis  »iie  uns  von  5pa 

i.irfa   entfernt.    Aber  der  Ocean 

.  ..^i    .^itf    ürdtfaeile;    die    SchiiFarth   n 

...  .^     laiiiirreibare   Verbindungen  zwis^ 

..«v«a,     irnkanisclien     und    amerikanisi 

t4*i'a.     'd-er  kannte  man  mit  Wahrheil 

:  ;  .  ,*.u,     ai*  die  tüdtiichen  UrstofFe  der  Ans 

*  H.  I  V  i»»^    •>«*iC   durch    die  Winde  gettagen  i 

•  .u'44.    und   die  Reise  um   die  Welt  mac 


•\      .*! 


.I.«««V«  /^1<S        VVlV«^l4»        ♦wAvl^^k.»  J*    —         O 


driÄgöÄ,   WO  .  ize'  iich   atiem  aufetfite*  '  Ei 
scheint   auch,   dafs  die  sogenannte  Krank'i-^ 
heic  von  Slam  ehemals  inLarocheIIe'herrscfa&» 
je.     Was  hier  folgt,    ist  wörtlich  .aus   defll 
Dictionnair  enayelopaedique  bei  d^n^i  Wort 
P(ist  abgeschi^ieben.  Die  vierte  Species,  heifst, 
es  da>   ist  die  allerbekannteste;    man  nennt 
sie  gewöhnlich  die  KrankheU^von  Siam;  si» 
kömmt  vom  Orient,  und  viele  Kranke  litten 
in'Larochelle  an  dieser  Pest.  ,,Das  Blut  dran^ 
)  durch  die  Sweifslöcher   der  Haut»  und  die 
Kranken  starben  ah  diesem  Schweifse.^^ 

.Hier  ist  freilich  von  der  gelben. Farbe 
der  Haut,  welche  gewöhnlich,  wenn  auch 
nicht  allgemein,  als  ein  beständiges  Zeichen 
angesehen  wird,  nicht  die  Rede;  man  weift 
aber,  dafs  die  Schriftsteller  das  gelbe  Fie- 
ber fdir  nichts  anders  als  die  Krankheit,  von 
Siam  angesehen  haben. 

Als  4er  Admiral  Fillarei  mit  den  Schif- 
ien,  die  die  Armee  de&  General  Zec/erc  nach 
Su  Domingo  gebracht  hatten,  in  Brest  zurück-, 
kehrte,  so  war  das  gelbe  Fieber  auf  dem 
Punkte,  in  der  Stadt  verbreitet  zu  "vrerden. 
Einen  bei  der  Douane  Angestelltep,  der  auf 
ein  Schiff  gesetzt  wurde,  wo  viele  Menschen 
umgekommen  waren,  und  fast  stets  in  dem 
Schiffsräume  geblieben  war,  ertappte,  als  er 
sich  auf  die  Effecten  ^    die  vom  Cap  kamen, 


-     154    — 

!^5^^.     •in«»  xrankheit,    die  ihn    in  wenig« 
ii<     Terzz<j    Stunden    tüdtete.     Herr  Durfte 
Ob*»rrnirir^us    i»»r  Marine,    der    durcii  seine 
Xenatn;:*sp  !iiniän£:iirh  bekannt  ist,  besuchte 
ii^n   xrir.ken.  und  als  er  sich  von  den  Svm- 
pr^meiK     iie    man   bemerkt    hatte,    Rechen- 
<rn;»rr    ible^en  -ieii,    so    erkannte    er,    dafs 
sie     :ie     les    reiben    Fiebers   wären.      Zvrei 
jn.iri»     i^    SchuFsarmee     fremde    Personen, 
»i;«»      ib'»r    Tiit     ihr    in    Verbindung     gestan- 
drn.    >..?rre:;.     -v!:rden    ebenfalls     vnn    dieser 
Kr -n   .if^ir     befraü-^n .     wie     Hr.    Pichon.   der 
1^' -»;."•«»  Arzt,   anti  Rou^emont,   der    Chirai^ 
df*r  -»rsten  Classe.  die  "ie  Knnken.  w}n  wei- 
chten  ii*r  -»m**    d»?n  fünften  Tag    starb,    niid 
der  3'r-»vrr*    '  ii*dt»r  her^esteQt  wurde,    jese- 
ii:»-i    h.irt'-n.    b-^rlchtÄten-      Diese    Bev^piel« 
se^^r:?!!    i  ^n  S''ra.'ti^'?sundheitsrarfi  in  Furcht, 
un t i  w.  1  ;:i: :  .^  r-  ih  n  betienklich.     E«  wurden  die 
weis.e^t'*!!    M.^:«ri??eln    getroffen,    das    Uebel 
inier  Gecurt  zu  ersticken,  und  das  Wichtig- 
sre   .inserer   Arsenale   wurde  ron  einer  Pla- 
ge herreit,    w.^Iche  hier  mehr  als  irgend  wo, 
unersezlichea  Verlust  hätte  bewirken  können. 
Die  Eini-ohr  der  Schiffe    in   unsem  Ha- 
und   das   Einbringen    der  Waaren  von 
!eeres5eite  her,  erfordern  demnach  ernst- 
'ie  Aufmerksamkeit   und  Vorsicht   dei 
mgx    £^  ^^  hinlänglich  anaer  Lani 


vor  der  Pett  zu  bewahren,  ohnfe  darum  den 
Producten  der  6egeiid6hy  wo  sie  einhei- 
misch, ist ,  zu  entsagen,  an  den  Küsten  de» 
Mittelländischen  Mäeres  zwei  Etablissement« 
zu  ^rricbten^  wo  die  Schiffe,  Equipage,  und 
die  angesteckte  Waare  gereinigt  werde ,  qhe 
man  sie  mittheilt,  und  frei  in  Umlauf  brin« 
gen  läfst.  Die  Schiffe  die  von  der  Levante 
und  Barbarej  kommen,  sind  genöthigt,  sich 
zuförderst  nach  Marseille  und.  Toulon  zu 
begeben,  um  daselbst  die  Proben  zu  bieste- 
Jien,  und  sich  den  Anordnunge^i  zu  unter- 
werfen, die  seit  langer  Zeit  mit  vieler  Sorg- 
falt und  Methode  in  den  Lazarethen  dieser  * 
beiden  Städte  ausgeführt  werden.  Wenn  ei- 
nige unserer  Händelsplätze,  oder  militär  sehe 
HäFen,  die  am  Ocean  liegen,  ein  einziges 
solches  Etablissement  besäfsen,  so  wäre  es 
hinlänglich  zu  befehlen,  dafs  die  Schiffe,  die 
-  Ton  einem  ungesunden  Lande  kommen,  sich 
•  zuvor  dahin  begeben  mögen;  aber  es  existirt 
kein  solches  auf  der  ganzen  unendlich  gro- 
ben weiten  Küste«  Vielleicht  konnte  man  6$ 
entbehren,  so  lange  man  hur  eine  Gefähr 
zu  furchten  hatte,  die  sich  auf  die  Giinzen 
des  mittelländischen  Meeres  beschränkt;  aber 
das  gelbe  Fieber  scheint  schon  schwerer  zu 
vermeiden  zu  seyn,  als  die  Pest,  seih  Reich' 
ist  ausgedehnter;  es  droht  mehreren  Ufern  zu* 


—    i58    — 

lastet  sind,  zrvringen  in  dem  Augenblicke,  wo 
sie  dnkommen^   eine   neue  Reise   zu    unter« 
nehmen,   um  sich  ins  mittelländische  Meer 
zu  begeben,  um  dort  Quarantaine  zu  halten; 
in  alle^  diesen  Fällen   würde  man    die  Spe« 
culationen  derjenigen,  die  Schiffe  ausrüsten, 
zerstören;    aber  den  Schaden,    den  sie  etwa 
auf  dem  Meere  erlitten  haben  möchten,  wie 
z.  £•   das  Leck  werdeä,   könnte   ihnen    eine 
solche  Reise   nicht  gestatten.     Der   gesunde 
Zustand  des  Schiffsvolks;  tiie  kleine  Anzahl 
Kranker;  die  Abwesenheit  einer  ansteckenden 
Krankheit,  deren  Ausbruch  man  nur  fiirditet, 
würden  Umstände  seyn,  die  das  Landen  mit 
Vorbehalt  des    Quarantainehaltens    entweder 
am  Landen  oder  auch  nur  wenn  es  das  Lo- 
kal erfordert,  unter  Anker  gestatten«     Es  ist 
ohne  Zweifel  unter  solchen  Umständen ,  wenn 
man    die   hinlänglichen   Vorsicbtsmaasregeln 
genommen  hat,  nicht  mehr  zu  befurchten,  als 
wenn  man  ohne  Schwierigkeit,  wie   das'  tag- 
lich geschieht,  Schiffe^  deren  Schiffsyolk  von 
dnn  Pocken,   von   der  Ruhr  oder  sonst  Fie* 
bf^rn  von  bösem  Charakter  befallen  aind,  auf- 
nimmt. 

Das  liier  folgende  Reglement  waire  aelbst 

idirnswerth,   um  die  Verbreitung  dieser 

an  Krankheit  zu  verhindern^  weil  es  eben- 

lienty  zu  machen  dals  diese  Schiffsepi- 


■f 


/  ' 


159    — 


d^mien,  wie  das  häufig  geschieht,  nicht 
le  Menschen  inregraflFen^    die'^sich  in  ünsern 
Seearsenülen  befinden.    Die  Gesundheit  des 
SchiffiiYolkes  y  Wjclches  das  Gouvernement  in 
grolsen  Häfen  bevraffnen  läist,  erfordert  sei- 
nerseits     eine     besondere    Aufmerksamkeit. 
Solche,   grbfse    Vereinigung    Ton    Menschen  ' 
in  dem  engen  Räume,  bei-  der  geringen  Sorg- 
falt,  die  sie  fiir-sich  selbst  haben,  dient  schon 
zur  Entwicklnng  eines  Ansteckungsstoffes  aus 
sich  selbst,  und' begünstigt  demnach  die  Wir- 
kung eines  wenig  entfernten.    Welche  Ver- 
wüstung würde  in  einer  Armee  von  zwanzig 
bis  dreifsig  Kriegsschifi^en  nicht  eine  Krank- 
heit abstellen,  die  stets  durch  so  viele  Aüeh- 
tige  Stolfd-und  durch  so  zersetzbare,  wie  die 
sind,   die  zur  Schiffsprovision  gehören,   aus- 
üben.    Ich   werde  nur    in  wenigen  Worten 
ein   einziges   Beispiel    anführen.     Die  Flotte 
des  Herrn  Dubeis  de  la  MoUCy  die  von  Louis- 
bourg  zurüek  kam,    landete    in  der   Rhede 
von  Brest,    und  hatte   mehr  als  -viertausend  < 
*  von  einem  pestartigen  Fieber  ergriffene  Kran- 
ke .am  Bord.     Die   Ansteckung  verbreitete 
sich  in  weniger  als  vier  Monaten  in  der  Stadt, 
und  kostete  in  Hospitälern   allein  mehr  als 
zehn   tausend    Menschen    das   Leben«     Die 
Zahl  der'Todten  unter  den  Einwohnern  war 
ebenfalls    betilebtlich.      Ante,    Chirurgen, 


—     x4o    — 

B^ichtrater  und  Krankenwärter  wttrSea  !»•- 
flonder^  das  Opfer  derselben.  In  Tislen  Hau« 
Bern  gab  es  nichts  als  Sterbende  und  Todte, 
datier  es  p*koinmen  ist,  dals  mehrere  Lei- 
chen Tiele  Tage  lang  anbegraben  gebUAen 
sind. 

D'e  Nirur  unterttiitzt  in  gewisser  Rück- 
sicht die  Vor  i<:hi5m?asregeln  zur  Unterhai- 
tun:,'   der  Gesundheit    der  SchifFsarmee   und 
Serar.enale«     l.s  ifiisiren  in  den  Haupthafeü 
des   Oceans   kleine  Inseln  wie  Treberon  in 
dcrR^.ede  zu  Brest,  der  Insel  Ais  zu  Rocfae- 
foit,  u*  r.  w. ,    wo    man  die  Kraqken    eines 
SciiiEFes,  die  von  ungesunden  Gegenden  kom* 
inen,  absetzen  könnte.    Sie  haben  rerschie^ 
dene  Gebäude,  die  man  nur  etwas  Teigrös- 
sern ,  und  von  innen  besser  einrichten  könn- 
te,   und   auf  diese  Weise  hat  man  wirklich 
auF   der   Insel   Treberon   die   Krätzigen  der 
SrhiflFsaimee     der   Rhede    zu    Brf>st    placirtk- 
Die  Schiffskranken,  die  der  Admiral  Fillanc 
letzthin    aus    St.   Domingo   zurück    brachte, 
wurden  ebenfalls  auf  diese  Insel  gesetzt,  und 
dieser  Maasregel  verdankt  der  Hafen  sufirest, 
dals    er    nicht    ein  Raub    des   schrecklichen 
gelben  Fiebers  geworden  ist. 

Ich  habe  in  einem  Versuche  alle  Mittel, 
zu  welchen  man  seine  Zuflucht  in  der  Notb 
in  Häfen,  die  kein  schickliches  Etablissement 


f 


]biabexi,  nehmen  könne^  vereioi^ty  und  scbf/im^ 
inende  Lazaretho  und  Spitäler  vorgeschlagen^ 
Schi£Fe  dieser  Art  werden  schnell  einzurichüp 
ten  6eyn  und  die  Ausgabe,  die  ihre  Einricb«- 
tung  erfordern  würde,  wäre  wenig  beträcht* 
lieh,  dennoch  würde  sie  nicht  mit  minderem 
Sicherheit  ihren  Zwedk  erreichen.  Alt» 
iSchiffsakelette ,  Fregatten,  öder Linienschiffei^ 
die  ausser  Stande  wären,  ins  Meer  zu  gehen^^ 
nnd  die  man  demnach  nur  dainöliren  mülste^ 
würden  zu  diesem  Gebrauche  hixdänglich  Si  ynj, 
man  dürfte  nur  die  Stückpforte  vei^öfserni 
yieleicht  eines  der  Verdecke  wegnehmen  un^ 
mehr  Tag,  mehr  Luft,  mehr  Raum  zu  haben^ 
und  ähnliche  Dispositionen  machen  um  sie 
an  einem  'bestimmten  Orte  fast  ankern  zu 
können»  Alle  Schiffsleute,  vor 'denen  max^ 
furchten  könnte,,  dals  sie  ein  Ansteckungs- 
gift in  die  Landspitäler  bringen  könnteuj^ 
dürften  in  die  schwimmenden  Lazarethe  gei«* 
bracht  werden,  und  das  umgebende  Wassec 
würde  sie  besser  absondern,  als  die  hoch-« 
sten  Mauern,  und  würde  ihr  Entfliehen  ver-r 
hindern  j' auch  würde  man  einer  andern  Un* 
reinlichkeit  entgehen,  von  welcher  man  so 
schwer  auf  dem  festen  Lande  befreit  ist» 

Ich  liabe  die  Anmafsuug  nicht,    ein    in 
allen  Punkten  voUkommenes  Reglement  ge» 


ren  vieleicht  zu  den  schwersten  uod  su  den- 
jenigen^  die  man  bei  der  ersten  Skizze  nie 
volUcommen  macht  Aber  eins  muls  vor- 
läufig angenommen  werden.  Die  Gesund- 
heitscommissionen können  nachher  mit  der 
Authorität  der  Regierung  das  hinzu  fügen, 
was  die  Erfahrung  und  das  Lokal  als  nüts- 
lich  kennen  lehrt*  Dadurch  würde  man  zu 
einem  Piäservativ-Seecodez  gelangen,  mit 
welchem  man  sich  so  dringend  jetzt  zu  be- 
schäftigen hat. 

Erster,  Abschrkitt. 

L  Jedes  Schiff,  das  in  einen  franzosi- 
schen Hafen  einläuft,  .soll  sogleich  durch  ein 
Boot  vom  Lande,  Welches  ami  Ende  der 
Rhede  liegt,  oder  durch  ein  Yachtscfasfi^  oder 
durch  einen  Kahn,  den  man  voir  dem  Ha- 
fen anschickt,  unt<ersucht  werden. 

II.  Die  im  Kahn  befindlichen  I^eute  sol- 
len mit  dem  angekommenen  Schiffe  nicht  in 
Verbindung  treten,  sondern  sich  durch  ein 
Sprachrohr  mit  einander  besprechen. 

IIL  Wenn  es  ein  spanisches  Schiff  ist, 
oder  von  Qinem spanischen,  italienischen,  in 
den  Antillen  oder  vereinigten  Staaten  von 
America  gelegenen,  oder  von  sonst  einem 
ungesunden  Hafen  kömmt,  soll  ihm  Terbo- 
ten  werden,  bis  auf  netten  Befehl,  ^  einen 
^ahn  ins  Meer  zu  setzen« 


liab^n,  nehmen  könne^  vereibiigty  und  spbf/iMhn 
inende  Lazaretha  und  Spitäler  vorgeschlagen^ 
Schi£Fe  dieser  Art  werden  schnell  einzmichuk 
ten  6eyn  und  die  Ausgabe,  die  'ihre  EonnLcIu- 
tung  erfordern  würde,  wäre  wenig  beträcht*  < 
lieh,  dennoch  würde  sie  nicht  nkit  minderei: 
Sicherheit  ihren  Zwedk  erreichen..  Alt» 
iSchiffsakelette ,  Fregatten,  öder Linienschiffei^' 
die  ausser  Stande  wären,  ins  Meer  zu  gehen^^- 
nnd  die  man  demnach  nur  dfimoiliren  mülste^ 
würden  zu  diesem  Gebrauche  hinlänglich  sc-'ynj' 
man  dürfte  nur  die  Sjtückpforte  yei^ofserni 
yieleicht  eines  der  Verdejeke  wegnehmen  un^ 
mehr  Tag,  mehr  Luft,  mehr  Raum  zu  haben^ 
und  ähnliche  Dispositionen  machen  ttin  sie 
ßn  einem  ^bestimmten  Orte  fast  ankern  zu 
können»  Alle  Schiffsleute,  Vor 'denen  max^ 
furchten  könnte,;  dafs  sie  ein  Ansteckiuigs- 
gift  in  die  Landspitäler  bringen  könnteui^ 
dürften  in  die  schwimmenden  Lazarethe  gem 
bracht  werden,  und  das  umgebende  Wassec 
würde  sie  besser  absondern,  als  die  höch^ 
sten  Mauern,  und  würde  ihr  Entfliehen  yer-r 
hindern  j'  auch  w^rde  man  einer  andern  Unr 
reinlichkeit  entgehen,  von  welcher  man  so 
schwer  auf  dem  festen  Lande  befreit  ist 

Ich  %abe  die  Aninafsupgnichty    ein    in 
allen  Punkten  voUkommeaes  Reglement  ge» 


»  , 


-   «44  - 

Brest  und  Rochefort,   durch  einen  der  Gon- 
iervatoren   des  Gesundheitsbureau   zu  Tou- 
Ion  präsidirty^'Yon  welchem  .  zwei   zu  dieser 
neuen  Function  bestimmt  werden  sollen«   - 
XI»     Die  .Gesundheitscommissiojuen  wer- 
den  von  dem,    der  dazu  beauftragt  ist,    die 
nöthige  ^  Hülfe   zur   Ausfuhrung    ihrer  Ope- 
rationen und  zu  ihrer  yerantwortlichk.t:it  for«- 
dem.     Sie  werden  jede  Verweigerung,    die 
sie  erfahren  Sollten,   dem   Minister   melden, 
der  seine  Erkenntnisse  darnach  nehmen  wird. 
XII.    Die  Commission  ^ird  einen  Kaim 
und  Schiffe  zu  ihrer  Disposition  haben, 

XIII«  Ein  Corporal,  und  zwei  Fiisitier 
wenigstens,  die  aus  den  Truppen^  der  Gar- 
nison, oder  der  Marineartillerie  gewählt  wer- 
den,  bilden  die  Garde  des  Gesundheitskahns. 
XIV.  Landet  ein  Kahn  in  einem  klei- 
nen Hafen  oder  einer  Bucht,  oder  wirft  er 
auf  irgend  einem  Punkte  der  Kiiste  'die  An- 
ter aus,  so  werden  Mitglieder  der  Gesund- 
heitscommission, oder»  die  Personen,  die  sie 
vorstellen,  sich  in  die  N -he  des  Schiffes  be- 
geben, und  nachdem  die  Gefahr  erkannt  ist^ 
dem  Gapitaln  durchaus  verbieten,  ;zu  lan- 
den, indem  sie  ihm  anbefehlen,  sogleich  fort« 
zusegeln. 

XV.     Sollte  er  durch  irgend  einen  Grund 
daran  gehindert  werden^  30  soll  auf  der  Küste 

^in 


ein  Militairpo^tBn,  oder  ein  Posten  von 
Douane -Bedienten  ausgestellt  Werden,  um 
sich  der  Landung  zu  widersetzen.  / 

XVI.  Die  Mitglieder  der  Commis^ion) 
oder  die  Per$oneB,  welche  sie  versehen  wer* 
den/  sollen,  indem  sie  Rechenschaft  von^dem 
Falle  ablegen,  sogleich  von  der.  gesäiKvipten 
Gesundheitsco^mission  des  benachbartesten' 
Hafens  die  ndthige  Hülfe,  die  sie  schaffen 
kann,  fordern;  so  Völlen  z.  £,  jedesmal, 
^enn  ein  verdächtiges  Schiff  zu  Camaret  lan- 
det, zwei  Mitglieder  von  der  Commission 
zu  Bre^t  dahin  gehen,  Um  von  dem  Zustande 
Kenntnisse  einzuziehen,  und  die  nützlich- 
sten Vorbeugungsmaafsregeln>  anzuzeigen. 

Dritter  Abschnitt. 

Besuche  der  GesundkeitscommissioJU 

■''  -  '  ■        ■ 

XVII.  Wenn  die  Commission  ein  Schiff 

besucht,  so  stellt  sich  das  Kahn  mit  dem 
Winde,  und  derges^talt,  dafs  es  sich  durch 
4a5  Sprachrohr  am  besten'horen  las^sen  kaiin. 

XVIII.  £in  Mitglied  der  Commission 
macht  sodann  dem  Capitain  des  Schiffs  fol- 
gende Fragen : 

o)  Wie  heifst  das,  Schiff?  » 

b)  Wie  heilst  der  Capitain  desselben? 

c)  Womit  ist  es  beladen?  . 

d)  Woher  kommt  es? 

Joura.  XXI.  B.  4*  St.  K 


-   «44   - 

Brest  und  Rochefort,  durch  einen  der  Con- 
ierVatoren  des  Gesundheitsbureau  zu  Tou- 
Ion  präsidirty^Yon  welchem  zwei  zu  dieser 
neuen  Function  bestimmt  werden  sollen«  • 

XI.  Die  .Gesundheitscommissionenwer- 
den  von  dem,  der  dazu  beauftriagt  ist,  die 
nüthige  ^  Hülfe  zur  Ausfuhrung  ihrer  Ope- 
rationen und  zu  ihrer  Yerantwortlichlet^it  for«- 
dem*  Sie  werden  jede  Verweigerung,  die 
sie  erfahren  Sollten,  dem  Minister  melden, 
der  seine  Erkenntnisse  darnach  nehmen  wird. 

XII.  Die  Commission  lyird  einen  Kibn 
und  Schiffe  zu  ihrer  Disposition  haben* 

XIII«  Ein  Corporal,  und  zwei  Füsilier 
wenigstens,  die  aus  den  Truppen^  der  Gar- 
nijlon,  oder  der  Marineartillerie  gewählt  wer- 
den,  bilden  die  Garde  des  Gesundheitskalins. 

XIV.  Landet  ein  Kahn  in  einem  klei* 
nen  Hafen  oder  einer  Bucht,  oder  wirft  er 
auf  irgend  einem  Punkte  der  Küste  'die  An- 
ter aus,  so  werden  Mitglieder  der  Gesund- 
heitscommission,  oder»  die  Personen,  die  sie 
vorstellen,  sich  in  die  N:'he  des  Schiffes  be- 
geben, und  nachdem  die  Gefahr  erkannt  ist 
dem  Gapitain  durchaus  verbieten,  7x1  lan- 
den, indem  sie  ihm  anbefehlen,  «ogleich  fort« 
zusegeln. 

XV.  Sollte  er  durch  irgend  einen  Grund 
daran  gehindert  werden^  30  soll  auf  der  Küste 
.       '       .  .  ^in 


,         ^     ^   -,47    — ^ 

JNB.  Es  ist  dem  Arzte  und  denr  Cbirurgus 
der  CommisÄön.  erlaubt,  jede  aäidete 
Frage ^  die  er  anpassend  hält,  zu  thun. 

XIX.  Alle  di^se  Antworten  worden  in 
demselben  Augenblicke  auf  ein  dazu  be:>timm« 
tes  Register  von  einem  Mitgliede  der  Com- 
missioh  niedergeschrieben,  welcties  die  Fun^c^ 
tion  des  Secretairs  hat.  ^ 

XX.  Dem  Capitäin  soll  Befehl   ertheilt  . 
werden^    die  Mannschaft  und  die  Passagiere 
seiner  Equipage  auf  das  Verdeck   kommen 
zu  lassen,    damit  man  sie  u/itersuchen  und  -« 
aählen  könnö.  '  -w^t 

XXI.  Wenn  die  Zah^  nicht  mit  der  an* 
gegebenen  übereinstimmt ,  so  wird  man  for- 
dern, dafs  die  Abwesenden  &ich  zöig'en,  odei^ 
dafs  man  die  Ursache  ihrer  Abwesenheit 
angebe. 

XXIL   Sagt  man,  dafs  sie  zu  krank  sey^n^    , 
um  s^h  zeigen  zu  können,  so  soll  man  dar- 
auf bestehen,   genauer  den   Charactet  ihrer, 
Krankheit  zu  kennen. 

XXill«  Die  Commission  soll  auch,  itik 
Fall  es  statt. hat,  fordern,  dafs  man  ihr  die 
Papiere  der  Equipage  und  die  Gesundheits-  . 
patente  mittheile,  welche  man  zuförderst  in 
Weinessig  tauchen  soll.  Diese  Papiere  sol- 
len in  die  Balge  des  Kahns  oder  des  Schif-   , 

K  a   '  .   •  r 


fes  gethan  irerden,  um  mit  «inem  Thaue  am 
Bord  befestigt  zu  werden. 

XXIV.  In  dem  Falle,  wo  die  rom  Schiffe 
eingenommene  Stellung  einige  Bdunnihigung 
wegen  der  Sicherheit  des  Hafens  erregte, 
so  wird  die  Commission  hinzufügen,  dafs 
man  sogleich  ap  einer  angezeigten  Stelle 
vor  Anker  gehe. 

Vierter  Abschnitt* 
Quarantaine  uuf  dem  Ankerplatze* 

XXV.  Die  Commission ,  die  in  den  Ha- 
fen zurückkümmt,  vereinigt  sich  in  einen 
Rathf  um  über  die  in. Betreff  des  Schiffs  zu 

-  greifende  Parthei  zu  berathschlageo. 

XXVI.  Das  Resultat  dieser  Beratkschia* 
gung  wird  auf  ein  zu  dem  Ende  offenes  Re- 
gister geschrieben,  und  von  jedem  Mitgliede 
unterzeichnet.  Ein  Auszug  davon  wird  dem 
Marinechef  übergeben. 

XXVIL  Die  von  der  Commission  ver- 
ordneten Maafsregeln  werden  durch  ein  Mit- 
glied dem  Capitain  des  Schiffs  überbracht, 
und  mit  der  gehörigen  Vorsicht  übeireicht^ 
die  .§.  375  38»  39^  5o  u..  s.  w.  angezeigten 
Artikel  dieses  Reglements  werden  .sogleich 
dem  Capitain  notificirt,  dititnit  er  Kenntnifs 
derselben  habe. 

.   [^VIU.     Die  Commission  Inrd   eben- 


\  ■ 


■  « 


1 

;  fajis  einen  odeF  mehrere  Wäehter,  denen  sie 
die  schicklichsten  Is^strüctionen  gegeben  hat^ 

an  Bord  des  Schiffes' schicken» 

» 

XXIX.  Wenn  das  Schiff  in  einem  Ha-* 
fen  gelandet  ist,  wo  sich  ein.  Lazareth  be«- 
findet,  wie  zu  Marseille  und  Toulon,  so  wird 
man  nach  der  gewohnlichen  Form  verfah- 
ren. Man  hat  durch  Gegenwärtiges  nichts 
an  dem  Reglement  in  '  Betreff  der  <>irentli« 
chen  Gesundheit  zu  ändern  ^  welches  isjchon 
längst  streng*  in  Jenen  Häfen^  befolgt  wird^ 
wo  eiüe  lange  Erfahrung  *  die  Wirksamkeit 
erprobt  tat.  Gegenwärtige  Dispositioneä 
gelten  nur  von  den  Seej^laüen,  dia  kein 
Lazareth  haben*  '  ,     ^ 

XXX.  Die  Schiffe^  die  nach  der  Levante^ 
im  schwarzen  Meere,  in  den  I^äfen^  der  a&i« 
kanischeu  Küste,  und  selbst  in  den  italieni- 
schen und  spanis€ihen  Häfen  handeln,  sollen 
von  Commissarien  der  Handlungsverbindün* 
gen  Patente  erhalten,  nm  sich  nach  Mar-* 
seilte,  ehe  ,sie  aus  dem  mittelländischen  Meerft 
schiffen,  um  nach  dem  Oceän  zu  gehen,  zu 
begeben,  besonders  wenn  sie  mit  verfängli- 
cher Waare  beladen  sind. 

XXXI.  Jedes  Scluff,  welches  von  ei- 
nem spanischen^  und  italienischen  Hafen 
kömmt,  wo  die  ^ankheit  der  Antillen  oder 
der  vereinigten  amerikanischen  Staaten  ge- 


herrscht  hat  und  dessen  Zustand  jetzt  ge« 
sund  scheint,  soll  eine  Quarantaine^  halten, 
deren  Dauer  von  der  Commission  bestimmt 

wird*  *)         .  '     '  -  • 

XXXII,  Sie  soll  kürzer  seyn,  .wenn  das 
$chi£P  länger  im  Meere  geblieben,  ist,^  und 
länger  in  «der  warmeil  Jahreszeit;  au«h  muls 
die  Verfänglichkeit  der  Waare ,  womit  das 
Schiff  geladen  ist,  auf  die  D^uer  di&sef*  Qua- 
Ituitain'^  Ernflufs,  haben»  sie  bra\;^cht  ni^cht 
^swanzig  Tage  zu  übertreffen ,  weni^  nicht 
©twa  ein,  Zufall  kömmt ,^  der  es  erfortlert, 
die  vollen  vierzig  Tage  streng  vorzuschreiben. 
XXXIII^  Jedes  Schiff,  welches,  von  ei- 
nem von.  der  Epidemie  befallenen  Hafen 
Kommt,,  soll  der  strengsteu  Quarantaine  un- 
terworfen seyn, 

XXXIV^  Ist  das  Schiff  von  einem  der, 
§^  27.  genannten  Häfen  nach  dem  Aufhö- 
^  ren  der  Epidemie  ausgelaufen,  oder  hat  es 
im  Meere  mit  einem  Schiffe  Verbindung  ge- 
habt, hat  es  nun  vollends  Kranke  am  Bord, 
die  man  im  Verdacht  hat,,  oder  seit  der 
Abreise  Menschen  verloren,  so  wird  esi  eben- 
falls Quarajitaine  halten^  " 

XXXV.    Wenn  die  Natur  des  Ortea  oder 
die  wenige  Empfänglichkeit   derWaare  der 

•)  Nach  Jackson  wirkt  das  AnsteclLungt^ft  des  gelbra 
Fiebers  besonder«  nacli  14  Tagen,     j^nm,  d.  üeder*. 


-  I 

0mm         J  KW    wmmm  ^        » 

•  ■ 

Ladung  es  gestattet ,  so  kan A  die  Quaran« 
taiae  auf  dem  Ankerplätze  gehalten  werdezi. 

XX^ilVL  IJeberhäupt  können  die  Men« 
sehen  der  Equipage/  die  nicht  krank  sind, 
auf  dem  Schiffe  bleiben^. und  selbst  während 
der  Dauer  der  Quarantaine  es  zu  reinigea 
suchen;  dieses  wird  man  besonders  in  deii 
Häfen  des"  Qceans  fUr  die  Kriegss^^hiffe  be*- 
folgen,  deren  Equipage  sehr  zahlreich  ist. 

XXXVII.  Jedes  in  Qu^aataine  befind- 
liche Schiff  wird  ein  gelbes  Pavillon  tragen, 
um  zu  zeigen )  diiTs.  maa  nicht  nahe  kpnr* 
men  darf* 

XXXVm.  Man  darf  kein  ßoot  in  an- 
derer Absicht  ins  Meer  setzen^  ^  als  um  An« 
ker  zu  befestigen;  sobald  dieses  geschehen 
ist  9  niuls  es  wieder  in  die  Höhe  ^zogen 
werden. 

XXXIX.  Abends  darf  kein  Kahn  nnd 
Schaluppe  mehr  längs  dem  Bord  oder  hin- 
terwärts^ befindlich  ^^jtl^  Der  Capitain  ist 
persönlich  verantwortUah,  dafs  diese  Maafs«» 
'  regel  genau  befolgt  wer^e;  bei  Strafe,  dafa 
er  der  Öffentlichen  Sicherheit  habe  nachthei- 
lig seyn  wollen. 

XL.    Träfe  sich,    dafs  irgend  ein  Kann 
mit  dem  in  Quarantaine  liegenden  Schiff  Ver^ 
.  bindüng  gehabt  hätte,  soll  es  bei  seiner  Lan- 
dung sogleich  ergriffen,   und  die  darin  be« 


I 


—  ■'»52    —  ,  • 

fii^Iicheii  Personen  .in  das  Quarantaiheliaus 
.gebracht  vrerden»   um  40  Tage  da  «u  blei- 
ben«   Nach  dieser  Zeit  kann  ihnen  die  Strafe 

i 

auferlegt  werden,-  die  die  Rechte  bestivimen, 

XLL  Hat  das  Schiff  keinen  Chirurgus, 
so  wird  die  Gesündheitscommission  i^en 
einen  geben  9  und  auch  die  Anzahl  Kr£^» 
ken Wärter  jsustellen,  die  es  nothwendig  er- 
achtet. 

XLIL  Die  Marinechefs  werden  alle  nö- 
jthige  Hülfe  an  Lebensmitteln,  MediCamen- 
ten ,  u.  's«  w.  während  der  Zeit,  als  der  Equi- 
page zu  landen  verboten  ist,  zukommen 
la:}sen.  - 

XLIII«  Der  Gommerziehagent ,  der  zur 
Gomniission  gehört,  wird  in  dieser  Hinsicht, 
.▼ereinigt  mit  dem  Correspondenten  oder 
Mäkler  (Courtier)  desjenigen,  der  das  Schiff 
ausgerüstet  hat,  alle  Maafsregeln  treffen« 

XLIV.  Das  Ueberbringen  und  Einschif- 
fen der  Lebensmittel  wird  durch  ein  Mit- 
glied der  Gesundheitscommission  bewacht 
werden. 

XLV.  Man  darj^  dem  Schiffe,  um  ihm 
die  nöthigen  Oinge  zu  verschaffen,  sich  niclit 
nähern.  Die  Gegenstände  werden  in  einem 
gereinigten  Behälter  eingeschifft,  und  an 
einem  Stricke  an  Bord  gezogen. 

XL  VI.    Die  Briefe   und  andere  Papiere 


—    »53    — 

kann  man  ebnenfalls  auf  dieselbe/  Weise  sich 
übermacben.  Die  des  Schiffs  werden  erst 
durchschnitten^  dann  in  Weinessig  getaucht 
und  geräuchert  werden*  • 

XLVII.  Die  Wächter,  die  die  Commis- 
siön  am  Bord  gestellt  hat,  können  ins  Boot 
steigen,  imi  die  Lebensn^ittel  einzunehmen, 
die  man  ihnen  vom  Lande  zuschickt. 

XLVIIL  Dieselben  werden  zu  verhin- 
dern suchen,  dafs  die  in  Quarantaine  be« 
£ndlichen  Böte  mit  den  andern  nicht  ia  Ver« 
blndung  treten ,  oder  von  ^Inem  '3ote  auf 
das  andere  steigen« 

XLDC,  Die  Wächter  werden  auch  alle 
Theile  des  Schiffs  sorgfältig  untersuchen,  un4 
wissen  lassen,,  ob  sie  verborgene,  nicht  an<* 
gezeigte  Waare  entdeckt  haben;  sie  werden 
femer  die  Kleidungsstücke  und  das  Geräth 
der  Equipage  waschen  und  lüften  lassen,  tiuf 
das  regelmäfse  Reinmachen  wachen,  und  so 
auf  andere  vorgeschriebene  Maa&regeln  auf- 
merksam seyn. 

\h  Die  Luftzüge  durch  Windschläuche*} 
müssem  so  viel  wie  möglich  stets  an  ihrer 
Stelle  sich  befinden. 

*)  TrQmhes  au  manches  a  Vent  iit  «In  dcbi&tiitaruck 
iur  einen  trichterförmigen  Sack,  det  snmLuftxug  kl 
d^a  Räumen  dient»  wir  wiuen  leider  den  deptichen 
Autdruck  für  dieie  £ioricfanui«  in  diesem  Augen- 
blick« nicht. 


—   154   —    ' 

I  9' 

UL  Das  bneFe  des  Schiffes  wird  z^ei* 
mü  <f  es /Tages  mit  Schwelelsaure,  die  man 
auf  salzsaure  3oda  und  Braumteinludk  -gieis^ 
geräuchert«  ^     _ 

•LIL  Man  läfst  eine  gewiss^e  Menge  Was- 
M9t.  eindringen,  ehe  man  die  Pompen  in  Be- 
V^;ang  setit»  und  wird  Soi|[e  tragen  y .  das 
atisgeleerte;  wieder  su  ersetzen« 

Lin«  A}le  innere  Theile  des  Schiffes 
werden  mit  Kalk  geweifst  werden«^         • 

UV«  Man  wird  verschiedene  Verklei- 
dung  süT  Seite  und  auf  dem  Verdecke  dai 
Schiffes  abnetunen^  um  das  Eindriogea  und 
die  'Girculation  der  huSt  zu' erleifhtelni.  . 

LV.  In  derselben  Absicht  kann  man  auch 
]Pener  in  den  yerschiiedeiiien  Lucken  im  Zwi- 
schen und  falschen  Verdeck  anBQndem  Es 
ist  das  beste 'Mittel  y  um  die  Feuchtigkeit  zu 
bekämpfen,  die' eine  der  Hctuptursachen  der 
Ungesundheit  der  Schiffe  ist« 

LVI«  Die  Gesundheitscommiasion^  oder 
wenigstens  drei  Mitglieder^"  werden  den  i5f 
So^  oder  4osten  Tag  sich  iot  die  Nähe  de$ 
Schiffs  begeben^  UV  entweder  das  Verbot 
aufzuheben^  oder  de^l  Zustand  der  Equipage 
und  den  erfolgten  Begebenheiten  zufol^Ci  die 
Quarantaine  zu  verlwgem^ 

LVII.  Der  Chirurgus  des  Schiffes  oder 
der  sonst  dahin  bestellte  wird  aladann  von 


i 


"  ^        '  -  _  *  

dem  Gesnndheitszustandfil  d^s  Schiffes/ ron 
den     angewandten    Reinigtingstnitteln    oder 
'  nicht  befolgten  Befehlen  genaife  Nachricht 
geben,  •  '  ; 

LVUI,  Wenn  einer  yon  den  Kranken 
der  Eq[mpage  während  der  Quärantaine^  stirbt» 
oder  sehr  krank  wird >  so  wird  das  Schiff 
der- strengsten  Qu&rantaine  unterworfen, 

LIX,  Kommen  diese  Zufälle  während 
der  strengen  Quarantaihe,  so  wird  die  Dau^f 
derselben  von  dem  Tage  an  gerechnet,  wd 
dieselbeii  erschienen  sind,  ,  • 

LX,  In  allen  Fällen  hört' die  Quaran-« 
taine  nicht  auf ^^  und  wird  das  Schiff  nicht 
frei,  bis  wenigstens  zwanzig  Tage  lang  keina 
Spur  von  Krankheit  sich  geäufsert  hat, 

-  ^ 

Fünfter  Abschnitte 
Quüräntaii^ß  -*  Hospüaler^ 

LXI^  Ist  der  Zustand  dea  Schiffa  rer-^ 
düchtig  oder  ungesund,  die  "Waare,  'womit 
es  beladen  ist»  contumaz,  und  findet>  ßich 
kein  Ankerplatz,  wo  es  sicher  ist,  so  mufa 
das  Schiff  irgendwo  hinsegehiy  wo  es  auslas 
den,  und  seine  Ladiing  reinige^  könne. 

LXn.  Existirt  in  dem  Hafen,  wo  es^n- 
kömmt,  k^in  Lazaretb,  oder  sonst  eineStelle^ 
um   ein  aolches  zu  ersetzen;   ist  das  Schiff 


•^    i56    —    '    . 

angesteckt,  vnd  Dicht  im  Stande,» in  das  Meer 
zu  geben,  so  v^ird  es  in  Grund  gebohrt. 

LXIU.  Die  Equipage  und  die  Kranken^ 
die  angesteckt  sind,  und  die  man  ^ns  Land 
'  wird  bringen  müssen,  werden  auf  eine  Insel 
gebracht,  wenns  ^ine  gfebt,  oder  andernfalls 
ia  eine  abgesonderte  Wohnung,  die '  hin- 
länglich vom  Hafen  entfernt,  und  mit  einer 
Mauer  oder  PalUsäden  oder  sonst  mit  etwas 
,  tungeben  ist,  welche^  das  äufserliche  Wa- 
chenau^stellen,  um  den  Ausgang  zu  verhin« 
^ern,  gestattet. 

LXIV.  Die  Insel  Treberon  z/a  Brest,  die 
Insel  Aix  zu  Rachefort  sind  besonders  den 
Kranken  bestimmt,  die  von  Schiffen,  kom- 
^  men ,  welche  vom  Schiffsfieber,  Typhus,  ^gd- 
benF eher,  Porken,  Ruhr  und  andern  an- 
erkannten, odf>r  im  Rufe  der  Ansteckung 
stehlenden  Krankheiten  erkrankt  sirid.  . 

LXV.  *  Giebt;  es  kein  Lazareih  und  keine 
St^l!^,  die  dazu  dienen  kann^  so  können  die 
Reisenden,  die  von  einem  solchen  Abson« 
derung  erfordt^mden  Schiffe  kommen,  auf 
ein  Solches  Schiff  des  Hafens  gebracht  wer- 
4en,  welches  zu  diesem  Ende  vorher  einge^ 
rithret  ist. 

LXVI.  Demnach  sollen  in  den  Hafen  zu 
Brest,  Lorient,  Rochefoi:t,  Bordeaux,  Nan- 
tes, Kavre,  St*  Malo^  DUnkifchen,  Lazare- 


the  und  schwimmende  Spitälet  ctablirt  wer- 
den, die  solche  Seereisende^  welche  muxv.  ia- 
yerdacht  hat,  aufnehmen  könnten. 

LXVII.  Diese  schwimmenden  LazareftliQ 
kö^nnejät  von  alten  Gerippen  der  Flütschiffe^ 
Fregatten  oder  sonsr  Lin  enschiffeii,  die  au» 
£i^Qr  Dienststand  gesetzt  sind,  und  die  maa^ 
doch  aus  einander  legen  miifste,  gemacht  wer- 
den» Man  braucht  sie  .f.ur  zaj  masien,  die 
Stückpforren  eu  vergröfsern,  eines. der  Ve;-- 
decke  abzunehmen,  ünpi. höhere  Säle  zu  ha- 
ben,  und  sie  auf  eine  solide  Weise  auf  ei-^. 
nen  bestinfimten  One  fest  2u  ankern. 

LXVIII.  Die  Polizei  und  das  innere  Lo- 
gie  der  (^uarantainehospitä'en  wird  einem 
Civil-  und  Militair-Directorio  ai^vertVaut  wer- 
den, welche  so  viel  wie  möglich  aus  solchen 

Administrationsbedienten     der   Marine    be« 

•  r  ■ 

steht^  die  in  den  Spitälern  oder  unter  dea 
Seeleuten  gedient  habend  oder  auch  von  sol- 
chen, die  in  der  Levante  Dienste  gehübt 
habe'nl  — 

LXIX.  Die  Gesundheitscommission  wird 
'  $ich  von  der  Fähigkeit,  der  Stelle  vorstehea 
zu  können,  vorlier  unterrichteiu  ' 

LXX.  Sie  werden  unmittelbar  unter  dea 
Befehlen  der  Commission  stehen,  und  zum 
Öftern  Rechenschaft  von  dem  Zi/stan^  des- 
Hospitals  ablegen. 


'  •    '     , 


—   158    — .      ■ 

tXSL  Die  SclOffsjbvM  werdm  die  B4. 
;k«ildlaikg  der  Kranlteii' aa  lyesorgen' haben, 
niid  iü  deren  Ermang«^img  efsetit  werden.*- 
'.  LXXD«  Die  Leute '.der  Equipage  wer* 
^en  b^  den  Kranken  die:  Aof#ilfter  ntacbeti; 
die  X^ommiMion  wird  einen  Hauptaufselier 
Ton  den  Dienern  nach  Umständen  au  er- 
nenneilt .auchen*   '.  -        >  . 

LXXIU^  Bei  der  Aufnaktne  der  Krankte 
in  dem  QuaraiitalUiehospitale  wird  man  ^  die 
Keffers,  Effecten  und  Säcke,  die  upveinlich 
oder  iaa  achlecfaten  Zustande  sind«  ditrchsu« 
eben,  n^tbigenfalU  sogteicb  yerbrennen.      ^ 

LXXIV»  Die  Kranken  werden  auetiirin 
^^  das  Badehan^  gebracht  werden^  wo  man  St«» 
ntedi^  Kleider  abnimmt,  und  dieselben  Über 
einer  Kohlenpfanne  räuchert;  den  JCMnken 
'd^e  Haare  äbsohneidet,  un||4  ihnen  Kampfer« 
essig  ^giel^t^  nm  sich  den  Mund  ,3u  Väschen« 

LXXV«  Jeder  derselben  wird  nachher 
.  das  Bad  nehmen,^ oder  in  Ermangehmg.  des« 
'  sen^  wenigstens  den  Körper  mit  l^uemi  Was« 
ser^  in  welchem  man  Seife  oder  salzaaure 
Soda  au%eiöst  hat,  waschen;  oder  endlich 
auch  init  WiUser,  woi  em  man  WeiAessi^  ge- 
than  hat,  wenn  es  die  Aerzte  für  beiSer  halten.' 

LXXVI»  Die  Kleidungsstücke  der  Kran« 
ken  werden  durch  ein  leinen  Wammf"  er^^ 
set^t  werdeja,  Welches  mit  Klappen  versehen. 


% 
i 


.-^    i59    —.  •  ■  '      - 

vnd^  wenn  es  nöthig  erächtet  Wird,  mit  Wol- 
lenzeug  gefuttert  i»t>  unter  welchem  man  ia 
der  kalteü  Jahreszeit  noch  ein  anderes  Wamms 
tragen  kfltnn*  Der  Rest  der  Kleidubgssi  Ucke 
Wird'.au's  eihem  PantÄlon  von  Linnen,,  anter 
welchem  man  im  Winter  xioch  ein  Paar  tu- 
chette  Hosen  tragen  kann^  bestehen.  Statt 
der  Lederschuhe  kar:n  it^an  Holzschuhe  tragen. 
-  LXXVD.  Die  Chirurgen  und,  Aufwärter, 
und  die  die  Säle  der  angesteckten  Kranken 
besuchen,  werden  nicht  hinein  treten,  ohne 
ein  Wamms  nnd  Pantalon  von  Wachsleinwand 
zu  tragen  I  und  Handschuh  von  demselben 
Zeuge  anzuhaben* '  Statt  lederner  Schuhe  tra-  ' 
gen  sie  hölzerne« 

LXXVIU.  Der  Cominis  des  Hospitals 
wird  in  der  Gegenwart  des  Schreibers  oder 
einer  andern  Person  ^m  Bord  das  Inv^nta- 
.rium  der  Effecten  des  Kränken  mächen.  Die 
Gegenstände,  die  man  zu  erhalten  für  gut 
achtto  wird)  werden  an  Stricken,  an  einem 
besondern  Ort,  wie  auf  einem  Bodeh  oder 
Schoppen^  angehängt  und  häufig  geräuchert. 
Man  wird  die,  Stricke  mit  Theer  überziehen, 
damit  sie  weniger  jingesteckt  werden* 

LXXIX.    Die  Krankensäle  Werden  Mor* 
gens   und    Abends   mit  Schwefelsäure,   salz-  - 
saurer  Soda  und  Braunsteinkalk  geräuchert 
wer(len. 


—    x'6a    — 

LXXX.  Die  Genesenden  werden  in  ei* 
nen  besonderen  Saal  gebracht,^und  da'zwan* 
zig  Tage,  oder  auch  länger  rerv^eilen  müs« 
sen,  ehe  sie  sich  selbst  überlassen  werden. 

LXXXI.  Die  Todten  werden  schnell 
tief  in  der  Erde  in  hinlänglicher  Entfernung 
von  einander  begraben  werden;  man  wird 
die  Leiche  mit  einör  dickeü  Lage  lebendi«^ 
gen  Kalchs  bedecken«. 

LXXXII.  Die  Todteninsel  auf  der  Rhe- 
de  von  Brest  kann  fernerhin  zum  Begräb- 
nifsorte  des  Hospitals  der  Insel  Treberoa, 
die  etwas  entfernt  davon  ist,  gebraucht  werden. 

LXXXUI.  Alle  Gegenstände,  wörau3i|das 
Bett  und  die  Kleidungsstücke  des  Verstor«« 
benen  bestehen ,  werden  aufser  dem  Saal  an 
X Hacken  aufgehängt  werden;  alles  vom  Arzte 
verdammte,  verbrannt,  und  das  Uebrige  erst, 
nach  dem  es  gelaugt  worden  ist,  gebraucht 
werden  können.  — 

LXXXIV.  Die  Bettüberzüge,  das  Lin- 
nenzeug  und  die  andern  Effecten,  die  der 
Kranke  brauchte,  werden  in  dem  Bezirke 
des  Quarautainehospitals  selbst  gewaschen 
werden. 

LXXXV.  Man  wird  die  Gegenstände, 
nicht  wie  man  gewöhnlich  zu  thun  pflegt, 
über  einander  werfen,  um  den  Augenblick, 
wo  sie  gelaugt   werden   sollen ,    abzuwarten, 

son- 


sondern  ül  einer  Halle^  oder  in  eiiiem  Hän- 
geboden,  der  o£Fen  gebaut  ist^  ausbrekeii  od^r 
an  Stricke  hängen V  um  sie  einen  oder  zv^ei 
Tage  wenigstezis  der  Luft  auszusetzen,  nach^^ 
her  werden  sie  in  das  Waschbaus  gebracht^ 
um  in  kochende  Laug%  getaucht  zu  werden.- 
1  LXXXVL  Ein  besonderer  Brief kas^W 
wird  an  der  Thür  des  Büreau'^s  des  Höspi« 
tals  etablirt,  und  die  Briefe  mit  einer  Zange 
herausgezogen,  eingeschnitten,  und  sogleich 
in  Weinessig  eingetaucht  werden;  nachher 
werden  sie  dem  Dämpf'  pder  Parfüm  aus* 
gesetzt. 

LXXXVU.  Man  bedient  sich  zu  diesen 
Räucherungen  eines  Ofens,,  oder  einer  ble* 
ehernen  Büchse  mit  einem  Rost  wo  man  die 
Briefe  hinauf  legt,  so,,  dafs  sie  die  Dämpfe 
leicht  annehmen  können. 

Sechster    Abschnitt. 
Reinigung,  der  TVaare. 

LJCXXVrir.  Nachdem  maji  die  grufsten 
Vorsichtsmaasregeln,  dafs  die  Waaren  nicht 
Veranlassung  zur  Ausbreitung  der  Krankheit, 
die  man  vermeiden  will,  werden,  genommen 
hat,  bes<;häftigt  man  sich,  mit  der  Erhaltung 
derselben; 

LXXXK.  Wenn  das  Schiff  nur  Stoffe 
,  «nthält,  die.  nicht  sehr  empfänglich  sind,    so 

Journ.  XXI.  B.  4.  St.  L 


—-    i6a    — 

.1 

wird  man  sie  zum  reinigen  nicht  gerade^us- 
laden  dürfen;  sie  werdea  indessen  geschüt- 
telt und  auf  das  Verdeck,  gelegt  werden  müs- 
sen, um  sie- gut  zu  lüften. 

XC.  I^achher  kann  man  sie  ausladep 
imd  vorkaufen;  es  sei  xlenn^  dafs  vorher  die 
Emballage  y  in  weicher  sie  nach  dem  Laza- 
r^th  und  Reinigungsorte  gebracht  \rorden  sind^ 
geändert  Werden  müHs»  Nichts  desto  weni- 
ger wird  man  sie  nicht  länger  als  acht  oder 
zehn  Tagj^  aufhalten  dürfen. 
'  ^  XCL  Das  Korn  bedarf  keiner  andern 
Vorsichtsmaasregel  als  aus  den  Säcken  her- 
ausgenommen, und  durch  -ein  Sieb  oder  ei- 
sernen Rost,  det  die  Körper  zurückhält,  die 
etwa  Ansteckung99tofF  haben  können,  geschüt- 
tet  2u  werden.  Die  Tonnen,  die  mit  Oel 
oder  Wein  gefüllt  sind,  reinigt  man,  indem 
man  sie  ins  Meer  wirft,  und  an  Stricken  ans 
Land  zieht* 

XCII.  -Sind  die  verdächtigen  SchiflFe  und 
die  Ladung  in  Contumaz,  und  kann  das 
Schiff  sich  nicht  in  einen  günstigem  Hafen 
zum  Reinigen  begeben,  so  mufs  man  noth- 
wendig  die  Waare  ausladen  und  reinigen, 
und  das  Schiff  gesund  zu  machen  Huehen. 

XGiIL.  Zufönjerst  wird  man  anfangen, 
es  zu  öffnen;  alles  wird  stückweise  auf  das 
Verdeck  oder  auch  auf  Leister  gebracht^  um 


V 


.   < 

•  I 

\  \ 

der  Lufc  wenigstens  »emea  Ta^  and  eine  Nacht 
ausgesetzt  zu  seynr« 

'  XCiy.  I>ie  Comrnission  wird,  wenn  es 
nöthig  ist,  die  Zeil;  d^s  Liiftens,  züäaal  wenn 
die  Fahrt  des  Schi£Fes  kurz  gewesen,  oder 
nachdemi  jemand  bei  diesem  Ausladen  krank 
geworden,  oder  nicht,  zu  bestimmen  suchen. 

XCV.  Die  Waaren  werden  nachher  ans 
Land  gebracht,  mit  gehöriger  Vorsicht  in  ein 
Quarantainespiial  deponirt  werden,  Wenn  es 
zum  Empfang  derselben  hinlängliche  SchiJBPe 
enthält. 

XCVI*  Wenn  der  Bezirk  des  Hospitals 
nicht  hinlänglich  ist,  so  wird  die  Ladung 
in  einem  besondern  Magazin  ans  Land  ge« 
bracht,  welches  mit  efner. Mauer  umgeben  ist. 
Ist  e^i  möglich,  und  kann  nian  es  anders,  so 
sbll.te  sie  unter  Schoppen ,  odei:  Zelte >  die 
mit  Palissaden  umgeben  sind,  gebracht  wer*^ 
den.  Man  kann  dieselben  mit  Wachstuch 
beddcrken." 

XCVII.  Ist  tler  Bestimmungsort  für  die 
Seeretsenden,  die  angesteckt  sind ,  bequem, 
um  die  gereinigte  Waare  hinein  zu  thun,  so 
wird  diese  Operation  durch  die  DirectioA. 
der  Anstalt  bewacht  werden.  Ist  man  ^genö- 
thigt  gewesen,  die  Ladung  anderwärts  hinzu« 
thuui    so    wird    die   G^sundheitscommissipn 

La 


N    V      • 


'-    i€4   -rz 

I 

I 

Aaea  YotgeMitibea'  efmaumi,  dar  die  Jbd^ 
sieht  über  die  Magtxine  Iiaben  irirdL 

XCVUL  Der  nit  der  VoOmciiC  des 
ScbüEmurutters  rerseheBe,  oder  die  Tom  Kapi- 
tMn  sonst  angeseigte  Person  wird  über  die  Leo:- 
te  der  Eqiiipage,  über  die  Stcheriieit  der  aiis|[e- 
kden^t  Waacen  9  ein  wachsames  A^ge  babea. 

XCIX«  Ist  das  Mjigagjfi  abgesondett  voai 
Spital  9  so  wird  in  einiger  Entfernung  vom 
Eingänge  eine  Wadie  gesteflt  werden^ ' 

C  Die  Thore  werden  Terschlossen ;  die 
ScUbissel  st^ts  in  den  Händen  der  Vprge- 
•etxten  bleiben« 

GL  ^  Man  reinigt  die  Waare,  indeja  man 
die  Emballage  a'bnimmt,  sie  dorchsaojity  und 
ihre  reirsdÄedenen  Ftächen  der  Luft  und 
delr  Räucbening  aussetzt. 

CIL  Der  Parfüm,  de$s)sn  man  sidi  mr 
ReimgUQg  der  Waare  bedienen  luinn^  wird 
einfache  oder  oxygenirte  Salzsaure,  oder 
Schwefeldunit  spyn.  Weiin  die  Waare  leicht 
dadurch  leiden  kann,  so  wird  sie  mit  dem 
Dampf  einer  andern  mineralischen  Säure  ge- 
räuchert werden;  auch  kann  man  sich  des 
Parfüms  bedienen ,  den  man  gewöhnlich  in 
Maseäle  bi^ucht. 

ein.  Die  Commission  wird  die  WoJIe- 
neu  tmd  baumwollenen  StoiBFe,  die  es  erfordern, 
waschen  und  auslaugen  lassen^  so  überhaupt 


Nv 


,  I   ■ 


,  ■     '   •  -ii    x65    —   , 

^iejenigea,   die  ,am  meisten  sur  Ansteckung 
empfänglich  sind% 

Ciy.  .  Die  .verschiedenen  Operationen 
werden  durch  Seeleute  oder  luastträger,  dje 
von  der  Commission  bestimmt  sind^  au5ge«> 
IHh^  werden.  Diese  wird  den  Vorgesetzten 
die  sich  dahin  begehende.  Instruction,  zukontk« 
men  lassen»  ^ 

CY,  Die  Nahrung  und  der  Sold  der 
Mensdien,  die  zu  dieser  Arbeit  gebraucht 
werden,  sind  auf  Unkosten  jles  'Ausrüsters;, 
sollte  in  dessen  Abwesenheit  s.eii;i  GorrespotH' 
dent  oder  ein  anderer,  der  mit  VoUünacht 
ausgecüstet  istij  sich,,  weigern  ^  die  gehörigen 
Vorsch|isse  zu,  machen,  so  werden  s^e  von 
der  Marine  von  der  Municipäl-p  und  Departee» 
mentalverwaltung  getragen;,  und.  weni).  die 
Zahlung  von  dem  Eigenthümer.  nicht  promt 
geschieht)  so  wird  die.  gereinigte.  Waare  %etm 
kauft,  und  die  Auslage  abgezogen» 

CVI.  Ist  die  Waare  bestimmt  angesteckt^ 
und  während  des  Lüftens  oder  Reinigens  An- 
steckung am  Bord  oder  im  Magazin  verbrei- 
tet  worden^  so  wird  sife  sogleich  verbrannt. 
'  CVII.  Die  zum  Reinigen  bestimmten 
Personen,  die  krank  werden,  wenden  ins 
Quarantaine^pital  gebracht. 

CVIIL   Kein  fremdes  Individuum  darf  ins 
Magazin  hinein  gehn. 


—    i66    — 

CIX.    Die  Lebensfpittel  und  andere  Ge« 

geaitände  werden  in  einiger  Entfemung  rom 
Eingänge  der  W|icht5tnbe  niedergelegt. 

CK.  Der  Vorgesetzte  wird  sie  ron  ei- 
fern oder  mehreren  Menschen ,  die  alsdann 
▼on  den  Soldaten,  die  den  Posten  mit  ge- 
ladenem Gewehre  bewachen,  beobachtet  wer- 
den,  holen  lassen;  die  Soldaten  müssen  die 
'Ordre  haben  zu  schiefsen,  wenn  Jemand  zu 
«ntschlUpfen  sucht. 

CXI.     Die   Rechnnngen    und    Berichte, 
•die  dieser  Vorgesetzte  der  Gesundheitscom- 
anission  gelangen  zu  lassen  hat,  werden  ebeq- 
(falls  aufserhalb  des  Magazins  in  einem  dazn 
^bestimmten  Orte  in  Qegenwart   der  Schild- 
-wache  niedergelegt,  nacbiiem  sie  in  Wein- 
assig  getaucht  und  geräuchert  worden  sind. 
GXII.     Die    Schildwache    wird    alsdann 
•dem  Chef  der  Post  Nachricht  ron  dem  De- 
jpot  geben,  und  dieser  wird  durch  einen  be-' 
.sondern  dazu  ordonnirten  Soldaten  ihn  abr 
4iölen  lassen« 

CXIII.  Die  Gesundheitscommission  wird 
alle  die  Dispositionen  des  Details,  die  zur 
Ausfuhrung  der  gegenwärtigen  Maarsregeln 
dienen^  anbefehlen,  und  solche  Vorsichts- 
maarsregeln hinzufügen,  die  die  Localität 
oder  unvorhef^eseh'ene  Umstände  ins  Regle- 
ment zu  bringen  nicht  erlaubt  haben. 


Liste  der  FF'aar^en^  die  für  Ansteckung  em^ 
pfänglich\  oder  cohtumaz-  erklärt  wer^ 
deny  und  die  man  sogleich  in  den  L^zd^ 
rethen  reinigen  mujs. 

Wolle,  Bauijn^oUe,  sowohl  roh  ^s  ver- 
arbeitet, Flacl\^^  Hanf  und  Werg,  Haare, 
Seide  und  Floretseide. 

Pelzwerk,  «Rinnen,  Tücher  allere  Art 
Schwämme,  Märroquin,  l^icder,  gegerbtes  sör 
wohl  als  trockenes^  Papier,  Pappe,  Bücher, 
Pergament,  jfedern,  upgeth^erte  Thaue.. 

.'  Koriallen,  allerlei  au^  Faden  gereihete 
Rosenkränze  ron  Glas,  Quiiiguaillerie,  aller* 
lei  Kleidungsstückie,  Vergoldung  auf  Fäden; 
allerlei  auf  Fädep  voök  Wolle,  .Baumwolle, 
Haare,  ua4  $eide  gewickelte  Goldfäden;  frin 
sehe  Blumen«, 

Altes  K^upferwerk,  verarbeitet  oder  auch 
Kupferspäne,  Medaillen  von  Gold,  Silber, 
Kupffer,  Münzen,  Wachslichtei;  und  Talglich- 
ter, weil  sie  Wolle  enthalten  ,^  jedoch  brau- 
chen die  G.oldsäcke  nicht  entsiegelt  zu  wer- 
ften; man  btaucht  sie  nur  in  den  letzten 
Tagen  der  Quarantaine  in  Weinessig  zu 
tauchen. 


■ 

Liste    der    ff^aaren^     die    nicht    An«- ^ 
steckbar  erachtet  werdec* 

a)  Die  man  ins  Lazareth  ,zum  Reinigen  legt. 

Apothekerwaare  aller  Art,  Caffee  und 
Opperment,  in  Ballon  oder  Fässern. 

Taback  in  Ballen,  rohe  Korallen,  neu 
gearbeitete$  Kupfer;  frisch  abgehobelte  Kup- 
ferspäne; gesalzenes  und  befeuchtetes  Leder; 
Lisapis ,  Saamen  und  Kräuter  zu  Farben, 
Wachs,  Elephantenzähne,-  Euphorbia, 

Potasche,  Salpeter,  in  Fässern  und  Bal- 
len, Lakritzensaft,  Glas  in  Kisten  oder  Ton- 
nen, Gallapfel;  Saamen  und  GemU&e  in  Säcken. 
NB.    Man   kann    diese "  Waare  am    Bord 
lassen,   wenn  maii  sie  verkauft,    und 
blos  4ie  Säcke  in  das  Lazareth  vor  den 
letzten    zehn    Tagen    der  Quarantaine 
bringen. 

,b)  Die  man  am  Bord  lassen  kann. 

Korn,  Saamen  und  Gemüfse,  sowohl  auf- 
geschüttet, als  in  abgesonderten  Säcken  und 
Matten;  Asche,  Soda,  Natrum,  wenn  sie  in 
Metten  eingevrickelt  sind;  Oel,  Mineralien, 
"Metalle  in  Klumpen,  trockene  Frischte,  fri- 
sche FrücJite,  Reis,  gesalzen  Fleisch,  Weine, 

(ueurs,  b^theertes  Tauwerk,.  Talg,  wenn 
es  vorher  ins  Meer  getaucht  und   auf 


\ 


^■•v. 


^  .1^   — 


4em  Verdecke  gelüftet  hat ;,  wenn  es  inSchläü- 
chen  ist  oder  in  Blasen,  ist  es  erst  ^egen 
Endender  Quarantaine  wegzunehmen. 

*    Ochs^V^iörner  und  Hammelhörner,    ge- 

raspeltes  Hom,  wenn  man  e$  auf  dem  Ver« 

declce  während  der  ganzen   Quarantaine   in 

der  Luft  läfst. 

'NB*-  Wenn  sich  bestimmte  Anzeigen  von, 

Ansteckung  auf  dem.  Schiffe  geäufsert 

haben,  so  lä&t  man  keine  Waaren  am 

Bord,    selbst   die  nicht,    die   man   iilt 

nicht  empfänglieh  hält« 

Parfüm^    der   in   dem  Lazareehe .  in 
Marseille  gebraucht  tvird» 


Naturlicher  Schwefel 

;        6  Pfund. 

Harzpeeh     •        •        a 
Myrrhen      .        • 
Weyhrauch          *      '  * 
Storax          •        •        , 

.        .        6    — 

.      .      4  -  . 
,    .  .    .      4  ^ 
.      .      4   - 

Ladanüm             •    ' 

2      T—  . 

Schwarzer  Pfeffer 

/ 

3    -- 

Ingber 

Kümmel       •        •     '    « 

.      .      4  - 

.       .       5   — 

Nelken         . 

<        a  >— i- 

Cardamomen 

.  '     a    — ■ 

Aristolochia  longa 
Iiupborbia   .      » • 
Cubeben     .        ^ 

» 

.    ^    .        a-  — 

—    I70    — 

Wacholderiiecrca       .       .     ' ;       3  Pfond 
Kl«7e  .        .       .  •     .       .      49    — 

lob  PAind. 

Mm  -  polTerisirt  und  mischt  alle    diese 
StofFe  zusaiKunen,    iHid  wena  man  sich  de> 
ven  bedienen  will,  so  wirft  man  eine  gehö- 
rige Menge,  nachdeih  man  mehr  oder  we« 
niger'  D<impfe  herrorbringen  will,    auf  glü- 
hen  le  Kohl^^o,  und  zündet  es  mit  trockenem 
l«aube  öder  mit  Heu  an.     NB.    Ich  habe  ge« 
glaubt,  hier  diese  Composition  berichten  zu 
müsse ji,  ob  man  gleich  sagen  mufs,  dafs  die 
tiervcr/:  ^brachten  Dämpfe   eher  die  Luft  zu 
verunreinigen,  als  zu  reinigen  im  Stande  zu 
sejn  scheinen;    aber  man  bedient  sich  die- 
ses Präparats  lauge   mit  anscheinendem  Er- 
folge   in    Marseille.     Man  könnte,    wie   na^ 
tiirlich,  die  Formel  weniger  kostbar  machen 
und  vereinfachen,    wenn   man   Sich   auf  mit 
Schwefel    vermischte    Kleye,    die   den   Kör- 
per des  Parfüms  ausmacht,  l>eschi:änkte.    Ich 
habe  schon  angemerkt,  .  dals   die  Salzsäurei 
und  zumal  die  oxygenirte,  welche^  die  Farbe 
der  StoiFe  so  energisch  zerstört,  nicht  ohne 
Ausnahme  zur  Reinigung  det  Watiren  in  dän 
Ijazarethen  gebraucht  werden  kann« 

•  Folgendes^  ist  die  Fcjrmel  des  Hrn»   Guy^ 

Morveau  zum  Räuchern  mit  der  oxyge- 

m  Kochsalzsäure. 


\      • 


's  ^  •  • 

<5cmeines  Salz  lo  Decagran  ^betragt  öhn- 
'   •  gefähr  3  Unzen  2  Quentch.,  10  Gran. 

Schwarzer  Braunsteinkalk  a   Decagran,   5 

Quenfchen  17  Gran* 
Wasser  4  Decagran ^bhngefähr  i  Unze,    2 

Quentchen  33  Äran, 
Schwefelsäare  6  Decagran,  r  Unze  7  Quint- 
chen 50  Gran,     '     « 
Man  reibt   dieses   Salz   und  Braunstein- 
kiatlk  z^tisftinmen,  thut  diie  Mscbung  in  eine 
gläserne  oder  harte  irdene.  Kapsel,  thut  Was-  • 
ser    hinzu;    gietst   Schwefelsäure   mit   einem 
Male  darauf,  und  wenn  dieie   Operation  in^ 
einem  unbewohnten    Orte  ,ToUbracht  wird, 
so  thut  man  dies  zwei,  dreimal  hinter  einander. 
Diese  Dosen  sind  hinlänglich,  füf  einen 
Saal  von  zehn  Betten.  -  Man   kann  Me  ver- 
hältnifsmäfsig  nach  dem  Räume  vergröfsern; 
besonders   kdnbex^    diese  l^amigationen    auf    ^! 
Schiffen  und  in  den  Lazarethen  angewendet  • 
werden. 


—    47»    — 


V. 

Beinfrafs 

Bruch    des    ^chenkelknocÜexis 

Ton  innem  Ursachen  entstanden. 

^  - 

▼on 

J.    A*    Schmidt. 


Xjin  Mann  yon  3^  Jahren,  der  in  zwei  Ehen 
drei  Kinder  gezeugt  hat,  klagte, seit  vier  bis 
fünf  Jahren,  besonders  beim  Sitzen,  über 
einen  Schmerz  im  linken  Schenkel^  wobei 
er  jeiJoch  im  Stande  war,  alle  seine  gewöhn* 
liehen  Geschäfte  ohne  Störung  zu  verrich- 
ten. Von  andern  Krankheiten,  die  vof  je- 
nem Schmerze  vorhergegangen  wären,  wis- 
sen die  Verwandten  nichts,  versichern  viel- 
mehr, dafs  der  Mann  immer'  einer  guten 
Gesundheit  genossen  habe;  nur  sey  er,  als 
Lehrling  des  BäckerhandwerkSj  und  als  Ge- 


—    173    —  ...  ' 

seile  auf  der  Wanderschaft,  lange  Zeit  ge- 
n^^i^gt  gs^wesen^  €Mf  dem  Backofen  zu 
schleifen.  '  ^ 

Ungefähr  im  September  1801    nahm  Je- 
ner Sthmerz  merklich  zu;     Es  finff   sich   zu- 
gleich   in  .  d^r   Mifte    de^    linken  (Schenkels; 
eine  Geschwülst  an  zu  zeigen,  die  sich  nach 
•  und  nach  bis  zum^Knie  verbreitete.     Die  Be- 
wegung des  Schenkelknochens  in  dem  Hüft- 
und   Kniegelenke  wufde   immer   beschwerli- 
cher,   und    endlich    ganz    unmöglich.      Arzt 
und  Wundarzt  blieben  indessen   zweifelhaft, 
von  welcher  Art   eigentlich   das  Uebel   sey. 
Endlich   geschah   es  zu  Anfange  des  Jahres 
18012,'  dais,    indem  man   den  Kranken   aus 
dem  Bade  heben,  wollte,    und  ohne  dais  ir- 
gend eine  äufsere  Gewalt  Gelegenheit  dacu 
gab,  der  Knochen  des  linken  Schenkels^  mit 
einigem  Knarren^  zerbrach.    Man  konnte  die 
Enden  des  Knochens  da,  wo   er.  gebrochen 
war,,  durch  das  Gefühl  unterscheiden,    uiid 
das  Uebel  wurde  nun  als  ein  Knochenbruch 
behandelt.     Bei  d^m  Abnehmen  de«^  g^g^i^ 
den  Knochenbruch    gerichteten,    Verbandes 
zeigte  es  sich*  nur  zu  deutlich«,    dels  hier  an 
.,  keine    Vereinigung    der    Knochen  enden    zu 
denken  wäre;  und  späterhin  konnte  man  den 
Schenkel  in  seiner  Mitte  nach  Gefallen  beu- 
gen und  drehen,    als  ob  er  daselbst  durch- 
*^us  keine  Knochenmasse  enthielte. 


*  1 


•  •—    174    — 


X* 


Von  dmer  Zi^  am  Teminderte  sich 
der  Schmen  ixamtr  ambr.,  oad  es  liels  sjch 
im  Anfange  sogar  ^heinbar  zur  Besserung 
an*  Allein  in  der  Folge  fand  sich,  bei  der 
fortdauernden  Sehmerzloiigkeit,  ein  Jiuszeli* 
rendes  Fieber  ein,  welches  endlich  seinem 
Leben  ein  Ende  machte. 

Die  anatomische  Untersachnng,  welche 
nach  dem  Tode  des  Kranken  den  27.  April 
igoa  rorgenominen  wurde,  gab  folgendes 
Resultat.  Bei  einer  grofsen  Abmagerung  der 
übrigen  Theile  des  Körpers ,  hatte  der  linke 
Schenkel  in  dem  obersten  Drittel  seiner 
Länge  mo  ziemlich  seine  natürliche  Dicke^ 
und  in  dieser  Gegend,  weiter  herauf  nach 
dem  Hüftbeine  zu,  konnte  man  durch  die 
Hautbedeckungen  und  die  Muskeln  hindurch 
die  Härte  des  Schenkelknochens  fühlen;  in 
den  beiden  andern  Dritteln  seiner  Lange 
hingegen,  bis  unter  das  Knie,  war  er  sehr 
geschwollen,  und  diese  Geschwulst^  hatte 
zwar  eiifen  Grad  ron  Weichheit,  nahm  aber 
den  Eindruck  des>  Fingers  nicht  an,  welches 
jedoch  das  Bein  that,  worin  sich  auch  in 
der  Folge,  nach  einem  gemachten  Einschnitte, 
eine  Ansammlung  von  Wasser  als  di4 Ursache 
der  Geschwulst  zu  erkennen  gab.  Sobald 
man  die  Fascia  lata  durch  einen,  in  die 
Länge  laufenden  Schnitt  geofnet  hattfe,  quoll 
eine    Mas^    hervor,    die   sogleich    als    eia# 


\ 

* 


— ■  175  —  '    ■  ■ 


speckartige  erkanntwarde,  unci  die  3  bis  4 
Zoll  dick  seyn  mochte,  Sie  reichte  bis  an 
das  Knie,  u^d  umkleidete- wahrscheinlich 
nind  herum  den  verdorbenen  Schenkelkno«* 
cfaen,  welches  man  jedot^h,  weiLman^  bei 
deita  Abscheu  der  Wittwe  gegen  die  Leichen- 

'  öfnung,  froh  War,  wenigstens  vorn  einen  Ein- 
schnitt machen  2U  dürfen,  nicht  erforschen 
konnte.  ' 

Nachdem  man  sich  'durch  diese  Masse 
und  durch  den  Ueberrest  der  sehr  mi£sfar- 
bigen  Fleischtheile  einen  Weg  gebahnt  hatte, 

-  wobei  viel  ausgetretenes,  mifsfarbige's,  und 
wie  es  schien,  mit  wenigen  eiterarfigen  Thei-^ 
len  vermischtes,  jedoch  geruchloses  Blut  zum 
Vorschein  kam,  entdeckte  man,  da£s  zwi- 
sehen  den  Knochenenden  eiü  Zwischenraütn 
war,  dessen  Länge  wenigstens  die  Breite  ei- 

^  ner  Hand  betrug.  "  In  diesem  Zwischenräume 
lagen  mehrere  Knochensplitter  mit  scharfen 
Spitzen  und  Kanten,  und  mit  sehr  rauhen, 
unebenen  Oberflächen.  Der  gröFste  von  de- 
nen, die  herausgenommen  wurden,  kann  eine 
Länge-  von  a  Zoll  gehabt,  'und  in  seiner  be« 

f 

trächtlichsten '  Breite  ein^n  kleinen  halben 
Zoll  gehalten  haben.  Ja  es  salsen  derglei- 
chen ziemlich  kleine  Splitter  auch  in  den 
,  Fleischtheilen  eingeschlossen,  bei  deren  Her» 
äusnehmung  man  einige  Mühe  anwenden 
ainfste*    Das   Bruchende  des  imtern  Theils 


de%  Schenkelknochens  lendigte  sich  in  eine 
scharfe,  nadelfürmige  Spitze,  und  der  zum 
Knfeg**lenlee  gehörige  Kopf  dieses  Knochens 
war  rauh,  der  Beinhaut  ganz  beraubt.  Die 
Kniescheibe  war  noch  in  der  Verbindung  mit 
ihren  Jüändern.  Jn  der  Entblofsung  des  un« 
teren  Endes  des  Schenkelknochens  war  man, 
in  ^er  Idee,  es  auszuschälen ,  und  als  ein 
merkwürdiges  krankhaftes  Knochenstiick  zur 
Belehrung  aufzubewahren,  schon  ziemlich 
weit  gekommen,  als  die  Vorstellung  dines 
Verwandten,'  man  mochte  dem  LpM:h<iaaie 
nicht  etwas  von  dem,  was  ihm  angehöre,  raj|- 
ben,  dieser  Bemühung  Einhalt  that.  Und 
so  entzog  die  Naht  des  Wundarztes  Alles, 
was  das  Messer  an  den  Tag  gebracht  hätte, 
auf  immer  dem  Auge  des  wifsbegi engen  For- 
.Sehers. 

Aus  der  speckartigen  Natur  der  Ge- 
schwulst läfst  es  sich  erklären,  warum,  bei 
der  groFsen  Verderbnifs  des  Knochens,  es 
doch  zu  keiner  Vereiterung  kam,  die  nach 
aufsen  aufgebrochen  wäre.  Daher  flofs  auch 
bei  einem  Einschnitte,  den  man  einige  Wo- 
chen vor  dem  Tode  machte,  um  zu  sehen, 
ob  sich  nicht  Eiter  ausleeren  würde,  nichts 
als  Blut  aus  dieser  Wunde,  aber  in  einer 
ty  die  Verwunderung  erregte. 

Inhalt. 


I V 


»77 


•^       N 


-  X  -  .     V 


N-s 


h    k    1    t. 


I , 


Seite, 
L    Allgemeine  Aetlologie  der  Hautkrankheitea.  Vom 

n.    Ueber  kalte  Fomentationen.     Vor  Ritter,        «        ^ 

III«   Bemerkungen  über  die  Kubpockenimpfnog.  Von  * 

Ritter*       «         *         «         i         •         »         .         4         35 

IV.   Da»  gelbe  Fiebet. 

1.  lieber  die  Natur  und  Bebandluhg  dea  gelben 
t'iebers,  ton  C.  JE,  FUi:ker.  Hofratb  und  Pro- 
feasor  in  Jena.      .        •        «         .    •    .        .44 

2.  Ein  Bericht  des  Hrn.  Doctor  Halles  gewöhn* 
lichten  Arztes  dea  ffaxizösiscben  Kaisers  >  über 

einen  Brief  dea  Hrn.  Doctor  Thiebault  in  Li- 

•  '  ^ 

.  torno«  das  gelbe  Fieber  betreHehd;  mitge- 
tbeilt  ton  Öf.  Friedländer  ib  Paris.  .  '  .  ti4  ^ 
'3i  '  Doctor  Kevaudrens,  cönsultirenden  Ar/tes  des 
firaaaÜsiachen  Mari  nemia isters  >  Jleglemen^* 
torachläge  um  das  Eindringen  änsteckendet 
.  Krankheiten  ton  der  Meeresseite  her  in  Hä- 
fen au  terhindern,  wo  es  keine  Quaraüiiaine- 
Laaarethe  giebt.  Herausgegeben  ton  Michael 
Friedländer  ^  Doctor  der  Medicin.        «         ^       IS9 

Joura.  XXI.B.  4  tt.  M 


-    17« 


V.    BmtSntä  vbiI  Bnidi  das  ScfathkiWniQcli— •  vott 

ioiMrtii  Urtacbta  totisundtD«  Von/,  ji.  Schmidt*    173 
Bagimr.        ........         181 


MCi  dU^gm  SiMek0  dei  JmmmäUt  wird  mtt^gtgehtn: 

Bibliothek  der  praktischen  Heilkunde,    yier^ 
zehnter  Band.     Viertes  Stück. 

Ahm  lt.  '  '  ' 

m 

JVith.  jimioH  Fieker,  AmfaSU^k  wjU ßeobatktmf 
gm.  mit  jed^smmÜgMt  Bimtiekt  am/  die  Eih^l^tatguk^rifi. 
Ersttr  Band* 

Wilh*  Cätrl  Friedr.  SueAof^^  PharmmcopJi ßt 
Üinisckm  ifstUmi  und  sMst  äiipmtihmdf  ji^fM^v    Et- 


—     »79    — 


Inhalt  de«  «ia  uird  zwantigßten  BaacUlff 


S  r  a  t  •  i    S  t  u  c  k. 

h    Ueber  Aente  ttiid  Routiniert.    Vom  Mnrnutgehsf), 

IL  JUilünM  «lAcr   Sat^waMerMifth^  duff^   Opimn   «ad 
Queck«ilbef.    Von  Dr.  G.  m  B^hm:  k|  Uipsig. 

HL  MedisiniAch-pracalche  Beetbachtüngen  ton  jFr.  Ouo 
Conradi,    Dr.    uo(i  Landpbysikttii    im  -den    Aemtem 
Uslar»  Ltuonford^,  Nienover  und  Hajrdegsen* 
t.   Gtscbichta  einer  von  Wurinern  enutandenen  Uiijl 

Yollig  geheilten  Kothftstel. 
9.  Hvdropi  anasarca»  tfait  AacitJM  und  Hydropl  yecto« 
'  jris  verbunden« 

IV.    Vermlacbte    Auftaue  und  Beobaditungen   aua    d^ 

Arsneiwis^nichafc,    Wundair^atikctliit  und   Qeburta- 

bulfe.    Von  dem  RuiiiicU'-lUitarL  Hofiratb  j^dotph 

FHedfich  Loffier. 

I.  UeblBT   den   Gebranch   dei  Mteaphdft    m  fruhereä 

Zeiten. 
Mk  Xiniga  Bemerkungen  übet  das  aehwacbi  Sehen  ^jim* 

bljopia)k  -      •. 

d«  Motsen  des  Crbrechene  in  de»  BmatWatfeNttchk 
4«  Von   dem  wideraatarliohett  Bebett  der  Angenliedet 

(NiaUaiio). 
5«  £in  »erkwurdigiT  GebuitalUl. 
6*  Ein  Attgeofebler« 

7.  Bemerkungen  über  die  SchutJ^ockeitiApfiing, 

8.  £inige  kleine  alier  (us  die  Knnit  wichtig»  Anmerktci^ 

geo-ea  JUfdsn  XounMU  vierten  Bandet  eieien  itM> 

,  Ma  ^^ 


-^    i8o    ^ 


T.  TaMlimchetJeberncfat  aller  der  bnlceft  mud  Krank- 
beit«n  beiderlei  Gescblecbti»  freldie  in  der  vos 
Ihro  Majeetit  d«T  rerwittweten  Raiaetin  iiin  Kjuserli- 
cb^n  Moskowisdiefi  Eniebnni^abtuae  erricbi«tea  Kran« 
•kenanault  für  Anne  Togi  T^ge  ibrer  Eröffiaune  an, 
6mm  Ut,  Tom  I.  JoBT  1803  bij  sam  i.  Janoar  i8c4 
aufgenommen  und  b^andelt  worden.  In  Hnsaudbar 
Spracbe  Teifaljc  und  ina  Oenucbä  uberaerst  von  Op» 
-pei.  Ober- Wmndarat,  Rutsiacb -Kaiaerlidier  Staab»> 
diif«igaa  nnd  CoUi^en»Aasetaoi^ 

Vt.  tJeber  die  Scboubbutem  im  aiäoatlicbtfta  PomAarii 
und  ibre  Verbreitnog  dnrcb  Prediger.  Voa  F.  W, 
B.  fVi/äe,  Prediger. 

yn.  trei cbi^te  etnea  glucklieb  gebeilten  Pempliigiis  dttrdi 
die  Belladonna,   ^m  Hpfmedikna  Nennwg'muXeihiL 

^yjJl,  Tranrige  Folaeo  einer  ddrcb  eine  aeroaa  Braune  f c^ 
anlalsten  V«retcening  det  Luhrobrl^  Vom  UoEmed^ 
kus  Henning  su  Zerbac. 

IX.  Dka  gelbe  Fieber, 
•äcbr^iben  das  Herrn  Profeasor  Jen,  Fnak  wm  'Vl^lAa  in 
ilen  HenuMgeb^r. 

2waitaa      Stück. 

t.  ErlabiiiDgen  und  Bemerkungen  über  die  Krankbeitea 
auf  der  Inael  Bügen  mit  uniergemiacfaten  Krank- 
beitsgeicfaichten.  Von  Dr.  Moritz  von  fVi/Jich,  Kö* 
nigl.  Schwediscbem  Leibarat. 

0.  Das  gelbe  Fieber. 

T,  Fragmentariäche  Naebricbten  über  die  letate  boiar- 
tige  Epidemie  in  Malaga  und  über  dea  Nuuen  dtt 
Oeleinröib^ngen  in  derselben.  Vom  Medlzinalrath 
"Borges  in  Miauen. 

Q»  Nacbricbt  von  der  Krankheit  in  Malaga  und  Ali- 
c^inte.     Vom  Herrn  Dr.  Keuaudren, 

01.  Kurae  Naebricbten   und  mediziniacbe  Neuigkeiten. 
l»    Beobacbtunit  einer  der  vom  Herrn  Dr.  Radetnacher 

im  men  Stuck  dea  laten  Bandes  diesea  Journali 
mirgetbeilten  aeCir  äbnliciien  Läbmung  der  Ge- 
aichtamuskeln,  die  aber  oßenbar  eine  yVirkung  dar 
Kälte  war. 

S.    Bestätigter  Nutaen  dea  Oela  in  der  Medi«ä. 

3.    Einige  Beaerkungcn  über  die  Kubpocken. 


4«    EYn]ifebhihr  dw -phiospboitAareA  Eiffltaliquoi«  widn 
^\    "  .    '.den  Knocnenfirtfu  d^r  Saihne.  uod  vi^lüMch^  auch 
•adrer  Kaochen. 

P  r  i  t  t  •  •      S  t' i^  c  i. 

% 

^  L.    0ftrit«liiiikg  dMr  Gallschezi  Gebilii  -  und  SchMde)-Lelic9^ 
*\,      Von  Dr.  C?.  Ä  E.  Bisckoff,  Profetsor  su  Berliu.    - 

IIa.  ^eirierkungen  Sbef  Gallt  OLehirn^rgimenlebre.    Vom 

ni^  PreitauFgabe    det   König!.    Preuft^  Ober«4i^olIeAnni./ 
medicum   dj^  ^«t^ckuu^weiio  dea^  gelb^  Fiäera 
betreffbid. 

{^  IV.  Eri|inenuig  a»  die  Surrogate  der  €bina  betn  Wi^eh- 
•elfieber  und  bei  dijMer  Getegenbeic  überbaupt  aa 
YrobUeileie  Arsneimlttel.     Vom  Herausgeber. 

'  ^,  impffinlang  des  Driburger  Geaui^dbrunnan«,  Vom. 
Herausgeber,  '  .     ■      , 

VI*  Kur^e   Nacbricbien    tind   medi^iniacbe  Neuigkfitan< 

I,     Nacbricbt  von    diär  bösartigen  Epidemie  au   Genf 

im  Früblinge  dieses  Jabres.  Vom  Herrn  Prof.  Schi/' 

ferli  &u  B^rn  mitj|[etb«ilt. 

g.    Empfebiuog  der  Bjoükastanienfirucbte  C/>if£«/i^  J7i/y« 

pocastani)  bei  BlutllüsaeB  und  andarn  KrankbeitaBu 

Vom  Herausgeber^ 

VaraAicbnifs  der  Vorlesungen  bei  dem  Röni|^icH|»  €ol> 
legio-Medico-Gbirurgico  im  Sommerbaibeh »Jahrein 
▼om  aricen  Mai  bis  Ende  Octobers  l3o5. 

ilaiieiga  an  die  Herrn  Mitarb^Birer  des  Journals. 

Aoseige  ivtegen  wohlFeilem  Ankauft  der  awanaig  «Esum 
Mitda  def  Jo^mala. 

y  i  e  r  t  e  a      Stück. 

I.  AUgameino  Aetiologia  der  Hautkrankbeitea«  Vom 
Herausgeber,  • 

II.  lieber  kalte  Fomentationeif.    Von  Riuer. 

m.  Bamerkungen  über  die  Ktibpockenimpfiing.  Von 
KUter. 

IV.  Daa  gelbe  Fieber. 

I.  Ueber  die  Matuf  und  Bebandluoc  'des  gelben  Fie- 
bere ;  Ton  C,  E*  Fiichmr^  Hoiratn  «und  Piofeaior  i» 
Jena«  ^ 


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T«s  /.  ji.  Sfkwtidr. 


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N  a  m  #  n  r  e  g  i  st  •  r. 


Aeketmfom,  IV,  3f, 

Alcarais,  11^  IsS. 
Aotw.  IV,  7«.    ' 
Arre«ula.  U,  i35.     IJVr,  88|. 
Ari^eniann/ 111,^6.       ' 
Biildinger,  U,  56. 
Barcbeisrits,  1«  5t. 
Becker/  I,  aa,' 
Bernia'rd,  I,  47* 
Biscboff,  121,  5. 
Böneckeo»  I,  53. 
%oerhaye,  III,  33. 
3or^et,  IV/89. 
BrajgidMb  Ij^t  'i%9. 
Bromer t  l',  Ii3«    ^ 
Brown,  IV,  49«' 
Buchok ,  IV«  4^. 
Bruef;mann,  il«  18, 
Buetuii,  «III,  187. 
de  Garro,  |V,  4s. 
Gonradi,  I,  3o« 
Gra^tti  I,  54« 
Cr^l,  I,  47.  5o,  £t. 
CaBi»,  IV,  74. 
Gurria,  IV,  79* "  - 

D09tMg  I,    lOtf         ^ 

Dalaatrea^  II,  154« 
Qemitr ofaki ,  1 ,  65. 
Demoiir^A  I,  79. 
DeageHnettea,  IV,  It4* 
DeaseiMrt« «  IV,  I14. 
Duret,  IV,  i34. 
Einkolin,  I,  15a. 


*    « 


£ymaoii£  IV^  6g*  70.  loi. 
Fischer,  IV,  44* 
FlachükiBd^  IV,  loS. 
Fowldr,  IV,  78.  '      . 

Joi.F^ank,  I,  149.  ;V,  So. 
Pti:  Friinjk;.!!,  16.  IV^  %%. 
Salin.  F^an^,  IV,  65. 

Friedläadairi  IV,  114.  tsg. 
Gabü,I,;^. 

Gaft,  m,  5. 
Gautieri,  III,  16^.. 
¥aa  Geichtr,  I,  93. 
Glater,  HI,  Sä. 
Göng^le«,  IV,  88. 
Grüner,  IV^  77. 
GutfpW,  IV,  71. 
Qi;iyton.  HI,  187. 
van  Haleniji  II,  i8« 
Hall«,  ly,  14. 
Qaller',  I,  49.  5o. .  m^  33. 
Jäarles,^  JV,  75.  107.' 
Hairtmann,  I,  494  58.  , 
Heim,  FI,  18. 
Henning,  I,  lai.  i38. 
Himly,!,  79.'       ^ 
HoFer,  II,  1 8* 
Hoffmann,  I,  48. 
Holat,  IV,  93.  , 

Hufeland,  H,  i$.<6q.    IH, 

114, 
Hulmet,.IIj  119. 
Huzham«  IV,  6S* 
Jackson,  IV,  68-  109.  i5o. 
Jacobi,  m,  32. 


—    i84   — 


Jonis,  I,  Qi.    U.  157. 
KetCerling,  IV,  109. 
Ke7audreii,    II,    i33.    IV, 

12^. 
RIaproth,  III,  178.  * 
Kölpin,  II,  13. 
KrameF,  I,  48- 
Kunkel,  I.  48. 
Lange,  II,  G5. 
Laiitn    I.  47« 
Lobsteih,  lU,  loo. 
LoHar,  I,  94.    JJI,  170, 
LöRler,  I«  4)5,  48. 
MttCqu?r,  I.  47* 
Marggraf,  1,  46.  54- 
Maver^  III,  lao.  193« 
.Meilin,  I,  53. 
^  'McntJ,  I,  4g. 

Morgavstern ,  I,  5l, 
Moiveau;  I,  170. 
Moseley,  IV,  79.  ^  > 
Mo8«r.aan,  IV,  79,^ 
Murray,  II,  X(9. 
Nicolas,  I,  47* 
Noide,  II,  x8. 
Oppftl,  I,  95. 
PalU>ni,  IV.  84.  SQ.^ 
Paulus,  IV,  8^. 
\  Pf ar90D ,  iVj  4^. 

Pfaff.  IV,  5o. 
Pirhon,   IV.   134, 
Pringe,  IV,  «57. 
Prorbaska,  III,  58. 
Pugnet,  IV.  75.  76. 
Raaemarber,  II,  l49< 
Basori,  XV,  71.  73. 
Reil,  I,  10. 
'KeiDbard,  I,  123. 
Reinlcin.  I,  48. 
Richter.  1,94    11,95.  IV,  33. 
IWttcr,  IV,  30.  35. 
'Rooie,  IV,  IIP.  III, 


•Roicbalia.,  I,  106, 
Houelle,  1,  47. 
Ru8b,  IV,  66. 
Sander,  I,  33. 
Scheete,  I,  47*  108. 
Scbelbammer,  III,  39« 
Schiff/rli,  III,  187, 
Schmidt,  IV;  5j,  i^su 
Scboeider,  IV,  77. 
ßcbobelt,  II,  161. 
Scböaemann^  II,  i59« 
Scbiöder.  I,  xo5« 
Scbulae,  I,  51. 
Söminernng,  II!,  36.  5a.  5l. 
Sonnini,  II,  i44* 
SpielmaDn,  I,  47« 
8ceidele,  II,  6x, 
^tranxki,  IV,  69. 
Staus,  I,  65. 
Suadicani,  III,  180. 
Sicco w,  III,  170.   171. 
-van  Swieten,  III^  39, 
Sybel.  IV,  4q. 
Tbeden,  I,  54. 
TbiebauU,    IV.    114.    ii5. 

116.    117.    133.   134.    IS7. 

Tborncon,  IV,  109.  no. 
Tiademann,  ÜI,  3a. 
Troller,  IV,  130.      - 
Tschiro&Ki;  I,  loS. 
Vetter,  IV.  86. 
Viousteux,  III,  i8x  18& 
Vimat.  n,  147. 
Waita,  IV,  3^. 
Weikard,  I,  47.  53.  ' 

W^endi ,  1 ,  41- 
Weitrurob,  III,  177,  17g. 
•Wichroann,  I,  1:^7. 
Wilde,  I,  107. 
WUi.ch\  II,  6. 
Wolter,  IV,  88. 


I 


—    iBB   — 


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* 


S  a  c  b  r  e  g  i'3  t  e  r; 


•s. 


A,  ■ 

jikortus,    Heilung   di^B  gelben  Fiebert  nach  demselbtn, 

•      IV,    122.  ' 

Aadum  mtiriaticum,    Morveku>  Vorschrift  sur.  Rauche- 

ruDg  mit  den  Dämpfen  desselben«  IV,  171. 
''jtddiun  sulphurisum,     £im)fehlang   der  AnYreodung  dar 
*   Dämpfe  desselben  zur- VeiiiittiiDg   des   gelben  Fi^Mffs, 

,  ly,  154.      ^ 

'J^mäurosis,    S.  Stßor, 

•Jimbfyopia,  I«  56-f-6o.  Nähere  Bestimmung  derselben, 
57.  —  Getßgenheitsttr4acheD»  Jg  — ^  Heiluogsart,  59.  60. 

*jimmoniuni  muriaHeum  martiatum^  AU  Verstärkungsmit- 
tel  der  Wurkungen  der  Rinde  der  Roüikaftanie  jur 
Heilung  der  Wediselfieber  •mpfoblen*  lU,  169^ 

'anstechende  Kranh heuen.     S.   /insteckufig, 

^nsieckunßt  £inige  Beraerknagen  über  dieselba«  IV, 
136 — isg.  —  Vorschläge  «ur  Verhücang^  des  ^inbrin- 
gens'  ansteckender  Krankheiten  von  der  Meeresseice, 
fV,  139 -^  171.  .  S^  gelbes  Fieber^  —  VerseichniCi  der 
Waareti«    welche   for   Ansteckung   empfänglich   sind, 

IV,  167. 
^'  'Apoplexie,  Verschlimmerung  deraelhoa  na^  einem  Ader» 
lad  und  Heilung  durch  Pbo«pbor,  1»  53-  —  Nachtbei^ 
liga  Nebenwurkung  der  kalten  Fomentationen  bei  t  einer 
v^aUämorrhoidalcongestlonen  entstandenen  ,' IV.  25. 
^rieneimittsl.  Brinnarung  an  woblüeilere,  III,  i70-<->i7$. 
—  WohUeilere  Materialien,  171.  —,.  Vorsuge  der  ^ul- 
Tfrform,  171.  170.  — .  Surrogace  für  Dekokte  und  In- 
fusionen, 170;  —  für  destillirte  Waasera  173.  -^  Ver- 
meidung der  Ptllenform,  173.  174« 


—    X«?    *-     .    - 

jirzt,    8eine  VoUkomnormheit  ^ntit^lit  dsrch  die  ▼«rti'- 

Bigung  wissenschflftUcher  GeisteAbilduDg  und  Ronatfer- 
tiffkeit,  I*.Jo  — >  S.6iDe  U^itencbdduqg  ?oin  madisimi» 
scben  GeirbrtQo,  I,  i6.        '- 

Ankma.  ^£in  schleiji^igt«» ,  durch  Braelijnittel  g^hMltat. 
I,  60  — 65«  —  Beichreibuiu;  de^  Kfi^i^it^  61.  63.  -^ 
Heilung ^d^rtalben ,  63  --  65.  " "  ^    ^ 

^Magenentzündung,  Ist  eine  auf  der  Intel  Buken  ilicEt 
aeltene  |^ankheit»  11«  35.  -^  IfaiVe  Bebandmog,  An« 
wendum^iiait  der  toihesi  Pra^clpiutli^be,  36.  ~ -r;.  ttire 
Hartnäckigkeit  ist  oft  g^itrischen  Urspnuigi,  36« 

Augenliedi'r^  Widematurlicbea  Beben  derselben,.  I.  6S. 
66.  —  Besiimmijng  desselben  ala  Ki^nklieit«  ißS-r^^. 
PrognosU,  67.   —    U^tionelle  Heilung«   67.    — ^  ^ilipy- 

-  riscbe,  durcb  örtlich«  iVeiae»  und  Durdiadineiduog 
des  Nerven,  68.  69. 

jiu&enpulvcr ,  BiUdMgtncke*»  Sein  Nutien  beim  hm* 
kom,  11,  57. 

Bädrr  voll  WMeiaig  aind  gegen  dta  $dbe  Heber, enge«. 
wandt  worden^  II,  136. 

BähunfjTen ,  kalte.     S.  Kälre, 

Be:nl/ruchf*.  Cin  durch  «la  aebr  einfA(^«a  Yerfabren  ge^ 
beiltffr  Rippenbruch,  II.  70»  —  Ein  anderer  durch  ei* 
nen  Fall  veruraachter.  11,  7a.  —  ZnfaUa,  welehe  er 
Teranlafste,  712.  —  Behandlung  derselben  und  Verband* 
7<j.  -^  Verschlimmerung  nach  elnefr  Abnahme  dea  leta« 
teren,  75.  —  Heilung,  74.  -^  Sthliisseibeinbruch,  Wird 
aelteu  gerade  an  einander  geheilt,  '74.  -^  Am^  und 
Beinbrücke.  Behandlung  der  einfaghenc  75-^77>  — 
der  complicirten ,  77 — 8^.  >     '         ' 

B^nfrafs  aes  Schenkelknochens.     S.  Sckenkelhtoclten,    ^ 

Belladonna,  Ihre  Anwendung  bei  einem  cbroniacben 
Pemphigus,  1 ,  129-  i36.  —  Ihre  Würkung  auf  MeQ- 
(truation  und  Puls,  i^.  ' 

BlAsentein,     S,  Scein,. 

Blindheit  einea  Augea  alt  Folge   einer  HimerscbSttening, 

II.  32. 
Blutausleerungen.    Passender  Ort  für  die  örtlichen,  beim 

Leiden  einzelner  Gehtrnorgane,  III,  i58* 
Bluihreck^n,  Welches  Spulwürmer  ausleerte,  I,  124. 
BluiigeL    Ihr  Nutzen  gegen  Gpsichtaach wache,  I,  60. 
ßlutjlüsse,    £racbeiaung  derselbe^  im  gelben  Fieber ,  IV, 

112'  •  • 


—    «87   — 

d^. gelben  Fiebers.  lV,^b  u.  f.     S.  ^«/^«^r  Fither,    l   . 
Boro»    Anwialdttog  diegMlbeK  sttr  .VexstiidLUDg  der  Wttf^ 

hen,  I,  70I  '  .     V  , 

Mrätme,    Eine  tfaeiirfMtiscliev  welche 'in  Leerung  überging, 

I.   137.    S.  Luftröhre, 
Branntwein.    Sem  ^influlii   a^f  d^  Fieber   der  Schüts* 

pQcken*  X.H4. 
Bntkfnkteio    Zmpfehlnng  derselben  «U  YorbAUHngsniitte) 

gegen  epidemifcbe  FiÄer,  IV,  97,.  ^ 

Bruch  (fractura!)^    &,  heinbrtt^h,'  ' 

JBfuch  (hernia),  —  Leistenbritcbe ,  II»  ^-»IZO.   <»*  De* 

legenheitsuraachen,  94*  ^5*   ~*  I^^  £mklemmung  eot- 

fleht  oft  bei  eänslicber  Erweiterung'  des  Baucbringf,  g.5. 
.  — <•  Gröfiiere  bcbwierigkeit  der  Eepotition  bei  »ten  Brü- 
chen, bei  Fcaueoi(imniern  und  |iach  genonraienen  Jrn^ 

sticfs,  96.  •^-  Notb^endijskeit  eines  entfiündungswidri- 
'  gen  Verhaltens^  nach  der  Reposition,  97,  *^  Taxü,  07, 
\ —  tiebef  BruchbiMider,  93.  — «  (kontra ctilität  des  Bauä- 

nogs^  üQ.  *-  Geachichte  einer,    na^  einer  Indigestion 

•  enstanoenen  EJinkleainiung  und  deren   Hebung     99  — 

.  109.  «-  Nachtbeile  dea:  Gebrancbs  z\x  vieler  Hül^mit- 

tel  bei  eiogeklemixiten  Brüchen«  103^  —  £in  angewach- 

fener  Bruch,  104.  -^  Verfahrungsart  des  Hrn.  Wdlich 

bei  Incarcerationen ,  io5 — 107.  -^  ZuvetlsCsigkeit  der- 
.selben  und  Tadel  der  geviühnlichen  Metb^e,  10).   — » 

Behandlung  nach""  gelungener  Reposition ,  109.  <—  Man 
'hüte^ich,    einen  spät  erst  aus  der  Bauchhöhle  hirab- 

l^oniBienden   Testike^  für    einen    Ingi^inalbruch    anaii- 

iehn,  HO* 
BrüA  deM  Scttenkelknochens,     S.  Schenhelknochen, 
Srusienuündunfifen  Weichen  deiQ   innem  Gebrauche  des 

Geis,  U,  i53, 
finufwarts,    Behandlung  derselben,    wenn  sie  beim  Satt« 

gen  wiind  geworden,  11^  63.  64* 
$ru*tf»as^^wcht,     Nutaen    des    Etbrediena    bei    eSnem 

Asthma,    welches  ganz  das  Ansehn  einer  Brustwasser* 

aaebt  hatttf,  1,  6o->65.     S.  Mthma. 
pmcheL    Seincewöhnlicher  Sit*  Auf -der  rechten  Seil«  du 

Körpers^  irf,  70,     - 

Ckelidonium^    S.  Extraetum  ckelidohiL 

China,  Aeniserliche  Anwendung  derselben  bei  einer  Kothr 

Bh^.I^.  34«' *-• -Innerliche    gegen  WJUirmtr»  ibid»  •*- 

**  *      gelben  Fieber,  II«  j|3o. 


—    i«S 


h  41-  43. 
Ckmtii»    Hffhmg  ciacr  Aaumntm  iarcfc 

dem  Dckokce,  II.  44. 
Crnnmisturem,  welch«  mdi  CMT« 

bUdeo,  10.  ^    SI  Ceiärmlekig» 
Cmmsttmaz»    S.  ^re/ifre«  Reber 
Corux  hippo€Atiani,    Empfeblnag  dmcÜMB  alt  fib^ifm 

gum.  lil,.  I^.   — '   Aawopdugmt,   lA 

welcbe  ihre  Würkt«Dkett  erbölm,  S69. 
Corux  taiint.     Empfdilwif  dcndbaa  d^  Sanra^ft 

CbiiM,  Hl«  167. 


Zk^rmcffnüng.    CmpCehloBg  cioer  Irilmififiwn  b«i 
klenmiten  Brucben,  I,  G5.  94. 

T>€lirlum.     Um^ekebitM    Verbiütiiifs    ilfinnim 
Celbtucbt  beim*  gelben  Fieber,  IV,  12^ 

pßsorg^utUation  tUr  Humi^  «Is  nidifte  Ürtadie  ifavtr  Krasb- 
beiten  betiscbtet,  IV,  5.    S.  HamtkramkkmtetL 

Viaphoretica,  Err  pLblane  denelbeii  aU  Vcgbawrtnyjt» 
^1  £'£^n  eastfckende  iCxaDkbeiteQ  •  97.  .    ^      ' 

Z)igUa/if  purpurea.  Gegen  Verbärtnng^  dar  Lcbnr  angs- 
w«adt^    I,    laß. 

Dnutir/t,  Ibr  Nacbibeil  bei  ebgeklemmmi  Brucbe«, 
II.  fi^. 

Prilf arger  Gegundhrunnejt.  EmpFebluDg  dieselben  «^  IIL 
17G — iHi.  — ^'  Seine  Bettaodcheile,  und  Vorsuge  Tor 
dem  Pyrmonrer  Wasier,  177.  -:-  KÜprotbe  Bettädgong 
feiner  nei'hha.'ügkcit  an  Eisen,  und  KohlenaäDre,  173, 
•—  Krankheiten,  gegen  welche  er  Torxuglicb  Wuxksam, 
und  solche,  bei  ^weichf?n  sein  Gebrauch  Vorsicht  erfot« 
dcrrt,  17g  —  AnnehmlichVeiten  des  Aufrad^lt«  in  Dri- 
burg, ibo. 

Drüser gesfhwühu,  Behandlung  der  rheumatischen ,  17, 
59  —  61. 

J)ulcamara  im  Dekokt  gegen  Gicht  angewandt,  1,95. 

Dyshrasien..  Wu.kung  verschiedener  deraclben  mif  dl* 
Haut,  IV,  12.    S.  Uautkrankheüau 


Eissn.    Anwendung  des  glühenden  Eiseas  g^gen  d»§  B»> 
ben  der  Augenlieder,  1^  6S*. 


/•.■■' 

—   -189'  — 

9  S/äctriettat,    Ihr  Nutftftt  bei  Geiiclitsidb\rädbe,  I«  €o.  ^^ 
Gegen  Beben  der  \ugenlieder,  I>  68. 

Mpidemie,    Nachricht  von   eintr   böiardgen,    welch«  au 
GenF  henr#chte,  lll,  xSir-iSS Ihre  erstdii  Aeulse- 

/  ffttngen,  182.  — '  Weitere  Ve^teitung  denralben*  — 
Ihre  Symptome  und  verschieden»  Ausgänge,  185.  -^ 
Peceonen,  welche  fsie  vorzüglich  b<^ei.  —  Ihre  Eigen- 
heiten :  i)  Sie  verdient  kaum  den  Namen  einer  Epi- 
demie. 2)  Sie  ist  nicht  ansteckend >i8^.  3)  Sie  hat 
d;e  Sterbiibhkeit  nicht  rerfti^rt.',  4)  Ist  ivicht  jni  be* 
kämpfen,  18:^.  —  Angebliche  Ursache  dfr  Krankheit, 
w—  Inre  Abnahme^  i86-  —  Mittel,  welche  gegen  ihi^ 
weitere  Verbreitung  angewendet  wurden,  187. 

Epilepsie.  Behandlung  deraelben  mit  Phosphor,  1,  48*  49* 

Erbrecken,  Ueilsamefl  in  einer  vermeinten  Brustwuser^ 
sucht,  L  6>— 65.    S.  jisthma, 

ErhUzung,    Br  Einflaüs  anf  Schutspoeken^  I»  ix4« 

Srysipelas,     S.  Rose» 

Erschuittuni  des  'Bürhenmarks ,  II,  85.  —  Ihre  ZflGUl^ 
85 — 90.  —  Behandlung»  90. 

Essentia  Parir,  Bravae  gegen  RheunatisiBns,  angtWftndtv 
I,  51. 

Esßstirpättfyn  t\nt%  Kxebsauges,  II,  dp- 

Extractttnt  oeädoniL    Anwendung  aesselb^n  gegen  Ver* 
.  atonfungen  des  Unterleibes,  I,   40.   —  Geg«n  Wasaer- 
«noiten,  42*  —  Empfehlung  einer  Anftosung  desielbtn 
ia  RotenwaM^  g^en  dironiache  Ophthaimien«  ibid. 

t. 

'FamlfieUr»    Svbeahnc   dtsaelben   anF  der  liual  Rii|^ 

If,  äi. 
Fell  amfdem  Auge.    S.  Tjeueoma, 
Fieber.    Minderung  der  Fieberhicse  dordi  Phoaphor«  4^. 

-><-  Fleck- Gtllen-  und  Flnfsfiebet  wnrdaas  dordi  Hnos« 
^jpher  geheilt,  49*     ^-  Pkospher, 
Fmelh    Eine  fon   Würmern   entstandene  "Oarmfistel»   I, 

5o— 44*  "  ^^  Entstehung,  do — 35,  — -  Ihr  Aafbnidit 

35.  —  Abireibnag  der  Würmer.  54.  — •  Ueilong,  35. 

56.  —  Nuisen   des   äniaem   Gebrauchs  des  Pfaoapfaors 

mr   Auflösung   kallöi,er    Oberflachea    ia   den    Fucaln, 

7,  54. 
Fixe  Luft,    S.  Kohlensäure. 
Fkasue'smmuium.    ErJüütong   wikicad   dfliidbca    «regt 

Veffb^ciui||«B  ia  d«n  Bniaun^  U»  64. 


i*20 


JW  UmtJLism  b«»  fckUü»^f«ta  ^ad  wüisiiiigriii  Piifliiii. 
^mnn^^h  *0«r   '«ti  i&^ai^M«a   der 

G. 

C^^^amitm**,    *^«-a  XwscB  bei  ia^iBiit^iihg,  I,  Q». 

Cthurt.    Eta  ncrkwiudifcr  Fall»  I,  ü^^y^  — 
^«nrlheo.  71—75-  —  Fo'g^Enmfoi  itvMi.  jJ^ji 

G«Mr«.     Cfl/r#  Gehmlahrv,  lü,   5— 9&.  — 

fnang^fi,    wel«:fae  sa   Gtf/T«  UaCciiacbn||C« 

V«X4nlM«n/|  §Am^  6b  —  Seiiu    ^  _ 

«n  if^  GeHimt»    tmd  waä  ihn  dütmi  ioMmm,  7.  — 

A;le  N«rT0fi  bUdM  blob  fidem,  ft.  ^  Esgwto  Vi  iii 

und  »u*üf,kU0Unde  Nerren   «ad  Co»M'n«i<n,  ^  ^ 

UiMiMUMtad«  ]l«nrca,   der«i  Mcrkoul«  9»    —   Ihn 

V^fBürkant   durcb    die  Canglim   oder  EarvadoMiM; 

dnen  h€§cMfUnhnx,  nnd  der  A«»brMi4af  AyNeiM^^ 

ICr  welche  aie  betiimeit  tind,  snceaesiei«  Stiake^  it. 

-^  VcfbilmiCi   def    NenrcnbundeU   it.   *   fulgwTit 

deretlbeii»  13*   — *   Gen^  des  efeira  Bumelpeei«».  la; 

dm  sweicen  (weichte  dae  kleine  Gebira  bildet),  la  — 

M^  "^  Die  Hör -Seh-   und  Riechnenren     14.    —   De« 

fnitüere  der  Paare  (die  PyrAmiden)  giebt  den  Ureprmg 

d^a  fransen  Gehirns  ab,  t4-  ^^ -5eui  Laufbia  sur  Obcr- 

/)4che  der  Hemitphiren,  und  dabei  vorfalende  Dnrdi* 

kfouxudg«   li.  —  Gam§iia^  dorch  weldie  es  g^t«  aM 

n)  A'\fi   Varolsbrucke,  16.    -—    Bei  dieaem  DuMJigjbBge 

erhii  kt  man   bei  gebdrigem  Verfahien  Sdilchiea   vo^ 

Jai»giicbe«  Und  Qtteecatreifen,  17;   —*   ttad  mecb  dülr 

•elben  bildet  daa  BündeJpaair  die  erurm.  oerehn,    ig  -^ 

A)  ein  grofaea^    im    mittleren  Himlappea  befiodll^ea, 

^HgUottt  18.  -—  Worai^  dieaee  gebildet  wird?  tS.  la.  ^ 
-^  Divergireode  Verbreitung  der  NervcDatreifea  nach 
ibrem  Auatritte  eiuden  GaneliU  und  Endigong  in  die 
euUig'e  Matne»  ig.  ao«  —  Gleiche  Endigsag  der  Ner- 
ven.  il  es  Rikkemmarka  f  30.  •—*  Von  den  auruduaeten- 
don  Nerven  und  ihren  Merkmalen,  21.  —  Wie  «ie 
C(  mmlnurf-'ü  bil«len,  ot.  -^  fieachreibiiog  dir  biehit 
enideckien  Comnuaauien,  ai-^a^  -^  Von  «er  •«§% 
nannten  Rapht  i^ndiäU^  »4* 


—    »9*    ^       , 

GehirnorganenUkre,  Hufelmudß  BemerkuDgtn  über  die- 
selbe. 114 —  l5g.  —  IJaiicbtige  Belegung  derselben  mit 
der  Benennung  „ System /Vii5.  —  xialCs  Verdienste 
um  die  Anatomie  des  OeliiiFns,  Ii8*  tip*  -^  Von  .der 
Würkung  des  Geistigen  in  uns  durch  Organe,  rs20-^ 
135.  —  Pfütung  derTiir  die  £xistens  jener  Organe  auF 
der  Oberfläche  des  Gehirn^  n^d  der  aadurch  am  Scbä- 
-del  entstehenden  Hervorraguagen  geführten  Beweise, 
lS3.  —  /.  Das  Das^ii  der  Organe  steht  mit  den  ih 
nen  angeschriebenen  Yerrichtnngen  nicht  ifi,gchöngera 
'Verbältnisse,  124.  IJ25    —  IL  Von  aer  Gröfse  eines  Or- 

fans  ki^nn  seine  Energie  nictit  abhängen,  116.  ^^  IIL  Der 
FmPang  desselben  kann  kraokhalt  vergrÖisert/  lüii.  — 
IF\  dal  Oraan  selbst  aber  gelähmt  seyn,  128» —  ^.  Ün- 

*  sicherbeit  aes  Scbliefsens  von  Erhabenheiten  der  aus- 
eern^chädelfläcbe  auf  Vertiefunaen  der  inDeni,  als  Pi'o- 
dukte  der  ausdehnenden  Krsft  des  Gehirns,  lag  —  r32. 
yi,  Unaulän glich keit  der  von  Ga//'ai1|;eoommenen  Or- 
gane*' i32 — 135.  -r-  ^XT  MangelbaFto  Evidena  des  tJn- 

.  terscbieds  der  Nervenipasse  in  hinaus-  ukid  aurücktre- 
teilde,  |35*  -^  FUIi  Maiige}  «Ines  Mittehoinkts  für 
beide  Maaseil,  x35.  -^  IX,  Prüfung  ^e%  Satai&s  vom 
Silben  mit  einem  Auge»  1^6.  —  X  Vom  Gewissen, 
137.  -— .fteiuhat  der  angestellten  Prüfungen»  i58*  — 
£influ£s,und  AQT^en(iung  der  Ga//'schen  Lehre.  i3q»  •— 
Beseitigung  des  ihr  gemachten  Vorwurfs:     i)  Dafs  sie 

.  Materialismiis  predige,  140  ^14$.  a)  DaCs  sie  die  mo- 
falisdle  Freiheit  raube »  143  —  i43.  —  Unzulafsigkeit 
individueller  Anwendung,  i46 — 4^*  *^  Anwendung. auf 
Physiogpomik,  14g;  —  auf  Eraiehung,  149.  i5o;  —  ' 
auf  llioralitäti  i5i  —  i53;  —  ^auf  Rechtswissenschaft 
lud  gericbtiidie  Medicia,  i5$— 156;  — '  auf  die  Hail- 
kunst,  i56*-'i^. 

GeMrHWassersuoht,  Aefanlichkeit  derselbe^  mit  dem  g^^l- 
ben  Fieber,  io  Ansehung  der  verschiedenen  Perioden, 
IV.  85* 

Guthat  Fieher,  Jo$*  Prmnl^f  Schreiben  über  dasselbe,  I,  ; 
JUto  — - 155.  —  Was  alles  in  die  Geschichte  desselben 
gehöre,  i5o.  —  Vorsicfitigkeitsmalsregeln,  welche  der 
Generalgouvemeur  von  Litthauen  gf^gen  dasselbe  ei- 
griffe  i5t^^i53.  —  Fr^amentariscbe  Nachrichten  über 
die  ietate  Epidemie  in  Mallaga  etc.,  II,  133  — 149.  '*^ 
Die  UebejhAndnehmurig  des  Üebels  wird  der  Hegieranv 
fur  Last  gelegt,  124.  i25.  —  Heil vei fahren  in  der  er- 
sten Periode  mit  schweiüstreibenden  und  ausleerendjui 
Mitteln,  Weiiieeaigbädsrm  undOeleixueibungon,  lO^.  S^ 


_     ig2    — 

£•  giebr  kein  SpHißcum  gegen  d«!  Uebel,  196.  — 
Sorglosigkeit  \p,  Anwendaog  cler  Präservations mittel, 
la^.  —  'Ckurianas  .V«r&cbonuiig»  137.  —  Beatätigte 
Hellsamkm  der  Oeleinreibfingen»  und  dabei  ^u  beob- 
achtendet y«rfahren,  139.  ^-^  Sie  mutaen  durchaus 
Durchfall  erregen^  und  taugen  nur  für  die  erste  Pe- 
riode der -Krankheit,  ifo.  —  Namensvereeichnila  der 
Peraoneo,  welche  durch  sie  gerettet  worden,  131.  150» 
,  Nachtheiiige  Folgen  der  Wied^reröfibnng  der  versdilos- 
aenen  Haliser,  135.  —  Eiiifuhrong  der  Kninkhatt  durch 
engestekte  Waaren,  136.  —  Erscheinung  der'&rank- 
faeit  in  ^licante,  tsS.  -^  Berichte  hierüber,  139.  — 
Muthmafcuttgen  über  ihre  EinfuhruDg  daaelbac,  140. 
^4^*  —  Warme  Witterung  begünstigt  die  Vjtrbr^itüng 
der  Epidemie,  t^l,  -^  Versuche,  qieselbe  gleichstm 
SU  ersticken,  142.  —  Mindeire  Verbreitung;  "unter  der 
arbeitenden  Klasse  der  Einwohner,  14^.  —  Die  An-» 
ateckung  geschieht  durch  Berührung^  i43.  —>-  Abnahme 
des  Uebels,  i44*  —  Aehnfichkeit  mit  der  Pest  und  Ver> 
achiedenheit  vom  Typhus ,  taS^  — »  Gleichzeitige  Er- 
ach  einung  einea  Insek's  mit  der  Aniteckung,  147.  — 
Preisaufgabe  des  Koni  gl.  Ober  -  ColleÄum  Medictim 
über  die  Ansteckungsweise  dea  gelben  Fiebere.  -^  Sie 
betriftt:  /.  Uebertraguog  des  AnstedLungütoffes  durch 
leblose  Substanzen.  —  //•  JDafur  oder  dawider  su  fuh- 
rendie-  Beweise.  -«  HL  VerhältDifs  jenes  Sto£Fee  iur 
Krankheit  selbst,  161.  —  IK  Chemische  Kenntiiifs 
dessdben.  ^  ^.  Dauer  seine a  WurkuhgsTennögens.  — 
Mehrere  oder  mindere  Empfänglichkeit  yersc£iedener 
leblosen  Substanzf>n,  162.  —  f^II,  Identität  oder  Ver> 
achiedenheit  der  Aeufserungen  der  Krankheit  in  Nord- 
amerika, in  Spanien  und  Livorno.  —  Endemischer 
Charakter,    j63.    —    Fischers  Bemerkungen    über    das 

Selbe  Fieber,  IV,  44*  ^^  Allgemeine  Reflexionen  übef 
ie  Unzulänglichkeit  der  bisher  gegen  dasselbe  enge* 
wandten  Heilmethoden ,  44  "*^  49«  —  Vernachlälsigre 
Hücksicht  auf  dem  chemischen  Assimilation^  •  und  Mul- 
tiplikationsprozefs  bei  contagiösen  Krankheiten,  49"* 
53t  —  Wichtigkeit  der  Bewegung  als  chemischer  Po- 
tent in  der  ersten  Periode  d  r  Krankheit^  52 — 55.  — 
Beschrätitheit  der  Gewalt  der  Kunst  über  die  erste  Perio- 
de der  Krankheit,  55.  —  üntaugiichkeit  reizvermeh- 
render Mittel  in  dieser  Periode,  $6 — 59.  —  Beschrän- 
kung des  Heilge&ch^fts  in  derselben  aus  Mäßigung  der 
Keacti«m.  59;  -  durch  Aderlassen,  welches  durch  Pur- 
firmittel  hier  nicht  erseut  werden  kaivi»  60;  .— •-  durch 

aulaer* 


—    Jj93    — 

äulserlichea  behutlamen  Gebrauch  rder  Kälte/  6r.  «-^ 
Termin  führ  die  Anwendung  des  schwäoibenden.  Heil« 
Verfahrens,  6i.  6p.  —  VertHeidigung;  desselben  gegen 
die^  uobedinute  Anwendung. der  Reizmittel,  6a — 66,  "^ 
Jacksons  Empfehlun^^desselben»  67  —  69.  — ' Eymanns 
gleiphlautende 'Meinung,  69.  70.  -—  Rasoris  5chwä-* 
cbendes  Heilverfahi'en  bei  einem,  ansteckenden  Hospi« 
tal^eber,^  71'.  —  /Ttir/ffj  übereinstimmendes  Uribeil/uber  • 
den  anfänglich  sthenisehen  Charakter  ähnlicher  Fieber, 
72r—74*  "^  Mehrere  aus  der  Analogie  der  Pest,  des' 
englischen  Schweifsfiebers  und  ähnlicher  epid^n^ischer 
Fieber  dafür  geführte  Beweise,  74—84.  —  Weitere 
•  Ausführung  der  oben  angeführten  Sätze>  85-^95.  -^ 
Unzulänglichkeit  jedes  einzigen,  allgomeih  zu  empfeh- 
lendei^  Heilverfahrens  b^im  gelben  Fieber,  93  —  96.  —* 
Proptiyl^ctisch  anwendbare  Mittel,  97.  98»^  .>^  '1  hera- 
pcutisches  Verfahren,  Qß  —  ^08.  —  Beweisgründe  für 
die  Richtigkeit  der  angegebnen  Prophylaxis,  iq8-^ii2. 
.-»  -Vorschlag  zur  Verhütupg  der  Ausbreitung  des  Ue« 
höls  im  Anfange  einer  Epidemie»  112.  — ,  Zweifel  ge- 
gisn  die  Behauptung,  dafs  ohne  unmittelbare  Berüh- 
rung die  Ansteckung^  nicht  geschehen  könne,  ii3.  — 
(Nachricht  von'  der  Epidemie  in  Livorrio,  X14 — lap* 
— -  Entstehung  derseriben,  n5-*H7.  — ■  Beschreibung 
der  Krankheit,  117 — 122.  —  Leichenöffnung,  122  — 
is4*  —  Zunahpid  der  Sterblichkeit,  js4*  —  identit^it 
der  Krankheit  mit  den  Epidemien  von  St.  Domingo, 
Mallaga,  u.  s.  w. ,  und  ihr  eigenthümlicher  Charakter, 
125.  —  Einige  allgemeine  Bemerkur^en  über  den  an-^ 
cteckenden  Charakter  der  Krankheiten «  t26 —  129.  -— 
yors<!;hla'ge'  zur  Verbütung  (ies  Einbringens,  anstecken» 
der  Krankheiten  von  de/ Meeresseite,  129 — .171»  •— 
tJügrund  der  Meinung,  dafs'  kältere  Beschanen&^t  i.et 
Liift  die  Verbreitung  des  gelben   Fiebers  hemme »  129 

—  t3i.  —  Dringende  Nolhwendigkeit  streiSger  Vorbeu- 
gungsmittel, besonders  in  Häfen,  i5i  — 140.  —  Vor- 
schlag  zur  Errichtung   schwimmender  Lazarethe,    i4i* 

—  ^räsiervätiv- Seekodex >  enthalt  1  x)  Untersuchung  der 
angekommenen  Schifte,  142.  -^  d)  Organisation  der 
Gesundheitskommissioil,  143.  144«  —  ^)  Besuche  der- 
selben; i^  — 148.  —  Quar^htaiue  auf  dem  Ankerplatz» 
148—65.  —  5)^uarantaineho8pithäler,  i55.  — r  6)  Rei- 
nigung dpr  Waare,  161  — 167.  —  Liste  der  zu  centu- 
macirenden  Waaren,  167*  —  Nicht  ansteckbare,  weU 
che  a)  im  Lazareth  gereinigt  werden  müssen;  ö')  welche 
am  Bord  bleibeu  kann,  168.    — ^    Parfüm,  welcher  im, 

Journ.  XÜl,  B   4.  St/  ^ 


—    194    — 

Bfaneiller  Laxtretb  gebrt«dit  wird»  I^  170«  -—  Mor- 
f«0«V  Aäachfruneen,  I7f  •' ' 

OMsyckr,  Umgekebrtet  Vcrhaltnilj  denelbeii  mit  der 
Heftigkeit  des  Deüriums  im  gelben  Fieber,  IV»  iig. 

Gicht,  Periodiscfae  Anfälle  derselben  wurden  durch  ge- 
lind reifende  diaph^etica  gehoben,  I,  33.        ^ 

Qouimrdsches  ßteiwauer.  Seine  Anwendung  Ibei  Frakta- 
rtn,  II,  77. 


H. 

MdmorrhoidalblntflUsse,  Empfehlung  der  RAfskaicuiieB* 
fruchre  gegen  dieselbe,  III,.  188. 

Harnabsonderung^  Verminderte,,  die  tuf  den ' Gebranch 
der  Csniharidensalbe  erfolgte,  I,  c5.  —  Nutelidie  Ver- 
mehrung derselben  bei  einer  Apoplexie  durch  den  Ge« 
brauch  des  Phosphors,  I,  58. 

Hauihankheiten,  Alljgemeikie  Aetiolngid  derselben,  IV» 
5— ;2«>.  —  Nächste  Ursache  derselben,  5,  —  Verschie- 
denheit des.  Verb äittaisses  der  Lebenskraft  nnd  der  £in- 
Yvürkung  der  entfernten  Ursacl^en,  6.  —  i.  Fehler  des 
dynamischen  Verhilluiisses.  7.  -^  Eintheihing  demselben 
in  \)  allgemeine;  9)  örtlich  auf  die  Haut  wirkende  Po-> 
tenzen:  a)  idiopathisch,  g;  -*-  ^)  svmpathisch  wie  ga- 
strische Reise  und  ähnl.,  9:  —  antagonisdsches  Ziuam- 
mentreffeh  eines  verschiedenen  dynamischen  Verhilt- 
nisses  in  demselben  Or£;aaismus,  10.  —  IL  Qualita-^ 
tire  Fehler.  —  Eigenschaften  der  Haut,  durch  -welche 
sie  jenen  Fehlern  vorzüglich  unterworfen  ist,  ii»  — 
Eintbeilüug  derselben  in  i)  allgemeine,  aU:  d)  vet* 
schiedene  JDyscrasieh;  b')  manche  Gattungen  der  Nah- 
rnngsmittel;  c)  Uebermaafs  ders(4ben;  d)  metallische 
Vergifiungen,  12,  r3.  —  aj  Oertliche^  a)  verschiedene 
Contägieii,  i3;  —  b)  verdorbene  I'uftj  —  c)  unter- 
drückte Ausdünstung,  14 ;  — '  Anlage  iu  Hautkrankhei- 
ten (disposUio  psorica),  14.  —  Ilire  veranlassenden  Ur- 
sachen: i)  Angeborne  Anlage,  if)^  —  2)  Kindheit  und 
Alter.  —  3)  Lebensart.  —  4)  ^^inna .  16.  *—  Würkun- 
gen  der  Hautkrankheiten,  17.  —  Wichtigkeit  des  Uii- 
terscheidens  derselben  von  den  Ursachen.  —  Nachtheile 
der  örtlichen  Unterdrückung  eingewurzelter  Hautkrank- 
heiten, iS.  19. 
Ikünsithr,  S,  j4rzi, 
-^nchfutetHngen,  Nutzen  der  kalten  Bähungen  bei 
Mtlben»  11,  5i.  ^  Bekämpiiing  der  häu%  als  Symp- 


'tom  ddn«Tbeii  ansutreffendeil  t.eib^verstopiung;  durch 
reizende  Klystiere,  3i.  33..  ^—  Wahrnehmüog  der  Blind- 
N  heit  eines  Au>^ei  ili  Fol|;e  einer  Himerichtittefung,  32. 
33.  -*^    Nachtheilige  ,Nebenwurkdng(en   der  kältete  Fo- 
mentationeo  bei  Uimftrschütterungeh ,  IV,  tzS  — ^  25-  *-~ 
Verbesierte  AnWendtingtart  des  genannten  Mittelt  >   q8 
—35.     8.  Kälte, 
Node.    Das  spätere  Herabkommdn  teines  &oden  ^k^na  Ku 
Irrutigtfnt  verleiten,  II,  t lo.  •— Diagnostik  und  Beför- 
derung des  Herabsteigens>  iti.    — «   Beispiel  eines  Irr* 
thums  dieser  Art,   itt. 
^  HaspUal,    Ueber  das  in  dem  Mosköwisclien  Erzieliiings- 
hause  errichtete,   I^  95 — '  >20k   —   Tabelle  der  darin 
behandelten  Personen  und  Krankheiten,  ^5  —  io2&*  *^ 
Zvt^ck  «od  Einticbtung  der  An^^tslt,  kos — tö6. 
%    Hornhaut.    Zertheilung  einer  Dunkelheit  derselben  durch 
*  äulsere  Reizmittel  üud  Morkorialpurganaen,  I>  76 — 80. 
Hydrargjrrum.  muriuUtum  mite,    S.  Mercurialla^, 
Hydrargymm  vraecipHätum  rubrum,    Anwendung  dessel- 
ben bei  Ophtfaalinien,  II,  36.^ 
HydrocBphatus,    Würkung    des  inberh  WaSserkopFs   Huf 
die  Hirnsubstana,  III  ^  6.    —    G^lts  Erldärungen    der 
'  Möglichkeit  der   unversehrten  BeschafiPenheit  der  Gei- 
steskräfte   beim,  innern    Wa9SerkDpfe>    28.   '*—    tJnge^ 
störte  OenAra^ionsiunktion  bei  demselben,  7^. 
Ifydrops  cysticus,    Heilung  desselben  durch  Quecksilber 
nnd  Opium,  I,  da  —  ^o.  • —  Seine  Eotstenung^  22.  26. 
—  Heilung;  26—49.   —    Verbindung  desselben,  37  — 
*'44.  —  Ihre  Entstehung ,  3g.  ^  Behandlung  mit  aufö- 
senden  Mitteln»  4^.    -7-    Vorzüglicher  Nutzen   des   ex^ 
'  traeii  xheiidonii^^^o^  ^^(  '     ' 

HjoscYamms,    Anwet^dung   des  Extfacts  demselben  gegen 
Leioesverstopfung ,  I>  33, 

I. 

Iris.    2ttMmmen,ie1iuiig   und   LahtUtane    darielböd,    kla 
Fol|«  «oer  übel  behandriten  Ophtbumie,  1,  79. 


K. 

Kälte.  Nutaen  ihrtr  ortlichen  Anwendung  bei  Ambljö« 
pie>  l>  60»  «^  Beim  Beben  "der  Augenliederi  6d*  **- 
EinOnb  der  Kälte  auf  die  Schutzpocken,  114.  -^ 
NutaeQ   der    kalten  Fomentationen    bei  QaeticfanngeA 

N  A 


-    igS    - 


'Beim  ^e.!H9  Ftaber,  6i.  tr,   loi. 

Aa£o«Q9^   demAbea.   ia  Wa 
des  Bf^it»,  U.  I?i. 

n,  6S.  --. 

XimUet^enrJMfr,     PiUjJIcic 

gcftcn  Puber.  IV\  8«. 
jtr**-**j  ifl  4ca  firaacaiy  II,  64 — CS-  —  CF: 

«■d  EiaftMamg  dm  üliwvs.  GcbraadK» 

Ifclie  EiöS-sma^  dervclbea,     «oUd  ma 

gtbhdez  hmz,  —  G-uid«  daCw.  K-  —  Das 

gen  ff<isauc  sidit  vor  de»lckki^  Ve:binHagrc>»  6^. 

K.ohlt'ipuhcr,     Xlm^^JZD^   Ar  Si-*£e   der  ~ 

oer  £pi<Len»ie  gntorbeaeii  nit  denas&b^«  »  .^s  Prj 

tir  d^r  ireif«r«xi  Vtrbreixmog  der  K-zcibek,  HI»  1S7. 
Koh/rfuaid^'.     Ibre  WCiäu«o^  ^'S^**  Liastoisunie«  S^  xi^ 
Kopt^^tcM*uI»t  eine»  z-eii^eb  :«ro««  Riodet,  II,  53.  -— —  ftw 

Z«^beJ-.ng  dnrrb  äoiserii  Dni^k,  3^ 
^opf'wurä'.t .     Eicficbe    B^biodlaag    der    Qtutlmy 

am  Kcp'V,  :I.  29.  —    Wamang  ror  ekcrbefiordecBScB 

Mitrela     \o :  tot  xh   gutT  P/f>^Afinr,  3l. 
Kräitr.     Si?  'vrird  curcb  d.e  Vaicinatioa  siebt 

I,     il4'    —    £«^MbneuBg  deneJbcn  ii 

oigfacber  Betcbwerden  der  Bmsc   mid  dci  Uaterlcibeiy 

Krankem  fiJiui.     S.   fi<osßitMj, 

Kranikeii*"* ,  '«vficbe  ia  Lütbaoen  aai  owistea  aBcvtnJl 
ieii^  werceo .  I,  i54-  —  Kraakbeitea  der  Imsd  ItugCB 
n,  5 —  I2J.  —  Topoerapbie  der  Insel,  6  —  9.  -^ 
Frodskie,  9—13.  —  Rlima,  i3-»i5.  —  Bcw^lkeraag, 
15— i&  •-  Gcbunipflege,   lg  —  sou  —   KxaakbcKC»^ 


'   ,wi».  iie  lA  vehMzliiecl^iieii  Jahressoitcn  l^cmclieii ,,  ai  — 
sgk    —    Einzelne  KraokheitsfälM,    und  deren  Behand* 
lung,  2$ — 12a;    und  zwar  diirurgiscbe.  aj' jgeqüetschto 
Kopfwunden,  28»  -r  35*   S«  Kopfiffunden,  —    fj^  Ves» 
ücbiedene  Augezikränkkeiten,  35 — 53.  ^  e)  jFIiefsenda ' 
Ohren  ^  53 — 5j,   S.  Öhren.  •—  ^  Zatinschineraen ,  57. 
58,   -rr^  e)  VewcWMkkung  fremder   Körpbr,   58.  .— r  ^J» 
Rheumatische  Drüsengeschwülste,  59  —  6r.  —  ^  Krank« 
heiten  der  Brüste,  61 ' — 63.  —  Empfehlung  des' Selbst* 
«äugen«,  61  —  63.  —  Verhütung  und  Behandlung  des 
Wundwerdens   der  Warzen ,    63.    64.    — .'  Knoten    ia 
den  Brüsten  ,64 —?  68.    '—    S,  Knoifin,    «i-    A)  Krebs, 
§8^ — yo:  $,  Krehs^    —    i)  Bjnnbrüchfs^  70 -»  82.     $. 
Beinbruche.  -«  Ar)  Verrenkungen,  8a^84*    **"    0  Eine 
jErsishütterung  deaVRuckenmarks,  8J--793. .  —    Nutsea 
-   der  Valeriana  bei  derselben,  93.  — r   ?n)ihrüchea  94'^* 
t:io. '—  n^  Späteres  Herabsteigen  qines  Hoden  aue'der 
Baachh^hle,   iio  —  ii3     S,  Node,    —   o)  Abscesae  i^ 
jier  Gegend  dejp  Wichen,  ii3-*llS^    S,   Weichem,  «^ 
p)  Stein,  118 — lax.    S.  Stein,  —  - 

Krankheit  ifon^Siatn,  IV,  i3ä.     S.  gelbes  Fieber. 

Krebs,    An  den  Brüsten  kömmt  er  am  häufigsten  yor,  U^ 
68-  -—  Bewährte  empirische  Mittel  gegen  ihn«*  ^»  '63. 

.    1»  Vorzüge  des  ^chnitts,'69.    , 

Krebsauge,    Etstirpation  desselben,  11«  39*^  ' 

Kuhp0cfMi.    S,  SchUtzpöcken»., 


■     X 

ISkmung,  Eine  durch  Kälte'  veniriachte  Lähmang  der 
Gealchtsmuskelu ,  II,  14g -^I53.  — -  £ntstehnnff.  dersel^ 
ben«  150,  —  Entdeckung  der  UrsAche  und  Heilung» 
151.  —  Einige  Gedanken  über  die  Verschiedenheit  der 
Würkungsart  >der  Kälte  in  Erregung  d^s  Eheiijnalisiyiue 
vnd  det  I^hmung,  i5f.  i52, 

Laudanum.    ^S.   Opium,  * 

Leibesoff'nung^  Nutsen  ihrer  Befördefung  bei  Beinbrüchen« 
II,  72. 

Leucoma,  Nutzen  des  BaUUngerBchea  Augenpulvers  ge- 
gen dasselbe,  II.  Zy,  38.  " 

Liniment,^  .flüchtiges.  Seine  Anwetidung,  gegen  Bel^  dftt 
Augenkeder,  i,  68* 

Luftröhre»  Eine  dhrch.  eine  heftige  Brä^uiie  veranlAfiite 
Vereiteruiig  derselben,  l,  i3ß  —  149.  —  Entstehung 
der  Krankheit ,  Behandlung  der  jingina,  i37  — 14^*  — 


—    194    — 

BfaneiUer  Lanretb  gebrt«dit  wird,  i6^  170«  — -  Mor^ 
f«0«V  Aiachfrufigen,  I7f  •* ' 

OMsyckr.  Umgekehrtes  Verhiltnilj  derselben  mit  der 
Heftigkeit  des  Deliriums  im  gelben  Fieber,   IV,  iig. 

Gicht,  Periodische  Anfälle  derselben  worden  durch  ge- 
lind reifende  iUaph^etica  gehoben,  I,  s3.        ^ 

Oouisrdsches  ßUiwasser,  Seine  Anwendung  Ibet  Fraktn- 
ftn,  II,  77. 


H. 

Mdmorrhoidalbbaflusse,  Empfehlung  der  R^rskastanioB* 
fruchre  gegen  dieselbe.  Hl,.  188. 

harnabsonderutig,  Vermiffderte .,  die  auf  den  Gebranch 
der  Can^haridensalbe  erfolgte,  I,  c5.  —  Nutalidie  Ver- 
mehrung derselben  bei  einer  Apoplexie  durch  den  Ge- 
brauch des  Phosphors,  I,  58. 

Hauihanfüieiten,  Allgemeine  Aetiologid  derselben,  IV, 
5— P'>.  —  Nächste  Ursache  derselben,  5.  —  Verschie- 
denheit des  Verhältnisses  der  Lebenskraft  nnd  der  Ein- 
Yvürkung  der  entfernten  Ursacl^en,  6.  —  i.  Fehler  des 
djnamischeil  Verhilltnisses.  7.  -^  Eintbeilbng  de^seJbim 
in  \)  allgemeine;  9)  örtlich  auf  die  Haut  wirkende  Po* 
lenzen:  n)  idiopathisch.  St  *-*-  ^)  svropathisch  "wie  ga- 
strische Reise  und  ähnl.,  9:  —  antagonistisches  ZUssm- 
mentre£feii  eines  verschiedenen  dynamischen  Verhalt- 
nisies  in  demselben  Organismus,  10.  —  /A  Qua^ts•^ 
tiro  Fehler.  —  Eigenschaften  der  Haut,  durch  weicht 
sie  jenen  Fehlern  vorsüglich  unterworfen  ist,  11«-^ 
Eintheiloog  derselben  in  i)  allgenaeine,  als  t  d)  vtt* 
schiedene  JDyscrasied ;  ^)  manche  GattungeU  der  Nah- 
rungsmittel; c)  Uebermaafs  derselben;  d)  metallisdie 
Vergiftungen,  i2,  r3.  —  a;  Oertliche^  a)  verschiedeoe 
Contägien,  i3;  —  b)  verdorbene  Luft;  —  c)  onter- 
drückte  Ausdünstung,  14 ;  — '  Xnlajge  au  Hautkrankhei- 
ten (äispositio  psorica),  14.  —  Ihre  veranlassenden  Ur- 
sac)len:  i)  Angeborne  Anlage,  i5.  —  a)  Kindheit  und 
Alter.  —  3)  Lebensart.  —  4)  Klima ,  i€.  —  Wirkun- 
gen der  Hautkrankheiten»  17.  —  Wichtigkeit  des  Ua- 
terscheidens  derselben  von  den  Ursachen.  —  Nachtheile 
der  örtlichen  Unterdrückung  eingewurselter  Hautkrank- 
heiten, iS.  19. 

ffeilkünstlhr,     S,    ^rtt. 

Nirnenchütternngen.     Nutzen    der    kälten   Bähungen    bei 
dfAtelben,  11,  5i.  —  BskämpliiBg  der  häufig  aU  Symp* 


'-  •  I 

Nen^mt.     CalVs  Meinung  über  dictelbtn.    S*  Gehirn. 
Nervus  4uphatorhitalir^     Die  Durchschneidung    desselben 
wird  gegea^  das  Bebea  der  Augei^Uede^  tmpfobleo»    h 

68.  69*  '    \  ' 

Nictieatia^     S.  jluf^enlifder,  * 

Ifm/söl^    AeuCserliche  Anwendung    desselben   g*g^B  Ver« 

dunkelungen.  der  Hornhaut«  I,  78.  , 

Nymphomanie,    Einige  von  QaU  bemerkte  Sftcbeinuseea 

dmdben,m,  73.^ 


OeL  Aeufeerlidbe  Anwendung  det  TeipendnöTi  bei  ei- 
ner Kothfittel,  I*  34*  —  ^®i  fflulichten  Gescbwu- 
reu,  36.  *—  Innerer  Gebrancb  des  Leinöls  gegen  Be- 
•cbwerden.  de&  Uiijcerleibes,  127«.  —  AeuUctrer  Ge» 
brtuch  des  Mandelöls,  bei  fliefsenden  Obren,  II,  5j\, 
'  ^5; —  inberer  bei  der  Ruhr,  i5a;  •?—  bei  Urinver« 
lialti^ngen^    ka.tarr^aliacben  J^i^i^llen ,    Brustent^ündun« 

,  gen  und  Nacbwel^eil,  165.  —  Ui^wurksanikeit  der 
Oeleinreibungen  bei  der  Pest,  IV,  76«  —  Ueber  die 
AnT^emiluifg  d^rset^ben  im  gelben  FieDLer«  II  •  126.  isg. 
i5o.  i3i. 

Ohren^\  l^itti^tt  Au^flufa  aus  denlelben»  If»  5a.  —  Ge- 
fahr der  Vernachlälaigung,  5a.  —  Behandlungsart  nach 
Ver&^tit^enhei^  der  Ursache,  ^3—57. 

Oleum,  amygäaiarum,    S,  Q«/. 

Oleun^  Uni.     Sv  Oel. 

Oleum,  threhin^hinqe»    ^.  Oel^ 

Oph^otmie,    S,  Äugenen^ündUng^ 

Opium.  .  Anwenjclung  desselben  gegen  Sackwassersucht»  I» 
08;  —  gegen  LeiDfSTeratopfung  9.  3a.  —  Innerer  und 
aufserer  Gebrauch  der  tiufiiura  opU  croc,;  gegen  Be» 
achwerden  der  Bruat  mpid  des.  Unterleibes»  laS,  IS7, 
— -  Nutsen  der  iinctura  opU'  bei  eingeklemmten  Brü- 
chen» U,  io5. 

OrgoiMÜehre.    S.  Schädellehre  und  Gehirnorganenlehre% 

Pmrflimt  im§en  man  aich  im  Marseiller  Lazareth  bedient, 

IV,  i6g.     ' 
Pemphigus*    Ein  durch  ^WAzelo/ina  geheilter  I,  lai  — 136. 

•—  Imicbricht  von   dem  vnrher^egangenan  Gesunflheitt- 


/ 


i 


wnmmdß,  isi  —  iiS*  -  — *  ErscktinoBg  d«i  Anm^ihfin, 
12S.  ^  Erktfimiiiic  d«M«lbcn  m\m  ptmpkigmt,  lag.  — 
Anwcndoog  d«r  Bniadtmmm,  i^r — 134.  —  £iiii^  ^ 
Aetiolocie  der  Rjankheit  b«cr  ffoid«  Fruen,  x55. 
P§s$,  Inr  olöulicbes  AuQioreii  Bach  euiem  hefncBB 
fituniie,  u,  144.  — '  Iiiflaram^toriflcb«r  Charakter  im- 
'••ibeo;    und  Ünworkianikeic  der  OaUuiieibiiB§«a»  lY, 


76.  — '  Vertcbieden^a  Verbalcen  g^cn  Hitse  nmd  Käts 
in  Egypcen,   oiid  m  Conscanunopal  oail  Saa3pma,     78- 

'Pßtechiae.  Heitoog  einaa  Fleckfiebera  dnrdi  Pbo^bor 
und  Th^nak,  I,  4q. 

Ph/»ß:iston  »oll  ein  fieftaadtheil   daa  Phosphors  acja»  J. 

46.  47- 

Motpkor,  Sein  Gebrauch  in  früheren  Seite«,  I,  45-^ 
56.  —  Er  ist  am  tbieriichen  Sobttansen  am  lai^eaten 

'  $u  getfiDilen ,  4^.  47*  **  ^i*  ehielt  seine  Corrocivitit 
yiOB  der  Säur^  und  d^m  Phlogiston,  47-*  *"  .Seine 
liraDipfs tillende  ond  schweiTstreibende  Kraße,  43.  49* 
»  Vortcbläge,  ihn»  und  2war  ^orxöglich  dae  aua  den 
Knochen  ber«Mtete  Sata  haJOger  xu  gebnnchen,  50. 
^r.  —  ErftobruMgen,  welche  seinen  Nutaen  in  mehreren 
Krankbeiteli  beweisen,  5i  — '  54-  —  Sein  aoHMro*  Ge- 
brauch, 54«  —  Tab<;lie  der  Kjrankheiteqt  in  wddien 
er  sich  nuulich  bewiesen ,  55.  —  Schrifcen  über  aeine 
.Heilkräfte,  56-, 

"Phosphors nurc*  EUttt  g^goo  Zahnfanle  empilohleo,  II,  t5j, 
S.  Zahne. 

fleurothotonus  universalis.  Heilung  desselben  durch  Phos* 
phor,  I,  5a. 

Praecipilat.     8.  Hyd^rarfayram  praecipiuuum, 

Projhtvia.  EmpFeblung  der  Rolskastanianfrikhte  gegen 
schleimigte  und  wafsrichre,  III,   188. 

Purf^irmUtel.  ErnpFebluiifi  derselben  in  der  eziten  Periode 
des  gelben  Fiebers  >  IV,  100.  / 


Üheumatisnms.    Anwendung    des  Phosphors    gegen   den- 
selben, I,  52.  ' 

Rote.    Das  Waschen  des  Auges  bei  einer  Rose  am  Ko- 
pfe erregte  Amaurosis,  II,  44. 

Jiosenariifrer  Ausschlag,    Ein   durch  kalte  Fomentationen 
veranlafflter,  IV,   a6.  37. 

^ofshasianin.     S.  Corttx  et  fructus  hypocasianU 
mulinier,  xnediciniscber,  X,  10 — aa.  -^  Unterscheidung 


dl^sselbeii  vomArxteV  il.  -«-  Grund,  seines  ^mpiriscken 
.  Verfahren^.  —  UnmilälÄigkeiL  eigner  Bildungaaiifetaltea 
für  Routjmers,  I3.  —  £intheilung  dersnlböa  in  j&Wei 
Klassen,  17.  i6*  -^  Vorschläge  zur  Sonderung  derseU 
ben,  und  aar  eiagescbränkteren  BefiigniÜs  -der  Routi- 
nierit*  der  niederen  Klasse,   tq    S20.  ,   . 

Rügfn,  Medicinische  Orubefchreibung  der  Insel,  II,  5. 
u.  f.     S.  KraAkheUen.  •     '  ♦ 

Rühr,  Seltenheit  derselben  auf  der  In«el  Rügen j  II,  Qi. 
•—  Heilung  derselben  durch  Mandelöl«  gumnU  amlf^ 
und  iaudanum$   i53^      . 


» 

SalmM,    Aeulsere  Aifvrendung  desselben  bei  Verrenkun-' 
gen,  II,  83'    —    Bei  einer  Erschütterung  d^es  Rücken- 
marks, 88.  ,         '        * 

Säuren,  Nachtheile  iLe%  Gebrauchs  derselben  in  dei  er« 
steik  Periode  des^ gelben  Fieber«,  iV,  6i. 

Sackwas§ersuch$,     S.  Hydrops, 

Salzsäure,    S.  Acidum  muriqiicum,  , 

Söf^ßdeli  und  Organen '  Lehre,  llt,  %5  —  Xl4»  "^  Nähere. 
Bestinnrnng  derselben.  25.  -*<  Dreifache  Verrichtung 
des  Gehirns,  und  Bi^weis,  da£i  es  das  Organ  der  Qei* 
atesverrichtttngen  ist«  26-  —  Die  Hemisphären  enthaU 
tan  dio  eigentlichen  Organe  des  Denkens*  27.  ^- 
Beantvrortung  der  gegen  dieae  Behauptung  gemachten 
Einwürfe,  38— ^3o.  -—  Die  Symmetrie  der  Himwin« 
dangen  stehe  mit  deren  Vollkommenheit  und  den 
Geuteskräften  ih  umgekehrten  Yerh^tnissen,  3r.  •— 
Das  Gehirn  ist  nicht  oeelenor^an ,  sondern  ein  SammeK 

•    plats  von  Organen,  3i,  —  Beweise«  dafi  jede  Seelen- 

.  xraft  ihr 'eigenthümliches  Organ  habe,  3'3 — 34*  *—  Er« 
kiärung  des  Wlschens  und  des  ScbltUs,  34;  —  dea 
TräUmeBa,  36;  — -  des  magnetischen  Somnambulismus 
und  des  VWdmsinns,  36.  —  Möglichkeit,  an  der  äus- 
seren Oberfläche  A^a  Sehädels  individuelle  Anlagen  sfx 
erkennen,  36 — 5o.  — -  Die  KraftäaCierang  eines  Or- 
gans steht  mit  dessen  quantitativer  Entwickelong  in 
Verhältnils,  37,  —  Bestimmung  der  Form- des  Schädels 

'•    durcli  die^des  Gebims,  38*'  —  Beweise  dafiir}  a)  die 

-    Lage  der  einseinen  Qrgane  nach  bestimmten  Gesetzen, 

38.    —  ^)  Das  Paraliellau£en    der^  aMÜseren    Lamelle 

-des  Säiädels  mit  der  innem  ^    bis   au   einem .  gewissen 

Alt^r,  Bg.    -^   c)  Die  Modifikationen  dek  Form   dea 


Scfa^del«  jiurcb  die  Gebart   komijni    die    dae   Geliiffit 
nicht  be.«timmeii,  40.  4i-  — *  <0  ^^  Schädel  jfiwd  aacb 
daaü  durch  das  Gehirn  geformt,   wenn  seine  Knochen 
schon  Tprwicbfpn  sind,  4^"~'4^    ~*    ")  ^**  KrystaUi- 
ettion^ges'  u  der  Qssifikation  ist  der  lebendigen  Tb»tig- 
keir  des  Gehirns  untergeordnet.  146.   — *•  /*)  Die  £rhe> 
beoheiren   des  Schädels   werden   nicht  von    den   enlie^ 
gen  'en^Iuskeln   hervorgebracht,  47*    *""   S^  ^bpelune 
und  UnvoUkommenheiten    des  Geliims  «södtbciren  die' 
Form    des  >*chäiieU.  47*    *"^    l^i^   gesdiieht   im    Alter 
bei  Was«e: köpfen,  48;  —  beim  Wehnsinne  o^d  Sdbst- 
'    jnord,    ^9;   —   und   bei   blödsinnig  Geborgen,   5o.  «- 
Unrersuchung  der  Frage,  fTir  wvlche  GeistesanUgen  Cr* 
gaue  zu  sucbcfi  sind,   61-^61.   — ^    £in  Sita  der  Seele 
im  Allgemeinen  ut  nicht  ansogeben, '5l.  — -  Die  Voll- 
komraenheit  und  Menge  der  Organe  eipet  Thieret  b^ 
st  mraen  "sein  Percepdonsvermögen  und  begränsen  da- 
b:  r  beine  Welt,  5q*    —    Gmndlpter  Unterschied  swi- 
schen  Verstand  und  Instinkt.  $3.   -«-  Nor  fiir  einsäe 
bestimmte  Fähigkeiten  kaiin  es  Organe  geben.    54;  •— 
nicht    aber  für  Kefulcate    mehrerer,     oder  lur  solche 
Dinge,    die  allen  gemeLnscha&lith  cokommen,  '55-  56; 
—  nicht  für  die  $tuFen  des  Empfindungivermögene.  für 
'  ASecte  und  Gewissen,  67;   ^--  nodi  für  die  VemnBfi^ 
.  58.   — -  Die  moralische  Freiheit  kann  mit  der  Angebo« 
rcnheit  unserer  Neigungen  beitdien,  59*    — *■   Zuläfsig* 
ke't  der  Vergleichung   des  Menschen  mit  den  Thieren 
zur  Entdeckung  ^einzelner  Organe,   6o*    —    Mittel,  de- 
ren   sich    Gail    zur  Auffindung    einzelner    Organe    am 
Schä  !el  b'-dtente,  ßj — 6g*  —  ä)  Vergleichung  der  Fä- 
higkf  irf>n  und  Neigungen   einzelner  Menschen  mit  dem 
Baue  ihres  Schädels  im  gesunden  Zustande,  6a*   -*—  ^) 
Uncersocbung  der  Bajis  des  Gehirns  und  Schädels  nach 
dr:m  Tode;  -i-  c)  des  Schädels  der  Wahnsini|igen »  65. 
64*  —  ä)  Be/b^chtung  des  £in(luss*M  der  Verietningen 
des  Scbädeli  auf  Gei^tesfähigkeiten  und  Neigungen.— 
Unzuver  äfsigkeit  dieses  Mittels ,  65v^-66.   -—   e)  Verglei- 
chung  de$  Schädelbau«!   der  Thiere   mit  ihren  Fähig- 
keiten und  btider  mit  denen  der  Ii(enschen.  '^^£')'Dm% 
Abformen  d«>r  Schädel  in  Gips ,  67.  —  gr}  Beobachtung 
der  Stufenleiter  des  Heravstretent  ei^aelner  Organe  bei 
den  verschiedeaen  Thierklassen.  -^Resultate  der  let«- 
tern,  68*  69.    —    Einfachheit  und  Doppelheit  der  Or- 
gane. — >  Gröfsere  Starke  der  auf  der  rechten  Seite  be- 
legenen, 69.  70.  —  Bestimmung  der  einzelnen  Organe, 
71  — 109.  —   i)Dieienigen,  durch  welche  wir  auf  die 


'•  Au&enwdt  vrurkeq.  a)  Organ  der  GetchUchttlitlief  ^ 
dessen.  Sius  im  kleinen  Gebirne,  7( — 75;  4)  der  Kio-^ 
der •<  und  JttngenKebe»  75  ^  80 ;  .'—-<•  c)  der  Freundscbtft, 
8a;  •—  ^)  der  Rtufbegierde,  81  i—  e)  des  Mordeinas, 
62—85  — /)  der  Schlauheit.  85;  ^  ^)  des  Di<«bssinns, 
86**8g;  —  K)  der  Gutniutbigkeit,  gg;  —  n  des  Par- 
steilungivermögens»  90?  •—  k^^w  liuhmsiucnt ,  gi;  ^ 
/)  der  Beb«rrlicbkeit»'  9^^  -<-  2)  Organe,  weldie  den 
Menschen  befahigeip,  das,  was  er  durch  die  Sin no  per- 
cipiit ,  genau^c  kennen  zu  lernein,  •—  a)  Organ  des 
.  Sachsinns »  92 ;.  -^  b)  ^e%  Ortsinus ,  g.3.  94 »  "*^  ^  ^^^ 
PersQneoainns ;  — *  ^)  des  Farbensinns,  95 ;  —  e;des 
Tonsinns,  96.  97,  —  V )  des  Zahlensinns  i  gg;  —  ^) 
des  Wortaions,  gg;  -«-^  A)  des  •Sprichsinns,  99.  rcc^;  •— 
i)  des  Kunftsinn«,  101;  «-  A)a<'r  Bedacht! ich l^t«  102, 
Iö3;  -^  /)  des  liöbesinns,  io3.*  104.  —  3)  Organe  Fi^r 
die  dem  Menschen  allein   eigenthümHche,  Geistesl^big- 

.  l^eitens  — m  a)  des  ?ergleichendtin  Scharfsinns^  iq5;  -— 
^)^des  metaphysischen  rieFsinns,  106»  -—  e)  des  Wit-* 
«es,  107;  —  d)  der  Theosqphie,  iq8  t-  Vergleichnng 
der  nationalen  Vefscbtedeiibeiten  in  Be^ug  auf  die  Sohä* 
del,  ro^«  ^x-  Physiognomik,  iio.'— -  Pathognomik,  11 1, 

—  Mimik«  iia. 

Scharlachausichlag^  Nutzen  des  Phosphors  bei  demsel- 
ben, I,  5i3*  *^ 

ScHarfachfieber ^  gutartiges,  I,  Ii4<  ' 

SchenMknochrn.  Bein^riCi  und  Bruch  desaelben«  IV;  173 
-*-476^  — ^  Entstehung -des  Bein&a£iea  und  £ntderkung 
desselben  nach  erfolgter  Fraktur,  179.  173.  ^-  Tödtli- 
cber  Aus|;ang)  174.  ^— ^  Anatomische  Untersuchung«  474 

•    —  176.  •     >      '   ^  ' 

SchieUn^    Moralische.  Heilart  desselben*  H,  4^«  . 

$cMaß    GaWs  Erkiärnng  desaelboiH,  35^ 

Schlaf /iufs^    S^  j4poplexie^ 

SchuiMpoohßn.  Bemerkuogtei  über  die  Impfuns  derselben« 
1«.8q— 'gl,  -^  Ihre  Verbreitung  im  weiureuijiischea 
Gouveraemenl:.  S^-^Sa»  — '  Mittel  sur  Verhütung  fal- 
scher K'uhpodcenimpfung,  Sß.  —  Auch  sio  gewährt 
vielleicht  emige  Sicherheit  vpr  Menschenblattem»  83. 

—  Ueber  das  Unschickliche  in  der  Benennung  „Kuh- 
pockengift'*,  84.  —  Etwas  eigenes  in  der  Impfmethode, 
85«  ■—  Vorschlag«  die  Lymphe  wieder  von  Kühen  su 
nehmen  t  87*  -r^  Das  Verlöschen  der  Impfpusteln  kann 
zuweilen  diiich  nette  Aufreizung  der  VVuiiden  verhin- 
dert werden  A  88.  —  Vorzug  der  /i^npf^rschen  Pocken, 
go«  — .  Verbreitung  der  Schutapocken  im  i.üdöatUchen 


Ponmem  durch  Prediger »  I»  tofj  —  %2o.  -*  Eaig» 
Scliwierigk.'  te:),  107.  109.  —  Erffthniogen»  trelcke  di« 
scbutzttr-d  •  Kraft  Tor  PockeoAstteckung  oewafaFen,  HO 
»—IIS-  —  Mf:hrni«l^g(! ,  tergebent  vnter^onfmene  in« 
pf'Dgua,  ri3.  —  Auf  MaicTJi  und  Scbarlacfafieber  ba- 
oen  «MS  kffini'n  E  nflufs,  Ii4«  —  Varmebrong  des  Fia« 
b-ri  bei  den  Scbutablaitern  duiich  Branntwein,  Nas«e 
u  d  Hirae,  ri4.-  —  Vorscbläge  a«  mebrerer  Verbrei- 
tung der  Inififiing  dtircb  die  Geittlichkeit ,    ii5  — Iia 

—  Jiutas  ßem^rkungen  über  die  Kubpocken»  11»  i5S 
•i—  i.'iy.  —  .Wrbreitung  derselben  in  und  um  Montjoye, 
l'.^.  —  Verbesserte  Impfungsmethode  mit  trockoier 
Ly.iiph^,  i.^4-  -—'Vergebens  untemommeae  Impfangea 
niviktn'^er  Kühe, '  i55.  —  Eingsna,  tvelcben  ciie  Vsc- 
ciaat.'oii    im   Omtred^partement  au  onden  antangt»    1«55.. 

—  S>'ltenh/flt  und  Unerheblicbkeie  des  Ausschlags  nach 
d- n  Kubpocken,  i54>  —  Empfehlung  der  loipfunn- 
vpr  ur  i>f».  mii  L}mplie,  welche  schon^  eine  eiterähnlidba . 
fi<!«cl>atl'eij li.it  «ngvoommen  h^t,  )56.  xSj.  —  Ritten 
Li'meikui»g  n  ilbcr  die  KubpockeniropfiiDg,  IV,  55*-* 
4^.  —  Lrste  Vr>i breitung  derselben  in  mnnx,  35.  — 
Bi'StärigU'  g  des  nacbtbeiiigen  Einfhisses  der  Luft  auf 
die  A'>R(((  kung^^fuUigk'ic  der  Lymphe»  36.  —  Verschie* 
dene  Impf '«tgsmethodcn  mittelst. dec  Lanaette,  36-» 
38«  —  1^^^  trockenen  Fäden»  38«  39t  """"  Portgang  der 
vo;g' nom  nenen  IiTip£ungen  und  verschiedenes  Verbaiv 
teil  der  Röthe  um  die  Pusteln,  59.  —  Seltene  Erscb^ 
niing  d&s  Ausschlags,  ^o;  —  eirtes  bemerkbaren  Fie* 
bers.  —  Gerinnbarkeir  der  Lymphe»  ^i,  —  Unwürk« 
aa;[nkeit  der  Impfung  bei  PerAouen»  wslrbe  die  Men- 
schenb'attern  gehabt.  —  Bestätigung  der  Sicherung  vor 
£  altern  dnrch  die  Vaccine»;  4?«  -^  Verspätetes  AufblUF 
h».n  dtr  Pusteln,  4^»  - 

Schftfäche,  Empfehlung  des  Driburg«!  GesuadbrynneBS 
gegen  die  meis'en  Formen  derselben», IM»  17g. 

^chwiichungsmiuel,  E.npfehlung  derselben  in  der  ersten 
Periode  des  gelben  Fiebers,  60  u.  f.    S>  gMes  Fieber, 

Schwtfshatire,     S,   j4cidnm  sulphuricum* 

Sckweißfifiber  der  E'.gländer.  Aehnlicfakeit  desselben  mit 
dem  gelben  Fieber,  IV,  77. 

fr^M^/'/fatr/.     Heilung  desselben  durch  Phosphoi;«  I»  5^ 

^cotoma,     Bewürkt  selten  Blindheit,   11^  4^* 

Sehen  t  schwaches.     S.  yimblyopia* 

SelLHmord,     Galts  Erklärung  desselben»  HI,  40* 

Senfteige,     S.  Sinapismen, 

Sinapismen,    ApplikaÜQB  denelban  auf  die  tebergegend 


■'.'•.: 

bei  einem  mit  mamugFahigen  Beschwerden  des  Unter* 
leibes  vergeaell^ichafceten  ipiutbrßchen>  (>  laß, 
>  Somnamluiismus.     GaiTs  Erklärung  desselben»  1IT>  '^S,' 
Staat,  «chwarzerrll,  4o*  —  Unheilbafkeit  deisselben  we- 
jgeh  der  spaten  £rkennung/4i*  ""^  tJrsachen  und  Heil- 
are, 4^ — 5o. 
^  Stein,     Wütkung  der- Bärentraube  und    der  Kohlensäure 
^'geg^n  Blasensteine,  1x9,  —  Ausschnitt  eines'  Steint  Aua 

'diner  weiblichen.  Harnröhre,  h;ü-^I2I. 
Sarrogäte  der  China /Kl,  166.^  s[  Wetliselße^ber. 


» ^ 


Tabelle  der  Krankheiten,  in  welchen  der  Phosphor  sich 
nüulich  bewiesen, 'I,  ^;  —  der  Kranken  und  Kirank« 
beiten  eines  Moskowischen  Hospitals,  gS—  120. 

TerpentinÖf.     S.  Oel. 

Testikel.    S.  Hode. 

Thederuches  Schafswasser.  Seine  AnWetndung  bei  Quiet- 
•diungen- der  auCsem  Bedeckungen  dea  l^opfes  H»  229; 
— -  ^ei  Frakturen,  77;  .-^  bei  Luxationen,   63. 

Tkränenßstei t  11,  io.  — -  Nächste  Ursache  derseib^ia .  5o. 
Ungewifsheit  der  -Hülfe  durch  4'^  gewöhnliche  Opera« 
tionaarc  und  Anwendikng  einer  n^uen  Methode >  5i. 

Traunu     Golfs  £rklärUng  desselben,  III,  35. 

tT^repan^  VnToIlk,ommenBeiten  desselben,  I,  91.  .92.  *--* 
Verbesserungsvorschläge^  I(,  gj.  93.  ' 

.Typhus,  Seine  Verschiedenheit  vom  gelben  Fiebet^-  11, 
145*    S.  gelies  Fieber» 

XJva  ttrsi.    fmpA^lung  ihre«  Qebrauctit  geg^  ien  Bla^ 

•eaatein,  11,  iiq^ 
Vrinveihaltung.    Nutsen  det  OeU  in  derselben  #,  II,  t5% 

P^accination,     S.  Schutzpockenintpfwng, 

Valeriana,     Ihr  Nutzen  bei  einer  Erschütterung  des  Buk* 

kennnirks>  II,  95. 
Verschlucken  fremder  Körper^  dabei  anzuwendende  Ope-» 

Nation,  II,  5^.  59. 
yerrenkiwen.    Wichtißkeit    einer    hinlängl-chen    Ezten^ 

sioa  beldenselben,  II,  8a.  —  Fernere  Behandlung,  gj, 

—  Verrenkung  der  untera  Kinnlad^e  und  deren  Bchand- 

l«ug.  84;  —  des  Rückgrats,  85. 
Vitriolsßurf,    S.  Acidum  sulphuriQum: 


I    \ 


ao6 


w. 


I,  60. 

W^tikteifM^r.  Eriniwniiig  «n  di«  5iiiza§pc»  dar  CUna 
M  d«Af«b«0  /  l!  I ,  ir>6  —  i  70.  —  Ccraap  krpatmnwii 
nnd  Mii'-U  vtfrdi^fien  (i«n  ctrcb  PUrs  unter  das  an* 
beimischen  ^if^'v/MtfÄr,  1^7  -^  Anwautttirgiarc  dimgi?» 
Ilen»  rffg.  '^  Bfittel  von  ^ermgjRv  Witdufloiluit,  169. 
—   Verhütung  dtir  Reckliv«r  170. 

fVtdeh^n,  Meututis-  he  £<Cf!rianimlnnf  en  in  doneibo^ 
Jl.  I  r3'  '^  Empfebiuiig  b»idigi»r  frofimai^  dmacibfliv 
11!^  114*  **  UenU  Felge«  ihrer  Venog  11g,  114^  — 
Fietnlöse  Beicbaffenbeic  «oAcber  Geecbwiicn  nnd  denn 
Fog-n,  if^.  rf5v  —  Abecefse  der  WeidunnpadL 
weiche  von  fremden»  von  innen  neck  anfiMSi  ou^m- 
den,  Körpern  ▼etenlelrt  wurden,  ii5;  —  voii  «mer 
jmrei  Jahre  lang  verhaltenen  Nidei,  it6;  ^-  ron  Wir- 
mern,  117.  —  Weber  ee  kömmt,  daSk  bei  Jiff^jni.biin 
Ab»<;ef«ea  keine  KAtbfieuIn  entitehaBr  riS- 

WArmer.     £«tirebung  ainer  Darmfietel  dnrcb  dieerfba;  I, 

So— ^0»  '^  Ihr  endemiscber  Charakter  aeß  anntTbaü 

einem    Mangel    an    gntem    Trinktraeier   smanacbraiben 

^€jn,    36.  '—  Dwrcm  £1  brechen    amylüne  Spnlwvr- 

Mer,  124« 

Z. 

Zähne,  Mit  auf  die  W#>{t  gebrachte  5  haei'^esähne,  IL 
f)j.  '•^  Empfehlung  des  phosphorsauren  Eliena  gegen 
fjie  eer/e#  der  Zähne,  167  —  16 1.  —  Unwurksam- 
k^*!!  der  Pbot^horftiure^  i58.  —  Eereitimg  de»  genann- 
ten Präparats  und  seine  Anwendungsart ,  169.  — -  AaU 
Forderung  i^u  mehreren  Versuchen  mit  demselben,   160. 

Zahfiau$hruch.  Würkiamkeit  des  Phosphors  aur  Beför- 
derung desselben,  l,  62. 

Zahn/aiwerge,  11,  58. 

Zährisckmarz,  II,  57. 

Zucket,  f/e^chmolzentr  und  wieder  flüssig  gewordener 
weiiser  Zucker  wird  h\%  Prä^ervatif-  und  Heilmittel  ge- 
gen das  Wundsaugen  Ati  Brüste  empfohlen,  II,  63. 

Zuckungen  t  aUgemeine.     5.  Pleurdihoionus, 


Bücher- Anzeigen. 

Taschenbuch  über  Seinbruche  und  yerreHkungen  für 
angehende  i^nndärtte  von^  L,  Lämmerhirt» 

Herr  General  •  Öiirurgut  Atursinna  sagt  in  seiner  Vor* 
r«de  SU  dieaem  Werk:  »Diea  iTa^ehen buch  für  Fraktu- 
»ren  und  Luxationen  für  angehende  Wundärätc  ist.voa 
3»  der  Art,  dafs  es  angehenden,  ja  selbst  altern  Wubditrs- 
»  ten,  die  in  diesem  yv^ichtigen  Tbeile  der  Cbirurgit*  nicht 
»gründlich  erzogen  sind,  allt^rdings  nützlich  werden  kann. 
39  £s  sind  (fährt  er  weiterjbin  fori^  iil  der  1  hat  w^rtU'^e 
ii  Lehrbücher  vai^handen^  datin  diu  Brüche  und^Veirea- 
3»  kungen  der  Knochen  nach  solchen  richtigen  Grandsätten 
» abgenandelt  werden,  als  in  diesem  Taschenbuch.  ,  Die 
9^.niehreiren  sind  entweder  zu  weitläuftig,  und  mit  so 
at  vielerlei  Meinungen  und  Behandlungsarten  der  Wund- 
väntte  durphwebr,  da(s  es  d»m  AnFahg<;r^  sthr  schw(>r 
9 wird«  die  besseire  Methode  f uszuw ählnn ,  und  solcher 
3!» daher  oft  fehl  greift,  und ,  verdöiben  wird,  oder  es  ist 
»alles  aus  andern  Abhandlungen  zusammengestöppelt,  gar 
9*  oft  aus  unlautern  Quetlen  geschöpft,  ohne  dafs  der  Ver- 
»fiksser  sein  eignes  Urth eil  beifügt«  und  solches  durch 
I» eigene  Erfahrung  bestätigt,  u«  s»  w.'\ 

Dieses  Urtheil  eikies  Kenneiis  ist  dem  Buche  die  beste 
Empfehlung.  Es  kostet  bei  H  a  u  d  e  und  S  p  e  n  e  r  ^  Schlofs- 
firtiheit  Nr.  g.»    la  G^. 


■UMMA^-A-aAMab 


jimerihanische  j4nnälen  der  jirzneikunäe  ^  Naturge^ 
schichte,  Chemie  Und  Physik,  nDon  D^J»  ji.  Albers^ 
iftes  bis  3tes  Stück ^  in  g;  Bremen,  bei  Sejffert. 
Preis   1  thin    14  Gr. 

Ungisachtet  diese  YDrtrefilicheii  AttnaleH  gäwiCi  kei- 
nem mit  dem  Zeitalter  der  Heilkunde  fortschreitenden 
denkenden  Arzte  unbekannt  sind>  und  in  dessen  Biblio- 
thek noch  vermisset  werden ;  so  glaubt  man  dennoch  das 
Publikum  im  Allgemeinen,  wegen  vieler  darin  enthalte- 
nen, sonst  nirgends  abgedruckten  Wlcntigeri  Aufsätze  über 
das  gelbe  Fieber  (yellow  Fever)  (ein  Gegenstand ,  welcher 
zeither'den  unermüdeten  Forschucgsgeist  beiühmter  Aerzte 
und  die  Aufmerksamkeit  so  vieler  Staaten  beschäftige), 
wieder  von  neuem  hierauf  aufmeiksam  machen  zu  müs» 
%tTt,  — •  Unter  mebrern  ausführlichen  Abbandlungen  über 
diese  schnell  verheerende*  Kiankheit,  befindet  sich  die  ei- 
nes «9.  Brotvn^l  D»  Ramsay,  C.  Caldvfell,  Anderson,  etc., 
nebst  Auszügen  und  Brreien  angesehener  Aerzte  in  Phila- 
delphia, und  Beobachtungen  und  Gutachten  der  medlcini- 
sehen  Gesellschaft  daselbst,  so  wie  noch  mehrere  andere 
hieher  gehörige  Abhandlungen,  von  deren  reichhaltigen 
Werth  sich  der  Leser  selbst  genugsam  überzeugen  wird.- 


Jb  der  CCfffinbitken  fcriofs  -  Biuklumdlrnng  su  Jena 
J6^0fide  /*vtar  iscUe,    medicinUthm  and  mimmalogiidtt 
Bücher  am  hrtgegetzte  Preue  ss  baäen. 

D.  j4.  .7.  6.  C  Batsch,  Analnitche  Tabellen  über  die  Ai^ 

ten  der  Mineralien    Ein  Venucfa  zu  genauerer  Beatioiiiiiiiia 

und  zu  eignet    '.  uQin^'iiing.  Mit  rxnem  Kupfer,  gr«  4.  si  gr. 

-*    L>es5r-n  L'ebeiaicbt  der  Kennaeicben   cur  Üeitiminaag 

dei  Mineralien  etc.  pr.  5.  lu  |;1.   —    beicrag  cur  BeridiD- 

|un^  der  L'rthfile  über  das  Brnwniiche  Syacem,    ron  e^ 

nem  prakiiscLen  Arrte.  6.  8  gl.    —    C^tmätguj  Plaruarmm 

horti  h:ttt:iici  Ouüuu -IcHeiuit.  fol.    a.gl.    -—     Cbrntpacim 

hvrti  b*.*taniri  Dueaht  ImensU-  4  '>i*j-  4  gl.  —   /).   G.  F. 

t.  iuctur   Beiträge  zu  den  neuetteo  Prüfangeo  der  fild- 

glzsur,  it  his  '*••  Siu  k.  S.  ZU  er.  -*  L)ic  rorxügiichittfn  Oifi- 

püanstu  iJeuiachiind» ;    für  dcoi  Bürger  unu  Landmau. 

6  ^7    —  Ij    C.  /'.  /".  Gntner,    de  Icsu  Christi  tnorte  i«r» 

«o«  vvmo^tua,  6  ma'i.  —  4  f^«   —  D.  F,  IV.  v.  J^bfvn^ 

Geictch^e  eines  epidriciscben  Fiebert«    8.  rSgi.    —    Joh. 

Jiiuj'iWs  «"^e«- !rrh-['^ysioIvpi«ciie  Scbriften.  A.  d    Laceip 

übers.  *-.  I).  J    Koilner.  NeBit  einer  Vorrede  v.  D.  A.  N. 

Schcrer    Mii  '1  K-uh  gr    6.    2  Riblr.   *—   A.  W.  D.  yord- 

hoj  I     r<h.v  -vir  den  thieritcben  Magnetiamua,  i  B-   laiL 

at  St.    ^r.  *;. ,     jedes  Slu'.k    16  gl.    —     O.    >/.    A*.   Schmrtr 

Cjruudzüg«  (Jcr  neuern  c):einUiben  Theorie;  mit  dem  Bild- 

niis»-  La  ots'er'a.  gbg    i  BtkJr.  1-3 gl.  —  Decsen  Nacfatriga 

2U     e'i  G'un  'ziigeit  der  neunrn  cben«i    hen  Iheo.Ie,  nebst 

eir.igen  NachhchLen  v.  Lavois-er'i  Leben  u.  einer  labellari- 

6chei:  Ucbfrs.  der  neüern  rhcm.  Zeichen,  gr.  g.    z  Btblr. 

18  *?'    -^  If    J.  H,  C.  Srhlrg^i  Ikljteriaiipn  Für  die  Siaiti- 

ar/jiciwisienftcbafc    und    prd^'iiscben    Heilkundf-.     iste   bis 

/,tc  San. ml.  Nebs    cincir:  ft  giiitr.  gr.  »:..  2  i  tbir.  —  De%^ 

ae.-i    '^amir.lurie:   a'.ii-r    bi>    Eii.ie   des    'ahrcs    i<^o2    für   das 

Fürst»  nihuin     vVeirri'r    er->c<   ear-nen    Mi  dlrinalrerordnun- 

g'-t:.   ?r.  b.    t6  K»".    —    S'brrifrn  r.'er  H'Tzogl.  Soc'etät  für 

d  "  gtrsammi'r  M  n^ralogie  vn  Jena,   ir  u.  2r  liaiid.  §r.  8. 

Mit  Kuj>f. ;  j'rJer  ßf.   1  Rthlr.   u  t^r.   —  Z?r.  J.  G.  Starkes 

H  iitJtj.icn  «ui   Kf;nnt:iirs   und  Heilung   innr-rer  Krankhei- 

ren    de-    rnr-p8''hlicbeii    Körpers«    %or2Ü^.ich   aus    eigenen 

|jt  oba(.hru':^en  und  Erf'ab:  j 'g^-n   am  Krankenbette   geio- 

gftii,    Mi-  il»;  5fn  Portrait.  aThle.  gr.  8-  ^  Riblr.  20  gr.  — *- 

Jiji/u/f:ifi.   (  iji'i>nfnuitio  tnräira  de  scrofufarum  na  iura  prat- 

senini  st^cni'i  o^an,m,  cn.:ti  rariorl  adjr.cto  et  labufis  aenetM 

ItluMtntn.    y[\i  2  Kupf    9  j:I.    —     Dr,  yU   IV.  E.   JViOel, 

PrtinUiae  I  lin/i'-  '''■^*  i-'ih-niinrtns    8  "'*)•    '  Pi  bir.    Ö  gl-   — — 

/;.  (r.  (ß.  At'-^-  LJ«;ra  rk.  ilbir  rle  <!iefij.  Kuhrepiilcmir.  ibre 

Lraa/  .'*n  u.B»  .  an  ;  .  nnch  A'-./w  scb**-!  Grund-.atzen.  6s^. 

Das  /'.TLrai-   d»-«  Hrn.'iHR   S  aik  von  Af^j  gestochen, 
(j  gr.  -i-  Das  Tortraic  <tes  La  oisicr  von  BqU.  b  gn 


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